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Beren Preffe dienstbar zu machen. Als aber das preußische Kultusministerium bei den Verhandlungen einen glaubhaften Beweis für die nur zu durchsichtigen„ völkischen Belange" verlangte, setzten die preußischen Studentenschaften dann einen selbstverständlich nur aus ihren Leuten bestehenden sog. Fünferausschuß ein, der die Verhältnisse in Desterreich studieren sollte.
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Dieser Ausschuß hat nunmehr seine Arbeiten, die er in einer Druckschrift Der Streit um das preußische Studentenrecht" veröffentlicht hat, beendet. Das Ergebnis, zu dem er auf Grund der amtlichen Unterlagen der Hochschulregister gekommen ist, stellt für die völkischen Kreise ein geradezu vernichtendes Urteil dar. Wurde es bisher von völkischer Seite immer bestritten, daß es in Wien allein 2000 organisierte sozialistische Studierende gibt, so muß der Fünferausschuß, nachdem ihm von den österreichischen Vertretern in die Mitgliederlisten Einsicht gewährt worden ist, nunmehr fest stellen, daß die sozialistischen Studentengruppen durchschnittlich 10 Proz. der Hörerzahl an den einzelnen Hochschulen ausmachen". Weiter wird wörtlich festgestellt: An der Universität( Wien ) besteht eine sozialistische Studentengruppe mit etwa eintausend ein geschriebenen Mitgliedern; ihre Anhängerschaft ist aber höher zu fdhäßen." Demgegenüber mird weiterhin von derselben Hochfule bie fich erwähnt, daß für die völkische Deutsche Studentenschaft , die sich doch immer anmaßt, alle deutschen Studierenden zu vertreten, von nur elwa sechshundert Studierenden der freiwillige Studentenschaftsbeitrag gezahlt wurde! Noch vernichtender sind die Ergebnisse über die angebliche jüdische Ueberfremdung. Die Zahl der jüdischen Hörer ist nirgends höher als an den Hochschulen des Reiches. Wiederum sei der Bericht des Ausschusses zitiert: In weiten Kreisen der deutschen Studentenschaft im Reich bestand die Auffassung, daß die Hörerschaft der Hochschule für Welthandel hinsichtlich der Berjudung ganz besonders gefährdet sei. So sprach man zum Teil von einer Minderheit von 40 bis 50 Broz. und zum Teil von 46 Broz, ja 50 bis 60 Proz. jüdischer Hörer. Wie aus obiger Statistik hervorgeht, beträgt die Zahl der inländischen jüdischen Hörer tatsächlich 11,8 Proz. der Gejamtzahl der inländischen Hörer."
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Damit ist der völkische Schwindel, mit dem man bisher alles staatsfeindliche Handeln begründete, entlarpt. Es wirkt geradezu tragikomisch, daß die untersuchende Kommission der Studentenschaft - also die reaktionären Führer selbst das Eingeständnis machen müssen, das dem preußischen Kultusminister sowie dem erfolgreichen Kampf der linksstehenden Studenten den Beweis für die Richtigkeit ihres Handelns gibt. Ja, der Fünferausschuß scheint die preußische Hochschulreform nunmehr selbst für staatsnotwendig zu halten. Denn nur so ist es zu verstehen, daß er eine Aenderung des Aufbaues der österreichischen Studentenschaften selbst nur für möglich hält ,,, wenn der Staat den österreichischen Studierenden zwangsmäßig ein Studentenrecht geben würde. Bei der augenblicklichen Regierungsfoalition ist dieses jedoch nicht zu erwarten, obwohl die Sozialdemofratische Partei Defterreichs, die im Nationalrat über 46 Proz. der Size verfügt, die Einführung des Studentenrechts befürwortet."
aldozed is on 6rime9
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Vor dem ersten Oktober.
Sittenbeamte im Gerichtssaal.
Am 1. Oftober hört die Sittentontrolle auf. Im letzten Augen blick noch haben die Gerichte sich mit den Verstößen der Prostituierten die Staatsgewalt", der durch diese Berstöße veranlaßt wurden. gegen die Polizeivorschriften zu befassen, mit Widerstand gegen Sittenbeamte, Prostituierte und Opfer der Sittenkontrolle im Gerichtssaal... Ein Fehlgriff.
