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Nr. 426 44. Fahrgang
2. Seilage des Vorwärts
5eeitag, 9. September 192
Kmmfthe wirtsthast. Die sozialen Bedingungen und die Masseulage in Finnland  .
Del der in Westeuropa   llgemein verbreiteten Unkenntnis de  ? Geschichte der nach dem Weltkriege entstandenen Staaten erscheint vielen der Ausstieg der finnischen   Sozialdemokratie zur regierenden Macht als etwas Unerwartetes. Dieser Aufstieg wurzelt in der ganzen wirtschaftlichen und sozialen Eni- wicklung Finntands: ja er mutet gewissermaßen als die Krönung dieser Entwicklung an. Nach den statistischen Angaben des Jahres 1901 wurden durch- schnittlich nur 23,1 Proz. der landwirtschaftlichen Gesamtfläche von den Eigentümern bearbeitet, während der Rest, also der bei weitem größte Teil der Landgüter in Pacht gegeben wurde. Dieses Pachtsystem erzeugte ein« immer zahlreicher werdende Klasse von kleinen Pächtern, die in starker wirtschaftlicher Abhängigkeit von den Bodeneigen- l�mern standen. Diese zogen es vor, ihr Land mehreren Klein- pächtsrn in Bearbeitung zu geben, wobei die Pacht zu allermeist durch Arbeit abgetragen wurde. Die Rechtslage dieser Pächter war absolut ungeregelt. Der Pächter konnte zwar jederzeit den Landeigentümer im Stich lassen, aber auch dieser den Pächter jeder- zeit entlassen, d. h. ihn vollkommen brotlos machen. Von 8788 im Jahre 1760 stieg die Zahl der Kleinpächter nach und nach bis auf 69 936 im Jahre 1890, wo sie ihr Maximum erreicht« und nunmehr langsam zu sinken begann, indem ein Teil in die Städte ab- wanderte. Dies führt uns zu der zweiten Quelle der Stärk« dar dortigen sozialdemokratischen Partei, nämlich*ur Entwicklung der Industrie und der ihr parallel lausenden Vermehrung der Arbeiterklasse. Nach den neuerdings von Martti Kovero veröffentlichten An- gaben(Die Landwirtschaft und die Industrie im Wirtschaftsleben Finnlands  ", chelsingsors 1923, Seite 16, französisch) wuchs die Zahl der im chandwerk und in der Industrie tätigen Arbeiter von 1885 mit 38 075 bis 1913 auf 136115. Wir sehen hier also ein Anwachsen im Lause von 28 Jahren fast auf das Vierfache. Die wirtschaftliche Gesamtentwicklung Finnlands   seit etwa dem Jabre 1880 läßt sich als steigende Industrialisierung des Landes kennzeichnen. Nach den Angaben von Markst Kovero gestaltete sich das prozentuale Verhältnis der landwirtschaft- lichen und industriellen zur Gesamtbevölkerung wie folgt:
Jahr
Landwirtschaftliche Industrielle Bevölkerung: Bevölkerung 1880..... 74,8 Proz. 6,6 Proz. 1890..... 72,7. 8,0, 1900..... 68,0. 10,6. 1910..... 66,3. 12,2, 1920..... 66,1 14,8. Die im Jahre 1883 entstandene Sozialdemokratische Partei Finnlands   besaß anfänglich ihre Anhänger nur in den Städtan unter dem Gcwcrbeproletariat. Nachdem sie aber in ihr Programm die Agrarfrage aufgenommen hatte, faßte sie .'Uetuch mtter den Landarbeiter», den Kleinpächtern und den Klein- bauern Wurzel. In dem Finntschett Landtag tion 1906 erschien die s-zSTszialdemokrotie als die�prbßte Partei, in dem Landtag von 1907 erhielt sie 80 Mandate(von insgesamt 200), und bei den Wahlen von 1913 90 Mandate Finnlands   Außenhandel. Die Entwicklung der Industrie au f K o st e n der Landwirtschaft kommt deutlich auch im finnischen   Außenhandel zum Ausdruck. Der Export des Jahres 1923 