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in Erinnerung bringen: ,, Das Schweigen des Bolkes ist eine| Lehre für... den versagenden Führer." Aber in unserem Gedächtnis tauchen andere geschichtliche Momente aus der Französischen   Revolution auf. Mein Bolt, du wirst per raten," schrie Danton   auf dem Wege zur Guillotine. Das Bolf schwieg. Am 9. Thermidor forderten die Robespierristen das Volk der Pariser Vorstädte zum Aufstand auf. Das Bolt schwieg. Der Terror hatte seinen Kampfwillen getötet. Das Proletariat fchweigt. Der Führerkampf um das Erbe Lenins, um die unbegrenzte Macht im Sowjetreiche wird ohne das Volk ausgefochten. Das nach der Sowjet­verfaffung allmächtige" Proletariat ist in zehn Jahren der terroristischen Diktatur zu der Rolle des Statisten auf der politischen Bühne degradiert worden. Das Bolt schweigt, oder schreit gehorsam Hurra! nicht, weil es wirklich in einem Arbeiterparadies" wohnt, sondern weil es den Ge= schmack der Freiheit und den Glauben an feine Kraft verloren hat. Dies Schweigen im Herzen der Arbeiter kann durch feinen lauten Festjubel überschrien werden...

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Aber früher oder später wird der Zauber zerbrochen. Der rastlose Parteikampf zerrüttet die Band des Schweigens. Er lodt, er wedt die Arbeiterklasse zu Aktivität, zum Kampf. Kommt die Lösung früher, als die Voltsmaffen ihr eigenes Wort sagen, dann wird sie gegen das Volt, gegen die Arbeiter, gegen die Demokratie erfolgen. Ausschluß Troskis und Sinowjews aus dem

Zentralkomitee.

Mosfau, 25. Oftober. Das Vereinigte Plenum des Zentralfomitees und der Zentral. fommiffionen der Kommunistischen Partei Rußlands  , das vom 21. bis 23. Oktober tagte, teilt mit, daß das Plenum nach Entgegennahme cines Referates über die Fraktionstätigkeit der Oppofitionsführer in den letzten zwei Monaten beschloß, Trogli und Sinowiem aus dem Zentralfomitee auszufchließen. Angesichts des Nichteinverständnisses der Oppofitionsführer mit dem Manifest des Zentraleretutio­tomitees der Sowjetunion  , insbesondere mit dem Ueber­gang zum Siebenstundentag, hielt es das Plenum für notwendig, diefe Frage zu prüfen und billigte darauf in einem besonderen Beschluß das Manifeff, wobei die oppofitionellen Mitglieder des Plenums gegen das Manifest stimmten.

Das Vereinigte Plenum habe im Auguft gegenüber Troßfi und Sinowjem eine weitgehende Dyldsamkeit und Nachgiebigkeit dadurch an den Tag gelegt, daß es ihnen die Möglichkeit gab, ihr er sprechen über die Losfagung vom Fraktionsfampf einzu­halten, und sich damals auf eine Berwarnung, die die lehte war, beschränkt. Trohli und Sinowjem betrogen jedoch aber. mais die Partei und perletzten in gröblichfier Weise ihre über­nommenen Verpflichtungen, indem sie den Fraktionskampf gegen die Bartel und deren Einheit auf eine Stufe brachten, die an die Gründung einer neuen Partei gemeinsam mit den bürger­lichen Intellektuellen grenzte.

Das Plenum befchloß, das gesamte Material über die fepara­fiftische Tätigkeit der Führer der Trohtischen Opposition ebenso wie der Gruppe Smirnow- Sapranow dem 15. Parteifongreß zur Prüfung zu unterbreiten.

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Leo Tropti ist heute fünfzig Jahre alt. Am felben Tog mird aus Mostau gemeldet, daß Stalin   zu einem ente fcheidenden Schlag gegen ihn ausgeholt hat. Troßfi ist aus dem Zentralerefutintomitee ausgeschlossen. Er ist für die kommende Parteidiskussion und den Parteitag mattgelegt, seine Stimme wird nicht mehr gehört, es bleibt ihm nur die Resignation oder die illegale Arbeit, und damit die Rebellion.

