Einzelbild herunterladen
 

3m übrigen hat der Reichspostminister zur Ironie keinen Grund. Daß kein auherg«o>öhnlicher Verkehrsrückgang eingetreten ist, kann keineswegs befriedigen, und zwar um so weniger, als die günstige Konjunktur eine Verkehrs�unahme hätte zur Folge haben müssen. Offenbar ist der Reichspostminister mit dem Ergebnis schon jetzt nicht zufrieden. Die Mehr- einnahmen reichen ihm nicht aus. Das unterstreicht die Wahrschein- lichkeit, daß innere Rationalisierung und bessere Verteilung der Investitionen den Konjunkturanstieg für die Reichspostfinanzen fruchtbarer gemacht hätten als die Portoerhöhung. Endlich scheint der Reichspostminister Sehnsucht zu haben, in die Arme des Reichshau shalts zurückzukehren. Wir haben auch lebhafte Zweifel, ob es mit dem Reichspostfinanzgesetz so weiter gehen kann wie bisher. Aber nur deshalb, um den Herrn Reichs- postminister schärfer unter parlamentarische Kon- trolle zu nehmen, die er dringend braucht.

Der Terror auf öem Dalkan. Die Schmach der Gefangenenmißhandlung.

Der Widersinn der Mietpreissieigerung. Eine Eingabe des Bundes Deutscher Mictervereine. Dresden . 15. September. (TU.) Der Bund Deutscher Mietervereine e. D., Sitz Dresden , hat namens der deutschen Mieterschast an den deutschen Reichstag die Bitte gerichtet, rechtzeitig vor dem 1. Oktober 1927 zu veranlassen, daß die Reichsregierung ihre Verordnung wegen Steigerung des Mietzinse» wieder zurücknimmt. Die Eingabe geht davon aus, daß die Reichsregierung bei dem Erlaß ihrer Verordnung von verschiedenen falschen Voraussetzungen ausgegangen sei. So sei u. a. der Baukostenindex allein für die Kosten eines rentierlichen Neubaues noch nicht maßgebend. Neben den reinen Baukosten wirkten auf die Gestehungskosten und den Mietzins ganz erheblich die G e l d k o st e n«in. woraus fich ergebe, daß bei den heutigen Zinssätzen des Privatkapitals erst etwa ein« Verdoppelung des Baukostenindex den endgültigen Gestehungskosten- und Mietzins- index des allenthalben mit Privatmitteln errichteten Wohnungsneu- baues ergebe. Daß es aber völlig unmöglich sei, den Mietzins des Altbesitzes bei einem heutigen Baukostenindex von 180 Proz. nur auf eine Höhe von 300 Proz. zu bringen, brauche wohl nicht be- sonders betont zu werden. Wohl aber zwinge die Unmöglichkeit, ein« derartige Angleichung vorzunehmen, dazu, den Versuch irgendeiner Angleichung überhaupt zu lassen. Der Versuch der Reichsregierung, die Anpassung herbeizuführen, sei, wie allein die Erfahrungen seit dem 1. April 1927 zeigten, völlig gescheitert. Der Mietzins sei ab 1. April um 10 proz. der Friedensmieke gestiegen, der Baukostenindex sei seitdem am 20 bis 30 proz. des Friedeussatzes gestiegen. Die zehnprozentige Erhöhung am 1. April Hab« sich auf Grund einer ganz begründeten Abwälzung der belasteten Arbeitnehmer und Arbeitgeber in allen Teilen der Wirtschaft wieder bemerkbar gemacht. Wenn Deutschland auf dem Weltmarkte nicht mehr tonkurrenz- fähig ist, weil die deutschen Erzeugnisse zu teuer seien, so liege das ganz wesentlich daran, daß die Reichsregierung nicht aus wirt­schaftlichen Gründen, sondern aus politischen Erwägungen heraus die Kosten des Haushaltes des deutschen Volkes durch wirtschaftlich völlig unbegründete Geschenke an den hansbefitz immer weiter erhöhe. Werde mit dem 1. Ottober die bereits gesetz« lich festgelegte weitere Steigerung von 10 Proz. in Wirkung treten, so werde unsere Konturrenzfähigteft dem Ausland gegenüber noch stärker gefährdet und es werde sich deshalb eine erhöhte Zlrhefts- losigkeit einstellen. Auch ein« Erhöhung der Baukosten würde die sanimen. Erhöhung des Mietzinses nach sich ziehen. * Wie vorauszusehen war, hat die Rechtsblockmehrheit im Reichstag einen sofortigen Zusammentritt und damit auch die Be- Handlung der Mietenfrage oerhindert. Die Sozialdemo- krati« hat die sofortig« Beratung verlangt. Die scharfe Kritik, die übrigens alle Mieterorganisationen an der Politik der Reichs- regierung üben, ist damit nicht erledigt. Der Proteststurm wird wachsen, wenn die Reichsregierung auf ihrem Dorschlag beharren sollte, mit Hilf« des Steuervereinheitlichungsgesetzes dem Haus- besitz noch größere Geschenk« zuzuwenden auf Kosten der Mieter und der Wohnungsuchenden, die die Sache zu bezahlen haben.