umfaßt(noch K Jörvinen,Handel und Industrie Finnlands  ", Helfingfors 1925, Seife 14 bis 15) etwa 4400 Millionen finnische Mark. Davon ent- fallen etwa 60 Proz. auf Holzwaren und 30 Proz. auf Produkte der Papierindustrie. Der sinnische Import desselben Jahres beträgt demgegenüber 4600 Millionen finnische Mark, wobei Getreide und Getreideprodukte allein im Werte von 545 Millionen sinnische Mark eingeführt wurden. Diese beiden Kennzeichen, die offenbar in einem Zusammenhang miteinander stehen: die Passivität che? sinnischen Handelsbilanz und die Notwendigkeit der Getreidacinfuhr bilden seit
Jahren das ständige Charakterstikum des finnischen   Außenhandels, wie die folgende Aufstellung beweist: 1913 1920 1921 1922 1923 1924 (in Millionen finnische Mark) Einfuhr 495.4 3 625,5 3 585.7 3 953,1 4 600 4 965,6 Ausfuhr 404,8 2 926,4 3 389,4 4 430,3 4 400 4 718,4 1925 war freilich die Handelsbilanz aktiv: Ausfuhr 5548,3 Millionen finnische Mark, Einfuhr 5513,2 Millionen finnische Mark. Die Verringerung der Einsuhr hängt ober nach Kovero mit einer Senkung der Lebenshaltung zusammen. Die Zukunft Finnlands  . Diese langsame und unbefriedigende Entwicklung der Landwirt- schaff im Vergleich mit dem Emporsteigen der finnischen   Industrie hat manchen Beobachter dazu geführt, Finnlands   wirtschaftliche Zu- kunft lediglich in der Entwicklung der I n d u st r i e zu erblicken. Diese hat in der Tat nach ungeahnte Zlusdehnungsmöglichkeiten, einerseits durch das Vorhandensein starker, aber noch ungenutzter Wasserkräfte(es sei nur an den Wasserfall von Jmatta er- innert), andererseits dank den ebenso ungenutzten Natur- Vorräten an Kalk, Quaderstein, Schiefer, Torf usw. Demgegen- über macht Kovero wohl mit Recht darauf aufmerksam, daß auch der Landwirtschaft noch Cntwicklungsmöglichkeite» bevor­stehen. Zurzeit sind etwa nur 6 bis 7 Proz. des finnischen   Fest- landes bebaut: dazu ist der Bodenertrag sehr steigerungssähig(die Durchfchnittsernte betrug in den letzten Jahren pro Hektar nur 20 Hektoliter, während sie in den landwirtschaftlichen Versuchs- stationen 60 bis 80 Hektoliter ausmachte), lflne Entwicklung der finnischen   Landwirtschaft in beiden Beziehungen kann auch von der Agrarreform erwartet werden, die die Zahl der Landbearbeiter und Landeigentümer zu vermehren bestrebt ist. Die Agrarreform. Die revolutionären Ereignisse der Jahre 1917 und 1918 gaben den finnischen   Staatsmännern einen Denkzettel. Sie begriffen wohl, daß, obschon der russische Bolschewismus die sinnische soziale Bewegung besonders scharf aufpeitschte, diese Bewegung ihre tieferen Gründe doch in den einheimischen Verhältnissen hatte. Diese Gründe sind dieselben, die auch für das Wachstum der Sozialdemokratischen Partei maßgebend waren: die große Zahl Landloser und Landarmer hatte doch eine noch in den letzten Jahren vor- genommene Statistik ergeben, daß etwa der dritte Teil der Land- bevölkerung überhaupt ohne Grundbesitz war, ferner das starke Anwachsen des gewerblichen Proletariats, dessen Lage durchaus ungesichert blieb. Der Agrarfrage wandte �sich daher die Aufmerk- samkeit der Regierung bald nach der Selbständigkeiteertlärung Finnlands   zu. Durch die Gesetze von 1918, 1921 und 1922 erhielt sie die Befugnis, Güter anzukaufen, auch zu enteignen(doch nicht Güter unter 200 Hektar) und Kleinsiedlungen zu schaffen. Die erste finnische Arbeitergewerkschaft entstand im Jahre 1869 unter den Setzern. Zahlreiche andere Ge- werkschasteN umstanden �zwischen' den Jahren 1890"tinb 1900. 