Die etwa 35jährige Frau N. erwartet allnächtlich gegen 3 1hr in der Friedrichstraße ihren Mann, der in einem Lokal beschäftigt ist. Sie meidet es zu betreten. Sie geht auf und ab in Erwartung, daß die Uhr drei schlägt. Hin und wieder wird sie von Männern angesprochen:„ ob sie nicht mitkommen wolle". Dann und wann erwidert fie furz, freundlich abweisend, diese Einladungen. Die Sittenbeamten, die in der Gegend ihren Dienst tun, kennen die Frau vom Ansehen. Sie wissen nicht, daß sie ihren Mann erwartet, fie haben sie im Verdacht, heimlich, das sie ihren Dann erwartet, fie haben sie im Verdacht, heimlich Unzucht zu treiben. Eines Nachts beschließen sie, gegen den Unfug", den sie auf der Straße treibt, einzuschreiten. Während einer der Beamten sich einer anderen verdächtigen weiblichen Berson" nähert, tritt der zweite Beamte auf Frau N. zu, legitimiert sich als Kriminalbeamter und ladet sie ein, mit zur Bache zu kommen. Sie denkt nicht daran, Folge zu leiften! Der Sittenbeamte greift energisch zu; sie wehrt sich, protestiert laut gegen die versuchte Freiheitsberaubung. Der Beamte will einen Menschenauflauf permeiden, er läßt von der Frau ab. Während des Zusammenstoßes mit dem Beamten hat aber ihre Armbanduhr gelitten. Sie beklagt sich bei ihrem Mann über das Vorgehen des Sittenbeamten; empört über den Vorfall und ärgerlich über die zerbrochene Uhr, begeben sich die Eheleute auf die Suche nach dem Beaniten. Unterdessen ist die andere weibliche Person" ins Revier geschafft worden. Hier hält man ihr vor, daß sie vor zehn Jahren unter Sitte geftanden habe. Man fragt sie über Frau N. aus. Die Beamten kehren auf die Straße zurück und stoßen hier auf das Ehepaar. Das sind die beiden Kerle von neulich", ruft Frau M. Ihr Strolche! Sich an einer wehrlosen Frau zu vergreifen, die Uhr zerbrechen! Ich werde euch schon zeigen!" Die Beamten wollen sich das nicht gefallen lassen, versuchen den Mann festzustellen. Der widersetzt sich, die Frau fährt dazwischen, versetzt einem der Beamten einen Schlag ins Gesicht. Ein Schußmann eilt herbei, die Eheleute
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Der Revolverschuß auf den Ehemann.
Das Ende einer 21 jährigen Ehe.
Unter der Anklage des Totschlages hat sich heute die 45 Jahre alte Frau Frieda Gebauer vor dem Schwurgericht des Landgerichts II zu verantworten. Es handelt sich bei der Bluttat um den Abschluß einer 21jährigen von Anfang an unglüdlichen Ehe.
Es wird also zugegeben, daß die Sozialdemokraten die einzigen Die Angeklagte, die aus reichem Hause stammt, hat am 12. Dtfind, die eine vernünftige Hochschulreform vertreten; es wird fast tober in der Wohnung ihrer Mutter ihren vier Jahre älteren Ehebedauert, daß sie nur 46 Proz. der Size im Parlament innehaben... mann, den Kaufmann und Rittergutsbesiger Gebauer Bozu aber regt man sich dann in Preußen über ein staatsnotwendiges Vorgehen eines demokratischen Ministers auf, wenn man fich in Desterreich davon überzeugen muß, daß die„ völfifchen Belange" ein Unfinn sind? Am 1. Oktober hat Kultusminister Becker das Wort. Die sozialdemokratischen Studenten, beren Reihen von Tag zu Tag stärker werden, werden dann bald dafür sorgen, daß im ganzen Reich wie in Desterreich eine gesunde studentische Selbstver waltung einfehrt.
Neuordnung des Studentenrechts.
