Die neuen Schulärzte.
Zur Verwirklichung einer alten sozialdemokratischen Forderung.
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Obwohl diese hier skizzierte Aerztegruppe als Bewerber bei der Schularztwahl daher fast völlig ausfallen dürfte, so bleiben dennoch genügend zahlreiche andere Kandidaten und Kandidatinnen übrig; vor allem sind es diejenigen Aerzte und Aerztinnen, die eine mehrInstituten genossen haben, sich für sozialärztliche Arbeit hinge- jährige fachärztliche Ausbildung an guten Kliniken und lebhaft interessieren, vielfach schon jahrelang nebenamtlich in der Gefundheitsfürsorge tätig waren und sich aus verschiedenen Gründen zu einer Niederlassung nicht entschließen konnten. Ist doch auch eine Niederlassung ohne Kassenzulassung zumindest ein„ weischneidiges Schwert". Nun sei aber nicht etwa behauptet, daß die Aerzte und Aerztinnen, die sich um Schularztstellen bewerben, dies deshalb tun, weil sie in der freien Bragis ihre Existenz nicht finden fönnen. Nein: es gibt auch zahlreiche Jünger Aestulaps, die sich vornehmlich deshalb bewerben, weil ihnen eine sehr starke innere schäftigungsart innewohnt. Und dies ist sehr wichtig; denn das Neigung zu sozialärztlicher Tätigkeit und fürsorgerischer BeGefühl der sozialen Verbundenheit mit der Arbeit ist unendlich bedeutungsvoll für den Erfolg des schulärztlichen Schaffens. Schularzt sein hat zur Voraussetzung, daß der betreffende Arzt sich zum Schularzt berufen" fühlt. Shularzt sein". muß Beruf", darf nicht nur Beschäftigung" sein! Indes darf man nicht vergessen, daß der vielgerühmte gute Wille ärztliche Kenntnisse nun einmal nicht zu ersehen vermag. Es wäre ein schwerer Fehler, wenn man auch nur in einem einzigen Falle auf die für den schulärztlichen Dienst unbedingt notwendige gute ärztliche Ausbildung des Stellenbewerbers verzichten würde. Das ärztliche Staatsexamen ist noch längst feine Qualifikation für einen hauptamtlichen Stadtschularzt, dem Wohl und Wehe von 6000 Kindern anvertraut find. Eine mehrjährige Ausbildung auf den Gebieten der inneren Medizin oder der Kinderheilkunde sind bringend erforderlich. Recht wichtig find auch hygienisch- batteriologische Rennt. nisse, orthopädisches Wissen, sportärztliche Er. fahrungen und nicht zuletzt fozialhnienische Schulung. Es wird sich ferner dringend empfehlen, dafür zu sorgen, daß möglichst in jedem Verwaltungsbezirk ein hauptamtlicher Schularzt zur Wahl gelangt, der neben einer guten allgemeinen ärztlichen Ausbildung sich in mehrjähriger Arbeit gute Rennt niffe auf psychiatrischem Gebiete angeeignet hat und imftande ist, in seinem Bezirke neben der schulärztlichen Versorgung einer größeren Anzahl von Normalschulen die so wichtige Betreuung der Hilfsschulen und die Leitung einer Fürsorgestelle für jugendliche Psychopathen zu übernehmen. Der Nachweis einer längeren ärztlichen Fortbildung oder fürsorgeärztlichen Tätigkeit ist auch dann dringend am Blaze, wenn der Bewerber, wie dies nicht ganz felten vorkommt, nicht nur Arzt, sondern zugleich auch Lehrer ist. Das gleiche gilt natürlich auch für Aerztinnen, die ihr Lehrerinneneramen abgelegt haben.