1907 entstand der Allgemeine Finnische. Kewerkschaftsverbond, der im Jahre IMO 45346 Mitglieder zählte; 1915 betrug die Mitglieder­zahl schon 30134, 1917 sprang sie auf 160 695, um 1918 sehr scharf auf 20 740 zurückzugehen. Im Jahre 1922 betrug die Mitglieder- zahl wieder 48 176 und stieg seitdem weiter an. Die auffallende Vermehrung im Jahre 1917 erklärt sich durch die damaligen Er- eignisse und den vorübergehenden Einfluß des Bolschewismus; ebenso der scharfe Rückschlag. Unter den später eingetretenen nor- malen Verhältnissen zeigten die Zahlen, wie angesichts der fort- schreitenden Entwicklung der finnischen   Industrie anders auch nicht zu erwarten war, eine steigende Tendenz, der letzten Endes auch die parlamentarischen Erfolge der Sozialdemokratischen Partei zu ver- danken sind. Ihr Einfluß wurzelt das hoben unsere Aussüh- rungen wohl deutlich gezeigt zu tief in den ökonomischen Be- dingungen des Landes selbst, um irgendwie ernstlich erschüttert zu werden. E. H.
Um ein Dritte! mehr Saumwollverbrauch. Die Glanzkonjunktur der deutschen   Textilindustrie. ' Preiswucher bei billigster Eindertung. Die Internationale Vereinigung der Baumwollspinne- reien veröffentlicht soeben ihre Halbjahrsstatistik über den Baum- wolloerbrauch der Spinnereien vom 1. Februar bis 31. Juli 1927. Da die Jahresstatistit des Spinnerverbandes entsprechend dem Baumwolljahr den Zeitraum vom 1. August bis 31. Juli um- faßt, läßt sich somit bereits der G e s a m t v e r b r a u ch der abge­laufenen Saison übersehen. Der Gesamtverbrauch der Spinnereien aller L ä n d e.r stellt sich nach den Angaben der Vereinigung auf insgesamt 25,9 Mil- lionen Ballen gegenüber 24,6 Millionen Ballen 1925/26, erhöhte sich demnach um zirka 5 Proz. Der Verbrauch amerikanischer Wolle ist stärker gestiegen, er erhöhte sich von 13,6 Millionen Ballen auf 15,8 Millionen Ballen, also um fast 15 Proz., während der Verbrauch von ostindischem Rohmaterial erheblich gesunken ist. Gegenüber den früheren amerikanischen   Schätzungen, die einen Weltverbrauch von 17,5 Millionen Ballen amerikanischer Baumwolle annahmen, bedeutet jedoch die soeben veröffentlichte Zisser eine starte Enttäuschung. Man hatte mit Sicherheit angenommen, daß der Verbrauch der Spinnereien, begünstigt durch den enormen Sturz der Baumwollpreise im Herbst vergangenen Jahres, den wachsenden Eiaenoerbrauch der Vereinigten Staaten   und die stärkere Beliefe- runa der kontinentalen Länder, viel stärker zugenommen hätte, als es die jetzigen Zahlen aufweisen. Die Gewißheit über den effektiven Verbrauch wird auch auf lue ikiinltiae Preisgestaltlyig des Rohmaterial sVHwllftch zutünktiae Preisgestaltung des Rohbaumwoll- Marktes nicht ohne Einsluß bleiben. Die Baumwollpreise sind leu Beginn des Jahres unaufhörlich von der Spekulation in die find,, aetrieben worden. In den letzten Monaten überstürzten sich durch die ungünstigen Ernteberichtc, die die spekulativen Kreise durch Uebertreibungen geschickt ausnutzten geradezu die Kurs- lteioenrnaen. Der Baumwollpreis, der IM Dezember des Vorlahres mit zirka 56 Psening per englisches Pfuich