einne Der Fall Fuchs.
Grundsätzliches zu einer mißglückten Hehe.
weil sie von einem Parteigenossen begangen sind. Daß wir| Anschuldigungen, die gegen beamtete Sozialdemokraten er hoben werden, erst glauben, wenn sie bewiesen sind, wird uns nach den Erfahrungen, die wir auf diesem Gebiet gemacht haben, wahrhaftig niemand verübeln können.
„ Starke Erregung rechts."
Der Regierungsrat Fuchs in Hessen ist vor einigen Tagen unter der Anschuldigung außerdienstlicher Berfehlun= gen von Dienst enthoben worden. Die erste Nachricht, die über diesen Fall in die Deffentlichkeit gelangte, war alles andere als forreft. Denn zuerst hieß es, daß Fuchs, der Sozialdemokrat ist, unter dem Verdacht stehe, Landes= verrat in gemeinster Form getrieben zu haben. Ein sozialdemokratischer Regierungsrat, der an eine fremde Macht geheime Aften verkauft, ist für einen gewiffen Teil der Preffe besonders zu Wahlzeiten und in Hessen wird am 13. November zum Landtag gewählt sozusagen ein gefundenes Fressen. Den Guten war denn auch ohne weiteres die tiefe Betrübnis anzumerken, die sie beschlich, als sich herausstellte, daß sich diese als Agitationsmaterial nicht mit Gold aufzuwiegende Nachricht nicht aufrechterhal: Deutschnationalen Bartei zu lesen: Breffedien ließ. fen lie
rat
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Infolgedessen ist aus dem großen Fall Fuchs ein ganz kleiner Fall Fuchs geworden. Politisch läßt sich mit ihm sehr wenig anfangen. Denn wenn es sich auch als mahr herausstellen sollte, daß dieser sozialdemokratische Regierungsrat in Darmstadt Schulden gemacht und in schlechter Gesellschaft verkehrt hat, so läßt sich diese Angelegenheit doch fehr schlecht parteipolitisch ausschlachten, just in diesen Tagen, da in Breslau ein blaublütiger, völlisch gesinnter Regierungsein Neffe des ehemaligen Führers der Konservativen Partei, v. Heydebrand sich gegen die Anflage des Gattenmordes zu verteidigen hat. Schuldig oder unschuldig ist dieser Herr v. Heydebrand, wie man ihn jezt vor Gericht fieht, sicher nicht einer von denen, die für ihren Beamtenberuf besonders hohe fittliche Qualitäten mitbringen. Ueberhaupt wenn sich jemand auf den Standpunkt stellen sollte, daß nur die besseren Gesellschaftskreise" das Holz liefern, aus dem man tüchtige und fittlich einwandfreie Beamte schnißt, so wäre es nicht schwer, ihn durch eine ganze Liste wenig erfreulicher Fälle" eines anderen zu. belehren.
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Damit wäre die politische Seite des fleinen Fall Fuchs erledigt. Wenn wir heute auf ihn noch einmal zurücktommen, so gibt uns dazu eine Bemerkung der„ Tägl. Rundschau" Anlaß, die nicht unwidersprochen bleiben darf. In dem genannten Blatt heißt es nämlich:
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Der Vorwärts" versucht aus dieser Angelegenheit einen politischen Fall zu machen und behauptet, daß es sich nur um eine ,, reaktionäre Wahlmach e" handle, da Fuchs der Sozialdemokratischen Partei angehöre. Selbstverständlich muß sich das sozialdemokratische Blatt alle mühe
geben, jeden Genossen soweit wie möglich in Schutz
zu nehmen.
