Gegen das reaktionäre Shulgeles. Ehetragödien im Gerichtssaal.
In der Berliner Stadtverordnetenverfamm. Iung bringt die sozialdemokratische Frattion folgenden Antrag ein:
" Die Stadtverordnetenversammlung erhebt vom fulturellen, schultechnischen und finanziellen Gesichtspunkt aus den entschie. densten Einspruch gegen den Reichsschulgesehent wurf, weil er die verfassungsmäßige Stellung der Gemein. ihaftsschule als Regelschule beseitigt, den Weg zur allgeschaftsschule als Regelschule beseitigt, den Weg zur allgemeinen weltlichen Einheitsschule versperrt, das Schulwefen der Stadt in unheilvoller Weise zersplittert und der Stadt in einer Zeit größter finanzieller Beanspruchung und größter sozialer Berpflichtungen neue unnötige Laften auferlegt."
Um seinen Wechsel aufzubessern.
Ein Mediziner als Rauschgifthändler. sini Einen schwunghaften Handel mit Kotain, Morphium und einem Morphiumpräparat Trivalin betrieb ein 27 Jahre alter cand. med. N. Obst, um seinen Wechsel aufzubessern.
Da er älter aussieht, als er wirklich ist, so wagte er es, sich als Arzt auszugeben, obwohl er erst das Phyfitum gemacht hat. Er besuchte verschiedene Aerzte, stellte sich als Kollege vor und fragte bescheiden an, ob er wohl Anstoß erregen würde, wenn er sich in ihrer Gegend niederließe. Das war stets der Vorwand, unter dem er sich einführte. Sein eigentliches Ziel war, im Laufe der Unter haltung an Rezeptformulare heranzukommen, um sie heimlich einzustecken. Diese Rezepte füllte er dann auf Morphium und Rofain aus und fälschte sie mit dem Namen des Arztes, dem er fie gestohlen hatte. Damit nicht genug, ließ er sich auch Rezeptformulare drucken, die er auch mit gefälschten Stempeln und Unterschriften versah. So war es ihm möglich, in den Apotheken größere Mengen der Rauschgifte sich zu verschaffen. Für sich selbst benußte er nicht ein Gramm. Alles verfaufte er unter der Hand an Schnupfer". Zuletzt versuchte er, sich als Praktikant in die Charité einzuschmuggeln, um auch hier wieder Rezeptformulare zu entwenden. Er wurde aber sofort entlarnt und festgenom men. Der Berhaftete wohnte bald in diesem, bald in jenem Hotel. An der letzten Stelle wurde auch sein Gepäck beschlagnahmt. Aus dem Inhalt ersah man, daß er in dem letzten Monat allein 2 Kilo gramm Trivalin und ähnliche Mengen Morphium und Kokain umgesetzt hat.
Neues Krankenkaffengebäude in Pankow . Die Allgemeine Ortsfrantentaffe Bantow hat am Montag ihr neues Verwaltungsgebäude in Pantom in der Florapromenade mit einer schlichten Feier eingeweiht. Schon über 10 Jahre schwebten Pläne, um ein derartiges Berwaltungsge. bäude zu errichten. Der Plan, die Ortsfrankenkassenverwaltung in dem neu zu schaffenden Gesundheitshaus des Bezirks Pankow unterzubringen, mußte aufgegeben werden. Nach dem Scheitern dieser Verhandlungen wurde ein altes Bauprojekt aus dem Jahre 1914 mieder hervorgeholt und danach das neue Heim der Ortsfrantenfasse errichtet. Es ist ein einfacher, schmucker Bau, der glüd. licherweise auf jeden Faffaderischmud verzichtet Die Borderfront ist in Oldenburger Klintern ausgeführt. Auch die Inneneinrichtung des neuen Hauses ist einfach und geschmackvoll. In den Barterreräumen sind die Kaffen- und Geschäftsräume untergebracht, in den Stockwerfen find sechs Wohnungen von 2%, 3% und 4½ 3immern untergebracht. Im Keller wurden Heizung, Antleideräume für die Angestellten sowie Treforräume geschaffen. Auch eine fleine Drud preffe ist im Keller aufgestellt worden. Die hygienisch- fanitären Einrichtungen des Hauses sind vorbildlich. Bei der Besichtigung gab der Borsitzende der Ortstrantentasse Bantom, Stadtrat Genoffe Gütig, einen furzen Ueberblick über die Entstehung des Berwaltungsgebäudes und teilte dabei mit, daß die Bautosten insgesamt 180 000 m. betragen. Die Krantenfaffenverwaltung hat bereits das neue Heim bezogen,
Brandstiftung aus Rache?
