fortzugemähren find. Zudem möchte bei anderem Berfahren,| früheren Studien fortzufetzen und alsdann den Borlesungen an einer
da immerhin die Maßnahme mit dem Verhalten des p. von Bollmar im Reichstage in Verbindung ge= bracht werden würde, zu besorgen sein, daß bei fünftigen Etatsverhandlungen der bisher stets anstandslos bewilligte allerhöchste Dispositionsfonds unerwünschten Anfech= tungen begegnet.
Kann ich hiernach von irgendwelchen Schriffen gegen den p. von Bollmar nur abraten, so habe ich doch geglaubt, mich Eurer Durchlaucht hoch geneigter 3ustimmung zu meiner Auffaffung gehorsamst versichern zu sollen.
Scholz.
Nach Kenntnisnahme dieses Gutachtens ließ Bismard durch seinen Sohn bei der Rückgabe an den Geheimrat Dr. Rottenburg schreiben: Friedrichsruh , am 24. Mai 1882.
Seine Durchlaucht will Vollmar nichts abkneifen, hält es aber 3wedmäßig ein curriculum vitae( Lebenslauf) von ihm in die Presse zu bringen; ohne Bitterfeit, einfach erzählend, wie dieser Presse zu bringen; ohne Bitterfeit, einfach erzählend, wie dieser frühere bayerische Offizier allmählich Sozialdemokrat geworden. Es könnte dabei ein anderer ebenfalls früherer bayerischer Offizier erwähnt werden, mit dem es ähnlich ging. Er hatte einen dreisilbigen adligen Namen, den mein Vater vergeffen. So ähnlich wie Hofstetten, war ein Freund von Schweizer , der ja auch seinerseits eine ähnliche Karriere machte. Bei Ihren um
faffenden sozialgeschichtlichen Kenntnissen werden Sie das gewiß zu sammenstellen fönnen.
W. v. Bismard.
Also ein völlig invalider Mann, der eine geringe Benfion als Berstümmelter erhielt, sollte hinter rüds öffentlich herabgesezt werden. Prompt beeilte sich der Herr Geheimrat, den Befehl des Reichskanzlers auszuführen. Am 8. Juni 1882 brachte die ,, Norddeutsche Allgemeinen Zeitung" in Nr. 261 einen Zuffaz in dem es heißt:
Aus Anlaß der Rede, welche der Herr v. Vollmar bei der ersten Beratung des Tabatmonopols im Reichstage gehalten hat, ist von mehreren Zeitungen ein Lebenslauf des, genannten Abgeordne ten Deröffentlicht worden.
Herr v. Bollmar, heißt es darin, entstammt einer alten alemanischen Familie, die vor etlichen Jahrhunderten nach Bayern fam und dort die übliche Umbildung aus dem freien Landadel zum Hofa del machte. Der jetzige Abgeordnete wurde von den Seinen zum Offiziers stande bestimmt, falls es nicht gelingen follte, ihn etwa zum Kammerjunker zu machen, und vielleicht später auf der Stufenleiter des Hofdienstes gar bis zum 3eremonienmeister zu bringen. Frühzeitig wurde er auf eine Klosterschule gebracht, und als Fünfzehnjähriger trat er beim Ausbruch des Krieges von 1866 in die bayerische Armee ein, der er als Leutnant angehörte. Nach Beendigung des furzen Feldzuges behagte dem jungen Menschen der Kasernendienst und das Ererzieren gar nicht. Er wünschte, entlaffen zu werden, wollte seine Schulbildung erweitern und studieren; stieß aber auf energischen Widerstand bei seiner Familie. Endlich wußte er durch eigenmächtiges Borgehen dennoch seine Entlassung zu erhalten. Aber mit den Studien dauerte es nicht lange, denn der nach der Schlacht von Mentana in alle Lande fönende Hilferuf des Papstes um Soldaten gegen Italien lockte den Jüngling, in dessen Gemüt die Klostererziehung eine mystische Hinneigung für die Papstherrlichkeit erzeugt hatte, nach Rom . Auch auf ihn wirkte die ewige Stadt, wie auf fo viele feines Gleichen; quch an ihm bewahrheitete sich das bittere Wort Basquinos:„ Es ist kein Wunder, daß in Rom der Glaube herrscht, denn jeder, der hierher tommt, laßt ihn uns hier." Die abgefühlte Begeisterung des jugendlichen| Glaubensstreiters wurde nicht erhöht, als er bei der Brigantenverfolgung in der unwirtlichen Campagne das Sumpffieber betam. Krank lehrte er nach Deutschland zurück.
