Die Razzia im Riebe-Werk. Die drei verhafteten Angestellten angeblich stark belastet.— Neue Erklärungen.
Die Durchsuchungen im R i« b e. W e r t in Weißense« dauerten gestern bis in den späten Abend hinein. Nach ihrem Abschluß wurde das Werk wieder freigegeben und arbeitet weiter. Das Material, das zum Teil über die Schweiz gegangen ist und die drei hier festgenommenen Angestellten belastet, Zeichnungen und Berech- nungen für Maschinen und Kugellager und Briefe, wurde b e- s ch l a g n a h m t und der Stoatsanwaltschast in Stuttgart zur weiteren Bearbeitung übermittelt. Die Berliner Kriminalpolizei war lediglich zur 5)ilf«leistung bei den umfassenden Durchsuchungen heran- gezogen worden. Die drei Verhafteten wurden von dem Stuttgarter Kriminaloberinspektor noch einmal eingehend vernommen und dann dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Voraussichtlich werden sie nach Stuttgart gebracht und dort der Stoatsanwaltschast übergeben werden. Die Leitung der Riebe-Werte hat angegeben, daß mit ihrem Wissen oder Willen ein derartiges Vorgehen ihrer Angestellten nicht erfolgt sei, und sie bestreitet auch fernerhin, daß Pläne oder Zeichnungen der Norma-Werke in ihrem Betriebe verwendet worden sind. Im Gegensatz dazu stehen die Norma-Werke auf dem Standpunkt, daß die Aktion der Staats- anwaltschaft und der Polizei noch längst nicht abgeschlossen sei, daß vielmehr der Kreis der in Frage kommenden schuldigen Personen ein weit größerer sei. Der Konkurrenzkampf Niebe" Normo. Zu der kriminalistischen Aktion bei der Riebe-A.-G. in Berlin « Wcißense« gab heute der Aufsichtsratsvorsitzende der Gesellschaft, Herr Richard Kahn, nähere Erklärungen ab. Zwischen der SKF.-Norma, die in der deutschen Kugellagerkonoention eine führend« Roll« spielt, und der Riebe-A.-G., Weißensee, besteht seit dem Austritt der Riebe-A.-G. aus dieser Konvention ein äußerst erbitterter Sonkurrenzkampf. Die Riebe-Werke, die die schroffe Preispolitik der Konvention nicht mitmachen wollten und daher der Kugellager verarbeitenden Industrie bedeutend billiger liefern konnten, waren in der Loge, auf Grund der zahlreichen Auftrags- eingänge, ihren technischen Angestelltenstab sowie ihr« Belegschaften fast zu verdoppeln. Natürlich wurden diese neuen Kräfte, wie e» innerhalb derartig aufgebauter Epezialindustrien allgemein üblich ist, von Konkurrenzfirmen übernommen. Jedoch betonte Herr Kahn, daß bettende technische Angestellt« der SKF.- Norma nicht bei den Riebe-Werken eingestellt wurden, da verschiedene Verhandlungen nicht zu einem Ergebnis führten, sondern außer«inigen Arbeitern nur zwei Werkmeister. Einen wichtigen Bestandteil dieser ganzen Angelegenheil bildet folgender Vorfall: Aus der SKF.-Norma trat vor einiger Zeit ein
Oberingenieur Karer aus und ging zu den Schweizer Kugellagerfabriken Ardon über. Diese Fabrik erteilte den Niles-Werken, die zu der Riebe-A.-G. gehören, Aufträge auf spezielle Werkzeugmaschinen, die nach Konstruktion zu liefern waren. Wenn diese Konstrukttonen, wie die SKF.-Norma behauptet, tatsächlich von dem Oberingenieur Sarer gestohlen sein sollten, so würde dos die Riebe-werke A.