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Daugoins Wahlschwindel.

Die Soldatenratwahl in Deutschösterreich.

Die bürgerlichen Parteien jubeln: Die Sozialdemokraten haben eine Niederlage erlitten! Ende der roten Soldatenvertretung! Ja, noch viel mehr: Ende der roten Armee" in Desterreich! Es ist aller­dings den Chriftlichsozialen und ihrem Heeresminister Baugoin ge­lungen, durch einen unglaublichen Wahlschwindel die Mehrheit der Mandate für den christlichsozialen Wehrbund" zu ergattern und sie dem freigewertschaftlichen Militärverband" zu ent­reißen. Aber wie ist dieses Ergebnis zustande gebracht? Sehr ein­fach! Bor allem hat Herr Baugoin schon seit Jahren alle Künfte der Einschüchterung und Erpressung bei den Wehrmännern spielen lassen, indem er die Sozialdemokraten fchifanieren ließ, sie nicht beförderte, fie dienstlich" verfekte, fie verfolgte und ftrafte, während die Wehrbündler protegiert, im Dienst befördert und auch sonst begünstigt und belohnt wurden. Aber mit allen diesen Mitteln vermochte er nur wenige schwache Charaktere zu beugen.

Die überwiegende Mehrheit der Wehrmänner blieb dem rofen Militärverband freu!

Also verlegte sich Baugoin auf die Jungmannschaft, auf den Nachwuchs. Jedes Jahr scheiden etwa 2500 Wehrmänner nach Boll­endung ihrer Dienstzeit aus und ebensoviel werden neueingestellt. Als Refrut wird nur aufgenommen, wer vom Pfarrhof und dem christlichsozialen Vertrauensmann empfohlen ist. Aber damit ist den Christlichsozialen diefe Jungmannschaft noch nicht sicher genug. Monatelang werden die Jungmänner von der alten Mannschaft a b. gesperrt und der Agitation der Chriftlichsozialen allein über. laffen. Daß auch diese Retruten trotz aller Absperrung nicht absolut ficher find, haben alle Wahlen und auch die letzten wieder ge­zeigt. Da die Mandate den Kompagnien zustehen, beruht die ganze Kunft des Siegens darin,

die Kompagnien verschieben groß zu machen;

so wurden in den lehten Wochen ununterbrochen Mannschaften hin und hergeschoben, bis man die Roten in großen Kompagnien und die Schwarzen in den kleinen Rompagnien beisammen

hatte.

Zwei Stunden im Arbeitsgericht.

Kitty, die Asphaltblüte.

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Kitty gehörte feinesfalls zum Stamme der Asra, bie sterben, wenn sie lieben, sondern ganz im Gegenteil, es gehörte zu ihrem Leben, hin und wieder einen mehr oder minder großen Seitensprung zu machen. Eines abends lernte Kitty den Besizer eines Konfettions geschäftes in Berlin und Hamburg kennen. Die Bekanntschaft wurde auf der Straße geschlossen mehr anzugeben, ob am Kurfürstendamm oder am Rottbuffer Damm, die Beteiligten mußten später nicht woraus man aber jedenfalls schließen fann, daß Kitty ein sehr großes Betätigungsfeld hatte, wurde in einem Café verstärkt und führte über den Umweg eines fleinen Hotels in eine Bar. Dann hörte der über den Umweg eines fleinen Hotels in eine Bar. Dann hörte der Berlin - Hamburger Großkaufmann vier Monate nichts mehr von Berlin - Hamburger Großfaufmann vier Monate nichts mehr von Kitty. Wahrscheinlich hätte er die Bekanntschaft überhaupt vergeffen, wenn er nicht plötzlich eine Borladung vor das Arbeits­gericht Berlin erhalten hätte. Ritty behauptete, fie fel von dem Mann als Privatjetretärin engagiert worden und legte auch tatsächlich einen schriftlichen Anstellungsvertrag vor. Auf Grund des Anstellungsvertrages" forderte fie mun Gehalt für vier Monate. Der Betlagte fluchte ganz fürchterlich vor Gericht. Die Echtheit des Bertrages fonnte er zwar nicht bestreiten, aber er erflärte, daß dieser Bertrag nur ein Schein vertrag gewesen sei. erflärte, daß dieser Bertrag nur ein Schein vertrag gewesen sei. Er hätte ihn pro forma Kitty auf deren Bitte hin ausgestellt, damit diese zu Hause einen Vertrag vorlegen fonnte, der es glaubhaft erscheinen ließ, wenn Kitty einmal des Nachts nicht nach Hause fam, weil sie angeblich nach Hamburg reisen mußte. Der Borsigende des Arbeitsgerichts hatte Berständnis für diesen Fall. Er fündigte Ritty an, daß, wenn sie noch einmal in einem derartigen Prozeß vor ihm erscheinen würde, er fie unverzüglich der Polizei übergeben würde. Dem beklagten Geschäftsmann aber erklärte er, daß er für die Unter­ftügung einer so leichtsinnigen Asphaltblüte bestraft werden müffe. Er legte ihm nahe, einen größeren Betrag für die Kriegsblinden zu zahlen. Und fo betam an Stelle von Kitty die Blindenfür. forge die eingeflagte Summe.

