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jttltftg 14, Oktober 1427

Settage öes vorwärts

Der ÄZIarterpfahl. Von Frieda Edel. In den alten Lederstrumpfgeschichten lasen wir und konnten dabei das Gruseln lernen, wie die Rothäute ihre Gefangenen an den Marterpfahl stellten, ihnen den Skalp abzogen und sie so lange piesackten, bis den Aermsten nichts anderes übrig blieb, als ihren gequälten Geist aufzugeben. chöchst barbarisch aber immerhin konnten die Rothäute zu ihrer Entschuldigung geltend machen, daß die an den Marter- pfähl Gebundenen bösartige Feinde waren, die sie aus ihren Iagdgründen vertreiben wollten. Die Zivilisation, die den Wilden den Alkohol, christliche Moral und völlige Degene- ration brachte, hat diesen unliebenswürdigen Gepflogenheiten ein Ende bereitet. Wir find keine Rothäute und leben in einem zivilisierten Staat dem Himmel sei Dank! Wir haben'? herrlich weit gebracht. Marterpfähle gibt's bei uns nicht und die Folter ist seit anderthalb Jahrhunderten abgeschafft. Ist's nicht so? Es gibt Leute, die behaupten, daß in Deutschland Taufende von unglücklichen Ehen existieren, Marterpfähle» zu vergleichen, an denen sich Men- schen, die von Staats und Rechts wegen zueinander gehören, zu Tode foltern! Ach ja, wir leben in einem zivisisierten Staat und Marter- pfähle gibt es nicht! Es ist bei uns alle» so herrlich reguliert, organisiert, bureaukratisiert. Für alle» gibt es Verbotstafeln oder Er» laubnisfcheine. Ganz genau ist vorgeschrieben, was man tun darf und was man lasten muß und wehe dem» der auf diese Vorschriften nicht achtet! Heiraten darf man. Kinder zeugen auch, je mehr, desto bester.(Wie sie ernährt werden sollen, ist freilich eine andere Frage.) Wollen zwei Menschen zusammenleben, dann gehen sie aufs Standesamt und bekommen einen, sorgfältig ausge- füllten abgestempelten Erlaubnisschein. Damit hat der Staat seinen Pflichten genügt. Er tritt erst dann wieder in Aktion, wenn die Frau etwa mit Gewaltmaßnahmen dokumentieren wollte, daß sie nicht gewillt ist, dem Staate mehr Kinder zu gebären, als sie für richtig hält. Dann kommt das zu refpet- tierende Gesetz mit dem Z 218 und gibt der Frau Gelegen- heit, im Gefängnis über den kategorischen Imperativ der Pflichten eines guten Staatsbürgers nachzudenken. Auch dann tritt de? fürsorgliche Vater Staat in Funktion, wenn zwei trotz ihres amtlich abgestempelten Erlaubnis- scheine? nicht mehr zusammen leben mögen, wenn ihre Ehe, iion der sie alles Glück der Welt erhofften, zerrüttet und zer- krochen ist. Dann sorgt er dafür, daß den beiden die Tren- nung nicht zu leicht gemacht wird. Dann folgen Jahre des aufreibendsten Kampfes. Bestimmte Gründe müsten gesucht und gefunden werden. Manchmal werden die Gründe an- erkannt, manchmal auch nicht. Dann gibt es neue Klagen, neue Termine. In diesen Terminen werden die intimsten Angelegenheiten der zwei Menschen hervorgezerrt, kein Winkel ihres Lebens bleibt dem Auge des Gesetzes oerborgen: nackt und bloß, ein armseliges Häuflein Unglück, steht der Mensch vor seinem Richter, dessen Spruch er anerkennen muß, mag er wollen oder nicht. Wer durch die Hölle einer unglücklichen Che ging, muß, um sich zu befreien, durch das Inferno eines langwierigen, unendlich peini- genden, entwürdigenden Verfahrens hin- durch. Nerven gehören dazu und Geld, sehr viel Geld, um das auszuhalten. Man durfte erwarten, daß ein republikanischer Staat diesen Zuständen-in Ende machte. Es wurden auch in den Jahren verschiedentlich Anläufe zu einer Ehescheidungsreform unternommen aber die Gefetzesmaschine arbeitet langsam. Sozialdemokratische, kommunistische, demokratische Anträge dazu wurden im Rechtsausschuß des Reichstages in langen Debatten beraten. Selbstverständlich sind Zentrum und Deutschnationale gegen jede Reform der Ehescheidungsgesetze um der �cißgfett der Ehe willen. Heiligkeit der Che? Die Che ist«ine staatsbürgerliche Einrichtung, geschaffen zur Aufrechterhaltung von Zucht und Ordnung. Weder Staat noch Kirche haben die Kraft, die Ehe zu heiligen. Der Staat kann sie legitimieren, die Kirche nicht einmal das. Geheiligt wird die Eh« einzig und allein durch die Macht de» Ero». Eros aber hat sehr wenig Raum in de?