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Ireitag 23. September 1927

iwartmäz.

Seilage ües vorwärts

�Modetorheiten. Voll Dr. Till!?Lagllor. In der Kleidung, ihrer eigentlichen Domäne, ist die Mode heute die Vorkämpferin alles Fortschrittlichen und Vernunft- gemäßen. Kein die Atmung beengendes Mieder, kein über- flüssiges Kleidungsstück mehr, das den menschlichen Körper hermetisch von Luft und Sonne absperrt! Die heutige Mode ist nicht nur schön und anmutig, sie ist in gleicher Weise ge- sund und zweckmäßig was man von unserer Ernährung leider nicht mit dem gleichen Recht behaupten kann. Auf diesem Gebiet machen sich noch eine ganze Reihe von Unzweckmäßigkeiten und mancherlei Aberglaube breit, der von denen bekämpft werden muß, denen die Volksgesundheit am Herzen liegt. Allerdings müssen wir einräumen, daß in den letzten beiden Jahrzehnten sich auch hier manche ver- nünftige Erkenntnis Bahn gebrochen hat. Als den größten Fortschritt in dieser Hinsicht dürfen wir die Einsicht in den Wert einer vltamillreiGen Ernährung begrüßen, die in immer weiteren Kreisen sich durchzusetzen beginnt. Vitamine sind Bestandteile von Pflanzen, über deren Be- schaffenheit man noch nichts Genaues aussagen kann, über deren Wirksamkeit man aber sehr genau Bescheid weiß. Trotz- dem Vitamine sich nur in sehr geringen Mengen in den Nahrungsmitteln vorfinden, sind sie doch von fundamentaler Bedeutung für den menschlichen Organismus. Ihr Fehlen bewirkt schlimme, ja bisweilen tödliche Erkrankungen. Man unterscheidet verschiedene Arten von Vitaminen, von denen man die wichtigsten mit den vier ersten Buchstaben des Alpha- bets bezeichnet. Der Mangel am Vitamins, ruft Bindehaut- entzündungen hervor, die, wie man an zahlreichen Rattenexpetkimenten beobachtet hat, bisweilen zu völliger Er- blindung führen. Das Fehlen des Vitamins B bewirkt Be r i- B e r i, eine schwere Nervenerkrankung, die unange- nehme Lähmungserscheinungen macht; das Fehlen von V i- t a m i n D ruft Skorbut hervor, eine mit Haut- und Zahnfleischblutungen verbundene Krankheit, die zum Tode führen kann. Die weitverbreitete Englische Krank- h e i t(Rachitis), eine Folge unvernünftiger Ernährung klei- ner Kinder, ist besonders auf das Fehlen des V i t a m i n s v zurückzuführen. Die Vitamine sind in größerer oder kleinerer Menge in frischen Früchten, Pflanzensamen. Schalen, Blättern, frischem Fleisch, ungekochter Milch, Butter und Eiern vorhanden. Die vitaminreichsten Lebensmittel sind Tomaten, Äpfelstnell und Lebertran. Durch Kochen wird ein Teil der Vitamine zerstört, ohne in- dessen ganz vernichtet zu werden. In jedem Fall ist jedoch die frische Nahrung der gekochten vorzuziehen; insbesondere Obst und Milch sollten nach Möglichkeit roh genossen werden. Sehr vitaminhaltig sind zum Beispiel die Schalendes Reis und dieKleiedesGetreides. Als Modetorheit ist es demnach zu betrachten, daß beides heute mehr als in früherer Zeit als Abfallprodukte gelten und der menschlichen Nahrung entzogen werden. Seit man in Indien den Reis auf maschinellem Wege schälte, erkrankten die Inder in großer Zahl an Beri-Beri. Eine ähnliche Bedeutung wie für die Inder das Schälen des Reis, der ja bekanntlich ihr Hauptnahrungsmittel bildet, hat für uns das Ausmerzen derKleie aus dem Brot. Mit der Kleie nimmt man dem Brot gerade jene lebens- wichtigen, hochwertigen Substanzen, die für das Wachstum und die richtige Ernährung so überaus wichtig sind neben den Vitaminen auch noch sonstige Nährsalze und Eiweiß. Ueberhaupt ist es eine sehr zu bedauernde Modetorheit, daß das grobe, aber so gesunde dunkle Bollkorn- roggenbrot mehr und mehr zarten Weißbrotsorten weichen mußte. Daran nicht genug, ist man in den letzten Iahren nach ausländischem Muster dazu