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Sowjetbonzen als Kapitalslakaien.

,, Amerikaboykott

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leeres Gerede!"

Arbeiterstimmen nahmen zu. Aber unheilvolle Zersplitte-| aus Gewissenszwang zu dem weiter rechts stehenden Reichslandbund| Worte fommen zu laffen. Daraufhin hat der in Aussicht genommene rung mehrte einem halbwegs durchschlagenden Erfolg. Die gehen müffe. Dabei hat fich Hadbarth früher als Demofrat be- jüdische Geistliche seine Mitwirkung bei der Feier abgelehnt. Zugleich Sozialdemokraten, deren Presse und Organisation zeichnet. Versprechungen seien den Uebertretenden nicht gemacht, hat der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten   seine Beteiligung rüd­für einen in breiter Front geführten Wahlkampf zu schwach Hackbarth habe auch kein Geld verlangt. Die Gewissensängste gängig gemacht. find, wurden überall von den als Republikanische Arbeiter Herrn Hadbarths erfuhren dann eine sehr deutliche Beleuchtung und Bauernpartei firmierenden Kommunist en bekämpft, durch folgenden Dialog. Der Berteidiger des beklagten Imme: die in Serbien   zur Sefte erstarrt sind und in Kroation den Ist es richtig, Herr Hadbarth, daß Sie sich für die Der wilden Mann des kroatischen Nationalismus spielen. In Enteignung der Fürsten   eingefegt haben? Belgrad  , wo noch eine dritte sozialistische Liste auftauchte, Anwalt des Grafen Kaldreuth: Ich bitte, die Frage zu be= zählten die Sozialdemokraten von 18 742 abgegebenen an standen. 18 742 abgegebenen an standen. Das Gericht lehnt die Frage ab, worauf der Bor. Stimmen gerade 321, in Agram von 19 520 nicht mehr als gang protokolliert wurde. 467, in Laibach von 10 101 nur 438 in den drei wichtigsten Städten des Landes also knapp 1200 sozialdemokratische Wähler! Hatten hier die Kommunisten einigen Vorsprung, so fielen in einer industriell entwickelten, einer wirklichen Ar­beiterstadt wie dem steirischen Marburg   auf die Sozialdemo fraten 1527, auf jene nur 412 Stimmen. Die drei Arbeiter­parteien, die sich auch in Steiermark   befehdeten, verzeich­neten in diesem Wahlkreis, der in seiner sozialen Struttur ganz mitteleuropäisch ist, mit einem Zuwachs von insgesamt mehr als 6000 Stimmen einen schönen Erfolg und hätten, geeint, mühelos drei Mandate erobert. So aber zieht nur der Sozialdemokrat Betejan, der 6515 Stimmen auf feine Lifte vereinigte, als einziger Arbeitervertreter in die Stupschtina ein, die seit 1925.jozialistenrein" war.

Ein Landbundprozeß in Jüterbog  . Graf Kaldreuth als Kläger.- Herr Hackbarth als Eideshelfer.

In Jüterbog   sand gestern ein Beleidigungsprozeß statt, der als Auftakt zu einem Rattenkönig von Landbundprozessen für die politische Deffentlichkeit eine gewisse Bedeutung hat. Es handelt sich um die für den Reichslandbund sehr unrühmliche Bor= geschichte der Gründung der Deutschen Bauern= jchaft, jetzt die stärkste Abwehrorganisation der deutschen Bauern gegen die Verhöferung der Bauerninteressen an die Großagrarier. Hadbarth, ein ehemaliger Funktionär des Deutschen Bauernbundes, fand sich Anfang dieses Jahres bereit, aus Ge­missensgründen nach seiner Behauptung, die Organisation des

Deutschen Bauernbundes in die Hände des vom Grafen Kaldreuth

geführten Reichslandbundes zu spielen. Die Sache mißglückte; aus der gewollten Macht stärkung des Reichslandbundes wurde ein empfindlicher Machtverlust. Graf Kalkreuth hat nun den jezigen Lehrer Imme, früheren Schriftleiter des Kreisanzeigers für den Kreis Jüterbog und Luckenwalde  " wegen Beleidigung ver­flagt, weil es unwahr sei, daß er selbst Herrn Hackbarth für seine Dienste 150 000 m. und die Anstellung Hackbarths und anderer Beamten des Deutschen Bauernbundes beim Reichslandbund ver­sprochen habe. Auch der Vorwärts" sieht noch einer Berhandlung wegen des gleichen Tatsachenkompleres entgegen, wobei allerdings Herr Hackbarth selbst der Kläger   ist.

