Einzelbild herunterladen
 

* 390

Absender einer Reihe von anonymen Drohbriefen, die Kleemann und seine Angehörigen in letzter Zeit erhielten und die sie sich nicht erklären fonnten. Ob seine Angaben der Wahrheit entsprechen, be­darf noch der Nachprüfung. Der Vorfall hatte in der Gegend das größte Aufsehen erregt und bildete bis in den Abend hinein das allgemeine Gesprächsthema. Puschmann wird dem Polizeipräsidium eingeliefert werden.

Nur noch Skelette.

-

Durch Kokain zugrunde gerichtet. Vier menschliche Wracks wurden gestern Freitag früh von Kriminalbeamten in einer Fremdenherberge der Innenstadt auf gefunden, ein Apothekerlehrling, ein Kaufmann und zwei Arbeiter. Beamte der Dienststelle E. 7 hatten alle vier schon einmal betroffen, als sie Rots" fauften. Damals waren es noch frische Burschen. Sie wurden verwarnt und auf die Gefähr­lichkeit des Rauschgiftgenusses hingewiesen und versprachen auch hoch und heilig, daß sie davon ablassen würden.

Dieses Versprechen haben sie aber nicht gehalten. Im Gegen. teil, sie haben sich der unheimlichen Droge so ergeben und sich dadurch in einem Maße heruntergebracht, daß die Beamten sie kaum wieder­erlannten. Alle vier waren nur noch Skelette. Augen und Nase tränten ohne Unterbrechung, Arme und Oberschenkel waren mit Abzessen bedeckt, weil sie das Gift nicht nur geschnupft, sondern auch eingespritzt hatten. Die früher so fräftigen jungen Leute waren so schwach, daß fie fich faum noch auf den Beinen halten und nur mit Mühe nach dem Polizeipräsidium gebracht werden konnten. Sie ge­hören zu denen, die hoffnungsvoll aus der Provinz nach Berlin famen, weil sie glaubten, daß hier leicht Arbeit zu finden sei, und dann bald die schwerste Enttäuschung erleben und arbeitslos auf der Straße liegen. Die jungen Leute pflegen dann Fremdenherbergen aufzusuchen, um noch ein Unterkominen zu finden. Wenn ihre wenigen Groschen aufgezehrt sind, so gehen sie auf die Höfe fingen oder auch betteln. Hierbei und in den Herbergen selbst geraten sie in verkehrte Hände und verfallen dem Laster. Nachdem sie einmal gegen erbetteltes Geld oder andere Sachen Kofain eingetauscht hatten, fonnten sie es bald nicht mehr entbehren. Es fam so weit, daß sie das Geld, was sie auf den Höfen ersangen oder erbettelten, nicht mehr für Nahrungsmittel, sondern ausschließlich für das Rausch­gift ausgaben. Die ersten geringen Mengen verschrieben ihnen zwei Aerzte. Von diesen erhielten sie dann weitere Rezepte, die sie, um immer mehr zu bekommen, auch noch fälschten. Gegen die beiden Aerzte ist ein Strafverfahren eingeleitet worden, ebenso gegen den Apotheter, der die Fälschungen hätte erkennen müssen. Die jungen Männer wurden, nachdem sie auf dem Polizeipräsidium ver­nommen worden waren, vorläufig dem Wohlfahrtsamt überwiesen. Dieses wird sich mit ihren Eltern in Verbindung sehen, damit sie in die Heimat zurückfonimen.

"

Zur Bluttat von Arensdorf.

Der geisteskranke" Mörder.

-

Die Beobachtungen des vor acht Wochen in eine Irrenanstalt übergeführten Mörders Schmelzer, der im Juni in Arensdorf auf eine Gruppe fahrender Reichsbannerleute mehrere Schüsse abgab und zwei Todesopfer auf dem Gewissen hat, sind wie der Soz. Pressedienst" erfährt jetzt abgeschlossen. Schmelzer ist inzwischen wieder in das Untersuchungsgefängnis Frankfurt an der Oder eingeliefert worden. Die ärztlichen Gutachten sind in den nächsten Tagen zu erwarten. Es verlautet, daß in ihren wesentlichen Bunkten die Berufung Schmelzers auf den§ 51 des Strafgesetz­buches( Unzurechnungsfähigkeit) als nicht zu Recht bestehend nachgewiesen wird.

Wieder Radau im Apollo- Theater.

