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pflichten zum Borwurf gemacht. Weiterhin richtet sich die Difzi Durch einen doppelten Kinnhaken getötet. Beranaffung zur Feier nicht beſtehe. Wenn auch auf der Revolution

plinaruntersuchung gegen einen Kanzleisekretär und einen Sekretär, die ebenfalls mindestens fahrlässig gehandelt haben.

Ein weiterer in die Angelegenheit verwickelter Beamter, der Inspektor Schneider, hat sich bekanntlich vor einigen Tagen das Leben genommen.

Der Geldbrief aus Argentinien  .

Die falsche Senorita Meher.

Mit einem Liebesroman aus der Jugendzeit, den sie mit der eingeheimsten stattlichen Menge argentinischer Beseten belohnt glaubte, suchte die Reinemachefrau, geschiedene Johanna Meyer, vor dem Großen Schöffengericht Berlin- Mitte ihr Verhalten zu recht­fertigen. Sie fonnte aber die Anflage wegen Betruges und schwerer Urtundenfälschung, unter der sie stand, durch ihn nicht erschüttern. Eines Morgens fand Frau Meŋer, die in der Bandelstraße wohnte, in ihrem Brieftasten einen Brief, der an ,, Senorita Johanna Meyer, Bergstraße" ursprünglich adressiert, ihr aber zugestellt worden mar, nachdem vermutlich irgendjemand auf der Post die Wohnungs­angabe mit Bleistift in Bandelstraße umgeändert hatte. Als fie bedenkenlos den Brief, der aus Buenos Aires   tam, öffnete, fand sie darin eine Mitteilung der dortigen Filiale der Deutsch  - lleberfeeischen Bant, daß 105 Befeten für sie eingezahlt morden seien. Die Reinemachefrau, die feine überseeischen Geschäfts­verbindungen hatte, wurde zunächst daraus nicht flug und ließ den Brief einige Wochen liegen. Dann aber ging fie auf Anraten zu der hiesigen Deutsch  - Ueberseeischen Bant, wo ihr der Kassierer die Aufklärung gab, daß drüben", wie die Angeklagte fogte, Geld für sie eingezahlt worden wäre. Gleichzeitig stellte er auf ihre Bitte den für die Auszahlung nötigen schriftlichen Antrag, den dann die Reinemachefrau Senorita Johanna Meyer unterschrieb, nachdem sie noch ausdrücklich gebeten hatte, wegen Wohnungswechsels das Geld nach der Bandelstraße zu schicken. Die Auszahlung flappte auch vorzüglich und ebenso ging es mit den weitereinlaufenden Ueberweisungen, die einmal fogar über 5000 Beseten lauteten. Auf diese Weise hatte die Angeklagte bereits 5000 Mart erhalten, als es endlich heraustam, daß die Reinemache­frau Johanna Meyer Bandelstraße die falsche Senorita Meyer war und die richtige Senorita Johanna Meyer nach wie vor in der Berg­straße wohnte. Irgendwie war diese bei der Briefbestellung mit der Angeklagten verwechselt worden, die dann die Beseten mie ein Geschent des Himmels annahm. Die Angeklagte versuchte fich mit einem höchft ungeschickt erdichteten Liebesroman herauszu reden. Sie wollte früher in der Bergstraße gewohnt und eine Be­tanntschaft mit einem Ausländer gehabt haben. Das Gericht ver­urteilte sie jedoch zu vier Monaten Gefängnis. Wenn man bedenkt, daß die Frau offenbar durch ein Bersehen der Post den Brief bekommen hatte, den sie dann, da er doch ihren richtigen Namen trug, auch öffnen fonnte, daß sie dann wochenlang wartete, was merden würde und endlich, angeregt durch den Rat Fremder, die Einlösung vornahm, die ihr auch wieder nicht schwer gemacht wurde, bann fommt man vielleicht doch zu einer milderen Beurteilung des Salles.

Jm Cut ohne Hut und Mantel. Weiteres zur Flucht Egloffftein- Oertel.