übergegangen, das Weizenmehl, um ihm den gelblichen Schimmer zu nehmen, den es infolge des Fettgehalts von Natur besitzt, künstlich zu bleichen. In Deutschland war das künstliche Bleichen des ÄNehls vor dem Kriege verboten: auch nachher hat die deutsche Müllerei die künstliche Bleichung vernünftigerweise lange Zeit abgelehnt. Auf die Dauer aber kann sie der ausländi- schen Konkurrenz nicht standhalten. Möglichst schneeweißes Gebäck ist nun einmal Trumpf wie gesagt, eine höchst törichte und verwerfliche Modesache! Es ist längst festgestellt, daß das Bleichen des Mehls gesundheitsschäd- l i ch e Folgen hat. Man benutzt als Bleichmittel zumeist ein Chlorgemisch, das nicht nur die Naturfarbe des Mehls zerstört, sondern gleichzeitig eine Reihe wichtiger Stoffe ver- ändert. Der Verbraucher sollte jene Modetorheit des schneeweißen Gebäcks im eigensten Interesse nicht länger mitmachen nicht nur aus hygienischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. Würde man das ausländische, vielfach gebleichte Weizenmehl nicht vor dem inländischen bevorzugen, sondern statt dessen lieber mehr Rohweizen einführen, so würde dieser im Inland durch unsere hochentwickelten Müllereibetriebe verarbeitet werden. Vor dem Kriege wurde bei uns in Deutschland mehr Weizenmehl aus ausländischem Getreide erzeugt, als wir verbrauchen konnten; der Ueber- schuß ging wieder ins Ausland; die Kleie aber btieb als wertvolles und billiges Futtermittel zurück. So entstand in Deutschland eine blühende Mühlenindustrie, die vielen Tausenden von Arbeitern Beschäftigung gab. Seit man fertiges Mehl nach Deutschland einführt, fehlt sowohl die Kleie für die Landwirtschast wie die Beschäftigung für die Mühlenarbeiter. Gesundheitliches und wirtschaftliches Interesse fallen hier ausnahmsweise zusammen. Sie sollten sich verbünden, den erwähnten Modetorheiten ein Ende zu machen.

Eltern und Binder. Dlod) ein �Wort zur Sozialiftisrhen Faruilienkultur.

Mein AufsatzS o z i a l i st i s ch e F a m i l i« n k u l t u r" Hot mir eine ganze Anzahl von Briefen gebracht, die olle um dassetv« Problem gehen: dos Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Man stimmt mir zu, daß diese Fomilienkultur wünschenswert sei und auch theoretisch durchführbar scheine; aber Eltern und Halb- erwachsen« betonen immer wieder, daß in der Praxis die Dinge sich doch anders darstellten. Der Anschauungskreis der letzten drei in Wirklichkeit sind es nur zwei und eine halbe Generationen sei so grundlegend voneinander verschieden, daß sie nicht innerlich zusammenkommen konnten. Eltern schreiben, daß sie ja gegen die neuen Ansichten ihrer Kinder nichts sagen, daß sie sie aber auch nicht verstehen oder gar teilen könnten, und Kinder erklären, daß sie alle Höflichkeit, alle Achtung undauch" Liebe für die Eltern hätten: aber fremd sei man sich doch. Sind das nicht Zeugnisse seelischer und geistiger Armut, die man sich damit gegen- seitig ausstellt? Guter Wille und Erkenntnis der Ursachen der Verschiedenheit kann hier sicher manches bessern. Die Vorkriegsgeneration wuchs im Autoritätsglauben oder wenigstens unter Autoritätszwang auf, nach den Ueber- lieferungen der bürgerlichen Kultur. Di« Schule mit ihrem starren System unterstützt« diese Methode des Elternhauses auf das energischste. Ein Kind war einnoch nicht fertiger Mensch" also eigentlich etwas negatives. Und zwar wurde es säst als eine leblos« Sache angesehen, die man dadurch zum scheinbaren Wachstum bringen kann, daß man von außen her ihr Baustein« zufügt. Gewiß gab es einzelne Familien, in denen eine sozialistische Kultur auch bereits dem jungen Menschen zu seinem Recht zu verhelfen sucht«. Aber solche Fälle waren selten. Dann aber kamen Kriegsjahre. Neue Menschen wuchsen auf. Vaterlos