Dazu sei grundsäßlich gesagt: Selbstverständlich ist es unsere Pflicht, die Partei und ihre Mitglieder vor Ver leumdungen, die zu Zwecken des parteipolitischen Kampfes massenhaft gegen sie ausgestreut werden, zu schüßen. Reineswegs aber betrachten wir es als unsere Aufgabe, Mohren weiß zu waschen, Schuldige für unschuldig zu erflären, weil sie ein Parteimitgliedsbuch in der Tasche haben. Ein Sozialdemokrat, der Beamter oder ein Beamter, der Sozialdemokrat wird, hat hohe Pflichten nicht nur gegenüber seinem Staat sondern auch gegenüber seiner Partei. Wenn er die einen vernachlässigt, verlegt er auch die anderen. Die Partei muß von jedem Beamten Un tadeligkeit verlangen, fie muß fie doppelt verlangen von Beamten, die zugleich Parteigenossen sind, und die wiffen
Die Ernennung des Botschafters von Brittwizz und Gaffron zum deutschen Botschafter in Washington hat zunächst die Hugenberg- Presse in schlecht gespielte„ Erregung" gebracht, weil der Ernannte sich zu früh und zu schnell in der Republik afklimatisiert habe.
Aus dem Hause Hugenberg scheint die ,, Erregung" jetzt die„ Err auch in die deutschnationalen Parteifreise hinüberzugleiten. wenigstens ist in dem offiziellen Pressedienst der
In führenden parlamentarischen Kreisen der Deutschnationalen und des Zentrums hat die Einholung des Agrements außerordentlich überrascht und es herrscht dort eine sehr starte Erregung... Die Einholung des Agrements fann nicht ohne vorheriges Einvernehmen mit dem Reichspräsidenten erfolgt sein. Es ist durchaus möglich, daß fich an diese Ernennung noch, ziemlich ernste Aus. einandersetzungen innerhalb der Koalition fnüpfen, die natürlich nach internationalem und diplomatischem Gebrauch auf die Ernennung selbst keinen Einfluß mehr haben werden, nachdem das Agrement einmal eingeholt ist.
Cude( Birt. Bgg.) eröffnet. Während dieser Rebner vorgeftern er flärt hatte, daß für seine Fraktion eine neue Besoldungsordnung nur in Frage tomme, wenn sie Sicherheiten erhielten, daß der neue Etat 1928 gegen 1927 mindestens um 10 Broz getürzt
merde, sprach er heute trot schwerster Bedenken seine Bereita willigkeit zur Mitarbeit aus.
Der Demokrat Schuldt polemisierte gegen die großen Ver. fprechungen, die der Reichsfinanzminister der Bea amtenschaft gemacht habe. Diese Versprechungen hätten in der Deffentlichkeit Befremden erregt und den Beamten geschadet. Jetzt zeige fich, daß gar nichts besonderes geschehen solle. Von einer Erhöhung der Bezüge um ein Drittel sei feine Rede. Selbst zuzüglich der Erhöhungen würden die Beamten nur knapp erhalten, 3üglich der Erhöhungen würden die Beamten nur knapp erhalten, was sie zu dürftigster Lebenshaltung brauchten. Auch die Begründung der Vorlage müsse zugeben, daß die Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes eine Gefahr für den Staat bedeute.. vor allem tadelt der Redner das Wiederaufleben des alten Iaffendünkels in der Vorlage und verlangt weitere Durchführung der Verzahnung und damit der Möglichkeit des Aufrückens unterer und mittlerer Beamten in die höheren Gruppen. der
Der Bayerische Bauernbündler Eisenberger, der der Fraktion der Wirtschaftlichen Vereinigung angehört, entschuldigt sich zunächst, daß er als einfacher Bauer zu der Frage der Besoldungsordnung das Wort nehme. Die Bauern fürchteten aber, daß sie auch für diese Erhöhungen durch neue Steuern und Preiserhöhungen die edhe bezahlen müßten. Im Laufe feiner Ausführungen widersprach er den Darlegungen seines Fraktionskollegen Lucke. Als er durch Zwischenrufe darauf aufmerksam gemacht wurde, meinte er, die Wirtschaftliche Bereinigung sei eben eine Dreifaltigteitsfraftion.
Nach ihm spricht der Abg. Torgler.
C
Für die Zerfahrenheit der Regierungsparteien in der Besoldungsfrage ist es fennzeichnend, daß bisher keine Regierungspartei auch nur mit einem Wort sich zur Besoldungsordnung felbft geäußert hat.
