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Wie man sieht, greifen die Fragen der Qualitätsproduk- tion auf die gesamte Wirtschafts- und Sozialpolitik über. Es gibt keine einzelne Wirtschaftsfrage mehr, die isoliert von der Politik behandelt werden könnte. Deshalb wird man an- nehmen müssen, daß auch dieses Thema für die Unternehmer ein Anlaß sein wird, in Frankfurt   eine Art politisches Glaubensbekenntnis abzulegen. Nach dem, was man seit der letzten Tagung der Industriellen erlebt hat, ist es notwendig, folgendes festzustellen. Die Arbeiterschaft hat ein Interesse daran, daß der Kampf um das Recht auf den Arbeitsertrag, um die Gemeinwirtschaft und um die Demokratie im Staate mit sauberen Waffen geführt wird. Ob bei den Unter- nehmern das gleiche Interesse vorliegt, muß nach den Ergeb- nissen des abgelaufenen Jahres industrieller Wirtschafts- Politik nur allzusehr bezweifelt werden. Bor einem Jahr, in Dresden   war es, wo das Unternehmertum dem demokratischen Finanzminister R e i n h o l d jubelnde Ovationen dar- brachte. Wenige Monate später wurde er von denselben Industriellen aus dem Amte gedrängt. Vor einem Jahr, in Dresden   war es auch, wo Generaldirektor Silverberg seine bekannte Rede hielt, in der er die Arbeiterschaft zur Mitwirkung am Staat einlud. Bald darauf erklärte der Reichsverbandsvorsitzende D u i s b e r g diese Rede für eine leere Geste, und nicht viel später hatten wir glücklich den Rechtsblock, der die Arbeiterschaft von der Mitwirkung an der Politik des Reiches ausschloß. Gewiß, Verbandsleiter sind keine Regimentskommandeure. Sie können nicht ver» hindern, daß ihre Mitglieder Verbandsmeinungen umstoßen oder korrigieren. Aber soviel muß man auch an Ehrlich- k e i t von dem sachlichen Gegner erwarten, daß er nicht Ja sagt, wo er Nein meint. Sonst entsteht jene Vergiftung der Kampfesatmosphäre, in der keine Partei für die Folgen ihrer Schritte mehr die Verantwortung tragen kann. Die Arbeiterschaft fordert von dem Unternehmertum, das noch immer den Anspruch auf alleinige Führung in der Wirtschaft erhebt, Wahrheit und Klarheit, nicht um ihrer selbst willen denn das Heer der organisierten Arbeiter ist stark genug, um auch politische Winkelzüge zu durchkreuzen, aber im Interesse der Sachlichkeit, die allein eine ruhige Auseinandersetzung über die politischen und wirtschaftlichen Geschicke ermöglicht._
vor der Genfer   Taguns. Keine hochgespannten Erwartungen. Herr Stresemann fährt heute abend nach Genf  , um an der Sitzung des Völkerbundsrats und an der darauf folgenden Vollversammlung des Völkerbundes teilzunehmen. Der verantwortliche Leiter der deutschen   Außenpolitik befindet sich dabei insofern in einer günstigen Situation, als niemand in Deutschland   an die neue Tagung des Völkerbundes mit hochgespannten Erwartungen herantritt, Enttäuschungen also kaum eintreten können. Man nimmt den S t i l l st a n d, der in der Entwick- lung der außenpolitischen Verhältnisse eingetreten ist, nament- lich die Versteifung der deutsch  -französischen Beziehungen, den Stillstand in der R ä u m u n g s f r a g e mit einer Art von dumpfem Fatalismus hin und wartet auf einen besseren Wind, den die nächsten Wahlen in Frankreich  bringen sollen. Der Gedanke, daß auch vonDeutschland aus etwas geschehen könnte, um die geistige Entwicklung Frankreichs   im Smne der wahren Verständigung, das heißt, der Räumung günstig zu beeinflussen, kann natürlich bei unserer gegenwärtigen Rechtsregierung keine Stätte finden. Man wünscht für Frankreich   den Sieg der Linken und schwenkt dazu in Deutschland   kräftig die schwarzweihrote Fahne. Die Rechtspresse spricht von einem Bankerott der Locarnopolitik, weil das besetzte Gebiet nicht geräumt ist. Wenn auch hier stets der Standpunkt vertreten worden ist,