Die neue Verordnung über die Bildung von Studentenschaften" ist vom preußischen Staatsministerium beschlossen und soeben dem Staatsrat vorgelegt worden. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, wird nach der Verordnung die Studentenschaft der einzelnen wissenschaftlichen Hochschule von dem zuständigen Minister staatlich anerkannt und wird verfassungsmäßiges Glied der Hochschule, wenn die mitgliedschaftsberechtigten Studenten in einer gleichen und geheimen Abstimmung, die unter Leitung des Rettors bis zum 15. Dezember 1927 erfolgt sein muß, beschlossen haben, eine Studentenschaft zu bilden. Die dann gebildete Studentenschaft besteht aus den an der Hochschule eingeschriebenen reichs und auslandsdeutschen Studenten. Auslandsdeutsche Studenten find alle außerhalb des Reichsgebiets beheimateten Studenten, deren Zugehörigkeit zur deutschen Kulturgemeinschaft durch Sprache, Bildung und Bekenntnis zu dieser Gemeinschaft erweisbar ift. Desterreichische Staatsbürger gelten als Auslands deutsche, wenn sie sich nicht zu einem fremden Bolkstum betennen. Die Entscheidung darüber, ob ein Student als Auslandsdeutscher anzusehen ist, trifft der Vorstand der Studentenschaft. Gegen diese Entscheidung ist Einspruch bei dem Rektor zulässig. Die Studentenschaft kann sich mit Organisationen, die an anderen deut schen Hochschulen bestehen, vereinigen, sofern diese Organisationen alle reichs- und auslandsdeutschen Studenten umfassen und sofern die Sagungen folcher Gesamtvereinigungen nicht im Widerspruch mit der preußischen Verordnung stehen.
An Hochschulen, in denen eine Studentenschaft nicht gebildet wird, trifft der zuständige Minister die für die Weiterführung der studentischen Wohlfahrtseinrichtungen erforderlichen Maßnahmen. Der schon bisher bestehende Bermögensbeirat der einzelnen Studentenschaft, dessen Borsig der Universitätsfurator oder an Hochschulen, die teinen Kurator haben, ein vom Minister zu beftellender höherer Berwaltungsbeamter führen wird, hat die Aufgabe, die Vermögensverwaltung und die Kaffenführung der Studentenschaft zu überwachen und die Studentenschaft bei allen wirtschaftlichen Maß nahmen zu beraten und zu unterstützen.
Der Haushaltsplan der Studentenschaft, auf Grund dessen die Beiträge erhoben werden, bedarf der Genehmigung des Ministers und des Bermögensbeirats. Der Minister kann die
gemas ber Berordnung gebildete Stubentenschaft einer Hochschule
Ehe war 1905 geschlossen worden. Gebauer hatte ein Holzkohlengeschäft in Berlin , das sehr gut ging und bis in den Krieg hinein jährlich 150 000 Mart Reingewinn abwarf. Außerdem hatte auch die Angeklagte ein beträchtliches Vermögen in die Ehe gebracht. Gebauer hatte eine Billa in Wannsee , und 1919 Gebauer hatte eine Villa in Wannsee , und 1919 das Rittergut Jeserig erworben. Der Che waren zwei Rinder, der jett 20jährige Bodo und die 8jährige Elfriede entsproffen. Seit der Inflation geriet Gebauer in mißliche Verhältnisse und mußte seine Billa verfaufen. Die Angeflagte, bie an ein luxuriöses Leben gewöhnt war, tonnte sich in die veränderten Berhältnisse nicht fügen. Dadurch verschlechterte sich die ohnehin schon durch die Untreue der Angeklagten zerrüttete Ehe noch mehr, und die Frau verließ ihren Mann schließlich, um mit einem Gutsinspektor zufammenzu leben. Trotzdem hing der Mann immer noch an ihr und hatte auch noch kurz vor dem tragischen Ereignisse eine Berföhnung ver. sucht. In den letzten Tagen war er aber anderen Sinnes gemorden und hatte den Vorschlag feiner Schwiegermutter, eine Aussprache mit seiner Frau und seinem Sohne, der auf seiten der Mutter stand, herbeizuführen, entschieden zurückgewiesen. In seinem Testament hatte er auch Frau und Sohn enter bt und feine Tochter