Im Apollo Theater tam es gestern abend zu turbulenten Szenen. Die Vorstellung wurde plöglich abgebrochen, als den Schauspielern bekannt wurde, daß die ihnen versprochenen Gagen

nicht gezahlt würden. Die erregten Theaterbesucher, die ihr Geld zurück haben wollten und eine drohende Haltung einnahmen, wurden von der Polizei zerstreut.

Die Vollmacht eines Geisteskranken.

Interessante Rechtsfragen wurden vor der Großen Straffammer des Landgerichts I , die unter Vorsitz des Landgerichtsrats Nimbach tagte, aufgerollt. Cin Möbelfabrikant D. war vom Schöffengericht wegen Wechselfälschung zu sechs Monaten Gefängnis ver­urteilt worden. Sein damaliger Berteidiger hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt und diese auf das Strafmaß beschränkt. In­zwischen war der Angeklagte durch Medizinalrat Dr. Störmer auf seinen Geistes zustand untersucht und für geistestrant er­flärt worden. Der Staatsanwalt stellte sich in der Berufungsver handlung auf den Standpunkt, daß die Berufung schon deshalb ver­worfen werden müsse, weil ein Geistesfranker Vollmacht zur Ein­legung der Berufung erteilt habe, und daß deshalb keine rechtsgültige Bollmacht vorliege. Der für die zweite Instanz bestellte neue Ver teidiger stellte sich auf den Standpunkt, daß bei der Bollmacht. erteilung durch einen Geisteskranken die zivilrechtliche und die straf­rechtliche Seite streng auseinandergehalten werden müßten. In strafrechtlicher Beziehung sei aus öffentlich- rechtlichen Gesichtspunkten die Vollmacht, eines Geisteskranken rechtsgültig. Die Berufungs­fammer schloß sich diesem Standpunkt an. Eine weitere rechtliche Schwierigkeit ergab sich daraus, daß der erste Verteidiger die Be­rufung auf das Strafmaß beschränkt hatte. Der neue Verteidiger machte aber geltend, daß ein Auftrag des Geisteskranken zur Be­schränkung der Berufung, die eine Nachprüfung seiner zurechnungs­fähigkeit unmöglich gemacht haben würde, nicht vorgelegen habe. Der frühere Verteidiger habe ohne Auftrag des Angeklagten und gegen dessen Willen die Berufung beschränkt. Auch nach dieser Richtung hin hatte die Verteidigung Erfolg, und der Angeklagte wurde aus § 51 freigesprochen.

Papier und Preßkohlen statt Wäsche.

Mit einem alten Trid arbeitet wieder ein Schwindler in Neu­fölln. Gestern vormittag wurde eine Frau aus der Delbrückstraße an der Ecke Richard- und Schönweider Straße von einem Manne angesprochen, der ihr Bettwäsche anbot. Ein verschnürtes Pafet, das er bei sich trug, sollte fünf große und fünf kleine Bezüge ent­halten und nur 15 Mark fosten. Weil die Frau Wäsche brauchte, so ging sie auf den Handel ein, öffnete auf einem Hausflur das Paket an einer Stelle und glaubte auch, 10 Bezüge darin zu sehen. Sie zahlte die 15 Mark, ging hocherfreut nach Hause und entdeckte dort, daß ihr Einkauf nur aus einem einzigen Stüd Leinwand, einem Baden Papier und 5 Preßfohlen bestand. Der Schwindler ist etwa 30 Jahre alt, hat ein rundes Gesicht und einen schwarzen Schnurrbart und trug ein schwarzen Schlapphut und einen dunklen Anzug. Bei sich hatte er einen gelben Koffer mit Messingbeschlag. Er spricht Berliner Mundart.

Ein Achtzigjähriger. Christoph Eidinger, auch einer der clten Garde der Partei, wird heute achtzig Jahre alt. Er wurde 1847 zu Kepproden, Ostpreußen , geboren. 1872 fam er zur Partei, der er seitdem ununterbrochen angehört. Im Jahre 1878, zur Zeit des Sozialistengesetzes, wohnte er mit seiner Familie in Königs berg i. Ostpr. Seine Kampfnatur wirfte sich erst recht gerade unter diesem Gesetz aus. Er wurde dann auch gemaßregelt. Da ihm niemand mehr Arbeit gab, mußte er mit seiner Familie Königsberg verlassen. Er wandte sich nach Berlin , um hier noch mit größerem Eifer für die Partei zu wirken. Troz seines hohen Alters geht er noch heute seiner Beschäftigung als Tischler nach. Nach wie vor beteiligt er sich, einer der regsten, im 28. Bezirk der 92. Abteilung an der Kleinarbeit. Wir bringen dem alten waderen Kampfgenossen unsere besten Wünsche dar und geben der Hoffnung Ausdruck, daß es ihm noch recht lange vergönnt sein möchte, im Kreise seiner Lieben und seiner Parteigenossen zu leben und zu wirken.

