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r-.',» Unterhaltung unö Missen

Die erste Sünde. Von Ignst Herrmonn. Wahrhaftig, ich vermag mich nicht mehr auf das genaue Jahr zu entsinnen, wann ich sie verübt habe, indes, obgleich feit jenem Tage einige Jahrzehnte verflossen sind, erinnere ich mich aller Details, die meiner garstigen Tat vorangingen, sie begleiteten und ihr nachfolgten. Ich erinnere mich ihrer, obgleich später ganz andere, verheerende Gewitter über mein Haupt niedergingen, obgleich ich mein ganzes weiteres Leben hindurch mich um ein Stück Raum in der Welt gerauft und mit der Welt ums Brot des Daseins gerungen habe. Ich erinnere mich ja, Ich erinner« mich sehr wohl. Ich blicke auf das alte Bild, das Antlitz des Vaters, und ich erinnere mich, wie arg es damals war. Selbstredend, wie arg es damals wirklich war. konnte ich erst später, viel später beurteilen. als ich zu Verstand kam und ein einigermaßen eigenes Urteil erlangte. Aber in dem sorglosen, knabenhaften Gemüt« erwachte schon damals die Ahnung, daß es nicht so wäre, wie es sein sollte, und ich erinnere mich manchmal einer Begebenheit, welche plötzlich wie ein Blitz in mir die ganze düstere Situation erhellt« und gleichzeitig in mir zum ersten Male die Stimme des Gewissens wachrief. Schlimm war's also damals. Ich prüf« nicht, wo der Grund lag, wer die Schuld an dieser Not trug obgleich ich vielleicht zu einem richtigen Urteil gelangen könnte. Aber es ist nicht meine Sache, zu urteilen und zu verurteilen. Wer den Fehler beging, hat bitter dafür gebüßt. Dafür, daß mit ihm auch andere büßten, büßte er doppelt. Sicher aber ist's, daß nicht einmal jeder meiner Schritt« korrekt war. Ich begreife es kaum, wenn ich so bei meinem Selcher zu sitzen pflege und ein Stück Schinken oder eine andere Selchware verzehre, wie es damals so schlimm fein konnte. Wieviel Fett- wäre ist hier auf all den Schüsseln und Brettern angehäuft, wieviel hängt davon auf den Haken und eisernen Angeln, wieviel Fett fließt auf den Boden der Schüssel, das man dann in den Topf mit dem.dunklen Fett" unter das Pult gießt, wieviele Menschen wechseln einander in der Weil« ab, während ich bei der Marmor- platte in der Ecke des Ladens sitz«, und jeder von ihnen trägt ein Stück warmen, verlockenden Fleische» noch Hause, für sich und seine Familie. Ich esse und esse wieder nur damit ich esse, und dabei erinnere ich mich, wie ich damals geschluckt hätte damals, als es dies nicht gab. Nach jenen mißlungenen Versuchen des Daters. auf einem Klafter Boden festen Fuß zu fassen, nach jenen Jagd- fahrten nach dem Glücke(Herrmanns Vater versuchte erfolglos fein Glück in Amerika ), als er mit den Trümmern der alten, zer- buchenen Möbel in fein Heimatsnest zurückkehrt«, das jetzt so kalt und wie öde ist nach all diesem war ein Stück Fleisch bei uns ein« selten«, Lbersellen« Erscheinung. Ich sehe im Geiste jene traurigen Stuben vor mir, die wir durchwanderten,' auf der Such« nach einer immer billigeren und billigeren Wohnung, und es kommt mir vor, als ob ich beständig dieses Gespenst gewahren würde, da» zu unseren Fenstern tzereinblickt«, ob sie nun offen oder geschlossen waren. Al» ob ich es sehen würde, diese» gelb« Haupt, fast nur ein kahler Schädel ohne Fleisch, ohne Haut, ohne