M SITA
Freitag 16. September 1927
Unterhaltung und Wissen
Sieg der Arbeit.
Von Erich Grijar.
„ Sauft, Jungens, sauft! Die Firma bezahlt's. Noch eine Flasche Genever für meine Jungen! Schlaf doch morgen, Gustav! Heute schenk ein! Siehst du denn nicht, daß meine Leute Durft haben?" Der dicke Kantinier beeilte sich, die leeren Gläser neu zu füllen. Klinthammer hob das volle Glas.„ Jungens," rief er in den Lärm der Trinkenden und Schwazenden, das hat geflappt heute. Ein feines Stüd Arbeit habt ihr mir geliefert. Hat aber auch Schweiß gefaftet. Und dir das Fell, was, Mennigtopf?"
Der Angesprochene, ein rothaariger Brückenbauer, grinste und hob die Hand, deren Finger in schwarzen Lederhüllen staken. Macht nichts, Klinthammer, faules Fleisch muß weg. Und die Brücke steht, das ist die Hauptsache."
Händen weg. Die Nietenwärmer fonnten nicht schnell genug Schrauben und Dorne heranschaffen, immer wieder sprang irgend wo eine Stimme auf:„ Hierher, du Lausehund! Hierher! Schrauben brauche ich. Dorne!"
Vom nahen Hafen dröhnten die Sirenen der Dampfschiffe. Irgendwo in der Ferne blinkte das Licht eines Leuchtturmes. Die Brückenbauer sahen nicht auf. Schraube, Dorn; Schraube, Dorn, ging es ihnen unter den Händen fort.
Der Morgen kam und brach mit fahlem Schimmer in das Dunkel. Die Stimmen des Landes erwachten. Weiße Möven flogen über den Köpfen der Schaffenden weg. Die sahen nicht auf.
Es wurde Mittag. Die Sonne brannte. Der Hunger tobte den Männern in den Därmen, aber feiner dachte an Essen. Hoch oben auf dem Obergurt stand Klinkhammer und trieb Dorne in die Niet
„ Die Brücke ſteht, jawoll und ausgerichtet ift fie auch. Morgen Der ausgeschaltete Reichstag.
rappelt der Niethammer. Drei Wochen hast du Zeit, du lebendes Bierfaß. Drei Wochen Galgenfrist, deinen Keller voll Bier zu packen. Deine Flaschen neu zu füllen. Und ranzuschleppen, was du in diesem gottverdammten Lande an lebendem und totem Viehzeug auftreiben fannst. Mach die Gläser voll, du alte Schlummerrolle!"
Der Dide eilte herbei und entforfte eine Flasche. " Nicht so langweilig," fuhr Klinkhammer ihn an.
BURGERKABINET
REICHSTAG
Gib her!"
Er nahm ihm die Flasche aus der Hand und brach ihr den Hals. Der dunkle Saft schäumte. Die vierzig oder fünfzig Mana, die den Raum füllten, stimmten ein Lied an:
Rendez vous, rendez vous,
Lust'ge Brückenbauer reißen zu
dröhnte es durch den verqualmten Raum.
Da öffnete sich die Tür. Ein scharfer Luftzug wirbelte Schweiß und Tabaksqualm durcheinander. Ein Mann mit einer Amtsmütze und einer fleinen Botentasche, wie sie die Briefträger in Finnland tragen, trat in die Kantine. Einen Augenblic sah man durch die offene Tür auf die vom Monde beschienenen Wellen der Ulea, die feine hundert Kilometer von hier in den bottnischen Meerbusen mündete.
„ Habt ihr Säde bei euch zu Haus," schrie Mennigtopf dem Eintretenden entgegen und stieß mit dem Fuß nach der Tür, daß sie frachend zufchlug.
Den Angekommenen störte das nicht. Er trat auf den Monteur zu und fragte: Seid ihr Klinkhammer?"
,, Das bin ich. Was gibt's?"
„ Ein Telegramm für Sie."
