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Der Pfadfinder".

Humoristisches aus der Verleumderküche.

Ort der Handlung: Eine fleine Straffammer( Berufungs­tammer) in Moabit  . Angeflagt: ein Herr Ende der Zwanzig, auf Militärtyp in Zivil" frisiert, von Beruf verantwortlicher Redak teur eines völkischen Hezblättchens gegen die Sozialdemokratie. Er heißt Oskar Krüger. Man erfährt, daß dieser Herr in erster Instanz wegen Beleidigung des Genossen Kuttner zu 200 m. Geldstrafe ver. urteilt worden ist, wogegen er wie der Privatkläger, Berufung ein gelegt haben. Der intriminierte Artitel gelangt zur Berlejung, er Stroht von beleidigenden Ausfällen gegen ben Privatfläger. Unter anderem wird diesem vorgeworfen, daß er sich als Soldat im Felbe unglaublich feige benommen hätte. Schon in erster Instanz hat ber Angeklagte für die Behauptung keinerlei Beweis angetreten, er tritt auch jetzt feinen an, aber er beteuert pothetisch, daß sich fein vaterländisches Heldengefühl gegen die pazifiſtiſche Schreibweise

Kuttners empört habe.

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Der väterlich- sanfte Vorsitzende zum Privatfläger: Sie waren an der Front? Kuttner: Ja. Bors.: Wollen Sie sich über Ihre militärische Laufbahn näher äußern. Kuttner: Ich möchte statt deffen meinen Militärpaß überreichen. Er gibt hinreichende Auskunft über mitgemachte Gefechte, meine Verwundungen usw. Der Borsigende( ebenso milde zum Angeklagten): Und wollen Sie auch Ihren Militärpaß vorlegen? Der Angeklagte( ziemlich verwirrt): Einen Militärpaß habe ich nicht. Der Vorsitzende: So, also Sie haben ihn verloren? Der Angeklagte( noch ver­wirrter): Nein, ich habe nie einen befeffen, ich war fein Soldat im eigentlichen Sinne. Der Vorsitzende( sehr er­Der Vorsitzende( fehr er­ftaunt): So aus Ihren Schriftfäßen schien mir doch hervorzu gehen, daß Sie ebenso wie der Privatfläger an der Front gekämpft haben. Der Angeklagte( puterrot): Das ist ein Irrtum. Ich war lediglich als Pfadfinder im Jahre 1915 mit einer Pfad findergruppe zusammen turze Zeit im besetzten Gebiet, haupt­sächlich in Brüffel. Der Privatkläger: Weswegen dieser Herr be­sonders legitimiert ist, mir Feigheit nachzusagen.

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Die Verhandlung verfiel der Vertagung, weil von beiden Barteien noch einige Druckschriften nachgereicht werden sollen. Als Illustration zu dem Heldentum der Kriegsschreier hat sie ihren Zweck erfüllt.

Ein Rußlandfahrer geht zum Kadi. Wie die ,, Wahrheit über Rußland" ermittelt werden follte und was dabei herauskam.

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Gattenmordprozeß Heydebrand.

Heute Beginn vor den Breslauer Geschworenen.

Breslau  , 2. November.