und mutterlos. Vater lag im Schützengraben, Mutter drehte Granaten in der Fabrik. Die Kinder gingen ihre eigenen Wege, wurden eigenwillig, vielleichtschlechl". Ihnen fehlt« nicht nur Erziehung und Nahrung, ihnen fehlte vor allem das Heim. Der Frohsinn war in der Welt ausgestorben. Man jagte als Ersatz dunklen Vergnügungen nach, Kinder wie Erwachsene. Man hungert«. In diesen Kreis kehrte der Mann aus dem Schützengraben zurück, oft seiner Berufsarbeit entfremdet und dadurch verstimmt und verärgert. Von der Mutter hatte er vielleicht schon seit langem Klagebriefe über die Kinder erhalten, von Nachborn Anklagebriese gegen die Frau. Feindlich, kampfbereit stand sich die Familie gegenüber. Natur und Notwendigkeit knüpfte» vielfach wieder das Band zwischen Mann und Frau. Die Kinder blieben abseits, heimatlos, im besten Fall noch als Kostgänger in der Familie. Trotzdem haben gerade in diesen scheinbar schwersten Fällen die Jahre Heilung gebracht. Oft war das Geld ein wesentlicher Faktor hierbei. In den Inflatiosjahren fand die beweg- lichere, gewitzigte Jugend häufiger Möglichkeit zu lohnendem Verdienst als das Alier. Eltern schrieben das leicht besonderen Fähigkeiten der Kinder zu und erklärten sie sürbrauchbare Menschen". Aber aus diesem rein äußerlichen Anstoß erwuchs viel- fach eine innere Bindung. Es entstand eine Art schöner Kamerad- schastlichkeit zwischen Eltern und Kindern, voll Höflichkeit und Hilfsbereitschaft. Aber das letzte, tiefste Verstehen fehlte oft, da man sich erst zusammengefunden hatte, als auf beiden Seiten vollständig fertige Menschen standen. Jetzt wächst eine Jugend aus, die jene zu Eltern hat, die zwischen der Vorkriegs- und der Kriegsgeneration stehen. Der Krieg mit seinen gelockerten Moralbegrifsen und Lebensformen, dieses ewige Schwanken zwischen Not, Elend und Vergessen, ist an dieser Elterngeneration von heute ebensowenig ohne Eindruck vor- übergegangen wie die Revolution, in der sie auch ein Teil des Volkes waren, das sich zum neuen Menschentum bekannte. Aber irgendwo, im tiessten Grunde ihrer Seele schlummert noch eine Erinnerung an jene bürgerlichen Autoritäts- g e f ll h l e, die«inst die Form der Kindererziehung diktierten. lind diese innere Spannung macht die Eltern den Kindern gegen-

über hilflos und inkonsequent. Jeder absolute Maßstab fürgut" undböse" fehlt ihnen. Aber nicht alle Eltern erkennen, daß es in Wahrheit fürgut" undböse", fürrecht undunrecht" nie «inen solchen Maßstab gab oder geben kann Früher machte man es sich nur sehr bequem und beurteilt« die Handlungen der Kinder nach den Wirkungen, die sie für die Umwelt hatten ohne den Ursachen nachzugehen. Aber man sollte gerade nur nach den Ur- sachen fragen, wenn man Kindern und Jugendlichen gerecht werden will. Man wird erfreut sein, wie sehr sich bei solcher Betrachtung oft das Charakterbild eines jungen Menschen verschiebt. Pädagogen haben es seit Jahrhunderten erkannt, das Publikum findet sich heut« zu dieser Erkenntnis durch: die Seele des Kindes ist ein« Welt für sich, die wohl klein, aber doch völlig abgeschlossen ist und sich nur mit den Jahren weitet. Erzieher können zu der Klärung des Gesamtbildes dieser Welt beitragen, aber sie können ihr. ohne Schoden anzurichten, in keiner Epoche Fremdkörper«infügen. In der sozialistischen Familie sollte man sich dieser Tatsache am stärksten bewußt sein und nach ihr handeln. Damit wird man ein tiefes, festes Vertrauen zwischen Eltern und Kindern begründen weil eben immer das Verständnis zwischen Eltern und Kindern vorhanden ist. Diese letzte halberwachsene Kindergeneration ist die R e v o l u- tionsgeneration der Kinder. Di« Revolution klang als Fanfare in ihre Jugend und wurde dos Glaubensbekenntnis oft gerade der geistig