Leo Trozli schloß sich Ende der neunziger Jahre der Sozial. demokratischen Bartei Rußlands   gn. Er war bald gezwungen, in die Emigration zu gehen. In London   fam er in Fühlung mit Lenin  . Anfang des Jahrhunderts übernahm er mit dem Kreis Lenin  , Piechanoff, Martom und gelrod die Redaktion der flra". Der talentvolle Journalist par einer der Hauptpersonen dieses Kreises. Nach dem Einigungsparteitag von

Erste Tenzmatinee der Volksbühne.

3m Theater am Bülowplah.

Die erste Tanzmatines der Balksbühne in der beginnenden Winterfaijon zeigte die Darbietungen von drei Soletänzerinnen. Die völlige Berschiedenheit der Künstlerinnen von einander in der Tanz technit wie in der Tanzidee gestaltete die Matinee abwechslungsreich und ließ gelegentlich auch eine schwächere Nummer am Bublifum vorübergehen, ohne daß dadurch der fünfilerische Gesamteindruck der Beranstaltung gestört wurde.

1903, der die Sjfra" zum offiziellen Parteiorgan erhob, stand Trojfi zum menschemistischen Flügel der Partei. Man zählte ihn zur Rechten. In der Revolution des Jahres 1905 war Trozki einer der Führer des Petersburger Arbeiterbelegierten rates. Im Prozeß gegen den Arbeiterbelegiertenrat hatte er die geistige Führung. Er wurde nach Sibirien   verbannt. Es gelang ihm jedoch, zu entfliehen.

Nach diesem Zeitpunkt fegte eine Entwicklung Trogfis vom rechten Flügel der Menschiwisten ført. Mit Barvus zusammen pertrat er die Idee der permanenten Revolu. tipn. Zwischen Menschewidi und Bolschemicki nahm er eine per­mittelnde Stellung ein. Noch auf der Augusttonferenz des Jahres 1912 machte er den Bersuch, die damals schon pöllig ge­paltene Bartei wieder zusammenzubringen, wobei er auf den heftigen Widerstand von Lenin   stieß.

Im Kriege gehörte er zu dem Kreis um Martow, Dan, ojo wifi und Tschitscherin  , der in Baris   eine ruffische Tageszeitung herausgab. Diefe Beitung vertrat die Idee des Inter nationalismus und der Bekämpfung des Krieges.

Mit der Revolution des Jahres 1917 tam er wieber nach Rußland   zurück und schloß sich gemeinsam mit Frau Kollontan und schitscherin sehr rasch den Bolschewisten an. Im Gegens fas zu Sino wjem hielt er im Oftober 1917 den Augenblick der machtergreifung der Bolschewicki für gefommen, Trosti und Lenin   waren die Häupter des bewaffneten Aufstandes, der die Bolschewicki in die Macht trug.

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Der Linksruck in Königsberg  . Sozialistisches Stadtverordnetenpräsidium gewählt.

Königsberg   i. Pr., 25. Oktober.  ( Eigenbericht.) Zum ersten Male nach der Wahl trat gestern die Königs berger Stabtperordnetenversammlung zusammen, um sich ein Präsidium zu wählen. Zum Stadtverordnetenporsteher wurde vorgeschlagen der bisherige Borsteher, der Magistratsbaurat Schwarz( D. Bp.) und Oberinspektor Ligatis( S03.). Die Abstim­mung ergab für Ligatis 32, für Schwarz 31 Stimmen. Das Resultat wurde auf der Linken mit starkem Beifall aufgenommen. Nach der Wahl des sozialistischen   Stadtverordnetenvorstehers enthielt sich die Rechte der Stimme. Bei der darauf folgenden Wahl des erften stellvertretenden Vorstehers wurde der Kommunist Sauf, 3um zweiten stellvertretenden Vorsteher der Chefredakteur der Königsberger Boltszeitung", Wyrgais, gewählt. Auch die beiben Beisiger des Präsidiums gehören den beiden Linksparteien an. Das Rönigsberger Stadtparlament hot nunmehr ein rein fozialistisches Präsidium. Die Demokraten stimmten mit den Linksparteien.

Erst feige, dann frech.

