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5reitag 9. September 1927

ß&LiJtiir'urlwit.

öeilage des vorwärts

�Wohnungsfürsorge. Von Hans L�rauß(Berlin ). Eins willfährige Helferin sozialen Elends ist die Woh- nungsnot. Der Umfang dieses Mangels wird oft genug noch unterschätzt. So betrug der Fehlbestand am 1. Januar 1925 1 194 906 Wohnungen, und auch heute wird der Fehlbedarf noch keine wesentliche Senkung erfahren haben. Welchen Einfluß der Wohnungsmangel auf die Gesund- heit der Menschen ausübt, zeigt die Untersuchung Berliner Verhältnisse von Kayserling (zitiert nach Dr. Grünewald in Schlesisches Heim, 1927, S. 144): Von den in ihren Woh- nungen gestorbenen Tuberkulösen besahen 40,6 Proz. Einzimmerwohnungen, 41,7 Zweizimmerwohnungen, 11,3 Dreizimmerwohnungen, 6,4 Vier- und Mehrzimmerwohnungen. Grünswald weist ferner darauf hin, daß in S o l i n g e n in den Jahren 1919 bis 1925 rund 70 Proz. der Tuberkulösen kein eigenes Schlafzimmer und ein Fünftel kein eigenes Bett haben. In der gleichen Zeit ist die Zahl der Dachwohnungen auf mehr als das Doppelte gestiegen. Es gibt vielleicht angesichts dieser Tatsachen noch Opti- misten, die annehmen, daß solche Zuständenur" in großen Städten zu finden seien. Leider aber sehen die Dinge auch in den kleinen Gemeinden nicht anders aus. In Gröbern bei Leipzig , einem Ort mit 1300 Einwohnern, gibt es 47 dringend Wohnungsbedürftige bzw. Wohnungslose. Von diesen haben zum Beispiel sechs Familien mit fünf und weniger Kindern nur einen Raum zur Verfügung! Nach einer Untersuchung von Dr. K ö b i s ch besaßen noch im Jahre 1925 in den Kreisen Militsch , Oels, Groß-Warten- b c r g und N a m s l a u 28 Privatbesitzer ein L a t i f u n- d i e n a r e a l von zusammen 1004,43 Quadratkilometern Landbesitz! Und schließlich sei noch eine Statistik von Dr.- bisch-Obemigk angeführt. In den sieben Landkreisen der mittelschlesischen Grenzmark kamen auf eine Wohnstätte im Durchschnitt: 1. in den'Städten.... 10,6 Bewohner 2. in den Landgemeinden. 5,6 3. in den Gutsbezirken.. 12,4 Diese Zahlen reden deutlich. Sie künden Seuchen und erhöhte Kriminalität, geistige Depression und sinkende Leistungsfähigkeit! Was aber tut unsere so hochentwickelte Wirtschaft, die doch angeblich nur von Angebot und Nachfrage regu- liert wird? An der Tatsache, daß zirka 900 000 bis 1 000 000 Woh- nungen benötigt werden, läßt sich nichts wegdisputieren. Die Finanzierung der'Wohnnngsbantea ist nach dem Krieg zum großen Teil Aufgabe des Staates geworden. Da die Aufbringung der notwendigen Mittel lHauszinssteuerhypotheken) durch die Allgemeinheit geschieht, so hat diese auch ein Interesse an einer zweckmäßigen Vertei- lung und wirtschaftlichen Verwendung der öffentlichen Gelder. Nach einer Berechnung des Instituts für Kon- junkturforschung wurden in den Iahren 1924 bis 1926 4 Milliarden 815 Millionen für die Erstellung von rund 500 000 Wohnungen aufgewendet. Davon wurden als 1. Hypotheken von Sparkassen 225 Millionen, von den Ber- sicherungsanstalten 290 Millionen und in Form von Haus- zinssteuern und anderen öffentlichen Mitteln über 2V- Mil­liarden Mark aufgebracht. Also rund 55 Proz. der Baukosten wurden aus öffentlichen Mitteln gegeben! Nach einer Berechnung von Dr. Kampers war das Verhältnis der öffentlichen Mittel zu den privaten Geldern im Jahre 1925 wie 5:1! Darüber muß man sich klar sein: ohne Finanzierung mit billigen Hauszinssteuermitteln lassen sich keine Wohnungen bauen, die eine für die meisten Menschen noch tragbare Miete haben. Das Geld der Steuerzahler wird sicher in den meisten Fällen zweckmäßig verteilt werden; doch wie ist es mit der wirtschaftlichen Verwendung? Eine Wohnung kostete vor dem Krieg etwa 6000 M., 1924 etwa 12 000 M., 1925 und 1926 etwa 10 000 M. und jetzt etwa 9000 M. Die Baukosten sind jetzt noch etwa 50 Proz. höher als vor dem Krieg, d. h., der Wirkungsgrad des investierten