Eine Diskussion über die Wirtschaftlichkeit des Luftver-, fehrs erscheint im jezigen Stadium unbedingt verfrüht, weil einwandfreie Vergleichsmomente innerhalb der turzen Entwidlungszeit fehlen. Die Deutsche Lufthansa strebt nach Kräften Eigenwirtschaftlichkeit, jedoch ohne unsozial zu fein, an.
Bei der Bezahlung der Monteure und Handarbeiter wie auch der sonstigen Betriebsangestellten, wird weitgehendst auf die erforderlichen Fachkenntnisse Rücksicht genommen. Der Durchschnittslohnfah beträgt augenblicklich für einen gelernten und erfahrenen Monteur der Lufthansa 1,25 m. pro Stunde, wobei es sich nicht um Akkordlohn, Die Bezüge der sondern um Stundenlohn handelt. Piloten, welche ihnfichtlich ihrer Höhe sehr wesentlich von der tatsächlichen Leistung abhängen, belaufen sich im Durch schnitt auf 800 bis 1000 m. pro Monat. Angesichts dieser Ziffern fann man wirklich nicht davon sprechen, daß sich eine Sparmethode bei der Lufthansa zunächst nur auf die Besoldung von Monteuren und, wie der Herr Verfasser schwarz malt, auch der Piloten erftredt. Selbstverständlich ist, daß bei den Lohnfestsetzungen auf die allgemeine Lage im Luftverkehr Rücksicht genommen werden muß und daß Fordeverkehr Rücksicht genommen werden muß und daß Forderungen, die weit über das normale Maß hinausgehen, im Intereffe der Weiterentwicklung des Luftverkehrs entsprechend beschieden werden müssen.
Die Schaffung einer besonderen Lohntarif regelung, nachdem der Lufthansabetrieb den Tarifvertrag der Metallindustrie als verbindlich anerkannt hat, erscheint hiernach nicht notwendig. Das überall anerkannte gute Ergebnis in der Sicherheit und Regelmäßigkeit des Flugdienstes der Deutschen Lufthansa darf wohl als Beweis dafür angesehen werden, daß die gestellte Forderung des Herrn Verfaffers weitgehendst von ber Berwaltung der Lufthansa erfüllt wird, denn eine schlechtbezahlte, durch Ueberstunden überanstrengte und daher unzufriedene Arbeiterschaft wäre gewiß nicht in der Lage gemesen, in erheblichem Umfange an diefem erfreulichen Ergebnis beteiligt zu sein.
Wollte man die Ertragsfähigkeit der einzelnen Streden genauer untersuchen, so müßten unter Berücksichtigung der Zeitdauer, während welcher sie innerhalb des Betriebsjahres beflogen wurden, Einnahmen und Kosten derselben gegenübergestellt werden. Zu falschen Borstellungen muß es dagegen führen, wenn hinsichtlich der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der einzelnen Strecken lediglich ihre Einnahmen in Beziehung zu den Einnahmen des Gesamtdienstes gesetzt werden. Das Jahr 1926 war für die Lufthansa ein Anlaufsjahr, in dem der Flugbetrieb drei Monate ruhte und in dem die vorhandenen Betriebswerte erst nach und nach) übernommen wurden. Infolgedessen lassen sich zuverlässige Vergleiche mit früheren Betriebsfahren nicht anstellen. Wenn es troßdem möglich war, im ersten Jahre der Gründung unter besonders schwierigen Verhältnissen ein annehmbares Ergebnis zu erzielen, so ist dies wesentlich auf das Einheitssystem des deutschen Luftverkehrs zurückzuführen. Kilometerleistungen und Frequenz tonnten gesteigert werden. Die Koften wurden besonders unter Berücksichtigung des hohen Einfages von Großflugzeugen im Vergleich zu früheren Ergebnissen, soweit diese bekannt sind, erheblich gefentt. Gegenteilige Behauptungen treffen nicht zu. So So 3. B. ist es nicht richtig, daß, wie von anderer Seite behauptet wurde, für den Berkehr mit Kleinflugzeugen rund 3.20 m. pro Kilometer Selbstkosten bei 5,55 M. Selbstkosten für den Berkehr mit Großflugzeugen aufgewendet werden mußten. Tatsache ist dagegen, daß der Verkehr mit einmotorigen Flugzeugen nur einen Kostenaufwand zwischen 2.25 und 2,50 m. pro Kilometer erfordert hat. So unzutreffend wie diese Behauptung, ist auch die des Herrn Verfassers, welcher die Durchschnittskosten für 1926 mit etwa 360 m. pro Kilometer angibt. Unter Rückstellung der Kosten für die ausgesprochene Anlaufszeit des ersten Betriebsjahres und derjenigen des Werftbetriebes der Lufthansa, die durch Einnahmen dieses Betriebes gedeckt werden konnten, ergibt