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den Konservativen. Die Konservativen befißen sozusagen die Vorzugsaktien der Deutschnationalen Volkspartei mit mehrfachem Stimmrecht. Zehn Mitglieder des deutschnationalen Parteivorstandes sind von den Kon servativen benannt, der Borsigende ist von den Konservativen bestimmt.

Graf Westarp, der Vorsitzende der Deutschnationalen Bolkspartei, ist der Vertrauensmann der Kon fervativen, ist von ihnen zum Borsigenden bestimmt! Was dies bedeutet, geht aus der Entschließung hervor, die auf der letzten Hauptversammlung der Deutsch­fonfervativen Partei gefaßt wurde:

,, Die aus Berrat, Treubruch und Eigennut ent­standene Regierungsform lehnen wir ab und stehen in unbeirrbarer Treue zu unserem angestammten Für sten. Wir verwerfen den sogenannten Boden ber Tatsachen, auf dem die Republit durch Ausnahmegejez geschützt und der rechtmäßige Herrscher unter das Unrecht des Ausnahme­rechts gestellt wird... Aber auch nichts, auch nicht die organisierten Kriegsdienstverweigerungen von Förster bis Löbe wird den deutschen Befreiungskampf aufhalten, wenn alle Deutschen chrlich und ehrliebend in Wort und Tat zusammenstehen, wenn es nicht mehr heißt: hinein in die korruption des neuen Staates!", fondern: Zurüd zur Ehrlichkeit des alten Reiches, zurück zur selbstlosen Hingabe an König und Vaterland!"

Das bedeutet, daß Graf Bestarp, der Borjizende der Deutschnationalen Bolfspartei, an seinen Bosten gestellt worden ist, um diese verfassungsfeindlichen Anschauungen zu vertreten.

Das bedeutet, daß seine Anerkennung der berühmten ,, Richtlinien" nicht ehrlich gemeint gewesen sein fann. Nach dieser Entschließung wurde folgende deutschnatio­nale Erklärung veröffentlicht:

Alus deutschnationalen Kreisen erfährt der Deutschnationale Pressedienst zu der Entschließung der Hauptversammlung der Deutschkonservativen Pariei vom 10. Oftober, daß sie nur eine An gelegenheit der Konservativen Partei ist, welche selbständig und unabhängig von der Deutsch nationalen Bolfspartei besteht. Die Entschließung, die ohne Mitwirtung der Deutschnationalen Bolkspartei entstanden ist, besitzt für diese nach Form und Inhalt feinerlei Ber bindlichkeit."

Man erkennt jeßt, daß diese Erklärung durch und durch verlogen ist, nur bestimmt, das deutschnationale Doppelspiel zu decken und die Deffentlichkeit über das wahre Wesen der Deutschnationalen Bartei im Untlaren zu halten.

Wohl besteht die Deutschtonservative Partei selbständig und unabhängig von der deutschnationalen, aber die deutsch nationale ist abhängig von der tonservativen.

Die Entschließung der Deutschfonservativen ist nach Form und Inhalt verbindlich für 10 von 21 Mitgliedern des deutschnationalen Barteivorstandes wie für den Parteivor­ſizenden, dem Grafen Westarp. Mit dieser Berpflich­tung und dieser Gesinnung hat Graf We starp die Richt

linien anerkannt!

Der Bertreter des Deutschnationalen Handlungsgehilfen­verbandes in der deutschnationalen Reichstagsfraktion, Lambach, hat vor einiger Zeit gefordert, daß der Ein­fluß von Arbeitern und Angestellten in den hürgerlichen Parteien wachsen müsse. Gegen solche Ansprüche ist die Deutschnationale Boltspartei statut en mäßig ge­sichert: der bestimmende Einfluß der Adelskaste, des Groß­grundbefizes, furz der Konservativen, die Klassenherr schaft des Besizes ist ein für allemal festgelegt. Es ist bezeichnend, daß diese Mitteilung der Deutsch fonservativen Partei zwar in der Deutschen 3eitung", nicht aber in der übrigen deutschnationalen Parteipresse mit geteilt wird. Nach außen sollten also Doppelspiel und Unflarheit fortgesetzt werden!