bem

Bor dem Schwurgericht bes Landgerichts Breslau  der Prozeß gegen Regierungsrat v. Heydebrand und der unter Borsitz des Bangerichtsdirektors Furbach nahm heute morgen afa feinen Anfang, der unter der Antlage steht, felne Ehefrau am Abend des 13. Ottober 1926 vorfählich und mit Ueberlegung ge­tötet zu haben. Bekanntlich war das Mordverfahren erst geraume Zeit später eingeleitet worden, da die Staatsanwaltschaft Breslau  zunächst teinen Anlaß fand, an der Darstellung des Regierungs­rats, daß sich seine Frau nachts im Schlafzimmer mit seinem eigenen Revolver erschossen habe, zu zweifeln. Erst als neue Momente be­Lage des Ehemannes und sein Interesse an dem Testament fannt wurden, vor allem die ungünstige wirtschaftliche seiner sehr vermögenden Frau, wurde auf Grund des Verdachtes, daß hier ein Gattenmord vorliegen könnte, das Mordverfahren ein­geleitet. Immerhin wurde Regierungsrat v. Heydebrand auf freiem Fuß belassen, da der Tatverdacht gegen ihn fein dringender sei. die Schwere der Antlage und das Intereffe an Die Persönlichkeit des Angeklagten, 3ndizienbeweis, den die Staatsanwaltschaft zur Stüßung ihrer Anflage führen muß, alle diese Momente bringen es mit sich, daß das Aufsehen, das dieser Prozeß in Breslau   und in Schlesien  erregt, außerordentlich groß ist. Seit Wochen waren die Karten für den Zuhörerraum des großen Schwurgerichtssaales, um die fich besonders auch viele Träger altschlesischer Adelsnamen beworben haben, völlig vergriffen. In dienstlicher Eigenschaft wohnt dem Brozeß der stellvertretende Regierungspräsident, Oberregierungs rat Baumann, bei, da von dem Ausgang dieses Mordverfahrens auch Die Entscheidung über das gegen Regierungsrat v. Heydebrandt ein­geleitete Disziplinarverfahren abhängt. Auch Bertreter des Land gerichtspräsidenten und des preußischen Justizminifteriums find an Um 49 Uhr erschien der Angeklagte mit feinen beiden Anwälten, Geh. Rat Feige und Rechtsanwalt Friedrich, im Saal. Herr v. Heydebrand, ein schlanker dunkelblonder Mann im blauen Jadettanzug, nimmt ruhig auf der Anklagebant Blag und unterhält sich bis zum Eintritt des Vorsitzenden mit seinen Ver­teibigern. Unter den Zuhörern jah man übrigens Vertreter der Familie v. Zobeltig, die mit Herrn v. Heydebrand gegenwärtig einen 3ivilprozeß um Auszahlung des Pflichtteils für den Angeklagten führt, denn Frau v. Heydebrand hatte ihren Ehemann, den jezigen Angeklagten, enterbt und den Sohn ihres Schwagers als Allein­erben eingefeßt. Herr v. Heydebrand hat dieses Testament insofern angefochten, als er sein Pflichtteil aus der Erbschaft, die immerhin einen Wert von mehreren Millionen Mart repräsentiert, verlangt. Unter den 3eugen, die heute vernommen werden sollen, befindet fich auch die Schwester des Angeklagten, eine Dialo niffin, ferner Hausangestellte, ein Förster, Bahnbeamte usw. Als medizinische Sachverständige wohnen Profeffor Straßmann und Dr. Reimann der Berwandlung bei.

wesend.

Zu den Mitgliedern einer non den Kommunisten in der Tschechoslowakei   entsandten Rußlanddelegation gehörte auch der Textilarbeiter Emil Därfler. Trotzdem Dörfler Mitglied der Sozialdemokratischen Partei war, brachte er es fertig, in fommu­nistischen Versammlungen die Wahrheit über Sowjetrußland" zu verkünden. Dörfler wurde aus der Sozialdemokratischen Partei ausgefchloffen, denn es fonnte einwandfrei festgestellt werben, daß er von der kommunistischen   Parteileitung für seine Versamm. lungen Diäten und andere Entschädigungen erhalten hatte. Der sozialdemokratische Boltswille" in Karlsbad   veröffentlichte dann einen Artikel, in dem das Verhalten Dörflers und der Kommunisti fchen Partei gekennzeichnet wurde. Dörfler fühlte sich beleidigt und er verklagte den Boltswillen". Dieser Tage fand diese fommu­nistische Klage vor dem Schöffengericht in Eger   ihren Abschluß. Der angeflagte fozialdemokratische Redakteur Wenzelhorn wurde in allen Punkten freigesprochen. Das Gericht hat als erwiesen ange nommen, daß Dörfler für seine Borträge, troßdem er damals noch ber. Sozialdemokratischen Bartei angehörte, von der Kommunistischen Partei bezahlt wurde und daß seine Versammlungen von der Rom­munistischen Partei veranstaltet worden waren. Der dem Dörfler gemachte Vorwurf des Parteiperrats fei polltommen gegewesen und hätte meinen Mitschülern falsch vorgefagt. Ich studierte rechtfertigt, ebenso alles andere, was an diesem Vorwurf ge­Inüpft wurde.

Der Femeausschuß des Preußischen Landtags   trat heute zu seiner 42. Sigung zusammen. Er beschäftigte sich zunächst mit den bei der Verteidigung des Afchenkampf entstandenen Diskussionen zwischen den Anwälten Themal, Sad und Rabfowsti.

Diese Ede sucht nur die vielverbreitete Fabel weiterzufolportieren. als wäre die Sozialdemokratie früher eine dem heutigen Rom­munismus wesensverwandte Partei gewesen.

