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Nr. 475 44. Jahrgang

Vom deutschen   Ozeanflug.

Schlechtes Wetter bei den Azoren  .

Beilage des Vorwärts

Bei der Berliner   Vertretung der Junkers- Werte traf heute vor­mittag ein Telegramm aus Lissabon   ein, in dem mitgeteilt wurde, daß der Start der Junkers- Dzeanmaschine D 1230 wegen schlechter Wetterlage verschoben worden sei. Wie wir hierzu meiter erfahren, ist nach den heutigen Wettermeldungen das Flug­wetter an der portugiesischen Küste zwar sehr gut, da bei wolken= losem Himmel schwache Südwinde herrschen, die weiter westlich nach Südost drehen, doch liegt zurzeit unmittelbar bei den Azoren   ein Tiefdruckgebiet, das zwar räumlich nicht sehr weit ausgedehnt ist, aber doch wohl die Flieger bewogen hat, vom Start zur ersten Ozeanetappe für den heutigen Freitag Abstand zu nehmen. Es ist damit zu rechnen, daß dieses Tiefdruckgebiet dem vom westlichen Teil des Ozeans aus der Richtung der Bermudas heranziehenden Hochdruckgebiets Play machen wird. Ueberhaupt ist zurzeit nur der über die Bermudas führende Kurs der gegebene für eine Ozeanüberquerung, da zwischen den Azoren   und Neufund­ land   außerordentlich schlechtes Wetter bei sehr starten Gegenminden herrscht. Was die Etappe Lissabon  - Azoren   betrifft, so beträgt die Luftlinie ungefähr 1800 Kilometer, d. h. es wäre mit einem Flug weg von etwa 2000 Kilometern zu rechnen. Da die Junters D 1230 nach den bisherigen Berechnungen eine Geschwindigkeit von 145 bis 150 Stundentilometern entwidelt hat, würde sie also bei einiger­maßen normalem Wetter für die Strecke Lissabon- Horta etwa 14 bis 15 Stunden benötigen.

Der Führer des Junkers- Flugzeuges über seinen Flug. Ciffabon, 7. Oftober. Nach seiner Ankunft in Lissabon   erklärte der Führer des Junkers- Flugzeuges D 1230 einem Vertreter der Agence Havas: Wir flogen von Amsterdam   um 6 Uhr 20 Minuten Greenwicher Zeit ab und erreichten eine Höhe von ungefähr 500 Metern, welche wir während des ganzen Fluges beibehielten. Wir flogen die franzöfifche Rüfte entlang und nahmen alsdann Richtung auf Queffant, begünstigt von Südostwind, später von Dstwind, deffen Stärke 10 bis 12 Sefundenmeter nicht überstieg. Während des ganzen Fluges fandten wir Nachricht an die Station Quessant, die hierauf antwortete. Nachdem wir Cap Finisterre   überflogen hatten, lehten wir unseren Flug die Küste entlang ohne Zwischen fall fort und erreichten bei herrlichem Wetter die spanische Küste. Bir passierten La Coruna   und riefen Vigo   an, das Antwort fandte. Alsdann folgten wir der portugiesischen Küfte; ungefähr hundert Kilometer vor Lissabon   gerieten wir in dichten Rebel. Bir versuchten mehrere Male Lissabon   anzurufen, um uns die Tidung angeben zu laffen, ohne jedoch Antwort zu erhalten. Vor die Unmöglichkeit gestellt, den Flug fortzusehen, beschlossen wir um 4 Uhr 45 Minuten auf das Meer niederzugehen. Wir hofften, weiter: fliegen zu können, aber Lissabon   antwortete immer noch nicht auf unsere Anrufe, die wir mit verschiedenen Apparaten versuchten.

