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über den Horizont. Sie sind bereits heute mehr als gefchicht- I liche Erinnerungen und Beispiele. Sie sind ernst e Warnungen an alle, die die bestehenden tonfessionellen Ver­hältnisse gering schätzen, sie mit fleinen liftigen Mitteln umgestalten oder sie politisch vergewaltigen wollen. Das gilt zu allererst von den Volksschulfragen.

mindesten verlangen, daß eine an ihr geübte Kritit im Rahmen sach­licher Bolemit bleibt. Sonst würde die Regierung ja sozusagen ihr amtliches Siegel darunter setzen und Tausende von Lesern zwingen, zu lesen, daß sie, wie im vorliegenden Fall, die Republik   zugrunde richtet". Es ist also nur allzu begründet, daß Friedensburg energisch ein­So wären wir denn von der rauhen, remplerischen geschritten ist und ein Beispiel statuiert hat. Leider gibt es Kampfesweise bereits beim Religions- und Bürger- noch an vielen anderen Stellen amtliche Organe", die unter dem friege angelangt, und man ist erstaunt, daß der mittelalter| Schein parteipolitischer Neutralität und amtlicher Aner­lich blutige Professor nicht auch im Hintergrunde den Scheiter- fennung das Gift Hugenbergscher Materntorrespon haufen aufleuchten läßt. Auf ein bißchen Lücke gegenüber dem denzen und Elaborate knechtseliger völkisch- nationaler Journalisten Vaterlande kommt es ihm auch nicht an, denn er läßt neben- ihren Lesern täglich präsentieren. Wenn das nicht aufhört, braucht her, aber deutlich einfließen, daß viele Millionen sich die preußische Regierung nicht darüber zu wundern, wenn ihre deutscher   Menschen sich darüber einig sind, Autorität untergraben wird. Sie handelt in berechtigter lieber das gemeinsame Staatsleben als die Abwehr, wenn sie solchen Blättern den Charakter eines amtlichen fonfessionelle christliche Schule aufzugeben". Organs entzieht. Man weiß, daß das Renommieren und Bramarbajieren bei den Bölkischen als hervorragende Tugend gilt. Man muß also auch dem völkisch gerichteten Zentrumsmanne Ziesche manches zugute halten. Immerhin ist er auch nicht der erste beste. 6r ist vor allem Profeffor der Theologie in Breslau  dem Siz des Erzbischofs Bertram, von dem man fagt, daß er das Zentrum mit Erfolg im Sinne der Rechtspolitit beein­fluffe.

Ziesche hat auch ein Buch Das Königtum Chrifti in Europa  " erscheinen laffen, dem die Schriftleitung der katho­lischen Monatsschrift ,, bendland"( Köln  ) eine lange wohl­wollende Besprechung widmet mit der Anerkennung, daß das Buch eine der bedeutendsten Neuerscheinun= gen unserer Lage" sei, während eine andere Kritik es als geeignet und wichtig genug" bezeichnet, späte­ren Diskussionen über die chriftliche Politik zugrunde gelegt zu werden"

So wird man auch die Schrift Ziesches über den Schul­fampf nicht leichter Hand als die Leistung eines Einspänners und Außengängers beiseite schieben können. Es ist minde stens ein wertvoller Beitrag zur Kenntnis der Politik, die auf dem rechten Flügel der Zentrumspartei   getrieben wird.

Preßfreiheit, wie sie sie auffaffen. Amtliche Monopole für reaktionäre Propaganda? ,, Nationalliberale Korrespondenz" und" Tägliche Rundschau" fühlen sich wieder einmal als berufene Hüter bedrohter Frei­heit. Was ist geschehen? Ein Blättchen in Oberhessen, das zu gleich amtliches Verkündigungsblatt ist, hat eine böswillig her­absehende Kritik an der preußischen Regierung wegen der Flaggenverordnung gebracht. Um nur die schönste Steile zu zitieren: Daß man sich mit solchen Ma chenschaften selber ein Armutszeugnis ausstellt, das scheint man im Schoße der hohen preußischen Regierung nicht zu begreifen. In

Das alles sind Selbstverständlichkeiten. Die volksparteiliche Polemik erhält aber noch ein besonderes Gesicht dadurch, daß sie dem Kasseler Regierungspräsidenten unterstellt, er wolle lediglich mit seiner Maßnahme dem demokratischen Konkurrenzblatt auf die Beine helfen. Aus einer berechtigten politischen Abwehr, aus einer staatspolitischen Notwendigkeit wird so ein politisches Ge= fchäftsmanöver. Man muß diese geschäftliche Betrachtungs­weise niedriger hängen!

