Nr. 458+ 4. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärtss
Häuser auf neuen Fundamenten.
Für die Herstellung des neuen U- Bahnhofs„ Neanderstraße"| unter den Häusern aber 5 Meter tief liegen, war es erforderlich, ber G- N- Bahn( zum Unterschied zur Nord- Süd die Abkürzung der im Bau befindlichen Strecke Gesundbrunnen - Neukölln ) mußten von der Nordsüdbahngesellschaft nicht weniger als drei Häuser erworben werden, in die nunmehr die Aus- und Eingänge zu dem 130 Meter angen Bahnhof eingebaut werden. Es handelt sich hierbei durchwegs um drei= bis pierstödige Edhäuser( Schmid Straße 36, Neanderstraße 1 und Köpenicker Straße 76), die sämtlich unterfangen und mit den oben abge bildeten Treibladen" gestützt werden mußten. Interessan: ist die Technik der Unterfahrung" eines Hauses. Da die Hausfundamente nur 2 Meter unter Terrain liegen, die Bahnhofszugänge
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Gegen Krieg, für die Kriegsopfer!
Eine beachtliche Tagung.
Am Montag veranstaltete der Reichs bund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Krieger hinterbliebenen eine stark besuchte Kundgebung in„ Kliems Festsälen". Gauvorfizender Baul Ebert sprach die Begrüßungs. morte. Danach begann Henri Demont, Präsident der französischen „ Gesellschaft zur Bekämpfung des Verbrechens Krieg", mit seinem Referat, indem er zunächst Genossen Roßmann für das Zustande tommen der Versammlung dankte.
Er führte dann weiter aus, daß er im Felde angesichts der Ber
stümmelten und Toten den Eid geleistet hat, alles zu unternehmen, um das Verbrechen Krieg für die Zukunft zu verhindern. Er geht dabei von dem Entwicklungsgedanken aus. In früheren Zeiten Die töteten die stärkeren Individuen einfach die schwächeren. Zivilisation hat diesem Treiben gewisse Schranken gesetzt, da durch, daß die Völker Gerichte geschaffen haben und eine Polizei, die über die Ausführung der Geseze wacht. Demont will dasselbe
Die Silberschwärme
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( Nachdruck verboten
Autorifterte Ueberlegung aus dem Englischen von Julia, Roppel
Nein!" schrie Willis Marsh, ihr könnt meinetwegen
allesamt zur Hölle fahren-"
Im nächsten Augenblick hatte der Mischling fich auf Marsh gestürzt, die anderen sahen ein Messer in seiner Hand blizen. Da aber fiel Emerson ihm in den Arm, und alle drei taumelten zu Boden. Mildred schrie auf und flüchtete zu ihrem Vater, der beschüßend den Arm um sie legte. Sie hörte Boyd den Matrosen zurufen:„ Geht aus dem Wege! Ich halte ihn!"
Sie sahen, wie er und der Indianer mit einander rangen, jetzt taumelten fie gegen die Kajüte der Jacht, so daß die Glasscherben auf sie herabraffelten. Sie sahen, wie Emerson der Hand des Mischlings ein Messer entrang und über Bord warf. Jezt aber eilte Cherry Malotte herbei, und bei dem Klang ihrer Stimme gab der Indianer den Kampf auf. Wayland verließ seine Tochter, bahnte sich einen Weg durch die Matrosen und beugte sich über den Mann, den er fich als Schwiegersohn erwählt hatte:" Doktor Berry! Berry
Mildred aber floh auf die Kajüte zu. Einige Augenblicke später fand Emerson sie bewußtlos neben der Treppe, mit einer hysterisch schluchzenden Kammerjungfer neben sich.
27.