Elfriede, an der er mit abgöttischer Liebe hing, zur Aleinerbin eingesetzt. Er hatte auch einige Tage vor seinem Tode die Chefcheidungsklage eingereicht. Die Angeklagte war übrigens in erfter Ehe mit einem Berliner Arzt verheiratet gewesen, und auch diese Che war geschieden worden. Um feine Tochter zu sehen, war Gebauer am 12. Dftober zu seiner Schwiegermutter nach Tempelhof gefommen. Wider Erwarten tam ihm bort feine Ehefrau entgegen und begrüßte ihn. Er stieß sie aber vor die Brust, so daß sie zurücktaumelte. Der dazwischentretende Sohn Bodo wurde in die Ede geschleudert und fiel bewußtlos zu Boden. Nun ergriff die Angeflagte einen Revolver, ben fie auf das Büfett bereitgelegt hatte und gab auf ihren Mann mehrere Schüffe ab, die den Ehemann töteten. Die Angeklagte behauptet, daß sie in Notwehr gehandelt habe. Gie deutete auch an, daß feit 1912 bereits ein Gheverkehr mit ihrem Manne nicht mehr möglich gewesen sei. Auf Fragen des Borsigenden behauptet sie jedoch mit Bestimmtheit, daß die achtjährige Elfriede dennoch ein Kind ihres Mannes fei. Es sind etwa 40 3eugen geladen und die Verhandlungen werden voraussichtlich zwei Tage in Anspruch nehmen,
Der Bär auf der Straße.
In der Nähe des Elisabeth- Hospitals in Oberschönemeibe fanden Spaziergänger in den geftrigen Abendstunden einen herrenlosen braunen Bären, der an einen Baum gebunden war. Bald fammelte fich eine größere Menschenmenge an. Das Tier ließ niemand zunahe fommen, so daß schließlich Polizeibeamte den 3oologischen Garten von dem eigenartigen Fund in Kenntnis sekten . Dr. Heck, der Seiter des Soos, entsandte einen seiner Mitarbeiter nach Ober: schöneweide. Der Bär zeigte sich aber jo bösartig, daß es nicht gelang, ihn zu bändigen. Wegen der Gefahr, die das Tier für das Bublifum bildete, blieb nichts weiter übrig, als es zu erschießen. Ein Polizeioffizier gab den Fangschuß ab. Offenbar haben vorüberziehende Gauller sich des Tieres, es handelt sich offenbar um einen Tanzbären, auf diefe Art entledigt. Ein jugendlicher Selbstmörder.
veranlaffen, die Entscheidung, ob eine staatlich anerkannte StudentenEin aufregender Vorgang spielte sich gestern abend gegen schaft bestehen soll, nach dem oben erwähnten Abstimmungsverfahren 21 Uhr auf der Schillingsbrüde ab. Ein unbekannter zu wiederholen. Ebenso tann die Studentenschaft auf Antrag 21 Uhr auf der Schillingsbrüde ab. Cin unbekannter Don drei Biertel der Stimmen ihrer Bertreterversammlung bei dem junger Mann von etwa 20 Jahren lief bort hin und her und Minifter Wiederholung der Abstimmung beantragen. Zur Aus- erregte durch fein unruhiges Befen die Aufmerksamkeit der Basfanten. Blöglich sprang er, bevor man ihn daran hindern_konnte, führung der Berordnung fann der zuständige Minister Richt mit einem Hechtsprung über das Geländer in die Spree, linien erlaffen. Er entscheidet auch über die Auslegung der Berging fofort unter und fam nicht wieder zum Vorschein. Rettungsversuche, die Schupobeamte unternahmen, blieben ohne Erfolg, ordnung und der Richtlinien, Der Reichswasserschuh sucht heute das Wasser nach der Leiche ab. Nach der neuen Berordnung wird eine Raalition der Der junge Selbstmörber trug eine Stridjade, eine buntle Hose und preußischen mit den österreichischen Stubenten- Schwarze Halbschuhe. Mitteilungen zur Auftlärung an die Kriminalinspektion Friedrichshain . schaften im Rahmen der Deutschen Studentenschaft nur mög I ich sein, wenn die antisemitisch organisierten österreichischen Studentenschaften ihre Verbandssagungen ändern oder die preußischen ihre staatliche Anerkennung aufgeben. Die preußischen Studentenschaften merden darüber in einer Gesamtabstimmung im Laufe des November zu entscheiben haben
Wegen Totschlages verurteilt.