Weitere Zusammenstöße in Hamburg  . Demonstrationsverbote auch in Altona  .

Hamburg  , 27. Auguft. Nachdem der hamburgische Senat tommunistische Rundgebungen und auch eine nach Dagebiel einberufene Versammlung verboten hatte, hielt die KPD. gestern abend in Altona   eine Versammlung ab. Auf der Rückkehr von dieser gerieten kommunistische Trupps mit der Polizei, die scharfe Absperrungen vorgenommen hatte, zu fammen. Die Polizei machte von den Gummifnüppeln Gebrauch, sammen. Die Polizei machte von den Gummiknüppeln Gebrauch, um die Zusammenrottungen zu zerstreuen.

hat kommunistische Bersammlungen unter freiem Himmel Der Polizeipräsident von Altona  - Wandsbek  und Umzüge bis auf weiteres verboten. Ebenso verbot der

hamburgische Senat das Erscheinen der Norddeutschen Zeitung", eines Kopfblattes der Hamburgischen Volkszeitung".

To

Die polnische Zollerhöhung.

Amtlich veröffentlicht- vier Monate Ziel. Warschau  , 27. Auguft.( Eigenbericht.)

Die Einführung von Marimalzöllen, welche die Tarifzollsätze um 100 Proz. erhöhen, ist nunmehr im Amtsblatt" peröffentlicht worden und wird daher in vier Monaten zur Anwendung gebracht werden. Diese Zölle treffen Einfuhrwaren aus denjenigen

Staatsanwalt zu Ludendorffs Ehrenrettung Ländern, die mit Bolen Handelsverträge nicht befizen. Es muß Die bayerische Volkspartei verlangt Klarstellung.

München  , 27. August.( Eigenbericht.)

Journalisten Sonning, daß er in dem Prozeß zwischen den Bis heute hat General Ludendorff   die Behauptung des dänischen dänischen Zeitungen Berlinske Tidende" und" Politiken  " bei einer Tatsache beschworen hat, ohne irgendwelche Gegenäußerung tommiffarischen Vernehmung in München   eine objektiv un wahre auf sich fizzen lassen. Das veranlaßt am Sonnabend die führende, Presse der Bayerischen Volkspartei   zu folgendem Ruf nach dem Staatsanwalt:

Nachdem das ganze Prozeßmaterial jetzt in einer Broschüre be­tannt geworden und deutsche Blätter sich eingehend damit beschäftigt haben, kann die Partie so nicht stehen bleiben. General Ludendorff  hat sich bisher nicht über die Angelegenheit geäußert. Auch ge­richtliche Schritte sind anscheinend nicht erfolgt. Man ist es aber dem Namen Ludendorff   und seinen militärischen Ver­diensten schuldig, den Eid des Generals aus diesem peinlich wirken­den Zwielicht herauszuführen. Die Staatsanwaltschaft hätte alle Ursache, hier einzugreifen und durch eidliche Vernehmung aller Beteiligten aufzuklären, mit welchem Recht Sonning in seiner Broschüre die eidliche Versicherung des Generals Ludendorff mit 3weifeln zu belasten versucht hat.

der Lat  , die Republik   ist in Gefahr. Nur daß die, die sie zu- Auch Köln   für die Ehrung

grunde richten, nicht rechts sizen, sondern links, gerade in den Reihen derer, die stets mit ihrem Geschrei das Kapitol zu retten vermeinen."

