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Wilhelm protestiert!

Er will nicht auf dem Theater dargestellt werden. Der Piscator- Bühne ist folgendes Schreiben zugegangen: Justizrat Dr. Löwenfeld und Siebert,

Einschreiben.

Rechtsanwälte und Notare.

Berlin , 20. Oftober 1927.

Herrn Theaterdirettor Piscator, Theater am Rollendorfplatz, Berlin . Namens und im Auftrage des Herrn Generalbevollmächtigten des vormals regierenden Kaisers und Königs Wilhelm II. teile ich Ihnen ergebenft folgendes mit:

Wie die Tageszeitungen berichten, beabsichtigen sie, in ihrem Theater demnächst ein Stück Rasputin " aufführen zu lassen, in dem auch der vormals regierende Kaiser und König dargestellt werden soll. Nach einem in der Presse veröffent­lichten Brief des Herrn Ferdinand Bonn , soll die Rolle Wilhelms II. fogar erst nachträglich in das Stüd eingefügt" worden sein.

"

Gegen die Darstellung meines Herrn Mandatgebers erhebe ich hiermit nachdrücklichst Protest. Nach§ 22 des Reichsgesetzes vom 9. Januar 1907 dürfen Bildnisse nur mit Einwilligung des Abge­bildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden". Bu einem Bildnis gehört, wie anerkannt, auch die Darstellung durch einen Schauspieler auf der Bühne; denn diese hat den Zweck, die dargestellte Person möglichst in einer ihrer wirklichen, dem Leben entsprechenden Erscheinung wi.derzugeben, so daß das Publikum aus den charakteristischen Merkmalen den Eindruck gewinnt, daß es sich um die wirkliche Person des Dargestellten handelt.

Nach§ 23 Abs. 1 3iff. 1 a. a. D. findet ein verstärkter Schuh des eigenen Bildes statt, wenn die Verbreitung und Schaustellung ein berechtigtes Interesse des Abgebildeten ver= legt. Dies ist unter den vorliegenden Umständen zweifellos ge= geben. Namens des vormals regierenden Kaisers und Königs ersuche ich Sie demgemäß von seiner Darstellung in dem angekündigten Stüd abzusehen und mir gefälligst zu bestätigen, daß Sie unserem Ein­spruche Rechnung tragen werden. Sollten Sie dies wider Erwarten ablehnen, dann bin ich zu meinem Bedauern genötigt, alsbald den Schutz der Gerichte anzurufen.

Ihrer gefälligen umgehenden Aeußerung entgegensehend, zeichne ch hochachtungsvoll

Siebert, Rechtsanwalt."

Wilhelm will also teine Person der Zeit geschichte sein! Warum diese plötzliche Abneigung gegen

Theater?

,, Was wir für Pleiten erleben!"

Zwei Schwindler, deren Spezialität es ist, arglosen Boten die Waren vorgeblich eingetauften" abzunehmen, hatten gestern das Bech, auf frischer Tat ertappt zu werden. Unter dieser Art Betrügerei haben in der legten Zeit besonders die Zigarren= handlungen zu leiden. Ein Mann erscheint als Bertreter irgend­eines Vereins und kauft einen Boften, der an den Geschäftsboten bezahlt werden soll. Dann nimmt der Käufer" dem Boten die Ware ab und schickt ihn zum Raffieren, meistens in den vierten Stod hinauf. Ein Helfershelfer wintt ein Auto heran, und er und der Käufer" fahren mit der Beute davon. Gestern versuchten ein Richard Hahn und ein Emil Müller, Männer von 26 und 27 Jahren, den Trick wieder in der Wilhelmstraße. Diesmal gab der Bote zwar das Batet ab, sah sich aber auf dem Flur noch einmal um und mertte, daß ein Auto herangeminft wurde. Jezt schlug er Lärm, und es gelang, die Schwindler fest zunehmen. Nur zwei Schwindeleien dieser Art wollen die beiden begangen haben. Mehr versucht zu haben, räumen fie ein. Aber der eine sagte zu dem vernehmenden Beamten: Sie glauben gar nicht, was für Bleiten wir erleben. Oft find wir froh, daß wir gerade noch entfommen."

