Das tanö öer Bayerns 2 Aus München wird uns geschrieben: Die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung der bayerischen Wasserkräfte als Entlastung unserer bis- herigen Brennstosfwirtschaft und als Grundlage zur Ausgestaltung und Neuonsiedlung von Industrien ist allgemein bekannt. Um eine zielbewußte Bewirtschaftung dieser Wasserkräfte durchzuführen, ist die bayerische Regierung seit längerem daran, geeignete Unter- lagen durch Erfassung der ausgebauten und noch ausbauwürdigen Wasserkräfte zu beschaffen. Im Rahmen dieser Arbeiten erfolgte auch eine Erhebung über den Stand der Wasserkraft- «rschließung zu Beginn des Jahres 1927, da man be- züglich der kleinen und kleinsten Anlagen bisher nur auf Schätzungen angewiesen war. Diese neuest« Erhebung, durchgeführt vom Bayerischen Statistischen Londesamt, erstreckt« sich auf sämtliche bayerische Wasserkraftanlagen, von der kleinen Mühle im Grunde bis zu den Großkraftwerken. Sie gibt ein Bild von den großen Energievorräten, die in der„w« i ß e n Kohl e", dem zu Tal fließenden Wasser des Alpenvorlandes,«nthalten sind. Das Ergebnis der Erhebung liegt jetzt in einer sehr lehrreichen Schrift des Statistischen Landesamts vor. Sie beginnt mit einer interesianten geschichtlichen Darstellung der Entwicklung des Wasier- kraftausbaues in Bayern . Bemerkenswert ist daran besonders der kolossale Aufschwung, den di« Wasserkrafterschließung in Bayern seit dem Jahre 1914 zu verzeichnen hat. Zu Beginn des Jahres 1914 bestanden in Bayern rund 11 400 Wasserkraftan- lagen mit einer gesamten Ausbauleistung(größte Leistungsmöglich- keil) von 299 000k'5! und einer mittleren Leistung von 220 000?S. Erst nach dem Kriege nahm der Ausbau seinen größten Aufschwung, der auch heute noch lange nicht zum Stillstand gekommen ist Der empfindlich« Kohlenmangel und die Notwendigkeit großzügiger Ar- beitsbeschaffung trugen wesentlich zu seiner Förderung bei. Neben zahlreichen kleineren, mittleren und größeren Anlagen entstanden jetzt Bayerns größte Wasserkraftonlagen, so das Walchenseewerk, die Mittlere Isar und die Kachletstuf« an der Donau . Anfang 1927 bestanden in Bayern 11 941 Wasserkraft- anlagen mit einer Gesamtausbaulei st ung von 939710 PL, das ist mehr als dem Dreifachen, und einer mittleren Leistung von S94 000?L, das ist nahezu dem Dreifachen der ent- sprechenden Leistungen von Anfang 1914. Die bayerischen Wasser- kräste sind danach zu 2S,7 Proz. der möglichen Gesamtavsbouleistung und zu 27, S Proz. der erzielbaren gesamten mittleren Leistung nutzbar gemacht. Weitaus die meisten Anlagen fallen unter die Gpößen- gruppe von 1 bis 10 nämlich 67,5 Proz.; von der ge- samten Ausbauleistung jedoch entfallen auf diese Anlagen nur knapp 4 Prozent. Umgekehrt haben die 17 Anlagen der höchsten Größen- klasse von 5000 und mehr LL mit 63,9 Proz. den größten Anteil an der Gesamtausbauleistung der bayerischen Wasserkraftanlagen. Nicht weniger als 600 600 LS sind allein in diesen Werken ver- körpert. Die fünf größten Anlagen haben bereits eine Ausbau- leistung von 478 000?L.
weißen Kohle.