Da der deutschnationale Pressedienst an alle rechtsstehenden Provinzzeitungen geht, so wird man im Lande eine neue Flut von Verwünschungen gegen Stresemann erLandbundblätter losgelaffen. Um eines Botschafters willen? se m D nein, das Machtstreben der Deutschnationalen geht weiter Die Sozialisten bleiben der Demokratie treu.- Ter als bis ins Weiße Haus . Sie verlangen in der Koalitional Sejm sollte nicht debattieren. vollkommene Reudell- Herrschaft: Abbau der Re publikaner , Plag für Monarchisten!
leben. In Berlin rumort Hugenberg , draußen werden die Die Pilsudski - Diktatur.
Ritt auf Linien.
Die Deutschnationale Parteiforrespondenz( DN3.) macht sich darüber luftig, daß andere sich an gewisse Regierungsricht linien erinnern. Sie versichert:
Bisher war es mehr das Privileg der Zentrumspreffe, auf den Richtlinien herumzureiten. Nunmehr tritt auch die„ Nationalliberale Correspondenz" der Deutschen Volkspartei in diefen Reigen.
Der Gegenstand dieser freundschaftlichen Auseinandersetzung ist nebensächlich. Interessant aber ist, daß für den offiziellen deutschnationalen Pressedienst die berühmten Regierungsrichtlinien nichts weiter sind, als ein Ding, auf dem man herumreiten" tann. So merken mögen. schätzen die Herren feierliche Bekenntnisse! Was sich die Wähler
Die Wünsche der Beamten.
Die Besoldungsordnung vor dem Reichstag . Reichshaushalt am Donnerstag nachmittag in mehrstündiger Sizung Nach dem mitgeteilten Beschluß nahm der Ausschuß für den die Wünsche der Beamtenfchaft entgegen. Es erschienen und wurden gehört die Bertreter der folgenden dreizehn Organisationen: Deutscher Beamtenbund, Allgemeiner Deutscher Beamten bund, Reichsbund der höheren Beamten, Reichsverband der Ruhestandsbeamten und Wartegeldempfänger, Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Internationaler Bund der Kriegsopfer, Gewerkschaftsring, Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer , Deutscher Offiziersbund, beamtinnén, Zentralverband der Kriegsbeschädigten. supernumerare, Berband Deutscher Reichspost und Telegraphen
Pilsudstis
Warschau, 4. November Die der Regierung nahestehenden Blätter Epefa" und„ Glos Prawda betätigen, daß, die Session vertagt worden ist, weil aus den Berhandlungen des Seniorenkonvents deutlich hervorging, daß das Budget nicht debattenfos der Kommission überwiesen werden würde( wie die Regierung das verlangte), sondern daß eine erfte Lesung mit Erklärungen der Parteien zu erwarten mar. Die Epota" bemerkt dazu, daß dies einem Mißbrauch der Sejmtribüne zu Agitationszwecken gleichkomme. Organ, der ,, Glos Prawda", schreibt: Man wollte leerem Ge ich wä die Zügel schießen lassen und dabei das angeblich verfaffungswidrige Budget zum Ausgangspunkt nehmen." In der übrigen Presse herrscht natürlich eine ganz andere Auffassung der Lage. Der Kurjer Warszawski" bemerkt ironisch, die Tätigkeit des Sejms und des Senats bestehe in letzter Zeit im Anhören von Bertagungs- und Schließungsdetreten. Stronski schreibt in der ,, Warszawianka": Wäre der Sejm nicht vertagt worden, so hätte festgestellt werden müssen, daß das sogenannte Budget überhaupt kein Budget ist. Der sozialistische„ Robotnik" erklärt: Seit 1926 verlangen wir eu wahlen, wir werden bei dem Grundsaz der parlamentarischen Demos male Berechtigung der Regierung zur Bertagung un fratie ausharren." Der Kurjer Poranny" meint, daß eine for zweifelhaft vorliege, nennt aber die gefarite politische und parla mentarische Lage unnormal und sehr bedenklich.
Auch die Senatsfommission ist bis zum 28. November vertagt worden.