Gestern gegen 13 Uhr entstand im Finanzamt Neukölln Feuer, das vermutlich auf Brandstiftung zurückzuführen ist. Ein Beamter sah, wie die Tür zu einem Dienstzimmer lichterloh brannte. Zum Glüd fonnte das Feuer, bevor es größere Ausdehnung annehm, gelöscht werden. Gewisse Anzeichen ließen den Verdacht auftauchen, daß Brandstiftung vorliegt. Die benachrichtigte Kriminalpolizei stellte denn auch fest, daß die Tür von verbrecherischer Hand mit Petroleum begossen und dann unbemerkt angezündet worden war. Durch einen 3ufall tam man auf die Spur des vermeintlichen Täters. In einer Dienststelle des Finanzamtes war furz zuvor ein Mahnzettel von dem Händler K. aus Neutölln abgegeben worden, der deutliche Petroleumspuren zeigte. Die Kriminalbeamten nahmen daraufhin K. in ein Verhör, dech beftritt er energisch die Tat. Da aber auch sein leberrod starf nach Petroleum roch, wurde er festgenommen und dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Nach den bisherigen Ermitt
lungen scheint ein Racheaft vorzuliegen.
Mehrere Löschzüge der Feuerwehr wurden gestern abend um 19 Uhr nach der Jonasstraße 46 zu Neukölln gerufen, wo in einem Schuppen Feuer ausgebrochen war, das auf ein Stall gebäude übergriff. Der Brandherd konnte nach kurzer Zeit
-
lofalifiert und in einhalbstündiger Tätigkeit wobei aus drei Schlauchleitungen Wasser gegeben wurde abgelöscht werden. Fast um die gleiche Zeit war die Steglitzer Feuerwehr mit der Befämpfung eines Kellerbrandes auf dem Grundstück Arndtftraße 12 in Steglig beschäftigt. Das Feuer, das an Lager vorräten reiche Nahrung fand, konnte auch hier bald niedergekämpft
werden.
Der Kongreß der Fachpresse.
Die Teilnehmer des 3. Internationalen Rongresses der Fachpresse wurden am 27. September 1927, mittags 1 Uhr, von den städtischen Körperschaften in der Stadthalle des Stadt hauses, Klosterstraße, empfangen und von Bürgermeister Scholtz mit einer Ansprache begrüßt, die von Studienrat Dr. Müller den ausländischen Teilnehmern verdolmetscht wurde. Bürgermeister Scholy wies in seiner Ansprache auf die doppelte Bedeutung der Arbeit der internationalen Fachpresse in der heutigen schnellebigen Beit, die stets nach Spezialisierung und Präzifierung verlangt, hin. Als Ergänzung zur politischen Tagespreffe, die uns über die neueften Ereignisse und über den politischen Meinungsstreit im In- und Auslande unterrichtet, bringt uns die Fachpresse die neuesten Er gebnisse der Forschung auf allen Gebieten der Wissenschaft, Technit, Handel, Gewerbe, Industrie und Kunst. Nirgends fönnen diese Ar beiten von größerer Bedeutung sein und freudiger begrüßt werden als in den Zentren der Interessen der Wirtschaft, den Großstädten. Sie fönnen die ihnen obliegenden Probleme nicht lösen durch bloße Arbeit, sondern nur durch ein Schaffen, gestützt auf die neuesten Erfahrungen der Wissenschaft und Technit. Viele Beispiele gibt es dafür. Man braucht nur auf das Großfraftwerk der Stadt Berlin Klingenberg" hinzuweisen; man braucht nur zu denken an bie wichtigen Forschungsarbeiten des Internationalen Kongreffes für Bererbungswissenschaft, der kürzlich ebenfalls hier tagte und dessen Ergebnisse erst in der Fachpresse voll ausgewertet werben tönnen. Weiter aber ist die Arbeit der Fachpresse bedeutungsvoll für die Annäherung aller Kulturvölker. In der Verarbeitung der verschie: densten Wissensgebiete begegnen sich die Intereffen der Kulturvölfer. In geistigem Austausch von Berson zu Person, von Volk zu Volt wird eine Annäherung, ein Sich- kennen- lernen, damit gegenseitige Achtung und Schäzung, geschaffen. Diese Atmosphäre ist notwendig
„ Ich habe soeben meine Frau erschossen." 1
Mit völliger Erinnerungslosigkeit suchte sich der frühere Schutz mann und spätere Gemüsehändler Paul Lenz zu entlaften, als er tlage stand, im November vorigen Jahres feine Gattin vor vor dem Schwurgericht des Landgerichts I unter der schweren Anfäßlich getötet zu haben.