Die Straßenbahnlinien 40 und 78 verfehren vom Freitag, dem 21. Oftober b. 3., ab wieder über den fahrplanmäßigen Weg Torotheenstr.( Linie 40 durch den Lindentunnel), Museumstr., Friedrichsbrüde, Burgftr. zum Hadeschen Markt.

Bildnisse für den Reichstag .

Der Reichstag wünscht Bildnisse seiner Präsidenten, soweit sie nicht schon vorhanden sind. Da von töpfereichen Körperschaften nur selten fünstlerische Taben inauguriert werden, hat die Deutsche Kunstgemeinschaft, auch im speziellen Falle die fleißige An­regerin, eine fleine Bildnisschau im Reichstagsgebäude veran­staltet, um den Abgeordneten im Hause selber Beispiele und Vor­schläge zu bieten. Man kann es den Herren ,, die die Aufträge ver­geben follen, nicht bequemer machen.

Eine Köpenickiade.

Beinahe 75 000 Mark vom Reichswehrministerium erschwindelt.

Als einen Hauptmann von Köpenic" in neuer Auflage be­zeichnete der vom Gericht zum Offizialverteidiger bestellte Justizrat Mar Bronfer den Konfektionsschneider Mag Lestowsti, dem es beinahe gelungen war, durch einen Handstreich von dem Chef des Generalstabs, General v. Heye, 75 000 m. zu erschwindeln. Lestowski hate sich heute vor dem Erweiterten Schöffengericht Mitte unter Borfiz von Landgerichtsdirettor Dr. Arndt wegen versuchten unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Dr. Arndt wegen versuchten Betrugs, schwerer Urfundenfälschung mit betrügerischer Absicht und wegen Fälschung von zwei Privaturkunden zu verant­

worten.

Der Angeklagte ist ein hoch intelligenter Mann im Alter von 59 Jahren. Sein Aeußeres wirkt sehr ansprechend. Er weiß sich sehr geschickt zu benehmen. Am 14. April, dem Grün­donnerstag dieses Jahres, ließ er sich bei dem Chef der Heereslei­tung melden. Er übergab dem Adjutanten des Generals v. Heye einen Personalausweis auf den Namen eines Freiherrn von Schend und zugleich einen Brief mit dem Siegel des Bureaus des Reichspräsidenten . In dem Umschlag befand sich ein Schreiben mit dem Druck der deutschen Botschaft in Paris und der Unter­schrift des Botschafters von Hoesch. Es wurde empfohlen, dem Frei­ herrn v. Schend für diplomatische Zwecke 75 000 m. auszuzahlen. schine geschrieben war, aber die persönliche Unterschrift des Reichspräsidenten trug, wurde der Chef der Heeres. leitung ersucht, dem angeblichen Freiherrn v. Schend aus dem Fonds des Reichswehrminifteriums die 75 000 m. auszuzahlen. Ueber die Verrechnung dieser Summe werde später entschieden wer­den. Der angebliche Freiherr v. Schend wurde auch auf Grund dieser Unterlagen sofort bei General v. Heye vorgelassen und dieser erklärte, daß er das Geld im Augenblick nicht auszahlen könne, er merde aber die Anweisung des Betrags peran= laffen. Auf die Frage, wo er abgestiegen sei, gab der Schwindler an, er habe im Fürstenhof" Zimmer genommen. Mit dem Be­scheid, daß das Geld ihm dorthin bis 2 Uhr nachmittags zugeschickt werden würde, verließ Leskomsti alias Freiherr von Schend den Chef des Generalstabs. lleber die weiterentwicklung der Angelegenheit machte der Angeklagte, der im ganzen ge­ständig ist, folgende Angaben: Ich ging nun in das Hotel Fürsten­hof", um dort, wenn das Geld kommt, bekanntzuwerden. Als Frei­herr v. Schend stellte ich mich vor und sagte, daß ich im Laufe des Tages ein Zimmer bestellen werde. Ich erwarte eine Mitteilung vom Reichswehrministerium. Damit ich gleich gefunden werde, würde ich einen Tisch im Restaurant mit meinem Namen belegen. Etwa 20 Minuten habe ich dort gesessen. Dann bin ich fortgegangen. Mir

fam meine Frau in den Sinn und ich bekam Reue. Daher wollte ich von dem Betrug Abstand nehmen, obwohl ich fest davon überzeugt war, daß General D. Heŋe mir das Geld schicken würde.