Bereinigung Republikanische Preise. Im Anschluß an die Grüns
müssen, daß jede Berfehlung, die sie begehen, der ganze Reichsbund der Zivildienstberechtigten, Reichsbund der Zivildienst- dung der Bereinigung Republitanische Breffe
Partei zur Laft gelegt wird.
Sollten sich also die Anschuldigungen, die gegen den Regierungsrat Fuchs erhoben werden, als richtig erweisen, so würden wir seine Berfehlungen besonders streng beurteilen,
Station 10...
Stizze von C. P. Hiesgen.
Fünfzehn Betten links fünfzehn Betten rechts, schmarze Tafeln darüber mit Fieberturven in 3idzadlinien.
Wie ausgebrochene Kessel und defekte Heizkörper in den Fabrikhöfen der Werften, so liegen hier die ausgemergelten Brustkörbe der ausrangierten Arbeiter im Krankenſaal.
Fünfzehn Betten links fünfzehn Betten rechts, saalaus jaalein..
Das Spize Kinn, die auffallenden Lippen, der lange, magere Hals, erschreckende Gestalten, von der Tuberkulose alle mehr oder minder gezeichnet, schwanken die Todestaramanen der Großstädte durch die Stationen und Wartesäle des Elends.
Ein Holzarbeiter, dem die Sonne und das Harz unermeßlicher Holzfelder das eingesunkene Geficht tief bräunte, liegt neben einem 60jährigen Schlosser. Auf spindeldürren Schenkeln hängt das kantige Knochengerüft des Beckens. Eine gekrümmte Wirbelsäule madelt auf den Becken. Die Rippen hängen wie verbogene Gitterstäbe eines Käfigs und holten darin das rote Herz wie einen fremden Bogel gefangen. Kommt die Schwester, in die Fiebertafel des alten Schlossers eine Zahl zu schreiben, setzt sich der Alte umständlich den goldenen Kneifer auf, um die geschriebenen Zahlen zu prüfen. Dann reckt sich die Gestalt des Alten zu einem merkwürdigen Fragezeichen. Im Krankenmantel wandeln dreißigjährige Greise. Da liegen Fischer der Ostsee well wie an Land geworfene Dorsche und Pomucheln. Da liegt ein Araber aus Aden nahe der Straße von Bab- el- Mandeb am Roien Meer. Er fuhr als Matrose die Schiffahrts finie Rotterdam- New York , New York - Danzig . Ein dreißigjähriger Kert, fein Körper ist ein einziger bronzefarbener Mustelton: pler. Nun schüttelt das Fieber den gigantischen Körperbau und zwingt seine Lungen und Nieren in das Trockendod einer Krankenstation. Das Handtuch hängt wie ein Heimatwimpel über seinen schwarzen Kopf.
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Das einzige Gesicht im Saale, das von gesunder Farbe strahlt und proẞt, gehört einem Kriegsblinden, dem der kalte Fußboden einer Bürstenbinderei Rheumaschmerzen in die Knochen jagte, davon ihn nun das Krankenhaus erlösen soll
Nachts, wenn der Sturm um die hohen Flügelbauten der Krantenanstalt brüllt und heult und in pausenden Sekunden das Stöhnen der Kranten dem Sturme Antwort gibt, raschelt hie und da ein abgerissener Zweig geisternd gegen die hohen Fenster Sturm und Fieber geben sich Antwort, lassen nicht eine Zelle in Ruh, bis der Frost silberne Kristalle baut...
Ziehen die Schwestern nach Tagesanbruch die Borhänge von den hoben Fenstern zurück, schmelzen die Reste der Nacht in goldener Schlacke, die in Morgenwolten glüht. In den Wandelgängen hängen die Ranken des Wildweins wie lange, rote Mullbinden, und magerer als tags zuvor an Laub stehen die Blutbuchen und Trauermeiden im leiddurchwehten Krankenhausgarten.
in Berlin hat sich in diesen Tagen auch in München eine Ortsa gruppe gebildet, der bereits zwei Dugend Angehörige der Münchener Presse beigetreten sind. Es ist beabsichtigt, die Organis
In der Freitagfißung wurde die allgemeine Aussprache über das Syftem der neuen Besoldungsordnung durch eine Rede des Abg. System der neuen Besoldungsordnung durch eine Rede des Abg. I fation demnächst über ganz Bayern auszudehnen.
