Einzelbild herunterladen
 

früheren hypothefarischen Belastung geftaffelte Steuerfäße.| zweige ausschließlich aus Unternehmern zusammengesetzt sind,

Für jede angefangenen 10 Broz. hypothefarischer, durch die Aufwertungsgesetzgebung oder die Inflationsrückzahlungs­möglichkeiten berührter Belastung sollen 5 Proz. des Friedensmietwertes als Steuer erhoben werden, so daß die Steuer bei einer mehr als 90prozentigen Belastung 50 Broz. der Friedensmiete betragen würde. Neben diese Auf­wertungssteuer fetzt er eine Werterhaltungssteuer. Diese soll den Teil des Grundstücswertes erfassen, der das Eigen­fapital des Hausbesitzers darstellte, und zwar für jede ange­fangenen 10 Broz. 1% Proz. der Friedensmiete, so daß ein vollständig unbelastetes Anwesen 16% Proz. seiner Friedens­miete zu leisten hätte.

Diese Art der Regelung geht auf Vorschläge des preußi­schen Finanzministers zurück, die dieser zu Beginn des Jahres im ,, Berliner Tageblatt" veröffentlicht hat. Mit den Grund­gedanken wird man sich durchaus einverstanden erklären können; doch wäre eine noch stärkere Berücksichtigung der individuellen Entlastung bei der Entschuldungssteuer durch­aus zweckmäßig. Vor allem aber sollte noch einmal sehr sorg­fältig geprüft werden, ob nicht das möglich ist, was die Re­gierungsvorlage ablehnt, nämlich an die Stelle der Steuer eine tilgbare Reallast zu setzen, wie sie vom Deutschen Städte­tag mit sehr triftigen Gründen wiederholt gefordert wor­den ist.

Die Werterhaltungssteuer will die Reichsregierung in zwei Teilen 1931 und 1934 abbauen, so daß diese nur eine furz befristete Belastung darstellen soll. Zweifellos läßt sich auch die weitere Beibehaltung dieses Teiles der Steuer recht­fertigen. Ist doch zu berücksichtigen, daß der große Borteil, den vollen Vermögenswert über die Inflation gerettet zu haben, bei einem Objekt, dessen Verwertungsmöglichkeit durch die allgemeine Wohnungsnot auf Jahre hinaus garantiert erscheint, anders beurteilt werden muß als bei irgendeinem den Konjunkturschwankungen stärker ausgefegten wirtschaft lichen Gut.

Für die Entschuldungssteuer setzt der Entwurf im Gegensatz zu der ersten Kabinettsvorlage feinen Abbau­termin fest, aber er erhält die Unsicherheit aufrecht, die gegen wärtig jede großzügige Disposition im öffentlichen Woh­nungsbau start beeinträchtigt, weil das weitere Schicksal der Steuer ungewiß bleibt. Am 1. April 1929 foll nach dem Wortlaut des Gefeßentwurfes die Reichsregierung aufs neue prüfen, ob und in welcher Höhe die Steuer aufrechterhalten werden soll. Der parlamentarische Kampf foll sich also jedes Jahr wiederholen, obwohl alle urteilsfähigen Kreise sich darüber im flaren sind, daß die Steuer mit ihrem großen Aufkommen feineswegs zu entbehren ist und daß sie auch eine der wirtschaftlich am meisten gerechtfertigten Steuern in unserem gesamten Steuersystem darstellt. Vor allem aber hat die Arbeiterschaft ein Leb. haftes Interesse an der Beibehaltung einer Steuer, die teine Mietsteuer, fondern die notwendige Erfassung der Aufmertungsgewinne des Hausbesiges ist. Diese Steuer ist die Grundlage des öffentlichen Woh­nungsbaues. Ihre Beseitigung oder Beschränkung würde nicht nur ein Milliardengeschenk an die Hausbefizer be­deuten, fondern auch eine Katastrophe auf dem Gebiete der Wohnungswirtschaft herbeiführen. Sie würde darüber hin­aus, da die Mittel, die sie für den allgemeinen Finanzbedarf abwirft, anderweitig beschafft werden müßten, zu einer weiteren Verschiebung zwischen Massen- und Besitzbelastung in Deutschland führen, das Rentenfapital stärken und die arbeitenden Schichten schwer treffen.

