wertschastskvngrefl« Beschlüsse fassen. Paeplow hat es sa in seinem Schlußwort bekannt, daß er wohl anders gehandelt haben würde, wenn er in diesem Punkte schon vor dreißig Jähren so klar gesehen hätte. Es sind aber bei weitem keine 3V Jahre her, als der frühere Verband der Steinsetzer durch Vermittlung des ver- ftorbenen Genossen Ebert beim Bauarbeiterverband an- klopfte, aber mit einer entschiedenen Geste Bömelburgs ab- gewiesen wurde. Man darf im Baugewerksbund nicht über- sehen, daß man sich dort zum Jndustrieoerband bekehrt hat mehr unter dem Druck äußerer Umstände als einem inneren, wirtschaftlichen Zwange folgend. Denn das Baugewerbe ist zum großen Teil heute noch Kleingewerbe, darin hat W o l g a st recht. Welche wirtschaftliche Bedeu- t u n g diesen Zwergbetrieben zukommt, ist freilich eine andere Frage. Ebenso sicher ist es, daß auch im Baugewerbe die Kapitalkonzentration— zum Teil sogar unter dem Druck der Konkurrenz der Bauhütten— mit Riesenschritten vorwärts geht. Auch im Baugewerbe geht die Entwicklung zum Industrieverband. Der Baugewerksbund ist also auf dem rechten Wege. Es kann gar kein Zweifel darüber bestehen, daß alle Arbeiter des Bauberufs, eines Tages in einer Einheitsorganisation beisammen seln werden. Diese unausweichliche Entwicklung zum Industrieoer- band kann man beschleunigen oder verlangsamen. Die Debatte in Dresden — die ja nur den Niederschlag vorange- gang�ner Ereignisse und ereignisträchtiger Absichten ist— hat ftek Entwicklung gewiß nicht beschleunigt. Dem Bundestag gingen die Verbandstage der Berufs- gruppen voraus, die im Baugewerksbund vereinigt sind. Diese Tatsache zeigt, daß auch in einer Einheitsorganisation die Berufsgruppen ihr Eigenleben haben. Hier ist der Bau- gewerksbund weiter gegangen als manche andere Industrie- organisation. Man verdirbt aber die propagandistische Wir- kung dieser Verbandstage, wenn man die noch fernstehenden Berufsgruppen sozusagen gewaltsam davon überzeugen will» daß sie sich dem Baugewerksbund anschließen müssen. Jndustrieorganisationen werden nicht durch Anschluß, sondern durch Zusammenschluß. Die Zahl spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Im Gewerkschaftskompf kann ein? kleine Berufsgrupve unter Umständen eine entscheidende Rolle spielen, vorausgesetzt, sie steht in einem Jndustrieoerband. Die Gewerkschaften müssen Demokraten der Tat sein. Das gilt besonders bei der Entwicklung zum Industrie- verband. Und wenn Graßmann im Namen des ADGB. betonen mußte, daß alle, auch die kleinen Verbände Anspruch haben auf den Schutz des ADGB. , so zeigt das am besten, daß man im Baugewerksbund, im Feuereifer für die gute Sache, die demokratischen Grundregeln des Gervcrkschastsbundes zwar nicht verletzt, aber manchmal als guautitä ndgligeadie be- trachtet hat. Auch in dem Gewerkschaften kommt es eben nicht nur daraus an, was man will, sondern was man z u wollen scheint. Runü um üas Schulgesetz. Was wollen die Dcutschnationalcn? An dem Keudellschen Schulgesetzentwurf herrscht im Lager der Reaktion durchaus keine ungeteilte Freude. Selbst die engste politische Gefolgschaft des derzeitigen deutschnatio- nalen Reichsinnenministers ist nicht emhesilich für dieses Monstrum eines Gesetzes, das die Verfassung auszuführen behauptet, sie in Wirklichkeit jedoch auf den Kopf stellt. So hat jetzt der Landesausschuß der Deutschnationalen Partei Badens eine Entschließung gefaßt, die in ihren beiden ersten Absätzen die Vorlage der Reichsregierung zu verteidigen sucht, dann aber schließt: Der überwiegende Teil der deutschnationalen Wählerschaft Badens fordert jedoch die Erhaltung der heute in Baden bestehenden S ch u l s o r m.