Da die Nacht hereinbrach, entschlossen wir uns, auf dem Plaz amferer Landung zu bleiben, der unserer Berechnung nach Santa Cruz sein mußte. Das Meer war glüdlicherweise ruhig und hatte nur leichten Seegang. Die Fischerbarken in der Umgebung eilten 31 unserer Hilfe herbei, aber infolge der Unmöglichkeit uns ver­ständigen zu können, ging der Pilot Loose ans Land und versuchte mit dem Reservelandfunkapparat Lissabon   zu erreichen, das jedoch immer noch nicht antwortete. Es gelang Loose dann ein Auto­mobil zu finden, dessen Führer fich bereit erklärte, unserem Lissaboner  Vertreter einen Brief zu überbringen. In der Nacht wurde uns dann ei Schleppdampfer zur Hilfeleistung gesandt, Wir hoffen, falls fich der Nebel teilen würde, bei Tagesanbruch Lissabon   auf dem Luft­mag zu erreichen, wir mußten uns jedoch entschließen, uns ins Schlepptau nehmen zu lassen. Im übrigen war der Flug ausge­zeichnet und wir hätten ihn fortgejezt, wenn wir nicht durch den Rebel behindert worden wären. Die Motoren arbeiteten gut bei einer mittleren Geschwindigkeit von 180 Kilometern in der Stunde. Wir befürchten einen Witterungsumschlag; wenn aber ein solcher richt eintritt, so hoffen wir in zwei bis drei Tagen wieder abreifen zu können, ohne jedoch bestimmt fagen zu fönnen, ob wir den Flug fortsetzen oder nach Deutschland   zurückkehren werden.

Glück im Unglück.

Levine der Tausendsaffa. Nachdem Levines Miß Columbia" in Rom   in die Brüche gegangen ist, hat sich der erste Transozeanpassagier auf ein Flugzeug der Transadria- Linie gesezt, um sich nach Bien zu be­geben. Unterwegs aber hat er in Salzburg   notlanden müssen. Inzwischen ist Levine auf dem Flugplak Aspern   eingetroffen, um fich von dort nach Berlin   zu begeben. Auch der Pilot Hinchcliffe mill nach Berlin   fahren, wo die beiden sich wiedertreffen, um dann gemeinsam die Reise nach Amerita anzutreten. Die Miß Columbia" wird mit einem Dze andampfer nach New York   be­fördert.

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Man fann wohl sagen, daß wenig Menschen in den letzten Monaten soviel von sich haben reden machen, wie Charles Le­vine. Nachdem Chamberlin und er von Berlin   aus eine Rund­fahrt nach den verschiedensten europäischen   Hauptstädten gemacht hatten, die vielleicht etwas zu sehr nach Reflame roch, entzweite er sich mit seinem Partner, um sich in Frankreich   mit Drouhin zu verbünden und zu entzweien. Sein phantastischer Flug über den Kanal, bei dem er um ein Haar ums Leben gekommen wäre, ist noch in aller Erinnerung. In England sprach er dauernd Don seinem Ozeanflug nach Amerika  , der täglich bevorstehe. Statt dessen aber flog er nach Rom  , um dort dem Papst und Herrn Mussolini   seine Aufwartung zu machen. Die Columbia" ging entzwei, und jetzt faß er glücklich in Salzburg  ; alles aber, was er tat, vollzog sich unter dem Lärin lautester Retlame. Go prahlt er mit einer Photographie, auf der er mit dem schwarzen Duce zusammen verewigt ist.

Im allgemeinen fann man sagen, daß er Glüd im Unglüd gehabt hat. Er tann sich auch jest wieder trösten! Denn als er in Salzburg   notlandete, erfuhr er, daß die Frage, ob ihm bei seiner Rückkehr nach Amerika   die gleichen Ehrenbezeugungen durch die Stadtverwaltung New Yorts zuteil werden sollen, wie den an­deren Ozeanfliegern, bejahend entschieden worden ist. Immerhin täte er gut, in seinem eigenen Interesse die Reklame­trommel etwas weniger lebhaft zu rühren und nur dann die Deffentlichkeit zu beschäftigen, wenn er wirtlich etwas leistet.

Tragischer Tod im Arbeitsnachweis.

Heute um 8% Uhr ist ber erwerbslose Kaufmann Matuhn aus der Liebigstraße 40 beim Betreten des Arbeitsnachweises für Raufleute, Klosterstraße 39, von einer Herzschwäche befallen und in den Armen des sich um ihn bemühenden Aufsehers verstorben. Ein fofort hinzugerufener Arzt fonnte nur noch den Tod feststellen. Der Tote hatte feinen Pfennig mehr in der Tasche.