sich für den eigentlichen Flugbetrieb im Durchschnitt ein Geldaufwand von 2.85 M. pro Kilometer, also wesentlich weniger als die vom Herrn Verfasser angegebenen 3,60 M. Wenn berücksichtigt wird, daß dem Deutschen Aero- Lloyd in den Betriebsjahren 1924/25 im Durchschnitt 2,60 m. pro Kilometer an Flugbetriebskosten bei vollkommen anders gelagerten Berhält nissen entstanden sind, weil dieser seinen Betrieb fast nur mit einmotorigen Flugzeugen durchgeführt hatte, so fann man wohl sagen, daß ein Fortschritt in der Verbilligung der Betriebsführung der Lufthansa erreicht ist, die ihren Betrieb in einem erheblichen Umfange mit Großflugzeugen durchführt. Das Verhältnis von Flugbetriebseinnahmen zu Gesamtaufwendungen ist bei allen europäischen Luftper fehrsgesellschaften unbefriedigend. Wenn der Stredendienst einer Gesellschaft von einem Zentralhafen, wie z. B. Croydon bei den englischen Imperial Air ways, betreut wird, und nur zwei furze tontinentale Linien intensiv betrieben werden( Paris und Köln ), so stellen sich die dafür nötigen Aufwendungen erheblich niedriger als 3. B. bei den französischen Gesellschaften Ciona( Paris - Konstan tinopel) oder Latécoère( Toulouse - Datar) mit ihren viel tausend Kilometer langen Strecken und einer Rette von Landeplägen. 3mangläufig ergibt sich ein günstigeres Bild von dem Verhältnis der Einnahmen zu den Ausgaben bei der Imperial Airways als bei den anderen Gesellschaften.( Durch Betriebseinnahmen nicht gedeate A 11 5= gaben: Imperial Airways unter 70 Broz. Ciona über 80 Proz., Batécoère über 90 Broz. Lufthansa unter 80 Broz.). Für die Lufthansa mit ihrem im nationalen Interesse start Damit bekennt sich der Verfasser zu der von seiner Partei so verästelten größten europäischen Streckennetz liegen infolge- heiß bekämpften Wahrheit, daß troz aller schönen Rebensarten der dessen die Verhältnisse recht ungünstig. Wenn es der Luft wirtschaftliche Egoismus für das Verhalten der Menschen aushanja trotzdem gelungen ist, innerhalb der europäischen Gesellschlaggebend ist. Er gelangt denn auch zu der an sich ganz vernünftischaften mit an der Spige dieser Berhältnissen zu marschieren, so darf dies zum größten Teil dem außerordentlich regen Interesse am Luftverkehr in Deutschland und der badurch bedingten Frequenz zugeschrieben werden, zum Teil aber auch der relativen Sparsamkeit des Betriebes.
Der neu übersetzte Shakespeare.
Im Deutschen Theater gab es gestern einen Abend für literarische Feinschmecker. Er leitete die Winterspielzeit hochklaffisch ein. Mit„ Trollus und Kreffida", der grimmigen Komödie um den trojanischen Krieg, in der er die Helden ganz anders anpact als der mythenumwobene Homer. Die griechische Helbenfage liegt uns, Hand aufs Herz, schon etwas fern. Um die doppelte Klaffit etwas zu mildern, benugt das Theater nicht die alte liebe Schlegel- Tiedsche Uebersetzung, sondern den modernisierten Text von Hans Rothe, der mit philologischer Gewissenhaftigteit bereits 20 von Chate speares Dramen zu neuen Versen geformt hat. Die Wahl ist, etwas rühn, zuerst auf„ Troflus und Krefsida" gefallen, ein Stück, das den Literarhistorikern viel Kopfzerbrechen gemacht hat. Es führt uns mitten hinein in den zehnjährigen Krieg zwischen Griechen und Trojanern, der wie alle Kriege aus einem nichtigen Anlaß entbrannt ist. Es geht um Helena, die von dem Troierprinzen Paris geraubte ariechische Fürstin. Die Begeisterung für den mörderischen Stampf ift bei beiden Barteien schon abgeebbt. Man überlegt, ob man nicht dem Morden einfach durch Rückgabe der Helena ein Ende machen soll. Aber das verbietet die Ehre", die teuflische Erfindung, die seit Jahrtausenden Unheil stiftet. In das Helbendrama sind die zarten Liebesszenen zwischen Troilus und Kressida verwoben. Ja, find fie eigentlicy 3ait? Streffiba versichert dem guten Trojaner Troilus ihre Liebe mit den heiligsten Schwüren, und schon in der felben Nacht liegt fie in den Armen eines Griechen. Was ist das Ganze für eine Dichtung? Ist es ein Trauerspiel, ein Luftfpiel, eine Historie, eine Parodie auf Homer ?