Die Schukform, die man beschekdenerweise nicht nennt, ist die Simultanschule. Sie soll nach Keudells Entwurf in wenigen Iahren beseitigt werden. Die Deutschnatio- nalen Badens sind dagegen. Was wird Keudell nun tun? Die Frage ist um so mehr berechtigt, als auch der Rechtsblock in Thüringen nicht gewillt ist, den Wünschen der klerikalen Reaktion in vollem Umfange Rech- nung zu tragen. Die Thüringische Landesregierung hat im Reichsrat folgende Anträge von grundsätzlicher Bedeutung gestellt: Die Volksschulen sind nach Bekenntnissen nicht getrennte Schulen(Gemeinschaftsschulen), soweit st« nicht nach näheren Bestimmungen dieses Gesetzes Bekenntnisschulen oder b-kenntnis» freie Schulen(weltliche oder Weltanschauungsschulen) sind oder werden. In den Länbeirn Baden, Thüringen , Hessen , sowie im ehemaligen Herzogtum Nassau bleibt die dort gesetzlich be- stehende nach Bekenntnissen nicht getrennte Volksschule bis auf weiteres erhalten, soweit nicht durch Landesgesetze die Durch- führung dieses Gesetzes angeordnet wird. Auch hier also nicht anders wie in Preußen und Baden eine klare Absage an den Rechtsblock! In Thüringen und im badischen Musterländle sind es gerade die Deutschnatio- nalen, die nicht mitmachen, die Hüter„christlichen und nationalen Volkstums". Man kann gespannt sein, was der Rechtsblock im Reich gegen diese Einwände geltend machen wird, nachdem er sich über die Proteste der Republikaner und der freiheitlichen Schulbewegung mit der Geste päpstlicher Unfehlbarkeit hinweggesetzt hat. die„Kreuz-Zeiftmg' ruft nach den ölschöfen. In einem Leitartikel der„Kreuz-Zeitung " schlägt Dr. Heinrich Klinkenberg Alarm über die preußischen Schulanträge, durch die, wie des näheren ausgeführt wird, der Keudellsche Entwurf„fast in sein Gegenteil verkehrt" würde. Die preußischen Koalitions- minister hätten sich, gleichviel ob sie diesen Anträgen zustimmten oder sie auch nur duldeten, zum Dortmunder Katholikentag in Gegensatz gestellt. Gingen die preußischen Anträge durch, dann würde die Be- kenntnisschule zwischen die Simultanschule und die weltliche Schule „eingekeilt", und dann würde sich zwar die katholische Bekennt- nisschule noch eine Zeit lang halten können, aber nicht die evan- g« l i s ch e. Der Berfasser fordert die Zentrumspresse auf, zu den preußischen Anträgen Stellung zu nehmen. Aber das ist ihm nicht genug, er will auch wissen, wie die Bischöfe zu ihnen stehen. Es sei anzu- nehmen, daß sie vor diesen Anträgen gewarnt hätten, darüber tue schnell« Aufklärung not. Am liebsten wäre es dem Berfasser offen- bar, wenn die Bischöfe dem Zentrum befehlen würden, auch in Preußen Bürgcrblockpolitik zu machen.
vor öen heflisttzen£anütagswah!en. Vorverlegung des Wahltags. Darmstadt , 27. September. (Eigenbericht.) In der Dienstagssitzung des hessischen Land- t a'g e s gab Slaatsprästdent Ullrich davon Kenntnis, daß er den stellvertretenden Minister Hirnberger als Nachfolger pes ver- storbenen Ministers o. Brentano zum Minsster des Innern und der Justiz berufen habe. Die Berufung wurde von dem Hause ein- stimmig genehmigt. Mit qualifizierter Mehrheit wurde dann ein verfassungsändern- des Gesetz, das wegSn der Vorverlegung des Wahltermins auf den 13. November notwendig geworden ist, angenommen. In diesem Gesetz wird bestimmt, daß der neue Landtag vor dem Ablauf des gegenwärtigen Parlaments gewählt werden soll. Ein demokratischer Antrag, die Wahldaüsr von 3 auf 4 Jahr« zu verlängern, erhielt nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit, da Sozialdemokraten und Kommunisten dagegen stimmten. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde die Regierung noch ermächtigt, für den Wohnungsbau ein« Auslandsanleihe in Höhe von 4 Millionen Mark und für Meliorationen eine Anleih« von 2 Millionen Mark mifzunehmen.
