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Sonntag 21. August 1927

Alus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

"

Pique Dame."

( Marmorhaus.)

Das Marmorhaus ist modernisiert worden: der Zu- und Ab­gang, die innere Einrichtung der Pläge, alles ist auf angenehme Weise bequemer und praktischer geworden. Der Innenraum hat eine neue, hellere Tönung bekommen, und so wirkt alles zusammen, um angenehme Raumeindrücke zu erzielen. Zur Einweihung gab es eine Uraufführung der Pique Dame  ", die Alexander Rasumnŋ im Anschluß an Buschtins bereits als Operettenvorlage benutte Er­zählung zusammen mit einigen anderen bearbeitet hat. Die Regie führte er allein, und hier fonnte er den Eindruck, den schon sein erster Film Ueberflüssige Menschen" gemacht hatte, durchaus be träftigen: er ist ein Regisseur von ausgesprochener Eigenart, ein Artist, der sein Metier spielend beherrscht, alle Finessen und Raffine ments aus ihm herauszuholen versteht. So ist denn diese Pique Dame  ", mag man auch Bedenken gegen diese Mischung von moder­rer Wirklichkeit und entlegener Romantit hegen, ein prachtvolles Kammerlichtspiel geworden. Man wird nicht fatt, sich der Einzel­heiten zu freuen, die mit verschwenderischer Hand ausgestreut sind. So wird zum Beispiel die Annäherung und die Aussprache eines jungen Paares im Kaffeehaus ganz durch das Spiel der Finger ausgedrückt. Manchmal hat man sogar den Eindruck des Ueber steigerten und Spigfindigen. Aber wie wieder der Spielsaal mit seinen Typen charakterisiert ist, das ist schlechthin meisterhaft. Der Kampf zwischen Spiel und Arbeit wird verkörpert durch die Welt der Spieler und Genießer einerseits, die ihren Tempel im Spiel­sjaal errichtet haben, und durch den Ingenieur Herrmann. Wie er aus Liebe zu Lisa, der Entelin der Gräfin Tomsti, der Spielleiden­schaft verfällt, wie er der alten Gräfin ihr Spielsystem zu entreißen versucht und wie er sie dabei durch Schreck tötet, und wie ihn die Liebe Lisas dem Leben und der Arbeit wiedergewinnt, das ist der Inhalt des Films. Der Höhepunkt ist die Spielszene, in der der Ingenieur das Geheimnis des Systems erprobt, zunächst alle matt feht und dann auf eine Karte alles wieder verliert. Zum Schluß wird das hohe Lied der modernen Arbeit angestimmt: immer wieder spielen neue Maschinen ihren unermüdlichen Rhythmus.

Die fortreißendste Darstellung bot Alexandra Schmitt   als alte Gräfin; sie entfaltete eine fast dämonische Lebenskraft und er­schöpfte alle mimischen Möglichkeiten. Jenny Jugo   gibt die Kostüm rolle der jungen Gräfin( vor 50 Jahren) und zugleich ihre Entelin Lisa. Sie hat in beiden Rollen ein interessantes Gesicht, aber scheint irgendwie leicht gehemmt. Dem Ingenieur lieh Walter Janssen  jowohl den kraftvoll- modernen wie den visionären Zug des Dom Spiele Entrückten. Den verkommenden Gewohnheitsspieler charat­terisiert wirkungsvoll Rudolf Forster  . Die Bauten Franz Schroedters( besonders die modernen) und die Qualitätsphoto­graphie Karl Drews trugen das ihre zum vollen Erfolge des Filmes bei.

Die Hose  ." ( Capitol.)

D.

Es ist ein gewagtes Unternehmen, die Sternheimsche Komödie

zu verfilmen. Sternheim   gibt hier ein Minimum an Handlung. verliert ihre Hoſen im Anblick der ganzen Kirchengemeinde, liegt

Eigentlich geschieht nichts, denn das Ereignis, Frau Luise Maste

vor Beginn der Komödie. Das Stück ist allein auf Konversation geftellt. Durch die Rede charakterisieren sich die Menschen, die Komit, die Satire liegt im gesprochenen Wort, nicht im Tun. Sternheims verwundender, beißender Wig trifft seine Opfer allein durch das Wort. Das Problem für den Filmbearbeiter liegt also darin, das Wort in Handlung aufzulösen, die Menschen durch ihr Tun zu charakterisieren, durch ihre Haltung und Geste und nicht durch ein­