Die bayerischen Wafferkraftanlagen verteilen sich in der chaupt- fache auf die zwei Stromgebiete der Donau und des Rheins. Die Donau vereinigt in ihrem bayerischen Gebiet nahezu zwei Drittel sämtlicher Anlagen und über neun Zehntel der jetzigen Gesamtausbauleistung. Das hat seinen Grund in dem starken G e- fälle der von den Alpen kommenden Nebenflüsi« der Donau . Vom Rheingebiet kommen in Betracht der Main , sowie die unmittelbaren Zuflüsse zum Rhein aus der Pfalz und zum Bodensee aus dem Allgäu. Von den Energiequellen, die für die Deckung des Energiebedarfes in Bayern in Betracht kommen, Wasser, cholz, Torf, flüssige Brennstoffe, Kohle verschiedenen Heizwertes, stehen in er- giebigem Maße nur die beiden ersteren im eigenen Lande zur Ver- fllgung. Im Jahre 1925 betrug die heimische Gewinnung an Steinkohle und Braunkohle zusammen 2,2 Millionen Tonnen, die Einfuhr dagegen 9,6 Millionen Tonnen. Der g e- samte Energiebedarf des rechtsrheinischen Bayerns wurde für 1926 mit rund 9 Millionen Tonnen Normalkohl« errechnet. Die Deckung des Energieverbrauches wird sich bis zu 31 bis 33 Prozent auf Wasserkraft umstellen lassen. Die weitere Entwicklung des bayerischen Wirtschaftslebens und das Ansteigen der Bevölkerung wird voraussichtlich noch eine erheb- liche Steigerung des Energiebedarfs mit sich bringen. In den 7796 wosserkroftnutzenden Betrieben mit Arbeitskräften, die der Jnvalidenversicherungspflicht unterliegen, waren zur Zeit der Erhebung rund 88000 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt. Die meisten bayerischen Wasserkraftonlagen be- finden sich im privaten E i n z e l b e s i tz. Nach der Ausbau- leistung jedoch nehmen diese Anlagen erst den zweiten Platz ein. Die höchst« Gesamtausbauleistung vereinigen die im Besitz von Aktien- gesellschasten befindlichen Werke auf sich. Ueber die Beteiligung des bayerischen Staates und des Reiches bei einzelnen Aktiengesellschaften— die Aktien der Walchenseewerk A.-G. und der Mittlere Isar A.-G. sind zu acht Neuntel im Besitz des bayerischen Staates, während das Reich je ein Neuntel übernommen hat— wird in der Schrift nicht näher eingegangen. Nachdem nunmehr auch di« zu den Betrieben der ehemaligen staatlichen Bergwerks-, Hütten- und Salinenverwaltung gehörigen Wasserkrastanlagen auf die „Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke A.-G.", deren gesamte Aktien allerdings der Staat besitzt, übergegangen sind, stehen mir noch wenige Anlagen in eigentlicher Staatsregie. Die größte davon, die Staustufe Mainaschaff mit 1420 PL ausgebauter Leistung ist an die Gewerkschaft„Gustav" in Dettingen verpachtet. Die Deutsche Reichsbahngesellschast besitzt außer dem Saalachwcrk und dem Bahnkraftwerk Gartenau noch eine kleine Schneidsäge in Würzburg (zurzeit oerpachtet). Im Besitz des Reiches, nämlich der Oberpostdirektion München , ist eine kleine zurzeit außer Betrieb befindliche Anlage.
Schrottmarkt und Schrotchanöel. Der Schrotthandel, das ist der Handel mit Eisen- Und anderen Metallabfällen, stellt in allen Industriestaaten der Welt«in b e- deutendes Geschäft dar. Insbesondere seit dem Weltkrieg ist er zu hoher Blüte gelangt, und groß und klein sind an ihm be- teiligt. Hunderttausende von Jungen und Mädeln bringen un- gezählte alt« Pfannen, Töpfe, Bronze-, Kupfer, und Messingbruch- stück«— den sogenannten A l t s ch r o t t— aus dem immer inter- essanten Rummel auf Mutters Hausboden oder von den Ablade- stellen für Schutt und Unrat zum Produktenhändler und ziehen begeistert mit den wenigen Pfennigen von bannen, die ihnen der Mann aus dem Keller für ihre Ware vergütet. Sie haben ein für ihre Begriffe gutes Geschäft gemacht, ein besseres aber der .