Landgerichtsdirektor Arndt: Bei Ihrer ersten polizeilichen Bernehmung haben Sie aber von dem freiwilligen Rücktritt nichts gesagt. Tatsächlich ist ein Herr vom Reichswehrmini­sterium mit den 75 000 Mart nach dem Fürsten­hof" geschickt worden, um dort das Geld auszuhändigen. Er fand aber den Herrn v. Schend nicht mehr. Als Sie das von dem Herrn Kriminalfommissar Seiffert hörten, haben Sie ausgerufen: Schade, das ist doch gemein, daß nich nicht 10 Minuten länger ge­wartet habe. Ich war aber stuhig geworden und befürchtete, daß man inzwischen den Reichspräsidenten angerufen hätte, und daß der Schwindel herausgekommen sei. Daher entschloß ich mich, weg

"

zugehen." Angefl.: Von dieser Aeußerung weiß ich nichts. S der Verabschiedung von General v ene hatte ich das Gefüt daß ich das Geld bestimmt bekommen werde. Es ist auch nicht wat daß ich geglaubt habe, der Begleiter des Offiziers vom Reichs­wehrministerium sei ein Kriminalbeamter und ich mich deshalb

heimlich gedrückt hätte. Ich bin aus freien Stücken zurückgetreten. Borf.: Sie haben das polizeiliche Protokoll doch unterschrieben. nachdem es Ihnen vorgelesen worden war. Angefl: Ich habe auf den Wortlaut nicht geachtet, denn ich war durch die zweistündige Bernehmung ganz verwirrt. Ich hatte ein Geständnis abgelegt und war froh, daß die Sache fertig war. Bors.: Wie haben Sie die Fälschungen bewerkstelligt? An gefl: Den Briefbogen der deut­ schen Botschaft habe ich drucken laffen, das Klischee mit dem Reichs­adler bestellt und dann die Briefe auf eine Schreibmaschine in einem Hotel diktiert. Vori. Woher tannten Sie die Briefbogen der deutschen Botschaft? Angefl: Das war ein Phantasie. produkt von mir. Bors.: Und wie famen Sie zu dem Ein­des Bureaus des Herrn Reichspräsidenten ? gangsstempel Angefl.: Ganz einfach, ich hatte an den Herrn Reichspräsidenten eine beliebige Anfrage gerichtet, auf die ich eine Antwort befam. Danach ließ ich den Stempel anfertigen. Vors. Und wie fidenten v. Hindenburg ? Angeti.: Die machte ich nach illustrierten famen Sie zu der Fälschung der Unterschrift des Herrn Reichsprä Beitungen nach. Vori. Die Sache kam dadurch heraus, daß Sie durch eine Fälschung sich eine Anstellung bei der Aschinger- Gesell­schaft verschaffen wollten. Angefl: Das ist richtig. Wie weiter­hin festgestellt wurde, hatte der Angeklagte einen Firmenbogen eines Mitgliedes des Aufsichtsrates drucken lassen. Auf dem Brief­bogen bat die Gattin des Aufsichtsratsmitgliedes den Kommerzien­rat Lehnert, den Generaldirektor der Aschinger- Gesellschaft, um eine schreiben an die Dame kam die Fälschung heraus. Man hielt eine buch einen Abdruck der Stempelfälschung. Hausfuchung bei dem Angeklagten ab und fand in seinem Notiz­