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Ein aufregender Borfall spielte sich heute früh gegen 6 Uhr im Hause Wilsnader Straße 12 zu Moabit   ab. Aus dem Fenster seiner im 4. Stockwerf gelegenen Wohnung stürzte sich der 24jährige Musiker Erich Franke   auf den Hof hinab, mo mit zerschmetterten Gliedern be: mußtlos liegen blieb. Die alarmierte Feuermehr schaffte den Schwerverletzten in das Moabiter Krankenhaus, doch trat bereits auf dem Wege dorthin der Tod ein,

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Anlagiso mi Freitag, 7. Oktober 1927

Reform des Berliner   Luftverkehrs.

Pläne des Berliner   Magistrats.

Aenderung der Stredenlinienführung

kann in den wenigen Jahren seines Bestehens eine Entwicklung ver­Der Flughafen Tempelhofer Feld, das Luftkreuz Europas", I der deutschen   Grenzen genießt, ist die Tatsache, daß viele Ausländer hier ihre Pilotenzeugnisse erwerben. Ferner ist man in der Ver­zeichnen, wie wohl nur ganz wenige Flugplätze des Kontinents. Die fehrsdeputation und dem Magistrat auch darüber sich flar geworden, Verkehrsluftfahrt hat einen Umfang angenommen, den man noch daß zur Erhöhung der Sicherheit eine vor fünf Jahren für unmöglich gehalten hätte, und infolgedessen ist es für die Stadt Berlin   schon jetzt notwendig, vorausschauend dafür Sorge zu tragen, daß die führende Stellung der Reichshauptstadt in der Handelsluftfahrt erhalten bleibt. Maßgebende Fachleute der Luftfahrt haben schon längst erkannt, daß das Tempelhofer Feld, wenn es auch als Zentrale des Personenluftverkehrs sicherlich noch Jahrzehnte hindurch seinen Zwed erfüllen wird, doch rechtzeitig ent­lastet werden muß, daß auf der anderen Seite Berlin   auch dafür jorgen muß, die Institute und Einrichtungen zu erhalten bzw. zu erweitern, die zur ständigen Berbesserung des Luftverkehrs not­wendig sind. Bekanntlich muß

die Deutsche Bersuchsanstalt für Luftfahrt"

nebligem Wetter ist es für die Flugzeugführer und auch für die über Berlin   notwendig ist. Namentlich in den Wintermonaten bei Fluggäste feineswegs angenehm, wenn sie in geringer Höhe fich längere Zeit über dem Häusermeer Berlins   bewegen müssen. Des­halb hat man daran gedacht, die beiden Flugpläße Briz und Rudow  gewissermaßen als Vorhäfen für Tempelhof   einzurichten. Alle Flug­zeuge aus Norden, Osten oder Westen sollen zunächst Brig   und Rudow   ansteuern, die also, um einen Berg'eich mit der Schiffahrt zu geben, die Richtungsbojen für die Einfahrt nach Tempolhof sein sollen. Tempelhof  , Brizz und Rudom liegen auf einer Linie, und aus diesem Grunde würde bei schlechtem Wetter und abends den Fliegern die sichere Einfahrt wesentlich erleichtert werden. Weiter soll späterhin der Luftfrachtverkehr vom Personenverkehr abgetrennt werden. Schon in einigen Jahren, wenn die Entwicklung so meiter­geht, wird es fich als nötig erweisen, besondere Frachtflugzeuge über die Strecken gehen zu lassen, und ein besonderer Plak im Westen oder Norden der Stadt man denkt hier zunächst an Tegel   oder

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Sportflugveranstaltungen

in Tempelhof   gezeigt, daß man in Zukunft daran denken muß, Sport­und Berkehrsfliegerei ein für allemal zu trennen. Es geht nicht an, daß im Verlauf von Sportveranstaltungen der ordnungsmäßige Luft­verkehr durchgeführt wird. Aus diesem Grunde denkt man daran, einen kleineren Platz für derartige Veranstaltungen zu schaffen. Dort follen auch ankommende Gastflugzeuge aus dem Ausland oder aus dem Reich landen und alle Möglichkeiten zur Instandsetzung der Maschinen usw. finden.