Von dem Tage ab, als er sich nach seiner ehelichen Auseinander fegung zu Hause schlafen legte, bis zu dem Augenblid, an dem ein Freund nach Wochen an sein Bett im Lazarett des Untersuchungsgefängnisses trat und ihm zum Geburtstag gratulierte, wollte er Don nichts mehr wissen. Schwer war damit in Einklang zu bringen, daß Lenz in der Nacht zum Bußtag vorigen Jahres zur Polizei gelaufen mar und hier angab:„ Ich habe soeben meine Frau erschossen." Dann hat er auf Befragen die ganzen Borgänge geschildert und diese Schilderung auch vor dem Bernehmungs- und Untersuchungsrichter aufrechterhalten. Danach hatte er am Bußtag eine Auseinanderfegung mit seiner Frau über die eheliche Treue gehabt, als sie von einem Besuch in Baumschulenweg zurüdfehrte und dort über das Berhältnis eines Bekannten mit einem Dienstmädchen gesprochen worden war. Im Laufe dieser Unterhaltung sollte ihm die Frau dann plöglich) das Geständnis abgelegt haben, daß fie Beziehungenzueinem Herrn G. hätte, und sich jetzt die Folgen davon bei ihr bemerkbar machten. Zu Hause hätte er sich trotzdem zunächst ohne einen heftigen Auftritt ins Bett gelegt. Gegen 2 Uhr nachts wäre er jedoch munter geworden und da wären ihm dann die Gedanken über sein eheliches Unglück so durch den Kopf geschossen, daß er sich erhob, den Revolver nahm, und seine Frau, die sich aufgerichtet hatte, ericho B. In seinen Armen wäre sie verschieden. Als er den Revolver mit der Drohung angelegt hätte: Wenn du untreu warst, mußt du sterben", hätte seine Frau ihn an feine früheren Worte erinnert, daß er mit ihr zusammen sterben wollte. Dazu hätte ihm jedoch der Mut gefehlt. Von alledem wollte Lenz gestern nichts mehr wissen, und es stand deshalb die Frage, ob Lenz tatfächlich zur kritischen Zeit als geistestrant anzusehen war, im Mittelpunkt der Erörterung, zumal er wegen Geistestrankheit den Polizei bienft quittieren mußte, in einer Jrrenanstalt war und auch unter Pflegschaft gestellt wurde. Die Anklage steht demgegenüber auf dem
zur Erreichung friedlichen Wettbewerbs und gegenseitigen Bor märtstommens. Berlin fühlt sich so mit den Arbeiten des Inter nationalen Kongreffes verbunden und wünscht ihm besten Erfolg.
Am gestrigen Dienstag statteten die Teilnehmer am inter nationalen Rongreß der Fachpreffe der Ausstellung„ Die Mode der Dame" einen Besuch ab, bei der Dr. 3e itlin im Namen der Ausstellungsleitung die Erschienenen begrüßte. Nach der Füh rung durch die Ausstellung waren die Kongreßteilnehmer Gäfte des Samtverbandes und des Krefelder Seidenvereins. Ein geschloffener Besuch der Ausstellungsrevue„ Berlin ist Mode" beschloß den Empfang.
Der schwarzweißrote Hindenburg - Stift. Ein gutes Gelegenheitsgeschäft?
|
A
Standpunkt, daß bei Lenz nur eingebildete Eifersucht und vielleicht auch die Furcht, durch seine Frau um seine Erspar= die cerichtlichen Sachverüändigen geben. Da auch eine große Anzahl nisse gebracht zu werden, die Triebfeder war, daß er die Frau in einer plöglichen Aufwallung niederschoß. Den Ausschlag werden von Zeugen zu vernehmen war, dauerte die Verhandlung bis in die späten Nachtstunden.
