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will, verfemt und verfolgt wird. In der Plutokratie ist die Korruption feine Ausnahmeerscheinung: sie gehört zum System.

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Die Plutokratie ist in Amerika   aber eingeschränkt durch die politische Demokratie, durch die Notwendig­feit, die Wähler zu gewinnen. Man tennt zwar drüben auch die Korruption bei den Wahlen, manchmal in gigantischen Ausmaßen, das allein genügt aber nicht. Etwas muß für das abstimmende Bolk getan werden, man muß ihm eine gewisse Rücksicht erweisen. In den letzten Jahren fängt diefes abstimmende Bolt an, gegen die Korruption zu rebellieren. Es ging zu weit, wurde zu viel gesündigt, jezt muß etwas für die beleidigten Gefühle geschehen. Deshalb eine Reihe von Untersuchungen, deshalb die breite Publizität im Betroleumskandal und dieser Prozeß gegen Fall und Sinclair. Das System wird jedoch dadurch nicht gebrochen. Seine Eristenz hängt auch nicht davon ab, welche Partei am Ruder ist. In beiden Parteien gibt es wie plutokratische so auch demokratische Elemente. Die Plutokratie hat es aber bis jegt immer fertig gebracht, sich schließlich unter allen Um­ständen durchzusetzen. Wilson hatte bei all seinem Kon­fervativismus eine ausgesprochen antiplutokratische und anti­imperialistische Gesinnung; sein Schwiegersohn Mac Adoo, der auch Minister in seinem Kabinett war, war aber gleich­zeitig Angestellter einer Petroleumfirma. Und wenn jetzt von demokratischer Seite zmar feine radikale, aber jedenfalls im wahren Sinne des Wortes demokratische und bestimmt anti­plutokratische Präsidentschaftskandidatur von Smith auf gestellt wird, so findet sie starke Widerstände innerhalb der Demokratischen Partei selbst.

Der Rechtsbruch von Kattowih.

Die Sozialdemokraten protestieren, erhalten aber deutsche Kontrolle aufrecht. Kattowitz  , 4. November.

In dem sozialdemokratischen Organ Der Bolfswille" ver­öffentlicht die sozialdemokratische Partei eine Erflärung, in der es heißt:

Der Protest der deutschen   Bahlgemeinschaft ist nicht un­berechtigt, wenn uns die Berweigerung der Mitarbeit auch zu weitgehend erscheint. Man braucht durch Mitarbeit noch lange nicht ein Unrecht anzuerkennen. Von diesem Gesichts­puntt aus haben sich die Bertreter der deutsch  - sozialdemokratischen Arbeiter leiten laffen, als sie ihre Mitarbeit an der kommissari schen Stadtverordnetenverwaltung zusagten. Selbstverständlich werden sie ihrer Meinung in der ersten Sigung der kommissarischen Stadtverordneten dahin Ausdruck geben, daß sie in der getroffen. zusammensetzung eine Bergewaltigung der deutschen  minderheit sehen. Würde dem Woiwoden auch nur ein Funke bestimmt. Die Auflösung ist nichts anderes als ein Aft, von Demokratie eigen sein, so hätte er die Zusammensetzung anders eine deutsche Mehrheit in eine Minderheit und die polnische Minderheit durch eine Verordnung in eine Mehrheit zu ver­wandeln.

und darum ist auch der Schritt der deutschen   Gemeinschaft ver­ständlich, wenn er auch unseren Anschauungen nicht zusagt. Wir wollen durch unsere Teilnahme eine Kontrolle haben, ob die ernannte Stadtverordnetenversammlung ein Institut zur Ver­tretung der Rechte der Bevölkerung sein wird, oder ob hier die Jagd nach Aemtern weiter betrieben werden soll. Die bis herigen Erfahrungen lassen darauf schließen, daß nur die Polont Jagd nach Aemtern weiter betrieben werden soll. Die bis fierung fortgesetzt wird und von der fünftigen Arbeit ber fommissarischen Stadtverordnetenversammlung hängt unfere mitarbeit ab. Sie ist ein Freischein oder gar eine Anerkennung der Entscheidung des Woiwoden oder des Woiwodschaftsrates. Wir billigen die Eingabe des Deutschen Volks­bundes an das Minderheitenamt des Bölkerbundes und wir werden

ja sehen, wie sich nun die Rechtsbeugung der Woiwodschafts­behörde gegen die Minderheit vor den internationalen Instanzen

gestalten wird."