Der frühere Polizeibeamte und jetzige Gemüsehändler Paul en 3, der in der Bußtagnacht vorigen Jahres seine Frau durch einen Repolperschuß getötet hatte, wurde gestern nach 15stündiger Verhandlung um Mitternacht von dem Schwur
werden aufs Polizeirenier gebracht, Frau N. muß eineinhalb Tage da bleiben unter dem Verdacht, heimliche linzucht" zu treiben und geschlechtskrank zu sein.
ihnen verhaftete frühere Sittenmädchen habe ausgefagt, fie tenne Vor dem Schöffengericht behaupten die Beamten das von ihnen verhaftete frühere Sittenmädchen habe ausgefagt, fie fenne Frau N. und wisse, daß sie öfters in dem Hotel absteige, wo sie als Aufwartemädchen arbeite. In der Gerichtsverhandlung ieugnet diese aber entschieden, eine derartige Aussage gemacht zu haben. Das Gericht stellt fest, daß absolut teine Beranlassung vor gelegen habe, Frau N. zu verhaften. Wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt und andere gesetzwidrige Handlungen wird die Ehefrau N. zu 48 M. und ihr Mann zu 45 M. Geldstrafe
verurteilt.
Und was geschieht mit den Beamten, die zweifellos nicht einwandfrei handelten? Vor dem Schaufenster.
In einer verbotenen Straße steht nachts das Sittenmädchen S. am Schaufenster. Vor Gericht behauptet sie, sich die hübschen Schuhe angesehen zu haben. Die drei Verwaltungsbeamten, die in dieser Nacht Streife hatten, waren aber anderer Ansicht. Sie gingen auf das Mädchen zu und forderten sie auf, ihnen ins Polizeirevier zu folgen. Das Mädchen stand aber unter dem Einfluß von Altohol. " Was, ihr Strolche, ihr habt hier auf die Sitte aufzupaffen? Thr sollt euch erst mal legitimieren." Die Beamten denken nicht daran, sich zu legitimieren. Sie faßten das Mädchen scharf an; diese widerseht sich, schlägt wild um sich; es gibt einen Auflauf, die Verhaftete heßt das Publikum gegen die Beamten auf und wird schließlich ins Polizeirevier geschleppt. Während des Widerstandes, den fie geleistet hatte, war ihr arg zugesetzt worden. Sie beschmerte sich bei der vorgesetzten Behörde. Das Disziplinarverfahren gegen die Beamten verlief erfolglos. Sie erhielt aber einen richterlichen Straf= befehl, der auf einen Monat Gefängnis lautete. Sie fegte Beschwerde ein und hatte sich nun vor dem Amtsgericht zu verantworten. Der Verteidiger machte für seine Klientin den Umstand geltend, daß die Sittenkontrolle am 1. Oktober aufgehoben würde und bat um Bewährungsfrist. Das Gericht verurteilte die„ Sittendirne" zu drei Wochen Gefängnis und billigte ihr Bewährungsfrist zu. Der 1. Oftober wird diese Art von Prozessen hoffentlich unmöglich machen... k
gericht I wegen Totschlages unter Zubilligung mildernder Umstände zu 2 Jahren 1 Woche Gefängnis unter Anrechnung non 5 Monaten Untersuchungshaft verurteilt. Die Sachverständigen hatten den Angeklagten zwar für geistig nicht vollwertig bezeichnet, jedoch die Frage nach dem Vorliegen des§ 51 verneint.
Großfeuer in der Chausseestraße.
Die Feuerwehr, die erst am letzten Sonntag in der Luisenstraße mit der Bekämpfung eines Riefenfeuers beschäftigt war, wurde gestern nacht abermals zu einem Großfeuer nach der Chausseestraße 57 alarmiert. Das Feuer vernichtete das Dachgeschoß und das vierte Stockwert des Quergebäudes, in dem zwei Knopffabriken ihre Räume haben, vollständig. Die Lösch- und Aufräumungsarbeiten, die sich außerordentlich schwierig gestalteten, dauerten bis in die heutigen Vormittagsstunden hinein.