Wollten wir auch nur einigermaßen die unausgesetzt verübten j Schandtaten der Beherrscher Rumäniens , besonders ihrer Vollzugs- | bestien von der Siguränza und den Gefängnisverwaltungen an- führen, so mangelte uns der Raum für unsere inländischen und für die näherliegenden ausländischen Angelegenheiten. So können wir nur ab und zu Stichproben geben, wie es auch in diesem Mitglied- staat des Völkerbundes aussieht. Der Prozeß gegen den angeblichen Großoerschwörer und noch nicht aus der Flucht erschossenen oder sonstwieverunglückten" Boris Stefan off und Genossen, der bisher schon fünfmal vertagt wurde, hätte am 26. August beginnen sollen. Dem auslän- dischen Verteidiger Dr. B a r t o s ch e k- Prag war das rumänische Visum gegeben, aus der rumänischen Grenzstation Curtici wurde er jedoch am Weitersahren gehindert. Die Weiterfahrt wurde nicht direkt oerboten, aber man teilte ihm mit, man könne keine Garantie für seine persönliche Sicherheit über- nehmen, die durch nationalistisch« Demonstranten, besonders Studen- ten, gefährdet sei, und suchte ihn so einzusässichtern. Er möge daher freiwillig von einer Weiterreise Abstand nehmen. Um den Prozeh- termin nicht zu oersäumen, sügte sich Bartoschek scheinbar, indem er von Eurtici nach Ungarn zurückfuhr. Er überschritt jedoch die Grenze an einem anderen Punkt und langte so rechtzeitig, am 26. August, in Bukarest an. Die mit Spannung erwarteteVerhandlung" die Umgebung des Gerichts war durch Militär und Polizei abgesperrt war außerordentlich kurz. Es sind nicht einmal die Angeklagten vorge- führt worden und die ganze Amtshandlung beschränkte sich aus die Verkündung eines neuen Vertagungsbeschlusses. Kapitän Vladescu las diesen Beschluß vor, damit begründet, daß der Senat in den letzten Tagen in seiner Zusammensetzung abgeändert worden sei und es den neuen Mitgliedern, Offizieren, noch nicht möglich gewesen sei, die Akten zu studieren. Außerdem sei der Senat nicht voll- zählig anwesend. Damit war die Sitzung geschlossen. Dr. Bartoschek, der Sonntag, den 28. August, die Angeklagten im Gefängnis in Iiliva besuchen wollte, wurde am Tag zuvor von der Siguranza verhaftet und sofort ati die tschechische Grenze abgeschoben. So ist der Stefanoff-Prozeß nun bereits zum sechsten Male vertagt worden. Das beweist, daß die Regierung kein aus- reichendes Anklagematerial besitzr, um den Prozeh vor der Oeffentlichkeit zu führen. Sie ist ihrer Sache nicht sicher und wagt es nicht, in Anwesenheit eines ausländischen Advokaten ihr Anklagematerial vorzubringen. Dies um so weniger, als gegen- wärtig die ganze Oeffentlichkeit von den großen Korruptions- s k a n d a l e n aufgewühlt ist und die regierende Eliqu« Stefanoff als Ankläger fürchtet. Man hält ihn aber weiter in den Schreckens- kerkern, verbietet ihm den schriftlichen CD nr"