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Am besten aber, Maske vor dem Bismarckbild mit zusammenge­schlagenen Hacken und mit den Händen an der Hosennaht. Es ent­steht das Porträt eines fleinen, von Wichtigkeit durchdrungenen Be­amten, der den gewöhnlichen Sterblichen seine leberlegenheit fühlen läßt und vor den oberen auf dem Bauch liegt, frömmelnd und geil, harmlos und doch gefährlich. Ganz leise ist die Figur faritiert. Be­tonter übertreibt bereits Forster als Scarron, aber das Unter­streichen, das Einstellen der Figur auf einen bestimmten Charakter zug entspricht der Sternheimschen Menschengestaltung. Sehr reizend Jenny Jugo  , und Beit Harlan spielt den kleinen Friseur mit pomadisierter Tolle, echt bis in die Fingerspitzen. F. S.

, Die letzte Nacht."

( Mozart- Saal.)

Der Mozart- Saal scheint bei der Filmverteilungsstelle der Ufa  start in Ungnade gefallen zu sein. Nach dem unglaublichen Ameri­toner in voriger Woche folgt prompt ein schlechter deutscher   Film in dieser Woche.

Für abenteuernde Politiker mag ein solches Land ja ganz inter­essant sein, in dem Prinzen sich zu Tode saufen, Könige ermordet werden, liebreizenden" Prinzessinnen gegen ihren Willen eine Krone auf den Kopf gestülpt wird, fürstliche Schwiegermütter an jungen Leutnants Gefallen finden, Revolutionäre die Schießwut haben und Dichter ihre unglückliche Liebe durch Selbstmord beenden. Aber den Filmkritifer rühren dergleichen erschröckliche" Vorkommnisse nicht mehr. Das alles ist wohl schon hundertmal verfilmt worden und mitunter sogar nach einem weit weniger verlogenen Manuskript. Der Regisseur Graham Cutts   führt sich nicht günstig ein. Lily Damita   spielt die liebreizende" Prinzessin, indem sie sich oft umzieht und einmal auszieht. Auch verwendet Graham Cutts   unsere bewährte Liebhabergarnitur Harry Liebtte, Paul Richter  und Ernst Verebes   nicht als Schauspieler, sondern als Gestalten aus der Konfektion. Doch hat er selbst darin nicht genügend Schick, denn Paul Richter   muß so lange und so innige Liebesszenen spielen, daß es seinem Anzug zu viel wird, der sich darob in hundert Falten legt, und Harry Liedtke   hat eine derartig goldstrotzende Uniform an, daß dem Zuschauer bald schlimm vor Augen wird. Und da bei den Massenszenen die Statisten nicht in Bewegung geraten, sondern mur mit den Händen in der Luft fuchteln, bleibt also die Sentimentalität des Manuskripts der einzige Filnifaktor" in Graham Cutts   ganzem

Wert.

Die Ufa- Wochenschau bringt u. a. interessante Bilder von Lachsen, die Riesensprünge ausführen, um an ihren Laichplatz zu gelangen.

e. b.

NEUNTENS:

Besonders für die Mütter ist Kaffee Hag im Zustand der Kindeserwartung eine Notwendigkeit. Sie sollen im Punkte der Ernährung alles vermeiden, was ihnen selbst und dem ungeborenen Kinde schaden kann.

Darum Kaffee Hag trinken. Fragen Sie geschobene Lerte, die nichts weiter als ein Rotbehelf sind und zeigen, Jhren Arzt, er wird Ihnen denselben

daß der Verfasser mit seinem Stoff nicht fertig geworden ist. Dieser Gefahr entgeht der Bearbeiter und Regisseur Hans Behrendt  . Auch er gibt Text, doch dieser dient nicht der Charakteristit: die die Schauspieler restlos durch Mimit ausdrücken. Also dieser Gefahr ist der Verfasser entgangen, leider nicht immer einer anderen. Der Film wird gedehnt und mit Episoden angefüllt. Es ist das Verdienst der glanzvollen Darsteller, daß der Zuschauer nicht ermüdet. Manchmal werden nun Dinge in den Film hineingebracht, die die Komödie nicht fennt, so das Liebesintermezzo der fleinen Frau Maste mit dem jungen, eleganten Fürsten. Bielleicht arbeitete Behrendt diese Szene nach einer Bemerkung Christian Mastes im Snob", der mit einer illegetimen Verbindung seiner Mutter mit einem Adligen renommiert. Jedenfalls hilft die Szene die dünne Handlung inter­effanter zu gestalten.

