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Auftakt in Genf .

Die Ankunft der deutschen Delegation.

Die deutsche Delegation für die Ratstagung traf Mitt woch nachmittag in Genf ein. Reichsminister Dr. Stresemann und die Staatssekretäre v. Schubert, Bünder und Weis. mann hatten jedoch den Zug schon in Lausanne verlassen, um von dort nach einem furzen Aufenthalt die Reise im Kraftwagen zu be­enden.

Auch von den anderen Ratsmächten find bereits verschiebene Delegationen eingetroffen. Chamberlain wird Donnerstag vormittag, Briand erst am Sonnabend erwartet. Bis dahin wird Baul Boncour feinen Plaz am Ratstisch einnehmen.

Cecil und Briand fehlen in Genf .

V. Sch. Genf , 31. Auguft.( Eigenbericht.) Die deutsche Delegation findet hier eine flaue Stimmung vor, erzeugt vor allem durch die Demission Lord Cecils. Dieser Rücktritt und seine Begründung mit der Unfruchtbarkeit der bisherigen Abrüstungsmethoden bedeutet für den Bölterbund einen schweren Schlag und vor allem eine ernste Mahnung. Denn Cecil vertörperte gewiffermaßen ein wichtiges Stüd der Tradition des Bölkerbundes, an dessen Arbeiten er von Anfang an faft ohne Unterbrechung teilgenommen hatte. Er war eines der wenigen Mitglieder der britischen konservativen Regierung, der als auf­richtiger Berfechter des Bölkerbundsgedankens gelten fonnte. Man fragt sich daher in den Kreisen des Völkerbundssekretariats nicht ohne Besorgnis, wohin die englische Politik in Genf nunmehr steuern wird, wenn Chamberlain, seiner Hilfe beraubt, noch mehr als bisher das Werkzeug der Berufsdiplomaten bes englischen Auswärtigen Amtes sein wird.- Der andere Grund, der dazu bei trägt, die Arbeit der deutschen Delegation zu erschweren, liegt barin, daß Briand frühestens am Sonntag eintrifft, also dem größten Teil der Ratssigung gar nicht beiwohnen wird.

Der est für Sonnabend einberufene französische Ministerrat, in dem die Bereinbarung mit England und Belgien über die Truppenrebuzierung im besetzten Gebiet endgültig testätigt werden soll, macht es dem französischen Außenminister un­möglich, vorher in Genf einzutreffen, so daß Paul Boncour den französischen Sitz im Rat einnehmen wird. Auf diese Art wird es aber auch Stresemann so lange unmöglich gemacht, eine ernsthafte Diskussion der Rheinlandfrage anzuschneiden, da Paul Boncour nicht zuständig ist und auch Chamberlain einer bindenden Aussprache in Abwesenheit Briands ausweichen dürfte. Uebrigens soll nach den letzten Nachrichten aus Paris das Kompromiß über die Truppen reduzierung etwas günstiger ausgefallen sein, als man es bisher ver. mutete, da nahezu 11 000 mann insgesamt zurückberufen werden sollen.

So versprechen die ersten Tage teine nennenswerten Ergebnisse. Die Tagesordnung des Rates ist von nicht allzu großem internatio­nalen Intereffe. Ihr wichtigster Punkt ist die noch immer nicht ent­schiedene ungarisch rumänische Optantenstreitfrage. Außerdem enthält die Tagesordnung nicht weniger als sieben Dan­ziger Fragen, zu denen vielleicht noch eine achte hinzufommen dürfte, nämlich ein Antrag auf völlige Entfernung des polnischen Munitionsdeports von der Westerplatte.

Borläufig steht nicht einmal feft, ob Donnerstag vormittag außer der üblichen vertraulichen Eröffnungsfügung, in der vor allem Budget- und Personalfragen erledigt werden, auch eine öffentliche Sigung ftattfinden wird.

Frankreichs Goldenes Buch an Chamberlain. Paris , 31. Auguft.( Eigenbericht.)

Der englische Außenminister Chamberlain ist am Mitt­woch in Paris im Pariser Stadthause feierlich empfangen worden. Es wurde ihm ein sogenanntes Goldenes Buch überreicht, das ein Geschent der französischen Nation an die englische Nation in Er­innerung an die Waffenbrüderschaft im Weltkrieg darstellt. 3ahl reiche französische Staatsmänner, wie Poincaré , Briand , Clemenceau und die Marschälle von Frankreich haben Widmungen in das Buch eingetragen. Bei der Feier wurden keinerlei Reden gehalten.