Die Flucht des berüchtigten Hochstaplers Ludwig Dertel alias Freiherr   v. Egloffstein  - Dertel, die die Deffentlichkeit ungemein be­fchäftigt, ist augenblicklich Gegenstand eingehender Untersuchungen der zuständigen Behörde, des Amtsgerichts Mitte. Der Weg, den Egloffftein genommen hat, um aus dem Gefängnisgang ins Freie 34 gelangen, ist bisher noch nicht einwandfrei festgestellt. Bisher Lonnte folgendes ermittelt werden:

AspNach Beendigung des Haftprüfungstermines ließ fich Staats anwaltschaftsrat Kyser den Gefangenen noch einmal zu einer Be­sprechung vorführen. Nach deren Beendigung wurde Dertel furz vor 4 Uhr von einem Wachtmeister in den Vorraum des Vor­führungsganges geführt. Die Tür wurde hinter ihm verschlossen. Zufällig war der Gefängnisbeamte, der die Gefangenen von dem Saalwächter in Empfang zu nehmen hat, nicht anwesend, weil er einen anderen Gefangenen in das Untersuchungsgefängnis geleitete. So war Dertel einige Augenblicke allein. Der Gang gehört zu einem System, das zu den Kellern und Heizungsräumen führt. Die auf den Vorraum mündenden Türen des Sigungs­faales und anderer Zimmer sind gewöhnlich verschlossen. Ob am Mittwoch nachmittag eine der Türen zufällig offen war oder ob Dertel im Besitz eines Nachschlüssels war, oder ob er Helfershelfer gehabt hat, wird das von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Ermittlungsverfahren ergeben.

Den Fluchtplan hat Dertel ohne Zweifel schon länger gehegt. Er hatte verschiedentlich Haftprüfungstermine beantragt, benen auch stattgegeben wurde. Jedesmal hatte er jedoch im Termin seinen Antrag zurückgezogen. Es tam ihm also lediglich darauf an, den Weg, den er vom Gefängnis nach dem Termin­zimmer zurückzulegen hatte, genau auszufundschaften. Dertel hat wegen früherer Straftaten im ganzen schon 3 Jahre in Untersuchungshaft gefeffen. Die Räume sind jedoch im Laufe der Zeit verschiedentlich verändert worden. Damit mußte er rechnen, er mußte sich neu orientieren. Daß er am Mittwoch bestimmt an eine Flucht dachte, geht auch daraus hervor, daß ein Bellengenosse, noch bevor die Flucht bekannt war, äußerte, Egloff­ stein   werde wohl nicht wiederfommen, er werde wohl geflohen sein. Bemerkenswert ist auch, daß die alte Braut des Hochſtaplers zu Anfang d. M. ihre Wohnung in der Bern­burger Straße aufgegeben hat und unbekannt verzogen ist. Es scheint, daß sie mit seiner baldigen Flucht gerechnet hat. Der Flüchtige muß, bald, nachdem ihm sein Streich gelungen war, von irgendeiner Seite mit Geld unterstützt worden sein. Schon um 6 Uhr hate er einen alten Bekannten aufgesucht. Bei Kriminal­tommiffar Kanthad rief Dertel an, sobald sein Mittäter, den die Hauptschuld treffe, festgenommen fei. er werde wiederkommen, Um des Flüchtlings wieder habhaft zu werden, hat die Kriminal­polizei die Nacht zum Donnerstag hindurch große Streifen und Kontrollen veranstaltet, leider erfolglos. Ob er heute noch in Berlin   ist, läßt sich nicht sagen. Der Flüchtige entfam im Cutaway ohne Hut und Mantel. So wurde er auch in der Friedrichstadt  noch gesehen, später aber schon in Hut und Mantel. Mitteilungen über sein Auftauchen an Kriminalfommissar Kanthad, Dienstelle B. 1 im Bolizeipräsidium.

Die Septemberstatistik der Unfälle.

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Nach einer Zusammenstellung des Kommandos der Schußpolizei ist die Zahl der Unfälle im Monat September gegen den Monat August um 301 Unfälle Don 2013 auf 2314 gestiegen. Davon entfallen auf die 20 306( 21 176 im August) Privattraftwagen 65( 45), auf die 11 102( 10 832) 2a st und Geschäftstraftwagen 74( 57), auf die Last und Geschäftstraftwagen mit Anhänger 16( 8), auf die 9358 ( 9303) Kraftdroschten 367( 281), die 530( 526) Kraftomni. busse 68( 52), die 15 868( 15 822) Privattrafträder 119 ( 125), bie 3753( 3852) Straßenbahnwagen 138( 117), die mit 44 528 Pferden( Stand pom 1. Dezember 1926) bespannten Wagen 232( 192), die Sandwagen 58( 29), die Ireträder 607( 592), die Fußgänger bis zu 14 Jahren 83( 63), die Fußgänger über 14 Jahre 388( 351), auf äuser, Laternen, Bäume, Gitter, 3äune, Bordschwellen, Türen usw. 95( 97)

Unfälle.