Die Flugzeugkatastrophe bei Schleiz .

Sechs Todesopfer. Die Ursache noch nicht festgestellt.

Schleiz , 23. September.

Das furchtbare Flugzeugunglüd, dem die Berlin - Münchener Maschine der Deutschen Lufthansa bei Schleiz zum Opfer gefallen ist, hat, wie jetzt feststeht, insgesamt sechs Todesopfer ge­fordert, denn auch der Bordmonteur Feiler, der ursprünglich als einziger von allen Infaffen nur schwer verletzt sein sollte, wird jetzt als tot gemeldet. Im übrigen erfahren wir über diese Katastrophe, die schwerste seit dem Bestehen der deutschen Berkehrsfliegerei, folgende Einzelheiten:

Bei ziemlich günstigem Flugwetter hatte der Dornier- Merkur auf seinem gewohnten Kurs von Leipzig fommend um 9,50 Uhr die Stadt Schleiz überflogen und nahm Richtung auf Bayreuth . Die Maschine flog über der Stadt anscheinend ganz ruhig in einer Höhe von 600 bis 700 Meter, der üblichen Flughöhe beim Passieren des Thüringer Waldes . Kurz hinter der Stadt wollen aber bereits Landleute, die auf den Feldern beschäftigt waren, bemerkt haben, daß irgend etwas an dem Flugzeug nicht in Ordnung war, und einige Augenzeugen behaupten, daß an der linten Tragfläche etwas geflattert habe, als ob dort irgendeine Beschädigung, vielleicht ein Lösen der Verbindungsklappe, ein­getreten sei. Von unten hatte es den Anschein, als ob aus diesem Grunde der Pilot zu einer Notlandung ansehen wollte, denn die Maschine neigte sich etwas, als wenn sie zum Gleitflug ansehen wolle. Im nächsten Augenblick sahen aber die Leute zu ihrem Entsehen, daß der Eindecker sich völlig auf den Kopf stellte und, sich mehrmals um seine Längsachse drehend, mit furcht barer Geschwindigkeit sentrecht abstürzte. lautem Krach prallte die Maschine etwa 150 meter von der Haupt­chaussee Leipzig- hof, etwa 15 Minuten Wegs südlich von Schleiz , auf einem Gelände auf, das den Namen Auf der Seng" trägt. Der vordere Teil des Flugzeugrumpfes mit dem Motor bohrte sich tief in den Acerboden ein, wobei die Maschine völlig in Trümmer aing. Nach einer sich auf den Bericht eines Augenzeugen stützenden Meldung soll das linte Tragded noch in der Luft abgebrochen sein. Tatsächlich wurde die Fläche in verhältnismäßig wenig be­schädigtem Zustande etwa 30 Meter von den übrigen Trümmern entfernt aufgefunden. Die zur Hilfe Herbeieilenden, die sofort die Polizei und Aerzte in Schleiz alarmierten, mußten bald erkennen, daß jeglicher Beistand für die meisten Insassen zu spät fam. Fürchter lich verstümmelt lagen die vier Fluggäste in den Trümmern der Kabine, während der Pilot und der Bordmonteur auf dem Führer­fig eingeklemmt waren.

Ein Augenzeugenbericht.

Mit

Wie Augenzeugen zu dem heutigen Flugunglück bei Schleiz berichten, konnte bereits, als das Flugzeug von Norden nach Süden die Stadt Schleiz überflog, festgestellt werden, daß der linke Flügel des Flugzeuges stärker herabhing als der rechte. Man fah dann plötzlich, wie das Flugzeug anfing zu trudeln und wie der Führer augenscheinlich nach einem günstigen Landeplay suchte, bis die Maschine aus steiler Höhe abstürzte. Landwirte, die in der Nähe des Luftschlößchens Heinrichsruhe an der Straße Schleiz- Hof ar­beiteten, sahen, wie sich das Flugzeug unweit der Straße tief in den Acerboden einbohrte und wie im nächsten Augenblick eine Explosionsstichflamme emporschoß, um dann allerdings bald zu ver­löschen. Von allen Seiten eilte Hilfe heran. Die Schleizer Polizei nahm die notwendigen Absperrungsmaßnahmen vor. Die herbei­geeilten Aerzte fonnten jedoch keine Hilfe mehr bringen. Der An­blick der Unfallstelle bot ein grauenerregendes Bild: Ein Haufen wild durcheinandergemischter Gestänge. 22 Meter abseits lag der ab­gebrochene Flügel. Die Mittagsstunden brachten von allen Seiten starten Zulauf: mit Rad, Wagen und Auto eilten Schaulustige