Seit Jahren wurde in Berlin die Umwandlung des nebenamtlichen Schularztsystems in das hauptamtliche Schularztfystem angestrebt. Namentlich von unseren Partei genossen wurde in der Stadtverordnetenversammlung und in der zentralen Gesundheitsdeputation immer wieder darauf hinge wiesen, wie wichtig es sei, den schulärztlichen Dienst von hauptamtlich tätigen Aerzten versehen zu lassen. Die neuen Gemeindebeschlüsse, die im Juli d. 3. in Kraft getreten sind, bringen nun die Möglichkeit für die Durchführung der alten Forderung. Der Abbau der überwiegenden Anzahl der nebenamtlichen Schulärzte ist beschlossen. Er wird in würdiger Form, unter Gewährung von Abfindungen, vollzogen. Nur noch in einigen Außenbezirken wird eine kleine Zahl der dort ansässigen Aerzte weiter schulärztlich tätig sein. Nicht weniger als 33 neue hauptamtliche Stadt schulärzte gilt es jetzt zu wählen. In vielen Bezirken werden sie wahrscheinlich schon zum 1. Oktober d. I. ihren Dienst antreten. Die Wahl der neuen Schulärzte bietet eine Reihe von Besonderheiten und erheischt vom kommunalpolitischen Standpunkt aus, weit über das Gebiet des Gesundheitswesens hinaus, ernsteste Beachtung. Noch niemals waren bisher, weder in Berlin noch in irgendeiner anderen deutschen Stadt, so zahlreiche hauptamtliche Stadtschularztstellen gleichzeitig zu besetzen. Da die Wahl nicht von feiten des Magistrats, sondern durch die Bezirtsämter erfolgt, und da die meisten Bewerber bei mehreren Bezirksämtern ihre Gesuche einreichen werden, so wird eine Fühlungnahme der Bezirksämter untereinander notwendig sein, um ,, Doppelwahlen" zu verhindern und diesbezüglichen Mißverständnissen vorzubeugen. Eine ganz besonders sorgfältige Auswahl der Bewerber ist vor allem deshalb dringend vonnöten, weil sämtliche bewilligten Schularztstellen Beamten stellen sind. Die neuen Schulärzte werden zunächst, bis zur Höchstdauer von einem Jahre, Beamte auf Probe"; dann bleiben sie drei Jahre lang Beamte auf Kündigung". Nach Ablauf dieser Frist geht ihr Anstellungsverhältnis in ein lebenslängliches über. Jeder Kommunalpolitiker weiß aber, daß nicht nur der auf Lebenszeit, sondern auch der auf Kündigung bzw. auf Probe eingestellte Beamte mit seiner Stellung von vornherein stark verbunden ist. Um so dringlicher ist es, die Eignung der Bewerber auf das gründlichste zu prüfen. Manche Parteigenossen glaubten bis vor kurzem, es würden fich nicht genug gut vorgebildete Aerzte und Aerztinnen um die neuen Stadtschularztstellen bewerben. In gewiffem, beschränktem Umfange trifft diese Meinung auch zu. Insofern nämlich, als gut ausgebildete Aerzte, die sich über mehrjährige Erfahrungen in der freien Praxis ausweisen fönnen, sich taum melden werden. Diese Aerzte scheuen fich, ihre Praxis, die sie sich im Laufe von Jahren aufgebaut haben, aufzugeben, um auf Probe" oder„ auf Kündigung als Beamte eingestellt zu werden. Der mittelgut" beschäftigte pratti zierende Arzt, mag auch seine Stellung nicht so gesichert" sein wie die eines Beamten, hat schließlich auch ein erheblich befferes durchschnittliches Einkommen als der hauptamtliche Schularzt.
Die parfümierten Einbrecher.
Der Mann mit den drei Bräuten.
Eine fünftöpfige Diebesbande fuchte in der letzten Zeit viele Sportfulbs im neuen Westen von Schöneberg bis Zehlendorf heim. Größere Sportklubs, besonders Tennisklubs, pflegen, wenn das Spielwetter vorbei ist, die gebrauchten Schläger und Bälle, aber auch Schuhe, Sweater usw. zu verkaufen, um sich bei Beginn der nächsten Spielzeit alles neu zu beschaffen. Ihre Abnehmer sind Geschäftsleute, die die Sachen ausbessern und an weniger anspruchspolle zu billigen Preisen weitergeben.