Auch ein Mörder.
,, Dieser Schuft jagte sie aus dem Leben." Einen Abgrund von Schuftigkeit hat der Sattler Willi Philipp aus der Siedlung in Britz bewiesen, der sich vor dem Erweiterten Schöffengericht in Neukölln geſtern wegen Bedrohung, wissentlich falscher Anschuldigung und unerlaubten Baffenbefizes zu verantworten hatte, und den der Staatsanwalt als einen indirekten Mörder bezeichnete.
Philipp, ein unansehnlicher, verfrüppelter Mensch, hatte es, obwohl selbst verheiratet, verstanden, die Frau seines Flurnachbars unter der Einwirkung des Alkohols sich gefügig zu machen. Unter Drohungen zwang Philipp die Frau, das Verhältnis mit ihm ein Jahr lang fortzusehen. Die bedauernswerte Frau hatte schließlich eine Aussprache mit ihrem Ehemann, und es fam zu einer Berföhnung. Ihr Peiniger ließ aber nicht von ihr ab, sondern beschimpfte sie nunmehr öffentlich und drohte auch mit Anzeigen gegen sie wegen gewerbsmäßiger Unzucht und gegen den Ehemann wegen unerlaubten Waffenbefizes. In ihrer Verzweiflung nahm sich die verfolgte Frau das Leben. In dem Abschiedsbrief an den Ehemann und ihre beiden Töchter sagte sie, daß dieser Schuft" sie dazu getrieben habe, da sie sich nicht mehr unter den Leuten sehen lassen fönne. Staatsanwalt beantragte zwei Jahre Gefängnis und fünf Jahre Ehrverlust, während das Gericht auf 1½ Jahre Gefängnis erkannte und Philipp die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren aberkannte. Der betrogene Ehemann, der inzwischen von Philipp angezeigt worden war, erhielt wegen unerlaubten Waffenbefizes 20 Mart Geldstrafe.
Freidenker- Herbstjugendweihe.
Der
Am Sonntag, dem 2. Ottober d. 3., vormittags 10 Uhr, findet in der Volksbühne( Theater am Bülomplag) die lekte Feier der diesjährigen Herbst- Jugendweihen des Verbandes für Freidenfertum und Feuerbestattung E. V. statt. Der Würde bes Lages entspricht das zur Ausführung gelangende Programm. Die Eintrittstarten mit Programm( pro Stück 75 Bf.) sind erhältlich: In der Hauptgeschäftsstelle des Verbandes für Freidenfertum und Feuerbestattung E. B., Berlin SW. 29, Gneisenaustraße 41; Bezirksgeschäftsstelle des Verbandes für Freidenfertum und Feuerbestattung E. B., Berlin NO. 18, Friedenstr. 60; Bureau der Freireligiösen Ges meinde, Berlin N. 58, Pappelallee 16; Frau Elfa Knopf, Berlin N. 58, Wörther Straße 41; Dstar Schliep, Berlin N. 39, Riautschouftraße 1; Otto Köhn, Berlin N. 20, Koloniestraße 73; Franz Fengler, Berlin D. 34, Tilsiter Straße 63; Hans Böhm , Friseurgeschäft, Berlin SO. 33. Cuornstraße 49; Kurt Gärtner, Zigarrengeschäft, Reutöln, Wißmannstraße 14; Baul Rogal, Lichtenberg , RantGewerkschaftshaus, Baul Horsch. Bigarrengeschäft, Berlin SD. 16, Engelufer 24/25; Deutscher Metallarbeiterverband, Parterrefaal ( Schalter 1), Berlin N. 54, Linienstraße 83/85( bei Franke). Wer die freigeistige Bewegung fördern will, besucht am Sonntag die Jugendmeihe in der Boltsbühne.
Eine Bleistiftfabrik aus dem Schmollwintet Bayern perfendet straße 14; Baul Mehlhose, Schöneberg , Geßlerstraße 7( D. II); diese amüsante Mitteilung an ihre Abnehmer:
DU
,, Sehr geehrter Herr Geschäftsfreund!