in Kürze ihr bisheriges Heim in Adlershof   verlassen. Viele deutsche  Städte, besonders Stuttgart  , hatten sich erboten, riesiges Gelände für die Versuchsanstalt, die Hunderte von Angestellten, Technikern und Arbeitern beschäftigt, bereitzustellen, Gebäude zu errichten und fogar finanzielle Beihilfen zu gewähren. Im Berliner   Magistrat iſt Frohnau   soll dann für die Erledigung des Luftfrachtverkehrs liche Institut der Luftfahrt der Reichshauptstadt erhalten bleiben man jedoch mit Recht der Ansicht, daß dieses wichtigste wissenschaft- errichtet werden. Schließlich haben die letzten muß, zumal auch die Beziehungen der Versuchsanstalt zur Technischen Hochschule und zur Universität Berlin außerordentlich enge sind. Man hat in der Verkehrsdeputation in Erwägung gezogen, der Ver­fuchsanstalt in Briz in der Nähe der dortigen Siedlung ein großes Gelände zu übereignen. Dadurch würde die Deutsche Versuchsanstalt in die Lage kommen, ihre Arbeiten in der gewünschten Weise aus­zudehnen, ohne daß die Anwohner sonderlich gestört würden, denn der praktische Flugbetrieb der Versuchsanstalt ist relativ gering. Ferner hat der Magistrat es als notwendig erkannt, auch die Staafener Berkehrsfliegerschule zu erhalten. Man hatte erst daran gedacht, den der Zeppelingesellschaft gehörigen Staatener Flugplatz zu erwerben, doch ist dieses Projekt daran gescheitert, daß die Be fitzerin für das Gelände den Preis von 6-7 Millionen Mark ver­langte. Die Stadt Berlin   befizt jedoch zwischen Rudom und Waß­mannsdorf ein sehr großes Gelände, das zum Teil noch auf städti­schem, zum Teil auf Kreisgebiet liegt, aber der Stadt Berlin   bereits gehört. Hier soll nach den bisherigen Projekten die Fliegerschule ihr Heim finden, da der Staatener Flugplatz schon heute nicht mehr wendig, denn schon heute werden dort in Staaten von den Schülern ausreicht. Die Erweiterung des Gebietes der Fliegerschule ist not­mehr Flugtilometer absolviert, als im Betriebe der Lufthansa, und ein Beweis für das Ansehen, das diese Einrichtung auch außerhalb

Wieder einmal, Wirtschaftsspionage".

Ein Prozeß der J. G. Farbenindustrie.

Auf Betreiben der J. G. Farbenindustrie war vor Jahresfrist gegen den bekannten, jekt in Dresden   wohnhaften Chemifer Dr. Franz Meyer, der bis dahin Vorstandsmitglied der Th. Goldschmidt A.-G. war, ein Strafverfahren wegen Wirt­schaftsspionage eingeleitet worden.

Im Juni d. 3. wurde Dr. Meyer vom Schöffengericht Heidelberg  im Sinne der Anflage für schuldig befunden und zu einer empfindlichen Gefängnisstrafe verurteilt. Nunmehr fand unter Borsiz des Heidelberger Landgerichtspräsidenten eine neue Verhandlung vor der großen Straffammer in Heidelberg   statt, die mehrere Tage andauerte. Das Verfahren endete mit einem völligen Freispruch des Angeflagten Dr. Meyer. In der Urteilsbegründung wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß das Gericht zu einem Freispruch gekommen sei, weil es sich von der völligen Unschuld des Angeklagten überzeugt habe. Der Freispruch sei nicht etwa wegen mangels an Beweisen erfolgt. Diese glänzende Rehabilitierung war nach dem Gange der Verhandlung durchaus zu erwarten. Das Urteil erster Instanz war allgemein als Fehlurteil aufgefaßt worden. Es war hauptsächlich auf dem Gutachten eines Sachverständigen aufgebaut, der jetzt in zweiter Instanz seine Aussage in vollem Umfang zurücknah: n.

Schuh dem Tiere!