Für uns find alle diese amerikanischen   Dinge ein er: schreckendes Beispiel und eine Warnung. Es läßt sich nicht bestreiten, daß die bürgerlichen Regierungen in der deutschen Republik starke Tendenzen zeigen, sich in der Richtung zur Plutokratie zu entwideln. Und wenn diese Anfäße nicht entwickelt wurden, so ist das einzig und allein das Verdienst der Sozialdemokratischen Partei. Anfäße, und zwar nicht unbedeutende, sind aber da. Von den Ruhrkrediten und Ruhrentschädigungen angefangen, haben wir in der Sub ventionspolitik und in den verschiedenen Arten der ventionspolitik und in den verschiedenen Arten der Berquickung der Politik mit dem Geschäft( Zündholzmonopol!) Bersuche gesehen, auch bei uns ein System der legali. sierten Rorruption aufzustellen. Diese Versuche hören nicht auf, und es bleibt eine eminent michtige politische Aufgabe, den Kampf gegen die Korruption in allen Formen und namentlich für die scharfe Trennung und Fernhaltung der Politik vom Geschäft zu führen. Trösten wir uns nicht damit, daß wir Gott sei Dank nicht Amerika   find. So ganz unamerikanisch" find weder unsere Rapitalisten noch unsere Bürgerblodpolitiker. Auf die Moral des einzelnen darf man sich in solchen Dingen nicht verlassen; hier gilt es, durch den politischen Kampf dem Einfluß des Geschäftes" auf die Politik Grenzen zu setzen.

Haftbefehl gegen Sinclair.

Washington  , 4. November. Gegen den Delindustriellen Sinclair, der am Mittwoch Washington   verlassen hatte, wurde aftbefehl erlassen in Ber.  bindung mit der Anklage wegen des Versuchs, Geschworene zu be­einflussen und zu bestechen. Mit ihm im Zusammenhang wird einer seiner Agenten, Henry Mason Dan, des Verbrechens befchuldigt, Geschworene beeinflußt zu haben. Der Haftbefehl gegen Sinclair wurde erlassen, nachdem Richter Maccoy vom Obergericht des Diftrifts Columbia entschieden hatte, Dan brauche vor dem Gericht die Frage nicht zu beantworten, men er als Leiter des Detektiv­instituts bei der Anstellung von Privatdetektiven   vertreten habe.

Bereits wieder aufgehoben! Washington  , 4. November. Der Haftbefehl gegen Sinclair wurde auf Anweisung des Diftriftsanwalts widerrufen.

Béla Reinig.

Bon Illés Kaczér.

seine Hand zu bekommen, um sie dort, wo er selber wegen Inter­effentollision fie formal nicht beibehalten konnte, an ihm genehme Substituten zu verteilen. Diese Substituierung fönne natürlich die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, daß die Organisation der ge= samten Verteidigung in den Händen des Rechtsanwalts Sachs ge­legen hat, der auch die Berteidiger für die Angeklagten bestellte. deren Interessen mit denen seiner eigenen Mandanten follidierten.

Frauen, die man nicht heiraten soll." Ehe mit einer Kommunistin Hochverratsverdacht! Leipzig  , 4. November.

Bor dem 4. Straffenat des Reichsgerichts hatte sich in zwei­

tägiger Verhandlung der ehemalige Polizeiwachtmeister underlich aus Blauen i. V. wegen Borbereitung zum Hoch­ftechung zu verantworten. Wunderlich hatte mit der kommu­verrat, Bergehen gegen das Republikschutzgesetz und Beamtenbe­nistischen Stadtverordneten Bäumel ein Liebes­verhältnis angeknüpft und sie später geheiratet. Mit feiner vorgesezten Dienstbehörde hatte er deswegen Auseinandersetzungen, die but no, timber ber Bolizeibeamtenſchaft

da die Bäumel im Verdacht stand, Verhegungsarbeit in fommunistischem Sinne zu betreiben; Wunder­lich sollte aus diesem Grunde im Februar 1927 nach Chemniz ver­setzt werden.

Nach der Anklage soll er nun den Polizeimachtmeister Krause zu überreden versucht haben, ihm den Geheimschlüssel zu dem und gab an, er habe lediglich den Schlüssel für den Aufenthalts Bolizeifunkdienst zu verschaffen. Wunderlich bestritt dies

nicht für erwiesen und verurteilte Wunderlich wegen Be­raum verlangt. Das Gericht hielt hochverräterische Bestrebungen fuchungshaft verbüßt sind. Der Angeklagte wurde sofort auf freien amtenbestechung zu fünf Monaten Gefängnis, die durch die Unter­Fuß gesetzt. Der Reichsanwalt hatte ein Jahr drei Monate. Festungs­haft beantragt.