«ntgötterten Welt der kapitalistisch«« Interessen. Nicht Ero«, sondern der Götze de» Kapitalismus regiert die Welt. Cr ist»», der Ehen zustand« bringt, �zu denen tausend Teufel lachend Amen singen�. Er hat Eros vertrieben und sich auf den Thron geschwungen. So lange der Götze des Kapitalismus die Geißel schwingt pnd die Seelen vergiftet, sollte man nicht von der Heiligkeit de? Ehe sprechen. Ein Göttergeschenk kann die Eh« sein, da» den Menschen erlöst aus quälender Einsamkeit, das all seine Kräfte lebendig macht und ihn über sich selbst hinauswachsen läßt. Aber was haben die Menschen aus dem Göttergeschenk der Zweisamteit gemacht? Einen Marterpfahl, an dem sie verbluten! Ach, blickt doch hinein in die vielen unglücklichen Ehen! Seht doch die Männer und Frauen, die als junge, zutunfts- gläubige Menschen in die Eh« traten. Was ist au» ihnen in einer unglücklichen Ehe geworden? Was für matt« Seelen, abgestumpft im Trott des Alltags! Was ist da alles verschüttet worden! Seht, wie sie stumpf und dumpf neben- einander herleben und die Brücke zueinander nicht mehr finde« können. Wie die Flamme leidenschaftlichen Glück- willen» erstickt ward. Seht die, die resigniert den Kampf aufgegeben haben und endlich ruhig geworden sind. Doch Ihre Ruhe ist die Ruhe des Grabes. Rur eines Funkens oedarf es, um den HaK auflodern i lassen. Und der Haß wächst und wächst und vernichtet les. was blühen und reifen wollte.

Die Schulung der Ä.elteren. Ein neues Äxbeitsgebiet der Sozialiftischeu Jugend.

Wenn die Sozialistische Arbeiterjugend jetzt beginnt, in be- sonderen Gruppen die Aelteren zu schulen, so begibt sie sich damit auf ein ganz neues Arbeitsgebiet. Es ist für uns als Sozialisten stet» die erst« Ausgab«, für ein neues Arbeitsgebiet die theoretische Grundlage zu schaffen: denn wir als Sozialisten unterscheiden uns von den bürgerlichen Partelen gerade dadurch, daß wir nicht nach irgendwelchen Wünschen oder Gefühlen arbeiten und kämpfen, sondern uns zunächst über das Ziel klar werden, das wir verfolgen, und über die Weg«, die zu ihm führen. Das Bündnis von Wissenschaft und Arbeiterschaft, das Karl Marx und Friedrich Engels begründeten, das Ferdinand Lassalle 'md Wilhelm Liebknecht gefordert haben, dieses Bündnis ist ja nichts anderes, als daß wir die Theorie mit der Praxis verbinden. So wollen wir heut« zeigen, welch« Schulungsarbeit in den Aelteren- gruppen zu leisten sein wird. Unser Ziel ist die Umwandlung dieser tapitalistischen Klassen- gesellschast in eine bessere, gerechtere Welt. Diesem Ziel hat sich unsere gesamt« Arbeit unterzuordnen, und wir beurteilen den Wert des Menschen danach, wieviel er zu leisten vermog für dieses Ziel, wieviel er mit beitragen kann zu diesem Kampf für ein« andere Welt. Wenn wir also Erziehungsarbeit leisten, so haben wir sie nach dem Ziele einzustellen, daß wir Menschen heranbilden, die für diesen Kampf geeignet sind. Unsere Bildungsarbeit dient nicht dem Ziel, nur den einzelnen zu fördern, ihm weiterzuhelfen in seinem Privatleben, daß er etwa ein« besserbesoldete Stellung bekommen kann. Unsere Arbeit dient dem Ziel, die Menschen dazu zu schulen, daß sie tüchtige Kämpfer für die sozialistische Gesellschaft werden. Danach ist es klar, daß all« Bildungsarbeit, die wir zu leisten haben, eine politische Bildungsarbeit sein muß, daß st« sich erstrecken muß auf das