Anstellung für den Kaufmann Lestowski. Durch das Antwort

Eine zweite Privaturkundenfälschung hat der Ange­flagte dadurch verübt, daß er in ähnlicher Weise eine Anstellung bei der Firma Kahlbaum zu erlangen versucht hatte. In diesem Falle hatte die Gräfin Bosadowity" gebeten, einen Verwandten namens Lestowski, für dessen Vertrauenswürdigkeit fie Bürgschaft übernehme, unterzubringen. Der Angeklagte gab sämtliche Fäl­schungen zu. Die Vertrauenswürdigkeit des Angeklagten illustrierte die Tatsache, daß er, nach den Feststeilungen von Landgerichts­direktor Arndt aus den Aften, nach verschiedenen früheren Bor­strafen im Jahre 1911 mit drei Jahren Gefängnis megen Betruges und schwerer Urkundenfälschung bestraft worden ist. Seine legte Strafe hat Leskowifi mit neun Monaten Gefängnis 1926 erhalten. Damals bekam er Bewährungsfrist, die ober jeßt wider­rufen worden ist, so daß er die Strafe verbüßen muß.

Als Motiv für seine Tat gab der Angeklagte seine Notlage an. Seine Frau jei trant geworden. Als alle Bersuche fehlschlugen, durch gefälschte Erzählungen eine Stellung zu bekommen, er fei auf diese Idee gekommen, um Geld zu erhalten, damit seine Frau nicht mehr arbeiten brauche. Er habe sich selbst gewundert, wie schön alles flappte. Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten wegen schwerer Urkundenfälschung in Verbindung mit versuchtem Betruge und wegen einfacher Urfundenfälschung in zwei Fällen zu insgesamt einem Jahr und einem Lag Gefängnis. Ein Monat und drei Wochen wurden ihm auf die erlittene Untersuchungshaft angerechnet.

Wieder ein betrügerischer Nachlaßpfleger. Gewerbes und der Wohnung abgegeben werden. Meldungen sind zu

Der Selbstmord des Kaufmanns Viered.

Bor einiger Zeit berichteten wir an dieser Stelle über den Selbstmord des Kaufmanns Biered aus der Weft Selbstmord des Kaufmanns Biered aus der West­fälischen Straße zu Halensee . 2. wurde in einem Gasthaus in Fürstenberg erhängt aufgefunden. Man vermutete, daß Schwermut das Motiv zu dem Verzweiflungsschritt war. Wie jetzt bekannt wird, scheinen aber andere Gründe B. zu dem Selbstmord bewogen zu haben.

Biered war bei dem Amtsgericht Charlottenburg feit etwa neun Jahren als gerichtlicher Pfleger in 3wangs­verwaltungsfachen beschäftigt. Während dieser Zeit hat er in Aus­übung seines Amtes niemals Anlaß zu irgendwelchen Klagen gegeben. Kürzlich fand jedoch eine Revision statt und es wurden in mehreren Abschlußrechnungen größere Differenzen festgestellt, die zu Beanffandungen führten. Amtsgerichtsrat Madert vom Amts­gericht Charlottenburg nahm sofort die Ermittelungen auf. Plöglich fam aus Fürstenberg die Nachricht vom Selbstmorde Vierecks. Wie mitgeteilt wird, beläuft sich die veruntreute Summe auf etwa 8000 bis 10 000 Mart. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschloffen.

Die 28 großen Bildnisse von 16 Malern hängen im Saal 31 des Obergeschosses, und es läßt sich nicht verhehlen, daß der Blick aus Beim Fensterpuzen tödlich verunglückt. den venstern über den Plaz der Republik und Tiergarten das Schönste an der Ausstellung ist.

Wir wollen nicht damit anfangen, daß manches besser weg­geblieben wäre. Obwohl z. B. Schufter- Woldan schon Unheil genug in Reichstagsbau angerichtet hat und die jüngeren Kräfte mit Klaus Richter, Thefing und Röhricht nicht allzu verlockend vertreten find. Das Hauptübel ist, daß all solche Dinge und Beschlüsse über Nacht gefaßt und übers nie gebrochen werden, und die Folge ist, daß die Auswahl a) der 16 Maler, b) ihrer 28 Bildnisse überhaftet und rein zufallmäßig geschehen mußte. Wer gerade lebensgroße und womöglich genzfigurige Bilder einzuschicken hatte, der fann sich eins lachen. Die Deutsche Kunstgemeinschaft und ihr verdienstvoller und energischer Leiter Staatssekretär Schulz werden die letzten sein, diese Auslese als absolute Maßgeblichkeit zu betrachten.