Backenknochen, mit ausgerissener Nase, mit klappernden Zähnen, aus denen ein scharfer, pfeifender Laut hervordrang, mit ab- stehenden Fledermausohren, schmutzigen, verklebten Haaren am Vorderhaupt«, mit merkwürdigen kleinen Beulen und Rissen auf der Stirn«. Di« Not war es. Und diese Not sang beständig ihr frostiges Lied zu unseren Fenstern herein. Es pflegte ein einfacher Speisezettel zn sein, nach welchem diese Not kochte. Manchmal ganz« Wochen hindurch einen blau- farbigen, schütteren, wässerigen Kaffee zum Frühstück, einen Tops derselben Flüssigkeit zum Mttagstisch«. wovon die Hälfte dann zum Nachtmahle ausgehoben wurde. Wenigstens war es etwas Warmes. Ich weiß, daß ich bleichsüchtig und blutarm bin einige Aerzt« haben es mir gesagt. Vielleicht stammt es aus jener Zeit. Von diesem aschgrauen, ins Violette spielenden Kaffee wurde das Blut schlecht. Aber alles in allem, ging es uns wohl, wenn zum Kaffee nur genügend Brot vorhanden war, wenn es nur manch- mal genug Quark aufs Brot gab, und wenn es«in andermal nur renügend heiße Kartoffel hatte. Auch Fett gab es mitunter zu diesen Kartoffeln, manchmal zum Brot auch Speckschwarten, und endlich, zum Herbste, sogar eine Gans. Aber nach solchen seltenen Festessen folgte wieder der graublaue Marmorkaffee. Wir kleinen Kinder empfanden diesen Mangel nicht, wir waren in ihm geboren worden. Aber die älteren Geschwister und die Eltern fühlten ihn, denn einmal war es ihnen besser gegangen. Ich weiß nur soviel, daß ich beständig Hunger hatte. Niemals kannte ich das Sattgefühl. Oder nur sehr selten. Und wenn ich nach der Schul« auf dem Hofe oder vor dem Haus« herumtollte, und dann bei zunehmender Dämmerung auf die Gasse lief, In der sich«in Selcherladen befand, dann blickte ich voller Begierde auf die ungeheure Schüssel hinter dem Schaufensterglase, auf welcher ein ganzer Berg Knackwürste, frisch aus der Selchkammer, auf- gehäuft lag, aus denen es noch frisch dampfte, und ich verschlang sie mit meinen Augen, mit den Nasenflügeln fing ich den duftenden Dampf auf, der auf die Gasse hinausdrang, sobald jemand hinein­ging oder herauskam, ich sah den Mädchen zu, die ganz« Stücke Selckfleisches in die Körbe legten, ich sah Soldaten, welche sich Knackwürste kauften und schon unterwegs in sie hineinbissen, so daß ihnen das Fett bei den Mundwinkeln nur so herunterrann, und ich dachte bei mir: Haben diese Soldaten aber Geld. Ach. fünf Neukreuzer besitzen! Was wäre da« doch für ein Reichtum! Und sich an diesen Knackern anessen können! Oder an Krenwürsteln! Damals wußte Ich noch nicht, was ein Ideal ist. Aber wenn ich ee gewußt hätte, würde ich geantwortet haben: drei Paar Würstel! Denn es geschah mitunter, daß irgendein Bekannter kam. ein Freund oder Verwandter, aus einer benachbarten Stadt, manchmal aus Prag , um uns zu besuchen, der dann nachtmahlen wollte (wohl«her. um uns Arm« zu bewirten) und der dann uns um Würstel sandte. Ein fertiges Abendessen, ohne lange Vorbereitung, ohne Feuer, und ein gutes Essen. In einem solchen Falle bekam ich und mein Bruder je ein halbes Würltel. Was war das für ein Feiertag für uns! Aber wie eine Fliege für einen Höllen- schlund. so war's ungefähr. Und ich rechnte aus, daß ich mich nur mit Dreien sattessen könnt« von dort stammte mein bescheidenes Ideal.

