des Bürgerblods hergegeben hat, war schon ein sehr schwerer persönlicher Fall. Die Angelegenheit Trescow aber, die sich aus diesem Fall unmittelbar entwickelte, wird für ihn geradezu zur moralischen Ratastrophe wenn er nicht die Kraft findet, das Netz zu zerreißen, in das er verstrickt worden ist.
Wir müssen dabei bleiben, daß der Rückzug des Reichstanglers hinter die zweite Gerichtsinstanz, der in der vor stehend mitgeteilten amtlichen Erklärung angefündigt ist, etwas äußerst Unwürdiges wäre. Ganz abgefehen davon, daß dieser Rückzug eine blamable Solidarisierung mit dem zu recht verurteilten Berleumber Badide darstellen würde, muß wiederholt werden, daß in der zweiten Instanz gar nichts mehr geflärt werden kann, was noch nicht geflärt worden ist. Es steht fest, daß man im Jahre 1926 in der Neumart den Versuch gemacht hat, illegale Truppen aufzustellen, daß man diesen Bersuch mit einem eventuell zu erwartenden Staatsstreich des Reichs präsidenten begründet und das Einverständnis der Reichswehr vorgeschützt hat. Es steht fest, daß Herr n. Trescow, der aufgefordert war, seine jungdeutschen Mannschaften für die illegale Truppenbildung zur Verfügung zu stellen, fo vorsichtig war, sich durch seinen militärischen Mittelsmann, den Generalleutnant Salzenberg, bei der Reichswehr zu erfundigen und daß er dort erfahren hatte, daß alles Lüge und Schwindel sei.
Wegen dieser gefeges- und verfassungstreuen Haltung ist Herr v. Tresckow von den Gutsbesitzern seines Kreises unter Mitwirtung des Herrn D. Reubell boykottiert worden. Dieser Boykott war nichts anderes als die Rache der Entlaroten. Und dann stellt sich der Reichs fanzler Marg im Reichstag hin, deckt die Butschisten und fchleudert gegen den Schüßer des Gesetzes und der Verfassung, Herrn v. Trescow, den Vorwurf des groben Bertrauens bruchs"!
Die Gerichtsverhandlung hat diefen Tatbestand miderruflich flargestellt. Will Herr Marg jezt wirklich, nachdem er von der ersten Instanz mit Badice zusammen als unsichtbarer Angeflagter mitverurteilt worden ist, abwarten,
in
Deutschnationale für Monarchie.
Und die Richtlinien?
Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Potsdam hat am 9. September den Beschluß gefaßt, ihrem Oberbürgermeister Rauscher zwei Zimmer seiner in der Orangerie für ihn vom Staat gemieteten Wohnung zu einem Repräsentationsspeisesaal aus. zubauen. Die Kosten für den Umbau sind mit 12000 m. verandeutschnationalen Fraktion, Herr Rechtsanwalt Aperdunt, erklärt, man wolle durch diesen Ausbau den Oberbürgermeister Rauscher für fein Verhalten in der Flaggenfrage belohnen. Herr Oberbürgermeister Rauscher bezieht gegenwärtig ein monat Die aus Berrat, Treubruch und Eigennut entliches Einkommen von 1400 m., zuzüglich einer Gehaltsaufbesserung von 250 M. ab 1. Ottober, insgesamt also 1650 m. standene Regierungsform lehnen wir ab und stehen in unbeirrbarer Treue zu unserem angestammten Fürsten. Wir verwerfen den sogenannten Boden der Tatsachen(!), auf dem bie Republik durch Ausnahmegesez geschüßt und der rechtmäßige Herrscher unter das Unrecht des Ausnahmerechts gestellt wird... Aber auch nichts, auch nicht die organisierten Kriegsdienstverweigerungen von Förster bis Löbe wird den deutschen Befreiungstampf aufhalten, wenn alle Deutschen ehrlich und ehrliebend in Wort und Tat zusammenstehen, wenn es nicht mehr heißt: hin ein in die korruption des neuen Staates!", sonfelbftbern:" Zurück zur Ehrlichkeit des alten Reiches, zurück zur ſelbſt loſen Hingabe an König und Baterfaliches,