Er trat nunmehr in das Politechnikum ein und schloß sich später beim Ausbruch des französischen Krieges dem Eisenbahn - und Telegraphendienst an. Nach der Heilung der schweren Verwundungen, welche er davongetragen, beschloß er, seine
Das nackte Bein.
Bon Heinz Eisgruber.
Er fizzt an der Straßenede und stredt ein nadtes Bein vor fichy hin. Und bettelt wie tausend andere um das, was man gemeinhin Schlüffel zum irdischen Paradies nennt.
Ehe dieser Mann sein Schamgefühl abstreifte, war er der ärmste unter seinen Berufskollegen. Jene haben Gebrechen, die den Vorübergehenden anschreien. Die den im Zeitalter der Oberflächenstepsis zum Betrachtungsschema gewordenen Berdacht der Täuschung erschlagen, ehe er sich vor die zu rührenden Herzen stellt. Sie haben Gebrechen, die den gröbsten Sinnen erfaßbar find: tote, leere Augenhöhlen, verstümmelte Gliedmaßen, in Nervenzuckungen sich aufbäumende Leiber, vom Leben vergiftete Gesichter.
Unser Mann aber sieht kräftig aus, befigt alle Gliedmaßen und ein paar eindringlich blickende Augen. Niemand sähe ihm sein Gebrechen an, über das Zivilisation und Klima Tuch gebreitet haben. Und niemand ließe sich von ihm rühren.
So streift er denn das linke Hofenbein hoch und zeigt sein bloßes, nacktes Bein, das über und über mit Narben und Geschwüren bedeckt ist. Eine freffende Flechte durchackert und zerwühlt unaushaltsam die Beinmuskeln. Der Anblick dieser Grausamkeit der Natur läßt das Herz einen Augenblick mit feinem Schlag inne halten. Als wolle es demonstrieren gegen folche Peinigung der
Kreatur.
Nunmehr, mit entblößtem Bein, ist unser Bettler Rönig unter jeinesgleichen geworden. Ein von grausamen Wunder starrendes Bein können nur wenige auf das Pflaster legen. Nicht nur, weil die Geißel der Natur oder der gefährlichen Künfte der Zivilisation sie anders. zeichnete, auch weil Hemmungen fie vielleicht hindern würden, fich so und unter solchen Umständen zu entblößen. Unser Mann besitzt diese Hemmungen nicht. Dder er hat sie überwunden. Mit Hilfe der Not und der Zeit, die beide so leicht die Dammwälle der Scham, der Sitte, des Stolzes, des Selbst. bewußtseins, der Eitelkeit unterminieren.
Es irritiert ihn auch keineswegs der Gedanke, daß die Men
schen vor ihm, vor seinem graufigen Gebrechen, erschaudern würden. Im Gegenteil: dieser Gedanke hat am Wall seiner Gefühls
hemmungen am erfolgreichsten gerüttelt. Denn in Begleitung des Schauders wußte der instinktio und aus Not zum Reklamepincho logen Gewordene das Mitleid und die zum Opfern zwingende Angst vor dem Schicksal..
Seine Kalkulation war richtig: feine Mütze füllt sich schneller und öfter als die seiner blind oder auf Krücken durchs Dasein humpelnden Rollegen.
Und dennoch sind sein Gebrechen und seine Not nicht schlimmer als die jenes Blinden oder jenes Epileptifers oder jenes Beinlosen und Schwindfüchtigen. Aber unfere, von den Reflameattaden der
Universität zu folgen. Als die katholischen Anschauungen, in denen er erzogen worden, sich verflüchtigt hatten, geriet er zunächst zur Philosophie Spinozas. Bald aber genügte ihm die Doktrin des Niederländers nicht mehr, und er wurde überzeugter Atheist.