Nationalistenhaß gegen Löbe.

Paris , 31. August.( Eigenbericht.)

Der Intransigéant" fühlt sich bemüßigt, den Reichstags präsidenten Löbe wegen seiner in mehreren hiesigen Blättern abgedruckten Erklärungen über die Anschlußfrage und die deutsche Ostgrenze heftig anzugreifen. Das Blatt wirft ihm vor, politische Heuchel ei"(!) zu treiben, da er auf dem Kongreß der Interparlamentarischen Union den Friedensgedanken propagiere, um gleich darnach politische Forderungen zu formulieren, die jedem Franzosen zu denken geben müßten. Man tut gut, schließt das Blatt seinen überaus gehäffigen Artikel, folche Erklärungen wie diejenigen Löbes im Gedächtnis zu behalten, denn sie werfen ein Licht auf die deutsche Mentalität. Solange wir nicht dem ,, Reich" in allem nachgegeben haben, wird es erflären, es habe nichts erhalten, dann erst sind wir wahre Friedensfreunde und so versteht man endlich, daß der Friede, der deutsche Friede", Frankreich sehr fühl läßt.

Ein Protest gegen amerikanische Kriegsteilnehmer.

Paris , 31. August.( Eigenbericht.) In Berdun hat die fommunistische Partei durch Mauer­anschläge die Bevölkerung aufgefordert, der amerikanischen Legion, wenn sie die Stadt besuchen wird, die Unterkunft zu verweigern.

Reaktionäre Justizminister gesucht! Dinghofer vom Wiener Hauptausschuß ernannt. Wien , 31. August.

Der Hauptausschuß des Nationalrats trat heute vormittag zu sammen, um die Betreuung Dr. Dinghofers mit der Leitung des Juftizministeriums zu beschließen. In der Debatte wurde pon fozialdemokratischer Seite der Vorgang als der Ber faffung nicht entsprechend bezeichnet, und es wurde betont, daß man den Nationalrat hätte einberufen müssen, um die Wahl des Justizministers vorzunehmen. Bon Regierungsfeite wurde darauf erwidert, daß die Aktivierung des Justizminifteriums die Besetzung dieses Refforts mit einem Minister notwendig mache. Jedenfalls mußte der Hauptausschuß einberufen werden, weil er der Nationalrat den bezüglichen Antrag zu unterbreiten habe. Bis dahin kann aber gemäß Art. 70 der Verfassung auch der Haupt­ausschuß eine provisorische Betreuung vornehmen. Der Antrag auf Bestellung des Dr. Dinghofer zum Justizminister wurde hierauf mit den Stimmen der Mehrheitsparteien angenommen.

Verhinderter Justizmord.

Ein Dortmunder Gegenstück zum Fall Sacco- Vanzetti .

Der Fall Sacco und Banzetti ruft die Erinnerung an einen Interessant ist auch, daß der Angeflagte furz vor der Tat einen Brief etwa 20 Jahre zurückliegenden Fall wach, an den Fall Kurschuß. schrieb, den er dann aber wieder zerriß, in dem er den Rest seiner Wenn auch Kurschuß des Mordes angeflagt und geständig war, Löhnung einer armen Irrenanstalt" vermachte, ohne dabei eine also sein Fall mit dem Saccos und Banzettis nicht direkt zu verbestimmte Anstalt im Auge zu haben.( Er hatte inzwischen Arbeit gleichen ist, so find doch die Qualen, die er nach seiner mehrmaligen auf der Henrichshütte bei Hattingen gefunden.) Jedenfalls wurde durch einen besonderen Staatsrat gegen den Willen der Staats­Berurteilung zum Tode" bis zu seiner endlichen Begnadigung, die dem Antrag der Verteidigung, ihn einer Irrenanstalt zur Besb durch einen besonderen Staatsrat gegen den Willen der Staats- achtung zu überweisen, nicht stattgegeben. anwälte sozusagen 5 Minuten vor der Bollstreckung des Urteils er­folgte, unmenschlich gewesen, und auch sein Fall hat seinerzeit bei­nahe die ganze Welt in Atem gehalten.