Wir haben übrigens ein gutes Gelegenheits. geschäft für Sie. Sie wissen, der Herr Reichspräsident v. Hindenburg feiert am 2. Oftober feinen 80. Geburtstag. Dazu sollten Sie Ihrer Kundschaft, besonders den höheren Schülern den Hindenburg"-Bleistift
Nr. 2930 anbieten. Der fechsedige Stift aus Bebernholz ist 30 Opfer der Zugkatastrophe im Eifactal.
oliogrün poliert, hat eine sehr feine Mine und eine schwarzmeißrote Rappe. Sie erhalten ihn für nur 14 m. per Gros und fönnen ihn gut für 20 Pf. pro Stüd ver faufen. Oder wie ist es mit dem Hindenburg "-Bleistift Nr. 2470, halblang, mit Goldschoner, sonst wie 2930?( Preis 18 M., Berkaufspreis zirka 25 Pf.) Bestellen Sie sofort. Unfer Borrat ist nicht groß..."
Herr v. Hindenburg ist Präsident der deutschen Republik, und die Nationalfarben sind nach der Reichsverfassung, wie man vielleicht auch in Bajumarien schon vernommen hat, Schwarz rotgold. Warum alfo die schwarzweißrote Rappe? Goll irgend so etwas wie eine heimliche monarchistische Gesinnung damit verkappt werden?
Wir hoffen es nicht, find aber der Ueberzeugung, daß gerade an den höheren Schulen für diesen Bleistift ganz bestimmt feine Propaganda in die Wege geleitet werden wird.
do Grut
Zwei schwere Verkehrsunfälle. id smil all
Neue Unwetterschäden.
Jnnsbrud, 27. September. ( TU.) Zu dem Zugunglüd im Eifactal wird gemeldet, daß sich die 3ahl der Toten auf 30 erhöht hat. Der verunglückte Bug ist jast völlig im Wasser der Eisac verschwunden, von der Lokomotive ragt nur der Schornstein aus dem Wasser heraus. Bei Brigen wurde die erste Leiche von den Berunglückten angeschwemmt. In Nord tirol ist das Hochwasser im Zurückgehen begriffen. Nach den bisherigen Feststellungen hat das Hochwasser vier Todesopfer gefordert. Südlich von Innsbrud hat ein Erdrutsch die Brennerstraße verschüttet. Im Stubaital hat das Hochwasser große Verheerungen angerichtet. Die einzige Verbindungsstraße des Jemmbachtales mit der Reichsstraße steht vollständig unter Wasser. Der Eingang zum Billertal bei Straß gleicht einem großen See. Die Südtiroler Stadt Sterzing war am Sonntag nahezu ganz überschwemmt. Sämtliche Einwohner der Stadt waren zum Wasserschuß herangezogen worden. Schwere Hochwasserschäden in Süddeutschland .
10 Beim Ueberschreiten des Fahrdammes vor dem Hause Berliner Straße 94 zu Tempelhof wurde gestern der 64jährige Kleinrentner Karl Köhler von einem Lastkraftwagen über fahren. Der Berunglückte, der schwere innere Ver= legungen erlitten hatte, wurde durch einen Wagen des Städtischen Rettungsamtes in das Schöneberger Krankenhaus übergeführt. Die Aerzte konnten dem alten Manne jedoch feine Hilfe mehr bringen, er starb furze Zeit nach seiner Aufnahme. Die Schuldfrage ist noch ungeklärt. Der zweite schwere Unfall ereignete fich gegen der 37jährige Tischler Martin Berg aus der Oranienstraße 200 und 18,30 Uhr vor dem Grundstück Planufer 96/97. Hier wurde dessen 35jährige Frau Margarete, als sie gemeinsam die Straße überschreiten wollten, von einem Geschäftsauto erfaßt und überfahren. Beide trugen so schwere Verlegungen davon, daß sie in das Krankenhaus Am Urban gebracht werden mußten. Spinale Kinderlähmung breitet sich aus. Auch in diesem Falle bedarf die Schuldfrage noch der Klärung.