Ein Telegramm? Gib her." Er riß dem Boten das Papier aus den Händen und öffnete es. Aber das ist doch," unterbrach er fich, nachdem er taum einen Satz gelesen. Jungens, hört auf! Keinen Schlud mehr! Verstanden. Ausgießen was in den Bläsern steht. Ausgießen habe ich gesagt!" schnauzte er Krähenfuß, den Gerüstbauer, an, riß ihm das Glas aus der Hand und knallte es auf den Boden. Krähenfuß fnurrte. Mennigtopf riß das Maul auf bis zu den Ohren. Aber es sagte teiner ein Wort.
„ Steht nicht da wie die Delgößen!" fchrie Klinkhammer die Staunenden an. Wir müssen sofort raus. Alle Mann auf die Brücke. Im Gebirge hat sich das Holz losgerissen, das tommt nun drei Wochen vor der Zeit den Strom herunter. Habt ihr verstanden? Morgen abend liegen hunderttausend Stämme vor unserem Gerüst. Wir liegen mit unserer ganzen Brücke im Wasser, wenn wir sie nicht festtriegen, bis da."
Aber wir friegen doch keine zwei Felder genietet bis morgen Abend," fiel ein langer Nieter ihm in die Rede. " Halt doch dein gottverdammtes Maul, du Holzkopf. Wer sagt denn, daß du sie nieten sollst? Schrauben sollst du mir in die Löcher stecken! Schrauben und Dorne, bist du zusammenbrichst, und ich will nicht Klinkhammer heißen, wenn ich die Brücke nicht fest friege. Oder meint ihr, ich laffe mir die Brüde unterm Hintern wegreißen, weil ihr Schlappschwänze zu faul seid, eine Handvoll Schrauben einzuziehen? Und ich sage euch, die litauischen Wölfe sollen mich eher bei lebendigem Leibe fressen, als daß ich mit ansehe, wie meine Brücke in den Strom geht. Habt ihr gehört, fein Schwanz fommt mir aus diesem Lande, feiner von euch sieht seine Mutter wieder, wenn wir die Brücke nicht festkriegen. Also, an ihn mit Gebrüll!"
Marx:„ Ich schalte das Licht aus. Es stört die Vertraulichkeit der Kabinettsberatungen.'
Beilage des Vorwärts
zehrt und auch da, wo Nonne und Kiefernspinner in größeren Massen auftreten, an der Bertilgung dieser Schädlinge mithilft. Der große Schaden, den die Seemöven und die Kormorane der Fischerei zufügen, ist erst durch Magenuntersuchung dieser Tiere festgestellt worden. Denn ohne die Untersuchung hätte man es wohl faum für möglich gehalten, daß eine Seemove täglich 200 junge Heringe oder Jungfischen bedeutet, und daß der Magen eines Kormorans einen andere kleine Fische frißt, was einen jährlichen Abgang von 73 000 zwei und andere Fische enthielt. Im Berhältnis zu ihrer KörperFuß langen Meeraal, einen dreipfündigen Salm und über größe sind diese Vögel sicherlich ganz erstaunliche Bielfresser, und der Elefant, der am Tage etwa 200 Pfund Nahrung zu sich nimmt, lebt recht bescheiden im Vergleich zu diesen Nimmersatten im Vogelreich. Manche Tiere scheinen einen unstillbaren Hunger zu befizen; fie freffen zuweilen so leidenschaftlich gern, daß sie jedes Maß verlieren. Der Südpolforscher Prof. Drygalsti beobachtete Riefensturmvögel, gemaltige Tiere mit einer über zwei Meter weiten Flügelspannung, die fich derart vollgefressen hatten, daß sie sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr rühren konnten. Sie waren auch nicht imstande, zu fliegen, als sich ihnen die Hunde der Expedition näherten, um sie zu fangen. Auch der Marder kennt keine Grenzen, wenn er das frische Blut seiner Opfer trinkt. Er benimmt sich dabei oft so, daß man von einem wirklichen ,, Blutrausch" sprechen kann, da er in diesem Rauschzustande gewöhnlich gleich am Ort seiner Mordtätigkeit, zum Beispiel im Hühnerstalle selbst, zu Boden finft und einschläft, so daß er dann dem Menschen mehrlos in die Hände fällt.
