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Nr. 420 ♦ 44. Jahrgang
2. Heilage des Vorwärts
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vlene/cüg, 6. September 1927
Hetriebsräte klagen an! Ein Kartellskandal.— Stillegung, weil zu billig produziert und verkauft wird!
liebet Gesundheit und den Bestand der gegenwärtigen Kon- j u n k t u r macht man sich in Deutschland mit Recht einige Sorgen. Auch das Reichswirtschaftsmini st erium macht sich Sorgen, wie es durch sein erfreulich energisches Vorgehen gegen die immer wiederHollen Preiserhöhungsanträge der Schwerindustrie be- wiesen hat. In der oerarbeitenden Industrie kann das Reich sich nur gegen den Mißbrauch derKartellgewalt wenden. Soll die Konjunktur ober dauernden Nutzen stiften, so besteht dos höchste Interesse daran, daß auch hier die Preise und die Produktions- kosten niedrig geHallen werden. Ohnehin zuckt das ganze Aus- land schon über Deutschland die Achsel, weil es bei niedrigeren Löhnen im Weltdurchschnitt in den meisten Fällen höhere Preise hat. Jeder Mensch weiß, daß hierfür die Uebermacht der Kartelle verantwortlich ist und daß es ein« Schicksalsfrage für Deutschland ist, daß das anders wird. Immerhin könnten einige Industrien, die zwar kor- telliert, aber doch nicht voll beschäftigt sind, zur T i e f h a l t u n g der Preise und Produktionskosten beitragen. Dazu gehört auch die Kugellagerindustrie, die in der Deutschen Sugellager-Sonventlon zusammengeschlossen ist und unter der Führung des Klöckner- und des Norma-Konzerns steht. Diese Spezialindustrie und ihr Kartell hält aber nicht nur systematisch die Preis« hoch, sie scheut auch keine Gelder, die Produktionskosten der von ihr bedienten Fertigindustrie noch zu erhöhen. Wie die Konvention das macht, dafür soll das folgende Schreiben des Gesamtbetriebsrats der Berliner Kugellager- fabrik A. Riebe, Berlin-Weißensee, zeugen, das wir im Wortlaut abdrucken. Notruf und Verwahrung des Gesamtbetriebsrats. .Tinea weitereu Beitrag, wie der deutsche Kapitalist die Hebung der Volkswirtschaft auffaßt, liefert die Stillegung dieses blühenden Werkes. Bei Uebernahm« der Firma durch August Riebe im Jahre 1SS1 zählt« die Belegschaft ungefähr 30 Mann. Diesen kleinen Be- trieb machte der Betriebsdirektor Achterberg mittlerweile zu einem der rentabelsten Betriebe innerhalb der Sugellagerindustrie. Er hotte sich alt« erfahren« Spezialisten aus der Kugellagerindustrie und hob weiter durch Berbesstrung der Produktionsmittel den Um- satz und damit die Arbeiterzahl von Monat zu Monat. Auch die Arbeiterschaft war in zunehmendem Maße daran beteiligt, indem sie, auch durch das anerkennenswerte Entgegenkommen des Betriebs- direkwrs in der Lohnfrage, ihrAeußerstes an Arbeitskraft bergab. Die Berliner Kugellagerfabrik war mittlerweil« mit Auf- tragen so überhäuft, daß trotz des Dreischichtensystems die Arbett nicht termingerecht erledigt werden tonnte. Trotz oder infolge dieser äußersten Ausnutzung der Produktions» mittel und der Arbeitstraft war es der BKF. möglich, ihre Fabrikate teilweise zu billigeren Preisen als den von der Konvention fest gesetzten zu verkaufen. Das Unterbieten dieser Preise wurde jedoch der BKF., und damit der Belegschaft, von der viele von An- fang an den Aufstieg mitgemacht haben, zum Verhängnis. Die in der Konoentton oereinigten Firmen wünschten, diesen gejährlichen Konkurrenten loszuwerden. Ihr Wunsch ging dann auch schnell in Erfüllung. Persönlich« Differenzen zwischen den Inhabern der Firma, Herrn Rieb« und Herrn E. Krämer, begünstigten zudem das Vorhaben der Konventton. So wurde eines Tages überraschender- weise der Bertauf des