Die demokratische Luft der Schweiz , welche er in Zürich atmete, machte ihn zu einem Anhänger der freiheitlichen Parteien, aber der radikale Geist, der ihn von Spinoza zum absoluten Atheismus getrieben, ließ ihn auch in der bürgerlichen Demokratie nicht sein Ideal finden, und führte ihn auf den Weg des demokratischen Sozialis mus. Er begann im Sinne der Sozialisten zu wirken.
Nach Erlaß des Sozialistengefeges ging er nach Paris , wo er seitdem feinen Wohnsitz aufgeschlagen hat und journalistisch tätig ist." Nach längeren fraufen. Erörterungen über den Sozialismus heißt es weiter:
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Wie eine solche Lehre sich hat herausbilden fönnen, ist nicht schwer verständlich. Sie ist erfunden von denjenigen, welche genießen wollen ohne zu arbeiten. Die Babouwisten so nennt man die Anhänger des materiellen Kommunismus in Frankreich suchen die für jedes geordnete Zusammenleben unumgänglich notwendige Institutionen de fond en comble" zu zerstören, weil sie hoffen, in au int of behu perifören, weil sie beffen, in und das ist befriedigen zu können. Die Apostel der Lehre für diefelben charakteristisch haben ihre Anhänger stets in den für diefelben charakteristisch Pariser Wirtshäusern gesucht, in denen die Unzufriedenen sich Rendevous geben.
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sichtlich ist, sich in verschiedenen Berufsarten ner. Herr v. Vollmar hat, wie aus seiner Lebensbeschreibung erfichtlich ist, sich in verschiedenen Berufsarten per fucht, aber in feiner reüssirt.
Die Doktrin der Babouwisten, die nicht in der Schwäche ihres eigenen Rönnens und Wollens, sondern in den sozialen Berhältnissen den Grund alles menschlichen Elends suchen, mußte einen solchen Mann sympathisch berühren.
Wir sind in der Lage, die obige Lebensbeschreibung um ein Datum zu bereichern. Herr v. Vollmar wurde durch seine Berwundung im Kriege 1870 für einige Jahre erwerbsunfähig. Da er nicht zu dem Soldaten- oder Militärbeamtenstande gehörte, so stand ihm nach dem Gesetz ein Anspruch auf Bension nicht zu. Se. Majestät der Kaiser hat Herrn v. Vollmar mit Rücksicht hierauf eine fortlaufende Beihilfe von nahezu 2000 Mart pro Jahr bewilligt, welche der Genannte noch zurzeit bezieht."
Der hämische Artifel fälschte das Gutachten des Reichsschaamtes in das Gegenteil um, indem er verschwieg, daß von Bolimar eine Pension zugesprochen und diese nach dem Anschluß Bayerns an Deutschland vom Reich übernommen worden war.
Nur die Penfionserhöhung und die Verstümmelungszulage wurde aus dem Dispositionsfonds beftritten, für den der Kaiser doch nur den Namen hergegeben hatte. Durch das Verschweigen des Pensionsanspruches und des Hervorkehrens des„ Gnadenbeweises Seiner Majestät" follte der Anschein erweckt werden, daß von Vollmar durch seine Rede undankbar gegen den wohlwollenden" Kaiser geworden sei.
Die Oppositionspreffe erkannte den Artikel sofort als einen Rache aft Bismards für Vollmars Reichstags= rede. Besonders das„ Berliner Tageblatt" griff deshalb die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" scharf an. Bestürzt wandte sich der Chefredakteur Pind ter an den Verfasser des Artikels Oberregierungsrat Rottenburg und verlangte fachliche Unterlagen.
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Natürlich schrieb Rottenburg einen neuen Artikel, der in nr. 265 vom 10. Juni 1882 in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" abgedruckt wurde, in dem er die Fälschung und damit die Täuschung der Deffentlichkeit aufrechterhielt.
