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New gort- �otiöon- Serlm. DerKronprinz von Kurdistan  " auf Reisen.
Wenigstens der Polizeidienst kennt keine Landes- grenzen. Es ist z. B. nicht mehr so leicht, sich in Belgrad   zu ver- bergen, wenn nian in Berlin   etwas ausgefressen hat. Das mußte ein exotischer Hochstapler, der sichE m i r M o h a m m e d P a s ch a a l Raschid" nannte, erfahren, als er in Belgrad   festgenommen wurde. Weil man nicht wußte, mit wem man es zu tun hatte, so wandte sich die Belgrader   Kriminalpolizei auch an andere Behörden, um seine Person feststellen zu können. Der Erkennungsdienst der Berliner   Kriminalpolizei entlarvte ihn jetzt als einen Schwindler, der im Jahre 192Z auch in Berlin  auftrat und vorher schon die Behörden von New Park und London   beschäftigt hatte. In Berlin   spielte damals der Hoch- stapler die Rolle eines Sohnes des Emirs von Kurdistan   und ließ sich gernKronprinz von Kurdistan  " nennen In einer g o l b- st rotzende n Phantasieuniform und geschmückt mit einem großen türkischen Orden am Bande und zahlreichen aufgesteckten Ehrenzeichen verkehrte er besonders in den Borhallen der ersten Hotels, fand auch Eingang in diebesten" Gesellschaftstreise und erregte überall Aufsehen. Wie er sagte, reiste er nicht zum Ber- gnügcn, sondern um eine Film-Expedition nach seiner Heimat zustande zu bringen. Das diente ihm zum Borwande, sich Vorschüsse" auf oos Unternehmen zu verschafsen. DerKrön- prinz" wurde schließlich ineinerGroßbanksc st genommen. Die Ermittlungen der Abteilung 1 A und der Kriminalpolizei ergaben, daß der Verhaftete ein Schwindler war, der bereits im Jahre 1921 unter dein NamenM j o r Domo" mit einer angeb- lichen PrinzessinF a t i m a h" und als deren Bevollmächtigter in Washington   aufgetreten war. Das Paar war auch für die amerika  - nische Gesellschaft eine Sensotion. Bei der Abreise konnte es aber
seine Schulden nicht bezahlen, und so mußte'Fatimah" einen riesigenBrillanten", den sie als Schmuck an einem Nasen- ring trug, zum Pfände lassen. Was dieser Ring wert war, ist hier nicht bekannt geworden. DerKronprinz" trug in Berlin  einen, der nach seiner Angabe mindestens 19 099 Pfund kosten sollte. BonFatimah" hat man später nie wieder etwas gehört. Ihr Bevollmächtigter" tauchte im März 1923 alsPrinz von Kurdistan" in London   auf und nietete im Savoy-Hotel eine Zimmerflucht für 299 M. den Tag, wartete aber vergeblich auf seinenSekretär", der Geld bringen sollte. So mußte er bald ausziehen, siedelte nach dem Hyde-Park-Hotel über und berief sich hier ohne Ersolg auf den türkischen Botschafter. Nur einen Privatmann legte er mit 1999 M. hinein. Die englische   Polizei stellte ihn fest als einen 2 8 Jahre alten Aegypter Said Mohammed Kakela, der den Tag über in Eastend bei Schneidern Hosen bügelte und sich abends in seiner pomhaften Uniform auf den Dielen der großen Hotels bestaunen ließ. Der Hochstapler wurde nach Verbllhung einer Strafe von 6 Monaten schweren Kerkers ausgewiesen. Dieses Mißgeschick hinderte ihn aber teineswegs, seine Rolle weitcrzu- spielen. In New Jork trat er alsaußerordentlicher Gesandter von Kurdistan  " auf, machte wieder bedeutende Schulden und kam auf einige Monate nach Sing Sing. Im März 1924 wurde er in Liverpool   groß empfangen, bald darauf aber wieder ent- larvt und abgeschoben. In Berlin   versuchte sich der Schwindler auch auf Schecks von nsrdameri konischen Banken Geld zu verschaffen. Im März vorigen Jahres wurde er hier zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt. Man lieh sie ihn nicht ganz verbüßen, schob ihn vielmehr schon vorher über die Grenze ob. Seinen Streichen bis zur Wieder- Verhaftung in Belgrad   gehen jetzt die internationalen Kriminal- behörden weiter nach.