Werkes an die Konvention bekannt. Daß bei diesem Verkauf Herr Riebe und sein Schwieger- söhn nicht schlecht abgeschnitten haben, beweist, daß sie sich, wie verlautet, verpflichtet haben, innerhalb eines längeren Zeitraumes keine Betätigung im Kugellagerfach auszuüben. Da sie sich sang- und klanglos in den wohlversorgten Ruhestand zurück- gezogen haben, kann man auch hier wieder feststellen, daß das Wohl und Wehe der brotlos gewordenen Belegschaft dem Kapitalisten durchaus gleichgültig ist, wenn er nur gefüllte Taschen hat. Das Auffallende ist nur der Umstand, daß plötzlich die vk?. nicht rentabel sein soll, wo das Gegenteil durch den Werdegang dieser Firma bewiesen ist. Merkwürdig war auch das Verhalten der Käuser. die den Betrieb vor dem Kauf nicht einmal besichtigt haben, ihre guten Gründe also dazu hatten, die Kotze im Sack zu kaufen. Soweit wir übersehen können, belief sich der monalliche Umsatz auf ZOoooo bis 400 000 M., war also beachtenswert. Daß die Rück- schläge im Jahre 1925, die so manchen Betrieb zum Ruin führten, die Fortführung der BKF. nicht verhinderten, beweist weiter, daß der Betrieb ein sehr lohnender war. Die Behauptung, das Werk wäre unrentabel, ist eine Irreführung der Oefsentlichteit. Oder
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sollte damit die kürzlich eingetretene Erhöhung der Kugellagerpreise begründet werden? Wir bringen in diesem Notruf �>ie Frage zum Ausdruck, ob der Staat, dem auf diese Weise die Steuern von 600 Staatsbürgern verloren gehen, für diesen krassen Vorgang kein Interesse hat. Sollte es kein Mittel geben, Kapitalisten, die systematisch die Interessen der gesamten Volkswirtschaft so offensichtlich mit Füßen treten, an diesem schädlichen Tun zu verhindern? Die Betriebsräte der Berliner Kugellagerfabrtk A. Riebe . Berlin -Wittcnau. Dieses Schreiben spricht in jedem Satze für sich selbst. Dem Gesamtbetriebsrat der bettoffenen Firma ist sein Borgehen nicht nur durch die Rücksicht auf seine Arbeitskollegen dikttert, er handelt im besten Sinne seiner verfassungsmäßigen Pflicht, der Produktion zu dienen und aus hohem volkswirtschaftlichen Bewußt- sein. Schon ist die Belegschaft des blühenden Bettiebes, weil die Konvention die Zuteilung der Aufträge drosselt, von 6-0 0 auf 417 Mann herabgesetzt, ununterbrochen folgen weitere Entlassungen, der Gewerberat erklärt sich für machtlos. Seit dem 26. August ist die Liquidation der Firma beschlossene Sache! Sabotage der Rationalisierung. Mag es so sein, daß die Besitzer von Produkttonsmitteln ihre Fabriken verkaufen dürfen, wann und wem sie wollen. Man kann niemanden zwingen, wenn er Geld genug hat, mit dem Geld« den Unternehmer zu spielen. Mag es so sein, daß mit der Existenz der Kartelle gerechnet werden muß. weil kein Gesetz, kein Richterspruch sie verbietet, obwohl kein Gesetz sie grundsätzlich zugelassen hat. Mag es sein, daß keinerlei Pflicht der Kartelle besteht, den Rationalisierungsprozeh in Deutschland , die Berbilligung der Produktion zu fördern. Mag es endlich auch sein, daß ein solches Vorgehen der Kartelle keine Sellenheit ist, sondern leider häufig genug vorkommt. Die Kugellager-Konvention hat ja auch nicht nur im Berliner Falle so gehandelt, sondern � auch in zwei anderen Fallen m Hessen und im Rheinland ! Ungeschriebene Gesetze.""