Diesmal tam ihnen eine Diebesbande beim Abfaz zuvor. Die Klubhäuser, in denen Geräte und Kleidungsstücke bisher noch geborgen waren, wurden erbrochen und ausgeräumt. Die Nach forschungen der Kriminalpolizei ergaben, daß man es mit einer Bande von fünf jungen Burschen zu tun hatte, an deren Spize als Urheber und Führer ein 22 Jahre alter Friz Fullert stand. Dieser hält sich noch verborgen, dagegen gelang es den Beamten der Dienststelle B. 4, die anderen vier zu ermitteln und fest zu nehmen. Nachdem man den Führer festgestellt hatte, war bald auch ermittelt, daß seine Komplicen vier ehemalige Schulfreunde von ihm waren. Man erfuhr dann auch, daß die Bande einmal auch in die Lagerräume einer Parfümfabrit eingedrungen war und eine größere Menge Wohlgerüche gestohlen hatte. An der Hand dieser Spur fanden die Beamten auch die Wohnungen der Gesuchten. In den Häusern zu Schöneberg , in denen sie ihre Quartiere hatten, duftete" es von oben bis unten so start, daß man nicht fehlgehen konnte. Die Verhafteten hatten sich derartig ,, parfümiert, daß bei ihrer Vorführung ein ganzer Flur im Polizei präsidium und auch das Vernehmungszimmer noch den Eindruck machten, als ob man sich in einem Barfümladen befinde. In den Behausungen fand man noch einen Teil der erbeuteten Sportgeräte and Kleidungsstücke. Das andere ist bereits zu Geld gemacht. Den Berkauf besorgte regelmäßig Fullert, der besonders redegewandt ist. In tadellofem Sportdreß aus erbeuteten Stücken und mit Klubnadeln geschmückt, erschien er jedesmal als Vertreter eines Klubs und bot das alte Material zum Kauf an. Die Geschäftsleute, die die Gepflogenheiten der Klubs ja kennen, fauften es gutgläubig und find jezt die Leidtragenden. Sie mußten alles wieder herausgeben. Außerdem hatten die Burschen auch einen Abstecher in ein Maleratelier in der Sächsischen Straße gemacht. Sie stahlen dem Künstler vier Delgemälde. Diese waren bisher verschwunden. Die Kriminalpolizei ermittelte nun, daß Fullert drei„ Bräute" hat, die eine in der Augusta-, die zweite in der Berliner und die dritte in der Wilmersdorfer Straße . Sie hoffte, bei der einen oder der, anderen auch den Gesuchten zu finden. Er selbst war jedoch an teiner Stelle, dagegen fand man an der einen zwei der gestohlenen Gemälde, die im Schlafzimmer dieser Braut" hingen. Die beiden anderen Bilder hat Fullert vielleicht schon verkauft. Möglich ist aber auch, daß sie noch bei einer vierten Braut" hängen, die man noch nicht fennt. Fullert wird eifrig gesucht. Mitteilungen über feinen Aufenthalt an Kriminalkommissar Zapfe, Dienststelle B. 4, im Polizeipräsidium,
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Zwischen Fahrstuhl und Schachtwand.
Einen entsetzlichen Tod fand heute vormittag der dreißig jährige Arbeiter Robert Frohn aus der Brehmestr. 23 zu Pantow auf seiner Arbeitsstätte bei der Firma" Rotaprint" in der Reinickendorfer Str. 46. F. geriet mit dem Kopf so unglüd: lich zwischen Fahrstuhl und Schacht wand, daß er auf der Stelle getötet wurde. Die Leiche des Verunglückten wurde beschlagnahmt und in das Schauhaus gebracht. Ein eigenartiger Unfall ereignete sich gestern nacht bei Straßenarbeiten vor dem Grundstück Berliner Str. 121 zu Niederschöneweide . Aus bisher noch ungeklärter Ursache explodierte unter tautem Strach ein Karbidapparat. Zwei Arbeiter, Willi Wernicke aus der Blumenstr. 31 und Paul Cizewski aus der Weisestr. 8 zu Neukölln, wurden von den hervorschießenden Stich flammen erfaßt. Sie erlitten am Kopf und an den Händen erheb liche Verlegungen. Beide mußten durch die Feuerwehr in das Hospital in Oberschöneweide übergeführt werden.
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Kurzum, bei der Wahl der neuen Schulärzte sind zahlreiche wichtige Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Die Wertung der Gesamtpersönlichteit muß Leitstern sein!
Auf die Straße gesetzt. Rücksichtslosigkeit gegen kleine Leute".
Ein Fall rücksichtslosesten Vorgehens gegen ein älteres Ar. beiterehepaar wird uns aus dem Tätigkeitsbereich des Wohnungsamtes Tiergarten gemeldet.