Wenn Hakenkreuzler nach Polizeischutz schreien... Kaum war die Gründung der Arensdorfer Ortsgruppe des Nun beginnt die dramatische Laufbahn Troßfis. Als Bolts, Reichsbanners und die Absicht einer Fahnenweihe bekanntgeworden, als eine Anzahl deutschnationale Landtagsabgeord= fommiffar für die auswärtigen Angelegenheiten führte er die Waffenstillstandsverhandlungen von Breftete eine offizielle Anfrage an die preußische Regierung Lito wit. Gegenüber den Forderungen der deutschen   faiserlichen richteten, was sie zum Schutz des angeblich schwer bebrohten Arens Regierung wählte er den Ausweg, daß er einseitig das Ausscheiben dorf und der Mörderfamilie Schmelzer zu tun gedente. Obwohl die Rußlands   aus dem Krieg erklärte. Der Vormarsch der deutschen   Disziplin des Reichsbanners zweifellos allein ausgereidyt hätte, Truppen zwang ihn am 8. März 1918 zur Unterzeidmung bes um irgendwelche Ausschreitungen zu vermeiden, fah fich die preu­ßische Regierung doch veranlaßt, der aus Schuldgefühl entsprungenen Friedens von Brest  - Litowit. Angst der Hakenkreuzler dadurch vorsorgend Rechnung zu tragen, daß sie zwar nicht, wie diese wünschten, die Beranstaltung des Reichsbanners verbot, aber am Tage der Veranstaltung ein ver­stärktes Landjägeraufgebot nach Arensdorf und namentlich in das Schmelzersche Gehöft legte. Wie sich gezeigt hatte, eine überflüssige Borsichtsmaßnahme. Aber was machen die Deutschnatio­nalen daraus? Jest hinterher schreibt die Deutsche Zeitung" in ihrer Morgenausgabe vom 25. Ottober in ihrem Bericht, den sie Reichsbannerrummel in Arensdorf" tituliert:

Trogfi übernahm nach Brest  - Litowit bas Kriegstommis. fariat. Er wurde der Schöpfer und Organisator der Roten 2rmee. 1920 Bormaridy ber Roten Armee nach Bolen, der jedoch bald zusammenbrach. Nun wandte sich der nimmermüde Organisator der Schaffung innerer Arbeitsarmeen zu. Der Kriegstommunismus ließ sich jedoch nicht halten, Rußland  geriet immer mehr in die Gefahr, völlig zugrunde zu gehen. Lenin   wählte den Ausweg der neuen öfonomischen Politit, Trotti führte die Opposition bagegen. überragende Persönlichkeits Lenins   verhinderte, daß diese Gegenfäßge qum effenen Ronflitt führten.

Die

Nach dem Tode Lenins   begann ber Rampf um die Macht. Die Epigonen verhinderten Trotti, fich an die Spitze des Staates zu ſehen,

1924 Beröffentlichung des Troßfischen Buches ,, Die Lehren des Oliober", in dem Ramenem, Ginowfew und Stalin   scharf fritisiert wurden. Der Konflikt spitzt sich zu. Trohti muß in den Rautajus gehen, er wird im Februar 1925 feines Amtes als Kriegs­tommissar enthoben.

Drei Monate später tommt ein Stonpromiß zustande. Er wird wieder in das Zentralegekutivkomitee der Sowjet- Unien gewählt. Er wird Präsident des Hauptfonzessionskomitees.

Inzwischen wächst die Macht Stalins. Er geht welter

Die

vorwärts auf den Linien der neuen ökonomischen Politit. Bauernschaft tritt in den Vordergrund, die Arbeiterschaft tritt bem­Eine Oppofition gegen Stalin   aus gegenüber zurüd. den verschiedenartigsten Elementen schließt sich zusammen. Tropfi wird mit Kamenew   und Sinowie w der Führer dieser Opposition. Im Auguft 1926 wird er wieder beurlaubt. Im Dt: tober 1926 beginnen die Parteiprozesse gegen ihn. Der Gegenlab läßt sich nicht mehr verwischen. Es gibt keine haltbaren Kom promisje mehr. Jetzt ist der Augenblic gekommen, in dem Stalin  aum entscheidenden Schlag ausholt.