Dienst am Kunden".

Dienst am Kunden" ist eines der geläufigsten Schlagwörter der Gegenwart. Alle Geschäfte führen es in ihren Inseraten. Wie es aber in Wirklichkeit bei zweitklassigen Geschäften manchmal mit Durch diese Künfte ist es wirklich gelungen, die Mehrheit der diesem Dienst am Kunden" aussieht, zeigte eine Berhandlung vor Mandate den Christlichsozialen zuzuschanzen, obwohl die Sozial dem Berliner Arbeitsgericht. Eine Bekleidungsge demokratie fast überall die Mehrheit der Stimmen sellschaft war von zwei gefündigten Berkäuferinnen wegen un­mit Ausnahme von Tirol und Borarlberg erhielt. Insgesamt billiger Härte verflagt worden. Die Klägerinnen verlangten Weiter. erhielt der Militärverband 9411, der Wehrbund aber für sich geltend, daß sie die ältesten Berläuferinnen im Hause feien. beschäftigung oder Zahlung einer Abfindungssumme. Sie machten nur 654. Trotzdem haben

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die 6354 Wehrbündler 129 Mandate erhalten, die 9411 Roten nur 118!

Kommunistische Leichtfertigkeit.

Keine Chapman Provision an Magiftratsmitglieder.

Bei dieser Wahlmache ist unser Stimmenverluft nicht ver. wunderlich; aber er ist geringer als die Zahl der in diesem Der Magistrat beschäftigte sich in seiner heutigen Sizung auch Jahre ausgeschiedenen Wehrmänner. Es sind in diesem Jahre mit den Vorwürfen, die in der gestrigen Situng der Stadtverord 2500 alte Wehrmänner ausgeschieden und durch ebensoviel Jung netenversammlung von dem kommunistischen Stadtverordneten männer, von den Pfarrern ausgewählt, erseht worden, aber der Ber Schwent erhoben worden sind, und in denen er Mitglieder des luft des Militärverbandes beträgt nicht 2500, sondern 1700 Stimmen. Magistrats und der städtischen Verwaltung beschuldigt, von der Ber Wie wenig die Gegner übrigens Anlaß zum Jubel haben, beweist liner Bertretung der Firma Chapman 25 000 mart erhalten zu schließlich noch die Tatsache, daß sogar bei den Offizieren und all washers.com Interoffizieren neben 1250 Stimmen für die Chriftlich haben.

fozialen und 450 für die Deutschnationalen auch 610 Stimmen für die Sozialdemokraten abgegeben worden sind.

Der Auswärtige Ausschuß des Reichstags tritt am Freitag vor mittag zur Besprechung der Genfer Verhandlungen fammen.