Einheitsstaat unabweisbar notwenöig! Forderungen der deutschen Grofthandelstagung. Kürzlich hat der Reichsverband- der Deutschen Industrie sich deutlich für eine Verfassungsreform aus Steuergrllnden ausge- sprachen. Noch schärser hat die jetzt in Hannover stattfindend« Tagung des Reicheoerbandes des Deutschen Groß- und Uebersee- Handels sich für die Reform der Verfassung ausgesprochen. Dazu sei der rücksichtslose Kampf gegen den übertriebenen Länderpartikularis- mus erforderlich. Der entscheidende Passus der Entschließung lautet: Der Reichsverband des Deutschen Groß- und Ueberseehandels E. B. steht auf dem Standpunkt, daß die schwierige deutsche Finanz- und Wirtschaftslage(über die Verwaltungsreform hinaus. D. R. ) auch eine möglichst baldige Derfassungsreform zur un- abweisbaren Notwendigkeit macht, da nur durch eine solche Reform wirtlich durchgreifende Ersparnisse erzielt werden können. Bei den Beratungen über die Durchführung des Steuer- Vereinheitlichungsgesetzes hat sich bereits gezeigt, daß die Schaffung einer wirtsamen Steuererleichterung nur möglich ist, wenn rücksichtslos der Kampf gegen den übermäßigen L ä n d er p a rt i k ula r i s mu s für eine Vereinfachung der Staatsform ausgenommen wird. Der Reichsverband des Deutschen Groß- und Ueberseehandels E. V. ist auch ent- schlössen, in klarer Erkenntnis der zu überwin- denden Schwierigkeiten diesen Kampf auszu- nehmen, und er hofft dabei auf die Unterstützung der öffent- lichen Meinung wie auch der in den einzelnen Ländern Deutschlands organisierten Wirtschaftsgruppen."

Polonisierung Gstobersthlesiens. Fmmer neue Benachteiligung der Deutschen . Alyslowih, 15. September. Nachdem vor kurzem der 600 Kinder zählenden deutschen «inderheitsschule von ihren zwölf Schulräumcn drei entzogen wurden, hat die Wojwodschast nunmehr vier der bewährtesten deutschen Lehrkräfte nach anderen Orten versetzt. Diese Ber- fügung hat bei den Deutschen große Erregung hervorgerufen.

Englisch -Pflaster für Polen . Chamberlain Hot in Genf den polnischen Dorschlag kaput gemacht? angeblich soll die Warschauer Gesandtschost de, Großreichs Botschaft werden.