Alle diese in der Berkehrsdeputation vorgetragenen Projekte, die die Billigung hervorragender Sachverständiger der Luftfahrt gefun­den haben, werden heute und morgen noch nicht ihre Erledigung fin­den, obwohl der Magistrat sich in nächster Zeit sehr ernsthaft mit den oben geschilderten Borschlägen beschäftigen wird. Es ist jedoch kaum daran zu zweifeln, daß in wenigen Jahren schon die Notwendigkeit für ihren Teil an der weiteren Entwicklung der deutschen   Luftfahrt an die Stadtverwaltung herantritt, Plätze bereitzuhalten, um auch wirksam mitzuarbeiten.

Ein völlig unwissender Arzt. Wegen mangelnder Kenntnisse freigesprochen. Der praktische Arzt Dr. med. Krizmann stand vor dem Großen Schöffengericht Charlottenburg   unter der Anklage des Ver= gehens gegen das Opiumgefeß.

Dr. Krizmann hat vor einiger Zeit dadurch von sich reden ge= macht, daß er wegen fahrlässiger Tötung zu einem Jahr fecs Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Der damals zur An­flage stehende Eingriff war im Rofainrausch vorgenommen und hatte eine außerordentliche Unfenntnis in medizinischen Dingen offenbart. Auch in dem jetzt vorliegenden Fall trat wieder ein er­Schreckender Mangel an ärztlicher Ausbildung zutage. Dr. Kritz­mann verfehrte viel in zweifelhaften Lokalen, deren Gäste dem Kotainschnupfen huldigen. Wenn junge Leute, mit denen der Angeklagte herumgetanzt hatte, um Kokain baten, verschrieb er ihnen auf Rezepten die ganz unzulässige Menge von 1 bis 3 Gramm. Der Dank dafür soll meistens in ein paar 3i­garetten bestanden haben. Diese Rezepte, die in die Hände der Polizei gerieten, waren so unvorschriftsmäßig ausgestellt, daß fie von keinem Apotheker angenommen wurden. Deshalb wurde vom Gericht der Einwand des Angeklagten nicht als widerlegt ange­sehen, er habe diese Rezepte lediglich ausgeschrieben, um die Leute loszuwerden.

Etwas anders verhielt es sich jedoch bei einer Anzahl weiterer Rezepte, die bei der Revision einer Apotheke vorgefunden wur­den. Auch diese lauteten über die gleiche hohe Menge des Giftes, waren aber von der Apotheke angefertigt worden, da sie nicht ganz so große Fehler enthielten. Auch in diesem Punkt sah das Gericht den Einwand des Angeklagten nicht als widerlegt an, er habe diese ganzen Mengen Kokain zu Heil­zmed en verordnet und nicht etwa, um den Kotainhändlern behilflich zu sein. Das Gericht war der Ansicht, der Angeklagte habe in wissenschaftlichen Qualitäten eine so unglaubliche Igno­ranz gezeigt, daß man glauben fönne, er habe angenommen, Dosen, die geeignet seien, einen Menschen zu töten, zu Heil­3weden zu verordnen. Deshalb wurde auf Freisprechung erkannt. Das Gericht, so bemerkte der Borsigende, erkläre jebody, es sei ein Unglück, daß ein solcher Arzt auf die Menschheit losgelassen würde. Es gab ihm dringend den Rat, sich irgendeinen anderen Beruf zuzuwenden.

Die Technische Beilage" des Vorwärts". Heute erscheint zum ersten Male die Technische Beilage" des Borwärts". Sie wird von jetzt ab jeweils Freitag in vierzehntägigen Abständen erscheinen und wechselt in diesem Turnus mit der Kulturbeilage, die bisher wöchent­

37. Abteilung. Sonnabend, den 8. Oftober, 20 Uhr, bei Pfeiffer, Hausburgstr. 2, Funktionärsigung. Erscheinen unbedingt erforder lich, da wichtige Angelegenheiten zu erledigen.