Aus allen Gegenden Bayerns mehren sich die Nachrichten über were Hochwasserschaden. Der Bodenseespiegel ift innerhalb 24 Stunden um 32 Zentimeter gestiegen. In pielen Gegenden ist die Grummeternte vernichtet und die Kartoffelernte den Flüsse hat große Gebietsteile in einen See verwandelt. Das Waffer brang in mehreren Orten in Häuser und Ställe ein, so daß mehrfach die Feuerwehr eingreifen mußte. Auch verschiedene Straßen sind überschwemmt und für den Verkehr gesperrt. Durch das Hochwasser der Kammel haben viele Gebäude in Krumbach großen Schaden gelitten. In Unterrohr und Reichertsweiler konnten gestern die Kinder nicht zur Schule geschickt werden.
start gefährdet. Das Hochwasser der durch Mittelschwaben führen,
Funkwinkel.
Das Abend- Orchesterkonzert unter dem Dirigenten Selmar Menromis brachte als interessanteste Darbietung die Lisztsche Dantefantasie für Klavier, von dem Liszt - Schüler Prof. Joseph Weiß für Klavier und Orchester bearbeitet. Es sei besonders ge. rühmt, daß man der Aufführung des Werkes einige erläuternde Borte voraufschickte. Prof. Weiß spielte auch den Klavierteil. Das Bert gibt in seiner großartigen Anlage sehr wohl die Grundlage für eine Orchesterbearbeitung. Aber die Kraft des Ausdruces im originalen Klavierwert läßt sich in ihr naturgemäß trotzdem nicht ginalen Klavierwert läßt sich in ihr naturgemäß troßdem nicht immer völlig erhalten. Der musikalisch sehr ergiebige Abend brachte noch die Ouvertüre zu Nicolais Lustigen Weibern von Windsor und die finfonische Ouvertüre zu Romeo und Julia ", ein Frühwer? Tschaikowskis. Mosztowstis geiftvolle, aber nicht sehr tiefe Suite Aus aller Herren Länder war nicht ganz geschicht zwischen die Duvertüre zu den Lustigen Weibern und die Dantefantasie geftellt. Borträge waren an diesem Tage spärlich gefät. Leo Hirsch beendete seinen 3ntlus, umor in der Weltlitera tur" mit Ausführungen über Gogol , Calderon, Eulenspiegel und orientalische Märchen. Regierungsrat Dr. Dalom brachte Vorschläge zur Vereinfachung der Reichs- und Staatsverwaltung." Tes.
"
-
Zittau ( Laufih), 27. September. Zwei Fälle fpinaler Kinderlähmung leichterer Art sind auch hier aufgetreten. Sämtliche Schulen, Kinderheime und Kindergärten find gefchloffen worden.nod
Auch in der Kreishauptmannschaft Leipzig ist ein Fortschreiten der spinalen Kinderlähmung zu verzeichnen, ohne daß indeffen irgendwelche Herde festgestellt sind wie in der Stadt Leipzig . Die Erkrankungsfälle treten hauptsächlich dort auf, wo lebhafte Bezichungen mit der Stadt Leipzig bestehen. Es sind bis gestern aus den Bezirken Leipzig- Land, Dschak, Grimma , Borna und Rochliz 54 Fälle gemeldet. Hierzu kommen 129 Fälle in der Stadt Leipzig , so daß insgesamt bis gestern 183 Fälle gemeldet waren, pon denen ein Drittel bereits wieder außer Behandlung sein dürfte. Die Zahl der Todesfälle beläuft sich auf etwa 20. Jim Bezirk der Kreishauptmannschaft hat man mit Ausnahme der näheren Umgebung Leipzigs von einer vorzeitigen Schließung der Schulen abgefehen und sich auf die Schließung der Klassen beschränkt, in denen Krankheitsfälle zu verzeichnen waren. Die überwiegende Bahl der Ertranfungen betrifft fleine Kinder; allerdings sind auch Erwachsene bis zum Alter von 38 Jahren von der Krankheit ergriffen worden, eine Nachricht von Koennecke.
Sonftantinopel, 27. September. Ueber das Schidfal Roennedes und seiner Begleiter liegen hier noch feine Nachrichten vor.
A
Typographia. Die nächsten beiden Vormittags- Uebungsstunden finden nicht am Donnerstag, sondern am Freitag, dem 30. September bezm 7. Dftober, statt. Der Borstand.