den Dorkriegsstand nahe­zu»reichte blträgt gegenwärtig fast 1 M.. hat sich also nahezu verdoppelt Bei einer derartig enormen Preissteigerung und Verteuerung des Rohmaterials ist für die laufende Saison kaum m i t e, n e r w e i t e r e n V e r b r a u ch s st e, g e r u n g zu rechnen. Selbst wenn die diesjährige Ernte infolge Ueberschwemmungen nur etwa zwei Drittel der vorjährigen Rekordernte betragen sollte- die letzten Schatzunaen lauten aus Zlrta 12,5 Millionen Ballen, ergibt sich mit dem lleberschuh aus der abgelaufenen Saison von zjxka 8 Millionen Ballen ein verfügbares Angebot von ameritam-
scher Daumwolle, das den Bedarf der kommenden Saison ganz er- heblich überschreiten wird. Bei dieser Absatzlage erscheint der jetzige Preis der Rohbaumwolle völlig ungerechtsertigt und eine Herab- setzung der Notierungen erforderlich. Der Baumwolleverbrauch ist von ollen Fabrikationsländern om stärksten in Deutschland   gestiegen. Die deutschen   Spinne- reien verarbeiteten viel mehr Rohmaterial als in den Vorjahren, wie die folgende Gegenüberstellung zeigt: Deutschlands   B a u m w o ll x o e r b r a u ch August 1924 bis Juli 1925.... 1,2 Mill. Ballen , 1925.. 1926.... 1,1,, . 1926. 1927..... 1,5, Gegenüber dem Vorjahr ist also der Spiunerverbrauch um mehr als ein Drittel gestiegen. Der Halbjahrsverbrauch des lausenden Jahres übertrifft den Bedarf der Spinnereien in der Hochkonjunktur des ersten Halbjahres von 1925 um zirka 5 Proz. und bleibt hinter dem Portriegskonsum nur noch um zirka 10 Proz. zurück. Diese Ziffern beweisen von neuem, daß die deutsche Texttlwirt- schaff, und speziell die Baumwollindustrie, im Zeichen a u s g e- prägte st er Hochkonjunktur steht. Biel   beträchtlicher als die Umsätze haben sich jedoch die Gewinne der Industrie erhöht. Die Preise für Baumwollgarne und-gewebe sind bei dem Baum- wollpreis stürz im vergangenen Jahre nur unbeträchtlich ermäßigt worden, den st e i g e n d e n Rohstoffpreisen jedoch unverzüglich und in vollem Ausmaße gefolgt. Durch die starte Boreindeckung beim Tiefftand der Preise, fallen nun speziell den Spinnereien noch große Sonderge- winne zu. Die deutschen   Spinnereien haben bei ihrer Materialbeschaffung offenbar noch bedeutend glücklicher operiert als die Fabriken der Konkurrentenländer. Nach der Porratsstatistit des Internatio­nalen Spinnerverbandes erhöhten sich die Fabrikvorräte an ameri- konischer Wolle in der ganzen Welt gegenüber den Vorjahren von rund 2 Millionen Ballen auf 3 Millionen Bollen, also um etwa 50 Proz., die deutschen   Fabrikvorräte an Rohbaum- wolle erhöhten sich dagegen nahezu um 100 Proz., wie die folgende Aufstellung zeigt: Baumwolloorräte der deutschen   Spinnereien Am 3t. Juli 1926....... 135 000 Ballen Am 31. Januar 1927...... 209 000, Am 31. Juli 1927....... 273 000 Von dieser starten Borversorgung der Industrie zu relativ billigen Rohstoffpreisen hat der Konsument freilich bisher nicht den geringsten Dorteil gehabt. Die Spinner und
Weber setzen mit jedem Punkt Kurserhöhung ihre Preise auto- matisch weiter herauf, nutzen serner die hohen Zölle m der inländischen Preisstellung voll aus, so daß wir bereits auf allen Textilmärkten eine außerordentliche Preissteigerung erleben, die für die gesamte weitere Konjunkturentwicklung eine sehr starke Gefahr bedeutet.