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Adam Kurschuß, am 11. März 1876 zu Druden im Kreise Memel als Sohn armer Instleute geboren, fam nach einer freudlofen Jugend seine Eltern starben in seinem frühesten Kindesalter als Einundzwanzigjähriger nach Westfalen , da, wie er gehört hatte, hier mehr zu verdienen" sei. Er arbeitete dann 1906, nachdem er hier mehr zu verdienen" sei. Er arbeitete dann 1906, nachdem er auf den verschiedensten Zechen und Fabriken des Ruhrgebietes Be Schäftigung gehabt hatte, als otomotioheizer auf der Beche Glückauf- Tiefbau in Barop bei Dortmund , nahm aber, da ihm eine vorübergehend zugewiesene andere Beschäftigung nicht paßte, am 11. August 1906 seine Entlassung und zwar ohne Kündigung. Bei der Auszahlung seiner Reſtlöhnung wurde ihm infolgedessen auf Grund der Arbeitsordnung der Lohn für 6 Schichten ein Grund der Arbeitsordnung der Lohn für 6 Schichten ein behalten.

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Diefe Ungerechtigkeit" ließ Kurschuß bei Tag und Nacht keine Ruhe und so suchte er ein wiedererstandener Michael Kohlhas- Schließlich sein Recht auf eigne Faust, mit dem Revolver in der Hand. Der Betriebsführer Hahne von der Seche Glüdauf- Tiefbau, den er in verschiedenen Briefen und zuletzt mündlich zur Zahlung des Restlohnes für die 6 Schichten aufgefordert hatte, mußte dabei sein Leben lassen. Das war am 27. Ottober 1906.

Kurschuß fonnte entfliehen. Zu Fuß wanderte er über Düffel. dorf, Mülheim a. Rhein nach Köln , wo er sich am 10. November freiwillig ftellte. Er mußte aber nicht, daß er den Betriebsführer Hahne durch seine Schüsse getötet hatte, da es diesem nach dem Atten­tat noch gelungen war, fich von der Seche bis in seine nahegelegene Wohnung zu schleppen.

Die Antlage gegen ihn lautete auf Mord und das Schwur. gericht Dortmund verurteilte ihn am 21. Januar 1907 zum Tode, obwohl sein Verteidiger, Rechtsanwalt Fracmann- Dortmund, auf geistige Unzurechnungsfähigkeit am Tage der Tat plädiert hatte. Auf die Revision der Verteidigung wurde das Urteil vom Reichsgericht aufgehoben und zur nochmaligen Berhandlung an die Vorinstanz aurüdvermiesen. Aber auch diese Berhand lung endete am 7. Juni 1907 mit einem abermaligen Todes* urteil und die nochmals eingelegte Revision wurde am 12. Auguft verworfen. Der Tod des Kurschuß als Sühne für seine Tat sollte also beschlossene Sache sein.

In all den Verhandlungen war die Verteidigung mit ihrem Ar. gument, daß der Angeklagte für seine Tat nicht voll verantwortlid fet, nicht durchgedrungen, obwohl der vom Rechtsanwalt Frackmann auf seine Kosten hinzugezogene psychiatrische Sachverständige Dr. Be. retti, der Direktor der Irrenanstalt Grafenberg, in feinem Gutachten ausführte: Der Angeklagte steht auf der Stufe eines fiebenjährigen Menschen. Er hat die Tat begangen unter dem Drud feines ge­fräntien Rechts und in der frankhaften Idee, daß er etwas unternehmen müsse, um nicht verrückt zu werden. Die Ueberlegung des Angeklagten sei erheblich geschwächt gewesen und mithin sei die normale Ueberlegung bei der Tat zu verneinen." I

Deutschnationale und Schulgeset. Durcheinander in Thüringen .

Weimar , 31. August. ( Eigenberidyt.) Während der Kulturausschuß der Deutschnationalen Thürin. gens fich rückhaltlos für den Reichsschulgelegentwurf ein­gesetzt hat und die Einführung evangelischer Schulen, wie sie an­geblich vor dem Kriege in Thüringen bestanden haben, verlangt, haben andere deutschnationale Stimmen aus dem Kirchenrat und der Lehrerschaft sich für die Beibehaltung der in Thüringen bestehenden Gemeinschaftsschule ausgesprochen und für sie ähnlich wie für die badische und hessische Schule entsprechend dem Artifel 174

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der Reichsverfassung besondere Berücksichtigung bei Abschluß des Schulgefeßes verlangt. Darauf teilt jetzt die Deutsch nationale Partei Thüringens mit, daß fie offiziell noch teine Stellung zu dem Reichsschulgelegentwurf genommen habe. In Thüringen bieten also die Deutschnationalen das bei ihnen bekannte Bild von Mampe halb und halb.

Schulkonflikt in Erfurt .

Ein Kampf um die weltliche Schule.