Gesellschaftliche, das Soziale, daß sie aber auch gerichtet sein muß darauf, daß wir nicht nur dies« Gesellschaft verstehen, sondern zugleich die Menschen bewegen, daß st« mit dieser Erkenntm» dev Willen verbinden, diese Gesellschast umzu- gestalten. Wenn unsere Dildungsarbeit eine politische sein muß, so muß st« auch ein« grundsätzlich-marxistische sein, d. h-, wir müssen als Werkzeug unserer Bildungstätigkeit die Wissenschaft- lichen Lehren benutzen, die der wissenschaftliche Sozialismus, allen anderen voran Marx und Engels , geschaffen haben. Das bedeutet nicht etwa, daß wir den jungen Genossen nur die Lehren von Marx und Engels beizubringen hätten, sondern marxistische Bildungs« arbeit heißt, die Methode anzuwenden, die Marx und Engels ge- schaffen haben, und das ist nichts anders, als die sogenannt« so» ziologische Betrachtungsweise, die alle Ding« unter dem Gesichts- punkt der menschlichen Gesellschast steht. Wenn ich sage, daß alle Bildungsarbeit«ine politische sein muß, so könnte die Frage auftauchen, ob muh die Tagespolitik in die Bildungsarbeit hineingezogen werden soll. Dies« Frage kann nicht etwa mit einem glatten Nein beantwortet werden, sondern wir müssen durchaus politisch« Tagesfragen als lebendige Erläuterungen mit berücksichtigen. Eine ander« Frage ist, ob wir taktische Streit- fragen der Arbeiterbewegung mtt in unseren Betrachwngskreis ziehen sollen. Ich glaub«, daß im allgemeinen der Kursusleiter von sich aus an diese Ding« nicht herantreten soll, daß wir aber, wenn solche Dinge aufgeworfen werden, sie mit oller Offenheit und Rück- Haltlosigkeit diskutieren. Das ist unsere Aufgabe. Nun fragt es sich, wie wir sie l S s e n. Wir müsten zunächst feststellen, daß unser« Bildung sarbeil nicht darauf ausgeht, den jungen Menschen in erster Linie nur Kenntnist« zu vermitteln. Die heutig« Schul « bezweckt ja nicht etwa, das Denken zu schulen, sondern nur bestimmte Kenntniste zu vermitteln. Dos kann nicht das Ziel der Bildungsarbeit sein. Selbstverständlich wird es sich auch darum handeln, Kenntnist« zu erwerben, aber das hat nur Wert, wenn diese Kenntnist« in einem bestimmten Zusammen- hang stehen. Es kommt nicht darauf cm, daß wir in unserer Bil- dungsarbeit die Ergebnist« oermitteln. die vielleicht die großen Denker zutage gefördert haben, sondern daß wir selbst denkbn, selbständig und kritisch denken lernen. Danach wirb sich unser« Arbeit nicht in der Form der Wissens- Übermittlung, in der Form des Vortrages abspielen, sondern in der Form der Arbeitsgemeinschaft. Das ist die Form der sozialistischen Bildungsarbeit, in der Menschen sich bilden, wo nicht der eine der Lehrer und die anderen die Schüler sind, sondern alle sich gemeinsam fördern. Diese Arbeitsgemeinschaft hat ein« große erzieherische Bedeutung, weil sie die Kräfte de» einzelnen Menschen entwickelt. Das ist sehr wichtig deshalb, weil in der Arbeiterschaft ganz besonder» viel« Menschen sogenannt« Minderwertig-

keitsgefühle haben, so daß dauernd Hemmungen vorhanden sind und sie nicht mit der Sprache herauswollen. Diese Minder- Wertigkeitsgefühle können wir bekämpfen, wenn wir in unserer Arbeit allen die Möglichkeit geben, etwas zu leisten und damit sich selbst zu beweisen, daß ste etwa» können. Das Selbstbewußt- sein ist die Voraussetzung für den Kampf der Arbeiterklaste; denn nur ein« Klasse, die an sich selbst glaubt, die überzeugt ist von ihrer Mistion, nur eine solche Klaste kann den großen und schweren Kamps gewinnen. Aus der anderen Seite darf natürlich unser« Bildungsarbeit nicht dahin führen, daß wir zu einem Bildungshochmut kommen. Wenn man die Bildungsarbeit richtig treibt, wird wohl bei niemand Bildungshochmut entstehen: denn wer über das Ganz« einen Ueberblick erhält, der steht, wieviel er noch zu lernen hat, und