Im Gegensatz zu diesen Vielfressern gibt es aber auch Hungerfünstler im Tierreich. Zu ihnen gehören vor allen Dingen jene Tiere, die während ihres ganzen Lebens überhaupt nur einmal fatt werden. Diese Bescheidensten aller Lebewesen finden sich im Reich der Insekten, unter denen es blutsaugende Arten gibt, die nur dann ihren Hunger stillen können, wenn sie gerade auf die einzige Tierart treffen, deren Blut sie zur Nahrung brauchen. Da kommt es oft genug vor, daß sie diesem einzigen Tiere im Laufe ihres kurzen Daseins nur einmal begegnen. Manche Schmetterlinge aber nehmen, fo lange fie leben, überhaupt feine Nahrung zu sich. Einige Tierarten überstehen Hungerzeiten, ohne Schaden; die sonst so gefräßigen See- Elefanten leben in der Paarungsperiode und in der Zeit, in der die Jungen geworfen werden, ohne Nahrung, und die Pinguine finden auf ihren Wanderungen über das Eis oft wochenlang feine Löcher, durch die sie ins Wasser zu ihrer Nahrung gelangen können. Daneben gibt es aber auch freiwillig fastende Tiere. Was manche Lebewesen in dieser Hinsicht leisten können, zeigen uns am besten die Beobachtungen, die man an gefangenen Tieren macht. Merkwürdig ist, daß sich in der Gefangenschaft oft gerade solche Tiere als Hungerkünstler erweisen, die freilebend ausgesprochene Vielfresser find. So tann der wegen seiner Gefräßigkeit gefürchtete Hecht, wie erst fürzlich erfolgte Untersuchungen ergaben, in der Gefangenschaft einige Monate lang ohne Nahrung verbringen, und die acht Meter lange Riesenschlange, die gegenwärtig im 30ologischen Garten in Rom gehalten wird, hatte ebenfalls freiwillig einen so lange dauernden Hungerstreit angetreten, daß man sie schließlich fünstlich erim Käfig oft freiwillig hungern, ist bekannt.
löcher des Windverbandes.„ Schrauben herauf!" rief er zum Ufer nähren mußte, um das foftbare Lier nicht zu verlieren. Daß Vögel herüber, Schrauben, ihr Bölze!"
„ Sind keine mehr da." „ Schrauben habe ich gesagt; Schrauben, oder ich komme euch herunter und hänge euch eigenhändig in den Mastbaum."
Bu sehr bedeutsamen Ergebnissen haben seinerzeit die ,, Hungerproben" geführt, die man im Verlauf freiwilliger oder unfreiwilliger Fastenperioden an Tieren vornahm. Besonders wichtig war die beobachtete Gewichtsabnahme in der nahrungslosen Zeit. Diese Verminderung des Gesamtgewichtes ging bei Süßwasserpolypen nur bis einem Zweihundertstel und bei Strudelwürmern sogar nur bis nach einer 43 Tage dauernden Fastenzeit etwas über die Hälfte ihres Körpergewichts eingebüßt hatten. Bei diesen Hungerproben hat sich herausgestellt, daß ein 10 Gramm schweres Goldhähnchen in 3% Tagen, eine 18 Gramm schwere Rauchschwalbe in vier Tagen und ein Kondor in 42 Tagen verhungern müssen.
Hier sind noch Schrauben!" schrie Krähenfuß.„ Und hier und hier," tam es von allen Seiten. Jeder hatte sich einen Baden auf die Seite gebracht, daß keine Verzögerung dem Nachbarn einen Borzu einem Dreihundertstel des Normalgewichts, während junge Aale fprung verschaffe. Aber es langte nicht. Bier Uhr nachmittags mar tie letzte Schraube eingezogen.