Landgemeinden gegen Unternehmervertretungen. Eine der gefährlichsten Bestimmungen des Steuervereinheit lichungsgesetzes ist, wie im Borwärts" bereits berichtet wurde, die Vorschrift, nach der die Gemeinden bei bestimmten Steuern die Berufsvertretungen der Industrie, des Handels und der Landwirtschaft anhören sollen. Da aber die Kammern dieser Berufs­

17

Koschenhaschen.

Von Lucian.

Bekannt ist jene Scherzfrage:" Kennen Sie Ibsen ?"" Nee, wie macht man das?" Der Wih liegt darin, daß die geistige Botenz eines genialen Zeitgenossen in eine banale Funktion umgedeutet wurde. Die Frage nach Koschenhaschen dürfte noch viel mehr Jrr­tümern begegnen. Was ist Koschenhaschen? Ist es ein Gesellschafts­spiel, ein neuer Tanz, eine neue Radiotechnik? Man blamiert sich nicht, wie im Fall Ibsen , wenn man nicht weiß, welche Bedeutung der Name Koschenhaschen besitzt. Herr Koschenhaschen, seines Beichens deutscher Hotelbefizer, wobei der Nachdruck mehr auf deutsch als auf Hotel zu legen ist, spielt im Leben Domelas eine große Rolle, da er durch sein unterwürfiges Entgegenkommen dem genialen Prinzenimitator seine ruhmreiche Laufbahn wesentlich erleichtert hat. Herr Koschenhaschen, unerschütterlich wie eine deutsche Eiche und unbelehrbar wie ein Bierfaß, hat sich ferner dem flammenden Protest der Berliner Hotelbefizer gegen die Nationalflagge ange­schlossen. Weiter wäre über ihn nichts zu sagen.

Es gibt Namen, die mehr durch einen Zufall als durch ihren Wesensinhalt eine unsterbliche Bedeutung in der Weltgeschichte er. langt haben. So ist jener belanglose Herr Guillotin , der Erfinder des Fallbeils, nur durch die Tatsache, daß damit viele Tausende von Aristokraten um Haupteslänge verkürzt worden sind, dank der nach ihm benannten Guillotine, der Erinnerung der Menschheit für alle Ewigkeit einverleibt worden. Herr Haby hat sich durch seine Er findung: Es ist erreicht", eine zeitlang bemüht, einen ähnlichen Weltruhm zu erringen. Es war ein vorübergehender Erfolg. Wird der Name Koschenhaschen bleiben?

Solange der Menschheit der Sinn für Humor erhalten bleibt, muß die Komödie, die mehr das Werk seiner Mitbürger als das des zum Schwindel fast genotzüchtigten smarten Burschen Domela ift, immer wieder Lachstürme hervorrufen. Hier hat die Weltge. schichte selbst eine Komödie aufgeführt, die so herrlich und herz erquickend ist wie der Rivisor" Gogols, die Verhöhnung der russischen Beamtensklaven unter dem Sarismus. Aber wie ein Regenbogen sich nur auf einer Wolke entfalten kann, so wäre Domela nichts ohne den Hintergrund zeitgenössischer Dummheit. Zu einem Don Juan gehört ein Leporello, zu einem Faust ein Mephisto und zu einem Domela ein Koschenhafchen. Der Name ist hierbei nur ein Symbol, der Ausdruck geistiger Trägheit, die sich aus der deutschen Provinz bis auf den Berliner Wilhelmplah erstreckt.

Noch immer gilt der Name in Deutschland mehr als der Träger. Daß der Beruf der Schwindler, die es auf diese Wefensart bei Diners abgesehen haben, nicht überfüllt ist, erscheint ein Wunder. Der Herr Graf, der Herr von, selbst wenn er das Aeußere eines Landstreichers hat, macht jeden sich untergeben Fühlenden und