Ehrharöt4>ohenlohe und öie Neichswehr. Ehrhardt heiratet. Man schreibt uns: Die tiefgehende Wirkung der letzten Reichswchrskandale(Loh- mann-Zenker-Filmgejchichte) hat Dr. Geßler mit einigem Ge- schick abzudecken versucht durch die Konzession des bekannten Flaggenerlasses und durch die jähe Schade nersatzforderung gegen den Kapitänleutnant a. D. Ehrhardt. Aus- fällig freilich ist die sehr verspätete Geltendmachung der Ansprüche. Konnte man die Ansprüche nicht früher geltend machen, weil Ehrhardt und seine Organisation Consul   lanjje nach dem Kapp- Pulsch vor und nach seiner bekannten Berhastung noch in eng- s!er Zusammenarbeit mit Reichswehrdien st- st c l l e n gestanden hat, oder ist das Ganze, mit stillschweigender Zustimmung der Rechten, die wir ja auch heim Flaggenerlah trotz gegenteiliger Versicherungen voraussetzen müssen, nur Taktik? Zweierlei sprich: für letztere Annahm«. Das Reichswehr  - Ministerium ist in seinem Etat um die bekannten 6,5 Millionen K a p p- P u t s ch- K o ste n bis jetzt geprellt. Es hat bis heute diese Summe aus seinen Mitteln verausgabt. Rückerstattung, durch das R e i ch s f i n a n z m i n i st e r i u m ist bis heute nicht erfolgt. An eine Rückerstattungsaktion war bisher nicht zu denken, mit und ohne Prozessiererei gegen Ehrhardt nicht. Daran ist erst im jetzigen Koalitlonsministcrium zu denken, wenngleich kein Finanz- minister gern darangehen würde, ein Dr. Köhler insbesondere nicht. Dem Finanzminister müßte zumindest ein richterliches Er- kenntnis entgegengehalten werden können. Nach dem Herzen der Deutschnaiionalen und maßgebenden Reichowchrossiziere müßte dieses Erkenntnis etwa so lauten: Rcgreßansprüche gegen Ehrhardt werden abgewiesen, weil durch Amnestie miterledigt, dagegen sind die Eesamikosten zu überwälzen gewesen auf den Staat, nicht auf das Einzelrefsort. Eine richterliche Bemerkung, die irgendwie nach dieser Richtung ginge, müßte mit rabulistischer Kunst dem Urteil irgendwie eingeflochten werden. Alsdann vermöchte das Reichswehr  - Ministerium dem Reichsfinanzminister die 6,5 Millionen Mark ab­zunötigen. Denn auf dies« 6,5 Millionen, die der Reichsfinanz- minister bis dato aus seiner Schublad« nicht herausnehmen will, kommt es den maßgebenden Reichswehroffizieren an, nachdem(ihrer Meinung nach) heute schon der Reichswehretat so grausam ver- kürzt worden ist. Die Kosten würden also mit oder ohne die(an sich auf keinen Fall zu verachtenden 18 999 Mark des Kapitän- leutnants a. D. Ehrhardt) der Steuerzahler zu tragen haben. Aeußerftenfalls müßte der Reichsfinanzminister, um mit den 6,3 Millionen herausrücken zu können, andere bedürftigere und kulturell wichtigere Etats um diesen Betrag verkürzen. Nicht also so sehr darauf wird der republikanische, insbesondere sozialdemv- kratische Ctatspolitiker achtzugeben haben, ob der Kapitänleutnant Ehrhardt der 18 999 Mark zugunsten der Steuerzahler ver- lustig geht, sondern darauf vielmehr, was im Falle eines im Sinne des Justitiars des Reichswehrministeriums durchgeführten P r i n- zipienprozesses zwischen Reichswehrmini st erium und Reichssinanzmini st erium oerhandelt werden wird, ob es wirklich dazu kommt, daß noch weitere Millionen in den Reichswehrsäckel fließen, und was gegebenenfalls mit diesen Mil­lionen geschehen soll. Dem