Die Deutsch Konservative Partei hat am Montag Frankfurt ihre diesjährige Hauptversammlung abgehalten. Anschlagt. In der Stadtverordnetenversammlung hat der Führer der fich tönnte man über diese Tagung sonderbarer Größen hinweg gehen, wenn sie nicht eine Entschließung gefaßt hätte, die an Schmähungen gegen die Republit einfach nicht mehr zu überbieten. Es heißt darin:
Mit Gott für Kaiser und Reich", so klingt die famose Resolution aus. Die deutschnationalen Politiker, die der Deutschkonservativen Bartei angehören, die Herren vom Schlage Everling und e ft arp, die gleichzeitig für die Regierungspolitit der Deutschnationalen stimmen, tonnten sich selbst teine schallendere Ohrfeige perfegen, als es in diefer Resolution geschah. Aber was fagt bas 3entrum zu dieser Auslegung der Regierungsrichtlinien? Benn ein Birth oder andere gegen eine einzelne Maßnahme der Regierung Sturm laufen, dann wird sofort das Scherbengericht zufammengerufen. Wird das Zentrum dulden, daß ein mächtiger Flügel der deutschnationalen Regierungspartei in dieser niederträchtigen Weise gegen die Republik und gegen die Regierung hegt, ohne dagegen Protest zu erheben? Oder will man den Besißinteressen im Bürgerbloc auch noch die legten Spuren von Selbstachtung opfern? Möglich ist bei dieser Regierung alles!
Die Mißwirtschaft in Halle.
Die reaktionäre Presse schweigt dazu.
Die Stadtverordnetenversammlung in Bots dam hat wiederholt in politisch einseitiger Weise städtische Mittel für Organisationen verwandt, die im diametralen Gegensatz zur heutigen Staatsform stehen, so z. B. für die Bewirtung des Stahlhelm" am Stahlheimtage 5000 M., für die des Werwolf" 2000 m., für andere Rechtsorganisationen 1200 M. Dem Reichs banner aber wurde für dessen Tagung am 9. Oktober dieses Jahres Ich erblicke in den die erbetene finanzielle Unterstügung versagt. Beschlüffen der Stadtverordnetenversammlung und der Zustimmung des Magistrats zu diesen eine bewußte Verschwendungstädti cher Miftet, die angesichts der in Potsdam herrschenden großen
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Wohnungsnot zmedentsprechender verwendet werden fönnten.
Ich frage das Staatsministerium: Hat es von den Beschlüssen der städtischen Körperschaften Kenntnis erhalten, und was gebentt es zu tun, um diese Verschwendung städtischer Mittel zu inhibieren?
Verdienter Reinfall von Faschisten. Stürmischer Verlauf einer antifaschistischen Versammlung.
Duisburg , 11. Oftober.( Tul.) Auf Veranlassung der Deutschen Friedensgesellschaft sprach gestern abend in Duisburg die frühere Sekretärin Mussolinis, Angelica Balabanoff über das Thema:„ Der Faschismus als Kriegsgefahr". Der italienische Konsul in Duisburg hatte sich vergeblich bemüht, ein polizeiliches Verbot dieser Ber sammlung zu erreichen. Die Fremdenpolizei prüfte die Papiere der Rednerin, die jedoch in Ordnung befunden wurden. In der Aus [ prace nahm einer der anwesenden italienischen Konsulatsbeamten das Wort, um den Faschismus zu verteidigen. Als er Hochrufe auf Die Konsulatsbeamten verließen darauf den Saal.
ob ihn die zweite Instanz nicht freispricht? Es wäre fläglia Die feit Monaten schmebende Untersuchung über den Stadt. Mussolini ausbrachte, wurde ihm mit Nieder- Rufen erwidert.