Der Regisseur Heinz Hilpert entscheidet sich für Parodie. Er gibt einen literarisch gemilberten Offenbach . Menelaus ist ein Dummchen, Achilles ein eitler Geck, Ajar ein lärmender Held, dessen Hirn im Bizeps sitzt und Neftor ein vertrottelter Greis. Manche Beziehungen zur Gegenwart tauchen auf: Ein Kriegsrat der griechifchen Generalität, in dem leeres Stroh gebroschen wird, ane ipruchsvolles Gehabe der Feldherren, die auf Grund eines fleinen Erfolges ihren eigenen törichten Kopf durchfezen, eine Oberfte Heeresleitung, so uneinig, selbstisch, dummstolz, wie sie offenbar in allen Kriegen der Weltgeschichte bekannt ist. Also ist der Rothe Shakespearesche Troilus" ein aftuelles Stück? Der neue Ueberfeger schreibt ein flüffiges Deutsch, feine Helden reden sich mit Sie" an:„ Sagen Sie, Diomedes , fagen Sie ehrlich". Und doch ist ihm nicht gelungen, uns das Mythos näherzubringen. Sie sprechen wohl, aber sie sagen Verse auf. Es strengt an, die vielen Begriffe und Namen auseinanderzuhalten. Bor lauter Denfarbeit fommt man nicht zum Genuß der beißenden Satire. Wir wollen uns mit ber Gegenwart abfinden und nicht mit der Antike. Bernhard Shaw versteht es, alte Hiftorie in heutige Form zu bringen, Rothe nicht. Rothes Troilus und Kreisida", atmet antifen Geist in moberner Staffage.
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Das Deutsche Theater fährt mit starten Kräften auf. Wat thias Wiemann ist ein spröder, unzufriedener, schicksalshabern der Troilus, Lothar Müthel ein dummstolzer, blasterter, eleganter Achilles, Ferdinand Bonn ein posterender Agamemnon, Friz Rampers ein Ajar in Geftalt des banerischen Hiest,
Anfang der Selbsterkenntnis.
,, Wir werden dem Gelde nachjagen."
Die Haupttätigteit der Deutschnationalen und des Landbundes besteht bekanntlich in der Bekämpfung des„ öden Materialismus" durch nationalen Phrasenschwall und patriotische Gemütserregung. Wie aber doch immer wieder die prosaischen wirtschaftlichen In tereffen ihr Recht verlangen, dafür liefert die Deutsche Sei tung" einen ebenso unfreiwilligen, wie erheiternden Beitrag. Ein Landarbeiter August Dehn aus hinterpommern läßt sich in einem Leitartikel tieffinnig über Staatspolitit und Landarbeiterlöhne" aus. Dehn ist zweifellos ein zuverlässiger Landbundanhänger- font dürfte er nicht in der Deutschen Zeitung" schreiben und er beweist das auch durch kräftiges Schimpfen auf die Berhebung gegen den Arbeitgeber durch die Gewerkschaften". Aber zu welchen Berspektiven kommt der Artikelschreiber? In düsteren Farben malt er folgendes Zukunftsbild an die Wand:
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Was wird aber der junge Landarbeiter tun, wenn im Falle eines Weltfrieges der anderen Staaten die deutsche Industrie eine vorübergehende Hochtonjunktur bekommt? Er wird Pflug und Egge stehen und die Sense hängen lassen und wie alle anderen dem Geld nachiagen. Kein Mensch wird ihn halten fönnen, wird eg auch gar nicht ernstlich wollen. wir alle, das ganze Bolt, der Staat, will reich werden, das ist dann die Parole.