Diese Anschuldigungen, die gestern im Stadtparlament erheb. liches Aufsehen erregten und bis zulegt von den Kommunisten, als gegen Magiftratsmitglieder gerichtet, aufrechterhalten wurden, haben sich jedoch sehr schnell als ungerechtfertigt und haltlos herausgestellt. Nachdem Oberbürgermeister Böß schon vor der Magistratssigung von dem Vertreter der Firma Chapman, Rofenfeld, aufgesucht wurde, der die fommunistischen Borwürfe als gegenstandslos auf auflärte, ging bem Oberbürgermeister während der Magistratssigung ein Schreiben der Berliner Bertretung der Firma Chapman Selbst ein Minister darf einen Polizisten nicht beleidigen. Das zu, in dem der wirkliche Tatbestand wie folgt dargelegt wurde: Es wird zunächst darauf hingewiesen, daß das von dem Stadt­rumänische Landesgericht in Rischinew hat den Arbeits. minister Dr. Lupu zu vierzehn Tagen Gefängnis verordneten Schwen genannte Bankhaus Jatob Frant, verurteilt, weil er in der Wahlkampagne einen Polizisten beleidigt Mohrenstraße 66, überhaupt nichts mit der Firma Chapman zu tun hat, sondern nur an deren Vertreter Rosenfeld als Untermieter habe. Berufung ist eingelegt. einige Räume abgegeben hat. Des weiteren wird betont, daß der tommunistische Stadtverordnete Rraußpaul vor einiger Zeit in das Bureau der Chapmanschen Bertretung gelommen sei, um Rosenfeld zu sprechen. Bei diefer Gelegenheit habe Straußpaul die Bemerkung gemacht, daß ja Chapman bei dem Bauangebot, bas fich bekanntlich auf das Schöneberger Südgelände bezog, lehr gut ver dient habe, weil er für die Abtretung der Option 100 000 Mart von der Stadt erhalten habe. Diese Bemerfung wurde von dem im darauf hingewiesen, daß die Firma Bureau anwesenden Bekannten des Herrn Rosenfeld bestätigt, aber non ben 100 000 Mart 25 000 Mart habe abgeben müssen. Es sei dabei aber mit feinem Worte gefagt worden, daß diefe Summe an einen Kommunal beamten oder an ein Magistratsmitglied geflossen sei, sondern es handele sich um eine Privatperson, deren Name dem

Pinchoanalyse und Erziehung. In der Aula des Werner. Siemens Realgymnasiums fand eine gemeinsame Ber anstaltung der Entichiebenen Schulreformer mit den Binchoanalytikern statt. Es sollten die Zusammenhänge aufgewiesen werden zwischen Psychoanalnfe und Erziehung. Müller Braunschweig, der erste Redner des Abends, ging zu sehr ins Detail; verdienstvoll aber war sein Hinweis auf ein weitverbreitetes Mißverständnis: die Binchoanalyse fordere nicht zu hemmungs­lofer Triebbefriedigung auf, viel eher noch zu fontinuierlichem Ver. zicht". Frau Dr. Hornen ermahnte den Erzieher, den sogenannten ,, männlichen Protest" des jungen Mädchens nicht zu leicht zu nehmen, da daraus oftmals die spätere Berkennung der spezifisch weiblichen Aufgaben, die Ablehnung der Mutterschaft, erfolge, Simmel, der besonders Dom Standpunft des Arzies fprach, brandmarfte das Berhalten des alten Arztes, der sich lediglich mit Riaffifizieren begnügt habe, mit der Feststellung, daß ein Kind Psychopath fei. Damit fei aber wenig getan Aufgabe des psychoanalytisch geschulten Arztes fei rechtzeitiges Borbeugen, sei es, das Kind sozial einzuordnen. Den Höhepunkt des Abends bildeten die Ausführungen Siegfried Bernfelds, der eine Psychologie des Erziehers" entwickelte. Der Erzieher befinde sich in einer höchst gefährdeten Situation. Der natürliche Gegensatz zwischen den Generationen bedinge eine ge legentliche Abneigung des Lehrers gegen die Jugend, die er aber nicht mehr wie der frühere Prügelpädagoge äußern dürfe. 2. M.

Anfrage eines Großstädters. Allmorgendlich um 6 Uhr flingelt es an meiner Wohnungstür und ein Beitungsbote wirft bas 10- Uhr. Bormittagsblatt durch den Brieftaftenfchlig. Um 8 Uhr finde ich auf meinem Kaffeetifch, wie üblich, die Allgemeine Mittags zeitung" und während der Frühstückspause im Bureau schicke ich den Boten, um Nachmittagsblätter zu holen. Während ich um 2 Uhr in meinem Stammlokal zu Mittag effe, verkauft man mir das 7- Uhr­Abendblatt" und eine Stunde später zum Kaffee die Nachtaus­gabe". Nach Bureauschluß habe ich auf dem Nachhausewege noch gerade Gelegenheit, die Morgenzeitung( vom nächsten Tag) zu faufen, und dann gehe ich fchlafen. Aber jedesmal vor dem Ein­schlafen quält mich derfelbe Gedanke: Welche Tageszeitungen liegen eigentlich in der Zeit zwischen meinem Einschafen und dem Erwachen am nächsten Tage?