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Von den Zeugen des Grafen Kaldreuth fonnte niemand bestreiten, daß Hackbarth den Deutschen Bauernbund hinter dem Rücken des Präsidiums an den Reichslandbund ausliefern wollte. Interessante Lichter fielen aber auf den Reichslandbund und seinen Helfer Hackbarth selbst. Der Beklagte Imme erklärte, wie auch er der bauernfreundlichen Maste des Reichslandbundes erst

Graf Kaldreuth, der bei dem Prozeß nicht anwesend war, siegte mit einer Geldstrafe von 60 m. und der Beröffentlichung des Urteils int Kreisanzeiger. Aber er fiegte nur für jeine Person, nicht für den Reichslandbund und Herrn Hadbarth, für die das Urteil der politischen Deffentlichkeit auch durch diesen Prozeß nicht geändert werden kann.

Tungebetene

Als auf dem Pariser   Kongreß des JGB. Fimmen plöglich in der Empörung über den Justizmord an Sacco und Vanzetti den An. trag stellte, der Kongreß solle zu einem Bontott amerita­nischer Waren aufrufen, und dieser Antrag von dem Kongreß mit einer gewissen Reserve aufgenommen wurde, stellte die kommu­nistische Presse sich ob dieses reformistischen Berrats" äußerst ent­rüstet. Wenn es aber ein Land gibt, wo die Durchführung eines solchen Bontotts technisch möglich ist, so ist es das fommunistisch regierte Rußland   mit seinem staatlichen Außenhan Rußland   hört man aber bis jetzt gar nichts. Im Gegenteil: gerade in den letzten Monaten zeigt sich in der Wirtschaft der Sowjetunion  eine sichtliche Neigung, engère wirtschaftliche Beziehungen mit den Vereinigten Staaten Amerikas   anzufnüpfen.

bisicoebels monopol. Bon einem Boykott amerikanischer Waren in

Ungebetene Helfer!

Gegnerische Wahlarbeit für die Sozialdemokratie. Allerhand Leute und Einrichtungen rüsten schon jetzt auf den nächsten Wahlkampf. Sie wollen sogar der Sozial­demokratie helfen, trotzdem sie nicht darum gebeten sind. Da existiert u. a. eine bisher in weitesten Kreisen un­befannte Beitungsforrespondenz, die sich NIZ."( Nach Bon dieser Korre­richten- Informations- Zentrale) nennt. spondenz erhält die Redaktion des Vorwärts" folgendes Schreiben: Sehr geehrte Hauptschriftleitung!

... Die Nachrichten- Informations- Zentrale hat mit den, im Gegenfah zu Sozialismus und Kommunismus, auf chriftlich- vater ländischem Boden stehenden Organisationen dahingehend be schlossen, daß sie die Presse mit Material gegen die Sozialdemo­frafie und deren Einrichtungen übermittelt.(??) Da der Wahlkampf bereits eingesetzt hat, hoffen wir Ihrerseits auf wärmste Unter­ffügung, zumal diese sich ja nur zu Ihren Gunsten auswirken kann und Sie nur dadurch an Abonnenten gewinnen fönnen. Sollten Sie die NIZ." noch nicht bestellt haben, so bitten wir, dies umgehend zu veranlassen.

Die Berteidigung der deutschen Privatwirtschaft, Verteidigung vaterländischen, christlichen Dentens und Gemeinfinns muß auch Aufgabe der Presse sein, und bitten wir Sie höflichst darum, mit uns gemeinsam den Kampf gegen die Gegner deutschen Kultur- und Geisteslebens, der Unabhängig feit der deutschen Nation und ihrer Wirtschaft zu führen.

Mit vorzüglicher Hochachtung und deutschem Gruß Verlag und Schriftleitung der N33.

Wir find lebhaft davon überzeugt, daß jeder Kampf für die Privatwirtschaft den Befangenen im Lande die Augen öffnen und deshalb auf jeden Fall der Sozial­demokratie Gewinn bringen wird. Insofern find wir für die Hilfe dankbar, die die Hintermänner der ,, N33." der Sozialdemokratie anbieten. Aber daß sie von uns fordern, wir sollten für diese ungebetenen Hilfeleistungen auch noch bezahlen, das ist ein bißchen zuviel des Guten.

