Besorgt die Wahlausweise!
Zu den Angestellten- Wahlen.
Als Wahlausweis für die Wahl der Vertrauensmänner in der Angestelltenversicherung gilt die grüne Versicherungsfarte. Wer bei einer Ersatzkasse in der Angestelltenversicherung versichert ist, muß sich von dieser eine Bescheinigung ausstellen lassen, aus der die Wahlberechtigung hervorgeht. In der Versicherungskarte oder der Bescheinigung muß nachgewiesen sein, daß innerhalb der letzten zwölf Monate vor der Wahl mindestens ein Monatsbeitrag zur Angestelltenversicherung entrichtet worden ist.
Es ist notwendig, daß sich die Angestellten sofort von ihrem Arbeitgeber bzw. der Ersagkasse die grüne Versicherungstarte refp. die Bescheinigung der Ersaßkaffe aushändigen lassen. Die Arbeitgeber sind gesetzlich dazu verpflichtet. Ohne Wahlausweis feine Wahlberechtigung.
Für Groß- Berlin fommen als Ersayfassen in der Angestelltenversicherung in Betracht:
1. Beamtenversicherungsverein des Deutschen Bant. und Banfiergewerbes( a. G.) zu Berlin .
2. Pensions-, Witwen- und Waisenkasse für die faufmännischen Angestellten der Firma Rudolph Herzog zu Berlin .
3. Pensions-, Witwen- und Waisenkasse für die Angestellten der Firma Rudolf Mosse , Berlin ,
4. Pensionskasse für die Angestellten der Berliner Handelsgesellschaft, Berlin .
5. Beamtenpensionskasse des Vereins Deutscher Handels müller( Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit ) in Charlottenburg . 6. Beamtenfürsorgeverein der Deutschen Bant a. G. zu Berlin .
Alle bei diesen Ersagkassen versicherten Angestellten müssen von ihnen die Ausstellung der erforderlichen Bescheinigung
verlangen.
Das Wahlrecht wird in Person und durch Stimmzettel ausgeübt. Der Stimmzettel muß unverändert abgegeben werden. Er darf nicht unterschrieben werden und keinerlei Vorbehalte enthalten. Jede Aenderung des Stimmzettels macht die abgegebene Stimme ungültig. Wer sein Wahlrecht ordnungsgemäß ausüben will, muß
das beachten.
„ Verrat an den städtischen Arbeitern."
Ab 1. November 5 Pf. Lohnzulage. In der gestrigen Magistratssigung wurde beschlossen, den Kämmereiarbeitern ab 1. November eine außer tarifliche Lohnzulage von 5 Pf. pro Stunde zu zahlen Die große Tariffommission des Gemeindearbeiterverbandes hat heute vormittag gegen eine erhebliche Minderheit dieser Regelung zugestimmt. Die Verhandlungen mit den Werten über die gleiche Erhöhung werden in den nächsten Tagen erfolgen.
Troß dieses Magiftratsbeschlusses, troß der Zustimmung der Organisationsvertreter zu diesem Beschluß bringt es die ,, Rote Fahne" fertig, in ihrer heutigen Morgenausgabe von einem„ SPD. - Verrat an den städtischen Arbeitern" zu schreiben. Nun, einen solchen ,, SPD.- Berrat" können die Berliner Gemeindearbeiter sich schon gefallen lassen. Das Schönste aber an diesem Berrat" ist, daß die Mitglieder der KPD . Frattion dabei mitgewirkt haben.
Das Blatt behauptet weiter, die tarifliche Zulage von drei Pfennigen, die die städtischen Arbeiter seit 1. Oftober erhalten, sei in die neue Fünfpfennigzulage einberechnet. Die Kämmereiarbeiter erhielten also eine neue 3ulage von
Der Gattenmordprozeß Heydebrand.
Fortgang der Zeugenvernehmungen.
Angst vor dem Mann.
