Das indische Textilarbeiterleben.
Bericht der englischen Delegation.
Die indische Textilindustrie hat während des Krieges und in der Nachkriegszeit einen bedeutenden Aufschwung erlebt, und ihre Konkurrenz, gefördert durch die fast grenzenlose Ausbeutung der indischen Arbeiterschaft, ist bereits für die englische Tertilindustrie vor allem in Indien selbst, aber zum Teil auch im Auslande ziemlich empfindlich geworden. Das niedrige Lebensniveau und die soziale Unterdrückung des indischen Arbeiters wird dabei zu einer Gefahr für die Erhaltung des Lebensstandards des englischen Arbeiters.
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Die englische Arbeiterbewegung, noch vor einem Vierteljahr hundert ziemlich abgeschlossen in ihrer infularen Denkungsart, wird so durch die weltwirtschaftliche Entwicklung zum internationalen Denken direkt angespornt und fühlt sich immer mehr als ein Bestandteil der Arbeiterbewegung der Welt. Das Interesse für Indien ist dabei in erster Linie in den Kreisen der organifierten Textilarbeiter besonders groß. Im vorigen Jahre hat der englische Textilarbeiterverband
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eine Delegation( M. Brothers und I. Hindle) nach Indien geschickt, um die Arbeits- und Lebensverhältnisse der indischen Textilarbeiter zu erforschen. Die Delegation( nicht zu verwechseln mit der jüngsten Delegation der Textilarbeiterinternationale mit Tom Shaw an der Spitze, über deren Erlebnisse der Genoffe Furtwängler im Vorwärts" berichtete) hat vor furzem einen Bericht ver= öffentlicht, der für die weitere Deffentlichkeit vom Interesse ist Die technische Ausrüstung der indischen Textilbetriebe ist oft sehr gut und gleicht derjenigen in Lancashire . Die Betriebe beschäftigen im Gegensatz zu der Textilindustrie Europas fast durchweg Arbeiter. Der Prozentsaz der Arbeiterinnen beträgt faum 20 Pro3. Was den englischen Arbeitervertretern besonders auffiel, ist die große Zahl der Arbeiter, die in den Betrieben beschäftigt werden: bei den gleichen technischen Betriebsmitteln wie in England, wird hier die vier fache Zahl von Arbeitern angestellt. Diese lleberjättigung der Betriebe mit Arbeitern steht in direktem Zusammen hang mit den sehr niedrigen Löhnen, den
furchtbaren Lebensverhältnissen
und dem niedrigen Kulturniveau des indischen Arbeiters, die die Arbeitsleistung hier start herabdrücken.
Die mittleren Monatsverdienste( für 26 Tage) der indischen Textilarbeiter betragen( umgerechnet aus der englischen, in der sie in dem Bericht angegeben sind, in die deutsche Währung): Arbeiter bei der Zubereitung der Robbaumwolle. Mt. 41,55 Arbeiter bei der Reinigung der Rohbaumwolle. 45,90 49,- 41,55
Kardierer
Ringspinner
Arbeiter bei den Mullmaschinen: Maschinenwärter
Spinner.
Spuler
PP
W
68,90
41,55 30,60
Der Arbeitslohn wird monatlich ausgezahlt, zwei Wochen nach Ablauf der Lohnperiode. Diese Art der Lohnauszahlung in Berbindung mit den niedrigen Löhnen führt dazu, daß die überwiegende Mehrheit der Arbeiter schäzungsweise bis 90 Proz- bei den Bucherern verschuldet sind und für ihre Schulden 150 bis 300 Broz. Jahreszinsen zu zahlen haben. Die meisten Lebensmittel müssen auf Kredit ge= fauft werden, was oft zu einer ungünstigen Preisgestaltung führt. yu Durch das System von Geldstrafen, die sehr große Verbreitung finden, sowie durch zahllose Mißbräuche bei der Anstellung von Arbeitern, wodurch die Arbeiter genötigt die unteren Beamten in den Betrieben zu besteden, feles um angestellt zu werden, sei es um die einmal erhaltene Arbeit nicht zu verlieren, wird das Lebensniveau der Arbeiter noch mehr herabgedrückt.
Die Arbeitszeit beträgt 10 Stunden pro Tag und 60 Stunden in der Woche, oft wird auch 11 und 12 Stunden pro Lag gearbeitet. Es wird aber nicht fortlaufend während der ganzen Arbeitszeit gearbeitet. Die zahlreichen, oft nicht geregelten, Unterbrechungen,
zum Waschen, Beten, Rauchen und Essen führen dazu, daß die wirkliche Arbeitszeit merflich fürzer ist und zahlreiche Erfagarbeiter angestellt werden müssen,
Concordia- Palast, Andreasstraße 64
Vom 20. bis 22. September 1927
Sif das Weib, das den
Mord beging.