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Bruno Taut bält am Sonnabend. dem 22. Oftober. 20 Uhr, im Görs faal bes Stunft gewerbemuseums, Bring Albrechtftr. 7a, ben aweiten seiner Liftbilder borträge über Neue Baut unit, die auf Beranfaffung ber Boltsbühne E. V. ftattfinden. Karten zum Preife bon 0 70 m. in den Vorverkaufstellen der Boltsbühne und an der Abendlaffe. Aufführung der Bachichen Johannespaffion. In der von der Bolts. bühne in Gemeinschaft mit dem Berliner Bolts.bor ver anstalteten Aufführung der Johannespaifion von J. S. Bach, die am 25., 20 lor, in der Garnisonfire stattfindet, wirken reben dem Einfonie Drchester als Soliften mit: Minna Ebel- Wilde, Banla Lindberg. Alfred Wilde, Hermann Schey , Felig Lederen Brina. Einlaßfarten in ber Borwärts. buchhandlung, in den bela nten Rablitellen und an der Abendkaffe. Für bie Konzertbesucher bält Brof. Siegfried Dos am 22., 20 Uhr, in der Aula Stoppenstraße 76 einen Einführungsvortrag.

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Humboldt- Hochschule. Dr. N. Botonié hält am 22., 20 Uhr, in der Georgenftr. 30/31 einen Bortrag über das Thema: Menfch- Affe Affe- Mens( mit Lichtbilbern). Karten zu 0,75 m, fir Ridhimit glieber 1-, find auch an der Abendlasse erhältlich.

Schreiber bekannt gewesen sei, die das Geld als Provision neben einigen Mitarbeitern erhalten habe. In dem Schreiben, das an den kommunistischen Fraktionsführer Schwent, den kommunistischen Stadtverordneten Krauspaul und auch den Oberbürgermeister Böß abschriftlich gegangen ist, wird noch darauf hingewiesen, daß der Stadtverordnete Kraußpaul die ihm gewordene private Mitteilung befanntgegeben habe Die Anschuldigungen des fommunistischen entſtellt und unter Berdrehung der Tatsachen der Deffentlichkeit Stadtverordneten Schwent in der Stadtverordnetenversammlung werden zum Schluß auf Grund des wirklichen Tatbestandes als eine Leichtfertigteit bezeichnet.

Ein halbes Jahr Berliner Einheitsfahrschein.

In Ergänzung der von uns heute morgen gebrachten Zahlen dürfte es noch intereffieren, in welchem Umfange von der Um. dürfte es noch intereffieren, in welchem Umfange von der Um steigeberechtigung Gebrauch gemacht wird. Bor der Ver­fteigeberechtigung Gebrauch gemacht wird. Bor der Ber­einheitlichung des Berkehrs fpielte der Umsteiger zwischen Straßen­einheitlichung des Berkehrs fpielte der Umsteiger zwischen Straßen­bahn und Hochbahn fast gar feine Rolle. Wir erinnern uns noch, welches Erstaunen es auf der Straßenbahn hervorrief, wenn ein Fahrgast einen grünen Umsteiger forderte und der Schaffner den Block dafür aus der forgsam verschlossenen Blechschachtel hervor holte. Heute sind fünfzehn Prozent aller auf der Straßen­bahn ausgegebenen Fahrscheine Umsteiger zur Hochbahn. Es steigen aber fünfmal footel Fahrgäste von der Hochbahn zur Straßen bahn über als umgekehrt. So kommt es, daß auf der Hochbahn nahezu die Hälfte des gesamten Berkehrs heute aus Uebersteigern besteht und daß diese Entwicklung, wie fich unfchwer aus der Statistit erkennen läßt, zurzeit noch im Zunehmen begriffen ist. Beim Omnibus liegen die Berhältnisse so, daß schon die Ein­führung der Umsteigeberechtigung vom Omnibus zu den anderen Berkehrsunternehmungen eine erhebliche Steigerung der Zahl der Fahrgäste hervorgerufen hat, wie ja jeber aus der Ueberfüllung der Wagen fonstatieren fonnte, und daß diese Verkehrsaunahme nach­meislich allein auf die Umsteiger zurückzuführen ist.