Kommunisten zum Strafgesetz. Ein merkwürdiger Anirng. In der weiteren Beratung des Strafgesetzausschusses de» Reichs- tages wurde am Dienstag§ 8 des Entwurfs beraten, nach welchem eine Tat an jedem Ort begangen ist, wo stch der T a t b e st a n d der strafbaren Handlung ganz oder zum Teil verwirklicht hat oder im Falle des Versuches noch dem Vorsatz des Täters verwirklichen sollte. Genosse Levy wendete sich gegen diese Fassung des§ 8, indem er auf die Gefahr hinwies, daß sich auf Grund einer so weitgehenden Be- stimmung jedes Gericht in Deutschland für zuständig erklären könnte. Denn wenn es nun darauf ankommt, ob es möglich sei, daß «ine strafbare Handlung an einem bestimmten Ort begongen werden sollte, könne bei der jetzigen Zusammensetzung der Gerichte leicht der Zustand eintreten, daß die Staatsanwaltschaften verschiedener Gerichte Strafverfahren einleiten. Abg. kahl(D. Vp.) erwiderte, daß man mit Mißtrauen gegen die Gerichte und Staatsanwaltschaften nicht zu weit gehen soll. Nach längerer Debatte wurde der sozialdemokratische Antrag auf Ein- schränkung des Z 8 gegen die sozialdemokratischen, kommunistischen und demokratischen Stimmen abgelehnt. Dann wendete sich der Ausschuß der Beratung eines k o m m u- n i st i s ch e n Antrages zu. der. soweit er einen richtigen Kern enthält, an eine spätere Stelle der Beratungen gehört, im übrigen aber recht merkwürdig ist. Di« Kommunisten beantragten nämlich, auszusprechen, daß die Strafgesetze nicht anzuwenden seien erstens auf Handlungen von Personen unter 1(5 Jahren, zweitens auf Handlungen von Personen— über 70 Jahren, es fei denn, daß sie im politischen Leben stehen oder die Handlungen aus sittlicher oder politischer Ueberzeugung begangen haben, drittens auf die durch die Reichsverfaslung geschützten Aeußeningen der freien Meinung, viertens auf Handlungen, deren BeraMwor- tungsfreiheit durch die Reichsverfassung bestimmt ist. Abg. koenen begründete diesen Antrag, enstesselte aber allge- meine Heiterkeit, als er scheinbar ernsllich vorschlug, alle über Siebzig- jährigen immer und für alle strafbaren Handlungen für straffrei zu erklären, dagegen bei politischen Delikten Bestrafung eintreten zu lassen. Man rief ihm zu: K l a r a Z e t k i n? Abg. kahl wendete sich gegen diesen Antrag, den er mit Recht als ein Unikum bezeichnete. Abg. Barth(Dnatl.) wünschte die Einarbeitung der Bestimmun- gen des Iugendstrafrcchts in das allgemeine Strafrecht. Genosse Rosenselv trat dem entgegen, indem er es als Fortschritt bezeichnet«, daß die besonderen Straf- und Erziehungsvorschristen für Jugendlich«, getrennt vom allgemeinen Etrasrecht. geregelt würden. Die Reform des Jugendrechts setnot- wendig, sie müsse aber außerhalb des Strafgesetzes erfolgen. Den kommunistischen Antrag über die Siebzigjährigen lehnte unser Redner als einen lächerlichen Vorschlag ab, auch wegen ver Unmog- lichkeit, Kriminelle straflos zu lassen, bei politischen Delikten aber Bestrafung zu ermöglichen. ,,,. Genosse Landsberg wies daraus hin, daß tue Heraufsetzung des Jugendstrafalters an einer anderen Stelle des Gesetzes zu behandeln fei. daß die anderen Bestimmungen schon in der Verfassung geregelt seien Der Antrag auf Straflosigkeit der über Siebzigiahrigen wurde zur Folge haben, daß ein alter Satan, der gewohnheitsmäßig auf Kinder Jagd mache, straflos fei. und das müßte entschieden abgelehnt werden.. � Der kommunistische Antrag wurde dann mit allen Stunrnen gegen die zwei Kommunisten abgelehnt, wobei der Zlusschuß sich aber ausdrüeNich vorbehielt, über die Heraufletzung des Jugend- schutzalters später zu beraten._____ Die Beratung der folgenden Paragraphen wurde aus Mittwoch vertagt.