Ich hatte wohl manchmal auch Geld, aber selten, sehr selten. Dies pflegte der Fall zu fein, wenn irgendein besonders frei- gebiger Verwandter bei uns zu Besuch«intraf. Wir hatten zwar genug wirtliche Onkel und Tanten, ebenso angeschwägerte Onkel und Tanten, aber selten nur hatte einer von ihnen den Einfall, uns hungrigen Kindern ein Sechserl in die Hand zu drücken. Ja, dorthin, wo sie im Wohlstand waren, dorthin Pflegken sie Ge­schenke zu tragen. Aber uns Armen wichen die meisten aus. Trotzdem gab es unter den Onkeln zwei, die auch für uns ein herzliches Wort fanden und die den bloßfühigen zwei Taugenichtsen nämlich mir und meinem kleineren Bruder je«in Sechserl, manchmal sogar je einen Diertelgulden in die Hand drückten.

Die Streikwurst.

die warst als flntreibemittel wer fällt auf Siefen Trick herein!!

Aber diese» Geld durfte nicht in unserem Besitze bleiben. Ich sehe noch heute die sorgenvolle Mutter vor mir, wie sie zu fragen pflegte: S)at dir der Onkel etwas gegeben? Ich öffnete die Hand, zeigte dos Sechserl, die Mutter nahm es und sagte: Zeig her, ich werd' dir's aufheben!" Halb willig, halb auch nicht, gab ich ihr das Geld. Es fiel mir ein: Was Hab' ich denn davon, wenn es aufgehoben wird? Lieber möchte ich mir etwas dafür kaufen. Und wozu wird's denn aufge- hoben? Und wann werd' ich's denn wiederbekommen? Und zu welchem Zwecke werd' ich's dann bekommen? Ich glaubte es, daß es aufgehoben werden würde, obgleich dies nicht der Fall war. Dieser geschenkte Groschen war oftmals das einzige Geld in unserer Häuslichkeit und die ganze Familie pflegte dafür«in Nachtmahl zu haben. Und eines schönen Tages kam wieder einmal der Pragex Onkel. Es war schon gegen den Herbst zu, aber ich war noch bloßfüßig. Schuh « trug ich bloß in die Schule, dann mußten sie herunter. Auf dem Exerzierplatz und in den Gassen genügten meine eigenen, natürlichen Sohlenleder. Ich tollte mich gerade in einer engen Gasse an der Spitze meiner Kompagnie herum eines Haufens bloßfüßiger Gassenjungen wie ich, als plötzlich mein Onkel auf der Bildfläche auftauchte. Gern hätte ich mich vor ihm versteckt, aber schon hatte er mich entdeckt. .Ignaz!" Ich trat näher und küßte ihm die Hand. Dabei trat ich mit einem Fuß auf den andern, damit er nicht sähe, daß ich barfuß war, ich dachte in meiner Dummheit, daß er dies nicht bemerke. Ist dir nicht kalt?" Nein!" Da hast du..." und ich spürte ein hartes Geldstück, ein Sechserl, in meiner Hand. Sag' der Mama, daß ich euch besuchen werde." Wieder küßte ich dem Oheim verschämt die Hand und schon hatte ich keine Lust mehr zum Herumtollen mit den anderen. Das Sechserl machte mich zerstreut. Mittags richtete ich der Mutter die Botschaft des Oheim» aus. Aber des Geschenkes rühmte ich mich nicht. Zum erstenmal erwachte in mir etwas, was ich später als Egoismus begriff. Das Sechferl hatte ich im tiefsten Winkel des zerrissenen Rockfuttcrs meines Röckelchens versteckt. Ich bangte vor der Frage der Mutter: Hat dir der Onkel etwas gegeben? Denn in diesem Falle hätte ich nicht standgehalten. Aber die Frage wurde nicht gestellt. (Schluß folgt.)

Die Kunst öes Heizens. Bon Richard Germershausen. Heizen ist doch keine Kunst! wird so mancher sagen, der sich's in diesen spätherbstlichen, schon recht unfreundlichen Tagen, am gut durchwärmten Ofen zum erstenmal wieder wohl sein läßt, nachdem es während der Uebergangszeit in den noch nicht geheizten und ängsttich vor der kalten Außenluft behüteten Räumen eigentlich recht unfreundlich war. Freilich ist das Heizen keine Kunst für den, der's kann; aber so einfach und selbstverständlich uns diese Tätigkeit auch vorkommen mag, auch sie will verstanden sein. Es gehört sogar zur Kunst des Heizens auch einige Gelehrsamkeit: denn wie längst alle Einzelheiten des täglichen Lebens wissenschaftlich erforscht sind, fo gibt es auch eine Heiztechnik auf streng wissenschaftlicher Grund- läge, deren Lehren nur im Kleinbetrieb des Houshatts nicht so streng beachtet werden, wie in der Industrie, wo Fehler und Mängel auf diesem Gebiet nicht nur schwer den Nutzeffekt beeinträchtigen, sondern auch viel Geld kosten.