„P l ü n n e n h ö k e r", der die Metallstücke noch Sorten ordnet und , sie mit einem erheblichen Aufschlag an den Grossisten weiterverkauft. Dieser letztere ist gleichzeitig auch der Auskäuser des N e u s ch r o t t s, das sind jene großen Mengen von Drehspänen, die sortgesetzt in allen Maschinenfabriken entstehen, die gewichtigen Partien Brocken -(lies Bruch-) und Schmelzeisen und die verschiedenen sonstigen Abfälle aus den Eisenbahnwerkstätten, den Werftbetrieben, Drehereien und Schlossereien. Der Grossist wie auch der Kleinhändler sind bei ihren Käufen und Verkäufen besonders strengen behördlichen Vorschriften unterworfen. Trotzdem wird aber auch heute immer noch.heiße" Ware umgesetzt, wenn auch bei weitem nicht in dem Umfang« wie im Kriege und der ersten Nachkriegszeit. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht und den Güter- verkehr in den großen Städten und an den Hauptbahn- und Wasser- straßen verfolgt, wird beobachten können, welche riesigen Ladungen solcher Altmetalle aus allen Teilen des Reiches unablässig in di« Gegenden zurückfluten, in denen die Schwerindustrie zu Haus« ist. Im wesentlichen handelt es sich hier naturgemäß um Eisen- s ch r o t t. Während vor dem Kriege Roheisen und Stahl im all- gemeinen nur aus den in Deutschland , England. Amerika , Frankreich , Spanien , Schweden usw. zu Tage geförderten Erzen hergestellt wurden, wird in neuerer Zeit ein großer Teil der Rohprodukte durch die Wiederverwendung von Eisenschrott erzeugt. Di« deutsche R o h sta h l f a b r i k a t i o n im Jahre 1926 betrug monatlich etwa 1 200 000 Tonnen(in den Vereinigten Staaten jenseits des Ozeans rund.4 000 000 Tonnen). Danach sind bei uns im gleichen Zeitraum etwa 400 000 Tonnen Schrott wieder verarbeitet worden. Um diese befördern zu können, hätte die Reichsbahn, wenn ihr der alleinige Transport überlassen worden wäre, monatlich 20 000 oder täglich 666 Eisenbahnwaggons von je 20 000 Kilogramm Trag- kraft zur Verfügung stellen müssen, was ein ungefähres Bild von dem Umfang dieses Handelszweiges ergibt. Ein erheblicher Teil des Schrotts wird jedoch auf dem billigeren Wasserweg« verladen, «in anderer Teil braucht überhaupt nicht transportiert zu werden, da er als Abfall am Fobrikationsorte, d. h. bei den Hüttenwerken selbst, entsteht. Bei dem Einkauf von Schrott arbeiten heut« die meisten Händlerfirmen für größere Betrieb« gleicher Art. Wie alles in der Industrie sich zentralisiert, hat sich auch im Schrotthandel die Mehr- zahl der Aufkäufer an einige tonangebende Großbetriebe an- geschlossen, die heute den Markt nahezu absolut beherrschen und den Weiterverkauf vornehmen. Eine von ihnen, die Berliner Schrotte'nkaufsgesellschast, welche die mitteldeutschen und ostdeutschen Gebiete bearbeitet, ist infolge der Veränderungen bei Schweitzer u. Oppler, zurzeit in der Umstellung begriffen Ge- zahlt wird von den Aufkäufern augenblicklich im Durchschnitt für Kernschrott..» 54 M. bis 55 M. die Tonne „ Schmelzeisen... 40... „ Gußbruch.... 60„„» Den Händlerfirmen gegenüber stehen die großen Konzerne der eisenerzeugenden Industrie als letzte Käufer des Schrotts. Diese haben im letzten Viertel des Jahres 1926 in der Internationalen Rohstahlgemeinschast eine Dachgesellschaft gegründet. Nicht an-
geschlossen sind dieser Gemeinschaft zurzeit noch England und Amerika . Mit dem Anschluß Englands, dessen Eisenimport von Amerika ziem- lich bedeutend ist, wird zum Herbst dieses Jahres gerechnet. Amerika will abseits bleiben, da es sich allein stark genug fühlt, um der europäischen Vereinigung die Spitze bieten zu können. Obwohl durch die Verwendung des Schrotts bei der Eisen- und Stahlfabrikation erhebliche Ersparnisse im Fabrikationsprozeß er- zielt werden, ist leider«in« Verbilligung der Preise für die Rohfabrikat« nicht eingetreten. Die Ursache hierfür liegt in der unangreifbaren Position, die sich die e i s e n e rz e u g e n d r Industrie seit jeher in allen Industriestaaten zu schaffen gewußt hat, die durch di« immer noch fortschreitende Bildung von neuen Konzernen und sonstigen Zusammenschlüssen weiter gefördert wird, und die jede ernsthafte Konkurrenz von feiten ganz vereinzelter Außenseiter, die nicht den Syndikaten angehören, ausschließt.