Ein nieüerschlejischer Nlontantrufs. Mit staatlicher Beihilfe? Seit Jahren ist das niederschlesische Kohlengebiet Notstm. gebiet. Die Rationalisierungs- und Konzentrationsbewegunz letzten Jahre hat daran nichts geändert, wenn auch die günstigere Konjunttur seit dem englischen Bergarbeiterstreik gute Rückwirkun- gen hatte. Wie jetzt gemeldet wird, ist eine Fusion sämtlicher Kohlengruben des Reviers zu erwarten. Zwischen den Ober. schlesischen Kokswerken, den Rütgerswerken und der Pleßjchen Ver- waltung schweben Verhandlungen, die den Zusammenschluß der ihnen gehsrigen Gruben zum Ziel haben. Außerhalb des Zu- fammenschlusses sollen nur die Zechen der Elektrizitätswerke Schlesiens bleiben, die zum Jnteressenkreis der Gesellschaft für elc'- trische Unternehmungen, Berlin  , gehören und deren Wirffchaftlirl feit durch Stromlieferungsverträge mit der Bewag gesichert scheint. Zur Durchführung der Fusion soll auch staatliche Hilse geleistet werden. Die öffentlichen Behörden hatten sich bisher auf den Standpunkt gestellt, daß Staatshilfe nicht in Frage kommen könne, bevor. die privaten Gesellschaften von sich aus den Weg zur Rationalisierung beschritten haben. Eine eigentliche Subvention durch Hingabe von Steuermitteln soll nicht ersr r u Dagegen soll von der Preußischen Staatsbank ein K cedit in Frage kommen, der durch die Bürgschaft des Staates gesichert wird. Durch eine Informationsreise des preußischen Handeksministers nach Schle sten sollen Anfang Oktober die Verhältnisse an Ort und S�lle prüft werden. Hundert Millionen für die mittlere Jndusun In den letzten Tagen oerlautete gerüchtweise an der Bucs-, daß zwischen der Deutschen Bank und einem amerikanischen  Bankkonsortium Verhandlungen für die Vermittlung einer Groß, anleihe zur Gewährung von Krediten an die mittlere Industrie schweben. Von Dillon Read u. Co., New Jork, wurde die Meldung zunächst dementiert, die Deutsche Bank verweigerte die Auskunft. Jetzt meldet WTB. Handelsdienst den Abschluß des Abkommens. Danach erhält die Deutsche Bank durch Bermittlung der Firma Dillon Read u. Co. ein fünfjähriges Darlehen im Be- trage von 2 5 Millionen Dollars. In entsprechender Höhe werden in New Park Oprozentige, im Jahre 1932 fällige Treu­händernoten begeben. Die 25 Millionen Dollar sollen dazu dienen. an Stelle kurzfristiger Bankkredite mittleren Jndustrieunternehmim gen Betriebsmittel auf längere Zeit-u-' zu stellen. Annäherung zwischen der amerikanischen   und deucjll,en mimumwirffchast. Die Aluminium-Company von Amerika  , der dekannte Aluminiumtrust in den Vereinigten Staaten  , hat sich durch Uebernahme eines größexey Aktienpaketes an dem bekannten Bauxit- Trust in Zürich   beteiligt. Der Bauxit-Trust ist vor längerer Zeit in Gemeinschaft mit führenden Konzernen der ungarischen Metoll- industrie, der ungarischen allgemeinen Kohlenbergbau A.-G. und den deutschen   Vereinigten Aluminiumwerken sowie der Otavi-Minen- und Eisenbahn-Gesellschast gegründet worden zum Zwecke der Bewirk- schoftung größerer Bauxitvorkommen in Jstrien, Rumänien   und Ungarn  . Bauxit ist der für die Herstellung von Aluminium un- entbehrliche R o h st o f f, den sich die deutsche   Alumimumindusttie durch die Aussuhrsperre Italiens   und Frankreichs  , die zu den be- deutendsten Bauxit fördernden Ländern der Welt gehören, sichern mußte. Die Beteiligung der amerikanischen   Aluminiumgruppe an dem europäischen   Bauxit-Trust ist