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Erregung der Zentrumsarbeiter.

In den beiden Zeitungen der Zentrumsarbeiter im Besten, im Bestdeutschen Boltsblatt" wie in der Westdeut ichen Arbeiterzeitung", erscheint unter der Ueberschrift Jeßt aber Schluß!" ein Aufruf, in dem es heißt:

So geht es nicht weiter! Dreiviertel Jahr sehen wir jetzt mit wahrer Engelsgeduld dem scheußlichen Doppelspiel der Deutschnationalen zu. Sie figen in der Reichsregierung. Um hereinzukommen, beschwuren sie die auf dem Zentrumsmanifest beruhenden Richtlinien, die dann bindende Grundlage der jezigen Regierungspolitik wurde.

Was ist aus diesen feierlich anerkannten Leitfägen geworden? Soweit die deutschnationalen Minister in Frage fommen, müssen sie wohl oder übel die in den Richtlinien vorgezeichnete Politik mit­machen. Ihre Frattion fann wenigstens, wenn abgestimmt wird, nicht aus der Reihe tanzen, sonst fliegt das Kartenhaus um. Aber tamit ist auch schon Schluß. Draußen im Lande, in der Agitation, in der Presse, in der Wählerversammlung, auch dann, wenn Minister oder prominente Parteigrößen reden oder schreiben, ist alles nicht mehr wahr, ist alles so wie ehedem. Dann triefen Reden und Artikel von Vorwürfen wie: Novemberverbrecher, forrupte Gesellschaft, Weichlinge, Berzichts­politifer, Unterwerfungsfanatifer, und schließen gewöhnlich mit einem unverbrüchlichen Treueschwur an das angestammte und zu Unrecht verjagte und doch allen den Aufstieg aus Not und Jammer der Gegenwart verbürgende Fürstenhaus, um dessen baldige Rückkehr die Deutschynationale Boltspartei nach Reden ihrer Führer kämpfen will. Dies widerliche, unehrliche und alle politischen Sitten verwildernde Doppelspiel begann schon zu der Zeit, wo die Unterschrift unter Richtlinien und Regierungserklärung noch nicht iroden war. Begann in dem Augenblick des Eintritts der Deutschnationalen in die Reichsregierung.

oder!

Es ist erschütternd, diesem Spiel zuzusehen, erschütternd, die Berheerungen solcher Grundfaglosigkeit zu beobachten. Demokratie, Boltsstaat müssen bei solchen Sitten innerlich verborren. Darum Entweder Schluß mit diesen Methoden. Entweder gelten die Richtlinien, und dann ganz, ohne Abstriche. Auch draußen im Lande. Auch dort, wo der Wähler hinfommt und Giegesfefte feiern mill. Oder sie gelten nicht, dann aber mit allen Konsequenzen. Nämlich, um nicht mißverstanden zu werden: Dann haben die Deutschnationalen in der Reichsregierung nichts zu fuchen!

Wir wollen jetzt Klarheit und eindeutige Antwort. Wollen wissen, wo wir stehen. Bollen es wissen vor den Ent­scheidungen und schweren Kämpfen dieses Winters."

Mussolini antwortet dem Papst. Keine Wiederherstellung des Kirchenstaates. Rom , 21. Oftober.

Zu der Pressedebatte über die Beziehungen zwischen Italien und dem Vatikan bringt das offizielle Organ der faschistischen Partei Foglio d'Ordini", folgende Auslaffung: Nach 57 Jahren ist die römische Frage in den letzten Tagen wieder hochattuett geworden. Die Form der Debatte war vornehm und gelassen und des heiflen Problemes würdig.