Mapa. Von Kurt Lenz. ' Paris  , Ende August 1927. Seit langem ging kein Stück der Avantgarde so ununterbrochen über die Bühne des kleinen Theaters Studio des Champs-Elysees  wieMaya" von Simon Gantillon  . Geht sie? Schleicht sie? Nein, Maya lebt nicht. Oder ist das ein Leben, Abend für Abend ein Maximum von Männern zu bedienen, um den müden Körper tags- über auszuruhen? Maya ist das Mädchen aus dem Bordell Nr. 7. �Du oder ein anderer/ diese vier Worte sind ihr Leitsatz fürs Leben. Der Gang einer französischen   Hafenstadt ist ihr Milieu und ihre Nahrung. Hört man draußen im Hafen das Läuten der Einfahrt eines neuen Schiffes, so weiß Maya, daß sie nicht zu verhungern braucht. Das muß sie auch sonst nicht, denn ihr Körper ist begehrt. Von wem? Von jedem. Da kommen sie alle zu Ihr, die sich noch der überschweren Last eines Alltags außer Gleichgewicht fühlen, und suchen in der /Dirne" ihren letzten Trost. Ist sie beschäftigt, dann sendet sie mit einer i guten Empfehlung den Kunden weiter zu ihrer Freundin von Nummer 13 oder zu der Schwarzen von Nr. 13, die manchmal sich etwas ausborgen muß, well dort viele vor ihrer Hausnummer Kehrt machen. Ein Schiffsoffizier kommt zu Maya und plaudert zunächst mit ihr. Nach einigen Mimiten geht von selbst die Tür auf: ein arabischer Teppichhändler tritt ein:Ach. Verzeihung, ich dachte. sie wären schon fertig, und sie hoben ja noch nicht angefangen." Und dann bietet er drei Teppiche an, wohl von ebenso dunkler Her. künft, wie der Araber selbst,«inen zu 200, einen zu 100 und einen zu 20 Franken. Der psfizier kaust den letzten für heruntergehandelte 10 Franken, und Sidi entfernt sich wieder. Doch kaum ist der Kunde weg. da geht auch schon wieder die Tür auf. Sidi ist wieder da: Schiines Fräulein, ich kaufe Ihnen den Teppich für 5 Franken zurück, mehr ist er doch nicht wert. 5 Franken. Bedenken siel Und ich gebe ihnen noch drei Fronten dazu, macht 8, und dafür habe ich auch das schöne Fräulein." Und wieder zieht sie die Bettdecke auf, zur Bedienung von Sidi. Ein niedergebrochener Seemann aus Australien   flüchtet sich zu Maya.Kohlen, Staub, Tag und Nacht, nichts als Schwarzes. Früher war ich im Lazarett, da war es weiß. Lieber möchte ich wieder verwundet fein, als Schwarzes zu schlucken im düstern Raum der Schiffsmaschine. Ich bin ganz allein auf der Welt und kann nicht weiter. Ich kann keinen anderen Berus  , als Tag und Nacht Kohlen schaufeln für Schiffsmaschinen. Mein Leben ist aus." Maya streicht ihm übers Haar, während er erzählt, und sucht ihn zu trösten. Da komint ihre Freundin von Nummer 15 hinzu und lacht über die Liebkosungi Die IS war einst in einem feinen Hanse angestellt. Wenn ein Liebhaber ihnen noch nicht genug Geld nebenher gibt, nehmen sie doch zwei," hatte ihr der Bureauchef einst gesagt, und so kam sie auf IS. Der Australier schenkt Maya beim Weggehen einen Edelstein dos letzte Kleinod, das er hatte. Nur eines Tages ist Maya ehrlich traurig. Ihr dreijähriges Kind ist tot. Ihr« Straßenkolleginnen sammeln für einen Kranz. Eine von ihnen kam gerade von einer Hinrichtung: Der Verurteilt«