__ Mrths Sondetfonserenj. Wie die„Kölnische Bokkszeitmrg" meldet. Hot Dr. Wirth. nachdem er den Verhandlungen de, Jen- trumskopiitees in Freiburg ferngeblieben war, nunmehr selbst eine eigene Besprechung in Sachen des Rsichsschulgesetzes für den kon»- Menden Donnerstag in Heidelberg anberaumt. Dazu sollen emige Abgeordnete, u. a. auch Dr. Weismantel und Dr. Michel eingeladen worden sein. ver angesäuselte Lcmdgerichlsral von Breslau , über dessen Bs- leidigungen gegen republikanische Politiker wir berichteten, wird jetzt für seine Heldentaten zur Rechenschaft gezogen. Nach dem amt- lichen Preußischen Pressedienst ist ein Ermittlungsverfahr» den Staatsanwaltschaft bereits eingeleitet. Die eelche des tragisch verunglückten Areiherrn v. waltzaN wurde am Dienstag in Anwesenheit zahlreicher Regierung»- und Behördenvertreter feierlich im Schloß von Großenluckow beigesetzt.
Ehrung für tz. Ein Erinnerungsblalk.
Es kommt heute nicht mehr darauf an, Beweismaterial gegen den Krieg zu erbringen. Der Prozeß liegt hinter uns. Ein See von Blut, ein Meer von Tränen hat Zeugenschaft abgelegt gegen das Berbrechen aller Verbrechen. Aber zuweilen entdeckt man dann doch— keinen neuen eigentlich— ober aufs neu« einen besonders charakteristischen Zug im bleichen Halunkengesicht des Krieges und da— wenn man so sagen darf— sträubt sich dann einem die Feder dagegen, ihn nicht zu Papier zu bringen. Das königlich-bayerische 2. Infanterieregiment Kronprinz hat einen Erinnerungsband herausgegeben— alle naselang erscheinen jetzt solche unaufschiebbare Publikationen— und darin wird eines nur mit seinem Anfangsbuchstaben H. benannten Mannes Erwäh- mmg getan. Mit diesem H. war das eine eigene Sache. Im Frieden war er keine recht vollwertige Persönlichkeit. Man kann vielleicht sogar sagen, daß er von der bürgerlichen Gesellschaft als Abhub be- trachtet wurde. Er war nämlich ein Wilderer und die Behörden hotten ihm verschiedentlich zu Gemüt« geführt, daß das ein krimi- neller Beruf sei. Aber dann kam der Krieg und nun wurde es schön für den Wilderer 5). Die Rücksichten, die er aufs Tier hatte nehmen müssen, brauchte er den Menschen gegenüber nicht länger walten zu lassen. Als sein Regiment bei Vermandovillers lag, baute er. der famos« Jäger, auf einem einsamen Baume, auf dem er nicht gesehen werden konnte, sich einen Hochsitz und paffte und päff!« vermittels eines Zielfernrohres tagaus, tagein, was das Zeug hielt. Seiner emsigen Tätigkeit, der er sich mit dem Feuereifer des leidenschaftlichen Schützen hingab, blieb der Segen nicht versagt. Er knallte 121 Fron- zosen ob. Ein schöner Rekord, eine ansehnliche Streck«! Ja. da sah man's wieder, wie schief und oberflächlich das Urteil der Ge- sellfchaft doch manchmal ist. Früher war er verachtet und zurück- gesetzt gewesen, hatte er als zweifelhafter Gesell« gegolten, dem nicht über den Weg zu trauen war. Nun hatte er stch entfaltet, nun war seine Stunde gekommen. Sein Menschliches war aufgebrochen und hotte so Herrliches zuwege gebracht. Natürlich sollte H., der schon lang« vorher zum Gefreiten avanciert