Settage öes vorwärts

Doch auch der Privathaushalt jagt ungenutzt das Geld zum Schornstein hinaus, wenn der dienstbare Geist, der die Oefen zu betreuen hat, sein Handwerk nicht versteht. Jedermann weiß, daß es Räume und Wohnungen gibt, in denen es nie richtig warm werden will, wogegen sich ander« Wohnungen mtt größter Leichtig- keit heilen lassen. Das gilt sowohl für Räume mit eisernen oder Kachelöfen, wie für Wohnungen mit Sammelheizung. Der Grund dafür ist oft ganz verschieden. Zunächst spielt die Lage der Räume innerhalb des Hauses eine erhebliche Rolle. Daß Räume im Erd- geschoß, über offenen Torwegen oder kalten Lagerräumen schwerer warm werden als andere, die rings umher von gut geheizten Zimmern umgeben sind, versteht sich von selbst. Aber es kommt auch vor, daß in sonst leicht heizbaren Wohnungen irgendein cinzel- nes Zimmer nie /.echt warm werden will, soviel auch die Hausfrau an Kohlen verkachett. Berüchtigt in dieser Hinsicht sind besonders die Balkon- unfo Erkerzimmer. Bei Zimmern mit Balkon wissen sich die Bewohner das von selbst zu erklären: bei Erkerzimmern hapert es schon mehr mit der Begründung. Hier ist es stets die vorgebaute Arkerfront, die der kalten Außenlust leichter Zutritt gc- währt als die. Front der übrigen Räume: denn die Erker sind ge- wöhnlich weit, leichter gebaut; die Mauer besteht hier aus weniger Steinen, und da sich die Zlußenkälte durch eine dünne Mauer rascher nach innen fortpflanzt als durch eine dicke, so ergibt sich des Rätsels Lösung zwangsos bei auch nur einiger Ueberlegung. Selbstverständ- lich sind auch Räume mit einfachen Fenstern ungleich schwerer zu erwärmen als solche mit Doppelfenstern: denn die zwischen den bei- den Fenstern befindliche Luftschicht wirkt wie ein Kissen, das die kalte Luft fernhält. Allen solchen einmal gegebenen Umständen ist bei der Heizung von vornherein Rechnung zu tragen. Einer der größten Mißstände bei der üblichen Ofenheizung ist der Umstand, daß sich die Wärmequelle, nämlich der Ofen, fast aus- nahmslos an der Rückwand des Raumes befindet, wo es ohnehin am wärmsten ist. Am kästesten ist dagegen stets die Fensterwand, was zur Folge hat, daß es so oft in unseren Räumenzieht", ob- wohl Fenster und Türen verschlossen sind. Diese Zugluft, gegen die gerade wir Deutsche so empfindlich zu sein pflegen, ist lediglich die Folg« des durch die Heizung im Zimmer verursachten Luftkreis- laufs. Da warme Luft leichter ist als kalt«, so steigt sie in der Nähe des Ofens, also an der Zimmerrückwand, nach oben, breitet sich dort aus und sinkt an der Fensterfront, wo sie sich wieder ab- kühlt, hinab, vermischt mit der durch die Ritzen des Fensterrahmens von außen unmittelbar eindringenden Kaltluft, die sich in den baden- nahen Schichten des Zimmers wieder bis in die Näh« des Ofens ausbreitet, um an diesem erneut nach oben zu steigen. Erst wenn der Raum gründlich erwärmt ist, verschwindet dieser Nebelstand, den es in Wohnungen mit Zentralheizung mir höchst selten gibt, weil in solchen die Heizkörper vernünftigerweise unter den Fenstern, also an der kältesten Seite des Raumes, angebracht sind. Die Gammel- Heizung hat namentlich vor den großen, in Nord- und Ostdeutschland meist üblichen Kachelösen den Vortell voraus, daß sich die Heiz- körper mit ihrem oberen Rand meist nicht mehr als 73 Zentimeter über dem Fußboden befinden, wogegen die warmen Flächen der Kachelöfen fast bis zur Decke reichen, besonders bei den Oefen in älteren Häusern. Dadurch werden die Luftschichten in der Höhe weit stärker erwärmt als die nahe am Boden lagernden, und emp- findliche Personen klagen in solchen Räumen dann über einen heißen Kopf und kalte Füße. Auch die von den Heizkörpern der Sammel- Heizung ausstrahlende Wärme steigt selbstverständlich nach oben: aber sie bildet, indem sie zunächst an den Fenstern aufsteigt, gc- wissermaßen einen unsichtbaren warmen Dorhang zwischen der von den Fenstern ausstrahlenden Kaltllift, die sich überdies sofort an- wärmt, und der innerhalb des Raumes befindlichen Luftschicht. Eines der wichtigsten Kapitel