In Nr. 279 des„ Berliner Börsenturiers" vom vom 13. Juni 1882 wies dagegen von Vollmar in einer Erflärung den Rechtsanspruch seiner Pension nach und hob hervor, daß ihm niemals mit geteilt worden sei, daß er durch einen Gnadenaft" des Kaisers die Zulage erhalten habe.
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Gegenwart abgehärteten Nerven reagieren nur mehr auf grelle Eindrücke. Wir spüren nicht die verdeckten und geschämigen Nöte, nicht das Elend, das auf blutrünstige und nervenaufpeitschende Retíame verzichtet oder verzichten muß, nicht erfaßbar ist mit jenem materiellsten Sinn, der allein noch Bertrauen heute genießt: dem Gesichtssinn. Wir spüren nicht jene Nöte, die unserer Phantasie bedürfen. Wir find phantasiearm und unschöpferischen Herzens. Nur was unmittelbar an den grobdrähtigsten Sinnen reißt, löst Schwingungen in uns aus.
Er hat recht, unser Mann, daß er die Hüllen von den Schwären reißt: wir glaubten ihm die verhüllten nicht. Und wenn wir sie ihm glaubten: sie würden uns nicht rühren.
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Gewinnbringender Artikel.
Es ist von jeher wohl so gewesen, daß vollendeter Unfinn das Mittel ist, den Dummen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nach einem bestimmten Patentverfahren können solche Kniffe in Deutsch land sogar gesetzlich geschützt werden. Aber wir möchten trotzdem die Aufmeri jamfeit unserer allerwertesten Herren Sittlichkeits- und Literaturfchnüffler auf einige literarische" Blüten lenten, die jedenfalls schon dem Titel nach dazu angetan sind, ihrer Nase die wollüftigen Gerüche zu verschaffen, die sie sonst in den hochwertigen Erzeugnissen einiger junger Boeten vergebens zu suchen vermögen. Die VersandBuchdruckerei A. Baeschke ,, Neuheiten- Bertrieb Engros", Berlin N. 58, verschickt einen Brofpeft, dessen Studium erkenntnisreicher ist als die ganze Novelle zum Jugendschutzgesez. Er wendet sich in erster Linie an Schausteller, Händler, Hausterer usw., in der Mehr3ahl aber werden es Beschäftigungslose sein, die ihre wenigen llebergroschen in einem Geschäft anlegen, das für sie eine Blcite", für den flugen Drucker dagegen immer ein gewinnbringendes Unternehmen bleibt. So werden in dem Prospekt„ Astrometer" angeboten, ein Instrument zur sofortigen automatischen Feststellung der Charaktereigenschaften usw. und des sonstigen Schicksalsverlaufs eines jeden Menschen. Absolut nicht die geringste Borfenntnis erforderlich. Breis fomplett mit Gebrauchsanweisung und Prognoſebuch in elegantem Futteral 3,80 M., in besserer Ausführung 6 M." Glücks- und Wahrsagebriefe für Herren und Damen, sowie die Schicksalsuhr", Planeten mit Geheimphotographie und Wunderfüten" find ebenso lufratio mie der Verkauf von billigen, gangbaren Romanen, Jugendschriften usw. Wie diese Literatur" beschaffen ist, verrät der kosmopolitische Unternehmer in einem anderen Abschnitt der Anpreisung, wo er unter dem überzeugenden Schlagwort„ Sie Scheffeln Geld" nachbenannte Romane anpreist: Bertrieben am Hochzeitsabend. Das Herz vom Rhein . Röschen, das Grafentind. Am Traualtar verflucht. Maria, ein Kind der Liebe und viele andere. Es handelt sich hier, wie schon aus den Titeln ersichtlich wird, sicher um das übelste Geschmiere einer KolportageromanPhantasie, das in Lieferungen vertrieben wird, á Heft 20 Pf. Aber daß diese Dinge gedruckt, öffentlich erscheinen und vertrieben werden fönnen trotz Schmutz- und Schundgesetzes, verstärkt das Gelächter, welches unser Jahrhundert über die Reiniger der Kultur ausschüttet. Friedrich Ratteroth.