Kapitänleutnant a. D. Ehrhardt würde der Verlust der 18 999 Mark nicht wehe tun. Seit einigen Tagen nicht mehr! Das wissen die Ratgeber Dr. Geßlers natürlich ganz genau. Denn der Herr Ehrhardt feiert gerade seinen Honig- monat. Und wenn der Zauber eines solchen Wonnemonats auch verfliegt, die sehr großen Mittel, die sich der Putschist erheiratet hat, bleiben ihm. Ehrhardt hat in diesen Tagen in aller Still«, nachdem die Scheidung von seiner Frau durchgeführt war, die Prin- zessin Hohenlohe geheiratet. Das(verhältnismäßig noch) junge Paar hat mit seiner Heirat ebenso lange warten müssen, wie merkwürdigerweise Dr. Geßler mit seinem Regreßprozcß kontra Ehrhardt. Denn es stand'eine sehr große Erbschaft für die Prinzessin auf dem Spiele, in deren Genuß sie wohl nie ge- kommen wäre, wenn sie(bisher ein strenge Katholikin) vor dem Hinscheiden des Erblassers in den Ehestand mit einem geschiedenen Manne getreten wäre. Selbstverständlich ist es(auch das weiß der Justitiar Dr. Geßler!) ausgeschlossen, daß nun etwa das Reichs- wchvministcrium mit seinen Regrehansprüchen auch auf den erheira- teten Besitz Ehrhardt-Hohenlohe greifen wird. Für solche Fälle kennt die kapitalistische Zivilgesetzgebung für Iud und Christ das selbstverständliche Mittel derGütertrennung". Die Gilde der Schie- ber, Wucherer und Bankerotteure wird erst dann aussterben und 3r. Geßler, genauer der Steuerzahler, erst dann zu seinem Gelde kommen, wenn(vielleicht mit einer durch Dr. Geßlers bzw. seines Justitiars Initiative auszulösender diesbezüglicherlex Ehrhardt"!) dieses Hintertürchen derGütertrennung" verschlossen ist. Den ein- zigen Borteil von der Ehrhardt-Heirat haben also nur die Wiking- u n d S t a h l h e l m l« u t e. die jetzt mit Fug und Recht von ihrem Herrn und Meister verlangen können, daß er nunmehr(auch ohne schwerindustriellen Zuschuß) mit saftigeren Zuwendungen herausrücke._ Faglul Pascha tot. Ter Kämpfer für Aegyptens   Unabhängigkeit. London  , 24. August.(Eigenbericht.) Der Führer der ägyptischen Nationalpartei, Zaglul Pascha, ist in der vergangenen Nacht im Alter von 79 Jahren gestorben. Er war lange Jahre der erbittertste Feind Englands, bis er sich in letzter Zeit zu Kompromissen mit der Regierung des Weltreichs bereit- gesunden hat._ die Todesstrafe in Italien  . Vomaufbauenden" Faschismus eingeführt. Rom  , 24. August. Tribuna" gibt eine gedrängte Uebersicht über das neue vom Iustizminister R o c c o verfaßte Strasgesetzbuch, das vor allem dl? neuen Gesetze zur Verteidigung des Staates aufgenom- mcn hat, die für At:cnlate auf das Herrscherhaus und den Pre- m i e r m i N i st e r sowie für alle diejenigen, die den Staat oder einen Teil desselben in die Abhängigkeit einer fremden Macht drin- gen wollen, die Todesstrafe«inführen. Auch leitende Per- sönlichkeiten' des Heeres, die die Waffe gegen Italien   erheben, er- leiden dieselbe Strafe. Strasen   ein ein bis fünf Jahren Gesängnis sind für alle diejenigen vorgesehen, die a u f r ü h r e r i s ch e n Ber  - bänden angehören oder entsprechende Propaganda treiben oder unerlaubte internationale Verbände begründen. Neu sind die Bersügungen zur B e w a h r u n g d e r M o r a l. Mit Ge- sängnis bis zu 3 Jahren werden homosexuelle Beziehungen bestrast, bis zu einem Jahr jede malthusianische Propaganda.