Eine deutlichere Anspielung auf die Linksregierung in Preußen ist wohl nicht gut denkbar. Der Regierungspräsident von Kassel  , riedensburg, hat daraufhin dem Landrat die selbstverständ­Hidje Anweisung gegeben, die amtlichen Beziehungen zu dem Blatt zu lösen., Großes Geschrei bei den Rechtsern: Die Pressefrei heit ist bedroht!

Als ob eine Zeitung, die etwas leistet, nur als Amtsblatt eristieren könnte! Dem harmlosen Leser dieser Art Presse wird zugemutet, das zu glauben. Der volksparteiliche Abgeordnete Pinkerneil macht daraus eine Haupt- und Staatsaktion und stellt eine Anfrage im Landtag.

In Wirklichkeit liegen die Dinge so: Mit der Anerkennung einer Zeitung als amtliches Berfündigungsblatt verleihen die Behörden diesem Organ ein geschäftliches Monopol. Gewerbe­treibende, Handwerker, Landwirte werden in hohem Maße davon abhängig, eine solche Zeitung zu lesen. Daraufhin bekommt das Blatt auch Inserate. Die Regierung, die das tut, fann zum aller

Die Leute von Schreiberhau  .

Von Hermann Schüßinger.

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Die Leute von Schreiberhau   im Riesengebirge   sind nicht etwa wie Gottfried Kellers   Leute von Geldwyla" knorrige, im Bergboden ihrer Heimat verwurzelte Storren, sie sind nicht wie die Leute von Oberammergau  " durch einen Vollbart, den sie von der Kindheit bis zum Grabe für das Passionsspiel" und den Fremdenverkehr zu tragen haben, mit ihrer Bergheimat auf ewig zusammenfopuliert- und doch stellen sie eine beachtenswerte Kommune dar, die bei der Vermischung von Heimatstolz und Internationalität, von Erwerbs­trieb und mystisch- religiösem Bestimmungswahn der Glossierung bedarf.

Der Reiseführer durch das Riefengebirge", den man in der Hauptstraße von Schreiberhau   zu kaufen friegt, macht es sich ja leicht. Er sagt furz und bündig:

Schreiberhau  , ein an landschaftlichen Schönheiten überreiches Gebirgsdorf, hat 7000 Einwohner, 1924: 11 000 Kurgäste und befizt außer der Glashütte Josefinenhütte" viele Glasschleifereien, zwei evangelische und zwei katholische Kirchen. In Mariental seit 1890 eine evangelische Kapelle; über dem Altar gemaltes Kirchenfenster, gestiftet 1890 von der Kaiserin Friedrich III. Altar und Kanzel sind Geschente des legten Kaiferpaares."

Schluß: Der Mann macht sich die Heimatkunde" zweifellos etwas einseitig zurecht. Ob man mit einem Kirchenfenster, einem von Allerhöchster Stelle" gestifteten Altar und einer Kanzel das Wesen der Leute von Schreiberhau   zu treffen vermag, sei dahin gestellt. Tatsache ist, daß der Schreiberhauer, der seine Bauernhütten im Lauf der letzten Jahrzehnte zu modernen Hotels und Benfionen umgestaltet und aus dem Bergdorf einen prominenten Kurort mit einem Fassungsvermögen" von 20 000 Menschen gemacht hat, die Welt etwas weiter sieht. Für ihn ist Schreiberhau   der Nabel der Welt. Die Leute von Schreiberhau   sind die besten Rodler, Sti- und Bobfahrer der Welt! Die Bobbahn am Reifträger ist die beste des Kontinents! Der Stisprunghügel am 3ackenfall zeitigt die epoche­machenden Sprungmeisterschaften der ganzen Welt! Ueberhaupt: Das Riefengebirge ist das einzige, anständige, europäische Mittel­ gebirge   mit alpinem Charakter" und ist überhaupt schon dagewesen, als es noch keine Alpen und keine vorderasiatischen Hochgebirge gab. Also: Die Zugspitze  , der Montblanc  , der Gaurisankar, Garmisch­Bartenkirchen und St. Morih im Engadin   sind ganz elende Empor­fömmlinge und Barvenüs gegen Schreiberhau  .