war, belohnt werden. Die militärischen Borgesetzien hielten den Unteroffiziercharakter für ihn parat. Aber als man die näheren Umstände prüfte, fand man heraus, daß es mit dem Gefreiten H. eine besondere Bewandtnis hatte. Er nämlich, der zehn Dutzend Todesurteile bei sich aiisgesprocheii und vollstreckt hatte, verfügte leider nicht über jenes Minimum von Intelligenz, aus das man beim Militär vielleicht hinsichtlich gewisser höherer Ränge, nicht aber beim Unteroffizier glaubte verzichten zu könüen. Doch geehrt werden muht» er. Und da befahl der Regimentskommandeur kurze»
Hand, daß das Regiment im Parademarsch an dem Gefieiten H. vorüberziehe. Er hat seinen Lohn dahin, der Gefreite H. Er war ehedem ein schlechter Kerl gewesen, der fremdes Wild abgeschossen hatte. Cr gehörte zu den verschwindend wenigen Menschen, die zu dumm dazu waren, um deutscher Unteroffizier werden zu können. Aber er schoß 121 Menschen tot und das ist ein Verdienst, das olles Kleine an ihm wegwischte und ihn verklärte. Um die 121 toten Franzosen werden Mütter und Bräute ge- weint haben, manch einer unter ihnen wird ein stiller, gütiger Mensch gewesen sein und einer war vielleicht gar darunter, der einmal ein Voltaire oder Rousseau geworden wäre. Der Wilderer H. hat'» ihnen allen von seinem Hochsitz herunter mit den« Zielfe.mrohr be- sorgt und in den Erinnerungsblättern des 2. Infanterieregiments Kronprinz ist ihm ein Ruhmeskranz geflochten, der nicht ver- welken wird. Hans Bauer. /tas Sartolomeo vanMis Tagebuch. Aus Lanzettis Tagebuch, das er im GtfSngnis zu Scharlestvwn niederschrieb und da» in diesen Tagen in Amerika im Druck er- schienen ist, entnehmen wir die nachfolgenden Au»schnitte. Ich wurde in einem piemontestschen Städtchen Italiens ge- boren und lebt« dort bis zu meinen: dreizehnten Jahre. Mit Be- gierde lief ich zur Schule und träumte nur davon, einmal wie ander« studieren zu dürfen. Jedoch meine Eltern waren sehr arm und ver- gebltch kämpft« ich als Kind gegen die Tatsache, daß endlose Eni- täuschungen und bitterster Kampf um kärgliches Dasein mein ganzer Anteil an der Erde sein sollten. Der Strom der Fremden mietete meine Hände, Füße und Schultern schon als sechsjähriges Kind. Kein Kinderspiel kannte meine Kindheit, in der ich von sieben Uhr früh bis spät in die Nacht als Lastträger des Reichtums die Straßen hügelan und hüdelnieder keuchte. Bis zu meinem zwölften Jahr hielt ich das aus. Dann verließen mich eines Tages meine Kräfte und ich kroch elend und fiebernd aufs Lager. Ich erfuhr, daß es Prolctarierhände gibt, die voll Allgüte und Erbarmen sind, Mutterhände... Bis zur Genesung pflegte mich meine Mutter. Das waren die glücklichsten Stunden meine- Lebens. Dann wurde meine Mutter krank. Was sie sich während meiner Krankheit entzogen hatte, forderte ihr Körper nun von mir zurück. Was wir gelitten haben, ist unlieschreiblich. Dann starb mein« Mutter und hörte meine oerzweifelten Schreie nicht mehr. Ich kam nach Amerika . Meine erste Ueberraschung wareu die Quarantänen, in denen Heere der Auswanderer von den amerika - nsschen Beamten geringschätziger betrachtet wurden als jeder ver- sicherte Bollen Baumwolle. Bei meiner Ankunft in New Park be- stand mein ganz Hab und Gut ans«in paar Eenis..._ Nach vielen Tagen erhielt ich ein« Stelle als Spüljunge in einem Restaurant, später in einem Hotel. Ich war Tag und Nackt in Schweiß gebadet, die feuchte Hitze in den Kellern war unerträglich. Wochenlang, ja Monate hindurch iah ich kein Tageslicht. Ja de»