An diesen Unfällen waren als Wegebenuger 4734( 4150) Fuhr merte, Personen bzw. Gegenstände beteiligt. Bei den Unfällen wurden insgesamt 6( 9) männliche und 3( 1) weibliche Per jonen getötet und 699( 691) männliche und 275( 298) weibliche Personen verlegt.

Folgen eines Saufgelages.

Der Tischlermeister Gusch feierte seinen Geburtstag und lud dazu seine beiden Gesellen ein. Jeder trant am Vor­mittag 15 Flaschen Bier. Nachher wurden noch in einer Gast wirtschaft zahlreiche Kognats genehmigt. Auf dem Hof der Werkstätte verabfolgte der ebenfalls schwer bezechte Meister einem Lehrling mehrere Ohrfeigen, worüber sich einige Haus­bewohner aufregten. So auch die Mutter des Arbeiters Konieczny, die daraufhin von dem Meister beschimpft wurde. Konieczny fah das und gab dem Meister einen Stoß, daß er in eine Ede flog. Nun mischte sich dessen Geselle Grczinski dazwischen und ging mit den Worten: Wer meinen Meister schlägt, bekommt es mit mir zu tun" auf Konieczny los, erhielt nun aber von diesem einen Kinnhafen, durch den er zusammenfant. Der Getroffene sprang aber wieder auf durch den er zusammenfant. Der Getroffene sprang aber wieder auf und griff K. von neuem an. Durch einen zweiten Rinnhafen wurde er zu Boden geworfen und schlug mit dem Kopf auf den Erdboden auf. In bewußtlosem Zustande brachte man den Verletzten nach feiner Wohnung, wo feine Ehefrau, die den Unfall nicht fannte und ihn lediglich für sinnlos betrunken hielt, ihm noch einige Ohrfeigen gab. Er hatte aber einen Schädelbruch erlitten und starb daran im Krankenhaus. Nach dem Gutachten hatte jedoch auch schon der erste Kinnhafen eine tödliche Verlegung, näms lich einen Kehlkopfbruch verursacht. Konieczny war gestern vor dem Schwurgericht I wegen Körperverlegung mit Todesausgang angeflagt, wurde jedoch freigesprochen, da er sich als Angegriffener in Notwehr befunden hatte.

Grauenhafter Selbstmord.

Auf entsetzliche Weise machte gestern abend der 25jährige Ron torist Friz Ratete Fichner aus der Baumschulenstraße 93a zu Oberschöne weide seinem Leben ein Ende. Reisende auf dem Bahnhof Baumschulenweg sahen, wie ein junger Mann das Dach eines Eisenbahnwagens des Personenzuges nach Königs­wusterhausen ertlomm. Die Zurufe des Bahnpersonals verhallten wirtungslos. Auf der nächsten Station, die man telephonisch ver­ständigt hatte, wurden die Wagendächer abgesucht und man fand R. mit zertrümmertem Schädel und schweren Quetschungen tot auf dem Wagendach liegen. Während der Fahrt ist er von einem Brückenträger totgequetscht worden. Die Leiche wurde polizeilich beschlagnahmt.

Ein Grauhaariger auf der Anklagebank.

Mit leiser Stimme bat der grauhaarige Mann, der dem Schöffen­gericht mitte zur Aburteilung wegen Verausgabung von Falschgeld vorgeführt wurde, doch von der Verlesung seiner Vorstrafen Abstand zu nehmen. Der Vorsigende schlug das Strafregister auf und begann zu addieren. Sein Zeigefinger ging immer tiefer auf dem Blatt herunter. Schließlich sagte der Richter: Ich muß dann aber doch wenigstens feststellen, daß Sie 21 Jahre im Zuchthaus und sechs Jahre im Gefängnis gefeffen haben, und daß Sie Berufseinbrecher find." Das mußte der Angeklagte alles zugeben. Er ist jetzt 51 Jahre alt und hat seine erste Strafe mit 20 Jahren erlitten, so daß er also seitdem nur wenig von der Freiheit gesehen hat. In der Strafsache selbst ergab sich, daß der Angeklagte einem Händler, der in der Münzstraße gestohlene Hand: taschen verkaufte, falsche Zweimarfstüde andrehen wollte. Der andere Gauner merkte das aber und schlug Krach. Ein Arbeitsloser hörte im Borbeigehen die gegenseitigen Vorwürfe, die sich die beiden Berbrecher machten und ließ beide festnehmen. Wegen des versuchten Münzverbrechens erhielt der Angeklagte Tischler Röhrs acht Monate Gefängnis.