Dagegen ist nichts zu sagen selbst wenn es in einem offiziellen Werbevortrag der Kurverwaltung vom Rednerpult aus vorgetragen wird. Ueberwältigt von soviel Heimatstolz senkt der größte Pessimist die bewehrte Fauft.

Sollte aber doch irgendwer eine blöde Widerrede wagen, jo

daher gehofft werden, daß es dem deutschen   Gesandten Rauscher gelingen wird, den deutsch  - polnischen Handelsvertrag noch vor Ab­lauf dieser Frift unter Dach und Fach zu bringen.

Exotische Zwischenfälle. Bergwerksbelagerung in Megifo.

Auf einem Bergwerk in Merito, nordamerikanischen Eigen tums, in Etzatlan, 40 Meilen von Guadalajara  , sollen Arbeiter englische und nordamerikanische Angestellte gefangenge= nommen haben. Die Zahl der Gefangenen bzw. Belagerien wird mit 29 angegeben, eine Reihe weiterer Ausländer sind geflohen. Nach einer unbestätigten Meldung ist eine Grube in Gefahr, infolge der herrschenden Unordnung unter Wasser gesetzt zu werden. Präsident Calles habe den Militärgouverneur des Staates Jalisco telegraphisch angewiesen, den Bergwerksbehörden die nötige Unter­ftügung zu gewähren.

Delstreit Bolivien- Paraguay  .

Nach Meldungen aus Buenos Aires   ist zwischen Bolivien   und Paraguaŋ ein Streit wegen der Delländereien im Chaco gebiet ausgebrochen. Eine in Buenos Aires   zusammentretende gemischte Kommission soll eine Lösung des Konflikts suchen. Im Falle eines Mißerfolges ist der Ausbruch von Feindseligteiten zwischen tennen, ob bolivianische Truppen nicht bereits in Paraguaŋ eingerüdt sind.

Auch Köln   für die Ehrung der Reichsfarben beiden Staaten zu befürchten. Die Meldungen lassen nicht er­Gegen schwarzweißrote Gefallenendemonstrationen.

Köln  , 27. August.( Eigenbericht.)

Die Kölner   Stadtverwaltung hat in ihrem Bestreben, den verfaffungsmäßigen Farben der Deutschen Republik in Zukunft größere Achtung zu verschaffen, nunmehr mit begrüßenswerter Ent­schiedenheit einen ähnlichen Beg wie der Berliner   Oberbürger meister Dr. Böß beschritten. Der Marineperein, der alljähr lich an der Eigelsteiner Torburg an einem Boot des untergegangenen Kreuzers Köln  " eine Trauerfeier veranstaltet, hat bisher regel­mäßig Kränze mit schwarzweißroten Schleifen niedergelegt. In diesem Jahre ist dem Marineverein von der Stadtverwaltung erklärt worden, daß die Niederlegung von Kränzen nicht ge-| duldet werde, wenn die Kränze nicht Schleifen in den verfassungs­mäßigen Farben tragen. Darauf hat der Marineverein, der sich diefer Forderung der Stadtverwaltung nicht fügen will, beschlossen, in Zukunft überhaupt auf Kranzniederlegungen zu verzich ten. Wie wir weiter hören, plant die Stadtverwaltung noch weitere Maßnahmen, um den verfassungsmäßigen Farben der Deut­schen Republik zu größerer Achtung zu verhelfen.