Kapitals ist um 33� Proz. gesunken. DerWirtschaftssachverständige" wird uns sofort belehren, daß die Baustoffpreise sich erhöht haben(lies: daß sich ein Reichsverband der Tonindustrie zur weiteren Wahr- nehmung seiner Interessen bildete) usw., usw. Was uns aber nicht gesagt werden könnte, das wollen wir hier nach den Angaben unferers Genossen Staatsminister a. D. Her- mann bekanntgeben. Bei einer jährlichen Neubautätigkeit von 90 000 Wohnungen bestehen 20 000 Baubetriebe und etwa 30 000 Baunsbenbetriebs! Nationalisierung, Streckung der Hauszinssteuermittel schöne Phrasen, solange aus Sentimalität und Engstirnigkeit einer Planwirtschaft systematisch Schwierigkeiten bereitet werden. Jede nicht gebaute gesunde und billige Wohnung kostet uns das Mehrfache ihrer Baukosten durch Vermehrung des Elends weiter Schiebten unserer Bevölkerung. Partei und Gewerkschaften hatten keine Veranlassung, der Anarchie auf dem Wohnungsmarkt tatenlos zuzusehen. Führten unsere Parteigenossen den Kampf um die Besserung vornehmlich in den Parlamenten, so gingen die drei ge- werkschaftlichen Spitzenverbände zur Gründung einer Banherrenorganisation über. Bereits vor dem Kriege hatten sich die Baugsnosien- schaften in erheblichem Maße an der Schaffung von Klein- wohnungen beteiligt. Diese Tätigkeit wurde während und nach der Inflation von noch größerer Bedeutung. Die mit ihren örtlich begrenzten Aufgaben voll beschäftigten Genossen-

Kultur des �undfunks.

Der Rundfunk ist die moderne technische Erfindung, die wohl von größter kultureller Bedeutung fiir die gesamte Menschheit ist. Wem das Geld oder die Gelegenheit zur Fortbildung fehlen, dem wird sie vom Rundfunk ins Ziminer getragen. In die entlegenste Einsamkeit kann er dringen, und da die Vervollkommnung der Rundfunkgeräte täglich fortschreitet, so darf man hoffen, daß bald auch der Empfang fernerliegendcr Stationen Wenigbemittelten möglich sein wird. Aber je größer diese Möglichkeit wird, desto mehr ist der Rundfunk verpflichtet, sein Programm auch entsprechend ein- zustellen. Natürlich arbeitet er für alle Menschen. Er muß also den verschiedensten Bildungsstufen etwas zu geben wissen. Sein Grundzug, mindestens auf dem Gebiet der belehrenden Borträge, muß aber Dolkstümlichkeit sein. Der Funkredner muß anschaulich und ohne Fremd- oder Fachwort« weftntliches darstellen können. Das Unterhaltungsprogramm einschließlich klassischer Musikdarbietungen und Theater- und Opernübertragungen ist weniger von dieser Verpflichtung beschwert. Denn die Fähigkeit zum Musikgenuß hängt erstens nicht direkt von musikalischer Bildung ab, wenn er auch durch sie erhöht wird. Doch ist es mit Dank zu be- grüßen, daß viele Sender sich schon bemühen, in Kursen Einführungen in die Musikgeschichte und Wege zum Verständnis der Musik zu ver- mittel«. Besonders das letztere ist sehr wesentlich und sollt« in noch weit ausgedehnterem Maße geübt werden. Außerdem dient natürlich die Rundfunkunterholtung nicht einer bestimmten Menschenschicht, sondern allen, die sie hören wollen. In ihr kann daher nur den verschiedenen Geschmacksrichtungen Rechnung getragen werden. Aber eine moralische Verpslichtung erwächst den Rundfunksende- stationen daraus doch: nach Möglichkeit geschmackbildend, auf keinen Fall geschmackoerschlechternd zu wirken. Der Rundfunk kann und darf dabei ebenso dem modernen Schlager wie der Oper und der Sinfonie ein«offene Welle" leihen. Er soll aber nie eins mit dem andern verwischen und jene schauervollen Musikgart.