/ Aber es besteht ein ungeschriebenes Gesetz für da, Reiches- wirtschaftsmini st erium, besonders in den jetzigen Zeiten und angesichts der noch keineswegs gesicherten Zukunft der deutschen Wirtschaft, mit solcher bewußten Zer- störung von Produktionskapital, solcher bewußten Verteuerung der Preise und Produkttonskosten, mit solcher bewußten Sabotage des Rationalisierungsprozesses, für den auch die brave Belegschaft des Berliner Werkes Opfer gebracht hat, Schluß zu machen. Es ist Kartellmißbrauch im gefährlichsten Sinne, wenn Kartelle s e l b st zu Unternehmern in dem Sinne werden, daß sie über den Markt hinaus erwerbend und stillegend in die Produktion eingreifen, wie es in diesem Falle geschehen ist, wo das hohe V era ntw o rtli ch k e i ts b e w u ß ts e i n der Betriebs- rate, nachdem die Inhaber und das Kartell dieses Bewußtsein nicht aufbringen, sich empören gegen eine volksroirttchaftliche Freveltat!„Sollte es kein« Mittel geben, Kapitalisten, die fyste- matifch die Interessen der gesamten Volkswirtschaft so offensichtlich mit Füßen tteten, an diesem schädlichen Tun zu hindern?" so müssen auch wir fragen, so fragt mit uns die gesamte deutsche Arbeiterschaft, so fragt mit ihr jeder wirtschaftlich denkende Mensch, der noch einen Funken von Verantwortungsgefühl für die Gesamtwirtschaft im Leibe hat. Zu guter und billiger Qualitätsarbeit hat der Reichsoerband der deutschen Industrii« in diesen Tagen in Frankfurt aufgerufen. Der Herr Reichs- wirtschaftsmini st er hat diesen Appell freudig begrüßt und die Unterstützung des Staates zugesagt. Hier, und nicht in diesem Falle allein, wird durch Aufkauf und Stillegung nicht nur die Er- zielung der besseren Qualität bewußt sabottert, sondern für schlechtere Technik werden durch unwürdige Mittel noch höhere Preise ge- managt. Und es geht hier um ein System! Bettiebsräte eines kleinen Werkes haben einer allgemeinen Volkswirt- schaftlichen Notwendigkeit mutigen Ausdruck gegeben! Was gedenken Sie zu tun. Herr Reichswirlschaftsmiaister?
Der Neickselektrizitätsplan. Gefahren der Reffortpolitik.— Zusammenarbeit«n!» Verständigung. Es ist lange bekannt, daß sich die Reichsregierung mit einem Großplan für die einheitliche Bewirtschaftung der Elektrizität im Deutschen Reiche beschäftigt. Die Oesfentlichkeit hat aber von den Absichten der Reichsregierung sehr lange nichts ge- hört. Es wirkt deshalb wie eine U e b e r r a s ch u n g, daß das Reichswirlschaftsministerium jetzt davon Mitteilung macht, daß ge- wisse Vorarbeiten zum Abschluß gebracht werden, und wir glauben hinzufügen zu können, daß die Pläne schon weiter gediehen sind, als es diese Mitteilungen erkennen lassen. Danach ist der Beschluß vom vorigen Winter, auf Grund der von den einzelnen deutschen Wirtschaftsbezirken eingeleiteten Vorarbeiten über die voraussichtliche Entwicklung.des Elcktrizitäts- abfatzes einen Gesamtüberblick über die künstige Elektrizitätsversorgung Deutschlands zu erlangen, durch- gesührt worden. Die Sachverständigengutachten sind im Reichs- wirtschastsministerium entweder schon eingegangen öder werden un- mittelbar erwartet. Der Wirtschaftsminister hat Oskar o. Miller und den Geheimen Baurat a. D. Felix Block um die Aus- wertung des Materials und die Herstellung eines Gesamtüberblicks gemeinsam mit dem Ministerium gebeten. Zunächst dürfte es bedauerlich sein, daß nur zwei Tech- niker, einen so großen Ruf sie auch haben, mit der Auswertung der Gutachten beaustragt worden sind. Der große Einfluß der Privatwirtschaft auch auf öffentliche Elektrizitötsinter-ssen. der zum Teil unterirdisch ist, ist bekannt, und es wäre deshalb sehr zweckmäßig gewesen, wenn nicht nur Techniker, sondern auch sach- verständige Kaujleutc und Volkswirte, vor ollen Dingen aber auch Vertreter der großen Gemeindewerte, denen der äußerst«ntwick- lungsfähige Massenabsatz an die Kleinkonsumenten nahe liegt, hinzu. gezogen worden wären. Es ist zu hoffen, daß da» noch geschehen kann und wird.