daß die Räumung die logische Konsequenz der Locarnopoltttk sein müsse, so ist doch der Wahrheit zuliebe festzustellen, daß formal in Locarno   die Räumung nicht versprochen worden ist. Dort war nur von einer Verminderung der Besetzungs stärke die Rede, die ja nun auch wirklich erfolgen soll, nachdem sie von B r i a n d und Chamber- l a i n gegen den bornierten Widerstand der französischen  Militärs durchgesetzt worden ist. Die bevorstehende Truppenverminderung im besetzten Gebiet dürfte der deutschen   Regierung noch im Laufe des heutigen Tages offiziell zur Kenntnis gebracht werden. Daß aber die Fragen der Besetzung auf der Völkerbundstagung zur Sprache kommen werden, ist nicht anzunehmen. Man wird sich dort vielmehr zunächst im Rat nur mit Fragen zweiten Ranges, wie mit den Streitfragen zwischen Polen  und Danzig   wegen der Benutzung des Danziger   Hafens durch die polnische Kriegsflotte und die Munitionslager auf der Westerplatte zu beschäftigen haben. In der Vollversamm- lung sind schon eher Debatten allgemeinpolitischer Art, wie über die Weltwirtschaftskonferenz und die Abrüstung zu er- warten. Deutschlands   Stellung bei diesen Auseinander- setzungen wird an sich nicht ungünstig sein, sie würde aber noch viel günstiger sein, wenn wir eine Regierung hätten, die als aufrichtige Anhängerin der wirtschaftlichen und der militärischen Abrüstung angesehen würde. Daß die Tagung auf diesen wichtigen Gebieten große Entscheidungen bringen könnte, erwartet niemand. Abgesehen davon sind, was den Verlauf der Beratungen betrifft, Ueberraschungen nicht ausgeschlossen. Das ist kein Schaden. Der Völkerbund   ist der Anfang eines Welt- Parlaments, in dem alle Gegensätze der nationalen Interessen und Auffasfungen zum Austrag gebracht werden sollen. Lebhafte und aufrichtige Auseinandersetzungen vor aller Oeffentlichkeit entsprechen feinem Wesen mehr als steife Veranstaltungen nach sorgfältiger Vorbereitung hinter den Kulissen. Die Rechtspresse tut so, als ob sie Locarno  und dem Völkerbund   den Tod wünsche, die Rechtsregierung tut freilich nichts, um ihn herbeizuführen. Noch weniger freilich tut sie dazu und kann sie dazu tun, um Locarno   und den Völkerbund zu kräftigerem Leben zu erwecken und doch liegen hier alle Erfolge der deutschen   Außen- Politik in der letzten Vergangenheit und alle chre Hoffnungen für die nächste Zukunft._
ftuf öem weg zu neuen Kampfzöllen. Unnötige Erschwerung der dentsch-polnischen Wirtschaftsverhandlungen. Eine von dem polnischen Ministerium für Handel und Industrie herausgegebene Zeitschrift hat vor zwei Wochen den Entwurf einer polnischen Verordnung über Maximalzölle ver- öffentlicht, nach der sämtliche bestehenden Zölle um 100 Proz. erhöht und außerdem eine Reihe von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die bisher zollfrei waren, mit Zöllen belegt werden sollten. Diese Ver- ordnung sollte gegenüber solchen Staaten Anwendung finden, die kein« geregelten Handelsbeziehungen, d. h. keinen Handelsvertrag mit Polen   besitzen und polnische Waren unterschiedlich behandeln. Keinen Handelsvertrag mit Polen   haben bisher Deutschland  , die Sowjetunion  , Spanien  , Leitland und Litauen   abgeschlossen. Mit üwsnahme von Deutschland  , das auch heute noch im polnischen Außenhandel mit Polen   an erster Stelle steht, ist der Handel aller dieser Staaten mit Polen   wimmäl. Der Schluß, daß mit dieser Verordnung Deutschland   getroffen werden sollte, wurde durch die Bestimmung unterstützt, daß die Verordnung erst in vier Monaten in Kraft treten sollte. Sie bedeutete also Deutschland  gegenüber die Warnung, daß die polnischen Kampszölle erheblich erhöht werden würden, wenn es nicht innerhalb von vier Monaten zum Abschluß eines Handelsvertrages mit Polen   kommen würde. Die Reichsregierung hat durch den deutschen   Geschäftsträger in Warschau   der Gesandte Rmischer kehrt erst in einigen Tagen vom Urlaub zurück daraus hinweisen lassen, daß der Erlaß dieser