Zu Beginn des heutigen zweiten Verhandlungstages wurde, in Heinzendorf und haben der Verstorbenen nahegestanden. Wie ist Fräulein Felicitas v. Ledow, die Schwester der verstorbenen Ihr Urteil über die Verstorbene? 3euge: Ich bin mit der Dame Frau v. Heydebrand, aufgerufen, die jedoch von dem Recht der durch einen Prozeß in Beziehung getreten. Als ich acht Tage in Zeugnisverweigerung mit den Worten Gebrauch machte: Heinzendorf war, bekam ich einen anonymen Brief, in dem eine " Ich kenne ihn zu wenig." Dann wurde der Gutsinspektor Trze Prozeß Bobeltig gegen Zobeltig zu beraten. Als ich in das Dorf Dame mir mitteilte, sie werde mich besuchen, um mit mir über den biatowski vernommen, der unter der Verstorbenen Wirtschafter eingezogen war, sagte ein Versicherungsagent zu mir: Hier sind auf Rittergut Gleinig gewesen war. Frau v. Heydebrand war, Sie unter die Räuber und Mörder gefallen." Als wie ich sagen muß, eine sehr energische Frau, mit der es sich sehr nun einige Tage später der Präsident der Landwirtschaftskammer schwer verhandelte. Als wir uns näher tannten, ging es beffer. mich besuchte, schien dieses Wort sich zu bestätigen. Als ich dem Auf der anderen Seite vertrug sie aber scharfe Kritik." Bors.: Präsidenten den anonymen Brief zeigte, äußerte er:" Fangen die Wie war die Ehe? 3euge: Die Ehe war unglücklich. Das Ververflirten Schweinereien wieder an", und nun erzählte er mir die Geschichte vom Tode des Herrn v. Zobeltig, des ersten Mannes der hältnis der Gatten war sehr fühl. Verstorbenen, den Erbschaftsprozeß um das Gut usw. Dann lernte ich Frau v. Zobeltig kennen und sah in die Wirrnisse dieses Familienstreits tiefer hinein. Ich beriet Frau v. Heydebrand in dem Prozeß und gewann ihr ganzes Vertrauen. Die Verstorbene war ein durchaus lauterer Mensch, sie hat oft angestoßen mit ihrer Wahrheitsliebe. Gesellschaftslüge war ihr fremd. Gie war eine tüchtige Wirtschafterin mit gesundem Menschenverstand. Nichts war ihr unwichtig, und sie faßte Mißtrauen, wenn ihr jemand die Wahrheit und Klarheit verbergen wollte. Ihr Urteil war treffend, aber oft nicht sehr zurückhaltend, aber sie war ein objektiv eingestellter Mensch und hat dies auch im Testament bewiesen. Als sie diesen Gedanken äußerte, sagte ich im Scherz:" Stiften Sie doch ein Kloster, man wird Ihnen das danken", aber das lehnte sie ab. Der Zeuge verbreitete sich dann über die Eheschließung der Verstorbenen mit dem Angeklagten." Frau v. Heydebrand schwankte damals, ob sie sich wieder verheiraten solle. In diesen Wochen bat sie mich, ich folle mich pensionieren lassen, um die Geschäfte der beiden Güter übernehmen zu können. Das lehnte ich ab, und nun verlobte sie sich im März 1925 mit Herrn v. Heydebrand. Wir lernten uns tennen, und ich war bei der ersten Unter redung peinlich berührt, mit welcher Kühle und in welcher rohen Art Herr v. Heydebrand über feine Ehescheidung sprach. Später fam manches hinzu, was mich stuzzig machte. Schon wenige Wochen nach der Hochzeit brach sie mit den Nerven zusammen und sagte: Hätte ich doch auf Sie gehört.