Die Eheleute Däckelborn hatten eine Wohnung von drei Zimmern im Hause Spenerstraße 14a inne, von ber sie ein immer abvermietet hatten. Es handelt sich um ältere Leute, die und verdient etwa 40 Mart die Woche, die Ehefrau ist schon über dem Arbeiterstand angehören. Der Ehemann ist Kutscher bei Bolle 50 Jahre alt und nicht mehr erwerbsfähig. Die Eheleute Däckelborn hatten furz nach der Rückkehr des Ehemannes aus dem Kriege ihre ursprüngliche Wohnung aufgegeben, weil ihnen von der Firma Bolle ein Laden zugewiesen wurde. Nachher wurde behauptet, daß dieser Laden der Mieterschutzgesetzgebung nicht unterstehe; der Hauswirt flagte auf Räumung, die armen Leute mußten einen fostspieligen Prozeß durchmachen und wurden schließlich zur Räumung verurteilt. Sie wurden dann von der Firma in einer sehr kleinen und schlechten Wohnung in der Langestraße untergebracht, die schon wegen der weiten Entfernung von der Arbeitsstätte des Ehemannes auf die Dauer nicht haltbar war. Sie haben die Wohnung getauscht und dafür ihre jezige Wohnung erhalten. Bei dem Tausch soll nun ein Formfehler vorgekommen sein, der dazu führte, daß die Wohnung den Eheleuten neuerdings be. schlagnahmt wurde. Die Beschwerde hiergegen war aus Rechtsgründen erfolglos. Man hat die Eheleute jetzt zwangsweise aus ihrer Wohnung entfernt, ihnen nicht einmal eine Notwohnung zugewiesen, so daß sie schließlich ein einzelnes leerstehendes Zimmer mieten mußten, wofür ihnen der ungeheure Preis von 75 Mart monatlich abverlangt wurde. Sie mußten aber in ihrer Not zugreifen, da sie ihre Möbel sonst auf den Speicher stellen müßten, was sie erst recht nicht bezahlen tonnten. Sie wohnen jetzt unter den unwürdigsten Verhältnissen, während die geräumte Wohnung immer noch leersteht. Es ist merkwürdig, daß das Wohnungsamt immer gegen fleine Leute in dieser rigorosen Weise vorgeht. Der Ehemann Däckelborn, ein alter Arbeiter, ist nur durch seine Frau vor dem Selbstmord bewahrt worden. Der Dezernent in der Sache hat es abgelehnt, sich persönlich sprechen zu lassen. Es bleibt daher kein anderer Weg übrig, als in dieser Sache die Deffentlichkeit anzurufen.
Das Wohnungsamt wird wahrscheinlich die Rechtsgründe des Beschlusses zu seiner Entschuldigung anführen. Man kann aber sehr wohl der Meinung sein, daß in einem solchen Falle nicht nach strengem Recht, sondern nach Billigkeit hätte entschieden werden müssen.
New Yorks Oberbürgermeister besichtigt.
Um fo beffer aber hatten zwei Arbeiter aufgepast. Als der " Langfinger" mit seiner Beute während der Fahrt von der Straßenbahn absprang, segten sie ihm nach, verabreichten ihm die wohlverdiente Tracht Prügel und übergaben ihn der Polizei. Diese stellte den Erwischten fest als einen Seemann Greçor Woldner. Das gestohlene Portemonnaie wurde noch bei ihm gefunden und der Eigentümerin zurückgegeben.
Gefälschte Rentenbriefe.
Verhaftung des Fälschers.
Ein raffinierter Rentenbrieffüscher, den die Berliner Kriminalpolizei seit einem halben Jahre suchte, ist jetzt in Straßburg im Elsaß festgenommen worden. Im ersten Biertel dieses Jahres tauchten in Berlin Rentenbriefe verschiedener Anstalten auf, Brandenburgische , Hannoversche, Lübeckische usw. Die Banken hielten mehrere an und erkannten sie als falsch.