Aber abgesehen von diesen Bedenken ist ein außerordentlich fultivierter Film entstanden. Regie und Darstellung bewegen_fich auf hohem Niveau, und vor allem: Hans Behrendt   trifft den Ton, die Atmosphäre der Sternheimschen Komödie. Er ist nicht wahllos im Episodischen, er beschränkt sich allein auf Episoden, die den Charakter der handelnden Menschen unter Scheinwerferbeleuchtung stellen, und Behrendt versteht zu variieren, hat zuviel Regieeinfälle, um sich zu wiederholen. Allerdings kann er das nur mit Hilfe der Darsteller. Behrendt stellt alles auf das bewegt Bildhafte ein, die Szene ist immer belebt, ohne tote Stellen, die meistens nur aus deforativen Gründen vorhanden sind. Hinzukommt, daß es der Regisseur versteht, eine schauspielerische Leistung völlig auszudeuten. Werner Krauß   spielt den Theobald Maske. Bereits der Auf­taft ist prachtvoll, der kleine, wichtige, aufgepustete Beamte, der Haustyrann mit dem Unteroffiziersschnurrbart bei der Morgen­toilette im Schmuck der Bartbinde. Oder Maste beim Kegelschieben als Sieger. Die kleinen, harmlosen Augen können nicht größer auf­geriffen werden, der Schnurrbart durchbohrt martialisch die Luft.

Rat geben.

Das Paket kostet R. M. 1,90.

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Gehehte Frauen." ( Primus- Palast.)

des Vorwärts

"

Richard Oswald   liebt als Regisseur das Milieu der zweifel­haften Eristenzen, der schnuddeligen Eleganz und der beginnenden Prostitution. Diesmal hat er sich zur Vorlage einen Roman Brettl fliegen" von Annie v. Brabeneß gewählt, der uns in eine çalizische Kleinstadt führt, und zwar in eins der minderwertigen Café chantant, die dort die Welt repräsentieren. Es find arme gehegte Frauen", lebende Ware, wie der von der Zenjur verbotene Titel fie nannte, die dort eine sehr merkwürdige Lebewelt unterhalten müssen. Der Inhaber des Hauses Wladimir führt dort mit einem Zahlfellner Lutschku, einem Fattotum für alles, ein seltsames Regiment. Schmierig, geriffen, fervil nach oben, wählt er sich selbst die Frauen zur leichten Beute. In dieses Milieu gerät auf ihren Wanderungen die Sängerin Clarina mit ihrer Tochter Angelifa, die sie sorgsam hütet und vor ihrem Schicksal bewahren will. Sie selbst hat bessere Tage gesehen, aber nun ist sie resigniert und lebt nur noch ihrer Tochter. Oswald malt mit Behagen die Umwelt aus, wie Wladis mir seinen Fleischmarkt neu bestellt, wie der Zahlkellner seinen Re­bach macht usw. Clarina wird in ihrem Logis von ihrem be­trunkenen Wirt überfallen, sie tötet ihn, um ihre Tochter zu schüßen und flüchtet nachts in ihr Chantant, wo sie noch einmal mit stärksten tragischen Untertönen ihr Lied singt. Sie bricht ohnmächtig zusammen, ihre Tochter findet Stüße bei einem jungen Fürsten, der beide Frauen mit in das Haus seiner Mutter nimmt. Neue Konflikte, Duell mit dem Liebhaber der Mutter, der junge Fürst wird im Duell tödlich verwundet, heiratet aber auf dem Sterbebett noch Angelika. Nach seinem Tode verlassen die beiden Frauen angewidert das Haus des Reichtums, um ihren Weg als Ausgestoßene fortzusetzen.

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diesmal

Literarisch betrachtet, sind die Vorgänge durchaus Edelkitsch, zum Teil erinnern fie direkt an die früheren Groschenhefte mit ihren edlen Grafen, die immer ein armes Mädchen zu sich emporheben. aber in der Bilderwelt des Films tritt dies natürlich zurück, es werden äußerst plastische Bilder aus dem Leben dieser Aermsten, die im Flitterrod Glanz vortäuschen, gegeben. Vor allem fesselt Enttäuschte und Resignierte, die nur in der Liebe zu ihrer zärtlich die Darstellung. Asta Nielsen   bietet als Clarina ganz eine geliebten Tochter ihre herbe Verschlossenheit durchbricht. Ihr ganzes dunkel umschattete Augen. Nur einmal entfaltet sie ihre Mimit, um der hochnäfigen Fürstin ihre ganze Verachtung zu zeigen. Hilf plöglich zum Leben erwachend, gibt Carmen Boni   das arme los, anschmiegsam und dann in ihrer Liebe zu dem jungen Fürsten Vögelchen, die Angelita. Prachtvoll jugendlich und von echtem D. Gefühl getragen, ist der junge Fürst Gustav Fröhlichs.

