Nach dem Braunkohlenarbeiterstreik.
Geschlossenheit der Arbeiter
lins wird geschrieben:
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Die Braunkohlenarbeiter in Mitteldeutschland tonnten einen feystägigen Streit erfolgreich beenden. Die Organisationsverhält riffe waren beim Eintritt in die Bewegung nicht besonders günstig, immerhin waren wieder über 50 Proz. der Braunkohlenarbeiter organisiert. Seit dem unglückseligen Zusammenbruch der Streifbewegung im Herbst 1923, die nicht von den Gewerkschaften ausgegangen war, hatten die Unternehmer nichts gescheut, um eine gelbe Bewegung großzuzüchten.
Die Kommunisten hatten den Unternehmern allerdings ausge zeichnet vorgearbeitet. Die große Masse der aus allen Gegenden Deutschlands zusammengeholten Arbeiter, die in Mitteldeutschland fernab von allen Großstädten im Braunkohlenbergbau und in den auf diesem basierenden Industrien beschäftigt sind, boten den Kommunisten ein ausgezeichnetes Bersuchsfeld für ihre Butschtaftit. Hier hatte die KPD.
sim März 1921 den mitteldeutschen Aufstand organisiert, hier hat sie in den nachfolgenden Jahren gegen die freien Gewerkschaften sowohl im Bergbau wie in der auf diesem beruhen, den chemischen Industrie eigene Gewerkschaftsorgani: jationen aufgezogen.
Die politische wie die gewerkschaftliche Butschtaktik der Kommunisten hat dort elend Schiffbruch gelitten. Die KPD. hat diese entwurzelte Arbeitermasse ohne moralischen und organisatorischen Halt
den Experimenten des Stahlhelms ausgeliefert.
Es ist kein Zufall, wenn die Seldte und Düsterberg gerade in Mitteldeutschland Erfolg haben fonnten.
Und dann gingen die Unternehmer dazu über, mit den bekannten terroristischen Mitteln die Gelben hochzuzüchten.
Der Achtstundentag wurde beseitigt, und hier hatte der Reichsarbeitsminister besonders schwer gefündigt, und
Schichten von 12, 14 und 16 Stunden
maren an der Tagesordnung. Bielleicht wäre es den Unternehmern gelungen, hier einen Woll gegen das Eindringen der Sozialdemokratie und der freien Gemerfschaften aufzurichten, wenn die Bühren, Biatschef, Leopold und Konsorten es verstanden hätten, Maß zuhalten. Die Unternehmer haben aber die Braunkohlenarbeiter fo gepeinigt,
in ein fo fiefes Elend hinabgestoßen,
daß selbst die mitteldeutschen Braunkohlenarbeiter, die durch die bittere Schule der Kommunisten, der Stahlhelmer und der Gelben gegangen sind, wieder den Weg zu den freien Gewerkschaften fanden. Ungemein schwer war die Arbeit der Gewerkschaften. Sie war aber erfolgreich. Bei Ausbruch des Streifs waren über 52 Proz der mitteldeutschen Braunkohlenarbeiter wieder gewertschaftlich organisiert. Der Streit hat den Siegeszug des Verbandes pollendet. Die Kommunisten, die Stahlhelmer, die Gelben und die Scharfmacher im Unternehmerlager, sie alle zusammen haben abgewirtschaftet.
Auf die unorganisierten Maffen geftügt, glaubten die Braun
Der Magistrat prüft.
Uneinigkeit der Unternehmer.
tohlenunternehmer nach eigenem Ermessen herrschen zu tönnen. Sie haben sich getäuscht
Sie lehnten im Juli d. J. einen vom Arbeitsministerium gefällten Schiedsspruch ab, der nur eine dreiprozentige ohnerhöhung vorsah. Die Gewerkschaften nahmen ihn tro unzulänglichen Entgegenkommens an und beantragten Berbindlich feitserklärung. Sie wurde vom Arbeitsminister nicht ausgesprochen und so dem Schlichter, der den Schiedsspruch gefällt hatte, eine schallende Ohrfeige versetzt.
Zähnefnirschend mußten sich die Braunkohlenarbeiter mit ihren niedrigen Löhnen abfinden. Die Gewerkschaften konnten die Bemegung wegen der ungünstigen Zeit im Hochsommer nicht weiter fortgung wegen der ungünstigen Zeit im Hochsommer nicht weiter fortsegen, aber im September wurden neue Forderungen erhoben. Die Unternehmer lehnten wieder jedes Entgegenkommen ab.