gen- Schlußfolgerung, daß der Landarbeiter durch auskömmlichen Lohn in seiner Lebenshaltung dem Industriearbeiter gleich gestellt werden muß, falls man nicht wünscht, daß er feine Arbeitsstätte verlasse, um höheren Löhnen in der Industrie nachzujagen. Freilich verhindert ihn seine wirtschaftsfriedliche"
Einstellung einstweilen noch, den Weg zu diesem Siel zu erkennen. Er meint nämlich allen Ernstes, der Staat müsse den landwirtschaftlichen Arbeitgebern noch höhere Gewinne als bisher garantieren, damit sie den Landarbeitern bessere Löhne zahlen fönnten. Bei Erfüllung dieses Wunsches würde sich Herr Dehn allerdings sehr bald davon überzeugen müssen, daß die Herren Großagrarier feineswegs jo gutherzige Menschen find, um ihre Gewinne freiwillig an die Landarbeiter abzutreten. Oder wie erklärt sich Herr Dehn das ständige Verlangen der Großgrundbefizer nach vermehrtem Import billiger polnischer Arbeitsfräfte, obwohl den Acrariern doch durch die erhöhten Schutzölle schon genug Gelegenheit gegeben ist, höhere Gewinne zu erzielen?
Beschleunigte Landtagswahl in Hessen .
Die Wahlparole der Rechtsparteien. Darmstadt , 14. September. ( Eigenbericht.). In der Dienstagsigung des ersten Ausschusses des Landtages bat die Regierung die Parteien um Stellungnahme zum Termin für die hessische Landtagswahl. Die Regierung schlug mit Rücksicht auf die Ende November in Hessen stattfindenden firchlichen Feste vor, die Wahl am 13. November vorzunehmen. Mit dem Borschlag waren die brei Koalitionsparteien und die Deutsche Voltspartei einverstanden. Die Vorverlegung des Termins bedeutet eine Berfassungsänderung. Nach der Erklärung der Parteien ist jedoch eine qualifizierte Mehrheit für ein entsprechendes verfaffungsänderndes Gesetz vorhanden. Daher ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die Wahl am 13. November stattfindet. Die Parteien rüsten bereits eifrig zum Wahlkampf. Die Rechtsparteien haben ihre Parole schon ausgegeben. Sie lautet: Befeitigung der Weimarer Koalition in Hessen und Buruddämmung des sozialistischen Einflusses auf die Regierung.
ZK. und„ Ruthenen".
Der Kampf in der Kommunistenpartei.
Mit dem Kampf der Ruth- Fischer- Maslow- Gruppe, der sogenannten„ Ruthenen", gegen die offizielle Partei beschäftigte sich unlängst das Zentralkomitee der KPD . Dengel als Referent be= zeichnete den Wiederaufnahmeantrag, den die Maslow- UrbahnsGruppe an die Komintern und an die KPD. gerichtet hat, als ein bewußtes Täuschungsmanöver, mit dem Ziel, auf dem Wege einer neuen Unterschriftensammlung in der Partei Teile der Parteimitgliedschaft abzuspalten und für ihre parteifeindlichen Zwede auszunuzen. Er erflärte mit aller Schärfe, daß es mit den Führern diefer Gruppe feine Gemeinschaft mehr geben kann, daß aber das 3. und die Gesamtpartei bereit ist, jebem oppofitionellen Arbeiter, der die Grundprinzipien der Kommunistischen Internationale, die Beschlüsse der Komintern und der KPD. anerkennt, die Rückkehr in die Reihen der Partei zu ermöglichen. Das Zentralfomitee beschloß in diesem Sinne.
Genoffe Waentig vom Provinzialausschuß gewählt. Halle a. d. S., 14. September. ( Eigenbericht.) Der in Schleusingen tagende Provinzialausschuß der Provinz Sachsen hat den vom preußischen Minister des Innern zum Oberpräsidenten der Provinz Sachsen vorgeschlagenen Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. Waentig heute mit Stimmenmehrheit gewählt. Die offizielle Ernennung durch das Ministerium steht unmittelbar bevor.