Kleines Theater.
Nichts Politisches in diesem Schwant von Lothar und Gottwald, obwohl Kriegsminister, Botschafter und ein Militärattaché auftreten. Der Militärattaché Frankreichs in Madrid ist Hauptperson, doch nur als Lebemann. Die Gattin des flapprigen Botschafters verbietet ihm nämlich jede Betätigung auf diesem Gebiet. Sie hatte ihn allein, fie will ihn allein. Wie der Attaché trozdem die Gattin des spanischen Kriegsministers zum Tee und zur Byjamaprobe empfängt, wie die Botschafterin und die Ministerin, beglüdwünscht von ihren durch den Attaché gehörnten Gatten und auch dank der Bemühung des nämlichen Attachés die päpstliche Tugendroje erhalten, das wird gezeigt. Lothar und sein Kompagnon find feine literarischen Edelleute. Sie bringen das verluderte Genre noch mehr herunter. Ihr Parkett ist aber zufrieden und flatscht in aufrichtiger Dankbarkeit. Fern Andra , Star des Films, spielt die Dame, die in den Pyjama schlüpft. Jeder Zug ihres Gesichts, die hohe Stirn, die Strenge des Mundes, die Großartigkeit der Nase, die aufs heftigste sprühenden Augen, endlich auch die theatralisch pompös ausholenden Bewegungen, alles widerspricht die theatralisch pompös ausholenden Bewegungen, alles widerspricht der Zierlichkeit, die von ihr gefordert wird. Frau Mewes und die Herren Riemann, Burg, Netto und Bernhardi helfen mit ihrer Routine,
M. K.
Hermann Bahr als Kampfdramatiker.
Die zweite Tat der Großdeutschen Theatergemeinschaft.
Die Großdeutsche Theatergemeinschaft" ist be= fanntlich als Kampforganisation gegen den„ Kunstbolschemismus" gegründet. Theater von rechts gegen Theater von links. Hermann Bahrs Komödie„ Die Kinder" ist die zweite Tat der streitbaren Kunstgemeinde. Wie sie mit diesem niedlichen Plauderſtück Kampfstimmung erzeugen will, wie sie mit der tranigen Infzenie rung des Luftspiels im Wallner Theater Kunstenthusiasmus entflammen will, das ist ihr Geheimnis. Dabei ist Bahrs Komödie zwar reichlich angestaubt, aber doch lustig und einfallsreich und enthält sogar nachdenkliche Probleme.
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Anna, bauernblütiges und lebensstarkes Mädchen mit Eigen willen, und Konrad, der junge Herr aus gräflichem Geschlecht, mollen heiraten, fönnen aber nicht, weil sich herausstellt, daß Konrad in Wahrheit Annas Bruder ist, doch ehe sich noch das Lustspiel zur Tragödie umbiegt, erfahren die Beteiligten, daß auch Anna einen anderen Vater hat als den standesamtlich registrierten. 3wanzig Jahre vorher hat also ein furioses Familienidyll auf Gegenseitigkeit gespielt. Bauernblut und Grafenblut sind einigermaßen erschüttert; was tut's, jetzt fönnen sie heiraten.
Die Komödie ist wahrhaftig fein fämpferisches dramatisches Gebilde, aber unter einer forschen Regie tönnte sie wenigftens eine fällt die Borstellung auf die Nerven, weil Marianne Rapier die hübsche Abendunterhaltung abgeben. Unter Ferdinand Gregori drei Atte mit einem unerträglichen Heulton erfüllt. Statt eines felbstbewußten Mädels winselt sie ein verwöhntes unartiges Kind. Ihre einzige Gemütsaufwallung besteht in Weinerlichkeit. Die
übrigen Darsteller fassen wieder ihre Rollen zu wichtig auf. Ihre Charakterisierung wirft durchweg aufdringlich. Bornehme Zurüd haltung übt nur Camillo Kossuth. dgr.