-G., die von diesen Vorgängen, wie Herr Kahn ausdrücklich feststellte, keine Ahnung hotten, in keiner weise betreffen. Die Riebe, bzw. Niles-Werke haben den Auftrag wie jeden anderen gewöhnlichm Auftrag zur Erledigung über- nommen. Zu der gestrigen Polizeiaktion in den Riebe-Werken erklärt« Herr Kahn, der selbst in Düsseldorf und durch die Telephonsperre verhindert war, mit der Direktion oder irgendeinem Angestellten der Fabrik zu sprechen, folgendes: Außer einer Anzahl Kriminalbe- amte erschien mit«inigen anderen technischen Angestellten der Konkurrenzfirma S. K. F.-Norma der kauf- m ä n n i s ch e und technische Direktor dieser Firma. Unter dem Schutze der Polizei hatten die Herren Gelegenheit, zwölf Stunden lang sämt- liche internen Geschäftsvorgänge zu studieren. Sie konnten Konstruktionsbureau». Registraturen, kaufmännisch« Bureaus durchsuchen, ohne überhaupt den Herren der Verwaltung deklariert zu werden. Es war in der Tat so, daß diese Herren von der Konkurrenz die geheimsten Vorgänge in die Hand bekamen, u. a. einen Vertrag über ein erst kürzlich abgeschlossenes Exportgeschäft mit Spanien . Von den Vertretern der Riebe-Werte wird grundsätzlich be- stritten, daß irgendein Fabrikationsgeheimnis oder irgendeine Hand- lung, die mit unlauterer Konkurrenz etwas zu tun haben könnte, vor- gefallen sei. Eine Patentverletzung käme schon deswegen gar nickst in Frag«, da in der Kugellagerkonoention, der die Riebe-Werke bis zum vorigen Jahre angehörten, auch eine sogenannte Patent- konventation bestand, d. h. die Werke untereinander keine tech. Nischen Geheimmsie besahen. Ohne zu dem bisher ungeklärten Tatbestand Stellung zu nehmen, muß die kriminalistische Aktion in den Riebe-Werken doch sehr merkwürdig berühren, da unter dem Schutz« der Kriminalisten den ersten Fachleuten einer Konkurrenzfirma Gelegenheit gegeben wurde, zwölf Stunden die Tefchäftsgeheimnisie der Riebe-A.-G. zu durchschnüffeln. Auf die wirtschaftlichen Zusammenhäng« tom- men wir an anderer Stelle noch besonders zurück.
Der achtunözwanzigfache Zechpreller. Eine erfolglose Bernfnng. Zum zweiten Mal« hatte sich das Gericht in Moabit mit dem höchst gemeingefährlichen Hochstapler und internationalen Pensionsdieb Dr. N i e b u r g zu beschäftigen, der angeblich a m e r i- konischer Rechtsanwalt ist. Vor einigen?Nonaten war Nieburg dort, wie wir berichteten, zu sünf JahrenZuchthous verurteilt worden. Gegen dieses Urteil hatte er B e r u f u n g eingelegt. Nieburg war lange Zeit der Schrecken der vornehmen Pensionen des Berliner Westens und vieler Hotels in anderen deutschen Großstädten. Bei seiner Verhaftung fand man in seinem Besitz 20 Bund Schlüssel von Hotels und Pensionen aus aller Welt. Nieburg ist bereits in Zürich , Agram und Wien mit Zuchthaus vorbestraft worden. Seine erste Straftat, die ihm in Danzig vier Jahre Ge- fängnis einbrachte, fei, so erklärte er, die Beraubung eines pol- nijchen Kuriers gewesen, dem er«ine Aktenmappe mit hoch- politischen Papieren weggenommen habe. Der Angeklagte gab zu, daß er seit der Zeit seiner Entlassung aus dem Gefängnis nur noch von Hochstapeleien gelebt habe, und er räumte auch nicht weniger als 28 Pensionsdiebstähle ein. Die Hoffnung des Angeklagten auf Strafmilderung war ver- geblich. Landgerichtsdirektor S i e g e r t begründete die Verwerstmg der Berujung damit, daß ein so schwerer internationaler Hochstapler keine» Anspruch auf Milde habe. Di« Oefsentlichkeit müsse vor derartigen Verbrechern