Nun haben die norwegischen Arbeiter, die zurzeit studienhalber in der Sowjetunion   weilen, in einer Unterredung mit dem General­sekretär des Zentralrates der Gewerkschaften der Sowjetunion  , Do­gadoff, die Frage aufgeworfen: Was denft der Zentralrat der Gewerkschaften der Sowjetunion   von einem Boykott der amerifa­nischen Waren?"- Die Antwort war unerwartet:

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Was die von einigen reformistischen Verbänden propa­gierte Idee des Boykotts amerikanischer Waren anbetrifft, so ist es lediglich leeres Gerede. Ein solcher Bontott fann feines. wegs tontrete Resultate zeitigen und wird nur von den afaien der Kapitalisten einzelner Länder propagiert, die im Konturrenzfampf mit Amerika   stehen und die diesen Bontott in ihrem eigenen Interesse ausnuten würden."( ,, Trud vom 3. Sep­tember.)

So sieht die kommunistische Bontott ,, bewegung" in der Pragis aus: Wenn man in Berlegenheit ist, braucht man nur auf die ,, Refor misten" zu schimpfen und man ist aller Schwierigkeiten enthoben.

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Französisch- amerikanischer Handelsstreit. Nachwirkungen des deutsch  - franzöfifchen Handelsvertrags

Zwischen Frankreich   und den Bereinigten Staaten ist es plöglich weise in Kraft getretene deutsch  - französische Handelsvertrag bedeuter zu einem Handelskonflikt gekommen. Der am 6. September teil­zugleich auch die Inkraftsetzung der sehr bedeutend erhöhten Zölle des neuen französischen   Tarifs gegen Länder, mit denen noch kein Vertrag besteht. Das amerikanische   Staatsdepartement erklärte, daß eine bedeutende Drosselung des amerikanischen   Imports nach Frank­ reich   die Folge sei, und daß die Bereinigten Staaten sich zu der Gegenmaßnahme gezwungen sehen könnten, die Schließung der amerikanischen   Exportbureaus in Frankreich   zu veranlassen. Bald darauf hat der Geschäftsträger der amerikanischen  Botschaft in Paris   dem französischen auswärtigen Amt den Entwurf eines französisch- amerikanischen Handelsvertrages überreicht. Dieser verfolgt den 3wed, die neuen französischen   Tarife auf bestimmte amerikanische   Erzeugnisse herabzusetzen.

geglaubt habe, aber zur scharfen Kampfstellung gegen ihn gezwungen Religionskrieg am Tannenberg- Denkmal  . finanziellen Gründen, es nicht zum konflitt tommen zu do

wurde, als eine Anzahl ehemaliger Offiziere in den Kreis geschickt wurden, um agitatorisch zu arbeiten. Hackbarth, mit dem Reichslandbund der eigentliche Angeflagte in dem ganzen politischen Komplex, hier aber Eideshelfer des Grafen Kaldreuth, erklärte kühn auf die Frage, ob er als Beamter des Deutschen Bauernbundes hinter dem Rücken feines Präsidiums an den Reichslandbund herangetreten sei, daß er als Führer ge­macht habe, was er wolle! Herr" Major" Boeß vom Reichs­ landbund   bestätigte, daß Herr Hackbarth nach dessen Erklärung unter dem beabsichtigten Verrat" des Deutschen Bauernbundes ( an andere Bauernorganisationen! D. R.  ) sehr gelitten habe und

Djamileh und Santuzza.

Städtische Oper.