Auf Grund der Artikel des vatitanischen Osservatore Romano " fann man sagen, daß die Frage für den Vatikan nicht inter­nationalen Charakter hat, sondern einfach eine ameifeltige Angelegenheit darstellt, die zwischen dem italienischen Staate und dem Heiligen Stuhle zu regeln ist. Es erscheint gerechtfertigt, aus dem Inhalt der Artifel des Osservatore Romano " zu folgern, daß die Frage der politischen und juristischen Unabhängigkeit des Heiligen Stuhles nicht notwendigerweise mit Forderungen terri Deutsch- Heiligen torialer Art verknüpft ist. Es ist flar, daß für das faschistische Italien eine auch noch so geringfügige Wiederherstellung der weltlichen macht undistutierbar bleibt. Ende der weltlichen Herrschaft der Kirche im Jahre 1870 ist unferer

Hermannschlacht und Napoleon- Film.

Hugenbergs Ufa und Huffongs deutsche Flamme. Wie nicht anders zu erwarten, hat der Lotal- Anzeiger" Kleift's 150. Geburtstag zu einer wüsten nationalistischen Heze miß braucht. Deutsche Flamme" nennt Herr Hussong das, was

da so stinkend schwelt und qualmt. In seinem Besten und Größten

ein so herrlicher Barbar" sei der Dichter der Hermannsschlacht ge­wesen, jubelt unser Festredner, und zitiert nun endlos drauf los:

Die ganze Brut, die in den Leib Germaniens Sidh eingefilzt, wie ein Injeftenschwarm, Muß durch das Schwert der Rache sterben...

In Paris werden sie eine Gänsehaut triegen, wenn sie das lesen. Oder erst gar das:

Alle Triften, alle Stätten

Färbt mit ihren Knochen weiß!

Dämmt den Rhein mit ihren Leichen!

Laßt gestäuft von ihrem Bein

Schäumend um die Pfalz ihn weichen

Und ihn dann die Grenze sein!

Schlagt thn tot, das Weltgericht Fragt euch nach den Gründen nicht!... Wer ist Ihn"? Doch offenbar ein einzelner, der Schlimmste aller Welschen, mit denen, wie Herr Hussong selber zugibt, die Fran­gofen gemeint find, mit denen wiederum heutzutage, in unserer ent­arteten Zeit, über Liebesbechern verhandelt" wird( merfste was, Gustav?). Dieser einzelne ist natürlich Napoleon .

mohl?

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Und hier fängt die Sache an, ulfig zu werden. Wenige Tage nämlich vor der Entzündung der Deutschen Flamme", an der ale Laulinge, geschlechtslose Berständigungsmächter, schwarzrotgoldene Reichsbannerstilisten, geifernde Liebesbündler" und was weiß ich noch alles geröstet werden, erschienen im nämlichen Hugenbergblätt chen gleich zwei schäumende Lobeshymnen aufna, was glaubt ihr auf den französischen Napoleonfilm. Es ist kein Aprilscherz, sondern lautere Wahrheit. Ein gar nicht mißzuver stehender franzöfifch- chauvinistischer Heldenfilm, von allen Seiten als französischer Fridericus" bezeichnet, in dem die große Revolution den breitesten Raum einnimmt, sozusagen den Ehrenplay, bei Scherls begeistert gepriesen! Am Mittwoch Hosiannah", am Sonnabend Kreuzige ihn"! Die Herren Berichterstatter müssen bei der Urauf führung Wachs in den Ohren gehabt haben, sonst hätten sie hören inüffen, daß in allen Tonstärken die Marseillaise getutet und geblasen wurde, die ihnen doch sonst das Blut erstarren macht. O diese Lau­inge, diese geschlechtslosen... siehe oben.