Verkehr mit seinen An- gehörigen in bulgarischer Sprache, die sie allein verstehen, und sucht ihn durch Schikanen mürbe zu machen. Die Zustände in den Gefängnissen. Dr. Bartoschek berichtet:Das Gefängnisregime ist u n- menschlich. Die Nahrungsquote ist mit 9 bis 10 Lei pro Tag veranschlagt. Zum Vergleich sei bemerkt, daß ein Kilogramm Brot in Rumänien 12 Lei kostet. Die Kost besteht aus schwarzer Mamaliga (Maisbrei): Bröl oder ander« Nahrung können sich die Jnhastierten hie und da um den d r e i f a ch e n Preis verschasfen. Aber nicht«in. mal der ausgeworfene Betrag kommt den Häftlingen ganz zu, da sich die Verwaltung daran noch bereichert. Die Inhaftierten werden in dunklen, feuchten Z e l l e n zusammengepfercht, so daß sich mit einem Schlasbrett selbst füns Personen begnügen müssen, politische und oeineinc, gesunde und kranke Häftlinge zu» Schr viele Erkrankungen kommen deshalb vor, an Aerzten uns Arzneien mangelt es jedoch vollkommen. Dazu kommt noch die rohe Behandlung und die weltbekannten Untersuchung»- Methoden, bei welchen Gummiknüppel, Stöcke. Schrauben und noch ärgere Utensilien die Hauptrolle spielen. So sieht es in D o f t a n a aus, wo gegenwärtig gegen 90 politische Gefangene schmachten, nicht besser ist es in Vacaresti und Bukarest , welches eine Durch- zugsstation für andere Gefängnisse bildet ftnd wo der Blutsauger S t o n e s c u haust. Der Sekretär- der Waldarbeiter, I v a n u s i, hat sich in diesen zwei Gefängnissen die Tuberkulose geholt, der Arbeiter Alma Dervici kann sich nach siebenjähriger Hafk nur noch auf Krücken fortbewegen. Der Arbeiter Grecea hat infolge fortgeschrittener Tuberkulose die Sprache verloren. Der genannte Verwalter Stonescu hat auch Max Gold st ein auf dem Gewissen, der in Bacaresti im Hungerstreik mangels ärztlicher Hilfe g e st o r b e n ist. Politische Gefangene werden auch dadurch maltraitiert, daß sie gleichgestellt den gemeinen Verbrechern gar keine Lektüre bekommen, ausnahmsweise hie und da etwas Belletristik, ober keine Zeitungen. Am öftesten bekommen sie die Bibel,