Berfehrspolitisch gesehen, barf also schon heute gesagt fange erfüllt worden ist: das beste und an fich teuerste Verkehrs werden, daß der 3wed der Umsteigeberechtigung im vollen Um mittel, die Schnellbahn, die aus ihrem Binnenverkehr heute die Verkehrsausgaben allein nicht mehr zu decken imftande wäre, wird infolge der Vereinheitlichung des Verkehrs und der Umsteige möglichkeit von allen Schichten der Bevölkerung, soweit es irgend angängig ist, benugt. Der Sinn der Bereinheit

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Die Bekleidungsgesellschaft führte aus, daß die beiden Klägerinnen nicht genug Umfag erzielt hätten. Es sei im Haufe vorgeschrieben, daß jede Berkäuferin für mindestens 10 000 m. im Monat umsetzen müsse. Diese Quote sei von den beiden Klägerinnen nicht erreicht worden Die Berkäuferinnen führten jedoch aus, daß gerade sie be­fonders tüchtig gewesen seien, denn sie hätten jeden Monat die höchsten Prämien ausgezahlt bekommen für den Berkauf der soge­Stolz wörtlich vor Gericht: 3ch habe ber Rundfchaft stets nannten Ladenhüter". Die eine der Klägerinnen erklärte mit den größten Bowel angedreht." So sieht also hin und wieder der Dienst am Kunden" aus. Die Berkäuferinnen werden zuweilen schlecht bezahlt und dann auf Provision angewiesen. Die Provision wird aber nur gezahlt für irreguläre Ware, das Personal wird also gehalten, der Kundschaft Ladenhüter und Bowel anzu­drehen". Das Arbeitsgericht stellte sich auf den Standpunkt, den die Klägerinnen eingenommen hatten. Es stellte fest, daß das An drehen des Bowels" längere Zeit erfordert als der Berkauf regulärer Ware und daß es eben das Berschulden der Beklagten sei, wenn die Klägerinnen die vorgeschriebene Quote nicht erreicht hätten. Es läge das eben in diefen eigenartigen Geschäftsmethoden begründet. Dem entsprechend wurde die Gesellschaft verurteilt, die Kläge; rinnen weiter zu beschäftigen oder ihnen eine entsprechende Ab­findung zu zahlen.

, Guten Morgen, Herr Kollege!"

Man tönnte diesen Gerichtsbericht auch überschreiben mit Komödie der Dummheit. Der Kläger ist entlassen worden, weil er fich defpeftierlich zu seinem Borgesezten benommen haben foll Er war als Aushilfsarbeiter tätig gewefen und hatte feinen Borgefeßten, einen feftangestellten Borarbeiter, begrüßt mit den Worten Guten Morgen, Herr Rollege!" Der feftangestellte Herr Vorarbeiter war mütend darüber, daß ihn ein zur Aushilfe angenommener gewöhnlicher Arbeiter mit Kollege be­zeichnete, noch dazu in Gegenwart anderer, er glaubte, daß dadurch fein Ansehen finten würde und setzte sofort eine riesige Beschwerde an den Betriebsleiter auf. Und da sich der Vorfall in einem Staatsbetrieb, der von Beamten geleitet wird, abgespielt hatte, erblickte auch der Betriebsleiter in dieser vertraulichen Neuße rung einen Verstoß gegen die Subordination und der betreffende Aushilfsarbeiter wurde entlassen. Das Arbeitsgericht freilich fah das Verbrechen" nicht als so schwerwiegend an, um darauf hin den Arbeiter fristlos zu entlaffen Die Beklagte wurde verurteilt, bem Arbeiter den Lohn bis zum Tage einer ordnungsgemäßen auch heute noch die seltsamsten Blüten treibt. Kündigung zu zahlen. Die Geschichte zeigt, daß die Titelsucht

lichung ist erreicht. Und der Erfolg hat die gehegten Erwartungen nicht mur erfüllt, sondern übertroffen. Die Gesamtzahl der be­förderten Fahrgäste war im voraus auf 1100 Millionen im Jahre geschäßt morden, fie wird sicherlich bereits im ersten Jahre über 1200 Millionen betragen.

Vatermord in Charlottenburg .

Die Mordkommiffion wurde heute mittag nach der Hebbel.. frage 2 in Charlottenburg alarmiert, wo der etwa 50jährige Saufmann 3. Abraham mit einer Schußwunde in der Herzgegend tot in feinem Blute lag. Als Täter wird der er­machsene Sohn Abrahams bezeichnet. Bei Redaktionsschluß waren die Vernehmungen noch nicht abgefchloffen.