Nicht einen Pfennig Zulage
wollten sie geben. Die Gewerkschaften leiteten nun die Kündigungsaktion ein. Die Unternehmer stellten sich, als glaubten sie nicht an den Ernst der Lage. Noch in den letzten 24 Stunden vor dem Streif waren sie zu feinem Entgegenkommen bereit. Aber auch das Im Schlichtungsverfahren Arbeitsministerium versagte wieder. wurde ein Schiedsspruch in Aussicht gestellt, der höchstens 6,5 Proz. Aufbefferung des Tariflohnes gleich 25 bis 35 Pf. je Schicht bringen sollte. Da riß denn auch selbst den in den Stahlhelm und die Werksgemeinschaft Gepreßten der Geduldsfaden und auch fie traten am 17. Oftober mit in den Ausstand. Die Unternehmer verlangten, daß
Polizei und Candgendarmen
gegen den Streif in Attion treten sollten. Die Streifenden bewahrten eine bewundernswerte Disziplin.
Am vierten Streiftage war denn auch das Arbeitsministerium von der Notlage der Braunkohlenarbeiter überzeugt. Ohne Einfluß ist die Zahl der am Streif teilnehmenden Arbeiter auf den Gefinnungswechsel dieser Behörde allerdings nicht gewesen, das dürften fich auch die Arbeiter in der Zukunft merken. Am fünften StreitDie Brauntage murde dann der bekannte Schiedsspruch gefällt. Sie fohlenarbeiter haben einen großen Erfolg errungen. sollten sich aber auch bewußt sein, daß er nur durch ihre Gefchloffenheit erzielt werden fonnte.
Und die Unternehmer?
Sie ft reiten sich heftig. Faft zwei gleich starfe Parteien ringen im Arbeitgeberverband für den Brauntohlenbergbau miteinander. Der Leitung wird vorgeworfen, daß sie durch ihre ungeschickte und unnachgiebige Tattit diese Niederlage verschuldet habe. In den Beratungen des Arbeitgeberverbandes in der vergangenen Woche sind die heftigsten Reben gegeneinander gehalten worden. Von der einen Seite wird behauptet, daß es besser gewesen wäre, sich vor dem Streit mit den Gewerkschaften zu verständigen.
Wir haben an diesem Unternehmerstreit weiter fein Intereffe, fondern wollten nur diese Tatsache öffentlich feststeller Wenn die Mehrheit der Unternehmer im Braunfohlenbergbau nach dieser Bewegung erfennt, daß es nicht gut ist, den Bogen zu überspannen, dann ist auch ihnen gedient.
barung im März festgelegten Klausel, wonach während der Dauer des Vertrags, der an fich bis zum 31. März nächsten Jahres läuft, auch dann eine Lohnerhöhung vorgenommen werden fann, wenn fich am 1. Oftober herausstellt, daß wesentliche wirtschaft
Zur Lohnbewegung der städtischen Arbeiter. In der Angelegenheit der zwischentariflichen Rege Lung der Löhne der städtischen Arbeiter fanden aufliche Beränderungen eingetreten find. Beranlassung des Gemeinde- und Staatsarbeiternerbandes am geftrigen Tage mit dem städtischen Tarifvertragsamt mieber Ber handlungen statt.
Die Bertreter bes Verbandes miesen auf die durch die Teuerung entstandene schwierige Lage der städtischen Arbeiter hin. Die ab lehnende Entscheidung des Magistrats vom 5. Ottober habe in den Betrieben eine ungeheure Erregung hervorgerufen, weil allgemein angenommen werden mußte, daß der Magistrat dem ein. stimmigen Beschluß der Stadtverordnetenversammlung, die Löhne um 10 Pf. pro Stunde zu erhöhen, Rechnung tragen würde. An der Hand der Kosten der Lebenshaltung wurde nachgewiesen, daß vom Zeitpunkt des Abschluffes der gegenwärtig geltenden Lohntarife bis zum heutigen Tage eine so erhebliche Berschlechte= rung des Realeintommens der Arbeiter und Arbeiterinnen eingetreten ist, daß der Magistrat sich dahin entscheiden muß, der Organisation die buchstäbliche Einhaltung des Tarifvertrags billigermeise nicht zuzumuten.