hatte als seinen letzten Wunsch geäußert, noch ein letztes Mal um eine Frau verlängert werden zu dürfen, bevor er um einen Kopf verkürzt werde. Da hatte das Gericht zur Bordellstraße schicken lassen. Maya kann nickst zur Beerdigung ihres Kindes gehen. Einen schwarzen Hut leiht ihr zur Not eine Kollegin, aber sonst hat sie kein Kleid, keinen Strumpf, keinen Schuh, der auf etivas an­deres zugeschnitten wäre als auf ihre einzige Straße, die ewig« Straße ihres versengten Lebens. Von wem war das Kind? Sie weiß es nicht! Wie hieß es?Ach Gott  , es ist wahr, ich nannte es ja immer nurdie Kleine". Es hatte gar keinen Namen. Ich habe es nirgends angemeldet." Und schließlich zerreißt sie mich den einzigen Brief, den man über ihr Kind geschrieben hatte. Fifi, die fünfzehnjährige Freundin aus der anderen Straße, wo noch nicht die gleichen Sitten herrschen, bekommt das Geld geschenkt, das die Kalle- ginnen für den Kranz gesammelt haben. Cz conti nu e, ca continue.. Dies Leben geht weiter, sagt die 7 zur 17 im Nochwort, das auch em Vorwort für das Stück sein könnte. Nimm 400 Hammel, spiele ihnen ein patriotisches Lied vor, etwa die Marseillaise  , und alle 400 werden zu marschieren beginnen," heißt es an einer Stelle im Stück. Di« Hammel in der Welt sterben nicht aus. Und das geht so weiter, das muß so weiter gehen, bis endlich einmal andere Menschen radikal die längst notwendig ge- wordene Neugestaltung oornshmen.
Stoafsantiafe«ruf der Großen Berliner«nnstausflellung. Di« preußische Staats regierung Hot durch dos Ministenum für Wissen- schaft, Kunst und Volksbildung in der Großen Berliner   Kunstaus- stellung folgend« Kunstwerke angekauft: von Freyland ein Bild Erde  ", von Maria Slaoona das BildMontmartre  ", ferner Plastiken von Schreiner-Düsseldorf und Sauer-Berlin  , sowie Bilder folgender Künsten Röhricht  . Ernst Fritsch  , Otto Heinrich  , Peter Förster, Charlotte Behrend, Klossowski  , Wilhelm Kohlhoff  , Bernhard Klein, Franz Domschett und Johanna v. Schulenburg. Eine italienische Eoeresl-Erpedikiov. Seit dem letzten Versuch der Engländer, den Gipfel des höchsten Berges zu erklimmen, der bekanntlich scheiterte, haben italienische Bergsteiger den Plan er- wogen, ihrerseits dies« Tat zu vollenden. Die Erwägungen sind nun zum Abschluß gekommen, wie der Präsident des Mailänder Alpen- klubs, Signor Belloni, auf der letzten Versammlung bekannt gab. Die italienisch- Everest-Expeditian wird von der Stadt Mailand   mit den nötigen Mitteln ausgestattet: auch die Regierung hat ihre Unter- stützung zugesagt. Freilich sind noch manche Probleme zu lösen, bevor die Abreise erfolgen kann. So muß man die Zustimmung der britischen Regierung und der von Neapel   erlangen, denn die Italiener planen den Aufstieg van der im Reiche Nepal   gelegenen Seite aus, während die Engländer von Tibet   aus ausgestiegen sind. Da die Beherrscher von Nepal   bisher sich geweigert haben, Weißen den Durchmarsch durch das Land zu gestatten, so liegt hier ein schweres Hinderm's vor, und die italienische   Expedition beabsichtigt, wenn das Verbot oufrechtgehaltcn wird, statt des Everest den B e r g K. 2 zu besteigen, der der zweithöchste Gipfel ist und eben- falls noch nie bezwungen wurde. Die Italiener glauben, daß der Versuch, diesen Gipfel zu bezwingen, noch schwieriger ist als die Er- oberung des Everest  .