Regsamen. Das Alter weiß, daß Revolution nur das letzte Mittel in der Not sein darf und die festeste Begründung dauernder, durchgreifender Aenderungen auf allen Gebieten am sichersten durch Evolution erreicht werden kann. Di« Jugend ober setzt an Stelle der Alterserfahrungen ihr Erlebnis und bekennt sich zu ihm. Aber diese Verschiedenheit der Wege, die doch schließlich. demselben Ziele zu wallen, ist nicht in einer.Verschiedenheit der Weltanschauung, sondern nur in einer Verschiedenheit der Temperamente begründet. Hier können durch sachlichen Meinungsaustausch und gemeinsame Lektüre entsprechender Werke Brücken geschlagen werden, über die sich zwischen Eltern und Kindern ein gegenseitiger, befluchtender geistiger Ausgleich vollzieht. Eltern, die abweichenden Meinungen der Kinder mit Hohn und Spott oder gar mit Verachtung begegnen, müssen sich selber an- klagen, wenn ihr« Kinder ihnen seelisch verloren gehen. Die Familie, die bewußt die Ideen des Sozialismus auch in ihr häusliches Leben trägt und mit den Kindern darüber diskutiert, wird kaum unter der Verständnis- losigkeit der Kinder zu leiden haben. Dagegen wird in indifferenten Famslien bürgerlicher oderauch"-sozialistischer Parteirichtung die Jugend sich oft ihre eigenen, abwegigen Pfade suchen. Am glücklichsten und am besten geleitet wird die Jugend sein, die in den Eltern die besten Kameraden sehen kann. Di« schweren Krisen der Entwicklungsjahre, denen kein Jugendlicher ent- geht, können nur im Aussprechen mit den Eltern zum geraden, un- komplizierten Abklinaen gebracht werden. Nur die Eltern haben im allgemeinen die Möglichkeit, ihr Kind zu beraten und es gleich- zeitig fortgesetzt zu beobachten. Denn die geistigen Symptome dieser Epoche sind bei iedem Kinde anders und verlangen bei jedem Kinde anderen Rat. Gerade an diesem Punkt des Lebens bedeutet ein Versagen der Eltern oft den unheilbaren inneren Bruch zwischen Eltern und Kindern. Wenn man also die Frage beantworten soll:Wie läßt sich der innere Zusammenhang zwischen Eltern und Kindern schaffen, der notwendig ist als Basis für unsere sozialistische Familienkultur?" so kann man es in einem einfachen Satz sagen:Entthront jede Autorität und setzt an ihr« Stelle Vertrauen, gegründet auf aeacnseitioes Verständnis." Eltern find so wenig vollkommen wie Kinder vollkommen sind. Daß man diese Tatsache vergoß over ignorierte und nur ausLiebe" undDankbarkeit" die Brücken von Eltern zu Kindern bauen wollte, mußt« bei jeder lleberbelastung zu einem Bruch führen. Nur über wirkliches Verstehen führt der sichere Pfad von Mensch zu Mensch. Trude E. Schulz.

Die Freie SGulgemeinde �Wickersdorf . Seit 1906 besteht die FSG und man kann wohl sagen, sie hat manchen Sturm erlebt. Nicht so lehr an ihren Skandalprozeß loll man dabei denken, als an die Kämpfe mit der wilhelminischen obersten Schulbehörde. Damals stellt« diele kleine Schulgemeinde wirklich etwas vor, bedeutete als Hort des Fortschritts für sich und andere etwas. Seit der Zeit hat sich aber vieles geändert. Nach dem Ende des Wyneken- Prozesses kamen interne Schwierigkeiten, die erst ihren Abschluß fanden, als eine voll- kommene Spaltung im Lehrer- sowohl als im Schülerlager sich voll- zogen hatte. Als natürliche Folge machte der damalige Direktor L u s e r k e eine neue Schule an der Nordsee(Die Schule am Meer") auf. Der Unterschied zwischen den beiden Schulen ist nicht ohne weiteres zu erkennen Die beiden Anstalten bekämpfen sich aber heftig. In Wickersdorf hat man sich eine neue Sensation ver- schafft, indem man Dr. P e l tz e r aus Stettin als Sportlehrer kommen ließ. Trotzdem kann man den inneren Verfall nicht ver- bergen. Die Ideale, für die man einmal gekämpft hat, sind Allge- meingut geworden. Die Idee der