Klinkhammer fluchte und konnte es doch nicht ändern. Wo diese faule Tonne nur bleibt mit den Schrauben?" fragte er. Dann zu den Leuten:„ Legt euch schlafen. Wenn Gustav zurückkommt, ist feine Zeit mehr dazu." Unruhig lief er über den Obergurt und blickte in das Land hinein. Aber es war nichts zu sehen. Keine
Die Völker der Erde.
fünfhundert Meter von der Brücke weg verschwand der Weg im nur drei Völker der Erde zahlenmäßig stärker als das deutsche. Walde. Und der versperrte jede Sicht.
Aber auch von den anderen hatte keiner Ruhe. Immer fand einer noch eine Schraube, die ihm nicht fest genug war, immer noch einen Dorn, den ein Schlag mit dem Hammer tiefer in die Nietlöcher trieb. Es wurde nicht ruhig auf den Gerüsten.( Schluß folgt.)
Hungerkünstler und Vielesser.
Bon M. A. v. Lütgendorff.
Nur drei Völker des Erdballs, nämlich die Chinesen, Amerikaner und Russen, sind zahlenmäßig stärker als die deutsche Bevölkerung. Die Japaner fommen uns am nächsten. Alle anderen Völker sind schwächer an Zahl. Außer Japan erreichen nur Frankreich , Italien und England mehr als die Hälfte unserer Einwohnerzahl, Brasilien nahezu die Hälfte. Alle anderen Nationen erreichen nicht einmal die Hälfte. Und doch ist unsere Einwohnerzahl, verglichen mit der gesamten Erdbevölkerung, nicht groß: 63 Millionen von 1900 Millionen oder 3,3 Proz.; d. h. auf 1000 Menschen der Erde kommen 33 Deutsche. Der Raffe nach gehören von 1000 Erdbewohnern 520 zur weißen Rasse, 310 zur gelben und 10 zur schwarzen Rasse; die 700 Chinesen, 230 Russen, 180 Amerikaner, 95 Japaner, 70 Eng34 Spanier, 28 Rumänen, 23 Meritaner, 22 Tschechen, 21 Türken,
Die Männer schoben sich schon nach draußen. Der dide Kantinier Tierpart zu Stellingen gehaltener See- Elefant jeden Tag 385 Pfund übrigen find Rest- und Mischvölker. Auf 100 Deutsche fommen
räumte seine Flaschen fort.
" Nichts da, du faule Tonne! Du fährst nach der Stadt und holst mir an Schrauben, was bu triegen kannſt. Haft du verstanden?
Und fomme zurück, ehe das Holz kommt.
Der Dicke nahm schon seinen Belz von der Wand und zog ihn an. Einen Augenblick später war es dunkel in der Kantine. In den Mannschaftsräumen jedoch wurde es lebendig. Die Schlafenden wurden geweckt und während schon die Werkzeugkiften flirrten und die ersten Männer über das Gerüst auf die Brücke tappten, fnurrte eine verschlafene Stimme in die Nacht hinaus: Was ist denn los da draußen? Der Alte ist wohl verrückt geworden?"
"
Verrückt oder nicht, aber wir müssen es schaffen, wenn wir wicht ein halbes Jahr umsonst in dieser Wüste liegen wollen." Eine Frau huschte aus der Mannschaftsbude. Jemand machte einen zottigen Wig. Klinthammer trat an die Enteilende heran. Sei nicht böse, Mädchen, übermorgen haft du deinen Schatz wieder für die ganze Nacht." Dann nahm auch er sich Borhammer und Schraubenschlüssel und folgte seinen Leuten auf das Gerüst. Das stand dunkel und hoch im mondlichtüberglänzten Strom, dessen Flut sich an den dicken Pfeilern mit leisem Gurgeln brach. Darüber noch, schwingend und fühn lag die vorgeheftete Brücke. Zeichen ihrer Unfertigteit überragte ein feilgeſtüßter Mast ihre Höhe. Doch klar und unverwischt malte sie ihre fühnen Konturen gegen das tiefe Blau des sternenbestickten Himmels. Und schwang sich, ungehemmt durch das Gewirr sie stüßender Gerüste, in fühnem Bogen von Ufer zu Ufer. Da und dort sprangen schon unter der Bucht der niederfallenben Hämmer Funken auf. Dorne flirrten.