Die Ausstellung der Kommunisten wäre wertvoll gewesen, wenn fie uns wirklich tiefe Einblicke in die wirtschaftliche und soziale Struttur der Sowjetunion   verschafft hätte. In dieser Hinsicht hat fie aber völlig versagt. Aber auch agitatorisch wird sie scheitern. Sie wirkt so wenig auf die seelisch- edle Seite der menschlichen Bersön= P. K.

Um 9 Uhr eröffnete Landgerichtsdirektor Furbach die Berhand­lung und teilte mit, daß ein wichtiger Zeuge, Herr v. Brittwig und Saffron  , ertrantt sei und nicht erscheinen tönne. Das Gericht be­fchloß, den Zeugen tommiffarisch vernehmen zu laffen. Dann er folgt die Bernehmung des Angeklagten zur Berson mit der Fest stellung, daß Herr v. Heydebrand seit dem 1. Oftober feines Amtes enthoben fei. Borf: Sie sind beschuldigt, Ihre Frau Erna er mordet zu haben. Schildern Sie einmal Ihr Leben ausführlich und die Borgänge in der Schicksalsnacht. Angeft. Ich bin als Sohn eines Landrats hier in Breslau   geboren, besuchte die Ritterakademie zu Biegnig, wo ich mit dem Zeugen Wrangel Freundschaft schloß. Man behauptet ja, ich sei schon damals ein sehr schlechter Mensch dann in Freiburg   und diente bei den Gardefüfilieren. Im Eltern haus erhielt ich eine sehr gute Erziehung. Wir Kinder hörten von den Eltern nie etwas Unrechtes. Dann fam

meine große erste Liebe.

Sch verliebte mich in eine in unserem Hause lebende französische  Dame und erlitt eine furchtbare Enttäuschung. In diese Affäre, die mich gefundheitlich start mitnahm, spielte ein Mann hinein. Ich

Der Kampf auf dem Autotrittbrett.

An den Unrechten gekommen.

Diebstähle an Autoreservereifen werden seit einiger Zeit augen scheinlich ganz planmäßig betrieben. Die Reifen werden abge­schnitten und gestohlen, während die Chauffeure auf ihrem Siz ein fichtigt laffen.

lichkeit, daß fie kaum begeisterte, ideale Anhänger für den Kommu- Schläfchen halten oder auch die Wagen einen Augenblick unbeauf­

rismus werben wird.

Frant Harris über Shakespeare  . Shakespeare   ist literatur­geschichtlich schon seit mehr als einem Jahrhundert auf eine Formel gebracht. Aber bis auf den heutigen Tag blieb gleichwohl seine menschliche wie seine dichterische Gesamterscheinung unflar und um­fämpft. Shakespeare  , der Mensch und Vagabund, Schauspieler, Schauspieldirektor und Dichter aus der Zeit der Königin Elisabeth, verschwand hinter dem Wert, das uns von ihm blieb. Gewiß, wir befizen Biographien von ihm, in denen Gelehrte gründlich und mit genauem Abwägen des Für" und Wider" sein Leben zu erforschen fuchen. Aber aus all diefer Gründlichkeit entsteht endlich doch nur tote Literaturgeschichte, tein lebendiges Bild. Das ist nur selten einem Shakespeare   Forscher gelungen. Denn um es zeichnen zu fönnen, muß man dieses Leben im Geiste, in der Idee nachleben können, muß die seelische Gründlichkeit, aber die formale Großzügigkeit der Linienführung befizen, die es erfordert. Frant Harris, der auf Einladung der Lessing  - Hochschule im Bach Saal über Shakespeare   sprach, ist einer der wenigen, die darüber verfügen. Er gab feuilletonistische Porträtskizzen des großen Engländers, mit aller Subjektivität, die dabei erlaubt ist. Aber sie formten den Be griff Shakespeare  . Harris identifiziert den Mann mit seinem Wert, zeigt, wie er überall hindurchschaut, wie er Hamlet   ist und Macbeth  , Antonio, der Kaufmann von Venedig, und Prospero. Die dunkle, zigeunerhafte Dame feiner Sonette aber, die Rosalinde seiner Dramen ist Marry Fitton, Hofdame der Königin von England. Sie war Shakespeares   große Liebe; fein großer Haß war seine böse, eifersüchtige Ehefrau, die er in Stratford verlassen hatte. Ihr ver­erbte er nichts als das zweitbeste Bett, während die beiden Töchter,

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die sie ihm geschenkt hatte, lein Hab und But und das nicht unbe trächtliche Bermögen erhielten. Harris, der in feinem fchon ziem lich langen Erdenwallen Freund und Zeitgenoffe mancher berühmten Bersönlichkeit war, der u. a. durch die ehrliche Treue, die er Oscar  Bilde in Wort und Werf bewies, einen Namen von gutem Klang erwarb, sprach über Shakespeare   so lebendig. als hätte er auch ihn perfönlich gefannt. Der- merkwürdigerweise nicht ausverkaufte­Saal fargie an Beifall nicht. Tes.