Zulegt noch ein Wort an den Jungdeutschen". Er macht für den Standal, über den er sich mit Recht beschwert, unfer famoses Parteimefen" verantwortlich und zeigt damit, daß er in diesem Punkt noch ganz in der Ideologie feiner deutschnationalen Gegner befangen ist. Die Deutschnationalen sind es ja, die am lautesten über das Parteiwesen" getern, um es aufs gründlichste zu mißbrauchen und zu beschmugen. Die parlamentarische Immunität, die, wie der Jungdeutsche" wissen wird, schon vor der Novemberumwälzung bestanden hat, ist ein notwendiges Recht, denn es muß eine Stelle geben, an der die Freiheit der Meinung vor jeder Unterdrückung durch die Gewalt geschützt ist. Kein Recht ist aber so gut, daß es nicht auch mißbraucht werden könnte. Wer die Immunität mißbraucht, um falsche Anschuldigungen zu erheben und fie aufrechtzuerhalten, auch nachdem ihm die Wahrheit beLannt worden ist, schädigt nicht mehr die fremde Ehre, sondern nur noch feine eigene obire into a g
bantsfandal in alle ist nunmehr abgeschloffen und die An tlageschrift, die nicht weniger als 300 Drudseiten umfaßt, den An geflagten zugestellt worden. Unter ihnen steht an der Spitze der deutschnationale Direttor der Stadtbant, Berger. Der zweite Hauptangeklagte ist der deutschnationale Raufmann Karl Schröder , der im Jahre 1923 in Halle ein Geschäft gegründet hat. Er wußte die Freundschaft des Stadtbankdirettors zu gewinnen und erhielt dann, lediglich durch Wechsel gedeckt, Kredite, die innerhalb weniger Monate auf 250 000 m. anwuchsen. Als eine Revision zu befürchten war, gründete Schröder in Berlin eine Möbelgesellschaft, auf die er dann die Wechsel umschrieb. Es war jedoch eine reine Scheingründung. Später ließ sich der Stadtbantdiret. for durch eine bevorstehende Heirat mit einer reichen Erbin ver trösten. Obwohl der fünftige Schwiegervater bei Direttor Berger über Schröder Ausfünfte einzog und dem Schwiegersohn angeblich ein wertvolles Auto schenkte, handelte es fich auch hierbei nur um Bluff und Schwindel, mit denen Schröder arbeitete, um sich smelter über Baffer zu halten. Der Stadtbantbirettor Berger aber troch immer wieber auf den Leim feines Freundes. Der unter beutschnationaler Leitung stehenden Stadt Halle foftete dieses Gefchäftsgebaren deutschnationaler Ehrenmänner über eine halbe Million Mart. In der deutsch nationalen Bresse ist von alledem natürlich ein Wort zu lesen.
Reichstag am 18. Oktober. Erste Beratung des Reichsschulgesches. Der Reichstag ist nunmehr endgültig auf Diens. tag, den 18. Oftober, nachmittags. 3 Uhr einberufen worden. Auf der Tagesordnung steht an erster Stelle das Reichsschulgeset. Man rechnet in parlamentarischen Kreisen damit, daß die erste Lesung dieser Vorlage mindestens zwei Tage in Anspruch nehmen wird. Sie soll dann einem besonderen Ausschuß zur Weiter beratung überwiesen werden.
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Am Sonnabend im Edenhotel hat Albert Thomas den Bressevertretern die Persönlichkeiten des Verwaltungsrats des Internationalen Arbeitsamtes vorgestellt. Bon sich felbft fagte Albert Thomas nur, daß er eigentlich ein alter Ber liner feit er hat im Jahre 1903 hier ein Semester studiert und daß die deutschen Journalisten, wenn sie ihm unangenehm sein wollen, sagen: Albert Thomas , der frühere Munitionsminister". Nun ist es für einen alten Berliner " zwar eine Leistung, auch Franzöfifcher Munitionsminister gewesen zu ſein; aber Albert Thomas war und ist nicht nur das. Und da er für diese Woche einer der prominentesten Berliner " ist, dürften einige persönliche Randbemerkungen am Blake sein.