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Amneftiegefuche. Die Deutsche Liga für Menschen­rechte E.B." wird in einiger Zeit an den Herrn Reichspräsidenten  und an das Preußische Staatsministerium eine Eingabe richten, in der die Begnadigung einer Anzahl Personen zum Geburtstage der Ansicht sind, daß in ihrer Sache ein Gnadenerweis angebracht des Reichspräsidenten   vorgeschlagen wird. Verurteilte, die ist, können unter Einsendung der Urteilsausfertiung und Mitteilung ihres Strafendes der Rechtsstelle der Deutschen Liga für Menschen­rechte"( Berlin   W. 8, Wilhelmstraße 48, 3 Tr.) die Angelegenheit zur Prüfung überreichen. Anschreiben, in denen sonstige Gründe, die für die Begnadigung sprechen, erörtert sind, dürfen den Umfang einer Seite nicht überschreiten. Die entsprechenden Eingaben müssen an die Liga bis spätestens 7. September 1927 eingegangen sein. stuhlbrand des neuen städtischen Amtshauses, nahe dem Rathaus, Die Wiener Gemeindewache hat sich bei einem nächtlichen Dach­trefflich bewährt. Nur durch ihr rasches Eingreifen konnte der ge­samte Inhalt der bedrohten Amtsräume vor Feuer und Wasser so geborgen werden, daß der Dienst teine Unterbrechung erfährt. Der Brandschaden beträgt freilich 30 000 Schilling( 18 000 m.)

wirft ihn der Mann aus Schreiberhau   mit folgendem Argument| auf eine harte Probe. Die Ungeduld machte sich schließlich, da der an die Wand:

Schreiberhau   ist der Nabel der modernen Literatur und der bildenden Kunst! Denn erstens lebten Karl und Gerhart Hauptmann  zur Zeit ihres fruchtbarsten Schaffens in Schreiberhau  . Karl Haupt­ mann   ist ja unterdessen in Niederschreiberhau begraben worden und Gerhart Hauptmann   ist ins benachbarte Agnetendorf durchgebrannt. Trotzdem beschäftigt sich mit den beiden Brüdern das ganze Dorf und jede alte Schreiberhauerin wird auf die Frage nach den beiden Hauptmanns- Buben die Augen verdrehen und sagen:

Ich hab sogar den Vater, den Gastwirt, noch getannt! Bar das ein scheener Mann!" 3weitens lebt hier ein Kunstmaler, namens Hendrich; der hat neben sein Ginstlerheim"( wie eine Ostpreußin gestern betonte) eine Sagenhalle" gestellt, woselbst gegen ein Entree von fünfzig Pfennige die Werke Hendrichs, soweit sie den Berggeist Rübezahl  , Botan, Barzifal und verwandte Begriffe betreffen, zu sehen sind. Mein Gott, was haben sie aus dem knorrigen Berggeist, dem Be schützer der Bauern, der Glasbläser, Schmuggler und Köhler des Riefengebirges für ein Limonadengebräu gemacht! Jungfrauen, ätherisch mit Wasser und Wolken verschmolzen, bevölkern die Wände. So fieeß!" flötet die Ostpreußin.

,, Die ham ja allsamt foan Arsch!" poltert die bayrische Kon­furrenz.

touren auf das Gebiet der schönen Künste höchst materielle Leute, Im übrigen sind die Leute von Schreiberhau   trotz ihrer Extra­deren Geschäftssinn einer künstlichen Belebung nicht bedarf Ein Turnier des ADAC.", des Allgemeinen Deutschen Automobilklubs", ist ihnen sicherlich viel lieber als die schönste Arbeiterolympiade". zumal man hierbei die schwarzrotgoldene Fahne restlos unterschlagen fann. Mein Gott- Geschäft ist Geschäft; und das zahlungskräftige Bublifum soll man nicht reizen; das wissen die Leute von Geldwyla so gut wie die von Oberammergau  . Sonst aber sind sie prächtige Burschen die Leute von Schreiberhau  !

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Shaw als Erzieher. Den vielen Shaw- Anekdoten fügt ein Mit arbeiter des Manchester Guardian" eine neue hinzu, die den Vorteil hat, noch nicht bekannt zu fein. Es war vor etwa 20 Jahren an­staltung galt dem Zweck, für eine nationale Shakespeare  - Bewegung läßlich eines Meetings im Londoner   Byzeumtheater. Die Veran­Stimmung zu machen, von der man damals die Schaffung einer nationalen Shakespeare  - Bühne erhoffte. Die Ankündigung, daß auch Bernard Shaw   in der Versammlung das Wort ergreifen würde, hatte vor allem dazu beigetragen, das Haus bis auf den legten Platz zu füllen. Als Redner waren Vertreter aller Gesellschafts­auch der inzwischen verstorbene Mill Steagman, der für die Ar­tlassen und politischen Parteien gemeldet. Unter ihnen befand sich beiterpartei das Wort ergriff, Er erging sich dabei in außerordent lich breiten Ausführungen und stellte durch seine lange Rede die Geduld der Hörer, die darauf brannten, endlich Shaw zu hören,