besonders von der Gesängnisverwaltung in Suschawa(Bukowina ). Drei Verurtellte aus dem Tatar-Bunar-Prozeß wurden deshalb zusammengeprügelt, weil sie es abgelehnt haben, vor dem Gefängnis- WärterHab-Acht" zu stehen. Jeder Verkehr mit den Verwandten wird willkürlich abgebrochen. Besonders für Frauen ist der Aufenthalt im Gefängnis un- erträglich: 50 Frauen in Dostana sind in einer kleinen, dunklen, seuchtcn, unteiirdischen Zelle zusammengedrängt, epileptische, ge- schlechtskranke und gesunde zusammen. Es wimmelt von Insekten. die Notdurft wird in der Zelle in einem offenen Gefäß verrichtet. Streikrecht in Rumänien . Mehr al» drei Wochen dauert schon der Streit der Bukarester Buchdrucker, die die Anpassung ihrer Löhne an die Teuerung erzwingen wollen: ein« rein wirtschaftlich« Bewegung, zu deren Durchführung sich die Gewerkschaften aller Richtungen zu gemein- samem Vorgehen einigten. Dies war für die Siguranza Grund genug, um mit förmlichen M e n s ch e n j a g d e n auf die Drucker einzusetzen. Die Gewerkschastslokal« der Drucker wurden umzingelt und die darin befindlichen Arbeiter verhastet. Durch M i ß h a n d- l u n g e n sucht die Polizei die Arbeiter zum Streikbruch zu be-' wegen, die Versammlungen der Streitenden werden von Militär auseinandergejagt. Verfolgung der Sozialdemokraten. Die sozialdemokratische Presse, vor allem der Czernowitzer Vorwärts" und der Bukarester Sozialismus", echhüllt die Verfolgungen, denen die ukrainischen Sozialdemokraten nn der Nordbukowina ausgesetzt sind. Die sozialdemokratische Borotbja" wurde konfisziert, die A r b e i t e r b i b li o t h e r e n von der Polizei überfallen und Zeitschriften wieKosmos", Der Naturfreund" usw. beschlagnahmt. Die Taktik der Regierung ist immer wieder, zunächst die Kommunisten zu verhaften, dann aber unter dem Vorwande desBolschewismus" sozialdemokratische und national-minderheitliche Organisationen zu überfallen. Der Terror in Bulgarien . Narod "(Das Volt), Organ der sozialdemokratischen Partei in Bulgarien , berichtet schauderhafte Einzelheiten von der Der- Haftung und Folterung des Eisenbahnvorstandes von Tscherwenbreg,� N. Kodjabascheff, in der Polizeidirektion. Di« blutige Miß- Handlung wurde durch einige Tag« hindurch in der Folterkammer anläßlich derUntersuchung" durch den Polizeiinspektor K o l a r o f f verübt. Der Unglückliche, ein angesehener Eisenbahner, wurde in- folge der Folterungen gei st estrank und erkennt seine Familie nicht wieder. Jetzt wurde er als schuldlos freigelassen� Die Polizei und auch der Exminister D a n« s f, der den Gefolterten persönlich kannte und mit ihm gut besreundet war, sprechen ihr Bedauern" aus... Kennzeichnend für die Lage in Bulgarien ist die Verschleppung des Polizetinspektors P. Athanassosf in Sofia . Athanassoff wurde nachts in seiner Wohnung angeschossen und verwundet. Im Auslande wurde daraus die Nachricht von einem b o l s ch e w!- st Ischen Attentat verbreitet. Bald erwies sich jedoch dieser Ueber- fall als Folge von inneren Kämpfen im Lager der Regierung und der Polizeibehörden. Athanassosf wurde ins Spital gebrocht. Als er dieses am 21. August verlassen wollte, wurde er neuerlich im Spital vonUnbekannten" wieder angeschossen und ver. letzt. Am nächsten Tage erschien seine Freundin und zwei Polizei- agenten in einem Auto, jn dem sie Athanassosf aus dem Spital bringen wollten. Da tauchten plötzlich zwei Gruppen zu je vier Leuten auf, die mit vorgehaltenen Revolvern Athanassoff und seine Freunoin oerhafteten und fortführten. Von den Tätern wie von den Weggeschleppten fehlt jede Spur; wahrscheinlich sind sie nicht mehr am Leben. In P l o v d i v erschienen Faschisten in der Tabakfobrik und nahmen dort Verhaftungen von Arbeitern vor. Als Ver- haftungsgrund genügte die Tatsache, wenn ein Arbeiter die Ge- werkschafts zeitung besaß. Mit den Verhafteten erschienen sie auf den Polizeirevieren, wo sie ihre Opfer übergaben. BeimFluchtversuch" aus dem Kreisgefängnis Plewna wurde der politische Gefangene Assen Naumoff erschossen. Wenn diese knapp« Aufzählung nur Fälle aus Rumänien und seinem würdigen Nachbarfaschistenland Bulgarien enthält, so soll damit keineswegs gesagt sein, daß nicht etwa auch in Süd- s l a w i e n tsteute nur wegen ihrer Gesinnung verhaftet und wehr- lose politische und unpolitische Gefangene von Polizeibütteln und Gerichtsschergen vielfach mißhandelt, ja sogar ermordet würden: es liegen auch dafür genug empörende Zeugnisse vor.