-

bedeutet eine solche Bestimmung einen schweren Eingriff in die Demokratie und in die Selbstverwaltung der Gemeinden. Es ist nun bemerkenswert, daß der durchaus nichts linksgerichtete Vorstand des Verbandes preußischer Landgemeinden sich mit großer Entschiedenheit gegen dieses Anhörungsrecht der Berufs­großer Entschiedenheit gegen dieses Anhörungsrecht der Berufs­vertretungen wendet. Er erblickt darin eine Ausnahmebestimmung gegen die Gemeinden und eine Zurücksetzung anderer Steuer­schuldner. Das Anhörungsrecht führe auch, so heißt es weiter, weder zur Ueberbrückung der Gegensätze, noch zur Senfung der Real­fteuern. Wenn es trotz dieser Einwendungen bestehen bleiben sollte, steuern. Wenn es trotz dieser Einwendungen bestehen bleiben sollte, dann müßte es jedenfalls nicht nur gegenüber den Kreisen, sondern auch gegenüber den Provinzialverwaltungen bestehen.

Es ist zu begrüßen, daß die Gemeinden aus eigenem Antriebe gegen eine derartige Bestimmung Stellung nehmen, die praktisch die gegen eine derartige Bestimmung Stellung nehmen, die praktisch die schwersten Konsequenzen für die große Masse der Steuerzahler nach sich ziehen müßte.

Reichswehr und Kappisten.

Die Forderungen des Reichs an die Rebellen. Das Reich zahlt, dank der Einsicht preußischer Richter, den Hoch­verrätern Ehrhardt, Lüttwik und Bischoff treu die Pensionen aus, die sie erhalten hätten, wenn sie im Sinne der Pflichttreue- ehrenhafte Offiziere geblieben wären.

-

Nur zu einem ganz geringfügigen Abzug hat man sich ent­fchloffen. Nach Feststellung der Regierung ist aus dem hochver­schlossen. Nach Feststellung der Regierung ist aus dem hochver räterischen Unternehmen der Ehrhardt und Lüttwiß dem Reich ein räterischen Unternehmen der Ehrhardt und Lüttwit dem Reich ein 6,3 Millionen Mart

Schaden

DON

entstanden.

Dabei find selbstverständlich die moralischen Werte und die menschenleben, die durch den Kapp- Butsch vernichtet wurden, nicht in Mart umgerechnet worden. Das Wehrministerium läßt nun die Benfionen zu einem Teile pfänden, um den Schein zu er weden, als ob die Butschisten den Schaden decken müßten, den sie angerichtet haben.

Aber schon die Ankündigung dieser Absicht läßt die sieghaften Rechtsanwalt mit dem deutschen Namen Bloch damit, eine Fest Rebellen trotzig werden. Ehrhardt beauftragt den Hakenkreuzler­stellungsflage" einzureichen, wonach irgendein Rechtsanspruch des Reiches gegen ihn nicht bestände. Denn er, der Conful", der als absoluter Herrscher seiner Brigade Gefeierte, behauptet jetzt, er ſei beim Kapp- Butsch nicht etwa Führer" gewesen, sondern habe nur Befehle des Lüttwik ausgeführt. Deshalb könne das Reich von ihm, dem Unschuldsengel, nichts fordern.

Darauf hat nun, wie die BS.- Korrespondenz berichtet, das Reichs­mehrministerium dem Ehrhardt mitgeteilt, es müffe zur Bermeidung von Irrtümern darauf hingewiesen werden, daß Erfaz des dem Reiche entstandenen Schadens nur in Höhe der zustehenden Ben­fionsansprüche verlangt werde, daß aber darüber hinaus Schadenersaßforderungen nicht erhoben würden! Danach pfändet das Reich bei Ehrhardt nur 80 mart monatlich oder rund 1000 Mark im Jahre, ungefähr die gleiche Summe bei Bischoff und einen entsprechend höheren Betrag bei Lüttwiß.

Der Termin für die Feststellungsklage Ehrhardts gegen das Reichswehrministerium ist vom Landgericht I nunmehr endgültig auf den 26. Ottober anberaumt worden. Die Butschisten lachen sich inzwischen ins Fäustchen. In anderen Ländern werden derartige Mitbürger unschädlich gemacht. In Deutschland zahlt man ihnen Pensionen mit Abzug"!