so lange wie möglich gt schützt werden. Den einzigen Erfolg, den Rechtsanwalt Dr. Fuchs mit der Be- rufung erzielte, war, daß das Gericht dem Angeklagten im Gegensatz zum Schöfsengericht die Untersuchungshast in Hölze von sieben Mo- naten auf die Strafe von fünf Jahren Zuchthaus und 1000 Mark Geldstrafe in Anrechnung brachte. * Ein gemeingefährlicher Schwindler, den auch die hiesige Kri- minalpolizei eifrig suchte, ist jetzt in Erfurt festgenommen worden. Ein 41 Jahr« alter früherer Kaminbauer Hermann Hein- rich Cremer, der wegen Betruges und Urkundenfälschung schon zwanzigmal bestraft ist, wurde vor zwei Jahren auch in Berlin einmal festgenommen. End« 1925 aber entsprang er aus dem Untersuchungsgefängnis in Moabit , lockt« als Heirats- f ch w i n d l e r eine hiesige Hotelbesitzerin an sich und oerschwand mit ihr. Bald tauchte er in Straßburg auf und erbeutete dort 3090 Fr., die er unter Benutzung des gesälstbten Passes eines dänischen Maschinenarbeiters auf dem Postamt abhob. Einige Mo- nate später näherte er sich in Verona einer Dame aus München , versprach ihr die Eh« und schwinoelle ihr ein A r m b a n d im Werte von 3000 Mark ab. In H a n a u kaufte er einein Diamantenschleifer Brillanten ab und bezahlte sie mit einem angeblich von der Reichs- dank abgeholten Paket, das Geldrolle» mit Silbergeld enthalten sollte, in Wirklichkeit aber mit E i s e n st a n g e n gefüllt war. In München spielte der Hochstapler unter dem Namen .de Drieh* den Landaerichtedirektor. Ueberall gelangen dem eleganten Manne, der außer deutsch auch perfekt englisch, hollän- disch und spanisch spricht, solche Streiche. Jetzt versuchte er es in Erflirt wieder mit gefälschten Postanweisungen. Dabei aber wurde er entlarvt und se st genommen. In den nächsten Tagen wird der Gauner nach Berlin gebracht werden, wo er noch die ihm früher zudiktierte Strafe zu ver- büßen hat._ Organisation der republikanischen Hausbesitzer. Auf einer Versammlung im Lehrervereinshaus ist die Gründung der Freien Haus- und Grundbesitzervereinigung E r o' ß- B e r l i n* beschlossen worden, die dem.Freien Haus- befitzer verband Deutschlands ' angegliedert ist. Dem Gründungsbeschluß, der in der einstimmigen Annahme der Statuten Ausdruck fand, ging ein instruktives Referat des Schriftstellers Joses Ernst voran. Er erklärt«, daß die Republikaner den be- stehenden Hausbesitzervereinen, besonders dem„Bund der Berliner Haus- und Grundbesitzer', ihre Gefolgschaft oersagen müssen. Obwohl 80 Proz. der Berliner Hausbesitzer zum Mittelstand gerechnet werden müssen, herrschen in ihren Organisationen die Parteien des Kopitals, des Großgrundbesitzes und der Boden- spekulation Die Deutschnationale Poll spartet und die Wirt- j cha st spart« stehen in dieser Beziehung auf einer Lmie. Diese Par-
teien, die weit davon entfernt sind, ein« Politik auf dem Boden der Weimarer Verfassung zu treiben, hoben darüber hinaus gelegentlich des Finanzausgleiches an der Entrechtung Berlins mitge- arbeitet, was gleichbedeutend mit einer schweren Schadiguna der wirtschaftlichen Interessen der Hausbesitzer ist. Auch die.Freie Haus- und Ärundbesitzervereinigung' erstrebt die Aushebung der Woh- nungszwcmgswirtschost, wofür jedech die tatsächliche Beseitigung der Wohnungsnot eine unbedingte Voraussetzung ist. Der Redner