" Recht fo," sagte Klinkhammer anfeuernd, als er den Eifer seiner Leute sah. Und fuhr fort: Das aber sage ich euch, eher werft euren ganzen Wochenlohn in den Strom, als daß mir eine Schraube in das Wasser geht. Berstandewuh?"
" Yes," brummte einer der Angesprochenen. Und wo die Teilung dicht genug ist, fann auch mal eine Schraube fehlen. Auf fünf Loch eine. Und nun los: Schraube, Dorn. Schraube, Dorn."
Auf der Brücke donnerte es schon wie in einer Kesselschmiede. In gleichmäßigem Abstand stand Mann bei Mann und steckte Schrauben und Dorne in die erst gehefteten Knotenpunkte und Laschen, Schraube, Dorn; Schraube Dorn, ging es unter flinten
Vor kurzem fonnte man in einem Fachbericht lesen, daß ein im Fische verzehrt; ein anderes Tier derselben Gattung, der durch seine Dressurkünfte bekannte See- Elefant„ Nauke ", 150 Bfund Fische, um fatt zu werden." Das sind recht ansehnliche
ordentlichen Berg. Mengen; 150 Bfund Fische bilden aufeinandergehäuft einen ganz Aber man muß auch bedenken, daß die beiden See- Elefanten wahre Riefentiere ihrer Art sind: Naute" wiegt 1800 Bfund, und der Körper des zweiten Bielefsers hat eine Länge von 5% Meter. Solche Körper fönnen natürlich nur durch gewaltige Nahrungsmengen erhalten werden, und die beiden See- Elefanten bilden daher auch keine Ausnahme unter den Riesen des Tierreichs. Als der Forscher Mitchell- Hedges vor einigen Jahren seine aufsehenerregenden Beobachtungen an den im Karibischen Meere lebenden Riesenfischen veröffentlichte, erzählte er auch von seinen Untersuchungen über den Mageninhalt der von ihm gefangenen Fische. Er fonnte ebenfalls Riesenzahlen über die Gefräßigkeit der großen Meeresbewohner mitteilen. Im Magen eines Haifisches, der 612 Pfund schwer war, fanden sich 170 Pfund Fische, unter ihnen ein Stechrochen, der allein 50 Pfund wog, und vermutlich von dem Haifisch auf einmal verschlungen worden war; der Magen eines 1912 Pfund schweren Schaufelhaies enthielt sogar 300 Pfund
Nahrung.
Magenuntersuchungen an Tieren bringen dem Naturforscher überhaupt oft recht wissenswerte Aufschlüsse über die Lebensweise der verschiedenen Tierarten und verraten manches vom Speisezettel schwer zu beobachtender Lebewesen. Im Verlauf seiner Jagdreisen in den Gebieten des oberen Nils untersuchte zum Beispiel Ad. David einmal den Mageninhalt eines Krokodils und förderte dabei zwei Hufflauen einer großen Pferdeantilope, eine 38 Bentimeter lange, untere Rinnlade eines anderen Krokodils, Rippen von Gazellen und Antilopen und eine große Zah! Fischknochen zutage, auch fand er Kiesel- und Quarzsteine, die das Tier wohl zu sich genommen hatte, um die Nahrung im Magen zermahlen zu fönnen. Die Krokodilmahlzeit, die man sich nach diesen schönen Resten zusammenstellen fönnte, weist jedenfalls auf einen gefegneten Appetit hin. Die Magenunter suchung einer vor einigen Jahren in Urfahr bei Linz a. d. D. geschlachteten Ruh brachte ebenfalls seltsame Ergebnisse; dieser vielgeprüfte Magen enthielt: einen Löffel, drei Messer mit Griffen, drei 20 3entimeter lange Eisennägel, sechs Schrauben, eine Patrone, eine Glocke und einen Hausschlüffel.