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Meine Bekanntschaft mit Albert Thomas ist jetzt genau 23 Jahre aft. Damals- es, war furz nach dem internationalen Kongreß von Amsterdam polemisierten wir gegeneinander von Paris aus in der Frankfurter Boltsstimme" über französische Politit, im besonberen aber über die Politit der Jaurèsisten". Eigentlich polemifierte Parvus gegen Albert Thomas . Ich fiel diesem dabei muur in die Flanke.
Also, Albert Thomas stand damals schon auf dem rechten Flügel der( noch nicht geeinigten) Sozialistischen Partei. Da stand er immer. Manchmal sogar auf dem äußersten" rechten Flügel. Wenn nämlich unter dem Druck der politischen Konjunktur so mancher es für geraten hielt, wenigstens zeitweise eine fleine Linksschwenkung zu vollführen.
Und das ist das Merkwürdige an diesem Mann der scheinbar so anpassungsfähig ist: er ist in dem Bierteljahrhundert seiner aktiven politischen Tätigkeit auch in taftischen Fragen immer derselbe geblieben: er war immer" Reformist " und" Ministerialist". Er ist im besten Sinne des Wortes ein großer Diplomat, aber die Konzessiohen, die er macht, gehen nie auf Kosten seiner Ueberzeugung.
Zwischendurch war Albert Thomas Brofeffor, Journalist, Schrift fteller, Genossenschaftler, Gewerkschaftler, Korrespondent deutscher Seitungen und schließlich seit 1910 auch Abgeordneter. Er war meist dies alles auf einmal. Und auch das zeichnet thn aus: feine ungeheure Arbeitskraft, in der ihm vielleicht nur sein Meister Jaurès über war.
Wie Jaurès es war, ist Albert Thomas ein glänzender Redner und Schriftsteller. Er hat aber nu fehr menig von der genialen Künstlernatur Jaurès '. Albert Thomas ist immer ein nüchterner Realist gewesen, obwohl dieser nüchterne Rechner ein Feuerfopf ift. Er erinnert darin an Bebel.
Albert Thomas Rechtspolitit" war immer eine Pofitit der Sozialreformen. Er ist Evolutionist . Er schielt nicht nach der Bourgeoisie, er denft immer an die Arbeiterschaft.
911
Benn man von einem franzöfifden Bolitiker sagt, er steht irgendwie auf dein rechten Flügel, dann denkt man in Deutschland , daß diefer Politiker iroendole nationalist sch antideutsch sein müsse. Da möchte ich noch eine fleine Erinnerung auftischen. Es war in Bordeaur im September 1914. Albet Thomas war damals irgendein hohes Tier, vielleicht noch im Ministerium der öffentlichen
Verschwendung öffentlicher Mittel für Rechts. berbände.
Im Breußischen Landtag hat Genosse Krüger( Brandenburg ) namens der Sozialdemokratischen Partei folgende Anfrage an die Regierung gestellt:
Arbeiten von Sembat, vielleicht schon im Kriegsministerium von Millerand, vielleicht hatte er einen Fuß in beiden Minifterien. Ich fuchte ihn in seiner Wohnung auf, id) glaube, um ihn um feine Intervention zugunsten der deutschen Gefangenen zu bitten. Wäh rend wir sprachen, fam ein anderer Besucher, wahrscheinlich irgend ein Heerestieferant, der lahme Pferde oder papierne Stiefelfohlen zu verkaufen hatte. Albert Thomas bugsierte mich in fein Schlafzimmer und wies auf einen Bad Zeitungen. Auf seinem Nachttisch, wo der überarbeitete Mensch das Buch seiner Erholung liegen hat, lag ein großer Stoß des Vorwärts", damals in Frankreich unauf findbar.
Er wurde Munitionsminister, ich Zivilgefangener. Staunend verfolgte ich die Politik dieses Munitionsministers. Albert Thomas hat als Munitionsminister in Creusot , dem französischen Essen der Borfriegszeit, eine geradezu aufrührerische Rede an die Arbeiter gehalten. Dieser Munitionsminister hat es sich vor allem angelegen sein laffen, dem Munitionsarbeiter nicht nur zu feinem Recht zu verhelfen, sondern ihm neue Rechte zu verschaffen. Er hat damals den Betriebsrätegebanten vorweggenommen. Auch als Minitionsminister war er vor allem Sozialpolitiker.