-nkonzerte produzieren, in denen Armeemärsche, neuest« Tänze und Opern- ouvertüren aneinandergekoppelt werden. Doch darf man eins nicht vergessen: der Rundfunk und besonders die Rundfunlprogramme stecken noch in den Kinderschuhen. Der gute Wille, Mängel zu bessern, schlechte Darbietungen auszumerzen eben- so wie solche, die nicht ausschließlich aus akustische Wirkungsmöglich- keit gestellt sind, muß anerkannt werden. Freilich haben sich bereits gerade in den bildungs- und musikhungrigsten Kreisen die Rundfunk- darbietungen etwas diskreditiert. Man traut ihrem kulturellen Wert nicht mehr so recht. Zum Teil find jedoch die Hörer selber daran schuld, wenn der Rundfunk ihnen das nicht gab, was sie von ihm erhofften. Sie haben sich nämlich mit Rundfunkdarbietungen dergestall über- füttert, daß sie sie nicht mehr verarbeiten konnten. Hier also kann heute schon ein« bewußte Aendcrung einsetzen, die jeden einzelnen das Rundfunkprogramm für sich besonders auswerten läßt. Namentlich mit den bildenden Vorträgen sollte der Hörer sehr systematisch verfahren. Ganz natürlich ergibt sich das.

wenn es sich um Sprachkurse handelt. Wer gern eine Fremd- sprach« erlernen möchte, wird sich an den betreffenden Vortrags- stunden selbstverständlich regelmüßig beteiligen. Nur sei hier davor gewarnt, gleichzeitig zwei Sprachen, vor allein zwei Sprachen gleichen Stammes, also etwa Spanisch und Französisch, aufnehmen zu wollen. Ein« völlige Unübersichtlichkeit und damit eine rasche Entmutigung werden die Folge sein. Aber auch andere Vortragszyklen, denen man Interefie entgegenbringt, soll man regelmäßig verfolgen. Ein versäumter Vortrag reißt in den Zusammenhang oft eine Lücke, die olle folgenden nicht mehr ausfüllen können. Keinesfalls soll man zuviel Vorträge mit einem Male hören. Viel wichtiger ist es, weniges richtig, als vieles oberflächlich zu hören. Außerdem kann man fast alles nachholen. Naturgemäß wiederholen sich fast alle Borträge. wenn auch in etwas anderer Form. Doch auch mit Musikdarbietungen soll man sich nicht überfüttern. Sagt einem hier das Programm nicht zu, so soll man den Apparat ruhig abstellen. Gewiß wird mancher Musikfreund irgendeinem Werk fremd gegenüberstehen, das er lieben lernt, wenn er sichher- cingehört" hat. Die richtige Grenze dafür zu finden, was der ein- zelne hören soll und was nicht, bleibt eben seinem persönlichen Musik- Verständnis überlassen. Dabei ist eins wichtig: man soll gute Musik nicht entheiligen. Man darf sie sich nicht zu solcher Stunde vorspielen lassen, wo man keine Zeit oder keine Aufnahmefähigkeit für sie Hot. Bor allen Dingen sollte sie nie von einem schlechten Lautsprecher vermittelt werden. Für Vorträge und Unterhaltungsmusik ist ein Durchschnittslautsprecher durchaus zweckmäßig. Wertvolle Musik- darbietungen ebenso wie wertvoll« Rezitationen benötigen aber, wenn sie rein herauskommen sollen, einen sehr guten und deshalb im allgemeinen sehr kostspieligen Lautsprecher. Statt des Laut- sprechers wird man also hier sich der fast ausnahmslos tonreinen Kopfhörer bedienen müssen. Wesentlichen Einfluß hat ohne Frage der Rundfunk aus unsere heranwachsende Jugend. Ist er ihnen dauernd zugänglich, so wird vielfach eine altkluge, oberflächlich« Großstndtbildung und-Unbildung die Folge sein. Drei- und Vierjährige singen dann die neuesten Schlager, Zehn- und Zwölfjährige reden von Dingen mit, die sie nicht verstehen. Schon aus diesem Grunde werden die Eltern viel- fach auf die Lautsprecherwiedergabe der Darbietungen verzichten und sich mit Kopshörern begnügen, abgesehen davon, daß namentlich in den Sommermonaten der Lautsprecher oft zu einer empfindlichen Plage für die Nachbarschaft wird. Natürlich wird man die Kinder nicht verhindern, neben den Darbietungen für die Jugend auch, wenn sie Interesse dafür haben, gute Musik und belehrende Vorträge zu hören. Das wären einige Richtlinien für solche, die sich mit Nutzen des Rundfunks bedienen wollen. Es sei noch die Mahnung angeknüpft, nicht, wie es bisweilen der Fall ist, durch Radiofanatismus das Fa- >nilienleben zu untergraben und, statt Ehemann und Familienvater, nur noch leidenschaftlicher Radiobastler und-Hörer zu sein. Das hieß«, eins der schönsten Mittel der menschlichen Kultur zum För- derer der Unkultur zu machen. T e s.