Der Ludergeruch des Zusammenbruchs".

Einer von Hugenbergs Federführern tat sich beim Rampf gegen die Einführung des 11. August als Nationalfeiertag besonders her­por und sparte in seinem Artilet Nationalblamage", der im Hugen bergschen Montagsblatt am 27. Juni 1927 erschienen war, feines. wegs mit derben Ausdrücken. Dabei hieß es u. a., daß um den 11. August der Lubergeruch des Zusammenbruchs die Schande eines jammervollen Putsches und das Bewußtsein vom tiefsten Tiefstand des deutschen Namens sei". Herr Friedrich Hussong   zierte diese Schimpfübung mit seinem Namen und die Republikanische Beschwerde stelle stellte gegen ihn Strafantrag wegen Herabwürdigung und Beschimpfung der Ver­fassung.

Herr Hufsong wurde dann vernommen und der Strafantrag­steller belam vom Generalstaatsanwalt die Mitteilung, daß dem Verfasser des Artikels eine Beschimpfung der verfassungs mäßig, festgestellten republikanischen Staatsform ferngelagen habe. Eine solche sei in dem beanstandeten Satze auch nicht notwendig zu finden. Er enthalte eine Schmähung der Revo lution. Dies werde zwar mit dem 11. August, dem Verfassungs­tag in Verbindung gebracht, jedoch wohl nur in dem Sinne, daß mit Rücksicht auf den Zusammenbruch und die Revolution eine

Funkwinkel.

die republikanische Staatsform des Reiches beruhe, so enthalte doch eine Beschimpfung der Revolution nicht notwendig eine Beschimpfung der Staatsform; diese sei auch im vorliegenden Falle nicht erkennbar in Bezug benommen. Das Verfahren wurde deshalb eingestellt. In der Kiesgrube tödlich verunglückt.

Gestern gegen 15.30 Uhr ereignete sich in einer Kiesgrube der Berlin   Blankenfelder   Kies- und Sandwerte G. m. b. H. zu Blankenfelde   ein tödlicher Unfall. Beim Heraus­fahren eines beladenen Kieszuges auf die Rampe sprangen aus bis­her noch unbekannter Ursache die drei vordersten Loren aus den Schienen. Dem 19jährigen Schlosser Emil Sitora aus der Goethestr. 15 in Buchholz  , der als Bremser auf der vordersten Lore stand, gelang es nicht mehr, rechtzeitig abzu­springen. Er geriet unter die Lore und fonnte von Arbeitskollegen nur noch als Leiche geborgen werden. Die Leiche wurde polizeilich beschlagnahmt und nach der Pantower Friedhofshalle gebracht. Kölnisches Muckertum.

Der bekannte Berliner   Serualpathologe Dr. Magnus Hirschfeld   wollte am 27. Oktober in Köln   über das Thema Das Recht auf Liebe"( Die Sexualfrisis) sprechen. Für Dr. Hirschfeld   war der große Vortragssaal des Lesegesellschaft gemietet worden. Als die Gesellschaft aber erfuhr, über welches Thema Hirschfeld zu reden beabsichtige, verweigerte fie, wie die Telegraphen Union   mit zuteilen weiß, ihm den Saal. Nunmehr wurde der städtische Gürzenichfaal für den 27. Oktober gemietet. Als man aber in Er. fahrung brachte, über welches Thema Dr. Hirschfeld reden wollte, wurde den Veranstaltern des Vortragsabends auch der Gürzenichsa al vermeigert. Dr. Hirschfeld wird nunmehr seinen Vortrag im Reichshallentheater halten. Also für den ernſten missen­fchaftlichen Bortrag eines weit befannten erniten Forschers ist in Köln   am Rhein   im Jahre des Heils 1927 meder der städtische noch der andere bekannte Vortragsfaal zu haben. Dieselben Säle aber merden nach pier Monaten der Ehre teilhaftig werden, die ganz be fittfa: nen arnevalsnarren tenders feuschen und Närrinnen bei sich zu Gast zu sehen.