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In so perfider, hinterhältiger Art behandelte der Nationalheros Bis mard persönlich den verstümmelten Kriegsinvaliden und ließ eine willige Preßmeute gegen ihn los. Die Republik läßt aber gutmütig die frondierenden monarchistischen Pensionäre ungeschoren! Dafür schmieden diese gelegentlich Pläne gegen ihre Weitereristenz!
Das Zentrum zum Flaggenstreit. Schwarzrotgold Nationalflagge. Schwarzweißrof Parteifahne.
Der
Die offizielle 3entrumstorrespondenz breitet unter der Ueberschrift:" Politische Fahnen" einen Artikel aus parlamentarischen Kreisen, der eine sehr entschiedene Absage an die Deutschnationalen bedeutet. Es heißt in diesem Artikel:
Run fann man eine seltsame Auffaffung beobachten, die nämlich, daß man die schwarzweißrote und die schwarzrotgoldene Fahne auf eine Stufe stellt. Das geschieht namentlich in Kreisen, die neutral sein wollen und die sich mit diesen Dingen nicht abzugeben wünschen. Sie erklären etwa, daß fie ganz unpolitisch" seien und deshalb weder mit der einen noch der anderen Fahne etwas zu tun haben wollten. Hier haben wir den grundsähltchen Fehler, daß man beide Fahnen gleichstellt und sie beide gleichmäßig, und wie wir sagen müssen, gleichmäßig falsch behandelt Richtig ist, daß die schwarzweißrote Fahne zu einer politischen Fahne gemacht worden ist; sie ist heute die Prätendentenfahne der Rechtsparteien. Dadurch ist sie eine Parteifahue, die selbstverständlich bei allen Veranstaltungen, in denen man das Politische ausschalten will, nicht gezeigt werden darf.
Ganz etwas anderes aber ist es mit der Nationalflagge. Die Hissung der Nationalfahne ist kein politischer Akt, sondern ist der einfache Ausdruck der Sehung des Reichssymbols. Sie ist und bleibt die Nationalfahne und teine tann ihr gleich genannt werden, auch nicht die Landesfahne.
Die Hiffung der Reichsfahne ist also nur ein staatspoli tischer Att der deutschen Selbstehrung. Es ist nicht angängig, die ehemalige Fahne des Reiches mit der heutigen in Bergleich zu stellen. Alle, denen die verfassungsmäßigen Grundlagen des Staates heilig find, sollten sich gegen diese Gleichstellung mehren, und es ist an der Zeit, mit aller Deutlichkeit der Mehrheit des deutschen Volkes klar zu machen, daß es sich hier bestenfalls um einen staatspolitischen Irrtum handelt. Wenn die Rechtsparteien diesen Irrtum begehen, so ist er verständlich.
Die schwararotgoldene Fahne muß über der Politit und jenseits von ihr stehen. Mag man sie be tämpfen, aber man foll ihr den exzeptionellen Blatz nicht beftreiten, der ihr zufommt. der ihr zukommt. Sie rangiert mit feiner Fahne auf derselben Linie, sie ist die Fahne des deutschen Volkes. Daraus ergeben sich auch ziemlich klar die Möglichkeiten bzw. die Unmöglichteiten einer erneuten Flaggenänderung!"
München , 30. August.( Eigenbericht.) Aus Anlaß eines offiziellen Befuches nordamerikanischer Journa liften in München beantragte die sozialdemokratische Fraktion im Münchener Stadtrat, die städtischen Gebäude außer mit der bayerischen und Stadtflagge auch mit der Flagge Schwarzrotgold au schmüden. Der Referent, Dr. Janson, der als deutschnationaler Fraktionsführer erst vor kurzem vom Rechtsblock zum berufsmäßigen Stadtrat gemacht worden ist, empfahl seinen Freunden, die Finger von dieser Sache zu lassen, nachdem man soeben erst den traurigen Flaggenmirrwarr in Berlin erlebte. Daraufhin wurde der sozialdemokratische Antrag mit 24 gegen 19 Stimmen unferer Genossen und Demokraten abgelehnt.