Fast eine Stunde saß Boyd Emerson allein an Bord der „ Grande Dame" und wartete auf Mildred. Keiner widersetzte sich mehr feiner Anwesenheit an Bord, und er hatte reichlich Zeit, seine Lage zu überdenten. Es war nicht allein Willis Marsh unerwarteter Sturz, der solch große Berwir rung und Veränderung in seinen eigenen Zielen und Neigun gen hervorgerufen hatte. Er war trogig zur Jacht hinaus gekommen, um seine Drohung auszuführen und eine Verständigung mit Mildred Wayland zu erzwingen. Jezt aber, wo er hier war, und der Weg frei vor ihm lag, begann er an feinen eigenen Wünschen zu zweifeln. Hatte, wenn er es fich recht überlegte, ihr Brief, statt ihn in Berzweiflung zu ftürzen, nicht eher eine Erleichterung für ihn bedeutet? Ihm
die ganzen Hausfundamente bis auf diese Tiefe herunterzuführen. Dies geschah auf folgende Weise: die gesamten Fundamente murden in 80 bis 90 quadratische Pfeiler eingeteilt, deren Durchschnitt 90 × 90 Bentimeter beträgt. In diesem Ausmaß treibt man einen Schacht hinunter bis auf die erforderliche Tiefe. Dieser Schacht wird sodann ausgesteift und von unten aus hochbetonniert und mit einem Mauerabsag von Meter Stärke abgeschlossen. Nach systematischem Programm schreitet die Betonnierung der Pfeiler, erst möglichst verteilt, vor, bis endlich das ganze Haus auf dem neuen Fundament ruht. In drei Schichten wurde Tag und Nacht gearbeitet, so daß die Unterfahrung eines jeden Hauses kaum drei Wochen beanspruchte. Selbstverständlich werden die Häuser, in deren Erdgeschoß fich zahlreiche Läden befinden, in geschmackvoller Weise erneuert. Die Schaufenster erhalten moderne Fassungen aus Messing und Bronze, bis zur ersten Treppe wird alles mit Werfstein ausgekleidet, und die ganze Front wird in Edelpuz abgeputzt. Da auch der Tunnel fertig gestellt ist, rechnet man mit der Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs für den Monat Februar des fommenden Jahres. Er wird vermutlich einen äußerst lebhaften Umsteigeverfehr vermitteln, da gerade an diesem Kreuzungspunkt NeanderstraßeKöpenicker Straße zahlreiche elektrische Straßenbahnen verkehren.
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Brinzip auch auf Beziehungen der Völker zueinander übertragen. Er stellt sich die Weltverfassung mit drei Befugnissen por, einer gesetzgebenden, einer richterlichen und einer ausführenden, ein internationaler Senat sein, der Gejeze gibt, Die Mitglieder d. h. einer Weltpolizei. Die gesetzgebende Bersammlung soll sollen in jedem Land durch allgemeines Wahlrecht gewählt werden. Der Gerichtshof foll aus internationalen Juristen bestehen. Der Weltpolizei wird der Präsident des Senats vorstehen. Sie wird die oberste Autorität der Welt sein. Die nationale Würde des einzelnen Staates soll nicht angetastet werden, sondern gesichert weiter bestehen in dieser Gesellschaft der Staaten. Demont stellte seine Ausführungen durchaus nicht als Utopie hin. Seine etwas theoretischen Ausführungen wurden bei der Uebersetzung mit Beifall aufgenommen. Demont schlug vor, daß die Delegierten am Bölkerbund, den er nicht als ideal hinstellte, aber immerhin als lebenden Faktor gelten ließ, jedesmal vor neuem für die Errichtung und Ausdehnung eines internationalen Gerichtshofes mit aller Entschiedenheit eintreten müßten.
Nach der mit großem Beifall aufgenommenen Rede Demonts referierte Schubert über den Stand der Versorgung. Die
war, als ob er von einer Bürde befreit worden wäre, und dieses Gefühl wiederum verursachte ihm einen leisen Schmerz. Es war schon spät, als Mildred endlich aus der Kajüte fam. Bond ging, eine Zigarre rauchend, an Ded auf und ab. ,, Wo sind die anderen geblieben?" fragte sie. ,, Sie sind an Land gegangen. Marsh hat darauf ver
zichtet, den Indianer dem Gericht auszuliefern."
Wie ich höre, ist Marsh nicht gefährlich verwundet?" Aber es hätte nicht viel gefehlt." " Hast du Vater gesprochen?"
" Wir hatten eine furze Unterredung." Habt ihr euch vertragen?"
Nein. Aber ich glaube, daß er die Sache jetzt richtiger auffaßt jedenfalls mit bezug auf Marsh. Das übrige ist nur eine Zeitfrage."
"
-
Was für eine schreckliche Lage! Warum haft du zu gegeben, daß Bater meine Verlobung mit diesem Merischen
veröffentlichte?"
Emerson sah sie erstaunt an. Ich? Entschuldige wie hätte ich es verhindern können?"
" Du hättest es vermeiden können, ihn zu reizen. Ich finde, du nimmst wenig Rücksicht auf mich.“
Boyd betrachtete die Glut seiner Zigarre, während eine leise Munterfeit in feinen Augen aufbligte.
Mildred fuhr fort:" Sogar diese Person benugte die Gelegenheit, um mich auf die infamste Weise zu demütigen." wiesen. Und ich bezweifle nicht, daß ihr die Szene ebenso peinlich war wie dir."