3n einer christlichen Kirche in Peking   ve'chaftete die chinesische Polizei 22 angebliche Spion« des Generals Ieng- y u s i a n g. Chinesische Zeitungen berichten, daß in der Kirche Revolver und andere Waffen entdeckt worden seien,
Eine Liebestragödie. Mordversuch und Selbstmord. Ein schreckenerregender Borfall spielte sich heute morgen kurz nach 8 Uhr auf der unteren Friedrichstraße ab. Eine 31 Jahre alte kaufmännische Angestellte Minna V o l k n e r, die in der Tieck- straße 6 wohnt, war früher verlobt mit einem 49 Jahre allen Händ- ler Gustav T e s ch k e, dessen Wohnung unbekannt ist. Sie sah sich in ihren Hoffnungen getäuscht, hob die Verlobung auf und löste alle Beziehungen. Teschke aber war damit keineswegs zufrieden. Er verfolgte vielmehr seine ehemalige Braut ständig mit neuen Liebesanträgen. Das wurde um so schlimmer, als das Mädchen sich neuerdings mit einem anderen verlobte. Seitdem kannte die Eifer- sucht des Verschmähten keine Grenzen mehr. Um seinen Nach- stellungen zu entgehen, nahm sie einmal außerhalb Berlins   eine Stellung an. Teschke fuhr ihr nach und belästigte sie fortgesetzt auch dort. So kehrte sie denn nach Berlin   zurück und nahm hier wieder Stellung. Heute morgen ging sie mit ihrem Bräutigam, der sie abgeholt hatte, Arm in Zlrni durch die Friedrichstraße. Da begegnete ihr vor der ehemaligen Kaserne des 2. Gardereginrents Teschke, vor dem man sie wogen seiner Gewalttätigkeit schon öfter gewarnt hatte. Bevor das Paar ausweichen konnte, stürzte er sich mit einem Rasiermesser in der Hand auf das Mädchen. Der Bräuttgam versuchte, ihn abzuwehren, konnte aber nicht verhindern, daß er seiner Braut einen t i e f e n Schnitt in den Hals beibrachte. Während die Schwerverletzte zusammenbrach, ergriff der Händler unter Drohungen gegen den Bräutigam die Flucht und lief in die Ziegelstraße hinein. Schupobeamte des 3. Reviers, die den grausigen Borgang gesehen hatten, ohne ihn verh iten zu können, verfolgten den Flüchtigen zu Fuß, mit Fahrrad und Motorrad und holten ihn vor der Klinik in dm Ziegelsiroße ein. Als sie ihn packen wollten, schnitt er sich den Hals ab und brach tot zusammen. Das verletzte Mädchen wurde nach der Klinik gebracht und sofort operiert. Ob sie mit dem Leben davonkomnren wird, ist sehr zweifelhaft. Die Leiche des Selbstmörders wurde beschlagnahmt und nach dem Schau- hause gebracht._
Walker bei Vöß. Ter Besuch des New Aorker Oberbürgermeisters. Oberbürgermeister Walker von New Jork stattete heute in Anwesenheit des Botschafters der Vereinigten Staaten   von Nord- amerika S ch u r m a n sowie der Kommissionäre H e r r i ck, M e. C o r n i ck und Victor Füller dem Oberbürgermeister Böß einen Besuch ab. Di« Unterhaltung wurde, nachdem der Oberbürgermeister Böß die Herren im Namen der Stadt Berlin   willkommen geheißen hatte, teils deutsch  , teils englisch geführt und währte etwa drei Viertel- stunden. Oberbürgermeister Walker sprach den Wunsch aus, eine Reihe städtischer Einrichtungen kennen zu lernen und wird schon heute unter persönlicher Führung des Oberbürgermeisters das Rudols-Virchow-Krankenhaus«ingehend besichtigen. Besonderes Interesse haben die New Dorker Gäste auch an der starken Entwicklung de» öffentlichen Berliner   Parkwesens. Kam- mifsionär Herrick wird ebenfalls heute noch eine Rundfahrt durch den neuen Volkspark und Sportplätze unter städtischer Führung unternehmen. Außerdem wollen die Amerikaner sich durch eigenen Augenschein unterrichten über die Zustände in den Wohnvierteln, in denen das Wohnungselend besonders sichtbar wird. Besonderes Interesse finden bei ihnen die Bestrebungen