Preußischer Landfreistag. Am Mittwoch, dem 21. September findet in Berlin der Preußische Landfreistag ftatt. Die parteigenöffifchen Delegierten( Bandräte, Kreisausschußmitglieder) werden gebeten, zu einer Borbesprechung am Dienstag, dem 20. September, 18 Uhr, im Gebäude des Preußischen Landtags , Berlin , PrinzAlbrecht- Straße 5( Saal 12) zusammenzutreten. Es wird auf vollzähliges und pünktliches Erscheinen gerechnet.
Erwin Faber ein Diomedes mit persönlicher Note, Jatob Mutter Indien". Das Buch, das die amerikanische SchriftTiedtte gin behäbiger Suppler Bandarus und Dstar Hostellerin Katharina Maŋ unter dem Titel Mutter Indien" vor moita ein boshaftes Lästermaul Thersites, wie es die Bühne noch einiger Zeit veröffentlicht hat, hat in drei Erdteilen einen Sturm nicht gesehen hat. Das geifert, teift und schimpft, daß an dieser der Ertrüstung verursacht. Die Verfasserin war fürzlich drei Wochen Leistung der rauschende Beifall bes Abends hängt. Die Kreffiba in England, hielt es aber für angezeigt, ihr Infognito zu wahren der Margarete Röppte ist uneinheitlich und unausgeglichen. und in aller Stille nadh Amerifa zurüdzutehren. Das Buch hat Sie spricht hauchzart, aber mit ersterbender Stimme. Zwei Drittel zwar auch in England und Amerika sehr scharfe Kritiker gefunden, ihrer Rolle bleiben unverständlich. Ich glaube nicht, daß die große ist aber in Indien ganz außergewöhnlich heftig angegriffen worden. Gorgfalt der Regiearbeiten einen langdauernden Erfolg zeitigen Erft fürzlich wurde in Kalkutta eine Protestversammlung abgehalwird. Ernst Degner. ten, in der die Regierung aufgefordert wurde, die Verbreitung des Buches in Indien zu verbieten. Der Grund für die geforderten scharfen Maßnahmen ist darin zu suchen, daß Miß May mutig einen furchtbaren Uebelstand des indischen Lebens aufdeckt, der aber durch Tradition und Religion geheiligt ist: die Kinderehen. Sie Millionen Indern ausschließlich auf diese Kinderehen zurückzuspricht offen aus, daß der förperliche und moralische Verfall von führen ist, die allen offiziellen Berboten zum Troß weiterbeſtehen. Die Verfasserin schildert ferner mit aller Ausführlichkeit die wider. wärtigen Einzelheiten der religiösen Gebräuche und die aller Hygiene spottenden Zustände in den indischen Dörfern.
Don- kofaten. Das ist also jetzt ein gutes bürgerliches Ereignis geworden. In Rußland singen diese und ähnliche Gemeinschaften einmal nach feudalen Diners oder gemütlichen Kneipen ein paar stille oder luftige Lieder. Der Loreley - Typ scheint im Dften wie bet uns heimisch zu sein. Aber die Balalaita gibt auch den ausgelaffenen Unterton für Trint- und Liebeslied ab. Das alles nun ist ganz unfeftlich, und zu den müden, ernsten, abgehärmten, durch Schicksal gezeichneten Stopfen diefer Soldaten stimmt nicht das feftliche Gewand des Berliner ober anderer Welt Bublikum. Sensation auf der ganzen Linie. Schade darum. In dieser Herumreisezeit hat sich einer von den 33 Mann nur zur Bollendung seiner selbst entwickelt, das ist Serge Jaroff , der Dirigent, ein Jüngling von geradezu efftatischem Wesen, Zuchtmeister höchster Potenz, in jeder Finger fpite tapellmeisterlich großartig. 3m Chor ist das herrliche, un vergleichliche An- und Abschwellent des Gesangs wie der Brumm stiminen geblieben, es blieb die Gehorsamkeit, das Stürmen, die Beutliche Sprache, das Verhallen im Nichts und das Aufgepeitschte der Leidenschaft. Das gibt es nicht wieder. Neue Gesänge von Gretschaninoff, Dobrowen, Archangelsky u. a. bezeugen, daß hier außerordentlich gearbeitet wird. Der Effekt bleibt, auch wenn uns das Brüllen der Tenöre, das Schnarchen der Bässe einmal funftlos, brutal, barbarisch scheinen will. Wie lange halten das Naturfänger aus? Ein bißchen weniger Raubbau an Kräften wäre gut. Aber der Kommandeur der Truppe befiehlt, und die Kehlen parieren. In einem„ Credo" fiel die Aehnlichkeit mit dem synagogalen Kaddisch" auf:„ Der ehrwürdige Josef" hat ganz den Duftus, die Farbe, die Melodie eines alten Weihnachtsliedes, und das Lanzlied Seni" würde in Bayern Nationallied werden können. Bon selbst verständ: lich, daß solche Schlager wiederholt wurden. Das„ Ehi uchnjem" der Arbeitsdrohnen, Burlaten genannt, bleibt an Ausdrud des Mit leibs, der weithallenden Sehnsucht, der Qual und des Aufschreis das Meisterstüd. Die Philharmonie raste.