kochenden Arbeltsräumen zu schlafen, war unmöglich. Ich wollte um jeden Preis wieder ans Tageslicht gelangen und— lag auf der Straße. Ein ganzes Jahr voll Schrecken und Berzweiflung folgt«. Ich schlief unter den Sternen und die Müllkästen Referten da» Essen... Aus den Städten hetzte mich der Hunger aufs Land and ich rannte von Farm zu Farm, suchte Arbeit und fand keine. Betteln!» lief ich von Tür zu Tür. In einem Bergwerk in Connectient fand ich wieder Arbeit. Zwei Jahre habe Ich hier geschafft und gewann dabei die unumstößliche Ueberzeugung, daß der Klassenkampf ms- bedingt« Notwendigkeit für die Massen bedeute... • Mit dieser Erkenntnis kehrte ich nach New Port zurück, arbeitet« als Kellner und verschaffte mir nach öfterem Hin und Her ein« fest« Stellung in Plymouth . Als Fischoerkäufer durchzog ich die Straßen. Es brachte nicht viel ein. aber es ernährte mich und hinderte mich nicht, jede Versammlung zu besuchen. Es gab für mich keine größers Freud«, als Genossen für unsere Ideale zu gewinnen. Das war mein Fehler in den Augen jener, die mich im Mai 1919 bei einer Protestkundgebung gegen die Hinrichtung eines Anarchisten verhaften und gleichzeitig unter die Anklage de, Mordes stellen liehen, Mein Freund Sacra teilte das Los mit mir... Deutsch von C. P. Hiesgen. I 220 000 Sklaven vor der Freilassung. Der dem Gouverneur bei» geordnete gesetzgebende Rat des britischen Schutzgebiets Sierra Leone in Oberguinea hat soeben in erster Lesung ein Gesetz angenommen, durch das vom 1. Januar 1928 an die Sklaverei in der britischen Kolonie endgültig aufgehoben wird.' Das Gesetz sieht keinerlei Eni- schädigung für die Sklavenhalter vor. Man schätzt die Zahl der heute noch in dem Schutzgebiet lebenden Sklaven auf annähernd 222 009. Wenn das Gesetz, wie zu erwarten, in zweiter und dritter Lesung angenommen wird, so erhalten damit die Sklaven das Recht. ihre Herren zu verlassen. Das Gesetz enthält die drei folgenden Paragraphen: Niemand darf in Zukunft mehr als Sklave nach dem Schutzgebiet Sierra Leon« gebracht werden. Die Kinder der Sklaven werden für fiel erklärt. Jede Person, die au» der Sklaverei flüchtet und nach der Kolonie Sierra Leone entkommt, gilt als frei. Rotten- und Mäufeschaden. Ein« Riesenrechnung hat den eng- lischen Ratten und Mäusen Sir Thomas Horder bei einer Konferenz der.Hochschule für Pcstologie" aufgemacht. Er schätzt« die Werte. die von den Rott«nund Mäusen in Groß-Britannien im Jahr ver» zehrt werden, aus 99 Millionen Psund. also auf fast 2 Milliarden Mark. Hiese Schätzung ist folgendermaßen zustanve gekommen: „Man kann annehmen, daß«s so viele Ratten in England gibt wie Menschen, also 44 Millionen. Jede Ratte verzehrt täglich für einen Penny Nahrung. Das sind 44 Millionen Penny am Tage oder 6S Millionen Pfund im Jahr. Ein« Mau» verbraucht täglich Nabrung im Werte von einem halben Penny und da man die Zahl der Mäuse etwa ebenso groß annehmen muß wie die der Ratten, wird von ihnen für 33 Millionen Pfund jährlich gefressen. piscalor alt Caft-Regl' eur im Tichechiiche» Italioaallhealer. Nach cincr Meldung ver Praaer Presse bat da« Tlchcchisckie Nationaltheatcr den Negissenr Erwin PiSeator«ingeladen, tm Lause der dtc-jährtgen Epielzett ein klasfischeZ Drama in Prag z» mfgtmtxta.