steht auch, wieviel er in seinem Leben niemals lernen kann. Noch eine grundsätzliche Frage sei hier angeschnitten: Soll unsere Bildungsarbeit ein« Massenschulung oder eine Führerausbildung sein? Auf ein« Mastenschulung im wirk- lichen Sinn« können wir wohl vorläufig nicht rechnen, sondern wir werden in unseren Aelterengruppen ein« Elite der Arbeiterjugend- bewegung haben, die Treuesten und Fleißigsten. Diese Elite, diese Oberschicht, haben wir auszubilden, aber wir haben dabei selbstver- ständlich darauf zu achten, daß dies« Elite mm nicht etwa eine Führerschicht wird, die von sich selbst sagt, sie stell« die künftigen Führer des Volkes. Wir sind all« nur berufen, in der Masse zu arbeiten als besonders tüchtige Funktionäre, damit wir einst zu dem Ziel kommen, von dem Marx sagt:Die Masse fällt nur in die Wagschale, wenn«in« Organisation sie zusammensaßt und Wisten sie leitet."' Diesen großen Aufgaben stehen mm leider groß« Hindernisse entgegen, die daraus resultieren, daß wir in der bürgerlichen Ge- sellschast leben. Diese Hindernist« beginnen bei der Schule, von der wir schon sagten, daß ste uns falsch erzieht, von der wir wisten, daß ste uns nicht einmal die Kenntniste gibt, die wir brauchen. Diese Hindernist« zeigen sich in den Wohnungsverhält- nisfen, die es vielen nicht einmal ermöglichen, zu Hause zu arbeiten. Sie zeigen sich auch in der Arbeitszeit, die ja gerade jetzt viel zu long est, so daß viel« nicht mehr die Kräfte haben, sich in unserem Geist« weiterzubilden. Wollen wir diese Hindernisse überwinden, so müsten wir bei der Organisierung unserer Biwungsarbeit so praktisch wie möglich verfahren. Das Proleiariat kann es sich nicht leisten, Zeit und Kräfte zu vergeuden: denn jedes Jahr, das wir später zu unserem Ziele kommen, bedeutet Elend und Not für viel« Mnllonen Menschen, bedeutet, daß viele Menschen sich weiter quälen müsten und zu früh sterbsn. E» genügt natürlich nicht, daß wir in den Arbettsgemeinschaften nur zusammenkommen, um irgend etwas zu lesen oder irgend- welch« Diskussionen zu führen: es ist vielmehr notwendig, eine systematisch« Arbeit, ein« gründliche Arbeit zu leisten. Wir müsten un» bestimmte Gebiet« vornehmen, damit wir ein zusammen- hängendes Wisten und Erkennen ausbilden. Welche Gebiete sollen mm behandelt werden? Es ist klar, daß die behandelt werden müsten, die für den Kampf des Proletariats die wichtigsten sind. Irgendwie wichtig ist natürlich jedes Wissensgebiet. Da wir aber mit unseren Kräften sehr ökonomisch umgehen müsten, so müssen wir uns auf die wichtigsten Arbeitsgebiet« konzentrieren. Wir müsten die Gesellschaft kennenlernen, in der wir leben. Früher war es die wichtigste Aufgabe der Menschen, die Natur und ihre Gesetz« kennenzulernen, um st« sich unterwerfen zu können. Heute ist es noch wichtiger, die Gesellschaft und ihre Gesetze kennen- zulernen, damit wir st« in den Dienst der Arbeiterschaft stellen, sie in unserem Sinn« umgestalten kötmen. Wir müsten die Gesell­schaft von allen Seiten kennenlernen, von der politischen und wirtschaftlichen, so gut wie von der geschichtlichen oder der künst- lsrischen. So steht wnsere ganz« Arbeit im Dienste der Tat. Sie soll in uns den Willen und die Kräfte stärken, diese Welt zu ver- ändern. Wir kennen das berühmt« Wort von Marx :Bisher haben die Philosophen die Welt nur interpretiert: es kommt aber darauf an, daß ste verändert wird." vies« Veränderung der Welt haben wir vorzunehmen. Sie bedeutet nichts anderes als die De- freiung der Arbeiterklaste. vi« Befreiung der Arbeiterklaste wird aber nur da« Werk einer aufgeklärten Arbeltertlaste fein. An dieser Aufklärung, die immer zugleich Aufrüttelung sein muß. haben wir nun auch in den neugeschaftenen Aelterengruppen der Arbeiterjugend mitzuwirken. Walter Fabian .