Djamileh ist die Sflavin, die sich von dem türkischen Lebemann Harun nicht abschieben läßt, verkleidet wiederkehrt und sich durch Rührung, Treue, liebende Harinäckigkeit das Herz des Türfen für immer gewinnt. Was wir nach dem ersten Erscheinen der dunklen Eflavin, nach ihrem ersten Augenaufschlag wissen, dieses novellen fnappe Ereignis wird durch Stunden nicht gerade furzweilig Gedehnt. Bizet   zeigt sich der theaterfeindlichen Situation ge wachsen, indem er versucht, das allzu Lyrische durch Streiflichter pitanter Humore, eine gewisse Larmoyanz durch scharfe Akzente der Chöre, das Säuselnde der Liebe durch Tanz zu kontrastieren. Hätte nicht die ,, Carmen  " alles vom Bizet in den Hintergrund gedrängt: man spürte in der Djamileh- Partitur mehr Eigenart und Neuheit des Koloristischen, stärkeres Abbiegen von französischer Süße, wirt­famere Betonung erotischer Rhythmik. Vorstudie zu Carmen   und zarte Erinnerung an L'Arlésienne das beeinträchtigt die Wirkung. Aber das schwerblütige Lied der Djamileh, der Chor der Nilschiffer, ein leidenschaftlicher Tanz, der operettenhaft zugefpigte Dialog zwischen Harun und seinem Faktotum das sind Nummern, die in ihrer feinen Stilisierung, in der meisterhaften Diskretion des Orchesters weit hinausreichen über eine Musit, die man einfach ad acta legen kann. Der Glanz dieser Weisen ist im Augenblick durch dringender, stärker, als die Blässe des Buchs und des ganzen Theater stücks. Frau Onegin entschied den Publikumserfolg, eine aus­drucksstarke, des Format der fleinen Liebhaberin um echte Herzens­töne weit überragende Djamileh. Fidesser, weicher Inrischer Tenor mit noch unausgiebiger Höhe, war der liebenswürdig ablehnende, schwer zu erkämpfende türkische   Grande. Die nicht leichten Chöre hatten dank Lüddedes Borarbeit ihren Sonder erfolg. Denzler dirigierte das Verspiel mit bemerkenswertem Elan, das übrige geschmeidig, sicher. Die Inszenierung Niedecken Gebhardts ließ einen besseren, wenn auch kaum sehr persön­lichen Künstler erkennen. Was er mit den Männerchören anstellte ( Hände hoch!), das war doch recht dürftig. Das stimmungsvolle Bühnenbild Bargos entbehrte der Intimität.

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Dann: Cavalleria rusticana  ", der einzige Welterfolg Mascagnis. Das Werk sitzt noch immer fest in den Herzen und Tränendrüsen der Menschen. Bielen   gewiß auch im Magen. Sebastian täte gut, der letzteren, jüngeren Generation sein Kompliment zu machen, indem er beflügelt, was durch stilles Dahin­flicken an allzu bekannter Musik irritiert. Wer aber revidiert ein­mal den Text? In einer Neueinstudierung flingen Betonungen mie ,, mein holdäß füßäß Weibchänn" im Munde des Fuhrmanns Alfio wie peitschenknallende Ohrfeigen. Hört das keiner? Und die Steifheit der ameisenhaft gesammelten Chorgruppen wird nur durch die Sicherheit ihres Singens mettgemacht. Aber, ein für alle Male: Kopf weg vom Dirigenten! Der Turridu des José Riavez ist alles andere als ein leidenschaftlicher Jüngling, der den Frauen, der einer Santuzza den Kopf verdreht. In seiner hellen, maffinen Tenorstimme geben sich die guten und die bösen Borsäge ein Rendez­Dous. Diefe: Unausgeglichenheit wird er Herr werden, sobald er die deutsche Sprache ganz meistert. Für seine Bühnenlaufbahn aber wird die energische Führung durch einen Regisseur zum zwingenden

Die Juden werden fortgeetelt.

Frankreich   hat offenbar ein großes Interesse daran, auch aus Iaffen. Es iff nicht nur zu fofortigen Handelsvertragsverhand lungen bereit. Die franzöfifche Regierung hat vielmehr beschlossen, Amerifa Borzugsbehandlung einzuräumen, ohne von fofortige Konzessionen zu erwarten. Frankreich   wird durch ein Re­gierungsdefret den Vereinigten Staaten   die Vergünstigungen eines Generaltarifs gewähren, der den Amerikanern eine 50 prozen tige 3ollermäßigung einräumt.