Unheimliche Gefd ichten lieft auf Einladung der Boltsbühne E. V. am 7., 20 Uhr, in der Aula des Gymnasiums zum Grauen Klofter Nora 3epler. Einlagfarten zum Preise von 60 Pf. in ben Borberlaufsstellen der Bollsbühne sowie am Saaleingang.

Erich Kleiber   ift aus Südamerika   zuridagelehrt und hat seine Tätigkeit an der Staatsoper wieder aufgenommen. Er wird Freitag, den 4. bs., bie Ausführung von Figaros Hochzeit  " im Staatlichen Schauspielhaus leiten. Die Regerfoubrette Florence Mills   ist, 32 Jahre alt, an den Folgen einer Blinddarmoperation in New York   geftorben.

In der vergangenen Nacht wurden durch die Entschloffenheit eines Chauffeurs drei Männer festgestellt, in denen man die lange gesuchten Reifendiebe wohl gefaßt hat, ein gewisser Schreiner aus dem Osten Berlins  , der ein eigenes Auto fährt, ein gewiffer Blettner und ein dritter, dessen Beteiligung an den systematisch betriebenen Diebstählen weniger feststeht. Der Chauffeur hielt vor einem Lptal in der Barbarossastraße und wartete auf Gäste. Er war nur leicht eingenidi", Blöglich bemerkte er, daß sich ein Mann, in dem später Plettner festgestellt wurde, an seinem Reserve­reifen zu schaffen machte. Er sah, wie er ihn abschnitt und davonlief. Etwa 100 meter entfernt hielt eine zweite Autobroschte. Blettner riß deren Tür auf, warf den Reifen hinein und lief weiter. Der Führer des Wagens, wie sich später ergab, der Besizer Schrei­ner, wollte davonjagen, dem bestohlenen Chauffeur aber gelang es noch, auf das Trittbrett aufpringen und Schreiner  8u paden. Trogdem fonnte dieser den Wagen in Gang bringen. Erst in der dunklen und ganz menschenleeren Haberlandtstraße brachte ihn der Bestohlene, der unausgesetzt um Hilfe rief, zum Stehen. Jezt tam es zu einem Handgemenge. Schreiner  ergriff eine Kurbel und versezte dem Bestohlenen einen so muchtigen Schlag auf den Kopf, daß er, obwohl die Ledermüße die Birtung abschwächte, betäubt rüdlings vom Trittbrett fiel. Der Mann im Wagen, den der Bestohlene bisher gar nicht fiel. Der Mann im Wagen, den der Bestohlene bisher gar nicht gesehen hatte, ein gewisser D., fab sich den Daliegenden an, glaubte wohl, daß er vorläufig nicht wieder zu sich tommen werde, stieg wieder ein und er und Schreiner   wollten gerade davonfahren, als der Chauffeur wieder aufsprang, die Wagentür aufriß, feinen Reifen herausholte und davonlief, nachdem er sich das Erfennungszeichen gemerkt hatte. Als die Kriminalpolizei Schreiner heute morgen zur Berantwortung 30g, behauptete er, sein Wagen sei ihm gestohlen worden und der Dieb müsse auch den Reservereifen gestohlen haben. Bei der Gegenüberstellung aber legte er bald ein Geständnis ab. Er behauptet, daß es ihm schlecht gehe und daß er einen Reifen gebraucht habe, aber nicht in der Lage gewesen sei, fich einen zu faufen. Wahrscheinlich aber fommen auch bie anderen Diebstähle dieser Art auf das ertappte Trio.