Bors: Was passierte am 10. und 11. Oftober in Gleinig? Beuge: Am 10. Oktober sagte mir Frau v. Heydebrand, daß sie ihren Mann in Kniegnitz besuchen wolle. Sie wunderte sich, daß ihr Mann die Kirche besuche und erwiderte, als ich sagte:„ Danm wird ja alles gut":" Noch lange nicht, erst muß er Farbe bekennen." Ich fragte sie: Nun werden Sie wohl die Scheidung ruhen lassen?" Die Verstorbene antwortete:„ Nein, die Scheidung geht weiter, mein Mann hat mir erklärt,
er willige in die Scheidung, wenn ich ihm 400 000 m. auszahle." Ich tröstete sie und sagte:„ Gnädige Frau, wenn Sie dadurch Ihre Ruhe wiedergewinnen, dann opfern Sie doch das Geld." Bors.: Haben Sie beobachtet, daß Frau v. Heydebrand in diesen Tagen oder früher Selbstmord gedanken geäußert hat? 3euge: In diesen Tagen bestimmt nicht. Früher einmal sprach ich über das Selbstmordproblem zu ihr anläßlich eines bestimmten Falles. Da fagte sie:„ Wenn sich einer erschießt, das ist Feig: heit. So ein Mensch ist zu schlapp, den Kampf mit dem Leben aufzunehmen." In den letzten Tagen noch hat Frau v. Heydebrand umfangreiche Aenderungen in ihrem Garten vorgenommen, den sie fehr liebte. Borf.: Hatte Frau v. Heydebrand Angst vor ihrem Mann? 3euge: Jawohl, unmittelbar nach der Sturmfahit auf dem Schlawasee sprach ich mit der gnädigen Frau. Sie sagte: Jch habe das ganz bestimmte Gefühl, daß mein Mann mich ertränken wollte." Borf.: Angeklagter, Sie haben am 17. Oftober an der Beerdigung Ihrer Gattin nicht teilgenommen, wohl aber am nächsten Tag an der Testamentseröffnung. Angeft: Ja, die Gerichtsverhandlung war weniger aufregend als die Beiseßung. Bors.: Die Leute haben diese Handlungsweise jedenfalls als glatte GefühlDie Leute haben diese Handlungsweise jedenfalls als glatte Gefühl. losigkeit empfunden.
Bors. Frau v. Heydebrand hat mit Ihnen einmal über die Erbschaft gesprochen? 3euge: Ja, wir unterhielten uns einmal über die Frage der Testamentsfestsetzung. Sie sagte, sie hätte zwar noch kein Testament gemacht, aber sie nannte mir den Namen des jetzigen Erben und meinte:„ Ich habe das Gut aus der Hand der Zobeltihe empfangen. Es ist meine Pflicht, zu arbeiten, um es später vermehrt in die Hände der Zobeltige zurücklegen zu
fönnen."
Der Oberpfarrer sagt aus.
Unter allgemeiner Spannung wurde dann Oberpfarrer Schäfer, ein Landgeistlicher in recht vorgerücktem Alter, flein und sehr forpulent, vernommen. Bors.: Sie sind seit 1915 Pfarrer
Nun erzählte sie aus ihrer Ehe. Die Frau war auf ihre Kosten mit ihrem Manne nach Wiesbaden gereist. Von dort fuhr er zu seiner ersten Frau nach Stuttgart und ließ fie allein nach Hause fahren. Der Schluß ihrer Bekenntnisse war:
„ Nur los von diesem Mann."
Es famen andere, gravierende Dinge, die den Angeklagten nicht in einem günstigen Licht erscheinen ließen. Vorf.: Haben Sie bei der Festlegung des Ehefontrattes mitgewirkt? 3euge: Ja, auf Wunsch der Verstorbenen. Dabei sah ich, daß zwischen ihnen ein tiefer Abgrund gähnte. Vor dem Notar Müller war das Drama nach fünf Stunden fertig. Besonders schwierig war die Frage der lebenslänglichen Rente für den Mann. Ich sagte ihr:" Gnädige Frau, ein Divisionär erhält 12 000 Mark Pension, wozu soll dieser junge fräftige Mann eine solche Rente beziehen?" Der Notar sagte, als der Chefontraft unterschrieben war: Meine Herrschaften, nun das Wort eines Freundes: Was Sie eben unterschrieben haben, war der Anfang der Scheidung." Borf.: Sie haben am 12. Oftober, unmittelbar vor der Reise nach Kniegniß, Frau v. Heydebrand noch gesprochen. In welcher Gemütsverfassung war fie? 3e uge: Sie dachte an teinerlei Versöhnung.
nur zwei Pfennigen und die tarifliche Zulage von drei Der Stadtinspektor ani Brandenburger Tor . bin tommen werde. Der Mann wurde festgestellt als ein 25 Jahre
Pfennigen werde außerdem anstatt vom 1. Oktober ab, erst vom 1. November ab gezahlt. Tatsache ist, daß die tarifliche 3 u lage von der neuen außertariflichen Zulage nicht berührt wird, die Lohnzulage insgesamt at Pfennige
ausmacht.