Weltinteressen ües Glanzftoffkonzerns. Gewaltige neue Gewinne. Bei der Begründung des bereits mitgeteilten Kapitalerhöhungsantrages um 18 aus 60 Millionen machte auf der Generalversamm- lung der Vereinigten Glanz st off- A.-G. der Vorsitzende interessante Angaben über die Ausdehnungspolitik des Unter- nehmens. Neben dem fortschreitenden Ausbau der eigenen Betriebe wird das neue Kapital zur Angliederung deutscher und zur Beteiligung an ausländischen Unternehmen benötigt. Das in Köln zusammen mit der englischen Courtaulds- Gesell- schaft gegründete Werk geht seiner Vollendung entgegen. Außerdem ist im Verein mit der holländischen E n k a- Gesellschaft das seinerzeit verkrachte große Kunstseidenwerk Giesche's Erben in Bres- l a u übernommen worden, dessen Anlagen bedeutend erweitert werden sollen. Schließlich werden neue Mittel für die gemeinsam mit dem Farbentrust errichtete Acetat-Seide-Fabrik benötigt. Durch Beteiligung an der führenden italienischen SIna Viscosa hat der Konzern auch in Italien Fuß gefaßt und außerdem seine Interessen an der schnell hochkommenden holländischen Enka- Gesellschaft oerstärkt. Besonders umfangreiche Kapitalsanlagen hat die Vereinigte Glanzstoff-Gesellschoft in Amerika vorgenommen. Neben verstärkter Beteiligung an der amerikanischen B e m b e r g- Gesellschaft hat der Glanzstoff -Konzern ein eigenes Werk ge- gründet, das mit 7000 Kilogramm Tagesproduktion etwa 5 Proz. der amerikanischen Gesamtproduktion umfassen soll. Das Werk wird im Frühjahr 1928 in Betrieb genommen. Geben diese Ausführungen eine ungefähre Vorstellung von der sprunghaften Entwicklung des Glanzstoff-Konzerns, so kann aus den weiteren Darlegungen auf größte neue Gewinne geschlossen werden. Bekanntlich verteilte der Glanzstoff -Konzern für 1926 die sehr hohe Dividende von 15 Proz. Bei der Kapitalserhöhung wurden den Aktionären große Kursgeschenke gemacht. Nach den Ergebnissen der ersten acht Monate des neuen Jahres kann die Verwaltung heute bereits eine noch höhere Dividende für 1927 in Aussicht stellen. Die schon immer glänzend« finanzielle Lage hat sich weiterhin verbessert. In der Bilanz für 1926 wurde gegenüber 3,6 Millionen Mark Schulden fast der vierfache Betrag an Forderungen ausgewiesen. Außerdem aber waren noch B a n k g u t h a b e n von 10,1 und 0,6 Millionen Wechsel vorhanden, so daß die Gesamt- forderungen scbon noch der Bilanz die Schulden um das sieben- fache überstiegen. Dazu sind noch in dem Reservefonds von rund 12,3 Millionen, der 30 Proz. des Aktienkapitals aus- macht, erhebliche Reserven untergebracht worden. Wenn die Finanzlage sich gegenüber diesem glänzenden Stand noch verbessert Hot, bekommt man einen Begriff, welche enor- men Gewinne die Kunstseidenindustrie heute abwirst, die dazu noch auf dem Wege ist, durch weitverzweigte Interessengemeinschaften und Kartellvereinbarungen eine internationale Marktherr- schaft aufzurichten.