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Albert Thomas war eigentlich durch sein Talent und feine Arbeitskraft berufen, der Nachfolger von Jaurès zu sein. Durch seine unwandelbare reformistische Haltung hat er sich zeitweise der französischen Partei geradezu unmöglich gemacht. Aber Albert war damals schon Direktor des Internationalen Arbeitsamts in Thomas wird wieder in die aftive französische Politik zurückkehren. Er wird eine große Rolle spielen. Er ist noch jung, noch nicht 50. Er wird vielleicht der Nachfolger Briands sein aber immer mit feiner Partei. Und dann werden wir in Deutschland erleben, daß diefer ehemalige Munitionsminister" Deutschland und die Deut ichen viel zu gut fennt, um sie nicht zu schäßen.
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Der Steirische Stinnes verhaftet. Wegen arbeiterschädigenden Aktienbetruges.
dagnusnibed Wien , 11. Oftober.( Eigenbericht.) In Graz murde der ehemalige Präsident der Raab - Dedenburger Eisenbahngesellschaft, Dr. Viktor Butte, im Auftrage der Staatsanwaltschaft verhaftet. Gegen Dr. Wutte war vom Arbeiter- Betriebsrat der Gesellschaft Strafanzeige erstattet worden wegen der Affäre, die im vorigen Jahre im November im parlamentarischen Untersuchungsausschuß gegen ihn verhandelt wurde. Es war damals festgestellt worden, daß er in amtlicher Eigenschaft der Gesellschaft gehörige Attien für sich verkauft und dadurch die Gesell. fchaft um niele Millionen Schilling geschädigt hatte. Infolge biefer Handlungsweise waren zahlreiche Arbeiter entlaffen worden, deshalb hat der Betriebsrat vor einigen Wochen for mell Strafanzeige erstattet. Butte war eine Zeitlang einer der reich. ften Leute in Deutschösterreich und hatte den Namen eines„ steiermärkischen Stinnes". Er war eine Zeit hindurch auch antifoziali ftischer Abgeordneter.
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Nationalfommunist Major Budhruder im Landbund. Der durch die Hindenburg- Amnestie aus der Feftungshaft entlaffene Major Buchruder, der Führer des Rüstriner Putsches, wird, wie wir hören, nach einer furzen Erholungsreise eine leitende Stellung beim Bommerichen Landbund übernehmen. Dem Pommerschen Landbund gehört u. a, auch der ehemalige KappInnenminister von Jagom an.
Grundlage ist der Wechsel von Spannung und Entspannung. Durch intensive Beseelung der Spannungen und Entspannungen wird die gymnastische Bewegung zur tänzerischen. Aus der Berbindung meh rerer beseelter Ausdrudsbewegungen entsteht der Tanz. Die Mög lichkeiten solcher Verbindungen find unbegrenzt. Rhythmus und Raumgefühl sind ihre beherrschenden Fattoren.
Eine zehntöpfige Tänzerinnengruppe illustrierte die theoretischen Darlegungen. An Kopf-, Hand-, Arm- und Beinbewe gungen begriff und erfühlte man das Wesen der Spannung und Entspannung. Rhythmische und raumgestaltende Einzel- und Gruppenbewegungen zeigten das allmähliche Herauswachsen des Tanzes aus der Gymnastit. Bir sahen, wie trotz der gleichen rhyth mischen Bindungen und der gleichen Grundformen der Bewegung jeder Körper feine eigene charakteristische Ausdrudstraft entfaltete. Und wir erlebten schließlich an einem improviſierten Einzeltanz die Entstehung einer modernen Kunsttanzfhöpfung.