Sehnsüchtig suchen sie die offene Tür, die hinausführt cm» dem Gefängm, ihrer Che. Sie träumen ihre unfrucht- baren Träume und warten auf das Wunderbare. Aber das Wunderbare kommt nie. Und der Weg zur offenen Tür geht durch Schmutz und Entwürdigung. So schleppen sie ihre Fesseln weiter. Vielleicht werden sie mit der Zeit brave und ruhige Philister, die am Stattisch und im Kaffeekränzchen ihr Genüge finden. Und solche Ehen sollten heilig sein? Darum ist mit tausend Schikanen die Ehescheidung erschwert, daß solche Gemeinschaften, die keine sind, erhalten bleiben? Sind die Länder, die«ine Erleichterung der Ehescheidung durchgeführt haben(Belgien , die Schweiz , Dänemark , Nor » wegen, Schweden , einige Staaten Amerikas ) sittenloser als unsere so überaus sitlenreine Republik? In Burma (britisch-ostindische Provinz) kann sede Che ohne weiteres geschieden werden. Nach Müller-Lyer kommt aber dort die Ehescheidung fast niemals vor,vielmehr hat die Leichtigkeit der Ehescheidung dazu geführt, daß die Ehe- galten die größte Rücksicht gegeneinander walten lassen". So weit fliegen allerdings unsere Wünsche nicht, daß wir erwarten, in Deutschland burmesische Zustände zu er- halten. Wir sind diesem Reichstag gegenüber unendlich bescheiden geworden. Aber immerhin dürfen wir doch hoffen, daß. die Anträge auf Erleichterung der Ehescheidung an- genommen und durchgeführt werden trotz der Front der Dunkelmänner!

Erössmmq der Fachschule für Musik, Tanz und Sprach« in Essen . Die Stadt Esten übergab dieser Tage die Fachschule fiir Musik, Tanz und Sprache ihrer Bestimmung. Oberbürgermeister Bracht führte dabei u. a. au«, daß, aus dem großen Kulturgedanken eine» Karl Ernst Osthaus fußend, nunmehr durch eine organische Zusammen- sassung der Kunstgewerbeschule mtt der neuen Fachschule für Musik, Tanz und Sprache der Folkwarrg-Idee ein neuer Austrieb gegeben werden solle. Darauf sprach der Leiter der neuen Schul«, Rudolf Schulz-Dornburg. Er betonte, daß es eine Kulturpolitik des Ruhrgebietes gäbe. Dies habe die Zeit des Ruhrkampfes bewiesen, als die städtischen Orchester von Esten, Bochum und Dortmund in Erwiderung auf die eindrucksvollen Kundgebungen der politischen, geistigen, künstlerischen und wirtschaftlichen Spitzen im Berliner Schauspielhau« vor den führenden Männern des Reichs und der Staaten Beetboven, Brahms und andere zu Gehör gebracht haben. Damals habe sich gezeigt, daß man die Einheit des Ruhrgebietes auch im Geistigen sah. Di« Folkwang-Schule wolle Ausbildungsstätte sein für gewisse Teile der reiferen arbeitenden Jugend, alle Lehr- gebiete umfvstend, wie handwerkliche und künsUerische Gestaltung unserer Umwelt. Die Zeil ist der Raum der menschlichen Entwicklung. Ein Mensch, der über keine freie Zell zu verfügen hat. dessen ganze Lebenszeit, abgesehen von den bloß physischen Unter- drechungen durch Schlaf, Mahlzeilen usw durch seine Arbeit für den Kapitalisten in Anspruch genommen wird, ist weniger als ein Lasttier. Er ist eine bloße Maschine zur Erzeugung von fremdem Reichtum, körperlich gebrochen und geistig ver- tiert. Karl Marx .