Der Landesverband Ostpreußen   des Reichsbundes jüdischer noch vor der Eröffnung der Verhandlungen den Amerikanern eine Frontsoldaten teilt mit:

Das Festprogramm für die Einweihung des Tannen. berg Nationaldentmals fah nebeneinander die Ansprachen eines evangelischen, eines tatholischen und eines jüdischen Geistlichen, die alle drei im Kriege Feldgeistliche  gewesen sind, vor, nachträglich sah sich der Denkmalsausschuß veranlaßt, den jüdischen Geistlichen von dem allgemeinen Weiheaft auszuschließen und ihn erst im Denfmalsinnern zu

Gebot. Eberhard Müller nehme sich des fingbegabten Mannes an. In seiner Ungeschicklichkeit( auch mimisch) streift Riavez die Komit. Margret Fahl- Wallerstein ist um eine fleine Bortion zu füß, zu geziert, Ditter im Auftrittslied nicht ganz rhythmus sicher, später eindrucksvoll. Santuzza ist die Seele, die treibende Kraft der Tragödie. Mafalda Salvatini   singt hier die Melodie ihrer Heimat, sie spielt und singt auch das Lied einer fühlenden, liebenden, verzweifelt fämpfenden Frau. Ein großes Erbeben, ein größeres Erleben geistert aus ihrem Gesicht, die Qual scheint echt, und ihr Schrei reißt Wunden auf, ob sie nun leise Zwiesprache mit der Mutter Lucia oder laute mit Turridu und Lola hat. Sie wurde in ihrer echtesten Partie gefeiert. Kurt Singer  .

Familienluftspiel mit Pifanterie. Louis Verneuils Lust­spiel, opfoder Schrift" hat einen Aft, in dem ein Doppelbett auf der Bühne steht, hat ferner allerhand intime Anspielungen, die nicht fürs Ohr der Geheimratstochter bestimmt sind. Es hat aber vor allem einen dritten Aft, in dem nach einem Gepläntel gepfefferter Andeutungen plöglich die Träne der Rührung quillt. Da will sich nämlich die fleine Medizinstudentin Maita einem Lebegreis ver­faufen, aus lauter Liebe für ihr Buzimännchen Gaston. Als es soweit ist, als sie schon die Schlafzimmertür öffnet, da erzählt sie dem alten Grafen ihre furchtbar zarte Liebesgeschichte, und siehe, er rührt sie vor lauter Rührung nicht an. Denn es ergibt sich, daß ihr Buzi männchen sein Sohn ist, den der geizige Filz darben läßt. Da geht er denn in sich, betrachtet sich zum alten Eisen geworfen und Maifa fann ihren Gaston heiraten. In diesem dritten Att hat schon vor zwei Jahren im Komödienhaus Erita Gläßner Triumphe gefeiert. Thretwegen vergaß man, wie fade die Berquidung von Bifanterie und sentimentalem Ritsch schmedt. Die Bombenrolle läßt ihr feine Ruhe, fie frischt sie im Trianon- Theater wieder auf. Aber in der neuen Borstellung ist fie irgendwie gehemmt. Sie gibt sich nicht so toll, so ungebunden, so bedenkenlos wie damals. Sie ist offenbar von der Erinnerung an ihre famofen Mitspieler ebenso beengt wie mir. Eugen Jenjen als Lebegreis ist fein Ralph Arthur Roberts   und Willi Endtreffer als Buzimännchen Gaston fein Georg Alerander. Erifa Gläßner spielt ihre Maifa mit temperamentvoller Hingabe. In der Szene mit ihrem Gaston, im Pyjama, ein liebendes Weibchen, schmiegsam und nett, in der großen Szene mit dem alten Grafen wieder mit leiser Tragit. Dgr.

Gastspiel des Moskauer Theaters Habima  ". Beer Hoff m'a nns Jaacobs Traum" hat uns menig zu sagen. Und dem, der( wie ich) nicht hebräisch versteht, sagt es an diesem Abend gar nichts. Aber welch eine Wirkung ging von der Aufführung aus! Das primitive Bühnenbild, nur von Beleuchtungseffekten gestaltet, die Schauspieler, die ihre Körper und ihre Körpermirkung mit uner: hörter Vollkommenheit beherrschen, die Eindringlichkeit ihres Spiels formen eine Einheit, die den Zuschauer in ihren Bann zwingt. lind wenn man sich in den rauhen Klang des öftlichen Hebräisch hinein gehört hat, so empfindet man auch die vielfältigen Modulationen, die diesen sicherlich sprachlich ebenso wie förperlich geschulten Dur stellern zur Verfügung stehen. Schade, daß sie der dramatischen Bucht ihres Dybute" tein ähnliches Werf an die Seite zu stellen Tes haben.