Bei dieser Gelegenheit ist auch auf eine andere nicht mehr zu umgehende Notwendigkeit hinzuweisen. Preußen und das Reich haben bisher viel mehr, obwohl beide öffentliche Interessen wahrzunehmen haben, gegeneinander als miteinander ge- arbeitet. Den Vorteil davon hat ausschließlich das Privat- kapital, das nicht nur in den letzten Monaten bei allen Gelegen- heilen sich äußerst rührig bewiesen hat, sondern auch, woran kein Zweifel sein kann, die Gegensätze zwischen Preußen und dem Reich zur eigenen Machtausdehnung benutzen konnte. Oeffent- liche und privatkapitalistische Interessen stehen aus der Natur der Tatsachen heraus im Gegensatz. Die öffentlichen Interessen, damit aber auch das gesamtwirtschaftliche Interesse, müssen leiden, wenn der Ressortkrieg in der Elektrizitätsfrage fortdauert wie bisher. Gelegenheiten zur Verständigung dürste es mehr als genug geben, und in bestimmten Gebieten wird das Zusammen- wirken der össentlichen Stellen schon in der allernächsten Zeit zur gebieterischen Notwendigkeit. Für eine Verständigung ist es des- halb höchste Zeit, soll nicht das Gesamtwerk darunter leiden.
(Dstsieülung unü Doüenreform. Ginc Antwort auf die Haus- unt> Grundbcsitzer- tagung in Bremen . Der Bund Deutscher Bodenreformer hat am 3. und 4. Sep- tember in Liegnitz eine Tagung abgehalten, die durch das Haupt- thema„Die Not der Ostmark, Siedlungswille und Siedlungswege" ihr besonderes Gepräg« erhielt. Den Kern- Punkt der Rede Damaschkes bildete seine Entgegnung auf d«n in der Presse des Haus- und Grundbesitzes immer wieder hegen die Bodenreformer erhobenen Vorwurf, sie höhlen den Eigentums- begriff aus. Damaschke stellte dem nach dem Urteil des Führers der Haus- und Grundbesitzer, Professor Bredt, jakobinischen Eigen- tumsbegriff der Haus- und Grundbesitzer den„le- bendigen, deutjchrechtlicheu, sozialen" Eigentums b.« griff der
Bodenreformer gegenüber, den das Volk durch die Annahme der Artikel 153 und 155 d-�r Reichsverfassung gutgeheißen hat. Un- gewöhnlichen Eindruck �zielte Genosse Max Simon als Ver- treter der fozialdemokr.vtischen Fraktion des Preußischen Abgeord- netenhauses und Ge/wssin A n s o r g e als Vertreterin der sozial- demokratischen Reiwstagsfraktion. Unsere Partei trat außerdem durch entschiedene Ansprachen von Vertretern der freien Gew«rk- jchasten, Kriegslxschädigten und anderen in Erscheinung. Der preußische Landtagsabgeordnete Pischke schildert den Mangel an Menschen in den östlichen Gebieten, das Fehlen von Verkehrsmitteln, kulturellen Einrichtungen, und gab geradezu über- rafchende Zahlen über die zunehmende Verödung des beut- s ch e n Ostens. Seine Ausführungen ergänzt« Dr. K ö b i s ch durch einen Lichtbildervortrag. Der Bevölkerungsrück- gang betrage besonders