brand- markte dann die wüste Hetze, die das Organ des.Bundes der Berliner Haus- und Grundbesitzer', das.Grundeigentu m', gegen die Mieterorganisationen entfaltet hat, welche die.Freie Vereinigung' als gleichberechtigte Faktoren anerkennt. Unter dem Gesichtspunkt, daß wirtschaftlich« Fragen von politischen nicht zu trennen sind, wird die neue Organisation sich in ihrer Arbeit von den Gesichtspunkten einer entschiedenen repu- blikanischen Politik leiten lassen. Landgerichtsrat Rüben begrüßte als Vertreter der organisierten Mieterfchaft die Kründung ats den Anfang einer Arbeitsgemeinschaft zwischen Hausbe- sitzer und Mieterschaft. Rechtsanwalt Dr. T i ch a u e r, der Syndikus der.Freien Vereinigung', bewies an dem Beispiel des Herrn Ladendorf, der unter der falschen Flagge der„politischen Neutralität' segelt, die Notwendigkeit des polittfchen Wirkens im Kampf für wirtschaftliche Interessen. Ihre treffliche Illustration er- hielten diese' Ausführungen durch die Mitteilung eines Hausver- walters. der berichtete, daß vom„Bund der Berliner Haus- und Grundbesitzer' bei den letzten Wahlen der Deutschnationalen Volks- parte!, der Volkspartei und der Wirtschaftspartei je 2000 M. über- wiesen worden sind. Einstimmig wurden Herr Ernst zum ersten Vorsitzenden und Professor D o e g e n zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Beitritts- erklärungen nimmt die Geschäftsstelle, Berlin N. 39, Müllerftr. 159?, entgegen._ Die Straße. Viel kranke Glieder weist die endlos lange Kette derer, die morgens die Straß« entlang zur Slrbeit eilen. Krankheit oder Krieg haben ihre Erinnerungen bei vielen eingegraben, und wollte man all die Vorüberhastenden«in wenig näher betrachten, es gäbe aller- lei Trauriges festzustellen. Aber wer sieht genauer hin? Niemand. denn die Zeit drängt und der tägliche Lebenskampf ruft! Aber eine» Vormittags, Ecke Leipziger und Charlotten st raß«, da hielt doch alles, was des Weges kam, einen Augenblick entsetzt inne. Aus der Straßenbahn hob der Schaffner«ine lunge Frau heraus, trug sie wie ein Kind auf seinen Armen über den Damm und stellte sie an die Straßenecke, an„ihren Platz'. Eine Bettlerin war es. scheinbar an Händen und Fäßen gelähmt, Zucken durchfuhr fortwährend ihren bresthaften Körper. Sie macht« den Eindruck einer schwer Nervenkranken und schrie den Passanten un- verständliche Worte zu. Dann stand sie, gleich den unzähligen an- deren Bettelnden, inmitten der vorübereilenden Menschheit und kaum einer ward ihrer gewahr. Nur die große Tragik ihres plötzlichen Er- scheinen» auf der mitleidlosen Straße ließ oll« einen Moment lang aufhorchen. Selbst gerichtet. Als Leiche wurde der Stadtoberinspettor Otto Wachs- m u t h wiedergefunden, dessen Verschwinden wir vor 8 Tagen mit- teilten. Wachsmuth stand unter der Anklage, als Wohlfahrtspfleyer größere Unterschlagungen begangen zu haben. Einige Tage vor der Hauptverhandlung verschwand er und schrieb an seine Angehörigen, daß er sich das Leben nehmen werde. Man vermutete ihn in der Gegend von Birkenwerder , die umfangreichen Nach- Forschungen, die die Angehörigen und die Polizei dort anstellten, blieben jedoch erfolglos. Jetzt ist er im Wold« zwischen Birkenwcrder und Zühlsdorf tot aufgefunden worden. Er hat sich mit Verona ! o e r g i f t« t. Der entstandene Schaden wird