Was will Troffi? Gegenüber der nüchtern rechnenden Politik Stalins pertritt er die bee her Wieberbelebung des Kriegstommunismus. Den Weg zur Demokratie hat der alte Sozialdemokrat noch nicht wieder gefunden....

an Atzenten fast unfertig: aber trakdem ist dieser Tanz mit dem leeren Gleiten der Trippelschritte, mit dem taumelnden Schwanten zwischen unsichtbaren Bänden von schmerzlicher Eindringlichkeit. Dramatischer, im Ausdruck betonter ift Frieblos". Was bort ange deutet wurde, ist hier zum förperlichen Schrei gesteigert, Der Idließ lich in aufffadernder Etftafe zusammenbricht.

Ifa Tribelt war die künstlerisch stärkste Persönlichkeit dieser Matinee. Sie ist ein Elementargeist des Tanzes. Bas fie tanzt, gibt nicht irgendein Gefühl oder eine Stimmung wieder, nicht ein mal das Wesen der Tänzerin. Sondern den Begriff Tanz". In ja ihn ist Isa Tribelt verliebt, so verliebt, daß sie sich kritikfos und Das gibt nicht nur

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Die Fahnenweihe fonnte selbstverständlich nur dadurch zu­ftande tommen, daß aus den umliegenden Ortschaften und weiterher Reichsbannerleute hinfommandiert waren. Durch zahlreiche Land­jäger wurde die Beranstaltung geschüßt. Sie fand also jozusagen unter Polizeiaufsicht statt.

Erst zum eigenen Schuße nach Polizei schreien und dann hinterher behaupten, daß die Polizei zum Schuße der anderen er Schienen fei, das entspricht vollkommen jener Lausbuben­gefinn ung des Hafenkreuztertums, wie sie sich in nächtlichem Stehlen von Reichsjlaggen und Kränzen, in nächtlicher Friedhofs schändung und im feigen Ableugnen begangener Zaten por Gericht alltäglich bolumentiert.

Ein Präsident, der seine Gesandten umbringt Achmed Zogu hat den Prager Mord angeftiftet. Prag  . 25, Ottober.

Die Untersuchung der Mordiat an den Gesandten Mibe. niens hat überraschende Ergebnisse. Der Mörder hat auf seiner Reise von Rom   nach Prag   mit dem albanischen Konsul in Bien emne Unterredung gehabt. Dieser Konful hat versucht, be­lastende Papiere in die Hinterlassenschaft des Ermordeten zu schmuggeln. Die sollten dann bei der Deffnung seiner Bapiere in Albanien   gefunden" werden und nachweisen, daß der Gesandte gegen seine Regierung fonspirierte. Die Behauptung, daß es sich um eine albanische Familienrache gehandelt habe, ist unter diesen Umständen ein fünstlich fanftruierter Borwand. Achmed Zogu hat feinen Better umbringen lassen.

Die neue Italienische Polarexpedition. Die Stommiffion, die ben neuen Plan einer Polarexpedition des Generals Nobile begutachtet. teilt Räheres über dieses großzügige Unternehmen in Mailänder  geographischen Gesellschaft genießt, erhält von der Regierung bas Blättern mit. Die Erpedition, die die Unterstügung der italienischer Ruffschlit Nr. 4 zur Verfügung gestellt, das Schwesterschiff der Norge, Die im vergangenen Jahr für den Flug Amundsens   mit Nobile benugt wurde. General Mobile beabsichtigt hauptsächlich, die Küste Sibiriens   zu erforschen. Die Sowjetregierung hat ihre Hilfe zu gelagt und will eine Bafis an der Mündung des Jenisei   errichten sowie Gelehrte und Sachverständige fenden. Der General beabsidy­tigt, von Rem über Friedrichshafen  , Leningrad   und Badfö nady Spigbergen zu fliegen. Von Spizbergen aus will er eine Reihe

Am schwersten gewann die Wienerin Ellinor Tordis Kon grenzentos an ihn verschwendet, daß fie in einem Tanz alfe Mög fyftematischer Forschungsreisen in das Palargebiet unternehmen und