Die Inspektion F. der Kriminalpolizei forschte alsbald nach dem Ursprung der Fälschungen und nach den Wegen, auf denen sie in den Verkehr gekommen sein konnten. Es ergab sich, daß alle Briefe ursprünglich echt gewesen, durch die Fälschungen aber ungemein hoch aufgewertet" waren. Sämtliche Briefe waren im Jahre 1922 ausgestellt worden und lauteten über je 3000 M. Die Rentenbriefe von diesem Jahre hatten nun einen Kurswert von nur 9 M., die alten von 1917 dagegen einen Kurswert von 170 M. Diese große Differenz hatte der Fälscher ausgenugt. Er hatte das sehr geschict beseitigt Ausstellungsdatum und in einer Berliner Druckerei das Jahr 1917 dafür hineindrucken lassen. Als Fälscher wurde ein 26 Jahre alter Kaufmann Richard Heyer ermittelt, der sich in der Penfion in der Mozstraße, in der er ein Zimmer gemietet hatte, faſt nie sehen ließ, um so mehr dagegen in den Lokalen der Lebewelt in der Friedrichstadt und im neuen Westen. Der elegant gefleidete Gast war dort sehr gern gesehen, weil er viel Geld ausgab. Gegen Ende März erkannte ihn ein Beamter der Dienststelle F. 7 auf der Straße und versuchte ihn festzunehmen. Der Gesuchte entkam jedoch im Straßengewühl. Seine Attentasche mußte er im Stich laffen. Sie enthielt noch 45 gefälschte Rentenbriefe. Dieser Zwischenfall ließ es dem Lebemann wohl geraten erscheinen, Berlin sofort zu verlassen. Seine Spuren, die Kriminalkommissar Seifert weiter verfolgte, führten nach Frankreich . Dort hat ihn denn auch jetzt sein Geschic ereilt. Nachdem er in Paris und Straßburg fich unter dem Namen Plüsch om" bisher der Verfolgung entzogen hatte, wurde er jetzt in Straßburg entlarvt und festgenommen.
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Granatenfund in der Potsdamer Straße .
Auf dem Hof des Grundstückes Potsdamer Straße 26 wurde heute mittag in einer Ecke von Hausbewohnern eine Granate entdeckt, was Anlaß zu allerlei Gerüchten gab. Wie von Beamten des nächsten Polizeireviers jedoch festgestellt werden konnte, handelte es sich um eine alte völlig unbrauchbare fran zösische Granate. Allem Anschein nach handelt es sich um einen Dummenjungenstreich.
Zu dem schweren Bootsunglüd an der Wernsdorfer Schleuse, über das wir im Morgenblatt berichteten, werden noch folgende Einzelheiten bekannt: In dem Fahrzeug, einem Ruderboot mit Außenbordmotor hatten der Telegraphenbeamte 2. mit seiner Frau und ein befreundetes Ehepaar Nitlas aus Zeuthen eine Fahrt unternommen. Als die Bootsinsassen bei ihrer Rückkehr auf das Deffnen der Schleuse warteten, geriet das leichte Fahrzeug, wahrfcheinlich durch einen Bedienungsfehler, plöglich in den Strom und wurde gegen die Freiarche getrieben. Durch die vom Wehr herabströmenden Wassermengen wurde das Boot zum Kentern gebracht und alle vier Personen stürzten in den Wasserstrudel. Während es gelang, die beiden Männer zu retten, wurden die Frauen sofort in die Tiefe gerissen. Sie fonnten nur noch als Leichen geborgen werden.
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Bei der telephonischen Uebermittlung ber Hiobsbotschaft ist uns leider ein Hörfehler unterlaufen. Es handelt sich bei der einen Verunglückten nicht um die Frau des Fuhrherrn Nicolai aus der Mühlenstraße zu Berlin , sondern um eine Frau Niklas aus Zeuthen .
Der neue Ozeanzeppelin.
Bisher keine Reichshilfe.
Der neue Ozeanzeppelin, mit dem die Zeppelinwerfe, wie bereits gemeldet, die Reise um die Welt in vier Etappen machen wollen, wird leider nicht so schnell vollendet werden können, wie man ursprünglich gehofft hatte.