Todesstrafen in Litauen . Zur Einleitung der Entdemokratisterumg. Kowno , 15. September. Die offiziöseLietuwa" berichtet, daß, abgesehen von den bereits vollstreckten Hinrichtungen, auch alle ihrer Aburteilung noch«nt- aegensehenden Putschteilnehmer(die Zahl wird nicht genannt) die Verurteilung zum Tod« zu erwarten hätten. Nur die Minder- jährigen dürften aus ein milderes Urteil hoffen. Di«Lietuwa" sagt, Umsturzversuche müßten in diesem Zeitpunkt besonders scharf ge- ahndet werden, da der Staat am Vorabend seiner Neu- f o r m u n g stehe. Damit ist die geplante Verfassungsänderung ge- meint, die dem Staatspräsidenten wesentlich erwei- terte Vollmachten geben soll. Putschpräsident Smetona hat wieder zwei Todes- urteile bestätigt, darunter eins gegen einen Minder- jährigen._ Rachemorü an Traikowitsch? Pariser antisowjctistische Darstellung. Paris , 15. September. DieLiberte" berichtet: Am 2. September 1927 fand die War- schauer Polizei, von einem Angestellten der Sowjetgesandtschaft be> nachrichtigt, in dieser Gesandtschaft den Leichnam des Josef Traiko- witsch, der von Revoloerschüssen durchlöchert war. Der Geschäsis- träger Ulianof und der Eesandtschastsportier Schletzer erklärten, daß der Emigrant Traikowitsch mit der Absicht in die Gesandtschaft gekommen sei, ein Alt t e n t a t auszuüben. Er hätte ein Bild Lenins , das im Vorraum hing, zerrissen und auf den Portier mit seinem Revolver gSzielt. Schletzer hätte in Notwehr den Angreifer niedergeschossen. Diesen Behauptungen stellt dieLibertä" Zeugenaussagen vor dem Untersuchungsrichter gegenüber, die durch die Warschauer Kor- respondenten derTimes" und derDaily Mail" nachgeprüft wor- den seien. Ihnen zufolge sei Traikowitsch in die Gesandtschaft durch «inen Brief eines ihrer Angestellten«ingeladen worden. Zwei

Zeugen, der Russe Logdanoff und der Pole Brand sahen, wie er sich in die Loge de» Portiers Schletzer begab. Kaum hotte er seinen Namen genannt, al» Schletzer ihn mit dem Revolver bedrohte. Traikowitsch, der augenblicklich verstand, daß er in eine Fall« ge- raten war, suchte sich durch die Flucht zu retten. Der Weg wurde ihm versperrt und«ine Kugel durchbohrt« ihm Rücken und Schulter. Andere Sowjetangestellte, unter ihnen zwei Chinesen. eilten hinzu und gaben weiter« vier Schüsse auf ihn ab. Dann wurde sein Leichnam vor die Tür des Wartesaales geworfen. Warum dieses Verbrechen?" fragt dieLiberti". Warum wurde«in armer Emigrant wie ein Hund in der Gesandtschaft niedergeschossen, während es leichter gewesen wäre, ihn in einer dunklen Gass« umzubringen? Die Antwort laute, daß Traiko- witsch als Chef einer monarchistischen Organi- s a t i o n mit seinem Leben für die Ermordung des russischen Ge- sandten Woikosf büßen sollte.

Der Wahlausschuß zur Bremer Bürgerschasi beschloß, die Wahlen zur Bremer Bürgerschaft am Sonntag, dem 13. November d. I., stattfinden zu lassen. Der Termin zur Einreichung der Wahlvorschläge läuft am 24. Oktober ab. Der deutsche Ratschlag in Moskau zum Nackigeben in der Rakowski-Sache wird in Berlin bestritten. Eine Fluglinie Berlin Madrid und ein Luftverkehrsabkommen haben beide Staaten miteinander vereinbart. In den französischen Garnisonen Marokkos sind zahlreich« G e- horsamsverweigerungen vorgekommen, sogar Soldaten- tumult«. Di« Kriegsgericht« habenfestgestellt", doß die anwachsende kommunistische Propaganda die Schuld trägt.

Warenhausbranü in?rlonü. Eine Fran und fünf Kinder verbrannt. In einem Warenhaus in Londonderry (Nordirland ) brach am Vonnerstag ein Brand aus. Eine Frau und sünf Sinder. von denen das sungsle vier Monate all war, kamen in den Flam­me» um.