Mit dieser Feststellung fällt das ganze Lügengebäude der„ Roten Fahne", das sie in ihrem Berrat"-Artikel aufgebaut hat, in sich zusammen. Selten ist die Berliner Arbeiterschaft von dem Organ der hiesigen Mostaufiliale fo unverschämt belogen worden, wie in diesem Falle.
hatte die intereffante Teje , eine Bürgerliche, zur Frau, die tatsächlich an Staatshandlungen teilnahm. Ihre Schwiegertochter, die bild schöne Nefretite, die Gattin des Kezertönigs Amenophis IV. , hat auch eine hochbedeutsame Rolle gespielt. Die dritte Tochter dieses Königspaares war die Gattin Tut- anch- Amons, der achtzehnjährig starb. Als Witwe bittet sie zweimal den Hetiterfönig, den geschworenen Feind Aegyptens , ihr einen seiner Söhne zum Gemahl zu senden. Doch wird der erwünschte Bräutigam unterwegs ermordet und so erlischt ihr Name und zugleich die 18. Dynastie.
e. b.
Die Arbeitsgemeinschaft der Tanz- und Gymnastikschule Hertha Feist arrangierte in ihren schönen Räumen in Halensee eine Aus= stellung von Graphit, Plastik und kunstgewerblichen Arbeiten, die im Zusammenhang mit der tänzerischen Arbeit der Schule entstanden sind. Wie Friz Böhme in furzer Ansprache ausführte, handelt es sich um Versuche, Bewegungsmäßiges in einem anderen Material zu erfassen, den Nachhall rhythmischer Bewegung zu figieren. Das kann entweder dadurch geschehen, daß man die finnfällige äußere Form der Bewegung naturalistisch festhält, oder dadurch, daß dem Gefühl der Bewegung in rhythmisch geordneten Linien und Farben Ausdruck gegeben wird. Die Ausstellung zeigte interessante Proben beider Gestaltungsarten sowohl für Einzel- wie für Gruppen bewegungen. An die Besichtigung der Ausstellung schlossen sich Rezitationen und Vorführungen von Tanz- und Geräuschmujit Kompositionen der Arbeitsgemeinschaft. Die Gruppe für Geräuschmusik brachte die Behandlung eines monotonen und eines schwungvollen Themas zu Gehör. Von der Tanzgruppe wurde eine schöne, flare. abwechselungsreiche Rompofition Lotte Auerbachs," Der Weg" vorgeführt. Es folgten eine Spannungsstudie, ein Duo in origineller, abstrakter Formgestaltung und als prachtvoller Schlußeffekt die groteske Parodie„ Auch ein Tanz", ausgeführt von der Männergruppe. Alle Vorführungen zeugten von der Zielflarheit und Sauberkeit. mit der die Feist- Schule arbeitet. Erfreuten durch die aus einheitlichem Geist geborene Gruppendisziplin, durch den künstlerischen Ernst und die technische Vollendung der Einzelleistungen.
-
-
J. S.
Yvonne Georgi , die bei ihrer Matinee mit Harald Kreuzberg am letzten Sonntag einen so ungewöhnlichen Erfolg erzielte, bestreitet mit ihrer Zanzgruppe vom Stadttheater Hannover am Sonntag, dem 13. November, vorm. 11, Uhr, die 2. Zanzmatinee der Boltsbühne E. V. im Theater am Bülow piat. Einlaßtarten für Mitglieder der Boltsbühne zum Preise von 1,80 m. in den bekannten Berkaufsstellen, u. a. an sämtlichen Theaterkassen der Firma Ziek.
Neuwahl im Verband Berliner Bühnenleiter. In den Räumen des Deutschen Bühnenvereins fand die diesjährige ordentliche Generalversammlung des Verbandes Berliner Bühnenleiter statt, in der auch die Neuwahl des Vorstandes vorgenommen wurde. Nachdem Intendant Professor Leopold Jeßner gebeten hatte, von seiner Biederwahl ab. aufehen, wurde Direktor Heinz Saltenburg einstimmig zum ersten Borfißenden gewählt. Die weiteren Wahlen ergaben: Zweiter Borsigender: Direktor Heinrich Nest( Boltsbühnen), Beisiger: Direttor Carl Beese, Direitor Carl Rofen( Großes Schauspielbaus), Direktor Ludwig Apel ( Metropoltheater) und Direktor Dr. Ernst Stubmann( Wallnertheater). Die Hochschule für Politik( Schinkelplatz 6) versendet das Borlesungs verzeichnis für das( 15.) Wintersemester. Die seminaristische Abteilung steht wie bisher jedermann ohne besondere Vorbildung offen. Barteigenössische Dozenten sind diesmal u. a.: Siegfried Bernfeldi, Hermann Heller , Carl Mennide, Nolting, Hans Simons, Alexander Stein, Boldt.