Mittelfener in Lichtenberg .

Mit der Bekämpfung eines größeren Brandes war die Feuerwehr gestern nacht in der Türrschmidtstraße 16 zu Lichtenberg beschäftigt. Auf dem hinteren Teil des Grund­stüdes ist ein etwa 20 Meter langer und 8 meter breiter Lager raum einer Holzwarenfirma, in dem große Borräte von fertigen Korbmöbeln, Hölzern usw. lagerten. Gegen 1 Uhr wurde hier von Hausbewohnern ein starter Feuer schein wahrgenommen. Die Feuerwehr wurde alarmiert, die bei ihrem Eintreffen jedoch einen so ausgedehnten Brandherd vorfand, daß der III. Alarm, d. h. Mittelfeuer" gegeben werden mußte. Zwei weitere Löschzüge rückten hierauf zur Hilfeleistung an. Durch st artes Waffergeben aus fünf Schlauchleitun gen gelang es, das Feuer nach fast zweistündiger Tätigteit nieder zufämpfen. Der Schaden ist erheblich, jeboch durch Ber. ficherung gebedt. Die Entstehungsurfache fonnte noch nicht festgestellt werden.

Sport. Sportpalast- Première!

Ehmer in großer Form! Tonani- Fride gewinnen das

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50- Kilometer- Rennen.

Die hübsche Winterbahn in der Potsdamer Straße tonnte ihre gestrige Premiere mit Erfolg durchführen. Das Publikum war zahl­reich vertreten, am Start sammelten sich gute Fahrer, die auch für Michard Paris und der Kölner Omella hatten wegen Krant­lebhafte Rennen zu forgen wußten. Allerdings: Fliegerweltmeister heit abgesagt. Ein Berliner Mittagsblatt war in der Lage, dieses ihren Lesern rechtzeitig mitzuteilen, während der weltaus größte Teil der Abendblätter ohne Nachricht blieb. Ein ungewollter Regiefehler der Sportpalaftdirektion? Das Publikum machte zuerst Proteft, be­ruhigte fich jedoch bald wieder.

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Das Programm stand ganz im Zeichen des fleinen Lothar Ehmer, der gestern abend, dant einer überprächtigen Fahrweise, die Herzen tausender Sportfreunde schnell eroberte. Hier fommt ein deutscher Fahrer von Klasse, ein ernsthafter Gegner bester auslän­discher Sprinter! Schon im ersten Borlauf um den Großen Preis der Inländer" fuhr Ehmer bravourös gegen Fride, Buschenhagen und Hahn. Eine Glanzleistung jedoch war es, als er im Endlauf um den Großen Preis der Nationen" den fliegenden Holländer" van Kempen schlug! Ban Kempen schien den Sieg sicher zu haben und befand sich als erster kurz vor dem Ziel­band, als Ehmer unter lebhaftem Beifall des Publikums vorbeiging. Der Borstoß war verblüffend, der starke Antritt des jungen Fahrers ist zu fürchten. Auch den Großen Preis der Inländer" sicherte sich Ehmer vor Ostar Rütt und Buschenhagen. Im Endresultat um den Großen Preis der Ausländer" dominierte Tonani. Den Beschluß des ersten Renntages bildete der Große Preis vom Sportpalast ", ein internationales 50- Kilometer- Mannschafts­rennen. Sehn Mannschaften stellten fich dem Starter. Ging es nor erst ruhig zu, so änderte sich das Bild nach Erledigung der ersten 10 Rilometer. Tonani und Fride wagen den ersten Borstoß. Fride ist auf dem Posten, doch ein späterer Reifenschaden vernichtet seine Aussicht auf Rundengewinne. Doch das Feld ist beunruhigt, und bald wagt die deutsch - italienische Kombination einen neuen Borstoß, bei dem sechs Mannschaften eine bzw. zwei Runden verlieren. In van Kempen- Rütt und Ehmer- Dewolf. Bei einem abermaligen der Spike befinden sich nur noch Tonani- Fride, Koch- Buschenhagen, Borstoß Tonanis gibt es für schwächere Paare wieder Verlustrunden. Nach einer harten Schlußwertung hatte das Mannschaftsrennen fein Ende erreicht. Sieger wurden Tonani- Fride 35 Punkte, vor Koch- Buschenhagen 24, van Kempen - D. Rütt 23 und Dewolf Chmer 20 Bunfte