Wie das fommt und zu erklären sei, daß man in drei Tagen vom Fra zofenanbeter zum Franzosenfreffer umtippt? Das fommt fo: die Uja, die bekanntlich zen Herrn Hugenberg geschluckt worden ist, hat den Bertrieb des französischen Napoleonfilms in Deutid land übernommen. Dabei soll etwas herausspringen. Also wird

Das

tüchtig die Reklametrommel gerührt. Daß gleich hinterher dieser Unglücstleift, der schon zu Lebzeiten alles vermasselte, Geburtstag hat, ist ja ein bißchen peinlich. Aber, na, die Idioten, die auf unser Wurstblatt abonnieren, merken es nicht, denkt Herr Hussong und schreibt seinen Artikel gegn die Geschlechtslojen". Ueber das Ge­schlecht der Lokal- Anzeiger"-Redakteure soll man sich auch noch nicht Flammenwerfer, jener Hugo Stinnes , der diesen 100prozentigen ganz flar sein. Und zu welcher Kategorie gehört, o deutscher Franzosenfilm seinerzeit mit einigen deutschen Millionen fin an ziert hat?...

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Willy Schaeffers ' Bühnenjubiläum. Willy Schaeffers ist seit 25 Jahren getreuer Helfer Rudolf Nelsons. Daß Nelson dazu sich und das Publikum seiner Bühne beglückwünscht, ist selbstverständlich. Denn Schaeffers ist ein Humo­rist im besten Sinne des Wortes, in dem alle Register von Scherz, Jionie und tieferer Bedeutung anflingen. Und wenn er seinen netten, runden Pointen eine Willy- Schaeffers - Pointe ist immer rund, nie spit, wenn er diese Bointen in ernster, besinnlicher Ge laffenheit ins Barfett wirft, so werden sie vom Publikum begeistert aufgefangen und der Kontakt ist hergestellt. Der Tag, an dem dieser Billy Shaeffers vor 25 Jahren der Rudolf- Nelson- Bühne geboren wurde, wurde also in den Räumen der Komödie von Rudolf Nelson und seinem Stabe, wie von der Bühnengenossenschaft feftlich ftellung und Ansprachen gewesen, so wäre darüber nichts weiter zu begangen. Wäre es nur eine der üblichen Feiern mit Festoor­berichten. Aber der Nelson- Bühne und Billy Schaeffers denn er hat sicher an dieser Feier eifrig mitgearbeitet gelang ein Feſt, gelang ein Fest, das Zuschauer und Darsteller gleichermaßen in beglüdendste Heiter­feit tauchte. Die Nelson- Revue, um ein paar verunglückte Szenen gekürzt und wirklich sehr nett, war der Auftakt. Jaro Dworski von der Städtischen Oper sang zwei Arien. Valesca Gert gab einige ihrer Grotesten zum besten. Nelson, Fried ridholländer und Micha Spolianjti produzierten auf drei Flügeln wildgewordenes Klavier. Die Weintraub= Syntopators mufizierten. Und dieser Fülle von Darbietungen wurde von Schaeffers und seinen getreuen Helfern die Stimmung bereitet, die alles zum Ganzen, eben zum Fest, zusammenfaßte. Als Abschluß gab es ein Bühnenweihfestspiel, Das Aquarium", weil die Darsteller alle schwammen". Trude Hesterberg hatte es inszeniert. Es vereinigte ein fröhliches Chaos von weit über dreißig namhaften Bühnenfünstlern in den belanglosen Rollen vor der Rampe. Sehr spät und sehr fröhlich ging man heim.

Ies.

Dr. Kurt Singer, unfer langjähriger Mufifreferent, ist zum stellvertretenden Intendanten der Städtischen Oper ernannt worden. Genoffe Singer wird die Musikkritit am Borwärts" aufgeben, als gelegentlicher Mitarbeiter in musikalischen Fragen uns aber zu unserer Freude erhalten bleiben.

Mündliche Buchtritif. Seit langer Zeit wird mündliche Buch­fritif bereits im Rundfunk betrieben. Mag man gegen die Zu­fammenstellung des Programms und auch gegen die Urteile manches

Meinung nach, zum unermeßlichen Vorteil für das moralische An sehen der römischen Kirche gewesen.