der Stadt auf dem Gebiete der Wohnungsfürsorge. Besonders interessant war auch die Mitteilung, daß in New Pork für Untergrund- bahnbauten 399 Millionen Dollar und für H o s p i- tal zwecke 64 Millionen Dollar durch Anleihe bereit- gestellt werden sollen. Die Stadt Berlin   wird den New Dorker Gästen für die Dauer ihres Aufenthaltes in Berlin   städtische Kraft- wagen zur Verfügung stellen._ Um den öerliner Wohnungsbau! Den dreigliedrigen Unterausschuh, der im Auftrage der Woh- nungs- und Siedlungsdeputation die Finanzierungsbedingungen der beiden Baufirmen, dem Haberland-Konzern und der Gehag, üher- prüfen soll, wird morgen weiteres Material überreicht. Die Bau- firmen haben nach Verhandlungen mit ihren Bankengruppen und amerikanischen   Finanziers ihre Finanzierungsbedingungen noch ein- mal schriftlich festgelegt. Dies« Unterlagen werden morgen dem Unterausschuß zugeleitet, der dann unverzüglich an die Prüfung des Materials Herangehe» wird. Alle Meldungen, nach denen schon Bebauungspläne ausgearbeitet werden, greifen den Dingen voraus. Es steht überhaupt noch nicht fest, ob die bezeichneten Gelände in Neukölln und Fürstenbrunn überhaupt bebaut werden. Das Ge- lände am Bahnhof Fürstenbrunn gehört zum größten Teile der Stadt Berlin  . Durch die Bekanntgabe, daß auf diesem Gelände ein Teil der 6999 Wohnungen errichtet werden sollen, haben einige Besitzer kleiner Grundstücke so hohe Forderungen gestellt, daß der Magistrat wahrscheinlich ein anderes Gelände zur Bebauung vor- schlagen wird. Ueber die bestehenden Absichten wird zunächst Still- schweigen gewahrt. Die in einigen Zeitungen angegebenen Mi et- s ä tz e' sind tatsächlich als viel zu hoch angegeben. Richtig ist, daß der Magistrat zu den Mieten Zuschüsse zahlen muß. Wie hoch diese Zuschüsse sein werden, ist noch unbekannt. Die Mietszuschüsse sind darum notwendig, um nicht auf den Mieter die ungeheuren Kosten der Amortisation abzuwälzen. Es darf nicht verkannt werden, daß
die Häuser in 27 Jahren in Besitz des Magistrats übergehen, während sonst erst nach 59, ja sogar 75 Iahren die Amortisation erfolgt._
Nach Freiheit strebt doch jeder! Warum er aus dem Zuchthaus flüchtete. Nach Freiheit strebt doch jeder Mensch, 5)err Vorsitzender!" Diese Worte eines Hauptangeklagten vor der Potsdamer Straf- kammer können als Leitmotiv zu einer Verhandlung dienen, die einen merkwürdigen Ausgang nahm. Die Eingänge zum Potsdamer Strafkammersaal werden durch Schupo gesichert. Zwei Sträflinge wurden gefesselt in die Anklagebank gebracht. Als erster der 33jährige Chauffeur Hans Deck, der in der Montagnacht aus d«m Potsdamer Gerichtsgefängnis in der Lindenstraße ausgebrochen war. Im Gesicht die Spuren des Ausbruches: ein blaues Auge und Schrammen. D. verbüßt zurzeit eine Zuchthausstrafe von acht Iahren, ebenso der Mitangeklagte 32jährige Reisende Wilhelm Becker aus Mühl- hausen. Seit Jahren haben die beiden gemeinschaftliche Sache ge- macht, Einbruchsdiebstähle und schwere Raubüber- fälle. Beide sind im Besitz des Eisernen Kreuzes 1. und 2. Kl., der preußischen und österreichischen Tapserkeitsmedaille. Heute sind die Angeklagten beschuldigt, in der Nacht zum 29. Mai 1921 in Brandenburg   a. d. H. in zrvei Geschäftshäuser eingebrochen und dort eine Schreibmaschine und photographische Artikel gestohlen zu haben. Ueber die Dächer waren die Einbrecher in die Lagerräume gelangt. Nach 6 Jahrenverpfiff" der Angeklagte Deck Einbrecher, um dem Becker eins auszuwischen. Jeder der Angeklagten erhiell seinerzeit vom Brandenburger   Schöffengericht wegen schweren Dieb- stahls ein Jahr drei' Monate Zuchthaus  . Gegen