Zweifellos stehen die meisten Menschen den unermüdlichen Be mühungen der Tierschutzorganisationen, die den wehrlosen Tieren gegen rohe oder verständnislose Menschen einen gesetzlichen Schutz verschaffen wollen, mit wärmsten Sympathien gegenüber. Für die attive Teilnahme an diesen Bestrebungen muß aber, besonders in der naturfernen Großstadt, geworben werden, und da ist es sehr bedauerlich, feststellen zu müssen, daß eine am gestrigen Abend im Meistersaal veranstaltete Bersammlung, die von der Pferde fchugvereinigung über ganz Deutschland  , e. V." und der Deutschen Gesellschaft für Tierrecht" ein­berufen war, ihre Aufgabe nicht gerecht geworden ist. Im Inter­effe der geplagten Kreatur, für die zukünftig beffere Arbeit ge­leistet werden muß, sei es gestattet, diese Kritik offen auszusprechen. Gegenwärtig wird im Strafgesegausschuß des Reichstags der Ent­wurf für das neue Strafgesehbuch beraten, dessen Lesung im Plenum selbst bald folgen wird. Das alte Strafgesetz war be­züglich des Tierschutzes völlig unzureichend. Es fehlte dem alten Gefeß vor allem der Standpunkt, der prägnant in einem Tätiglich erschien, ab. teitsbericht der Deutschen Gesellschaft für Tierrecht" zum Ausdruck tommt. Es heißt da: Das neue Recht muß so gewandelt werden. daß es die Wertung eines von den menschlichen Interessen unab­hängigen Schutzanspruchs der Tiere um ihrer selbst willen ver förpert!" Bon diesem Prinzip als Ziel find wir heute noch leider sehr weit entfernt. Um so mächtiger muß die Bewegung für diese Sache entfacht werden. Die Versammlung im Meistersaal belehrte darüber, wie es nicht gemacht werden soll. Zwei Redner des Abends famen vor lauter unwesentlichen Erörterungen und solchen, die den Rahmen der ihnen gesetzten Themen sprengten, nicht zur Sache. Dadurch verdarben sie auch dem letzten Redner, Justizrat Bittor Fräntel, das Konzept, so daß dieser der vorgerückten Beit wegen, sich über das, was er eigentlich sagen wollte, aus schweigen mußte. In seinem turzen Referat, in dem er sich mit dem Gesezproblem selbst nur sehr wenig beschäftigen konnte, nannte er das Kind beim richtigen Namen, wenn er behauptete, daß die Tierfchinderei nicht selten ökonomische Ursachen habe. Von der tapitalistischen Welt und ihren Gesetzgebern, die das Tier nicht höher als irgendein totes Eigentum einschäzen, darf man keinen aus­reichenden gefeßlichen Tierschutz erwarten. Man muß ihn mit der 3ähigkeit erkämpfen, die beispielsweise seinerzeit die Agrarier für die Durchsehung ihrer materiellen Interessen bewiesen haben. Nur unermüdliche Propaganda wird, wenn vielleicht auch erst in zwei Jahrhunderten, den Sieg bringen,

Hallenfport auf dem Wedding  . Die Freie Turnerschaft Groß- Berlin, Bezirk Wedding   veranstaltet am Sonntag, 9. Df­tober, ein großes Hallensportfest im Lessing- Gym. nasium, Banfstr. 18 Auf dem Programm find Mannschafts­und Einzelwettkämpfe, Handball- und Böllerballwettspiele. Die Ber­anstaltung beginnt um 14 Uhr. Zu dieser Veranstaltung ist jeder. mann, besonders die sportliche Jugend, eingeladen.

tonsumgenossenschaftlichen Betriebsanlagen in Lichtenberg  , Ritter­Konfumgenoffenfchaftsbesichtigungen. An der Besichtigung der gutsstraße 16-30, nahmen am vergangenen Sonntag 2500 Ber­fonen teil. Es sei darauf verwiesen, daß die Besichtigungen an den drei folgenden Sonntagen( 9., 16. und 23. Oftober) fortgesetzt werden. 12 Uhr vormittags vor sich. Die Führungen durch die Genossenschaftsbetriebe gehen von 9 bis

Freireligiöse Gemeinde Sonntag vorm. 11 Uhr, Pappelallee 15, Vortrag des Herrn H. Alften: Der deutsche Sturm und Drang". Harmonium: ,, Gavotte"( Glud).

Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt ber heutigen Postauflage bei.