und

Technischer Ausbildungsfurfus für Funktionäre. Die Lichtbild abteilung des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit ver anstaltet in der Woche vom 24. bis 26. Oktober im Berliner   Film­seminar, Lütticher Straße, einen Kursus zur Ausbildung von inter­effierten Genoffen an Lichtbildapparaten, Epidiasfopen und Bildbandapparaten. Alle wesentlichen Fragen werden dort sowohl theoretisch wie auch praktisch behandelt. Da in immer stärkerem Maße das Lichtbild für Partei- und Jugendveranstaltungen verwendet wird, ist die Beteiligung an diesem Kursus dringend zu empfehlen. Der Kursus findet in den Abendstunden in der Zeit Don 16 Uhr bzw. 18 Uhr bis 22 Uhr statt. Die Teilnehmergebühr beträgt 20 m., zahlbar in Raten. Da nur noch einige Teilnehmer angenommen werden können, muß die Anmeldung fofort eventuell telephonisch( Dönhoff 8443) erfolgen.

Freie Sozialistische   Hochschule. Die Seminare der freien fozialistis fchen Hochschule, die von Heinrich Cunow  , Karl Mierendorff, Friz Naphtali, Sarl Schröder und Alexander Stein abgehalten werden, beginnen am Montag, dem 24. Dltober. Anmeldungen, die sofort eingereicht werden, tönnen noch Berücksichtigung finden, fie find zu richten an den Reichsausichuß für sozialistische Bildungsarbeit, S 68, Lindenstr. 3, wo auch ausführliche Prospekte angefordert werden können.

Ein deutscher Königsstuhl im Umherziehen.

Nachdem der alte historische Königsstuhl bei Rhens   am Rhein  schon zweimal feinen Standort gewechselt hat, soll er, wie das amt liche Organ der Reidyszentrale für Verkehrsmerbung mitteilt, nun noch ein drittes Mal, und diesmal endgültig, versetzt werden. Er erhält seinen Stand auf der Bergeshöhe, wo er weit ins Land hinein fichtbar ist. Es ist sicherlich sehr zu bebauern, daß ein historic fches deutsches Baudenkmal im neuen Deutschland   von Ort zu Ort wandern muß. Interessanter aber noch als diese Tatsache ist der Umstand, daß man, um die erforderlichen Mittel für den umziehenden Königsstuhl aufzubringen, eine Lotterie veranstalten muß, die der Oberpräsident bereits genehmigt hat. Da es sich dabei aber immerhin um ein monarchisches Denkmal handelt, so sollte man meinen, daß es den schwerreichen rheinischen deutschnationalen Industriellen ein Vergnügen sein müßte, sozusagen aus der Westentasche die Umzugsfosten zu bezahlen. Die Herren haben aber offenbar andere Sorgen, als den Denkmalsschutz praktisch zu unter­stügen. Die Tatsache, daß sie das Denkmal ruhig wandern und obendrein die Mittel von anderen aufbringen lassen, tennzeichnet ihre wahre Gesinnung. Uebrigens wurde der ursprüngliche Kaiser= stuhl aus dem Jahre 1376 von den Franzosen   1794 zerstört. Seine jeßige Gestalt erhielt der Stuhl genannte Bau erst im Jahre 1846 durch eine Wiederherstellung der alten Form. Flugzeugunglück bei Kottbus  .

Koffbus, 20. Oftober.

Heute nachmittag famen mehrere Flugzeuge der Verkehrs­fliegerschule Staaten von Görlig nach Rottbus, wo fie landeten. Beim Wiederaufstieg stürzte die Maschine D 1185 in einer Kurve cus ungefähr 150 Meter Höhe ab. Der Pilot Weiß wurde schwer verletzt in das Krantenhaus Rottbus überge führt, wo er nach seiner Einlieferung star b.

Das Urteil im Lübecker   Kreditbankprozek.

Cübed, 20. Ottober.

Heute abend wurde im Kredit bantprozeß das Urteil ver­

200 000 Reichsmart unterschlagen!