Weil nun aber in der Tat sehr wichtige und in Betracht zu ziehende Künstler fehlen und andere wieder besser ausscheiden sollten, möchten wir einem aufschiebenden Entscheide des Hohen Hauses das Wort reden und bitten, eine wirkliche und die deutsche Porträtkunst der Gegenwart möglichst eindeutig umfassende Ausstellung ins Berk zu setzen, um den M. d. R. eine Uebersicht über die vorhandenen Züchtigen zu bieten, meinetwegen auch in den entseßlichen Architet­turen des Wallotschen Brunkbaues, die jede gute Malerei erbar mungslos abmürgen. Hier herrscht allein der Architekt aus der schlimmsten Zeit der Technischen Hochschulen: wie sollen sich da Runstwerke bemerkbar machen, außer durch bengalischen Talmi­zauber!

So würde es auch nicht leicht fallen, die Herren zu den Quali­täten der Dig, Jäckel, Ch. Berend, Rhein oder Spiro zu überreden, die etwa das Positive in dieser Auslese darstellen. lind vollends: wie die Nüancen zwischen dec unaufdringlich anständigen Malerei der Eugen Spiro und Frig Rhein, der ehrlichen Trocken­heit W. Jädels, den impreffionistischen Broblemen Frau Char lotte Berends und der fanatischen Sachlichkeitsphantafie von Otto Dix flarzustellen md auszulagen, wer für wen an welcher Stelle am besten paßt! Denn nicht nur Maler und Borträtierter, auch die Stelle, wo das Bildnis hinkommen soll, müssen allesamt einigermaßen aufeinander eingeftimmt sein.

Wenn der Reichstag nicht seine drei oder vier Kunsttenner als maßgebende Kommiffim wägit, die zunächst einmal mit der D. R. G. die vorgeschlagene größere Bildnisschau präpariert, ist der Fal hoffnungslos. Majoritätsbeschlüsse in Sachen der Kunst oder auch nur des Gefchmads gibt es nicht, Dr. Paul F. Schmidt.

In der Kaiser Friedrich- Straße 216 zu Neu­kölln ereignete sich heute mittag gegen 12 Uhr ein tödlicher Unfall. Die 40jährige Frau Marie Pretowski verlor beim Fenster pugen plöglich den Halt und stürzte aus der im 4. Stockwerk gelegenen Wohnung topfüber auf den Hof hin ab, wo sie mit zerschmetterten Gliedern bewußtlos liegen blieb. Ein hinzugerufener Arzt fonnte nur noch den Tod feststellen. Die Leiche der Berunglüdten wurde polizeilich beschlagnahmt. Schieber und Reichswehrkorporale.

Durch Bestechungen eines Siechenhausverwalters, zweier Unter­feldwebel und eines Wachtmeisters der Reichswehr wurden die Stettiner Stadtverwaltung und die Stettiner Militärverwaltung von einem Lieferanten um 5000 m. geschädigt. Im Einvernehmen mit den zur Warenabnahme beauftragten Personen hatte der Kauf­mann immer nur Teillieferungen gemacht, dafür aber stets den vollen Betrag eingezogen. Vor Gericht bezichtigten sich die An­geflagten gegenseitig der Urheberschaft. Das Gericht ver­urteilte den Kaufmann zu einem Jahr drei Monaten Ge­fängnis und 5000 M. Geldstrafe. Die Reichswehrfoldaten wurden mit je jieben Monaten Gefängnis und Dienstent= laffung bestraft. Der Siechenhausverwalter tam mit pier Monaten Gefängnis davon. 2700 m. Bestechungsgelder verfielen dem Staat.

Ausschlächter von Motorbooten.

Die Motorbootsbesizer auf der Oberspree und anderen Wasserläufen werden in der letzten Zeit von Dieben schwer heim­gesucht. Es handelt sich ohne 3weifel um Spezialfolonnen. Sie ftehlen Lichtmaschinen, Scheinwerfer, furz alles, was fich verwerten läßt. Zwet dieser Diebe, die Hand in hand arbeiteten, hat die Kriminalpolizei bereits unschädlich gemacht. Eine Kolonne. vielleicht eine neue, arbeitet aber noch weiter. In der Nach: zum Montag baute sie in Hirschgarten allein brei Boote ab. Dem einen Besitzer stahl sie eine Lichtmaschine mit Scheinwerfer im Werte von 400 m., einem anderen in der Sternallee eine Licht­maschine im Werte von 1200 m., und einem dritten Besizer u. a. eine wertvolle Morelle- Maschine.