Amerikas �utomobilexport. DieEntwicklungdesamerikanischenAutomob i I- exporte» ist für die Lösung der Weltkrise der Automobil- industrie von ausschlaggebender Bedeutung. Die Amerikaner machen die größten Anstrengungen, nachdem ihr Jnlandsabsatz längst nicht mehr die frühere stürmische Auswärtsentwicklung zeigt, besonders die aufnahmefähigen Märkte der englischen Kolonien zu erobern und auch in die europäischen Absatzmärkte einzudringen. Mit welchem Erfolge das geschieht, das lassen die jüngsten Zahlen über die Entwicklung des amerikanischen Automobilexports im ersten Halbjahr 1927 deutlich erkennen. In diesen sechs Monaten wurde die Zahl der exportierten Personenkraftwagen auf 159 770 gesteigert, gegenüber 126 427 im ersten Halbjahr 1926 und 118165 im gleichen Zeitraum 1925. Die Zahl der exportierten Lastkraftwagen stieg im Verhältnis noch stärker auf 54 725 gegen 35 033 und 22 675 in den entsprechenden früheren Halbjahren. Dem Werte nach hat sich der Gesamtexport an Automobilen, Motoren, Automobilteilen und Automobilzubehör aus rund 212 Mil- lionen Dollar oder 890 Millionen Mark erhöht gegenüber 172,6 Millionen Dollar im ersten Halbjahr 1926 und 154,9 Mil- lionen Dollar im ersten Halbjahr 1923. Außerordentlich bemerkens- wert ist dabei die Verbesserung in derQualitätdesExports. Die Zahl der exportierten billigen Wagen im Werte bis zu 500 Dollar das Stück ist gegenüber 1926 um rund 20 Proz. ge- s n k e n, während der Export van Automobilen im Werte von 500 bis 1200 Dollar das Stück um fast 30 Proz., und der noch höher- wertigen Wagen um mehr als 100 Proz. zunahm. Die Richtung der amerikanischen Exportvermehrung zeigt deutlich die große Ueberlezenheit der amerikanischen Produktion, besonders auf den hart umstrittenen englischen Kolonialmärkten. In Kanada , Australien und Britisch-Südafrika ist die Zunahme der amerikanischen Einfuhr am stärksten. Aber auch die europäischen Märkte werden von den Vereinigten Staaten mit großem Erfolg bestritten. So hat sich die amerikanische Automobileinfuhr nach Deutschland von 2,1 Millionen Dollar im ersten Halbjahr 1926 auf 8,1 Millionen Dollar erhöht oder fast vervierfacht. Und auch die Einsuhr nach Großbritannien ist im ersten Halbjahr 1927 mit 9,73 Millionen Dollar gegenüber dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres um mehr als 50 Proz. gesteigert worden.
Der Ausschwung in der Berliner Mchchinenindustrie. Die Preßluft -, Werkzeug- und Maschinenbau- A.-G. Berlin hat nach Angaben der Verwaltung in den ersten sechs Monaten dieses Jahres besser« Ergebnisse erzielt, als in den neun Monaten des vom März bis Dezember datierten Geschäftsjahres 1926. Dabei konnte das Unternehmen, das sehr früh mit der Rationalisierung begonnen hatte, seine Umsätze schon 1926 gegen- über dem Lorjahr fast verdoppeln und für die neun Monate 8 Proz. Dividende verteilen, die einer Jahresdividend« von etwa 11 Proz. entspricht. Diese Leistung wurde seinerzeit mit nur einem Drittel der Belegschaft vollbracht, denn anstatt der 420 Mann im Jahre 1924/1925 beschäftigten die Betriebe nur noch etwa 150 Mann. Also wieder einmal Rationalisierunggewinne trotz verminderter Arbeitsmöglichkeit, also auf Kosten der Arbeiterschaft. Die vereinigten Zsololorenwerke stellen sich um. Die grund- legenden Neuerungen, die sich in der gesamten Jsolatorenstosfindu- strie Bahn brechen, haben die Vereinigten Isolatoren- werke Berlin-Pankow zu hohen Sonderabschreibungen ge- zwungen. Wie die Verwaltung mitteilt, hätte bei normalen Ab» schreibungen das Berichtsjahr emen Ve r l u st von 147 000 M. ergeben(i. V. 70 000 M.). die allgemeinen Umstellungen in ihrem Industriezweig hätten jedoch Sonderabschreibungen aus die alten Anlagen und die Vorräte, die künftig nicht mehr zu ihrem bisherigen Wert Verwendung finden könnten, notwendig ge- macht. Dadurch erhöht sich der Verlust auf 474 000 Mk., also fast die