In der Geschichte hat es niemals ein Problem gegeben, das nicht durch Gewalt oder durch Geduld und Weisheit gelöſt worden wäre. Ebenso verhält es sich mit der römischen Frage. Das faschistische Regime, welches das ganze zwanzigste Jahrhundert vor sich hat, fann, ohne eines der Grundrechte des Staates auf­zugeben, da Erfolg haben, wo der Demoliberalismus, troz mehrerer Versuche, Schiffbruch erfitt.

Weihnachtsparteitag in Frankreich .

Die Moskauer Einladung abgelehnt.

Paris , 21. Oftober.( Eigenbericht.)

Die ständige Berwaltungskommission der Sozialistischen Partei hat am Mittwochabend beschlossen, den nächsten außerordent lichen Parteitag vom 26. bis 29. Dezember in Paris av=

zuhalten.

In der Sigung hat Paul Boncour einen ausführlichen Bericht über die jüngsten Arbeiten des Völkerbundes in der Frage der Ab­rüstung erstattet. An seinen Bericht schloß sich eine längere Aus­fprache, in der besonders die Notwendigkeit einer starken Propa­ganda zugunsten der Abrüstung unterstrichen wurde. Dann hat die Berwaltungskommission zu einer Einladung Stellung genom men, die der Partei zur Feier des 10. Jahrestages der russischen Revolution aus Moskau zugegangen ist. Nach einer furzen Aussprache wurde die Einladung abgelehnt und das Vorgehen des Seinebezirks gebilligt, der beschlossen hatte, daß alle Mitglieder der Partei, die an irgendeiner Delegation nach Rußland teilnahmen, fich durch diese Tatsache selbst außerhalb der Partei stellen. Die Bersammlungsfommission betont, daß die Partei stets bereit sei, an jeder unparteiischen Untersuchung über die Zustände in Rußland unter den Bedingungen teilzunehmen, die von den inter­nationalen sozialistischen Arbeiterorganisationen festgesetzt worden find. Drei Parteimitglieder wurden wegen der Beteiligung an der Reise ausgeschlossen.

Eine Sechstage- Rede.

Schlägt Kemal Pascha den Weltrekord?

Angora, 21. Oftober. Mustapha Kemal Pascha hat heute seine fechstägige

Rebe auf dem Kongreß der Boltspartei beendet. Der Kongreß hat einstimmig eine Entschließung angenommen, durch die Kemal Paschas Rede gebilligt und ihm der Dank des Kongresses aus­gesprochen wird. Diese Entschließung wird von allen Delegierten des Kongresses unterzeichnet, ehe sie im Archiv der Partei niedergelegt wird. Die Rede hat im ganzen 36 Stunden und 33 Minuten gedauert.

Pazifismus- Landfriedensbruch.

Aus der Reichsgerichtspraxis.

tigte sich am Donnerstag mit der Revision des Hilfsmonteurs Ernst

Am

Leipzig, 21. Oftober.( Eigenbericht.) Der zweite Strassenat des Reichsgerichts beschäf Bitte und vier Genossen aus Potsdam , die vom dortigen Schöffen­gericht wegen angeblichen Aufruhrs und Landfriedensbruchs bis zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt worden waren. 1. August 1926 wurde in Potsdam eine Antitriegsdemon­stratton veranstaltet. In dem Demonstrationszug war auch ein Sarg mitgeführt worden, auf dem Kriegsauszeichnungen und Das veranlaßte die die Potsdamer Kampfwaffen ruhten. Bolizei, die sonst gegen Stahlhelmleute und andere Rechtsraditale humaner vorgeht, zum Einschreiten mit einem Aufgebot von 20 Mann und einem Oberleutnant, der den Befehl gab, die Waffen freizumachen und das Antikriegssymbol den Demonstranten zu ent­reißen. Als die Demonstranten fich das verbaten, wurden mehrere verhaftet. Das Reichsgericht verwarf die Revision und hielt die Strafe für angemeffen.