herbei.

Die Untersuchung der Katastrophe.

Schleiz , 23. September.

die etwa 20 bis 30 Meter vom Hauptteil des Flugzeugs entfernt liegt. Es steht jedoch schon fest, daß die Augenzeugenberichte, wo­nach der Flügel bereits in der Luft abgebrochen sei, mit größter Vorsicht aufgenommen werden müssen. Jedenfalls hat der bisherige Befund der Sachverständigen einen Beweis für diese Annahme noch nicht erbracht. Die Maschine ist offenbar aus einer Höhe, für die die Angaben zwischen 150 und 300 meter schwanken, abgestürzt. Sie hat sich dann mit der Spitze unter furchtbarem Aufprall in den Boden eingegraben. Auch die Berichte, daß der Propeller erst in der Luft zersplittert sei und eine Strebe zerschlagen habe, werden zunächſt als nicht bewiesen angesehen. Man neigt vielmehr der Auffassung zu, daß der Propeller erst auf dem Erdboden zersplittert sei. Dafür sprechen auch durchaus die starken Erdkruften an den gefundenen Propellerteilen. Da es gegen 7 Uhr abends bereits sehr stark dun­felte, mußte die Untersuchung abgebrochen werden. Sie wird morgen fortgesetzt. Irgend etwas Endgültiges läßt sich nach der Angabe der Sachverständigen vor morgen überhaupt nicht sagen, wenn es über­haupt gelingt, die wirkliche Ursache des Unglücks aufzuflären. Staatsanwaltschaft und Polizei haben die Trümmer des Flugzeugs mit Beschlag belegt, bis die Untersuchungen der Sachverständigen abgeschlossen sind. Im Laufe des Abends wurde die Unglücksstelle von der Polizei in weitem Kreis durch einen provisorischen Zaun abgesperrt.

Wie die Deutsche Lufthansa mitteilt, hat fie fofort nach Bekanntwerden des Flugzeugunglücks drei Flugzeuge an den Unglücksort abgeschickt, um den völlig unerklärlichen Grund des Unfalls zu untersuchen.

Die Dornierwerke zu dem Flugunglück.

Bei den Dornier- Metallwerken in Friedrichshafen hält man es, wie eine telephonische Rückfrage der Telegraphenunion ergibt, für ausgeschlossen, daß das Unglück bei Schleiz durch einen Flügel­bruch verursacht worden sei. Die Dornier- Werke schicken daher noch heute einen Ingenieur zur Unfallſtelle, der genaue Feststel lungen machen soll. Wenn tatsächlich ein Flügelbruch die Ursache des Unglücks sein sollte, so könne dies jedenfalls nicht auf die Konstruktion des Flugzeuges zurückgeführt werden, sondern könne nur auf einen Vorbereitungsfehler vor dem Start beruhen. Es sei daher nicht ersichtlich, weshalb im Gegensatz zu den sonstigen Gepflogenheiten der Typ und der Hersteller des Flugzeuges in der Unglücksmeldung ausdrücklich genannt worden seien.

Zum Tode v. Malhans.

Die Nachricht in Washington und Genf . Washington , 23. September. Staatssekretär Kellogg würdigte auf die Nachricht von der Flug­zeugkatastrophe bei Schleiz hin die Verdienste des dabei ums Leben gekommenen deutschen Botschafters v. Malzan in warmen Worten. Er führte unter anderem aus: v. Malyan hat hier in Washington feine Fähigkeiten bewiesen, wie er sie schon vorher in Berlin be wiesen hatte. Was er hier in den Vereinigten Staaten außerhalb seiner Amtspflichten noch anstrebte, war, erneut herzliche Bezie hungen zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Bolke zu schaffen. Seine Bemühungen waren in hohem Maße von Erfolg gefrönt. In den ganzen Vereinigten Staaten war er eine all­gemein bekannte und beliebte Persönlichkeit.