" Mich dünkt, sie hat dir eher einen großen Dienst er
„ Es ist sehr edel von dir, daß du fie in Schuß nimmst. Haft du vielleicht die Absicht, die Bekanntschaft fortzusehen?" ,, Romm, sett dich," antwortete er, ich möchte mit dir sprechen." Er zog das Kape fester um sie und führte sie zu einem Deckstuhl. Er fühlte, daß die Veränderung in ihm immer festere Formen annahm, er wußte jetzt, daß er seit feiner ersten Begegnung mit Mildred auf der Grande Dame" nicht mehr dasselbe für sie fühlte wie früher. Vielleicht war er nie überzeugter von ihrer Liebe gewesen als in diesem Augenblick; doch machte er die Entdeckung, daß er an diese Liebe wie an etwas dachte, das der Vergangenheit angehörte. Sie hatte gleichgültig von ihrem Ueberfluß gegeben, während Cherry- jezt verstand er plöglich alles, und er wurde von jezt verstand er plöglich alles, und er wurde von einem starten Gefühl der Hingabe für die Frau ergriffen, die
Mittwoch, 28. September 1927
Reichsregierung habe wohl Aenderungen zugesagt, doch können die Kriegsopfer auch jetzt noch nichts von den Maßnahmen der Regierung erkennen. Während bisher die Erhöhung der Beamtenbesoldung analog auch den Kriegsopfern zugute fam, hat es in letter Zeit den Anschein, als ob man gewillt sei, mit den bisherigen Maßnahmen zu brechen. Ganz besonders müßten die Kriegsopfer heute fordern: Die Wiedereinbeziehung der 20 Proz. Abgefundenen in den Rentenprozeß, Bereinheitlichung der Witwenversorgung, Besserstellung der Kriegereltern, Uebernahme der Fürsorgekosten durch das Reich und obligatorische Heilbehandlung für die Kriegsopfer.
Eine Resolution fand einstimmige Annahme, die besagt: Die Versammelten fordern: 1. Eine sofortige allgemeine Rentenerhöhung unter besonderer Berücksichtigung der erwerbsfähigen Hinterbliebenen und friegsbeschädigten Kameraden. 2. Aenderung und sozialere Gestaltung der gefeßlichen Bestimmungen für Eltern und wesentliche Erhöhung der Einkommensgrenzen, unter denen Elternrente gewährt wird. 3. Reichsgefeßliche Regelung der Heilbehandlung für Hinterbliebene und Berufsausbildung der Waisen. 4. Außerdem wird von der Reichsregierung verlangt, daß die Vorschußzahlung, wie bei der Beamtenbesoldung, sofort durchgeführt wird, da die Kriegsopfer in wirtschaftlicher Hinsicht ebenso bedrängt sind wie die Beamten der unteren Besoldungsgruppen. Im übrigen wendet sich die Resolution in scharfe Worten gegen jeden neuen Krieg.
Immer wieder die 8000 Wohnungen.
Zwei neue billigere Bauangebote.
Der Unterausschuß des Haushaltsausschusses hat sich in einer geftrigen Sigung erneut mit dem Bewoag- Angebot beschäftigt. Der Unterausschuß fonnte aber feine Entscheidung fällen, weil inzwischen beim Magistrat zwei neue Bauangebote eingelaufen maren, zu denen der Magistrat erst Stellung nehmen muß.