der erste Schritt zur An- Näherung der amerikanischen   und deutschen   Alu- miniumindustrie. Allerdings spielt auch die Verknappung von Bauxit, die in den letzten Jahren in den Vereinigten Staaten   ein- getreten ist, bei dem jetzt erfolgten Schritt der Aluminium-Company eine Rolle. Die Bauxitförderung, die in den Dereinigten Staaten im Jahre 1925 ungefähr 322 000 Tonnen betrogen hat', ist im Jahre 1926 aus 300 000 Tonnen gesunken, während die Amerikaner ihr« Almniniumerzeugung von 70 000 auf ungefähr 86 000 Tonnen steigern konnten. Der üapilalhunger der Texkillndustrie. Die jetzt fast ein Jahr anhaltende Konjunttur aus den Textilmärkten, die im Frühjahr und Sommer eine seltene Stärke erreicht«, hat einen großen Kapital- bedarf der Textilindustrie zur Folge gehabt. So hat die Mecha- Nische Weberei in Hannooer-Linden ihr Aktienkapital im Januar dieses Jahres von 6,8 auf 10,5 Millionen und kurz daraus im Mai nochmals um 3,0 auf 13,5 Millionen erhöht. Der jüngste Börsenprospekt zeigr, daß die Umsätze von 14,5 Millionen 1924 auf 16,9 Millionen 1925 und 17,4 Millionen im Jahre 1926 gestiegen find. Der Umsatz im laufenden Jahr wird bei der herrschenden Hochkonjunktur die Ergebnisse von 1926 zweifellos noch weit übertreffen. Di« gezahlten Dividenden, die in den drei Jahren je 15 Proz. ausmachten, zeugen von riesigen Gewinnen. Neben einem Ausbau der Betriebe dient der Kapitalzufluß auch einer Erweiterung der Interessen der Gesellschaft. So ist sie durch den Ankauf von 90 Proz. des Aktientapitals der B e r- liner Veloetfabrik M. Mengers u. Söhne A.-G. Berlin  zum Herrn der deutschen   Veloetindustrie geworden. In ihren beiden Werten Linden   und Oggersheiin beschäftigt die Gesellschaft zurzeit über 2000 Arbeiter und Angestellte. Wenn gezahlt werden soll, wird gejammert. Die deutsche Leinenindustrie hat, als es ihr tatsächlich schlecht ging, voixi Reich eine Subvention von 9 Millionen erhalten, die im Oktober d. I. fällig werden soll. Die Leinenindustrie hat in- zwischen einen unerwartet günstigen Aufschwung genommen; sie Hai ihre Beschäftigung um mehr als 100 Proz. steigern können. Den- noch wird jetzt erklärt, daß den Kreditnehmern die Rückzahlung der Kredit« nur unter sehr großen Schwierigkeiten möglich sein würde. Um mehr Eindruck zu erzielen, versteigen sich die Interessenten so- gar zu einer Drohung. Falls auch nur Teilbeträge nicht pro- longiert werden würden, so erklärt man seien Bettiebseinschrün- kungen und Arbeiterentlassunge» unvermeidlich. Man kennt diesen Text und auch die Melodie. Hoffentlich kennen ihn auch die verantwortlichen Reichsstellen und handeln danach. Gute Eisenkonjunktur. llakernehmer gegen Unternehmer. Dsis- berg hat kürzlich auf der Frankfurter   Unternehmertagung unter anderem auch in Konjunkturpeffimismus gemacht. Er hat damit die bürgerlichen Blätter unterstützt, die pessimistische Artikel ver- öffentlichen. Den Herren der schweren Ruhrindustrie gefällt das nicht. Sie haben auch allen Grund dazu. Sie lassen durch die Deutsche Bergwerks-Zeitung" erklären, daß die Werke weiterhin mit Auftrögen reichlich verschen, die Lieferfristen zum groß- ten Teil noch sehr ausgedehnt und die Aufträge noch bis Ende dieses Jahres ausreichen» sind. Auch der Eingang neuer Aufträge rechtfertig« keinen Peffiiyismus. Außerdem seien vom Eisenbahnzentralamt große Waggonbauauftröge vorgesehen, die für die Eisenindustrie weitere Aufträge bringen werden.