Der letzte Walzer." ( Ufa- Palast am Zoo.)

Der Titel ist sympathisch, weil er mutmaßen läßt, daß nun end. lich der letzte Walzerfilm gedreht wurde. Dieses Produkt deutsch­amerikanischer Gemeinschaftsarbeit beweist aber leider aufs neue, daß die deutsche   Industrie den Weg vom Film zum Kintopp geht. Das Werk entstand mit der Spekulation auf ein gutes Geschäft in Amerika  , wo angeblich den kleinen Mädchen wohlig ums Herz wird, wenn sie deutsche   Filmleutnants und deutsche   Filmprinzen sehen. Darum erfand man folgende Handlung. Der Kronprinz ist ein wüster Gefelle. Als er die Freundin seiner Braut zu vergewaltigen­sucht, zieht sein Adjutant den Degen. Natürlich wird er deswegen zum Tode verurteilt. Hoheit ist gnädig, er gewährt dem Todeskandis daten einen legten Wunsch, und so tanzt er den legten Walzer mit der Angebeteten seines Herzens, deren Ehrenrettung ihm den Todess spruch eintrug. Sie will ihn zur Flucht bereden, in ihm aber siegt der Begriff Offiziersehre. Das gute Ende wird dann durch die zu fünftige Königin herbeigeführt, die durch goldene Dichterworte und dicke Kullertränen des Prinzen Herz rührt, so daß er den Adjutanten begnadigt.

Dr. A. Robinson, der als Regisseur wirklich etwas fann, mußte hier nur darauf bedacht sein, alle Gesichter niedlich erscheinen zu lassen und die Rührszenen möglichst auszuquetschen, damit die Tränendrüsen angenehm angeregt wurden. 5. A. Schlettom war feß, Willi Fritsch   süß, Liane Haid   zuckersüß und Susi Vernon sentimental.

e. b.

Ich habe im Mai von der Liebe geträumt." ( Phöbus- Palast.)

Man glaubt sich in die Zeiten des jeeligen Auerbach versetzt vor dieser deutschen   Dorfidylle, in der eine Welt gezeigt wird, wie sie nicht mehr existiert und nie existiert hat. Wir kennen sie ge­nügend aus dem sogenannten deutschen   Volksstück. Da ist der biedere Müllerssohn, der das arme Dorfmädel liebt, ohne ihr feine Liebe verständlich machen zu können, sie wird ihm weggeschnappt von dem Sohn des Dorflehrers, der als angehender Musiker ins Dorf zu rückgekommen ist. Aber schließlich finden sich die beiden für ein­ander Bestimmten doch, und dazu hilft der Kanarienvogel, den der Peter für seine Liesl wieder einfängt. Aber ehe die beiden sich friegen, muß zum Kontrast nach die Stadt, in diesem Falle Berlin  , mit ihren ganz anderen Sitten gezeigt werden. Das Landleben wird nach allen Seiten hin çewürdigt, von der Natur und dem Frühling mird reichlich Gebrauch gemacht. Alles ist brav, bieder und gut. Kurzum, es ist eine Lust, zu leben. Wilhelm Dieterle   fand sich mit seiner Rolle als Müllerssohn recht gut ab; er blieb immer natürlich. Grete Reinwaldt war etwas zu blaß und farblos als Dorfkind. Den stärksten Eindruck machte Friz Kampers, der einen etwas dämlichen, aber um so verfresseneren Haussohn vorstellt. Wie alle Probleme des Lebens sich für ihn im Essen auflösten, fam föstlich heraus. Er kann sich bei seinem Regiffeur Franz Stein bedanken, der ihm hierzu Gelegenheit bot.19

Em feines Kraut rauchen Sie!"

Ja Herr, diese Zigarette kostet zwar nur 4 Pf., kann sich aber in Qualität und Aroma mit Ihren viel teueren Marken in jeder Hinsicht messen. Machen Sie einen Versuch und auch Sie werden freudig über­rascht sein, was diese Zigarette Ihnen bietet."

BALLNACHT

DIE NEUE DICKE UND RUNDE ZIGARETTE

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WIERTZ

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