Diese Bauangebote haben den Kampf um die 8000 Wohnungen erneut ins Rollen gebracht. Der Unterausschuß hat sich zunächst auf Donnerstag vertagt. Die beiden neuen Bauangebote scheinen nach den ersten Berechnungen billiger, als das der Bewoag, zu sein. Bei dem ersten Angebot handelt es sich um ein reines Finanzgeschäft. Die Berliner Banffirma Georg From= berg u. Co. hat gemeinsam mit einigen amerikanisden Banken ein Angebot überreicht, das eine Jahrespacht
9 455 000 m. vorsieht. Dieses Bauangebot ist um 375 000 M. Pacht pro Jahr billiger als das der Bemoag. Günstiger ist auch bei diesem neuen Angebot, daß der Pachtpreis nicht halbjährlich, sondern vierteljährlich voraus zahlbar verlangt wird. Eine wesentliche Verbilligung bringt dieses Angebot dadurch, daß diese Banfgruppe vorgesehen hat, den Grundstückspreis von 12 Millionen Mark einschließlich Anliegerbeiträge in bar zu entrichten, während die Bewoag diese Summe gegen den Pachtpreis aufrechnen wollte. Bei dem zweiten Projeft handelt es sich um ein Angebot mehrerer Baufirmen unter der Führung der Ber liner Banffirma Hardy u. Co. Beteiligt sind noch die Firmen Heilmann u. Littmann, Industriebau Held u. France A.-G. und Schrobsdorff. Diese Gruppe verlangt an jährlichem Bachtpreis 10 370 000 M. Dafür geht aber schon nach 25 Jahren das Bauvorhaben in den Besitz der Stadt über. Diese Baugruppe hat für das Grundstück einen Preis non 16 Millionen Mart eingesetzt und verlangt die Miete monatlich im voraus. Beide Baugruppen haben ihr Angebot genau nach den Ausschreibungen des Magistrats ein gereicht. Auch die in der Zwischenzeit bei den Verhandlungen mit boten zugrunde gelegt. der Bemoag abgeänderten Bedingungen sind den beiden Bauange
Der Magistrat wird sich, mie mit hören, schon in den nächsten Tagen, mit beiden Bauangeboten beschäftigen und dann wahrscheinlich den Unterausschuß mit der weiteren Prüfung beauftragen. Su wünschen ist nur, daß die Verhandlungen bald abge. schlossen werden, denn mit endlosen Beratungen ist den Ber liner Wohnungsuchenden schließlich auch nicht gedient.
21 deutsche Flugweltrekorde. Nachdem die Federation Aero nautique Internationale jetzt die Feststellung der Nationalität der bei erfolgreichen Flügen getroffen hat, entfallen auf Deutschland Weltrekordhalter nach der Nationalität des ersten Flugzeugführers
21 Weltreforde. Von diesen sind elf auf Junkers- Flugzeugen aufgestellt, unter diesen der bedeutungsvollste, der Weltrekord im Dauerflug, der von Edzard auf Junkers W 33 mit 52 Stunden 23 Minuten gehalten wird.
alle seine Sorgen mit ihm geteilt hatte. Es war ein Gefühl, sehr unähnlich jener Anbetung, die er Mildred geweiht hatte. Mildred war sein Traum gewesen, die andere aber war Blut von seinem Blut.
Sie saßen lange und sprachen zusammen, während diese Gedanken nach und nach festere Formen in dem Gemüt des jungen Mannes annahmen.
Er fonnte die Veränderung, die in ihm vorgegangen war, nicht in Worte fleiden, sie aber spürte, daß er ihr mehr und mehr entglitt, und da begann sie um seine Liebe zu kämpfen. Sie wandte ihre ganze Kunst an, um die Flamme von neuem zu schüren. Seine Liebe begehrte sie, alles andere war nebenfächlich! Sie fühlte sich fast erleichtert, als eine Barkaffe ihren Vater an Bord brachte, und der alte Mann zu ihnen trat.
Die beiden Männer standen sich steif und formell gegenüber, noch außerstande, sich ihre gegenseitigen Beleidigungen zu verzeihen. Boyd hatte nicht den Mut gehabt, die Unterredung mit Mildred abzubrechen, jetzt bot ihm Waylands Dazwischenfunft die willkommene Veranlassung, und er verabschiedete sich von Vater und Tochter, denn die Flut und die Zeit ihrer Abreise waren nahe. Sie wechselten noch einige gleichgültige Worte und gaben einander die Hand. Emerson
verließ die Jacht, und bald war er von der Dunkelheit ver
schlungen.
Mildred hatte den Arm ihres Vaters ergriffen, sie stand wie versteinert, während das Geräusch der Ruder schwächer und schwächer wurde und schließlich ganz hinſtarb. Darauf wandte sie sich an ihren Vater und sagte:„ Du siehst, er iſt doch gekommen!"
Wayland sah die Seelenqual, die ihre Wangen blaß gemacht hatte, und antwortete sanft: Ja, mein Kind!" Er kämpfte mit sich selbst.„ Und wenn du es wünscht, darf er wiederkommen."
,, Ach, er wird nie, nie wiederkommen!"
sich ab.
Sie wandte
Wayne Wayland aber hatte gesehen, daß ihre Augen poll Tränen standen. Sein halbes Vermögen hätte er hingegeben, um sie glücklich zu machen. Er wollte etwas Zorniges sagen, sie aber fam ihm zuvor: Nein, nein, du darfst ihm nie mehr schaden, denn er hatte recht, und wir unrecht. Ich habe es zu spät eingesehen."
Damit stieg fie die Kajütentreppe hinunter, und Wayland blickte noch lange mit schwerem Herzen durch die Nacht.
( Schluß folgt.)