Außerdem:
Das Mädchen aus der Fremde.
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Vom 20. bis 22. September 1927
Pique Dame
Ferner: Bühnenschau
Neukölln,
Vom 20. bis 22. September 1927 Reinhold Schünzel in
Der Himmel auf Erden. Ferner: Mein Heidelberg, ich kann
dich nie vergessen,-
Bühnenschau
Vom 20. bis 22. September 1927
Die Vorbestraften
Ferner: Bühnenschau
um den fortlaufenden Gang des Betriebes zu sichern. Die Verfasser des Berichtes glauben annehmen zu können, daß die Einführung des Achtstundentages sich hier auch rein wirtschaftlich sehr wohl bewährt hätte.
Besonders traurig find hier die für die europäischen Arbeiter einfach undenkbaren Wohnungsverhältnisse. In dem letzten Jahrzehnt werden oft auch von den Betrieben Arbeiterwohnungen gebaut; die Arbeiter ziehen aber ungern in diese, menn auch wesentlich besseren Wohnungen, da sie sich hier in ihrer Freiheit beschränkt fühlen. Auch die Behörden bauen jetzt Arbeiter wohnungen und die Verwaltung von Bomban erhebt zu diesem 3wede eine Steuer von je 1½ Schilling von jedem Ballen Baum molle sowie eine weitere Steuer von je 1½ Schilling für je 1000 Gallons Waffer, das von den Fabriken gebraucht wird.
Kranken- und Arbeitslosenversicherung fennt man in Indien noch gar nicht. Bei den Unfällen ist der Arbeiter auf das Haftpflichtgesetz( also auch hier keine Versicherung) vom Jahre 1924 angewiesen. Manche Betriebe haben allerdings eigenen ärztlichen Dienst. zuweilen selbst Krankenhäuser, Krippen und Schulen errichtet. Eigenartig ist das Familienleben
des indischen Arbeiters: hier herrscht noch ein starter patriarchalischer Geift. Die verheirateten Söhne wohnen oft in der Familie der Eltern, und der Vater ist dann das anerkannte Oberhaupt der Familie, dem u. a. auch die verheirateten Söhne ihren gesamten Arbeitsverdienst aushändigen. Die Berichterstatter glauben annehmen zu fönnen, daß diese Familiensitten es den indischen Arbeitern erleichtern, bei ihren dürftigen Einkünften ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Die Gewerkschaften bestehen in Indien seit 1918, ihre Entwicklung ist aber noch sehr dürftig und scheint in den letzten Jahren, mit dem Stillstand in der Entwicklung der Teuerungsverhältnisse, sich wesentlich zu verlangsamen. Die Primitivität der gewerkschaftlichen Verhältnisse findet u. a. darin ihren Ausdrud, daß die meisten Gewerkschaften nicht von den Arbeitern, sondern von den
idealistisch gesinnten Intellektuellen,
meist aus dem Mittelstande stammend, geleitet werden. In der gewerkschaftliche Organisation finden können, die von einem Arbeiter Textilindustrie haben die Verfasser des Berichtes feine einzige geleitet wurde. Die politischen und sozialen Probleme rüden in ben Gewerkschaften in den Bordergrund; die 3 erfplitterung nach geistigen Richtungen ist sehr stark.
Rollektivverträge gibt es in Indien auch noch nicht. Die Hebung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der indischen Arbeiterschaft wird noch schwere Kämpfe erfordern. Die europäische Ar beiterschaft wird den indischen Arbeitsbrüdern in diesen Kämpfen tatkräftig beistehen müssen. G. S.
Aus dem Braunkohlenreich der Mitte. Wachsende Erregung der Arbeiterschaft.
Die Erregung über die hartnäckige Ablehnung der Unternehmer, eine Lohnerhöhung vorzunehmen, wächst in den mitteldeutschen Braunkohlenrevieren von Tag zu Tag. Die Unternehmer haben zwar versucht, die erregte Stimmung der Bergarbeiter durch ein Flugblatt zu dämpfen, doch haben sie das Gegenteil erreicht. Die Bergarbeiter haben nicht das mindeste Vertrauen zu den Ausführungen der Arbeitgeber; das ist in allen Versammlungen der letzten Tage ganz besonders zum Ausdruck gekommen. Am Sonnabend unde Braunkohlenrepieren über 200 Berjammlungen abgehalten, die zum Teil überfüllt waren. Ohne jede Ausnahme haben die Belegschaften den Gewerkschaften erneut ihre unbedingte Befolgschaft bekundet. Ueberall konnte begeisterte Rampf stimmung fonstatiert werden.
in
Groß- Kayna Ein merkwürdiger Borfall ist aus Groß Kaŋna zu berich ten. Dort hat ein Gendarm an der Versammlung teilgenommen. Welche Aufgaben der Mann dort zu erfüllen hatte, ist sehr rätselhaft. Bielleicht äußert sich die vorgesezte Behörde einmal darüber, von mem der Gendarm den Auftrag zur lleberwachung der Versammlung erhalten hat.