Wie aus den Ausführungen des Vertreters des Tarifvertragsamts hervorgeht, hat der Magistrat zur Prüfung dieser Frage einen besonderen Ausschuß eingesetzt. Der Ausschuß werde nach erfolgter Prüfung dem Magiftrat bestimmte Borschläge machen.
Die Bertreter des Verbandes nahmen zur Kenntnis, daß der Magistrat mit der Einjeßung dieses Ausschusses seine ablehnende Haltung aufgegeben habe. Eine gerechte Nachprüfung des zur Berfügung stehenden Materals werde die Berechtigung der Anträge ergeben. Verlangt werden müsse schnellste Erledigung der Angelegenheit.
Die Differenz, die in den Beschlüssen der Stadtverordnetenver faminlung und des Magistrats in der Lohnfrage zum Ausdrud getommen ist, hat, wie schon oben bemerkt, in den Betrieben ungeheure Erregung hervorgerufen. Die städtischen Arbeiter erwarten, daß der Magistrat schnellste Arbeit leistet und den wohlbegründeten AnSprüchen der Arbeiter Rechnung trägt.
Zwischentarifliche Lohnerhöhung.
ür die Hamburger Hoch- und Straßenbahner. Den Hamburger Hoch- und Straßenbahnern wurde nach schwierigen Verhandlungen mit der Direktion der Ham burger Hochbahn- 2.- G. vom 1. Oktober an eine Lohnerhö hung von 3 Bf. die Stunde für männliche erwachsene Arbeiter von 2 Pf. die Stunde für Frauen zugesprochen. Die Lohnbeme gung wurde eingeleitet auf Grund einer bei der letzten Lohnverein
Sophien- Säle
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Norden 9295 u. 12643 Für Vereine und Versammlungen in jeder Größe
Nach dem Brauerstreik.
Eine Zuschrift der Unternehmer.
Wir erhalten vom Verein der Brauereien Berlins und Umgegend ein Schreiben, in dem es heißt:
„ Nach den von uns getroffenen Feststellungen haben alle Brauereien die ihnen aus dem Schiedsspruch obliegenden Verpflich tungen erfüllt und fämtliche nach dem Schiedsspruch einzustellenden Arbeiter wieder eingestellt. Wir wären Ihnen verbunden, wenn Sie zur Bermeidung unzutreffender Auffassungen sich diesen Tatbestand bienen lassen würden."
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Leider trifft die Mitteilung des Vereins der Brauereien nur bedingt zu. So hat die Landresche Weißbierbrauerei, angeblich auf Anraten des Vereins der Brauereien, es fertiggebracht, am Sonnabend neun Brauer fristlos zu entlassen, obwohl acht von ihnen einen tlaren Anspruch auf achttägige Kündigung haben. Auch sonst sputt bei einzelnen Betriebsleitern eine etwas sonderbare Zuneigung zu Streifbrechern noch herum. Bir wollen aber hoffen, daß auch diese lezten Unstimmigkeiten friedlich beseitigt werden. Schließlich haben die Brauereien, die mit dem legten Berbraucher zu rechnen haben, tein Interesse daran, in den Ruf von Scharfmachern zu kommen.
Die Löhne der Reichsarbeiter.
Heute Besprechungen im Reichsfinanzminifterium. Die Besprechung der Vertreter der Arbeiter mit dem Reichsfinanzminister über die neue Regelung der Löhne der Reichsarbeiter ist auf Dienstag vormittag 10 Uhr angesetzt worden.
Zum Lohnstreit der Maßschuhmacher.
Im gestrigen Termin beim Arbeitsgericht über den Lohnstreit der Maßschuhmacher ist eine Entscheidung darüber, ob das Abtommen noch besteht, nicht gefällt und ein neuer Termin zum Freitag, dem 28. Oktober, um% 44 Uhr, angesetzt. Weitere Anweisungen und Mitteilungen der Branchenleitung ergehen in den nächsten Tagen.
Schiedsspruch für die westdeutsche Kanalschiffahrt.
Dortmund , 24. Oftober.( Eigenbericht.) Am Montag wurde in dem Lohnstreit in der westdeutschen Kanalschiffahrt ein Schiedsspruch gefällt, der u. a. die Erhöhung der Lohntabellen für Kapitäne und Maschinisten um 13 Proz., für die übrigen Kategorien um 8 Proz. vorsieht. Diese Regelung fann mit einmonatiger Kündigungsfrist erstmalig zum 1. Auguſt 1928 gefündigt werden. Die Unternehmer verhalten sich dem Spruch gegenüber abfolut ablehnend.