Deutschnationales Panama. Vor kurzem wurde mitgeteilt, daß der Syndikus der Stuttgarter Handwerkskammer, der deutsch­nationale Rechtsrat Dr. Gerhardt, ebenso wie der deutsch nationale Rammerpräsident und Gemeinderat Wolf vom Schaue platz seiner bisherigen Tätigkeit verschwinden mußte. Angeblich hatte Gerhardt aus Krankheitsrücksichten um seine Zurruhefeßung ersucht. Nunmehr wird aber bekannt, daß die Handwerkskammer auf Veranlassung der Aufsichtsbehörde die fristlose Ent: laffung Berhardts ohne Bension aussprechen mußte. beteiligt gewesen sein. Danach muß er mindestens so sehr wie Wolf an der Korruption

1

das können Leute von Rang und Stellung sein erzittern, Ein Kerl mit Schmissen, von dem Aussehen einer Eulldogge, wird in Lokalen und Geschäften mit ängstlicher Ehrfurcht behandelt. Leutnantsallüren verblüffen, selbst wenn es sich um ein Angebot an

der Wohnungstür handelt. Domela erzählt, daß der einzige gegen ihn mißtrauische Korpsftudent in Heidelberg ein Graf Schwerin ge wesen sei. Um sich der lästigen Fragen dieses Grafen zu entledigen, verfiel Domela im kritischen Augenblick auf das einzig wirksame Mittel: er brüllte ihn an. Und siehe da, der Graf stand stramm und bat zitternd Königliche Hoheit um Entschuldigung.

Wer vor einem Domela stramm steht, muß die Fahne Schwarz­rotgold haffen. Sie ist der Ausdruck unserer Befreiung aus der alten Kaserne, der freien Menschlichkeit statt der Sklavenhaftigkeit, der Würde und des Persönlichkeitsgefühis. Ein Hotel gehört nicht dem Lurusbedürfnis einer Rafte, es soll eine Gaststätte für alle sein, die den verlangten Preis zahlen. Ein Gastwirt, der einen Gast wegen irgendeines vermeintlichen Ranges bevorzugt, beleidigt seine übrigen Gäste. Foteliers dieser Art lieben die Fahne Schwarzweißrot, weil sie heut die Fahne einer Kaste ist. Sie beleidigen den Staat, dessen Fahne sie nicht hissen, ebenso wie den einzelnen Staatsbürger. Sie machen die deutsche Gaftlichkeit zu einem Gespött der Welt. Einem Domela öffnet ein Koschenhaschen Herz und Tür, die er vor dem deutschen Hoheitszeichen, der Fahne Deutschlands , mit bewußter Feindseligkeit verriegelt.

Die Uhr ist stehen geblieben!...

Locarno , Ende August 1927.

Sie hat fich natürlich nicht verändert, diese ruhige Teffiner Kleinstadt , seit jenen Oftobertagen 1925, als ich sie zuletzt fah. Nur heißer ist sie jezt und, obwohl ihre eigentliche Saison noch nicht be­gonnen hat, auch von Touristen mehr belebt. Dazu hat nicht allein das schlechte Wetter im Gebirge beigetragen, sondern offenbar auch der historische Ruhm, der diesem Städtchen beschieden wurde. Die Konferenzstadt", die Stadt des Friedens, so heißt es in den Prospetten und Zeitungsanzeigen aus Locarno . Und tatsächlich ziehen diese Reminiszenzen viele Zeitgenossen aus allen Ländern an. Als hauptsächlichste Sehenswürdigkeit gilt der Konferenzfaal im Justizpalast, einstmals der Schwurgerichtssaal, heute als Museum eingerichtet. Der große, viereckige, robbedeckte Tisch, darauf die Tintenfässer, Löschblätter und die goldene Unterzeichnungsfeder; an den vier Wänden hängen die sieben Fahnen der Locarno - Mächte, darunter die schwarzrotgoldene der deutschen Republik, sowie einige Photographlen, mit Autogrammen versehen. An der nördlichen Wand eine Marmortafel mit etwas pathetisch italienischer Inschrift und, ihr gegenüber, eine Uhr. Und diese Uhr steht. Sie steht und heute würde man sagen 19 Uhr 35 zeigt 7 Uhr 35 Minuten die Minute, in der die Unterzeichnung der Locarnoverträge voll 3ogen war. Sie ist natürlich nicht von selbst stehen geblieben, diese stumme, einfache Wanduhr, wie so manche bei einem Erdbeben oder einem Schiffuntergang. Man hat sich nur die genaue Zeit gemerkt, und

-

-

Wetterschäden und Reichslandbund.