Deutschnationale und Kapp- Putschisten.
In der Bezirksversammlung Kreuzberg stellte der deutschnationale Bezirksverordnete Wolf, der als Stadtinspettor im Dienst der Stadt Berlin beim Bezirksamt Mitte steht, die nicht zur Sache gehörige Frage, wer denn ,, beim Kapp- Butsch ausgerückt" fei. Genosse Lifte stellte die Gegenfrage, was denn Herr Wolf, der deutschnationale Bezirksverordnete und Stadtinfpettor, morgens um 7 Uhr am Brandenburger Tor zu suchen gehabt hätte.
Wolf erklärte darauf, es ginge niemanden etwas an, wenn er morgens um 7 Uhr am Brandenburger Tor sei, die Hauptsache wäre, daß er seinen Dienst als Beamter pünktlich um 8 Uhr angetreten habe, und das sei der Fall gewesen.
Der deutschnationale Stadtinspektor, der von den Genoffen Litke und Siebert wegen dieser Handlungsweise scharf angegriffen wurde, fühlte sich verpflichtet, um sich zu rechtfertigen, in der Sigung vom legten Montag folgende Erklärung abzugeben:
,, Niemanden gehe das etwas an, wenn er morgens um 7 Uhr am Brandenburger Tor sei, und im übrigen fönne er soviel Berbrecher an sich vorübermarschieren laffen, wie ihm das passe."
Das Urteil über die Kapp- Putschisten scheint also bei den Deutsch nationalen sich start gewandt zu haben. Da unter den Vorbeimarschierenden am Brandenburger Tor sich eine ganze Anzahl von Leuten befanden, die heute Mitglieder der deutschnationalen Partei sind, so werden sie das Urteil ihres Gesinnungsfreundes mit besonderer Befriedigung zur Kenntnis nehmen.
Gastod eines Ehepaares.
In seiner im Hause Grellstraße 24 gelegenen Wohnung wurde heute mittag der 72jährige Bädermeister Erich Schlüter und dessen gleichaltrige Frau durch Gas vergiftet leblos aufgefunden. Sämtliche Gashähne waren geöffnet. Wiederbelebungsversuche der Feuerwehr waren ohne Erfolg. Die Leichen wurden polizeilich beschlagnahmt und in das Schauhaus gebracht. Die Ursache zu der Tat follen Nahrungsforgen sein.
Er wollte einmal Auto fahren
Um den Preis für eine lange Autofahrt wurde gestern ein Chauffeur, der mit seinem Wagen am Potsdamer Plaß hielt, geprellt. Ein junger Mann, der sehr selbstbewußt auftrat, ließ sich von ihm nach Karlshorst bringen. Der einzige 3med dieser Fahrt war, daß er sich in einem Konfitürengeschäft in der Tresdowallee für 25 Pf. Bonbons faufte. Dann ging es nach Herzberge, wo sich der Fahrgast die Irrenanstalt von draußen ansah. Jezt fuhr man zurück nach der Königgräger Straße, und als der Fahrgast sich hier zehn Zigaretten getauft hatte, wieder hinaus und die Frankfurter Allee hinunter. Bor einem Restaurant dort ließ der junge Mann halten und lud den Chauffeur zu einem Gänsebraten ein. Jetzt endlich stiegen dem Wagenführer, der das Hin und her nicht recht hatte begreifen können, ernſtere Bedenken auf. Er fragte seinen Fahrgast, wie es denn mit dem Bezahlen stehe und erhielt die verblüffende Antwort: Da fahren Sie nur nach dem Wohlfahrtsamt und holen Ihr Geld! Ich habe nichts!" Wie auf der nächsten Reviermache festgestellt wurde, hatte er in der Tat keinen Pfennig mehr. Die legten Groschen hatte er für die Bonbons und die Zigaretten ausgegeben. Wie er fagte, habe er" mal ordentlich Auto fahren wollen. Interessiert habe ihn besonders Herzberge, meil er wohl bald dort.
alter früherer Kellner Erwin B. aus Spandau und dem Kreisarzt vorgeführt.
Kunstseide und Einzelhandel.