durch die Angehörigen gedeckt. Der Einsteinturm unerfchättert. Vom Astrophysikalischen Observatorium in Potsdam wird uns geschrieben: Es ist eine Notiz über den Einsteinturnz in Potsdam in die Presse gebracht worden, die in unverantwortlicher Weif« von einer Baufälligkeit des Einsteinturms spricht. Diese Notiz ent- behrt jeder Begründung. Der von Erich Mendelsohn , Charlottenburg , erbaute Einsteinturm steht uncrschüttert. wie je: von'Baufälligteit ist keine Red«, e« hat sich nur, in« de» j
sondere nach den nassen Iahren, als notwendig erwiesen, die unter. irdisch gelegenen Arbeitsräume gegen Erdseuchtigkeit forgfäftig zu schützen. Rotkoller eines Reichsbeamteu. Am Montag der vergangenen Woche fand im K r e m a t o- rium Gericht st raße die Einäscherung einer verstorbenen Kol- letzin der Arbeitnehmer einer höheren Reichsbehörde statt. Die zu- ständige gewerkschaftliche Organisation hatte wie üblich einen Kranz mit roter Schleife niederlegen lassen. Der Personalchef, der als Vertreter der fraglichen Zentralbehörde an der Feierlichkeit teilnahm, ließ sich einig« Tage später den Vertreter der Betriebsver- t r c t u n g kommen und erklärte ihm, daß er fernerhin sofort die Feier verlassen würde, wenn wieder ein Kranz mit roter Schleife niedergelegt wird! Wenn das Rot bei diesem Beamten eine derartige Wirkung auslöst, dann ist zu empfehlen, auch die rote Tinte aus den Amtsstuben zu entfernen. Ein guter Fang. Der Kaufmann Richard Lenz. Landsberger Allee 147 wohn- Haft, fing gestern vormittag in der Havel in der Nähe des Kraft- werks bei Konradshöhe (Tegel ) an einer einfachen Angel einen Karpfen im Gewicht von genau 21 Pfund. Der Fisch ist lebend im Clubrestaurant Belleoue. Hermann Biekow, in Iörsfelde bis Sonntag mittag auzgestelll, ebenfalls die Angel. Aenderungen im Slraßenbahnverkehr wegen Bauarbeiten. Wegen Bauarbeiten an der Müller st raße, Eck« See st raße, ver- kehren die Linien 35 und 99 vom 22. September ab bis auf weiteres nur bis zur Seestraße, Ecke Müllerftrahe.— In der Nacht vom 20. zum 21. d. M. werden die Linien 3 und 69 von 1 Uhr an über Bülowstrah«, Nollendorsplatz, Motzstrahe, Martin-Luther-Straße. Grunewaldstraße umgeleitet._ Raubzüge auf Güterwagen. DiebeSlager an der Strecke Bebra— Eichenberg. Kassel , 20. September. Die von der Eifenbahnkriminolpolizei sortgesetzten Ermittlungen in Sachen der Güterzugberaubungen auf der Streck« B e b r a—> Eichenberg hoben in ihrem weiteren Verlaus zu aussehen- erregenden Entdeckungen geführt. Nachdem aus dem Versteck des Haupttäters P f o r r in V raunhausen«ine ganze Wagenladung an Raubgütern herausgeholt worden war, sind drei weitere große Diebes» lager festgestellt worden, und zwar bei einem Fahrrad» Händler und einem Hotelbesitzer in Rotenburg an der Fulda sowie bei einem Gastwirt in Sontra , die beide«inen schwunghaften Handel mit dem Diebesgut nach Kassel , Eisenach und Eschwege betrieben haben. Unter den beschlagnahmten Gegenständen, die mehrere Wagenladungen umfassen, befinden sich außer Tuchen, Wäsche, Lebens- und Genuhmittel auch Fahrräder, große Mengen Autoreifen, Teppiche, Spielwaren, Leder, Jagdflinten usw. Zum Teil war das Diebesgut von den Räubern und Hehlern schon zur Wohnungsausstattung oerwandt worden. Die Zahl der Ver, hafteten ist bereits auf vier gestiegen.