Wieder politische Geschäfte!

Es war seit langem bekannt, daß der Reichslandbund im Zu­sammenhang mit der Mobilisierung der Ernte größere Kredite für die Großagrarier herausschlagen wollte. Die Unwetter in der verflossenen Woche haben nun den Reichslandbund veranlaßt, mit seinen Forderungen an die Reichsregierung hervorzutreten. Es wird u. a. verlangt, daß den betroffenen Landwirten die Steuern und sonstigen Abgaben( wie Rentenbankzinsen) von Reich, Ländern und Gemeinden zinslos gestundet bzw. erlassen werden. Darüber hinaus fordert man langfristige Reichs. tredite, damit die in den kommenden Monaten fällig werdenden Wechselschulden in Realkredite umgewandelt werden können, und Bereitstellung von Mitteln zur Getreidelombar­dierung über die jetzt beabsichtigten Maßnahmen hinaus.

Wie gesagt kommen die Forderungen des Reichslandbundes nicht überraschend. Den Hauptwert legt der Reichslandbund auch auf die Gewährung von Mitteln zur Getreidelombar­dierung und die Bereitstellung von Reichskrediten. Daß die Finanzierung der Ernte schwierig werden kann, ist nicht zu verkennen. Starte Anzeichen dafür waren aber schon in den letzten Wochen vor­handen. Das Problem ist genügend in der Presse behandelt worden. Bis jetzt aber hat der Reichslandbund nichts getan. Jezt benutzt er die Schädigung eines unbeträchtlichen Teils der Ernte durch Regen­güsse und Hagelwetter, um seine besonderen Ziele, neue Kredite flüssig zu machen, durchzuführen. Unter Berufung auf die geschädigten Landwirte sollen die besonderen Geschäfte der Groß­agrarier wieder einmal besorgt werden. Im Hinter­grunde stehen dann die sauberen Pläne, über die Rentenbankkredit anstalt und mit Hilfe von verbilligten Krediten die Genossenschaften in der Landwirtschaft unter Einfluß des Reichslandbundes zu bringen.

Wir sind es gewohnt, daß die Großagrarier Forderungen stellen, ohne sich und der Deffentlichkeit darüber Rechenschaft zu geben, ob diese Forderungen auch erfüllt werden können. Selbstverständlich ist es Pflicht des Staates, der Landwirtschaft, die unter dem Unwetter gelitten hat, so weit wie möglich entgegenzu­in den letzten Tagen viele Ernteschäden wieder gutgemacht und die tommen. Dabei ist aber zu beachten, daß die mildere Witterung Aussichten der Ernte verbessert hat. Notwendig ist deshalb, wenn die staatliche Hilfe eingreifen soll, zu untersuchen, inwieweit diese

hilfe berechtigt ist. Der Staat muß sich davor schüßen, daß feine Hilfe mißbraucht wird.

Der Flaggenboykott in München . Die Sozialdemokraten ziehen die Konsequenzen. München , 31. Auguft.( WTB.)!

Da die Mehrheit des Münchener Stadtrats in der gestrigen Sigung es abgelehnt hat, beim Empfang der amerita nischen Redakteure die verfaffungsmäßige Flagge des Deutschen Reiches zu hissen, hat die sozialdemokratische Fraktion des Stadtrats an das Direktorium ein Schreiben ge richtet, daß es den Mitgliedern der sozialdemokratischen Fraktion wegen dieser Bontottierung der Reichsflagge unmöglich sei, fich an dem aus Anlaß der Anwesenheit der amerikanischen Redakteure veranstalteten Fefteffen zu beteiligen.

Baubeschränkungen am Rhein .