schaften konnten aber nicht den notwendigen Einfluß auf die Gesamtlage gewinnen. Es ist auch hier das Verdienst unseres Genossen Stadt- baurat Dr.-Ing. Wagner, daß er im Jahre 1924 den Plan zu einer Konzentration der östlichen Baugenossenschaften und der Gründung von Dachgesellschaften veröffentlichte. Wagner wurde Leiter der neugegründeten Deutschen Woh- nungsfürsorge A.-G. für Beamte, Angestellte und Arbeiter, nach seiner Wahl zum Berliner Stadtrat übernahm Genosse Richard L i n n e k e die Leitung dieser für die Arbeiterschaft und Wohnungswirtschaft wichtigen Ein- richtung. DieDewog" gliedert ihre Arbeit in zwei Hauptgruppen. Sie vertritt die gemeinwirtschaftlichen Ziele der Arbeiter und Angestellten gegenüber Behörden und privatkapitalistischen Wirtschaftsorga- nisationen. Diese extern gerichtete Tätigkeit schließt auch ein die Beratung der Behörden, Propaganda und sachverständige Belehrung unserer Vertreter in den öffentlichen Körper- schaften. Daß sich die Dewog durchgesetzt hat, zeigt u. a. die Tatsache, daß ihr Geschäftsführer zu den Beratungen über Baufragen im Enqueteausschuß hinzugezogen wurde. Schwieriger«st zweifellos die wirtschaftliche Interessen- Vertretung auf dem Gebiet des Wohnungs- und Siedlungs- wesens. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß es auf eine zweckmäßige Verteilung der öffentlichen Gelder ankommt. Die Minderbemittelten sind nicht nur wohnungsbedürftig, sondern zu gleicher Zeit durch ihre Steuerleistung Geldgeber. Es muß verhütet werden, daß das Geld auf Um- wegen den privatkapitalistischen Unter- nehmern zur Verbesserung ihrer Profitrate zukommt. Die Neugründung bzw. Zusammenfassung auf unserem Boden stehender Baugenossenschaften ist ebenfalls eine Auf- gäbe, die bereits mit bestem Erfolg durchgeführt ist. In allen Bezirken bestehen festgefügte Organisationen der Dewog. Zur Durchführung eines Bauprojektes gehört die Be- schaffung von Baukapital, Zwischenkrediten, Hypotheken und Vermittlung billiger Baustoffe. Die Beschaffung und Er- schließung von Bau- und Siedlungsgelände ist mit Unter- stützung unserer Genossen in den Gemeindevertretungen eine besonders dringliche Aufgabe. Die Bereitstellung von Land müßte selbstverständliche erste Hilfeleistung der Kommu- nen sein. In der kurzen Zeit ihres Bestehens hat die Dewog ge- zeigt, daß es ihr mit der Erfüllung ihrer Aufgaben ernst ist. Die Dewog-Gesellschasten haben 3100 Wohnungen fertigge- stellt bzw. im Bau. Die G e h a g Berlin hat bereits 1300 Wohnungen bezugsfertig und 1200 werden zurzeit gebaut. Die O s b a stellte 1926 in Königsberg 21 Proz. der ge- samten dortigen Bauten her. Der Märkische Woh- nungsbau erbaute in der Provinz Brandenburg in einem Jahre 590 Wohnungen. An diesen Beispielen sieht man, daß tatkräftig und sehr zum Leidwesen der Prioatkap italisten gearbeitet wird. Die