das Urteil legten die Angeklagten Berufung ein. Heute zog Deck seine Berufung zurück. Als der Vorsitzende Deck danach fragt«, warum er Montagnacht aus dem Potsdamer Gefängnis ausgebrochen sei, sagte dieser:Aber das ist doch vom menschlichen Standpunkt aus zu oerstehen. Nach Freiheit strebt doch jeder Mensch, Herr Vorsitzender." Da nun das Urteil gegen ihn rechts- kräftig geworden war, wurde er als Zeuge gegen seinen Kumpanen Becker vernommen, der die Brandenburger   Einbrüche hartnäckig bestritt. Und was geschieht? Deck nimmt die Brandenburger   Dieb- stähle allein auf sich, er will den Mitangeklagten B. zu Unrecht und wissentlich falsch beschuldigt haben. Daraushin wurde Becker auf Staatskosten freigesprochen._ Schwerer Sturz auf der Radrennbahn. Krefeld  . 24. August.(Eigenbericht.)' Bei den Dauerrennen auf der Krefelder   Holzbahn kam es gestern zu einem schweren Sturz. Jin zweiten Lauf des Haupt, rennens streifte der Schrittmacher Heßlich mit der Fußraste die Bahn. Der an der Rolle liegende L ä u p p i stürzte mit seinem Schrittmacher in den Innenraum. Die Maschine überschlug sich am Auslauf der Kurve. Der dichtauf folgende Schrittmacher Krüger fuhr auf die sich überschlagende Maschine und flog ebensalls mit großem Bogen in den Innenraum. Krüger erlitt ein« Schulterverletzung, Heßlich eine Gehirnerschütte- r u n g. Beide mußten von der Bahn getragen werden. Die üble Unsitte des Ausspringens hat gestern nacht am Tief- werder Weg zu Spandau   wieder cßr Opfer gefordert. Der 46jährige Werkzeugmacher Max W. aus Tiefwerder glitt beim Auf- springen auf einen Triebwagen der Linie 154 aus und geriet unter die Räder des Anhängers. Dem Unglücklichen wurden beide Beine abgefahren. Di« alarmierte Feuer- wehr befreite W. aus seiner entsetzlichen Lage und sorgte für seine Ueberführung in das Städtische Krankenhaus Spandau  . Das Be- finden des Verunglückten ist nahezu hoffnungslos. Fahrpreisermäßigung zur Ostmesse in Lemberg  . Das polnische Generalkonsulat teil: mit, daß in der Zeit vom 4. bis 15. Sep- tember d. I. die7. Internationale Ostmesse" in Lemberg  (Polen  ) stattfinden wird. Nähere Auskünfte über die Messe erteilt unent- geltlich die Handelsabteilung des Generalkonsulats, bei der auch Mesiedauereintrittstarten zum Preise von 5 M. erhältlich sind. In- haber von Messekarten habe» ein Anrecht auf ein ermäßigtes Visum für die Ein- und Ausreise nach Polen   für die Zeitdauer der Messe. Besuchern der Messe gewährt die polnische Staatsbahn eine Fahrpreisermäßigung, und zwar wird diese derart durchgeführt, daß auf der Rückreise von Lemberg   bis zur Landes- grenz« gegen Vorzeigung der durch die Messeleitung abgestempelten Messekarte für eine Fahrkarte 1. Klasse die Hälfte des Fahrpreise- 2. Klasse, für eine Fahrkarte 2. Klasse die Hälfte des Fahrpreises 3. Klasse und für die Fahrkarte 3. Klasse die Hälfte des Fahrpreises 4. Klasse erhoben wird. Bei Schnellzugbenutzunp ist der voll« Schnellzugzuschlag zu entrichten. Di« erwähnten Vergünstigungen gelten für die Zeit vom 4. bis 29. September d. I. einschließlich. Republikanertag in Neukölln. Das Reichsbanner Neukölln veranstaltet am Sonnabend imOrpheum", Hasenheide, einen R e- publikanischen Tag. Da sehr viele Kameraden von aus- wärts erwartet werden, fehlen noch Quartiere. Meldungen sind abzugeben an Paetzel, Reuterstr. 59, und Lüttte. Kaiser- Friedrich-Str. 73.- TNullerschulkurse. Der für den 15. Sepsember festgesetzt« Mutter- schulkursus im Kaiscrin-Auguste-Victoria-Haus, Char- lottenburg, Frantstr. 3, beginnt ausnahmsweise schon am Donners- tag, dem 1. September, nachmittags um 3 Uhr,.