Im Rahmen der Kunstseiden Werbetage veranstaltete der Textildetailistenverein Groß- Berlin im Verein mit dem Berband deutscher Wäschegeschäfte und Wäschehersteller in den Schlaraffiafälen die Vorführung eines Kunstseide- Werbefilms, zu dem Redakteur Evers einen ausführlichen, instruktiven Vortrag über den Werdegang der Kunstseide hielt. Während man bis vor ungefähr dreißig Jahren nur die Faser verarbeitete, wie fie in der Natur wuchs, ohne fie verändern zu fönnen, war man im Laufe der Zeiten endlich dahin gelangt, die Tätigkeit des Seidenwurms auf technischem Wege nachahmen zu können. Das Rohmaterial, aus dem die Kunstseide hergestellt wird, sind Zell
stoff oder Baumwollabfälle, und je nach der Materialverwendung und seiner Verarbeitungsmethode entstehen die verschiedenen Stoffmarken. Die ursprünglich englische Erfindung, die dem Verfahren der Kunstseidegewinnung zugrunde liegt, wurde in Deutschland derart vervollkommnet, daß wir heute qualitativ an der Spize der Kunstseideerzeuger stehen. Der Redner behandelte dann noch eingehend die Vorteile und die noch bestehenden Mängel der Kunstseide, ihre Waschfähigkeit und die besonderen Unterschiede bzw. Borzüge der einzelnen Stoffmarken. Naturgemäß ist die aus Baumwolle gewonnene Kunstseide schmiegsamer, widerstandsfähiger und auch waschfester, und wird daher zu jenen Artikeln verwendet, die infolge stärkerer Abnuzung eine größere Haltbarkeit erfordern, wie Strümpfe, Wäsche= und Kleiderstoffe, während man die qualitativ mindere Art Möbel und Detorationsstoffen, Kleiderit offen, Samten usw. verarbeitet. Der Film, der dann vorgeführt wurde, zeigte die Gewinnung und Berarbeitung des Rohmaterials, er ist in der Spinnstoffabrik GI au chau aufgenommen. Kein Verbrechen in Lichtenberg .
zu
Mit einer schweren Schußwunde in der Brust wurde, wie wir mitteilten, gestern abend gegen 21 Uhr an der Bahnüberführung Ecke Pfarr- und Wiesenstraße zu Lichtenberg der 28 Jahre alte Arbeiter Hermann Zigoßgti aus der Eitelstraße 75 aufgefunden. Es scheint, daß 3. felbft Hand an sich gelegt hat. Briefe, die man in feinen Taschen fand, lassen darauf schließen, daß 3igoßki wegen unglücklicher Liebe versucht hat, sich zu töten Diesen Selbstmordversuch hat er wohl durch die Angabe von dem Ueberfall verdecken wollen.
Ein Rundfunksender in Straßburg . Dem ,, Quotidien" wird aus Straßburg gemeldet, daß auf Betreiben der Postverwaltung in Straßburg eine Radiosendestation für den Unterhaltungsrundfunk geschaffen werde, die in zwei bis drei Monaten in französischer und in deutscher Sprache sowie in elfäffischem Dialekt Borträge usw. verbreiten werde. Der Sender werde in die zurzeit unbenußte ehemalige deutsche militärische Sendestation verlegt werden.
Kinderchorabend. Am 5. November, 20 Uhr, findet in der Aula des Andreas Realgymnasiums, Koppenftr. 76, ein Propagandaabend des Ber liner Boltschors statt. Der neugegründete Seinderchor, der unter Leitung bon Walter Hänel fteht, stellt sich bei dieser Gelegenheit durch den Vortrag von 12 Rinderliedern vor, der bekannte Rezitator und Sänger zur Laute, Herr Emil Kühne, wirkt mit. Eintritt für Erwachsene 30 Pf., für Rinder 10 Pf.
Der Giffgastrieg der Zufunft. Generalmajor a. D. Dr. h. c. Freiherr bon Schoenaich spricht am 4. November, 20 Uhr in den Spichernsälen Spichernstraße 3, auf Einladung der Deutschen Liga für Menschenrechte" über das Thema„ Der Giftgaskrieg der Zukunft". Außerdem spricht noch der Professor der Chemie Mehner. Den Vorsitz hat Dr. E. J. Gumbel
übernommen.
Sprechchor für Proletarische Felerffunden. Die Uebungsstunde muß in diefer Woche noch einmal am Freitag, dem 4. November, stattfinden. Es ist dringend notwendig, daß alle eriheinen.