Erfurt , 31. Auguft.( Eigenbericht.)

Inzwischen nahte, allen Beteiligten, sowohl dem Angeklagten wie dem Verteidiger unbewußt, der Tag der Hinrichtung heran. Erst am Abend vorher um 7 Uhr erhielt der Rechtsanwalt Frack mann und auch nur, weil er noch zufällig in seinem Bureau weilte, die Nachricht von der am anderen Morgen, den 14. November 1907, stattfindenden Hinrichtung, nachdem ein Gnadengesuch von dem damaligen Kaiser abgelehnt worden war. Der Henkersknecht mit feinem grausamen Handwertszeug arbeitete bereits auf dem Hofe des Gerichtsgefängnisses an den letzten Borbereitungen, der An­ftaltsgeistliche versuchte, den Todestandidaten über die letzten Augen­blide seines Lebens hinwegzutrösten, der Berteidiger aber richtete in einer nervenzerrüttenden Erregung ein lehtes Gesuch um Auff chub der Hinrichtung und Wiederaufnahme des Ver­fahrens an das Dortmunder Schwurgericht. Das Gesuch wurde um 9 Uhr abends am selben Tage bereits abgelehnt. Sollte fein Weg zur Rettung des Unglücklichen mehr möglich sein? Ein drin gendes Telegramm mit einer Beschwerde gegen den ablehnenden Bescheid des Schwurgerichts ging an den Ober­landesgerichtspräsidenten in Hamm . Mitten in der Nacht wurde der Chefpräsident des Straffenats, Holtgreven, aus dem Bett geholt, um über Leben und Tod zu entscheiden.

Und er

entschied: Ausseßung der Strafvoll. ftredung, Frift zur Beschwerdebegründung bewilligt!

Borläufig gerettet! Ja, in Wahrheit nur vorläufig, denn am lehnenden Bescheid des Wiederaufnahmeantrages als unbegrün 26. februar 1908 wird die Beschwerde gegen den ab­bem Oberlandesgericht bekundete, daß, als er die von einem beisitzen­bet verworfen, trogdem ein weiterer Sachverständiger vor Sie auf Grund Ihres Gutachtens die Ueberlegung des Angeklagten den Landrichter des Schwurgerichts an ihn gerichtete Frage: ,, Müssen zur Zeit der Tat verneinen" mit Rein" beantwortete, er die Frage

effenbar falsch verstanden habe, denn seine Ansicht wäre gerade die gegenteilige. Das Oberlandesgericht war eben der Meinung, daß auch ein neues Schwurgericht zu einer anderen Auffassung bezüglich würde, während dies doch eigentlich das neue Schwurgericht selbst der Verantwortlichkeit des Kurschuß voraussichtlich nicht gelangen hätte entscheiden müssen.

Wieder einmal schien der Tod des Kurschuß besiegelt! Und doch, es sollte anders fommen. Ein besonderer Staatsrat sprach schließlich gegen den Willen der Staatsanwälte die Begnadi. gung aus.

Und was wurde aus Kurschuß? Er tam in die Strafanstalt Werden und von dort in die verschiedensten Irrenanstalten , die fämtliche seine tatsächliche Geiftestrantheit fest­stellten, die auch der Verteidiger stets behauptet hatte, die aber von den letzten Sachverständigen vor dem Oberlandesgericht bestritten. worden wat. Als 10? I neo grud

satis ftit

Jedenfalls hatte der Fall seinerzeit überall ungeheures Aufsehen.. erregt und der Verteidiger befam nach dem endgültigen Siege Glüd­wunschtelegramme aus aller Welt.

trauensmännerversammlung des Landesverbandes stattgefunden, die angeblich von überall her beschickt worden ist und einstimmig beschlossen hat ,,, daß der Stahlhelm, D. d. Fr. L. B. W., nach wie vor unter der bewährten Leitung seines hochverdienten Führers General Bopp steht und weiter arbeitet, daß eine Aner­tennung des Kapitäns a. D. Ehrhardt, zurzeit in Damm, Provinz Brandenburg wohnhaft, als Landesführer an Stelle des General Bopp nicht in Frage tommen fann." Die Kazbalgerei unter den ,, Baterländischen" wird also jetzt mit verdoppelter Schärfe fortgesetzt werden.