Verordnung eine empfindliche Belastung der Hcmdelsvertvagsver- Handlungen bedeuten würde. Ihre Warnungen sind jedoch wirkungs- los geblieben. Die Verordnung ist tatsächlich am 26. August offiziell veröffentlicht worden, tritt also am 26. Dezember in Kraft. Damit ist zu den Schwierigkeiten der deutsch  -polnischen Wirt- schaftsoerhandlungen eine weitere hinzugefügt worden. Wenn Polen  diese Zollerhöhungen erst nach Ablauf von vier Monaten für nötig hält, scheint es ein unnötiges und unkluges Verfahren zu sein, sie gewissermaßen als Drohung schon jetzt bekannt zu geben. Nach dem günstigen Verlauf der Besprechungen über die Niederlassungs- frage in Warschau   rechnet man auch aus deutscher Seite mit der Wiederaufnahme der Gesamtvechandlungen über den Handelsvertrag im Herbst, und deren Verlauf hätte man in Polen   abwarten können. ohne sich damit die Möglichkeit einer Zollerhöhung für Ende Dezem- ber zu verbauen. Durch die Verordnung aber werden auf beiden Seiten diejenigen Einflüsse gestärkt, die aus engherzigen Wirtschafts- interessen oder aus politischem Chauvinismus«ine deutsch  -polnifche Verständigung gern hintertreiben möchten.
Reichswehr   gegenKinöerfreimü'". Die Berufungsinstanz belästt es bei der Strafe. Dresden  , 29. August.(Eigenbericht.) Am 15. Dezember 1926 verössenttichte die.Meißener Volkszeitung" in ihrer Beilage /Der Kinderfreund" «inen mit der Abbildung zweier soldatenspielender Kinder versehenen kurzen Aussatz, der erzieherisch in sozialistisch-pazifistischem Sinne zu wirken hatte, für den Friedensgedanken Propaganda machte und folgenden Satz aufwies:Soldat fein aber heißt, Berufs- Mörder der Mitmenschen werden." Obgleich unser Schrift- tum solche ähnliche Worte in Fülle bietet, ohne daß sie je beanstandet worden wären, stellte doch der ReichsweHrminister Gehler Stras- antrag wegen Beleidigung der Reichswehr  . Am 10. Juni d. I. kam die Sache vor dem Meißener S«höffengericht zur Verhandlung. Angeklagt war der verantwortliche Schriftleiter und Verfasser des Aussotzes, Genosse Adolf Domnick, der übrigens Kriegsbeschädigter ist und ein Bein eingebüßt hat. Er mochte gellend, daß von einer Beleidigungsabsicht nicht die Rede sein könnte, daß lediglich erzieherische Momente bei der Verösfenllichung in Frage gekommen seien und der Aussatz rein weltanschaulichen Charakter trag«. Das Schöffengericht sah jedoch eine Beleidigung der Reichswehr   als vorliegend an und erkannte gegen den Ange- klagten auf 300 Mark Geld st rase. Das unhaltbare Urteil wurde durch Domnick angefochten, und am 29. August hatte sich das Landgericht Dresden   als B e-' rufungsin stanz mtt der gleichen Angelegenhell zu befassen. Der Angeklagte stellt« die Schuld abermals emschieden in Abrede. Sein Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Günther, wies auch die An- nähme zurück, daß etwa der Z 131 des Strafgesetzbuches in Anwendung zu kommen hätte, der denjenigen mit Strafe bedroht, der entstellte Tatsachen behauptet und verbreitet, um Staatseinrichtungen verächtlich zu macheu. Der Tatbestand dieses Paragraphen könne schon deshalb nicht erfüllt fein, weil er«inen konkreten Vorgong voraussetze. Das Gericht hat jedoch einen anderen Standpunkt zu ver- treten für richtig gehalten. Es änderte das Prozeßurteit lediglich dahin ab, daß die Bestrafung nicht wegen Beleidigung, sondern wegen Vergehens gegen den% 131 erfolgte und beließ es beim Strafmaß. Die Publikationsbcfugni» fällt fort. Das neue Urteil erscheint nicht minder als das der ersten Instanz unverständlich und wird aufs neue angefochten werden.