In der Vortragsreihe Romantische Figuren der Weltgeschichte" spricht Georg Miller- Hahn über den Baron Theodor v. Neuhoff, fündet. Direktor Reilbar wurde zu neun Monaten Ge diesen abenteuerlichen Westfalen, der durch Berknüpfung sonder fängnis und 800 Mart Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte barer Umstände am Anfang des 18. Jahrhunderts König von Koren erhielt vier Monate zwei Wochen Gefängnis und 400 Mark fika wurde und nach seiner Bertreibung verlassen in London   starb. Geldstrafe, Sparmann insgesamt 900 Mart Geldstrafe an Stelle Es handelt sich hier um den ausgeprägten Typ des politischen Aben­der verwirkten Gefängnisstrafe von sechs Wochen, Bruhn 1000 und teurers, um ein romantisches Schicksal, das interessant genug ist, um 500 m. Geldstrafe an Stelle einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten. behandelt zu werden. Aber Miller- Hahn begnügt sich nur mit der Steen und Soerensen wurden freigesprochen. Der Haftbefehl Persönlichkeit, die Schilderung ist farb- und leblos. Miller- Hahn Haft entlassen. Aufzählung der historischen Tatsachen. Es entsteht kein Bild der gegen Direktor Keilbar wurde aufgehoben und Keilbar aus der geht nicht auf das Psychologische ein. Amüsant und unterhaltend ist die halbe Stunde" Ameritanischer Humor". Billie Wilder ver anstaltet teine langen Untersuchungen über Homor im allgemeinen und über Amerita im besonderen, sondern er erzählt trocken und bissig fleine, manchmal bekannte Geschichten, Anekdoten und Wize, die das Wesentliche scharf beleuchten. Kürze und Trockenheit, Sach­lichkeit und Groteske sind die Haupteigenschaften des amerikanischen Humors. Am Abend ein Sinfoniekonzert mit Mozarts G- Moll Sinfonie und Mahlers Vierter. Bruno Walther dirigiert. Das Konzert ist eines der schönsten, die der Rundfunk gebracht hat. Das Orchester flingt prachtvoll. Es ist dem Rundfunk zu danken, daß er Walther berief. Auch bei einer Uebertragung bleibt der Dirigent von ertscheidender Bedeutung. Vor allem anerkennenswert, daß endlich Mahlers Vierte den Funfhörern vermittelt wird. Immer wieder muß betont werden, daß bei musikalischen Darbietungen der Hauptatzent bei der Programmgestaltung zu liegen hat. Musit vermittelt im Rundfunk noch immer die stärksten Eindrüde. Die Leitung der Funkstunde" darf sich darin durch nichts beirren lassen. F. S.

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Prof. Jädh fette feine weltpolitische Umschau mit einer Dar­ftellung des Broblems der Minderheitsvolter in den Staaten Europas  fort, worunter das deutsche Bolt die größte Menge stellt. Die Neu­teilung Europas   in Versailles   usw. hat das Minderheitenproblem verallgemeinert, hat Europa   baltanisiert. Nich: Irredenta fann Deutschlands   Verhältnis zu diesen auslanddeutschen Boltsteilen be= stimmen Erhaltung und Stärkung der Kulturgemeinschaft mit ihnen ist Deutschlands   Aufgabe. Im Minderheitenausschuß des Bölkerbundes ist Deutschland   nicht vertreten; befreundete Staaten, die Gerechtigkeit für die Minderheitoölfer wollen, feßen sich ge­gebenenfalls für unterdrückte Minderheitsdeutsche ein.

Bei einer unvermutet vorgenommenen Prüfung der Regie. rungshaupttasse in Düsseldorf   sind erhebliche Unter schlagungen festgestellt worden, die ein Kassenbeamter durch Fälschung von Anweisungen und Quittungen und fingierte Buchungen gefchickt zu verdecken gewußt hat. Es handelt sich um insgesamt etwa 200 000 mart.

Das Ende einer Europareise.

Bosler aus Bruchsal  , die in einem Faltboot eine Reise um Die beiden Deutschen   Johann Martin und Heinrich Leopold Europa unternehmen wollten, sind auf tragische Weise ums Leben gekommen. Am 17. Oftober brachen sie von Konstanza   auf, um zunächst nach Konstantinopel   zu fahren. Bald darauf wurde in der Nähe von Konstanza   eine Leiche an Land geschwemmt, noch eine zweite Leiche an den Strand geworfen, und aus deren Identität jedoch nicht festgestellt werden konnte. Dann wurde den bei ihr vorgefundenen Papieren konnte festgestellt werden, daß es fich um die deutschen Faltbootfahrer handelt. Coftes in Buenos Aires  .

Buenos Aires  , 20. Oftober. einer riefigen Menschenmenge begrüßt, hier gelandet. Die Flieger Costes und Le Brig sind heute mittag, von

( Nachdr. verb.) Tells heiter, teils wollig, obne stärkere Niederschläge, fühl Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin   und Umgegend mit Nachtfrostgefahr. Für Deutschland  : Jm Süden bewölkt, Jonst zeit­weise heiter, nachts Frostgefahr, teine stärkeren Niederschläge.