Der Gladbacher Schiedsspruch abgelehnt. München- Gladbach , 24. Oktober. ( WTB.) Eine Funktionärversammlung der Gewerkschaft der Bekleidungsarbeiter im München- Gladbach- Rheydter Bezirt sprach sich für AbIchnung des vom Schlichtungsausschuß gefällten Schiedsspruches aus. Dementsprechend wurde der Spruch bereits in einer Bersammlung
der Rheydter Ortsgruppe des Verbandes chriftlicher Arbeitnehmer des Bekleidungsgewerbes mit allen gegen zwei Stimmen abgelehnt. Es ist mit Bestimmtheit zu erwarten, daß die weiteren Abstimmun gen ein ähnliches Ergebnis haben werden.
Der amerikanische Gewerkschaftsbund 1926-1927.
( 3GB.) Dem der Jahresversammlung des Amerikanischen Ge mertschaftsbundes( A. F. of L.) unterbreiteten Tätigkeitsbericht für das Jahr 1926/27 entnehmen die Presseberichte des JGB., daß sich die Mitgliederzahl der A. F. of L. am 31. August 1927 auf 2.812 407 stellte, gegen 2 803 966 im Jahre 1926. Die höchste Bahl verzeichnete die A. F. of L. im Jahre 1920 mit 4078 740. Bei Kriegsausbruch belief sich die 3iffer auf 2020 671, im Jahre 1897 auf 264 825 und im Jahre 1881 auf taum 50 000. Die 106 der 2. F. of L. angehörenden nationalen und internationalen( Bereinigte Staaten und Kanada ) Verbände sehen sich aus 29 394 10= Außerdem sind der talen Gewerkschaften zusammen. A. F. of 2. 365 totale Organisationen direkt angeschlos jen fen. In den verschiedenen Staaten gibt es insgesamt 49 StaatsFöderationen. Die Einnahmen der A. F. of 2. betrugen im Geschäftsjahr 1926/27 524 284,74 Dollar. Dazu tommt ein Saldo von 210 391,96 Dollar per 31. Auguft 1926, fo daß sich die gesamten finanziellen Mittel auf 734 676,70 Dollar stellen, denen Ausgaben in der Höhe von 485 033,96 Dollar für die 12 Monate des Geschäftsjahres gegenüberstehen. Der Saldo per 31. August 1927 beträgt 251 642,74 Dollar. Von diesem Gesamtbetrag entfallen 217 839,56 Dollar auf den Kampffonds für die angeschlossenen lokalen Organisationen. Dieses Geld darf nur zur Bezahlung von Streif- und Aussperrungsgeldern für die Mitglieder dieser Organisationen verwendet werden. Der Rest von 33 803,18 Dollar geht in den allgemeinen Fonds und steht für allgemeine Zwecke zur Verfügung. Der Bericht gibt genauen Aufschluß über die ganze Wirksamkeit der A. F. of L. und umfaßt Kapitel über Lohn- und Arbeitszeitaktionen, Bildungsbestrebungen, Sozialpolitit, Rampf gegen die Company Unions ( Wertgemeinschaften), Organisationsarbeit, Arbeiterbantwesen, Wanderungsfragen usw.
Achtung, Siemens- Schndert- Rabelwert! Am Mittwoch, 26. Oktober, 16 Uhr, im Lotal Commer, Giemensdamm, Ede Märkischer Steig, Bersammlung aller SPD. - Arbeiter und Angestellten. Wichtige Tages ordnung. Mitgliedsbücher find mitzubringen. Der Fraktionsvorstand.
Zentralverband der Schuhmacher. Generalversammlung am Mittwoch um 18 Uhr in Boekers Feftsälen, Weberstr. 17. Tagesordnung: Bericht über die Tätigkeit der Ortsverwaltung für die Zeit ab 1. April 1927. Es ist Pflicht aller Kollegen und Kolleginnen, zu erscheinen. Mitgliedsausweis ift am Saaleingang vorzuzeigen.
Polier, Bert und Schachtmeisterbund. Mittwoch, 26. Ottober, 19% Uhr, in den Sophien- Sälen, Eophienstr. 17-18, außerordentliche Generalversamm Iung. Der Kampf um die Angestelltenversicherung." Referent Rollege Göring. Mitgliederbewegung. Raffenbericht.