Zusammenarbeit des Schülers und Lehrers ist zum mindesten allgemein anerkannt. Di« Bedeutung der körperlichen Ausbildung der Jugend wird niemand mehr be- streiten. Koedukation aber hat man eigentlich nie als Problem in Wickersdorf betrachtet. Die Schulgemeinde hat als erste den Mut gehabt, auszusprechen, es ist absolut möglich, daß die Jugend als solche schöpferisch ist und Anregungen für alle bringen kann. Im kaiserlichen Deutschland war die Gründung einer so durchaus fortschrittlichen Schulgemeinde ein Wagnis. Die Anregungen, die von dort ausgingen, waren berechtigt und wertvoll. Die Mehrzahl der Gründer ist nicht mehr in Wickers- darf. Die noch dort sind, lind alt geworden. Sie waren Pioniere, sie haben den Weg geebnet sür ein« Zukunft, die ihrer nicht mehr bedarf. Die Freie Schulgemeinde aber muß neu« Wege zeigen oder verschwinden..._ 5. M. ProletarisGer Kulturkampf. Angesichts der heftigen Kämpfe, die durch die systematischen Vorstöße der Kulturreaktion heraufbeschworen worden sind, ist es von Wichtigkeit, die Ziele klar zu«rkermen, die sich. die. Arlwewchhiiji

in diesem ihr aufgezwungenen Kampfe stellt. Nichts wäre ver- liängnisooller, als sich durch die von gegnerischer Seite beliebte Parallele mit dem BismarckschenKulturkamps" von der Ver- tretung der kulturellen Interessen der Arbeiterschaft abdrängen zu lassen. Was die Sozialdemokratie als die Vertreterin der werktätigen Massen im Kampf gegen die Kulturreaktion anstrebt, hat nichts gc- mein mit den konfessionellen Kämpfen, die Bismarck unter der Maske des Kulturkampfes entfesselte. Sie sucht vielmehr trotz des Ansturms der Reaktion aus die Weimarer Verfassung die großen kulturellen Ziele des Sozialismus zu verwirklichen und die Zu- kunft der Arbeitcrklasie vor der Gefahr eines neuen geistigen Mittel- alters zu schützen. Diese Ziele, die jetzt insbesondere aus schul- politischem Gebiete in den Vordergrund treten, werden klar und deutlich umrissen in der Vortragsdisposition von Dr. K u r t L ö w e n- st c i nDer Kamps um die Schule", die in dem soeben erschienenen Septemberhest derA r b e i t e r- B i l d u n g" sder ständigen Bei- lag« derBücherwarte") veröffentlicht wird. Allen, die im Schul- kämpf aktiv hervortreten wollen, sei diese Disposition empfohlen. Auch die weiteren Beiträge des Heftes sind den zurzeit aktuellsten Fragen der Kultur- und Bildungsarbeit gewidmet. Heinrich H o f f m a,n n behandelt in seinem AufsatzArbeitersport und Ar- beiterbildung" die Beziehungen zwischen der Arbeiterbildung und der großen proletarischen Sportbewegung. Arthur Rüdiger schildert den systematischen Aufbau der Schulungsarbeit im Dresdener Bezirk. Dr. Ernst F r a c n k e l gibt eine Uebersicht über die neuere Arbeiterrechtsliteratur, indem er gleichzeitig die groß« Wandlung aufzeigt, die gegenüber den Problemen des Arbeitsrechts in der Arbeiterbildungsbewegung eingetreten ist. Im Septemberheft derB ll ch e r w a r t e" fesselt vor allem ein umfangreicher Aufsatz von Prof. Heinrich Cunow Wand- lungen der Völkerkunde", in dem die ungeheure Bedeutung der völkerkundlichen Forschung für das gesamte Gebiet der Gesellschafts- Wissenschaft geschildert wird. Zahlreiche Besprechungen aus dem Gebiet der erzählenden Literatur, der Erziehung, Gewerkfchafts- bewegung, Kulturpolitik, Kunst und Dichtung, Soualpolitik und Wirtschaftsgeschichte ergänzen den reichen Inhalt der Nummer. Die.NUchcrwarlc" mit BrilugrArbeiter. Bildun«" ist zum Preise von l-V» M. für!>ae Vierteljahr durch die Post, die Buchhandluna I. 6. ffl. Diest Rachf., Lindenstr. 2, und olleVorwSrts".<!xpcditionen zu beziehen. Einzel- nummern kosten 15 Pf. Der Reichoousfchuh für sozialistische Vildungoardeit, Berti» SS«. Lindenstr.», stellt Probenummer»»er» zur Lerfltgung.