Ehrenvoller Gewinn. Oskar Hohenzollern , von Beruf Prinz, hat den Terrorhäuptling Horthy zum Ehrenkomtur" feines Vereins Johanniterorden" ernannt.
Eine Internationale Friedensausstellung. damer Genossen wird in Amsterdam im Jahre 1928 gleichzeitig mit Unter Leitung eines Ehrenausschusses aus führenden Amster den Olympischen Spielen die Erste Internationale Friedensausstellung veranstaltet werden. Sie wird natürlich nach Art und Umfang nicht den großen Ausstellungen unserer Tage an die Seite zu stellen sein, aber sie wird immerhin Gelegenheit bieten, das ganze Elend des Krieges anschaulich darzustellen. Soll diese Internationale Friedensausstellung jedoch wirklich ein moralischer Erfolg für die Sache des Friedens werden, so bedarf sie der Unterstützung aus allen Spielen hier Deutsche , Franzosen, Engländer und andere Nationen am Kriege beteiligt gewefenen Ländern. Wie bei den Olympischen zusammenströmen, so sollen sie alle begreifen lernen, daß sie alle gelitten haben, die Siegerländer und die Länder der Mittelmächte, und daß keiner den anderen wegen vermeintlicher Erfolge zu beneiden braucht. Die Internationale Friedensausstellung wird bildliche Darstellungen jeder Art aus den Kriegsjahren, sofern sie wahrhaft sind, und Literatur aller Art, auch verhehende in allen Sprachen in ihrer ganzen Abscheulichkeit und Verlogenheit, umfassen. Sie foll aber auch ein getreues Spiegelbild der modernen friegsgegnerischen Literatur und Kunst geben. Hier ist eine vortreffliche Gelegenheit, Bücher aller Art aus Archiven und Privatbüchereien leihweise zur Verfügung zu stellen, die noch aus den Kriegsjahren herrühren und die ganze publizistische Propagandamache jener Lage verdeutlichen. Daneben wird noch die Ausstellung das ganze Rationierungssystem in feinen Unzulänglichkeiten in den verschiebenen Ländern ebenfalls umfaffen. Noch heute sind hier und da in Familien Lebensmitteltarten, Anweisungen auf Rohlen, Bezugsscheine für Befleidung oder Schuhe vorhanden, die man nur der Kuriosität wegen aufbewahrt hat. Sie gehören auf diese Ausstellung. Nur wenn so die Mitwirkung aller am Kriege beteiligten Länder vorhanden ist, wird eine reichhaltige und vollständige Ausstellung möglich sein und zu einem ftarten Erfolg des Weltfriedensgedankens führen.
Nationalparts im Zululand. Die vier Wildschuhgebiete im Zululand sind jetzt, wie aus Johannisburg gemeldet wird, zu Nationalparts erklärt worden. Man will dadurch den Schuh ber überaus seltenen Tiere, die sich hier noch finden, sicherstellen, denn die Wildschutzgebiete können durch einen Ministerialbeschluß wieder aufgehoben werden, während ein Nationalpert nicht beseitigt werden kann. In einem dieser neuen Nationalparts, in Umfoloji, findet sich noch das weiße Rhinozeros, eine ganz besondere Seltenheit, und außerdem gibt es hier verschiedene Antilopenarten, die sich sonst nirgends mehr finden.
Der Straßenlärm von Chikago. In einem Vortrage, den er kürzlich hielt, erklärte Professor Donald A. Laird von der amerika nischen Colgateuniversität, in teiner Weltstadt sei das Geschäfts. piertel so von Lärm erfüllt wie in Chikago, und Professor Laird belegte die Behauptung durch einen Audionator", einen Hör apparat. Wenn der Schaden, der durch den verkehrshinderlichen, ungezählte Unglücksfälle verursachenden Londoner Straßenlärm auf jährlich 5 Millionen Dollar beziffert werde, so sei diese Summe für Chitago noch viel zu niedrig gegriffen.