Ein Funfbafflerlaboratorium. Die Zeitschrift Der Funt er öffnete am Dienstag ein Bastlerlaboratorium. Es will helfen, die Brücke zu schlagen zwischen der wissenschaftlichen Technik des Rund funts und der großen Gemeinde derer, die sich ihrer als Bastler und Amateure bedienen. An Vorträge von Fachleuten auf den perschiedenen Gebieten follen fich Demonstrationen, prat

I wollte ihn damals mit allen Mitteln befettigen, aber mein beffe. Ich rettete mich. Später wurde ich Referendar in Lepb Menschen und ergab mich dem Trunt. Ich habe den Krieg üb und ging dann zur Regierung. In Leobschüß, einer furcht­baren Stadt, war ich fast am Rande meiner Kräfte. Ich fand feinen in ber vordersten Front mitgemacht, war beim Feldartellerie­regiment 25 und befiße viele Auszeichnungen. Nach dem Kriege faufte ich ein fleines Bauerngut in Kunzendorf mit Hilfe von Mitteln, die Freunde meiner ersten Frau uns gaben. Ich mußte es aber nach einem Jahre verkaufen, da ich in Schulden geriet.

Im Laufe der weiteren Berhandlungen erklärte der Ange= lagte ferner: Mit meiner ersten Frau ergaben sich Wesens. Regierung nach Stettin  , und ich verkehrte dort im Hause der Familie verschiedenheiten. Ich habe ihr die Treue nicht gehalten und die The wurde geschieden. Im November 1920 versetzte mich die v. Ledow, aus der meine zweite Frau stammt. Meine zweite Frau erweďte nach langer Zeit wieder das Gefühl von Liebe in mir. Sie ragte über die anderen Menschen bedeutend hinaus, war tatkräftig, willensstart, gefchmadvoll und hat auf ihrem Gut Groß­

artiges geleistet. Auf ihre Schattenfeiten zu tommen, muß ich mir versagen. Ich bedauere nur, daß ich die geheime Krankheit nicht gewußt habe, daß ihr Vertrauter, Oberpfarrer Schiefer, sie mir ver­mar mir flar, aber ich hoffte doch, später zu einem schönen Leben schwiegen hat. Daß es in der Ehe nicht ganz friedlich zugehen werde, zu kommen.

In ihrem Welen wechselten Regen und Sonnenschein und auch ihre erste Che war nicht glücklich, aber das erfuhr ich erst später. Ich mußte befürchten, daß in dieser Ehe mir lediglich die Rolle des Bringgemahls beschieden sein werde. Meine Frau hatte mir vorgeschlagen, ich solle aus dem Gut eine begrenzte Rente be= ziehen, aber ich fonnte dem nicht zustimmen. Ich habe anfangs selbst das Gut bewirtschaftet, aber es ging nicht lange. Entweder ich handelte nur nach ihren Befehlen, oder ich mußte auf eigene Kappe handeln. Einen Mittelweg fonnte man bei ihr nicht gehen. Der Angeklagte schilderte dann einige Episoden aus der Ehe, um zu be­weisen, daß seine zweite Frau i bernervös und schwer hyste risch gewesen sei. Weiter erklärte v. Hendebrand, daß er 1925/26 seine Frau durch Zahlungsbefehle an ihre finanziellen Verpflichtungen erinnert habe. Er habe meist in der Billa   in Kniegnig, nie aber auf dem Gut gewohnt. Am Sonntag habe man sich gesehen. Schwere Schuld an diefen ehelichen Zerwürfnissen habe der Oberpfarrer Schiefer gehabt. Es tam schließlich die Versöhnung und der Besuch meiner Frau in der Billa   in Kniegnig. Am Mittwoch, dem 13. Oftober, trafen wir uns in Kniegniz. Am Nachmittag ging ich spazieren. Am Abend waren wir in freudiger Stimmung zu­sammen, und ich las ihr aus einem mittelalterlichen Theologenbuch vor. Wir gingen schlafen und verfehrten ehelich miteinander, und da zeigte es fich, daß meine Frau nicht mit reinem Herzen gefommen war. Sie verlangte von mir ein generelles Schuld­betenntnis im Falle einer Scheidung. Das gab ich nicht. Dann folgte der Selbstmord. Zuerst glaubte man meiner Darstellung, aber dann kam die Denunziation eines Haupt­manns 3fchoppe, den ich faum fannte, unterstützt durch den Schwager meiner Frau, den Major v. 3obeltig, der die unglaublichsten Dinge über mich behauptete. Borf.: Schildern Sie uns