Parole, die Linneke anläßlich einer Tagung märkischer Bau- genossenschaften in Frankfurt a. d. O. für die weitere Arbeit gab, heißt Konzentration der Mittel zu Groß- s i e d l u n g e n. Die zersplitterten Siedlungsanlagen bedeuten eine VersGleuderutig der Gelder. Eine weitere Folge ist die verewigte traditionelle und vertust- reiche Betriebsführung im Baugewerbe. Wir müssen vorwärts auch auf dem Gebiete des Woh- nungs- und Siedlungswesens, wenn sie die Voraussetzungen für eine neue Kultur schaffen wollen. Fort mit den verloge- nen Fassaden einer innerlich verseuchten und verdreckten Wohnkultur "! Ehrliches Bekennen zum Zweck und seiner Mittel, freudiges Wollen einer Gemeinschaft, die diesem Streben auch in der Art ihres Wohnens Ausdruck verleiht. Die Arbeiterschaft hat durch die Gründung ihrer Spitzen- organisation, der Dewog, einen Vorposten geschaffen. Zähe Arbeit und Beistand aller Beteiligten ist notwendig, um diese Stelle nicht nur zu halten, sondern zu einer unbezwingbaren Festung auszubauen! Gemäldeausstellung in GefängnistLN. Die internationale KunstvereinigungCorona mundi" hat vor kurzem den Versuch gemacht, Gemälde alter und moderner Meister in amerikanischen Gefängnissen zur Ausstellung zu bringen, und wie die Veranstalter dieser Ausstellung erklärten, hat dieser Versuch ihre Erwartungen weit übertrosfcn. Das Interesse der Gefangenen an den Bildern sei außerordentlich groß gewesen, und vor allem hätten die Werke der alten Meister ihre besondere Ausmerksamkeit auf sich gezogen. Man habe deutlich empfunden, mit welcher dank- baren Freude die Gefangenen den Blick in die Well der Kunst und Schönheit begrüßt hätten, der sich ihnen in der grauen Einförmig- keit ihres Lebens eröffnete. Zuerst waren diese Bilder in dem bekannten Gefängnis Sina-Sing bei New Pork gezeigt worden, wo der Kunstgelehrt« Louis Horch einen einleitenden Vortrag über die Bilder und ihre Meister hielt. Bei dem günstigen Ergebnis dieser ersten Gemäldeausstellung in einem Gefängnis' werden die Bilder jetzt auch in die übrigen Gesängnisse der Vereinigten Staaten ge- sandt, zunächst nach Leavenworth am Missouri (im Staate Kansas ). Ueberall sollen sie einen vollen Monat ausgestellt bleiben, damit jeder Gefangene die Möglichkeit habe, sie in voller Ruhe betrachten zu könne?. Warnung vor Schlafmitteln. In einer Schrift über die Nervo- sität warnt Dr. med. Kapserer vor dem Gebrauch von Schlafmitteln. Der künstliche Schlaf durch Alkohol, Verona ! usw. ist nicht er- frischend, er betäubt das Gehirn und schwächt die Nerven duräf den Gebrauch des Giftes. Außerdem hat der Körper groß« Mühe, die Medikamente wieder auszuscheiden. Dr. Kapferer empfiehlt gegen Schlafmittel eine naturgemäße Lebensweise, viel Bewegung, Tief- atmen, Luftbäder und Packungen. Alkoholismus und Morphinismus. Noch demStatistischen Jahrbuch für das Deutsche Reich" sind im Jahre 1924 in den deut­ schen Irrenan st alten wegen Alkoholismus 7385 Menschen und wegen Morphinismus und Erkrankung an anderen narkotischen Giften 1430 Menschen behandelt worden. Der Alkohol hat also fünfmal mehr Menschen in? llrrenbaus gebracht als das Morphium!