Die Ueberlegung der Washingtoner   Regierung, ob die Schlechtera behandlung Amerikas   nicht zu Kampfmaßnahmen nötige, wird also vorläufig wegfallen können.

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Floffenblätter" im Aquarium. Das Berliner   Aquarium hat in dem tropisch geheizten Becken Nr. 1 der Süsserabteilung eine Zusammenstellung der durch Farbe und Form besonders auf­fallenden Aquarienfische ausgestellt. Die größten und bestauntesten unter ihnen sind die brasilianischen sogenannten Flossenblätter" mit ihrer seitlich zusammengedrückten Körpergestalt. Mit dem nach oben und unten meit ausgespreizten Flossenwert sind sie viel höher als lang. Ihr gelbliches Gilbergrau wird durch schwarze Quer­streifen unterbrochen, die aber, wenn die Fische nicht besonders erregt sind, fast völlig verschwinden tönnen; ein roter Fleck in der Regenbogenhaut gibt dem Auge etwas Ausdrucksvolles. Die Tiere laichen paarweise an Rohrstengeln und sind sowohl hier im Aquarium als auch bei Liebhabern öfters gezüchtet worden. Nächst­dem find die Fahnen Cachliden", gleichfalls Bewohner des tropischen Südamerikas  , besonders auffallend. Auch sie haben sehr start verlängerie Brustflossen sowie die Fähigkeit, ihre Farbe zur verändern. Manchmal sind sie über den ganzen Körper hin quer­gebändert, manchmal aber auch einfarbig, und dann zeigt sich ein breiter Längsstreifen vom Auge bis nach der Spize der Rücken­flosse hin.

Was die Zenfur im heutigen Rußland   verbietet. Schere und Blauftift, die im Rußland   der Baren so eifrig an der Arbeit gewesen find, dürfen auch in der heutigen Sowjetrepublik nicht feiern. Der einzige Unterschied besteht oft in den Motiven, aus denen damals und heute ein Werk dem Verbote anheimfällt. Eine interessante Zu­jammenstellung solcher von Sowjetzensoren gefällter Berdammungs­urteile von Büchern findet sich in dem Manchester Guardian". Wäh­rend früher unter dem Zaren Nitolaus I. Seneca als Republikaner  " verboten wurde, verfallen heute Plato   und Rant dem gleichen Schicksal, weil ihre Werke ,, in dem Geiste einer idealistischen Philo jophie" abgefaßt sind. Carlyle, Ruskin  , Maeterlinc, Tolstoi und Kro­pottin sind nur in großen Bibliotheken zu finden, während sie den Lejern fleiner Bibliotheken vorenthalten werden. Manche Novellen Dostojewskijs werden wegen ihres mystischen Charakters mit dem Bannstrahl belegt, und die Werke Leskows, dieses unabhängigent Geistes, der zu seinen Lebzeiten von Revolutionären und Reaktio­nären gleichermaßen verdammt wurde, erfahren das gleiche Los. Die Evangelien, der Koran   und der Talmud   find in den kleinen Biblio­theken, populäre religiöse Schriften überall verboten. Es ist amüsant, zu erfahren, daß auch die Werte Niegsches und Canon Farrars dem gewöhnlichen Leser nicht ausgehändigt werden und daß cuch andere für literarische und wissenschaftliche Arbeiten unentbehr­liche Bücher nur dann verliehen werden, wenn der Bibliothekar per­förlich die Verantwortung hierfür trägt. Auch vor den Werken der Chemie, der Astronomie und Mathematik macht die Arbeit des Sowjetzensors nicht halt.

Die athenische Agora foll wiedererstehen. In Athen   beginnen dieser Tage die Ausgrabungsarbeiten, die eine Gruppe amerita­nischer Archäologen im Einverständnis mit der griechischen Regie­rung ins Werf fegt. Das Ziel ist, den ältesten Marktplatz Athens  , jene Agora, auf der die Entscheidungen zur Blütezeit des athenischen Reiches fielen, wieder aufzudecken. Außerdem hofft man, Reste des Brytaneions, in dem die verdienten Bürger gespeist wurden, des Buleuterions und anderer öffentlicher Gebäude aus dem 4. bis 2. Jahrhundert v. Chr. zu finden.