die Vorgänge in der Todesnacht. Angel.: Ich hatte bereits geschlafen. Plöglich merkte ich in­stinktiv: Irgendetwas ist los. Die Lampe   brannte dunkel, und ich faßte in das Bett meiner Frau- die blutete! Ich sprang aus dem Bett, bekleidete mich notdürftig und weckte die Haushälterin, Frau Echreiber. Ich glaubte in meiner furchtbaren Erregung von ihr die Worte gehört zu haben: Das sind Sie wohl gewesen?". Vor dem Untersuchungsrichter hat sie das später freilich bestritten. Der Angeflagte schilderte dann, wie er den Arzt geholt habe. Der Arzt habe festgestellt, daß die Laiche nicht in der Lage verändert worden fei, denn die Blutflecken auf dem Riffen bewiesen das.( Der Ange­tlagte, der diese Schilderung mit leiser, fast unverständlicher Stimme macht, muß sich hier längere Zeit sammeln.) Bors: Sie haben Ihre erste Frau mit monatlich 500 Mart unterstüßt, während Ihr Einkommen als Regierungsrat 600 Mark betrug. Die Anklage be hauptet, daß Sie Ihre zweite Frau nur aus finanziellen Gründen geheiratet haben unter Mitwirkung eines Heiratsvermittlers, Angetl.: Das Letztere ift unrichtig

tische llebungen und Exkursionen anschließen. In Bastel­gängen follen besonders bewährte Empfangs und Messe­einrichtungen unter Anleitung erprobter Fachleute nachgebaut wer­den. Außerdem erteilt das Laboratorium allen Bastlern Auskunft über ihre felbstgebauten Geräte. Diese neue Entwicklung, die sich hier anbahnt, ist für jeden, der sich für das Funkwesen interessiert, sehr beachtlich. Die Funkzeitschriften gehen den Weg von der schaffen sich eine ständige Lesergemeinde.

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Theorie zur Braris. Sie bilden gleichsam freie Radioklubs und

Wasserrohrbruch in der Neuen Friedrichstraße.

Vor dem Hause Neue Friedrichstraße 13, an der Ede. Banoramastraße, wo gegenwärtig Ausschachtungsarbeiten für die im Bau befindliche U- Bahn vorgenommen werden, plagte heute früh gegen 48 Uhr ein Hauptwasserrohr. Eine große Wasserfontäne schoß an die Oberfläche und über­Der Bürgersteig schwemmte einen Teil der Baugrube. stürzte an der Unfallstelle auf eine Länge von mehreren Metern ein, so daß die Polizei Absperrungen vornehmen mußte. Die Feuerwehr und die Städtischen Wasserwerke wurden der Sicherheits­benachrichtigt, die durch Einschalten fchieber ein weiteres Ausströmen der Wassermassen verhinderten. Menschen sind nicht zu Schaden gefominen. Die Ursache des Rohrbruchs ist noch ungeflärt. Der Mann auf dem Dach.

Gellende Hilferufe machten heute früh um 3% Uhr Passanten auf das Haus Stolpische Straße 20 aufmerksam, vor dem ein Gerüst aufgebaut ist. Sie sahen auf dem Dach einen Mann, der auf der schrägen Fläche herunterglitt und am Schuh­dach hängen blieb. Weil sie selbst ihn nicht retten konnten, so riefen sie die Feuerwehr, die den Unbekannten bewußtlos da­liegen fand. Sie feilte ihn an, ließ ihn herab und brachten ihn nach dem Lazarus- Krantenhaus, wo er nod) besinnungslos daniederliegt. Wer er ist und wie er auf das Dach hinaufgekommen ist, weiß man noch nicht. Gefährliche Bären in Schönbrunn  .

Bie Wiener   Blätter berichten, ereignete sich gestern vor dem Bärentäfig in Schonbrunn, wo drei Bären untergebracht sind, ein schwerer Unfall. Ein Besucher warf dem Bären 3uder. stü de zu. Als eines davon außerhalb des Käfigs liegen blieb, stieg der Mann troß des Berbots über die in einer Entfernung von eineinhalb Meter vor dem Käfig errichtete Barriere und wollte dem Bären das Stück Zucker durch die Gitterstäbe zureichen. Einer der Bären betam die hand des Mannes zu faffen, ris ihm ben Beigefinger unb Mittelfinger meg, außerdem ein etwa 30 3entimeter langes Stür der Sehne des Hanbrüdens. Der Mann fiel in Ohnmacht und wäre zweifellos von den Tieren noch ärger zugerichtet worden, wenn er nicht von den Gitterstäben rasch hätte weggerissen werden können. Derfelbe Bär hat schon vor drei Jahren einem Gärtner, der ihm ein Stüd Brot geben wollte, einen Arm zerfleischt.