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Lehárs vornehme, Lehárs Paganini" im Metropoltheater. melodienreiche Musik und eine im Durchschnitt recht gute Besegung sorgten für den Erfolg der Operette. Der Dirigent flößte dem Bert mas der Regie Karl Fischers durch Schmung und Feuer ein diesem Schneckentempo die reichlich faden Dialoge von einer Aufaus nicht geglüdt war. Merkte Karl Fischer gar nicht, daß in dringlichkeit wurden, die mehr als einmal die Grenze der Lächerlich feit überschritt? Und weshalb stellte er fortgesezt Lebende Bilder", statt die Menschen auf der Szene wirklich zu bewegen? Und wes. halb brachte er im ersten Aft die ganz unproportionierte Salesche, gezogen von zwei richtigen Pferden, auf die Bühne? Ueberhaupt wirkte das erste Bild mit seinem Borstadttheaterehrgeiz nach überzeugendem Naturalismus recht verunglüdt. Etwas wurde man für diese Mängel immerhin durch die Musik entschädigt. Lehár hát wohl nie eleganter, wenn auch bisweilen eit fallsreicher fomponiert als im Paganini". Die Ensemblejäße mie die Duette sind in ihrem musikalischen Stil oft kompositorische Meisterstücke. Die Anforderungen, die sie an die Sänger stellen, find nicht gering. Eduard Lichtenstein bewältigte fie mühelos und brillierte mit seinem gut fizenden Tenor. Man freut sich, daß dieser Sänger sich endlich einmal wieder seiner Fähigkeiten ernsthaft bewußt geworden ist und einen höheren Ehrgeiz fühlt ais den, gefühlvoll schmalzige Operettenarien hinzulegen. Martha Serát follte sich an diesem Bartner ein Beispiel nehmen. Ihre warscheinlich recht brauchbare Stimme scheint einfach verwahrlost. Ein paar ficher herausgeschleu derte hohe Töne machen eine gänzlich unzureichenden Mittellage nicht weit. Die liebenswürdige, gelentige Hella Kürin bewies wieder, daß auch ein Stimmchen durch angemessene Schulung fich höchst erfreulich entwickeln fann. Mit ihrem Partner Artur Hell erntete sie den lebhaften Beifall des Publikums, der überhaupt an diesem Abend nicht sparsam ausgeteilt wurde und Darsteller und Kapellmeister wiederholt an die Rampe rief.
Les.
2. Rezitationsabend der Bolfsbühne E. B. Der 2. Rezitationsabend am 7., 20 Uhr, in der Aula des Gymnasiums zum Grauen seloster, Klosterstr. 74, bringt Vorlesungen Nora 3eblers. Ginlaßkarten zum Preise von 60 Pi. an den Liebschen Theaterfassen und in den Geschäftsstellen der Boltsbühne E. V.
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Wilhelm Bölsche wird morgen an der Leffing- hochschule über das Thema Die Menschheit am Borabend großer gea ologischer Ereignisse?" einen Vortrag halten, der im BlüthnerSaal, 20 Uhr, stattfindet.
Die Kunsthandlung Frizz Gurlift, Botsdamer Str. 113, Billa I, eröffnet am 7. eine Ausstellung von Wachsplastiken der russischen Bildhauerin Catherine Barjansth. Sie zeigt Portraits bedeuten der Zeitgenossen der Kunst und Finanzwelt.
Eine neue Erweiterung der Mary- Wigman- Tanzschule. Marh Bigman bat in München unter Leitung einer ibrer Meisterschülerinnen, Lies For ein 8weiginstitut ihrer Dresbener Schule eröffnet.
Der fichechoslowakische Schriftsteller und Publizist K. M. Capel- Chod, ber anläßlich des tschechoslowakischen Staatsfeiertages am 28. Ottober mit einem Staatspreis für Literatur ausgezeichnet wurde, ist nach einer schweren Operation im 67, 2ebensjahre gestorben