Inhalt, das gibt auch dem Aufbau ihrer Tänze eine gewisse Gleich­förmigkeit. Faft alle beginnen mit einem zögernden Taften des Körpers nach Entfaltung und entwickeln sich über Kampf oder Widerstand zu ungebundener Loderung. Höchftens, daß gelegentlich das Motiv einer Phase später noch einmal auftaucht und den Tanz fünstlerisch rundet. Der Spöttische Walzer" einziger Tanz der Tribell, der mit feiner Bezeichnung den Zuschauer zu einer begriff lichen Borstellung bringen wollte, war auch der einzige Tanz, der gana eigene Bege ging. Er schlen fo in gemiffem Sinne schon eine innere weitere Entwicklung der Zänzerin au fein. In ihm waren bereits Motive zu einem ganz bestimmten fünstlerischen Biel zu fammengestellt. Auch in Raraju"( pürte man schon Berzicht auf Unwesentliches, fchärfere Charakteristik der Eigenart dieses befon­deren Tanzes. In allgemeinen wird Ifa Tribell folche Beschräns Technik basiert, die noch das Schwierigste spielend zu erledigen scheint, wird erst dann voll zur Geltung bringen fännen.

takt mit den Zuschauern. Das tag wohl im wesentlichen daran, daß ihrem Tanzftil etwas von der durchsichtigen Klarheit fehlte, die dem Bublifum die tänzerische Persönlichkeit sogleich deutlich macht, Bis­meilen hatte man den Eindruck, daß Frau Tordis von ihren eigensten Gestaltungsmöglichkeiten fort und nach folchen hinstrebt, die ihrer innerften Natur fremd find. Das beloftete ihren erften Tana a Folio" mit einer fühlen Leblosigkeit, die sich auch noch im Chanson" zeigte. Hier bemühte sie fich um die Gestaltung einer dunklen, schweren Bathetit, die ihr im Grunde febr fern legt, und die fie anscheinend mit dem anmutigen Rofofopathos verwechielt, das ihr natürlich ist. 3hr Tanz wird taun je von der Wucht des ganzen Störpers belaftet und geformt. Frau Tordis gibt eigentlich nur weit ausholende, schöne Arm- und Beinschwünge und slackernde Hand­bewegungen, die die Bierlichkeit eines hellen, wenig beschwerten Motos grazios herausholen. Die Tanzfuite" zeigte wohl am gefung noch fernen müssen. Ihr fünstlerischer Reichtum, der auf einer lungenften ihren Streis tänzerischer Möglichkeiten, stellte den Ernst Inapper, gespannter Geften der Glieder neben die Heiterfeit voll durchflingender Schwünge. Die mit stärfitem Beifall aufgenommenen Bariationen über ein Thema von Corelli  " formten fich zum tänze­rischen Ausdruck, der musikselig die Anmut der Töne nachzeichnete.

Helga Normann ist in Berlin   feine unbefannte Tänzerin mehr. Aber jedes Wiedersehen mit ihr auf der Bühne hereitet Freude an ihrer fünstlerischen Entwicklung. Vieles an ihren Tänzen mirkt noch unfertig; denn sie tanzt in ihnen die rührende Unfertig. keit der Jugend: neben der holden, trauervcllen Dunkelheit des Un verstandenseins zeigt sich eine noch fast findliche Berspieltheit. Hinter beidem aber steht das Erwachen, das sich zum ersten, wirklich reifen tänzerischen Ausdrud formt. Der Spanische Tanz II" mit den großen, leicht gespannten Bewegungen wirft wie ein glückliches Bekenntnis des Ich- Bewußtseins. In jäh auftretenden Körper­ſtraffungen, in den herabgesunkenen, abwehrend gerundeten Armen Flingt ein Matip einer herben, unendlich tuschen Herausforderung auf( es wurde in der später getanzten Bolonaise" noch einmal verilert) und deutet die Nüancen einer Persönlichkeit an. Im Raum verloren" und Friedlos  " sind die Tänze einer hilflofen, ziele fuchenden Jugend, Jm Raum verloren" wirtt durch den manget

Trude E. Schulz.