Genf , 23. September.

Die Nachricht von dem Absturz des Botschafters v. Malzan wurde im Laufe der heutigen Mittagstunden hier bekannt. Die Nachricht ist von sämtlichen Mitgliedern der deutschen Delegation mit tiefster Erschütterung und größter Teilnahme aufgenommen worden. Dr. Stresemann selbst weilte zu Mittag bei der belgischen Delegation zum Frühstück und erhielt die Nachricht erst spät. In Kreisen der Delegation weist man einheitlich auf den außerordentlich schmerzlichen Verlust hin, den die deutsche diplomatische Vertretung im Auslande durch den Tod des Botschafters erlitten hat. Wie verlautet, hatte der Botschafter v. Malgan ursprünglich die Absicht, sich am 20. d. m. bereits in Hamburg nach Amerita ein­zuschiffen, da er die Rückkehr Dr. Stresemanns nach Berlin Ende Aus bisher noch unbekannten Gründen hatte der Botschafter jedoch des Monats aus dienstlichen Gründen nicht mehr abwarten konnte. diese Absicht aufgegeben und die Flugreise nach München angetreten, Die deutsche Delegation hat auf die Nachricht hin sofort die Teil­nicht ausgeschlossen, daß Reichsaußenminister Stresemann seinen Aufenthalt in Genf infolge des Trauerfalles abkürzen wird.

Gegen 7 Uhr abends gelang es, auch den Piloten und den Bord: monteur des verunglückten Flugzeuges aus den Trümmern heraus­zuziehen, so daß nunmehr alle Leichen geborgen sind. Sie werden im Laufe des Abends nach der städtischen Leichenhalle in Schleiz gebracht. Die Polizei ist gleichzeitig damit beschäftigt, die bei den Toten gefundenen persönlichen Ausweise und Wertsachen zu ordnen. Nachdem bereits im Laufe des Nachmittags Ministerialrat Müh- nahme an sämtlichen Festlichkeiten in Genf abgesagt. Es erscheint lig Hofmann vom Reichsverkehrsministerium an der Unglücks­ſtelle eingetroffen ist, tamen gegen Abend auch zwei Vertreter Schleiz an. Sie begannen sofort mit der Untersuchung der Flugzeug­der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in trümmer, um die Ursachen des Unglücks aufzuklären. Bis jetzt läßt sich nur sagen, daß die Untersuchung außerordentlich chwierig ist. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Kommission naturgemäß der abgebrochenen Tragfläche des Flugzeugs,

Autounglüd bei Potsdam . Gestern abend gegen 8 Uhr fuhr der Kaufmann Karl Ramel aus Neukölln, Weserstr. 45, von Werder her im Auto in der Richtung Potsdam . Am Kilometer­stein 35 an der Potsdamer Pirschheide kam dem Kraftwagen ein Radfahrer entgegen. Der Führer des Autos bremste mit aller Ge­walt. Dabei stürzte der Wagen in den linken Chauffeegraben. Der Führer, die Gattin des Kaufmanns und eine andere Insassin des Autos wurden schwer verlegt und in das St. Josephs: Krankenhaus nach Potsdam gebracht. Der Radfahrer, namens Heinrich Luther, der von dem Auto angefahren worden war, wurde ebenfalls schwer verletzt in das Krankenhaus geschafft.

Funkwinkel.Z

Beileidskundgebungen.

Bom Reichspräsidenten, Reichskanzler und von zahlreichen amt. lichen Stellen gingen der Witwe des verunglückten Botschafters v. Malyan Beileidskundgebungen zu.

Berliner Papiermesse.

Der Reichsbund deutscher Papier - und Schreib. warenhändler" hatte zu gestern die Berliner Presse zu einer Besichtigung der 28. Berliner Papiermesse eingeladen. Im Saal. bau Friedrichshain haben über 200 Berliner Firmen ihre Waren ausgestellt. Vom einfachsten Briefbogen bis zu den feinsten Kassetten, von der einfachen Buchführung bis zur modernsten Kartei­buchführung ist alles aus der Bapierausstattungsbranche vertreten. Drdner, dort ein neues mit allen Schikanen ausgestattetes Notizbuch Auch unzählige Neuigkeiten sind zu sehen. Dort wird ein neuer erklärt. Ein Gang durch die einzelnen Stände lohnt sich. Leider wurde, wie so häufig in lezter Zeit, die Presse zu einer Zeit ein­geladen, als an den meisten Ständen noch gehämmert und ge­zimmert wurde. Ueber Kisten und Kasten durfte man hinwegsteigen und sich über jeden Stand freuen, der schon fertig aufgebaut war,