Jugendgruppe bes 8d. Heute, Dienstag, Turnabend von 20-22 Uhr in der Turnhalle der Schule Baruther Str. 20( Leitung: Lehrer Schran). Turnfachen mitbringen.
Freie Gewerkschaftsingend Groß- Berlin. Heute, Dienstag, 19 Uhr, tagen die Gruppen: Frankfurter Allee : Gruppenheim Städt. Jugendheim Litauer Landsberger Straße 18, 8immer 3. Vortrag: Das junge Deutschland . Blag: Gruppenheim Diestelmenerstr. 5. Bortrag:„ Der Berbrauch im Haus, das Haushalten." Lichtenberg : Gruppenheim Jugendheim Dossestr. 22. Unterhaltungsabend. Treptow: Gruppenheim Schule Wildenbruchstr. 53-54( Sort zimmer). Wir sind unter uns." Brih: Gruppenheim Chauffee, Ede Hannemannstraße. Liederabend. Sumboldt: Jugendheim Lorging, Ede Graunstraße. Lichtbildervortrag: Der Gesundbrunnen und Wedding in Ber gangenheit und Gegenwart." Schöneweibe: Jugendheim Laufener Str. 2 Nordtreisturfus: Jugendheim GleimJugend ftraße 35( Arbeitsnachweisgebäude). Beginn pünktlich 20 Uhr. abteilung des Deutschen Verkehrsbundes um 19 Uhr im Jugendheim Engelufer 24-25. Kollege Voß spricht über„ Interessantes aus der Seeschiffahrt und Hochseefischerei."
ofer Gaal). Unterhaltungsabend.
Berantwortlich fülr Bolitik: Dr. Curt Geyer ; Wirtschaft: G. Klingelhäfer; Gewerkschaftsbewegung: Fr. Eglorn; Feuilleton Dr. John Schilowsti; Lotales: und Sonstiges: Frig Karstabt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruderet Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b S., Berlin . und Berlagsanstalt Baul Ginger u Co. Berlin SW 68. Lindenstraße 8. Bieran 2 Beilagen und..Unterhaltung und Wiffen"
Mit 9 Jahren
biermal nach Amerifa- beinahe!
Das Beispiel großer Abenteurer wirft ansteckend. Glüdt einem ein tolles Stüd, so wollen hundert andere es ihm nach machen.
Der Ruhm der Amerika- Europafahrer ließ den fleinen Hans Hell aus Cottbus nicht schlafen. Der braungebrannte Bengel erzähit unferem Berichterstatter:
habe ich versucht, nach Amerita zu kommen. Das legte Mal bin ich bis aufs Schiff gekommen. Das zweite Mal erwartete mich ein Grüner in Berlin auf dem Bahnhof. Er fragte mich, wen ich hier suchte. Ich sagte, meinen Bater, und er sagte darauf: ich will dich gleich mitnehmen, und aus war's. Das dritte Mal war ich schon in Hamburg , aber mein Kamerad Frizz Fromm sagte einer Frau, daß wir nach Amerika wollten. Da nahm sie uns mit in ihre Wohnung und telephonierte an die Polizei.
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Was ich mithatte? Ein Taschenmesser, Baters alten Brot beutel und meine Briefmarkensammlung, weil ich unterwegs immer Marten verkauft habe, wenn ich Geld brauchte. Und dann hatte ich mir aus Mutters Küche ja zwei Pfund Kathreiners Matzkaffee mitgenommen, den mit dem Bild vom Pfarrer Kneipp drauf. Ich hatte ihn mir zu Hause gleich gemahlen. Und ich habe ihn dann so gefocht, wie es hinten auf dem Batet abgedruckt ist. Ganz genau so. Das hat dann immer fehr schön gerochen, genau wie bei uns zu Hause am Kaffeetisch. Mir ist dann immer ganz froh geworden.
Mutter brauchte auch nicht zu schimpfen, weil ich ihr was weggenommen habe. Denn fie fagt ja felbft immer, 12 Tassen Rathreiner foften nur 5 Pfennige, und fie fagt auch, daß man gesund bleibt, wenn man immer Kathreiner trinkt. Und ich habe die vier Tage auch fein ausgehalten, bis ich aufs Schiff fam. Also bitte!
Jezt habe ich eingesehen, daß ich erst auf der Schule was lernen muß, damit ich richtig Geld verdienen tann. Sonft tomme ich doch nicht bis nach Amerifa."