Reicher Beifall des zahlreich erschienenen Publiku ns lohnte die meisterhaften, leicht verständlichen und sehr instruktiven Ausführun Darbietungen ihrer Tänzerschar Die gen der Rednerin beiden nächsten Vortragsabende, die den Zyklus beiiiehen, sollen über das Wesen des Einzeltanzes und des Gruppentanzes unterrichten. Wer Intereffe für den modernen Tanz hat und einen tieferen Einblid in seine Eigenart gewinnen möchte, fann hier eine Fülle von Anregung und Belehrung finden.
John Schitowski.
Ein Mausoleum für Dante. Die sterblichen Reste Dantes sind in Ravenna in einem fleinen Tempel beigefeßt, der 1780 von einem Legaten des Papstes errichtet wurde. Diese Grabstätte für den größten italienischen Dichter genügt aber Mussolini nicht, und so hat her jezt einen Architekten nach Ravenna entfandt, der umgehend einen Plan ausarbeiten soll, um Dante ein feiner würdiges Grab zu schaffen. Nach diesem Plan sollen die Ueberreste des Dichters nach der Kirche des heiligen Franziskus übergeführt werden, die eine der schönsten Bauten Ravennas ist, und um diese Kirche wird eine meiheftätte verweilen tönnen, ohne durch den Lärm der Stadt Bone des Schweigens" geschaffen, so daß die Besucher an der gestört zu werden.
Die Entstehung des modernen Tanzes. Margarete Wallmann , die Leiterin der neuen Berliner Bigman- Schule, begann in der Aula des Gymnasiums aum Brauen Kloster ihre von der Boltsbühne arrangierte Bortragsserie über das Thema:„ Der moderne Tana". Gie gab zunächst eine furze Uebersicht über die Entwicklung des neuen Kunsttanzes, zu dem Isadora Duncan den ersten Anstoß gegeben hatte, deffen theoretische Grundlagen Rudolf von Laban schuf, und der in der Kunst Mary Wigmans seine höchste und reichste Blüte ent faltet hat. Während das alte, endgültig abgeftorbene Ballett auf Rotototraditionen fußte und eine im wesentlichen höfische, niemals poltstümliche Kunst gewesen ist, hat sich der neue Tanz aus dem Geist unserer Zeit entwickelt, in der er mit allen Wurzeln haftet. Er ist nicht fünftlich geschaffen, sondern natürlich gewachsen. Er beruht nicht auf einer unpersönlichen, schablonenhaften, von außen hineingearbeiteten Technit, sondern auf Bewegungen, die aus dem individuellen Körpergefühl des Tanzenden sich ergeben. Die Gym naftit, die feine Borstufe bildet, unterscheidet sich sowohl von der gliederverrentenden Afrobatif der Ballettechnik mie non dem unifor. mierenden Drill turneriffer Freiübungen. Sie wedt und pflegt die jedem einzelnen naturgemäße Bewegung und läßt der Entfaltung des persönlichen Körperausdruds den weitesten Spielraum. Ihre
beranstalteten Abende werden im kommenden Winter wieder aufgenommen. Mündliche Buchfeitit. Die von Erna Feld bereits im borigen Winter Der erste Abend ist am 19. Oftober, Auskunft und Einladungen durch das Sekretariat Erna Feld, Joachimsthaler Str. 14( Bismard 3660)...
Edward Weiß, ein amerikanischer Bianist, gibt zum Besten des Afas demischen Austauschdienstes megrere Konzertabende. Der erste findet Freitag, 8 Uhr, im Blüthner - Saal, statt.
Theater- fademie des Badischen Landestheaters. Mit Genehmigung des Unterrichts- und Kultusminifteriums wurde am 1. Oktober am Lande% theater in starlsruhe eine Unterrichtsanstalt unter der Bezeichnung Theater Akademie des Badischen Landestheaters" eingerichtet, die sich die bura praktische Übungen zur Aufgabe stellt. Die Ausbildung dauert Beiterbildung angehender Bühnenfünftler durch theoretischen Unterricht und zwei Jahre.
Stiga bat einen Beschluß gefaßt, wonach Borlesungen, die bisher in russischer Die den'sche Sprache an der Riaaer Univerfitat. Die Universität in Sprache gehalten wurden, nunmehr in deutscher Sprache gehalten werden follen.