23 neue deutsche Schulen te Ofioberschlefiea werden im kommenden Schuljahr eingerichtet. Wojkows Nachfolger in Warschau  . Wie in Warschan in be- stimmte? Form bekannt wird, soll zum N a ch j o l g e r des ermor- deten sowjetrussischen Gesandten W o j k o w der frühere Vertreter des sowjetrussischen Handelsbevollmächtigten in London  , der höhere Beamte im Außenkommisjariat Dymir Bogomolow aus- ersehen sein. Das Einverständnis d«r polnischen Regierung jur diese Besetzung scheint festzustehen.
Eine Ausstellung von Kunstwerken Strafgefangener. Di« ameri- konische Gesellschaft Corona Mundi hat in New Pork eine Ausstellung über das ThemaKunst und Gefängnis" abgehalten, die großen Erfolg hatte. Die Ausstellung zeigte zunächst, wie in einer Reihe großer amerikanischer Strafgesängmss« das Interesse der Gefangenen auf das Wirken der bildenden Kunst gelenkt wurde, und zwar durch eine psychologisch geleitete Auswahl guter Bilder, die in verschiedenen Gruppen abwechselnd in den Gesängnissen vorgeführt wurden. An- schließend hat man dann die eigene Produktivität der Sträflinge, die dazu neigten, gefördert, und eine zweite Abteilung zeigte die Ergeb- nisse dieser Arbeit auf dem Gebiete der Graphik,"Malerei und Modellierkunst. Neue Opera. Don Kurt Werll, der mit seinem Singspiel Mahagonny" beim Musikfest in Bnden-Baden einen stürmischen Er- folg hatte, liegt ein neuer Operneinakter, Text von Georg Kaiser  , vor: Der Zar läßt sich.. Eugen d'Albert   hat eine neue große Oper Die schwarze Orchidee", vollendet. E. R. v. Reznicek wird mit einer neuen OperSatuala", der ein moderner indianischer Stoff von Rolf Lauckner   zugrunde liegt, am Leipziger Reuen Theater erstmalig aus- geführt. Von Max Vrvd wird die OperSvanda, der Dudelsack- pfeifer" des jungen tschechischen Komponisten Iaromir Weinberger für die deutsche Bühne bearbeitet. Ein kostbarer Kloß. Als Caruso zum letztenmal in der Mai- ländcrSkala" auftrat und dort das Publikum als Rhadames durch das Wunder seiner.Stimme hinriß, befand sich auch ein anderer Tenor im Theater, der die Triumph« des Kollegen nicht gerade mit freundlichen Empfindungen aufnahm. Als nachher eine Gesellschast von Musikern beisammen war. suchte er die Stimme Carusos herab­zusetzen und ließ sich schließlich zu der Aeußerung hinreißen:Der Kerl hat ja«inen Kloß im Halse!" Da wandt« sich der ebenfalls anwesende Mascagni   zu ihm und sagte:Für diesen Kloß, mein Lieber, würde ich gut und gern pro Abend Ihnen 2000 Lire zahlen!" Preisausschreiben für eine Fliegerhymne. Die Rew-Porker Hymn Society hat ein Preisausschreiben über 1000 Dollar für ein« Hymne erlassen, die den Ruhm der Noniere des Flugwesens ver- kündet. Der Betrag ist der Gesellschaft zu diesem Zweck von einem unbekannten Spender überwiesen worden. Zum Preisgericht gs- hören bekannte Rew-Yorker Geistliche, wie der Herausgeber der führenden Zeitschrift der amerikanischen   Methodsstenkirche. Die Manuskripte für Text und Komposition sollen bis zum 12. Oktober abgeliefert sein. Was ist ein kynodrom? Das Kynodrom ist die neuest« Wort- schopfung auf dem Gebiet des Sportjargons und hat mit dem Kino nichts zu tun. Das Wort ist vielmehr nach dem Muster des altbe- kannten Hippodrom gebildet, das auch schon für, das Aerodrom Pate gestanden hat, und bedeutet eine Anlage zur Veranstaltung von Hunderenneni Der Vorschlag entstammt der französischen   Bericht- «rstattung über die Windhundrennen in Manchester   und wird sich voraussichtlich bald einbürgern.
Paul Claudel   arbeitet an einem Bühnenwerk über Tbristovb ColumbuS. Es verlautet, daß Max Reinhardt   sich die deutsche llraussührung ae- sichert hat.