Bis jetzt find drei Ringe des riesigen Luftschiffes fertiggestellt, auch die Motoren in den Maybach- Werfen werden in nächster Zeit schon zusammengebaut und auf die Prüfftände zum Dauerlauf gebracht werden. Alles in allem rechnet man damit, daß zum April nächsten Jahres die Metallkonstruktion fertiggestellt ist und daß bis Ende Mai die Gaszellen und die Hülle angebracht resp. eingebaut werden können. Anfang Juni sollen dann die Probefahrten beginnen, die entsprechend den großen Aufgaben des Luftschiffes wahrscheinlich über ganz Europa und weit in den Atlantischen Ozean hinaus unternommen werden. Die wichtigste Frage für die Zeppelinwerft ist im Augenblick die Finanzie rung des Unternehmens, die noch feineswegs gesichert erscheint. Bekanntlich hatte das Reich der Werft einen Zuschuß in Höhe von mehreren Millionen zugesagt, doch wurde die Beihilfe zu Beginn dieses Jahres aus dem Etat gestrichen und bis jetzt ist es nicht möglich gewesen, die ablehnende Haltung der Regierungsstellen zu ändern. Dr. Edener, der jetzt von Südamerika zurückgekehrt ist, wo er wegen des regelmäßigen transatlantischen Luftverkehrs längere Berhandlungen gepflogen hat, wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen schon in Berlin eintreffen, um hier mit der Reichsregierung und dem Reichsverkehrsministerium Fühlung zu nehmen. Man hofft in Friedrichshafen immer noch, daß es gelingen wird, vom Reich wenigstens die Mittel zu erhalten, die zur Fertigstellung des Baues notwendig sind, da man sich nur ungern wegen Aufnahme eines Kredites an das Ausland wenden würde.
Gestern hat unter Führung von Oberbürgermeister Böß der Oberbürgermeister von New York , Walter, das RudolfBirchow krantenhaus einer eingehenden Besichtigung Raubüberfall auf einen Eisenbahnzug in Mexiko . Birchow- Krantenhaus unterzogen. Als Stellvertreter des Stadtmedizinalrats war der Direktor des Reichsgesundheitsamtes, Prof. Hoffmann, anwesend. Das Interesse des Oberbürgermeisters Walter erstreckte sich auf das gesamte Berwaltungsgebiet der städtischen Krankenhäuser, was sich burch zahlreiche Fragen aus den verschiedensten Einzelgebieten be fundete. Hieran schloß sich ein Rundgang durch die Anstalt, wobei Geheimrat Kuttner die innere und dermatologische Abteilung und Prof. Mühsam die chirurgische Abteilung demonstrierte. Auch dem großen Zwischengebäude stattete der New- Yorker Oberbürgermeister einen Besuch ab. Im Hause des Prof. Mühsam dankte Oberbürgermeister Walker allen Beteiligten für das Dargebotene. Da die amerikanischen Krankenhausverhältnisse fast durchweg sich anders als in Deutschland , nämlich in erster Linie auf der Grundlage privater Stiftungen, aufbauen und städtische Krantenanstalten verhältnismäßig selten sind, so drückte der New- Yorker Oberbürger meister mehrfach seine Anerkennung über den organisatorischen Aufbau der kommunalen Krankenanstalten aus. Justiz auf der Straße.
Washington, 25. August. ( WTB.) Das Staatsdepartement wurde benachrichtigt, daß mehrere hundert Bewaffnete einen Personenzug der Southern Paci fic Eisenbahn, der sich auf der Fahrt von der Stadt Meriko nach Los Angeles befand, bei caponeta in Merito überfielen. Bierzig Schüsse wurden auf den Zug abgegeben. Es wird gemeldet, daß fünfzehn Personen getötet oder per wundet seien. Unter den Verwundeten befindet sich eine Ameri fanerin; zehn andere Amerikaner, die sich in dem Zuge befanden, find unversehrt. Der amerikanische Konsul in Mazatlan wurde sofort bei den Staatsbehörden in Nayarit telegraphisch vorstellig. Durchschwimmung des Frischen Haffs.
Sehr übel erging es gestern abend einem Taschendieb, der am Stettiner Bahnhof einer Frau die Handtasche öffnete und ihr das Portemonnaie stahl, ohne daß fie den Griff bemerkte.
Nach einer Meldung aus Königsberg ist es der 23jährigen Anni Weynell aus Tapiau , bekannt durch die Umschwimmung Helgoland , gelungen, das Frische Haff zu durchschwimmen. Sie startete 7.52 Uhr in Pillau und bestieg zwischen Baterwort und Brandenburg in Höhe des Brandenburger Hatens um 17.13 1hr wieder das Land. Die Schwimmzeit betrug demnach 9 Stunden 21 Minuten. Das Frische Haff ist an dieser breitesten Stelle von 20 Kilometern zum ersten Male durchschwommen worden.