Schiffskataftrophe im chinesischen Neer. tSS Leichen geborgen. Schanghai , 20. September. wie au» Tsingtau gemeldet wird, ist da, Motorschiff„Togo Maru". daß sich mit vierhundert chinesischen Passagieren nach Tflng unterwegs befand, l e ck geworden und gesunken. 120 Passagiere wurden von einem amerikanischen Kriegsschiff ausgenommen. 158 Leichen wurden bereits ausgesunden, die übrigen Passagiere werden vermißt. Milchner nicht ermorüet! . Au» Peking wird amtlich gemeldet: daß der angeblich er- mordete deutsche Forscher Filchner lebt und sich zehn Tage nördlich von Lhasa befindet. D«s ungerechte Gesetz. Man schreibt uns au« der Tschechoslowakei : Ein geradezu unglaublicher Fall beschäftigte in den letzten Tagen die Gerichte. Er hat dargetan, wie schreiend ungerecht das nackte Buchstabenrecht sein kann. Ein kleiner Häusler einer Provinzstadt sah in der Stadt scheue Pferde, die großes Unheil angerichtet hätten. Mutig sprang er ihnen entgegen und hielt sie auch aus. Ein Pserd stürzte aber und begrub den Mann. Der erlitt einen Kieferbruch, schwere andere Verletzungen und einen so unglücklichen Beinbruch, daß ihm ein Fuß amputiert werden mußte. Er erhob Schaden- ersatzklage. Alle drei Instanzen wiesen ihn ab, da der Pferdebesitzer nachweisen konnte, daß er an dem Scheuen der Pferde nicht schuld war. Die Prozeßkosten betragen nun 20 000 Krone». Die Ver- sicherung, die den Prozeh für den Pserdebesitzsr führte, hat nun diese Summe von dem armen Krüppel verlangt. Sein kleines täuschen und sein Feld sollen nun versteigert werden. Vergeßliche Kasseneinbrecher. Zwei gefährliche Kasseneinbrecher hatten in einem Ort Böhmens eine Panzerkasse beraubt und virtuose Zlrbeit geleistet, da sie mit Handschuhen arbeiteten. Dennoch hatten die beiden Pech, denn sie vergaßen am Tatorte ein Stück Zeitung, auf dem ihre Adresse verzeichnet war. Diese Vergeßlichkeit wurde ihnen rasch zum Verhängnis und brachte sie wieder dorthin, woher sie eben erst nach einer Strasverbllßung entlassen worden waren. Sport. .Kldßijches' auf der Glpmpiabahn! Sawall gewinnt den..Gold'potal. Um den Goldpokal von Berlin sollten am Sonntag auf der O l y m p i a b a h n die Steher Sawall, Möller, Maronnier, Linart und Wynsdau streiten. Drei Läufe über zweimal 30 und einmal 40 Kilometer waren vorgesehen. Das Ganz« sollte— nach Ansicht des Herrn Lücke— die Geburt eines neuen klassischen Rennens werden. Es war eine schwer« Geburt. Zunächst einig« Fliegerwett- bewerbe, dazwischen etwas Regen und«Mich der erst« 30-Kilom«ter- Lauf, der aber infolge Regens nicht beendet werden konnte. Die Bahn trocknet» nur schwer ab und das Publikum wurde ungeduldig. Zur Abwechselung gab es im weiteren Verlauf der Veranstaltung eine kleine Revolution. Das Publikum„besetzte' den Innenraum und verlangte zu wissen, ob der Renntag abgebrochen wird oder nicht. Schließlich wurde der erste Lauf weitergefahren, den Sawall in 24 Minuten 29 Sekunden gewann.-2. Maronnier 360, 3. Wynsdau 500, 4. Möller 700 und 5. Linart 1650 Meter zurück. In der sechsten Abendstunde startete man schließlich den zweiten 30-Ailometer-Lauf, den abermals Sawall in 24 Minuten 45 Sekunden gewann. Maronnier folgte 60 Meter zurück vor Linart 250. Wynsdau 2100 und Möller 2850 Meter zurück. Möller hielt es für ratsam, da» Tempo in der Dunkelheit nicht mehr mitzumachen und fiel freiwillig zurück. Ein nur zu begrüßende« Porgehenl Inzwischen war es so dunkel, daß nicht mehr daran gedacht werden konnte, den dritten Lauf auszufahren, denn zu einer Lichtanlage hat es bei der Olympia- bahn noch nicht gelangt. So gewann Sawall im Gesamtklassement den„Gold'pokal von Berlin ... Das Malfahren holte sich Passenheim vor Nickel, Hufchke und Koch.