-

Die in den letzten Jahren nach einer vierzigjährigen hochwasser­des freien Pause aufgetretenen Ueberschwemmungen Rheins haben die Notwendigkeit gezeigt, für die Errichtung von Gebäuden in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten auch über das gesetzliche Ueberschwemmungsgebiet hinaus- besondere Be schränkungen zu erlassen. Der Minister für Volkswohlfahrt hat deshalb mit einem Runderlaß den Oberpräsidenten, soweit es in es in ihrer Broving geboten erscheint, einen Polizeiverordnungsentwurf zu einer Sonderbauverordnung für die Ueberschwemmungs­gebiete ber hochwassergefährlichen Bafferläufe zugesandt.

später, als die Gemeindeverwaltung von Locarno auf den pietät­vollen Gedanken kam, den historisch gewordenen Saal seiner früheren Bestimmung zu entziehen und als Museum einzurichten, da hatte man auch den hübschen Einfall, die Uhr zu stoppen und sie dauernd die minute aufzeigen zu lassen, die uns eine Ewigkeit des Friedens verheißen sollte.

Sicherlich war die Idee nett, wie überhaupt dieser ganze Ber such, den Geist von Locarno wenigstens in einem Museumssaal zu tonservieren, höchft lobenswert ist. Aber die stillstehende Uhr ist durch die politische Entwidlung zu einem Symbol geworden, das gar nicht im Sinne des Erfinders liegen dürfte. Die Uhr von Locarno . Und wenn den einstmaligen Bresseteilnehmern an der Locarno steht still, ganz wie die Politit von Konferenz bei diesem Wiedersehen in der heutigen Zeit ohne dies wehmütige Erinnerungen paden müssen, so doch erst recht beim Anblick dieser stehengebliebenen Uhr.

V. S.

Radiofilm. Wie aus amerikanischen Berichten zu entnehmen ist, arbeitet Edison an einer neuen, weittragenden Erfindung. Edison beschäftigt sich nämlich damit, eine gemeinsame Uebermittelung von Licht- und Schallwellen zu erzielen, was ja auch anderen Erfindern, wenn auch in unvollkommener Weise, bereits geglückt ist. Nun wird berichtet, daß die Versuche, die von Edison in aller Stille und unter absoluter Geheimhaltung seines Verfahrens gemacht wurden, tat­fächlich von Erfolg gefrönt find. Es handelt sich dabei um leber­tragungen aus der New- Yorfer Oper, wobei man neben der musikali schen Uebertragung gleichzeitig das Spiel der Anwesenden in einem Spiegel, der an dem Röhrenapparat befestigt ist, verfolgen fonnte. Die wenigen, zu den Versuchen zugelassenen Gäste erklärten, daß die Erfindung völlig umgestaltend auf dem Gebiete des Radiomesens wirten werde. Edison selbst hält noch einige Berbesserungen an den Apparaten für notwendig, bevor er fie der Deffentlichkeit übergibt. Auch hält er es für möglich, die vorläufig recht hohen Kosten zu fenken, wenn es gelänge, für die Füllung der Röhren ein billigeres Material zu verwenden als ihm gegenwärtig zur Verfügung stehe. In etwa drei Monaten foll die neue Erfindung der Deffentlichkeit übergeben werden, die sicher dazu beitragen dürfte, die Zahl der Rundfunkanhänger erheblich zu vermehren.

" Carmen " auf Chinesisch. In Schanghai wurde vor furzem eine chinesische Bearbeitung der Oper Carmen" aufgeführt. Da das spanische Stiertämpfermilieu den Chinesen unverständlich bleiben spanische Stierkämpfermilieu den Chinesen unverständlich bleiben mußte, waren erhebliche Aenderungen vorgenommen worden. Carmen wurde zu einem Wäschermädchen, Don José zu einem Straßenhändler. Für den Stierfämpfer Escamillo hatte man einen Schwertschlucker gesetzt, der zum Schluß seinen Rivalen tötet und dann am Verschlucken seines Handwerkszeugs stirbt.

Die Berliner

Böcklin- Gedächtnisausstellung der Nationalgalerie. Nationalgalerie wird Mitte Dftober eine Böcklin - Ausstellung zur Feier des 100. Geburtstages des Malers eröffnen. Zur Ergänzung des eigenen Befizes der Galerie find bereits zahlreiche Leihgaben aus staatlichem und Brivatbefiz zugesichert.

Der Nachfolger von Roethe. Professor Artur Hübner( Münster ) hat den Ruf auf den Lehrstuhl für deutsche Philologie an der Universität Berlin an Stelle des verstorbenen Professors Roethe angenommen.