| einzuwenden haben, so muß man doch zugeben, daß die Kritik wenigstens allgemeinverständlich gehalten ist. Dies ist leider nicht der Fall bei den Kritiken, die Guido K. Brand und Dr. Günther Birkenfeld im Rahmen einer literarischen Veranstaltung bei Frau Helene Rotbarth in Schöneberg lesen. Allerdings handelt es fich hier nur um einen fleinen Zirtel, beinahe um eine Familien­angelegenheit. Die Veranstaltung ist nur für einen engen Kreis 3ft mündliche Buchkritik überhaupt notwendig? Bestimmt nicht in berechnet, aber darüber hinaus gewinnt die Sache an sich Bedeutung. dieser Form, denn es fehlen Gesichtspunkte, unter die die Neu­erscheinungen geordnet werden. Man vereinigt Emil Ludwig und Arnold Zweig mit Ringelnak, Harrich und Ponten, man fritisiert nur das einzelne Werf, und es fehlen die Zusammenhänge, ferner ift es auch ermüdend, stundenlang Buchfritiken anhören zu müssen. Die rein ästhetische, mündliche Buchtritit erscheint überflüssig, anders wäre es aber, wenn sich damit etwa pädagogische Ziele verknüpfen würden oder wenn gewisse tulturelle Organisationen unter ihrem Gesichtspunkt Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt in dieser Form besprechen würden. Jedenfalls bleibt immer das geschriebene Wort in fritischer Beziehung eindringlicher.

―t.

Dr. Magnus Hirschfeld sprach im Bachsa al über Seguelle 3eitfragen und ging dabei hauptsächlich auf die entsprechenden Baragraphen des Entwurfs vom neuen Strafrecht ein. Der Vor­tragende wies auf die ungeheure Verschärfung hin, die einzeine Strafen hier erfahren sollen. Bisweilen ergeben sich durch die neue Formulierung geradezu groteste Bestimmungen. Hirschfeld betonte Sehr gefährlich fann sich das neue Strafrecht auch für die Proſti­das u. a. bei den Gesezen, die den homosexuellen Berkehr behandeln. tuierten auswirken. Die Reglementierung für sie ist zwar in Fort­fall gekommen. Aber auf Grund des neuen§ 382 ist es möglich, eine Prostituierte beliebig lange, jawenigstens in der Theorie­auf Lebenszeit in Sicherheitsverwahrung" zu nehmen. Dr. Hirsch­feld ließ die Frage offen, inwieweit sich diese Sicherheitshaft" von Gefängnishaft unterscheiden dürfte.

G3.

Eine bühnentechnische Neuerung. Der Ausstattungschef des Biener Burgtheaters hat einen Bühnenprojektionsapparat erfunden, der es ermöglicht, künstlerisch vollendete Hintergründe mit außer Firmin Gémier, der ordentlich geringen Kosten herzustellen. Präsident des Welttheaters und Direktor des Odéon, hat das ause schließliche Benugungsrecht der Erfindung für Frankreich und Eng­land erworben. Maeterlinds Blauer Bogel", der im nächsten Monat durch Gémier zur Aufführung to nmt, wird bereits mit Hilfe der Wiener Projektionsmethode ausgestattet werden.

ach.

Das Berliner Sinfonie- Orchefter veranstaltet am 30., 20 Uhr, im Saal( früher Blutoner- Saal) eine Aufführung von Hayons Jahres­zeiten", bet der der Berliner Aerztech or unter Leitung von Dr. Kurt Singer mitwirft. Refer des Borwarts" erhalten gegen Vorweisung dieses Ausschnitts Eintrittsfarten in gewünschter Anzahl Bit ermäßigten Preisen, und zwar zahlen sie für die lesten Bläge, die sonst 2 und 3 M. tosten, 1 M.

Die Böcklin- Ausfiellung der Nationalgalerie iit bon jest ab täglich von 10 bis 16 Uhr zugänglich. Ta infolge des Undrangs von Schuliindern ein allzu großes Gedränge berrichte, werden Schulen, die eine Führung zu veranstalten wünschen, aufgefordert, dies 5 Tage vorher der Galerie mit zuteilen.