beim Heizen ist das richtige An- feuern. Die dabei so oft geübte falsche Sparsamkeit im Gebrauch leichten Anfeuerholzes ist in Wahrheit die größte Berschwcndung. Denn wenn die Kohlen, seien es nun Steinkohlen oder Briketts, nicht rasch zu hellslackernder Glut angefacht werden und statt dessen nur glimmen und unter großer Entwicklung von Rauch nur schwelen, so geht ihre Heizkraft fast völlig verloren. Damit das Ofenfeucr rasch in Glut gerät, muß unter den Kohlen aus einer lockeren Papier - oder Strohunterlage das leichte Brennholz so aufgeschichtet werden, daß von unten her genügend Lust an die Kohlen gelangt; denn in der atmosphärischen Luft ist der Sauerstoff enthalten, ohne den es überhaupt keine Verbrennung gibt, und das Hineinblasen ins Feuer, sei es mit Lungenkraft, fei es mit einem Blasebalg, ist ja nichts anderes als die verstärkte Zufuhr des zur Verbrennung unerläß- lichen Sauerstoffs. Ohne ein klein bißchen Physik geht's also nicht. Wenn Oefen trotzdem nicht ordentlich brennen wollen, so liegt die Ursache gewöhnlich in der unzulänglichen Rauchableitung. Der Ofen: hat keinen Zug, pflegt dann die Hausfrau zu sagen, und das ist: meist dann der Fall, wenn zwischen Ofen und Komin lange, wo- möglich wagerecht liegend« Ofenrohre eingeschaltet sind, unter Um-. ständen noch mit mehreren Knien in rechtem oder gar spitzem; Winkel. Am besten zieht stets der Ofen, dessen Rohr entweder j unmittelbar oder senkrecht in den Schornstein führt. Das ist nament-| lich dann zu bedenken, wenn inmitten großer Räume oder in, Zimmern, hinter denen kein Kamin liegt, Füllöfen aufgestellt werden! sollen. Manchmal versagt aber beim Anheizen alle Kunst: der s Ofen will und will nicht brennen. Das ist besonders oft der Fall bei ruhigem, windstillem Wetter und zumal im Vorfrühling, wenn j draußen hell und schon ziemlich warm die Sonne scheint. Es kommt f daher, daß durch den bei Hochdruck absinkenden Luftftrom der Kamin' in seiner ganzen Länge mit kalter Luft angefüllt ist, die schwer und träge diesen engen Schacht ausfüllt. Man hört dann oft sagen: die Sonne steht auf dem Kamin. In Wahrheit ist die Sonne daran- ganz unschuldig: denn ihre Strahlen fallen in unseren Breiten über-! Haupt niemals tiefer als ein paar Zentimeter in den Kamin ein,< können die darin stagnierende Kaltluftsäule demnach auch nicht er-\ wärmen. Wohl ist aber die den oberen Rand des Kamins um-; gebende Lust durch Rückstrahlung vom Dach oft schon stark er- wärmt, so daß zwischen der Luft im Kamin und der Außenlust leicht Temperaturdifferenzen von 10 bis 20 Grad Celsius herrschen können. Um diese träge und schwere Kaltlustsäule zu erwärmen und damit zum Ausstieg zu bringen, entfacht man am besten zunächst gleich- zeitig in Mehreren, an den Kamin angeschlossenen Oefen ein kräftiges Flackerfeuer aus Papier, Stroh und leichtem Holz, nährt dieses einige Zeit hindurch durch Nachschub gleichen Brennstoffs und- räumt dann, wenn dieses Feuer abgebrannt ist, zunächst die reichliche Papierasche wieder aus, um nunmehr von neuem Feuer zu machen, das dann auch brennen wird: denn das Flackgxseuer hat mittler- weile die kalte Kaminluft angewärmt und so Durchzug geschafft. Man sieht, es gehört allerlei Wissen und Ueberlegung dazu, um in der lallen Jahreszeit eine warme Stube zu haben, und wenn das Wärmebedürfnis der Menschen auch verschieden ist, so fühlt man sich, besonders bei sitzender Tätigkeit, auf die Dauer doch in keinem Raum behaglich, der nicht mindestens eine Temperatur von 18 Grad Celsius, bei leichter Kleidung sogar 20 Grad Celsius aufweist.

Der größte Vorhang der Welt verhüllt, wie Londoner Blätter berichlen, die Bühne der Albert Hall bei den beiden Opernoorstellun» gen, in denen Schaljapin singt. In dem Dorhang sind gegen 25 000 Quadratmeter Stoff verarbeitet: er hat«in tiefblaues russi- Iches Ornament, das sich von einem hellblauen Fond abhebt: er ist in London besonders für diesen Zweck gearbeitet, feuersicher und schließt di« Bühne in stimmungsvoller Weise gegen den Riesenraum ab. in dem das Publikum Platz findet,