Nach den bis jetzt vorliegenden Berichten über die Durchführung der Kündigungsattion fann festgestellt werden, daß
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bie Belegschaften im weiteren Umfange den Beisungen der Gewert. schaften auf Grund der Entschließung vom 4. September Folge ge leistet haben.
and der Entich
Aufruf an die Arbeiterschaft.
Die an der Bewegung beteiligten Verbände haben an die Mitglieder der Gewerkschaften folgenden Aufruf gerichtet:
Im mitteldeutschen Braunkohlenbergbau stehen die Belegschaften augenblicklich in einer Lohnbewegung. Die Löhne sind hier außerordentlich niedrig und betragen die Tariflöhne bisher für volljährige Arbeiter 3 Mart 29 Pf. bis 5 Mart 57 Pf. für eine 10%. bis 12ftündige Schichtzeit. Die Arbeitgeber suchen in allen Teilen des Deutschen Reiches Arbeiter für den mitteldeutschen Braunkohlenbergbau.
Wir warnen die gewerkschaftlich organisier ten Arbeiter, bei der außerordentlich schlechten Lohnzahlung während dieser Bewegung in dem mitteldeutschen Braunkohlenbergbau Arbeit anzunehmen. Verband der Bergarbeiter Deutschlands . Zentralverband der Ma schinisten und Heizer. Deutscher Metallarbeiterverband.. Berband der Fabritarbeiter Deutschlands . Gewerkverein christlicher Bergarbeiter. Gewerkverein der Fabrik- und Handarbeiter( H.-D.).
Erhöhung der Braunkohlenpreise abgelehnt.
"
mitteldeutschen Braunkohle erneut versucht, den ReichswirtBIB. meldet: Wie wir erfahren, haben die Arbeitgeber der schaftsminister dazu zu bewegen, daß er einer Erhöhung der Preise für Hausbrandbriteits im engeren Absatzgebiete um zwei Mart je Tonne und einer Erhöhung der Preise für Rohbraunkohle zustimmt. Der Reichswirtschaftsminister hat diesem Antrag aus wirtschafspolitichen Gründen nicht zustimmen können."
Die Unternehmer werden also das gefährliche Spiel fortzusehen suchen, auf dem Rücken der Arbeiter ihren Kampf um eine Kohlenpreiserhöhung auszufechten.
Tarifkündigung in der Textilindustrie.
München- Gladbach, 20. September.
Die Gewerkschaften aller Richtungen haben gemeinsam das Lohnabfommen in der Textilindustrie zum 30. September 1927 gekündigt. Gleichzeitig haben die Gewerkschaften auch das Lohnabkommen in der Bekleidungsindustrie, und zwar auf den 15. Oktober, gefündigt. Hierbei wird eine Lohnerhöhung um 25 Prozent gefordert, während in der Textilindustrie dem Arbeitgeberverband noch feine Forderungen eingereicht wurden. Die Arbeitgeber haben zu den Kündigungen noch keine Stellung ge
nommen.
um
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In dem Streit der Bukarester Buchdruder, die die Anpassung ihrer Löhne an die Teuerung erzwingen wollen, handelt es sich um eine rein wirtschaftliche Bewegung, zu deren Durchführung sich die Gemertschaften aller Richtungen zu einem gemeinsamen Vorgehen einigten. Dies war für die Grund Siguranza genug, mit förmlichen Menschenjagden auf die Druder einzusehen. Die Ge= wertschaftslokale der Drucker wurden umzingelt und die darin befindlichen Arbeiter für verhaftet erklärt. Durch Mißhandlungen und Schläge sucht die Polizei die Arbeiter zum Streifbruch zu bewegen, die Bersammlungen der Streifenden werden von Militär auseinander. gejagt.
Man sieht, daß in Rumänien selbst die rein wirtschaftlichen Bestrebungen der Arbeiter mit den Mitteln des weißen Terrors unterdrückt werden.
Achtung, Töpfer! Ab 1. Oktober 1927 beträgt der Stunden. lohn 1,65 M., der Akkordzuschlag 50 Proz. Ab 1. Ottober darf nach den gesetzlichen Bestimmungen nur noch in vers glasten Räumen gearbeitet werden.
Ferner weisen wir auf die kommenden Bezirksversammlungen des Baugewerksbundes hin- fiehe Mitteilungsblatt. Diefe müssen restlos besucht werden. Die Fachgruppenleitung.
Berantwortlich für Politik: Richard Bernstein; Wirtschaft: 6. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schikowski; Lokales und Constiges: Frig Karstädt ; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Vorwärts- Buchdruderet und Verlagsanstalt Baul Ginger u Co., Berlin SW 68, Lindenstraße 6.
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