Alt- Berlin. Auf vielseitigen Wunsch beginnt das Bezirksamt Schöneberg wieder mit den Führungen zu den vergesse. nen Winkeln des ältesten Berlin . Die nächste Führung ist am Sonntag, dem 25. September d. 3. Der Schriftsteller Georg Bamberger, der wie bisher die Führungen leitet, läßt in seiner geistvollen und humoristischen Art das Berlin der vegangenen Jahr­hunderte und fein Leben und Treiben vor unseren Augen erſtehen. Treffpunkt: 11 Uhr auf dem Spittelmarkt, Ausgang Untergrund­ bahn . Teilnehmerkarte 50 Pf.

3entral- Auskunftsbureau des Ausstellungs-, Messe- und Fremden­Ab Montag: Verkehrspavillon Unter den Linden. Nachdem das verkehrsamtes der Stadt Berlin in der Neuen Autohalle am Kaiser­damm bereits gelegentlich der Funkausstellung eröffnet wurde, soll jetzt auch das zweite Bureau in der City Berlins dem Verkehr übergeben werden. Wie wir hören, ist der von dem Architekten Dr. Paul Mahlberg geleitete Umbau des früheren Verkaufs­häuschens an der Kreuzung der Friedrichstraße und Unter den Linden soweit fertiggestellt, daß seine Inbetriebnahme am fommen­den Montag erfolgen wird.

der Dichterakademie" mit den künstlerischen Porträts von Hermann Kasad beendete seine Vortagsreihe Köpfe Bahr, Halbe, Schönherr, Molo, Kolbenheyer . Bahr ist der Typ eines liebenswerten Literaten, der für alles Neue Begeisterung, aber nicht immer die nötige Kritik aufbringt. Schönherr verdankt seine Weibsteufel". Mar Halbe, Dichter Jugend", steht ebenfalls über Berühmtheit den Bühnenwerken Glaube und Heimat" und" Der bloßem Unterhaltungsniveau. Walter von Molo , der von Kasack treffend als ,, Dialektiker der Seele" charakterisiert wurde, ist Schrift ſteller im besten Sinne des Worts. Kolbenheyers Epif wurde von Rasad recht hoch eingeschätzt. Der Vortragende kam in der Zu­sammenfassung seiner Betrachtungen zu dem Schluß, daß es für die Dichterakademie nötig werde, fich zu entscheiden: entweder für Ehrung des Alters oder für Ehrung der Auslese der deutschen Dicht kunst unserer Zeit. Er warf die Frage auf: Wenn heute Hölderlin , Kleist, Büchner lebten, wären fie Mitglieder unserer Dichterakademie geworden? Eine Vortragsreihe Politit als Kunst und Wissenschaft" begann Dr. Emil Leimdörfer. Der erste Vortrag Was ist Politit" war recht unpopulär angelegt. S. Pfeiffer vertrat in seinen Ausführungen über Moderne Erziehungsfragen" Ansichten über das Wesen der Strafe", die nicht den Beifall aller Funkhörer gefunden haben dürften. Der Abend brachte Unterhaltungsmusif, bei der Jubiläum. Der Lagerverwalter Hermann UITenboom, Lichtenberg , das Einödshofer Orchester und die sympathische Sopra- Serabergstr. 26, Lefer unferes Blattes, feierte am 20. September fein 85jäh riges Arbeiteriubiläum bei der Firma Vereinigte Seifenfabriten niftin Elsa Schumann mitwirften. Binder u. Ketels,

-

"

Zes.

Sozialistische Arbeiterjugend. Die SAJ. Groß- Berlin führt heute, Sonnabend, dem 24. Sept. um 18 und 20 Uhr, in der Festballe der Aus­stellung Das junge Deutschland " im Bart des Schloffes Bellevue( Ster garten, Großer Stern), eine Veranstaltung durch. Neben dem Singfreis der SAJ werden durch die Spielschar einige Szenen aus dem Sommer nachtstraum von Shakespeare dargeboten. Eintrittspreis für Erwachsene 50 Pfg. Jugendliche 30 Big.