Redner gar fein Ende finden fonnte, durch Scharren und unwilliges Murren Luft. Steagman, der sich über die Stimmung des Audi­toriums nicht länger täuschen konnte, brach verlegen mitten im Say Shaw und begann, nachdem sich der ihn begrüßende Beifallssturm ab und setzte sich bedrückt und verwirrt nieder. Dann erhob sich mein Freund Steagman gefunden hat, entfällt für mich die Not­gelegt hatte: Herr Präsident, nach den vorzüglichen Worten, die wendigkeit, noch etwas hinzuzufügen. Sprach's und setzte sich nieder in dem angenehmen Bewußtsein, den Leuten, die nur aus Neugierde gekommen waren, einen fräftigen Nasenstüber versetzt zu haben.

Ein franzöfifches Werk über Heine als Politifer. Großes Aufsehen dürfte in Deutschland   und besonders bei der deutschen  Seine Forschung ein foeben erschienenes französisches Buch hervor. behandelt. Aus der umfassenden, vielfach aus neu aufgefundenen rufen, in dem Margaret, Charte Heine und die, Julimonarchie" A Quellen schöpfenden Darstellung geht hervor, daß Heine nicht hur von Louis Philippe   eine, Pension erhielt, sondern auch von der österreichischen   Regierung befoldet wurde. Die Verfaffe­rin glaubt sicher, daß Heine geheime Beziehungen zum österreichischen of unterhielt und von dem österreichischen Gesandten in Frank­ furt   direkt beeinflußt wurde. In seinen politischen Aufsätzen hat er sehr viel aus französischen   Zeitungen geschöpft.

Paul Baléry über Europa  . Paul Baléry, das neue Mitglied der Académie Française  , arbeitet gegenwärtig an einem fultur­Buch soll darauf aufmerksam machen, daß Europa   nach dem Kriege kritischen Wert, das zum Winter unter dem Titel Essai sur la grandeur et la décadence de l'Europe" erscheinen wird. noch nicht die notwendigen Anstrengungen zur inneren Wiederge­burt gemacht hat.

Das

des Gouverneurs von Rom   hat das Theater Argentina einen Wett­3talienischer Dramatiterwettbewerb. Unter dem Protettorat bewerb für das beste, mindestens dreiattige Gegenwartsstück aus­geschrieben. Den Borsiz im Preisgericht führt Pirandello. Das preisgetrönte Stück wird im Theater Argentina aufgeführt werden.

Neue Foffilienfunde in Texas  . Die unter Professor Buddington von der Princeton- Universität stehende wissenschaftliche Kommission ist bei Ausgrabungsarbeiten auf den Delfeldern in Teras auf große Lager von Fossilien gestoßen. Die Funde werden jezt wissenschaft­lich untersucht; es dürfte sich in der Hauptsache dabei um Knochen vorzeitlicher Riefentiere handeln.

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Erffaufführungen der Woche. Mont. Städtische Ober: Der Wasserträger." Dienst. Theater im Admiralspalast  : Bann und wo." Großes Schauspielhaue:" Der Milado." kleines Theater:" Maréchal- Niel- Rosen." Mittw. Theater am Schiffbauerdamm: George Dandin." Neues Theater am 300: Drei Einafter von Ludwig Thoma  . Donnerst. Piscator: Bühne: Hoppla, wir leben." Berliner   Theater: Leonie." Thalia Theater: Der rote Hahn." Komödienhaus: beater: König Heinrich IV. omödie: Binsen."- Slo­Dhbut." Apollo Theater: Na und ob." Freit. Lessing­parttheater:" Anneliese von Dessau." Sonnab. Renaissance­heater: Boliche."

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