Die Feuerwehr rückte auf den Alarm ,, Mittelfeuer" zunächst mit drei Löschzügen an. Beim Eintreffen der Wehren hatte der Brand jedoch eine derartige Ausdehnung angenommen, daß zwei weitere Züge an die Brandstelle beordert werden mußten. Die Fabrik- und Lagerräume im Dachgeschoß und vierten Stockwert der Knopffabriten von Müller u. Co. sowie der Firma S ch u chardt u. Co. standen in ihrer ganzen Ausdehnung in Flammen. Unaufhörlich erfolgten fleinere Explosionen. Meterhohe Stichflammen schossen hervor. Das Feuer fand an 3elluloid, Hornvorräten und anderen Stoffen nur allzu reiche Nahrung und drohte auf die Pferdeställe und Wirtschaftsgebäude des dritten Hofes überzuspringen. Baurat Tamm ließ deswegen aus acht Schlauchleitungen großen Kalibers Wasser geben. Rostbare 3eit ging dadurch verloren, daß die nach oben vorbringenden Feuerwehrbeamten noch die schweren eisernen Türen, die start gesichert waren, in mühevoller Arbeit aufbrechen mußten. Erſt gegen 6 Uhr morgens war die Hauptgefahr beseitigt. Der Dachstuhl, das Dachgeschoß und das vierte Stockwert find völlig vernichtet. Die darunterliegenden Betriebe haben unter Wasserschaden start gelitten. Der Materialschaden ist sehr groß, aber durch Versicherung gedeckt. Die Entstehungsurfache fonnte nicht mehr ermittelt werden, da schon beim Eintreffen der Wehren das Dachgeschoß ein einziges Flammenmeer bildete. Gestern nacht brannte der Dachstuhl des Hauses Grolmanstraße 35 ab.
Die Ueberschwemmung in der Schweiz . Gefährliche Bergungsarbeit.
erine Feldkirch, 28. September. Trotz der Sprengung des Bahndamms bei Bendern hat die Gewalt der Fluten nicht nachgelassen. Die Gemeinde Ruggeln ist immer noch schwer bedroht. Zwei Häufer und mehrere Siedlungen wurden vom Waffer weggeriffen. Auch gestern konnte Ruggeln nicht vollständig geräumt werden. 200 Personen wurden nach Schellenberg gebracht. In den überschwemmten Häusern be finden sich noch 60 Leute, die ihre Häuser nicht verlassen wollen. Die Bergungsarbeiten werden dadurch erschwert, daß ein Teil der Reffungsboote, die von Bregenz und Hard nach Liechtenstein gebracht wurden, durch den wiederholten Anprall an die Mauern Heute sind von Chur beschädigt und unbrauchbar wurden. 200 schweizerische Sappeure angekommen und in Schellenberg untergebracht worden. Im Einvernehmen mit den österreichischen Truppen sind sie damit beschäftigt, die Dammlücken in Schaan mit Faschinen zu schließen.
Koennecke noch in Angora.
Angora, 28. September.
Die Anatolische Telegraphenagentur teilt mit, daß Roennede mit feinem Flugzeug„ Germania " am Sonnabend nicht gestartet ist, fondern sich noch in Angora befindet. Das Flugzeug, dessen Abflug am Sonnabend gemeldet wurde, war ein nach Estischehir fliegender Junters- Apparat.
Nach einer weiteren Meldung aus London ist der so lange vermißte Koennede geffern in Angora gestartet und abends in Bagdad
gelandet.
Sprechchor für Proletarische Felerstunden. Uebungsstunde Donnerstag, ben 29. September, 19%, Uhr, in der Sophienschule, Weinmeisterftr. 16/17. 22. und 23. 2bt. Achtung! Die irrtümlich für beute Mittwoch abend bekanntgegebene Mitgliederversammlung findet erst morgen Donners. tag, 29. September, 19, 1hr, im Stleinen Pharussaal, Müllerstr. 142 statt. Referent: Bürgermeister Carl Leid .
Zirkus Kapilän ifred Schneider, der im Frühjahr ein Gastspiel am Kurfürstendamm veranstaltete, tehrt nach einer Sommertournee nach Berlin zurüd, wo er diesmal an der Kaiseralee Aufstellung nimmt. Die Eröffnung foll am Freitag, dem 30. September stattfinden.