Sehr wichtig find Magenuntersuchungen dann, wenn man den Schaden oder Nutzen ermitteln will, den Tiere durch ihre Gefräßig feit anrichteten. Auf diese Weise hat man zum Beispiel erkannt, daß sich der Fuchs in Maifäferjahren als tüchtiger Helfer bei der Käferbekämpfung nüßlich macht, mit Vorliebe die eierschweren Weibchen schädlicher Schmetterlinge der Spanner und der Spinner- per
oder Belgier, je 11 Desterreicher oder Kolumbianer, je 10 Portugiefen oder Schweden , 9 Beruaner, je 8 Griechen oder Bulgaren , je 6 Finnen, Schweizer oder Chilenen, 5 Dänen, je 4 Norweger oder Benezuelaner, je 3 Letten, Litauer oder Bolivianer, 2 Estländer und
1 Albanier.
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Scheindeutsche. Manche Wörter machen den Eindruck deutschen Ursprungs, entpuppen fich aber bei näherem Zusehen als frember Herkunft. Das ist nicht nur der Fall bei Ausdrücken, die keinen rechten Sinn ergeben, wie Armbrust, eine, wie man gesagt hat, grausame Zusammensetzung, unter der man aber doch von jeher ein ganz bestimmtes Ding verstanden hat; sie hat sich bekanntlich aus dem lateiniſchen arcubalista, Bogenwerfer, Wurfmaschine, entwickelt. Auch das Abenteuer hat, wenn auch noch so oft als teurer Abend aufgefaßt, wenig für sich, es leitet sich durch mittelhochd. aventiure hindurch vom lateinischen adventura, Ereignis, her. Weniger befannt ist das Wort Abzucht mit seiner Entstehung aus âducht und aquaeductus, Wasserleitung( vgl. Viadukt Ueberführung ). Daß beim Elfenbein nicht das Bein einer Elfe in Frage kommt, sagt sich wohl jeber, ob er aber an den Elefanten denkt, der es liefert? Das Ebenholz hat trotz seiner Glätte nichts mit dem Beiwort eben zu tun; wie der Ebenbaum entstammt es dem griechisch- lateinischen ebenus, das wieder auf hebräisch hobnim( obni steinern von oben Stein) zurückführt. Das Murmeltier hat seinen Namen nicht vom Zeitwort murmeln, sondern ist im Mittelalter, trotzdem es schon damals nicht murmelte, umgedeutet aus murem( Affusativ von mus), montis oder montanum, d. i. Bergmaus( ältere Formen: muremunto, mürmendin u. a.). Aber auch sinnvollere Wörter wie Trampeltier und Bielfraß find nicht deutschen Ursprungs: das eine ergab sich aus dem lateinischen dromedarius, das andere doch wohl aus dem norwegischen fjeldfross. Bergkater. Der Wildschur liegt polnisch vilczura, Wolfspelz, zugrunde. Der Knappzaum, 3aun mit Nasenband, ist umgedeutet aus italienischem cavezzone, Halter. Die Bezeichnung Rauschgelb für roten Arfenit oder Operment( Auri pigmentum) hat ihren ersten Bestandteil aus dem italienischen rosso, lateinischen russus, rot, erhalten, während wir bei Rauschgold Flittergold mit mehr Recht an Rauschen oder Knistern denken. Abseite, die Benennung des übermöblten Nebenraums eines Kirchenfchiffs( niederdeutsch Affit auch des Seitenfachs einer Scheune) ist durch Anlehnung an ab und Seite aus dem griechischen Worte apsis ( Attufatio apsida), Rundung, Gewölbe, entstanden, C. M.