Die Hessen " in Mecklenburg . Hakenkreuz am Strandkorb zu Ehren der Marine? In dem mecklenburgischen Seebabe Arendsee hat sich in der Macht zum Dienstag ein Vorgang abgespielt, der nach mehr als einer Richtung zu denken gibt. Vor Arendsee lag der Kreuzer Geffen", und eine Anzahl von Offizieren und Mannschaften hatte Land­urlaub. Gerade in dieser Nacht wurden nun sämtliche Fahnen in den Reichsfarben von den Strandkörben und Burgen gestohlen. Als Ersatz dafür wurden Hakenkreuze ange= fdymiert. Die Kurgäste machten sich über den Vorfall allerlei Gedanken, von denen einer etwa dahin ging, die Hakenkreuzbuben hätten die Anwesenheit der Hessen zu einer Demonstration" be. nußen wollen.

die

"

Eine größere Zahl der Kurgäfte fand sich zusammen, um, mie Bossische Zeitung" meldet, an den Kommandanten des Schiffes

" Sehr geehrter Herr Kommandant!

Seit dem 21. April ließen 400 Eltern ihre 472 Kinder für die Errichtung einer weltlichen Schule streiten. Dafür wurden die Eltern in den Monaten Mai und Juni mit zahl reichen Strafen bedacht; die Betroffenen aber erhoben in Falle sofort Einspruch, so daß das Amtsgericht in 3000 Terbas folgende Schreiben zu richten: minen diese Einsprüche zu behandeln gehabt hätte. Bis 14. Juni betrug die Gesamtsumme der ausgeworfenen Strafen bereits über 25 000 Mart, Nunmehr ist es zu einer Berständigung zwischen dem Bunde freier Schulgemeinschaften, der die Eltern ver­trat, und einem Bertreter des preußischen Ministeriums für Bolts bildung gekommen. Man vereinbarte, daß der Schulstreit als ab­gebrochen gelten und das Ministerium die städtische Schulverwaltung in Erfurt veranlassen würde, dem Gericht zu erklären, daß fein Wert auf die Verfolgung der Strafmandate gelegt würde. Die Schulverwaltung hat dem entsprochen und die Eltern haben durch einen Bevollmächtigten die Berufungen zurückziehen lassen.

Ehrhardt unerwünscht. Stahlhelmkrach in Württemberg .

Stuttgart , 31. Auguft.( Eigenbericht.) Der Bersuch, die sogenannten Baterländischen Verbände" in Bürttemberg dadurch zu einigen, daß man die Leitung des Stahlhelms in die Hände des Kapitans Ehrhardt legte, wodurch den Mitgliedern der übrigen Organisationen der Ulebertritt zum Stahlhelm erleichtert werden sollte, hat mit einem glatten Miß erfolg geendigt. Die Uneinigkeit ist heute größer denn je. Die Ber­ liner Leitung hat den württembergischen Landesver band des Stahlhelms aufgelöst und sich eine Neuformierung der Organisation vorbehalten. Daraufhin hat in Stuttgart eine Ber­

In der letzten Nacht sind sämtliche Fahnen in den Reichsfarben von den Strandkörben und Burgen am Strande von Arendsee abgerissen und dafür haten treuze angemalt worden. Wenn wir auch die feste lleberzeugung haben, daß Ihre Mannschaften diesen Ausschreitungen fernstehen, so mären wir Ihnen doch dankbar, wenn Sie diejenigen Ihrer Leute, die sich an Cand befunden haben, eingehend vernehmen wolltea, ob sie irgend etwas bemerkt haben und zur Feststellung beitragen fönnen. Es muß endlich einmal energisch gegen das feige Gesindel eingeschritten werden, das sich immer wieder an den gesetzmäßigen, von Hindenburg beschwore nen Farben des Reiches vergreift."

Es wäre nicht ohne Interesse, zu erfahren, ob und mit welchem Ergebnis diese Bernehmungen stattgefunden haben. Vielleicht fragt der Reichswehrminister einmal mach?

Das Treiben der nationalistischen Maffia in den deutschen See­bädern wird nachgerade so unerträglich, daß in weiten Kreisen der republikanischen Bevölkerung ernsthaft erörtert wird, ob nicht der Besuch ausländischer Badeorte von allen vorzuziehen fei, die während ihrer Erholungswochen Erholung suchen und nicht Gegenstand von schwarzweißroten Rüpeleien werden wollen. Die Badeverwaltungen, die bisher so hübsch" neutral" im Sinne der Berliner Lurushoteliers waren, würden plöglich einmal spüren, daß es in Deutschland noch andere Leute gibt als die Lümmel, die unter den Farben der Monarchie Diebstahl und Schmußerei zu decken pflegen.