Der Ausruferwettbewerb der Rütt- Arena ist aus technischen Gründen auf Sonntag, 23. Ottober, nachmittags 2% Uhr, perlegt worden. Es fönnen noch Meldungen bis Mitt.

moch, den 19. Oftober, unter Angabe des Namens, des richten an: Rütt- Arena 8. m. b. 5., Berlin SW 29, Siboldstr 7/8.

Internationaler Kunstflugzweikampf in Tempelhof .

Bei diesem von der Berliner Flughafen- Gesellschaft am tom­menden Sonntag zu veranstaltenden Bettfliegen, das inter­nationale sportliche Bedeutung hat, werden zunächst die ausgezeichneten Jungflieger Boehm und Boehnke von der Jungflieger= staffel des Deutschen Luftfahrtverbandes ihre Kräfte miteinander meffen. Die Leistungen follen von einem Deutschen Schiedsgericht, das sich aus den bekannten Fliegern Udet und Loerzer sowie dem Kunst. flieger Boß zusammenfeßt, beurteilt werden. Der Kampf um die zweiten Breisträger des Internationalen Flugmeetings Zürich, und Kunstflugmeisterschaft zwischen Gerhard Fieseler , dem dem König der Lüfte" Doret wird, soweit bisher feststeht, in der Weise vor sich gehen, daß die beiden Piloten zuerst mit ihren eigenen Maschinen Doppeldecker ,, Schwalbe" Klasse Ic

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( 112 PS. Siemens) bzw. Dewoitine hochbeder( 300 PS. Hispano Suiza) ein je 10 Minuten dauerndes Wahl- und Pflichtprogramm vorführen, sodann die Flugzeuge mechseln und die lebungen in ähnlicher Art wiederholen.

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Dant dem Entgegenkommen der zuständigen Polizeiverwaltung ist die Anordnung der Zuschauerpläge was besonders zu be= grüßen ist in der Nähe der Schiedsrichtertribüne möglich. Um außerdem das sportbegeisterte Publikum schnellstens über die Bor­gänge in der Luft auf dem laufenden zu halten, wird die Bedienung der weitverzweigten Lautsprecheranlage diesmal in fach­fundige Hand gelegt. Mufitkapellen werden zur Unterhaltung bei­tragen. Diese einzigartige Beranstaltung, die von den maßgeb­lichen Stellen deni französischen Aeroflub und den Deutschen Luftrat"- nachhaltigst unterstützt wird, findet heffentlich auch bei dem Publikum der Reichshauptstadt Anklang, der sich in einem Massenbesuch äußert. Sollte das Wetter wider Erwarten schlecht sein, so findet dieser Kunstflugzmeifampf acht Tage später statt. Etwa im Vorverkauf gelöste Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit.

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Lehter Sonntag der Konjumbesichtigungen. Bon Sonntag zu Sonntag sich steigernd, erreichte die Teilnehmerzahl an den Besichti gungen der tonsumgenossenschaftlichen Betriebsanlagen am vorigen Sonntag die Biffer von 5000. Sonntag, den 23. Oftober 1927, ist der lehte Besichtigungstag in diesem Jahre; Führungen durch die in Lichtenberg , Rittergutstraße 16-30, gelegenen Betriebe der Konfumgenossenschaft finden ohne Unterbrechung von 9 bis 12 Uhr vormittags statt.

Volk und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt ber heutigen Postauflage bei.

D 1220 gestartet und wieder gelandet. Ciffabon, 21. Oftober. Das Heintel Flugzeug D 1220, das um 6,45 Uhr aufgeftiegen war, ist infolge des schlechten Wetters um 8 Uhr wieder in Ciffabon eingetroffen. Die Besatzung hofft morgen abzufliegen. wenn es das Wetter erlaubt.

( Schluß des redaktionellen Teils.)

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