Die Berthelot  - Feier in Paris  . Während der gestrigen akademi­schen Feier in der großen Aula der Sorbonne zu Ehren des Chemiters Marcelin Berthelot  , der der Präsident der Republik  , das Diplomatische Korps und Delegierte der Wissenschaft aus 60 Ländern, insgesamt 200 ausländische Vertreter, beiwohnten, wurde in An­Sprachen das Wert des Chemiters Berthelot   eingehend gewürdigt. Painlevé nahm während der Feier die von den Universitäten. Hoch­schulen und Verbänden der chemischen Industrie aus allen Ländern überbrachten Atreffen in Empfang, Brofeffor Schlent überreichte eine Adresse in seiner Eigenschaft als Direttor des Chemischen   Infti tuts in Berlin  . Eine weitere Adresse wurde durch den Bertreter der Universität Heidelberg   überreicht. Painlevé wies in feiner An. fprache insbesondere auf das zu Ehren Berthelots in Paris   zu allen Ländern gegründet wird, und das sowohl ein alior des errichtende, aus der Chemie" hin, das aus Stiftungen aus wissenschaftlichen Fortschritts als auch der Annäherung der Bölker fein foll. Ganz besonders hob Painlevé   hervor, daß ein Meister der deutschen   Chemie im College de France   dem Andenten Berthes lois gehuldigt habe

Ein unbekanntes Requiem von Josef Haydn in C- Moll ist pon dem Tübinger   Musikwissenschaftler Ernst Frig Schmid entdeckt worden. Schmid fand eine Abschrift des Wertes im Städtischen Museum in Burghausen   an der Salzach und noch zwei weitere Abschriften einer späteren Waffung in München  . Auf der Burghausener und auf einer der Münchener   Abschrift ift der Name des Komponisten angegeben. Die fünfiteriſche form des Mertes und die Tatsache, stammt, laffen die Echtheit der Tondichtung als sicher erscheinent. daß bie Burghausener Abschrift bereits aus den Jahren nach 1780 Das Bert fall demnächst von einem Berliner   Mufitverlag ver­öffentlicht werden.

Neue Zwischenfälle im Budapester Nationaltheater  . Während der zweiten Aufführung des Stüdes Nagyasszony" von Szomory im Budapester Nationaltheater   kam es zu weiteren Ruhestärungen. Bon der Galerie wurden sechs bis acht Jagenannte Kanonenfchläge in den Zuschauerraum geworfen. Die Polizei räumte die Galerie und stelte zahlreiche Demonstranten fest. Letztere erklärten, fie hätten nichts gegen das Stück felbst einzuwenden, wohl aber gegen die Person des Autors, der sich der Militärdienstpflicht durch Fahnenflucht entzogen und feine Feder in den Dienst der Phorno­graphie gestellt habe.

Carl Judmayer left für die Boltsbühne. Der Berfasser des Fröhlichen Weinberg und des Schinderhannes   wird auf Einladung der Bolfsbühne am Mittwoch, 8 Uhr, in der Aula des Gymnasiums zum Grauen Kloster, lefterftraße 74, aus feinen Werten vorlesen. Ginlaßkarten zum Preise von 0,60 m. in den Berkaufsstellen der Boltsbühne und am Saaleingang.

nowity in der nächsten Bremiere des Staatlichen Suspiel. Elifabeth Bergner bielt im Einverständnis mit der Direffion Bare aufes die Portia im Kaufmann von Benedig.

Der öfterreichische

Das öfferreichische Ehrenzeichen für Schönhere. Bundespräsident hat befchloffen, das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republit Desterreich Starl Schönherr zu verleihen.

Der türkische Präsident läßt sich tonferfelen. Aus Angora wird gemelbet, dah Mustapha Stemal Vascha bet dem deutschen   Maler Kampf fein Porträt bestellt babe. Damit überschreitet aum erftenmal ein türkischer Politiker die Vorschrift des Kerans, die jede Nachbildung des Menschen untersagt.

Mittelalter in Chicago  . Das Bureau des Bürgermeisters Thompson, der sich das Ziel desent bat, die Vereinigten Staaten von der geistigeit unterjochung durch Großbritannien  " freizumachen, gibt bekannt, daß jedes Geschichtswert in ben öffentlichen Büchereien der Stadt, das mit britischer Propaganda durchfest it, verbrannt werden wird,