in den Landgemeinden der Grenzzone mehr als 20 Proz. der bäuerlichen Bevölkerung von 1871. Für die Siedlung kämen in erster Linie Bauernsöhne und Angehörige des Landarbeiterstandes in Betracht, deren wirtschaftliche Existenz durch billige langfristige Kredite und Steuernachlässe zu erleichtern sei. L o t i f u n d i e n b e s i tz sei in Schlesien viel mehr vorhanden als es nach den üblichen landwirtschaftlichen Be- triebszählungen der Fall zu sein scheint. Deswegen sei eine Eigen- wmsstatisttk des landwirtschaftlichen Besitzes ebenso dringend er- forderlich wie der Ausbau des Verkehrsnetzes und die planmäßige Einrichtung und Förderung ländlicher Wohlfahrts-, Bildungs- und Kulturanstalten. Die bisher von Reich und Staat geleistete„Ost- Hilfe" habe sich für Schlesien und auch für andere. Ostprovinzen unzweifelhaft als durchaus unzureichend erwiesen. Johannes Lubahn , der Leiter des Heimstäitenamtes der deutschen Beamtenschaft E.V. sprach in einer Beamten- Versammlung über das„Beamtenheim st öttengesetz und seine Durchführun g". Das Gesetz ist am 18. Juni diese» Jahres vom Reichstag mit sehr großer Mehrheit angenommen worden. Der Redner wies darauf hin. daß der Erfolg des Gesetzes von den Ausführungsbestimmungen abhänge, die in kürzester Zeit zu erwarten seien. Nachdem es dem Heimstättenamt gelungen sei, 3500 abgebaute Beamte in Heimstätten unterzu- bringen, sei zu hoffen, daß durch das Beamtenheimstättengesetz ein großer Teil der akttven Beamten in Heimstätten untergebracht werden können. Die große Versammlung nahm eine Entschließung an. womit ein besonderer Staatssekretär für die Auf- gäbe der Ostsiedlung gefordert wird, der mit weitestgeheu- den Vollmachten ausgerüstet ist. n.
Konsumvereine als Preisregler. Uns werden zwei weitere Fälle bekannt, in denen die Jnittative unserer Konsumverein« in vorteilhaftester Weise preisregulierend wirksam geworden ist. Der Konsumverein für Frank- fürt a. M. und Umgegend setzte durch Vereinbarungen mit der Osthafenmolkerei den Milchpreis herunter, worauf die Milchhändler folgten. Die Senkung belief sich im Durchschnitt auf 2 b i s 3 P f. In der Stodtoerordnetensitzung vom 25. August wurde das Vor- gehen des Konsumvereins mit Dank anerkannt.— Einen noch größeren Erfolg erzieltt der Konsumverein für Königs- berg und Umgegend(Preußen) für den Preis von Bitamina- milch, die als Säuglingsnahrung auf der preußischen Domäne Waldau bei Königsberg hergestellt wird. Da der Vertrieb nicht klappte, nahm der dortige Konsumverein ihn als neuen Geschäfts- zweig auf. Die Berteilungsstellen geben seitdem die Säuglingsmilch zum Preis« von 30 Pf. ab, nachdem sie bisher 45 Pf. je Liter kostet«! Der Konsumverein ist damit zum Allein- Verkäufer der Bitaminiamilch geworden.