Jeifungsnamen im Orient. Unsere Zeitungen, die in früheren Epochen noch manchen politischen Namen führten, sind in neuerer Zeit immer mehr zu rein sachlichen Titeln übergegangen und nennen sich einfach Zeitung oder Anzeiger, Tageblatt ober Nachrichten. malerische Namen, wie etwa ,, Die fliegende Taube" oder„ Der Bote aus dem Riefengebirge" werden immer feltener. Aber sollten Herausgeber, die für die Taufe einer neuen Zeitung auf Schwierigfeiten stoßen, wieder dem Geist der Poesie folgen wollen, so können fie zahlreiche Muster im Orient finden, da hier die Blätter der blühenden Phantasie der orientalischen Sprachen noch nicht abhold find. Einige solche orientalischen Zeitungstitel werden im Beitungsverlag" zusammengestellt. In Tunis erscheint z. B.„ Die Blume", Der rechte Führer des Volkes"," Der Spaßmacher"; in Aegypten : " Der Stern des Ostens". Die Fahne"," Die Kanzel",„ Das Licht"; in Syrien :„ Die Treue der Araber", Die hintereinandergehenden" ( etwa bei uns einem Titel„ Der Leithammel" entsprechend),„ Die Beder"," Die Morgendämmerung"," Der Blik",„ Die Eisenteule". Die schönsten Titel aber gibt es in Persien :„ Der erleuchtende Bollmond"," Die erhabenen Ereignisse",„ Das Schiff der Rettung", Das Morgenrot der Hoffnung"," Das Geschent für die Gebildeten", Der Donner"," Der junge Frühling"," Die rote Dämmerung", " Die erleuchtende Sonne",„ Die gelbe Rose",„ Der Spiegel der Nationen" usw.
Meisterwerfe englischer Malerei in Wien . In einer Ausstellung, die, veranstaltet vom„ Berein der Museumsfreunde" und der " Sezession" in Wien , in den nächsten Tagen eröffnet wird, ist die englische Malerei von der elisabethinischen Zeit bis zur Gegenwart mit ihren besten Namen vertreten. Sämtliche Werke sind aus Privatbesitz , da die Ausführung von Bildern aus den englischen ist in den Zahlstellen der Volksbühne erhältlich. Staatssammlungen zu Ausstellungszweden nicht zugelassen wird. Unter den Bildern, die sonst für die Deffentlichkeit nicht zugänglich find, befinden sich solche von Gainsborough, Gardner, Hoppner, Lawrence, Reynolds, Turner, Hogarth, Romney, Burne- Jones und Frant Brangwyn
Ein Lautenabend, auf dem Beter Bach eigene Gefänge bortragen wird, findet als erste diesjährige Sonderveranstaltung der Voltsbühne E.V. am Mittwoch, den 21. September, abends 8 Uhr, in der Aula des Gymnasiums zum Grauen Kloster statt. Ginlaßtarten zum Preise vou 70 Pf. find schon
Zur Erhaltung der Schweizer Alpenflora foll auf der Schynigen- Blatte bei Interlaken , die allen Besuchern des Berner Oberlandes belannt ist, ein Alpengarten angelegt werden, der die gesamte hochalpine Flora der Schweiz in ihren natürlichen Bachstumverhältnissent zeigt. Want hofft damit, nicht nur die Kenntnis der Pflanzen zu vermitteln, sondern aug auf das Berständnis für die Notwendigkeit ihres Schuzes hinzundirlen.