Hälfte des Aktienkapitals. Zur Beseitigung dieses Verlustes beschloß die Generaloersammlung auf Antrag der Verwaltung, das Aktienkapital von 1,0 auf 0,5 Millionen Mark zusammenzulegen und zur Abdeckung der Bankschulden und Zuführung neuer Betriebsmittel das Kapital wieder auf 1 Million zu erhöhen. Die Bilanz ist angespannt. Den von 419 000 auf 565 000 M. angewachsenen Bank- und Warenschul- den stehen zur Deckung nur 226 000 M. Forderungen gegen- über. Nicht einmal unter Heranziehung der mit 190 000 M. be- werteten Vorräte werden die Schulden auch nur annähernd ge- deckt. Der Einschnitt in das Aktienkapital und die Umstellung der Betriebe waren also dringend erforderlich. Wie der Vorstand noch mitteilte, ist die noch Anfang des Jahres herrschende Depression Mitte Mai einer kräftigen Geschäftsbelebung gewichen und durch die Modernisierung der Anlagen hoffe man, auch den verstärkten Anforderungen gerecht zu werden. Bergmann geht es besser und besser. Die Bergmann-Elek- trizitätswerke hatten in der Generalversammlung am 30. April bekanntlich eine Erhöhung des Aktienkapitals um 11 Proz. auf 44 Millionen Mark beschlossen. In dem jetzt veröffentlichten Prospekt zur Einführung der neuen Aktien an der Berliner Börse gibt«ine Zwischenbilanz vom 30. Juni einen Einblick in den gegenwärtigen Stand des Unternehmens. Danach hat sich durch die Konjunktur in der Elektrizitätsindustrie, wie auch durch die aus der Kopitalerhöhung zugeflossenen neuen Mittel die finanzielle Lage des Unternehmens noch bedeutend verbessert. Die Forde- r u n g e n haben sich zwar nur unwesentlich von 21,3 auf 21,9 Millionen Mark erhöht: dagegen sind die Bankguthaben vou 2,4 auf 13,5 Millionen angewachsen: die Vorräte sind von 21,4 auf 25,3 Millionen Mark gestiegen. Demgegenüber konnten die Bankschulden von 11,7 auf 9,5 Millionen zurückgezahlt werden, wrgegen die Warenschulden von 6,1 aus 8,7 Millionen Mark. stiegen. Die gleichfalls um eine Million auf 3,6 Millionen ge- stiegenen Anzahlungen lassen einen erhöhten Auftrags- eingang erkennen. Die vorsichtige Reservenpolitik des Untep- nehmens wird durch Erhöhung des Reservefonds von 3,3 auf 7,4 Mil- lionen Mark gekennzeichnet, der damit 17 Proz. des Aktienkapitals dcckr. Die Umsätze des Unternehmens betrugen 1924.. 53 Millionen Mark 1925.. 80.9.. 1926.. 74,2 und haben im ersten Halbjahr 1927 die Ergebnisse der gleichen Zeit des Vorjahres überschritten, so daß die Bergmann-Werke in diesem Jahr vermutlich die Rekordzifsern von 1923 wieder erreichen werden. In sämtlichen Abteilungen werden zurzeit 10 3 0 0 Ar- beiter und 2900 Beamte beschäftigt. Fortschritte der kommunalen Ferngasversorgung. In Ober- schlesien hat die Ferngasversorgung' durch gruppen- mäßigen Zusammenschluß einzelner Städte einen bcdeut- samen Fortschritt zu verzeichnen. Die Verwaltungen der Städte Beuthen und Hindenburg haben am 29. August einen Vertrag ge- schlössen, der die Gasversorgung der beiden Stadtgebiete einheitlich regelt und die Grundlage einer zukünftigen Ausdehnung der Gast- Wirtschaft der beiden Städte aus das oberschlesische Industriegebiet schaffen wird. Es wird eine Gesellschaft mit der Bezeichnung„Ver- bandsgaswerk Beuthen -Hindenburg, Oberschlcsien G. m. b. H." mit einem Stammkapital von 20 000 M. gegründet, deren Zweck die Versorgung von Beuthen , Hindenburg und anderen Orten mit Gas ist. Die Gesellschaft wird das Gaswerk Hindenburg einschließlich des Rohrnetzes und aller übrigen Gasvertriebsanlagen der Stadt Beuthen pachten, so daß auch hier wie schon anderwärts die Gruppengasversorgung in der Form einer Betriebsgesell- schaft durchgeführt werden wird. Die beiden Städte verpflichten sich zur selbstschuldnerischen Bürgschaft für«in Darlehen bis zu 600 000 M., das dem Ausbau der Erzeugung und der Fernnege dienen soll. Die Bestätigung des Vertrages durch die beiden Statt- Parlamente wird demnächst erfolgen.