Tin« begrüßenswerte Gründung ist die Schaffung eines Forschungsinstituts für Sparkassen und kommu- nales Kreditwesen, die der Kaiser-Wilhelm-Gesellschast in Berlin angegliedert werden wird. Das Institut wird vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband unterhalten werden, Mchdem, wie mitgeteilt wird, die finanzielle Interessierung des Deutschen Städte- tages ohne Erfolg geblieben fei. Der Augustabsaß des Deutschen Kallsyndikats G. m. b. H. betrug 845 482 Doppelzentner Reinkali gegen 1 019 350 Doppelzentner Reinkali im gleichen Monat des Vorjahres. Der Absatz in den ersten vier Monaten(Mai bis August) des laufenden Dllngejahres beträgt 2 993 442 Doppelzentner Reinkali gegen 3 131 343 Doppelzentner Reinkali in den ersten vier Monaten des D ü n ge jahres 1926/27. Der Absatz in den ersten acht Monaten des laufenden K a l« n d e r jahres beträgt 8 883 168 Doppelzentner Rein- kali gegen 7 899 122 Doppelzentner Reinkali in den ersten acht Monaten des Kalenderjahres 1926. Sichere Kundschaft. Die Barmer Maschinenfabrik A.-G. gehört zu den wenigen Jnflationsgründungen, die nicht nur ohne Schwierigkeiten durch die Stabilisierungskrise hindurchkamen, sondern darüber hinaus jedes Jahr hohe Gewinn« abwerfen konnten. Diese in der Maschinenindustrie seltene Erscheinung findet allerding». bei näherer Bettachtung des dem Unternehmen nahestehenden Großkapitals eine einfache Erklärung. Das nur 1,0 Millionen Mark bettagende Aktienkapital befindet sich in Händen des Glanz- stoffkonzerns und der holländischen Kunstseidesabrik E n k a. Bei der sprunghaften Entwicklung in der Kunstseideinöusttie konnte daher das Unternehmen, das speziell Textilmaschinen her- stellt, von seinen hohen Gönnern laufend mit Aufträgen versehen werden. So wurde bereits in den beiden Vorjahren sechs und zehn Prozent Dividende verteilt. Auch für das am 31. März beendet« Be- richtsjahr wird bei einem von 1,75 auf 2,0 Millionen Mark e r- höhten Rohgewinn und einen Reingewinn von 170 000 M. ein« Dividende von 10 Proz. gezahlt. Durch die fortgesetzten Betriebsausbauten, die aus eigenen Mitteln durchgeführt wurden, ist die Bilanz ziemlich gespannt. Zwar sind die laufenden Verpflich- tungen von 1,56 auf 1,36 Millionen Mark gesenkt worden, über- steigen jedoch noch die gesamten Forderungen einschließlich Vorräte um dreißig Prozent. Wie der Geschäftsbericht erwähnt, ist der Be schäftigungsgrad zurzeit sehr günstig und der gesteigerte Bedarf mochte weitere Ausbauten des schon auf das modernste eingerichteten Werkes Lennep erforderlich. Steigender Alkoholkonsum. Neben einem zunehmenden Bier- oerbrauch ist auch, wie der Geschästsbericht der W i n k e l h a u f e n- Werke A.-G., Magdeburg , feststellt, ein ständiges A n st e i- gen des Branntweinkonsums in Deutschland zu bemerken. Für das Spritkapital ist diese Tatsache natürlich sehr erfreulich. So ist auch die Verwaltung der Winkclhausen-Werhe in der Lage, nach den dividendenlosen Abschluß des Borjahres jetzt ihren Aktionären 6 Proz. Dividende auszuzahlen. Die Betriebsgewtnne konnten von 1,0 auf rund 1,4 Millionen Mark g e st e i g e r t werden und der Reingewinn von 219 000 M. ist fast siebenmal so hoch wie im Vorjahr. Dabei erhielten die Grundstücks- und Ge- bäudeanlagen, sowie die Betriebseinrichtung und der Wagenpark erhebliche Zugänge aus laufenden Betriebsgewinnen in Höhe von über 140 000 M. Die Waren- und Wechselschulden konnten von 2.5 auf 1,7 Millionen Mark ermäßigt werden. Dem ver- hältnismäßig geringen Anwachsen der Vorräte von 2,9 auf 3,1 Millionen Mark steht eine mit 1,37 Millionen Mark fast v e r d o p- p« l t e Schuld ai». die Reichsmonopolverwaltung für noch nicht bezahlte Rohstoffe gegedüber, wodurch sich die G e s a m t v e r p s l i ch- tungen der Gesellschaft auf über 3 Millionen Mark erhöhen.