Männer, die man nicht heiraten soll.

Bonn  , 4. November.  ( Mtb.) daß der ehemalige Kaiser die Zustimmung zu der Berheiratung Wie der Bonner Generalanzeiger  " mitteilt, ist die Nachricht, feiner Schwester Bittoria mit dem Russen Subkoff nicht erteilt hat, richtig. Diese Tatsache hat jedoch keinen Ein­fluß auf die bevorstehende Trauung, die nun ohne Zustimmung

Anwaltsverleihinstitut Sachs. st Wilhelms ftattfindet. Wie man Interessenkollision umgeht.

Regierung und gesellschaftliche Beranstaltungen. Das preußische Staatsuinifterium beschäftigte sich in einer Sigung mit der Anregung der Reichsregierung, eine Einschränkung sowohl der gesellschaftlich repräsentativen Veranstaltungen der Regierungsstellen, wie auch, der Berbänden, Korporationen usw. zu erreichen. Die Anregung des Teilnahme der Minister an gesellschaftlichen Veranstaltungen von Reichskabinetts fand dabei die volle zustimmung des Staats­minifteriums.

derung der Zahl der Ministerien von acht auf fechs be Die Staatsvereinfachung in Bayern   wird mit der Bermin ginnen. Nach einem bereits vorliegenden Beschluß des Ministerrats soll das Ministerium für Handel und das Minifterium für soziale Fürsorge abgebaut werden, dagegen das Landwirk­schaftsministerium bestehen bleiben, weil der Bauernbund davon den Bestand der gegenwärtigen Regierungstoalition abhängig gemacht hat.

Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtags segte gestern vormittag die 3 eugenvernehmung im Falle Pannier fort. Es wurden der Rechtsanwalt Grün­wald, Verteidiger des Berurteilten Aschentampf, und dieser selber vernommen. Aschenkampf fagte in der bestimmtesten Weise aus, daß er sich an den Rechtsanwalt Themal zweds Ueber­nahme der Verteidigung gewandt hatte. Der Brief an Themal ist aber auffälligerweise von der Gefängnisverwaltung acht Tage lang zurüdgehalten worden. Nun erschien ebenso auffällig in der Belle des Aschenkampf Rechtsanwalt Sachs. Er selbst tönne zwar nicht verteidigen, da er bereits andere Angeklagte in dem Prozeß ver­Person des Rechtsanwalts Grünwald einen Bertreter an. Hierdurch trete und Interessenkollision bestände, aber er bot gleich in der und durch das Angebot der Kostenlosigkeit sei er, Aschenkampf, bereit gewesen, von Themal abzusehen und den von Sachs emp- Durch Kabylen verschleppt murden vor mehreren Tagen in der fohlenen Rechtsanwalt Dr. Grünwald als Verteidiger zu nehmen. Nähe von Rabat   Berwandte des franzöfifchen Generalgouverneurs Ein ganz ähnliches Bild bot die Bernehmung des Zeugen von Marotto, Steeg, darunter zwei Frauen. Bald darauf ereig Töpfermeisters Schöpfe, des Schwagers des Berurteilten Schirnete fich ein zweiter Fall von Franzosenverschlepping. Geit mehr als mann. einer Woche wird mit den Räubern wegen des 2ölegeldes ver­handelt; außer einer horrenden Summe verlangen die Kabylen die expedition gegen ihre Stämme unternehmen werde. Die Behandlung Buficherung, daß Frankreich   in den nächsten fünf Jahren teine Strai der Gefangenen soll bisher gut gewesen sein. Eine Einigung fonte jedoch noch nicht erfolgen.

tlagte Fähnrich Meder, mie auch in den früheren, gemesen ist, Die Berhandlung ergab, daß in beiden Fällen es der Mitange der den Rechtsanwalt Sachs mit der Berteidigung feiner Mit angeklagten angeblich beauftragt und aus unbekannten Quellen die sehr erheblichen Geldmittel für die Berteidigung beschafft hat. Immer flarer ergibt sich das Bild, daß Rechtsanwalt Sachs bestrebt mar, die Verteidigung müglichst sämtlicher Angeklagten zunächst in

einmal mit Ady gesungen. In diesem Lied reitet das Entsetzen der Wüste Gobi   durch den Sturm des Todes.

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Sein Pazifismus ist nicht paffives Weinen. Ist aktiver Aufruhr. Empörung. Entsetzen. Hohn. Und wie weiß er all das in Melodie tonung wie eine starte Antifriegsgraphif, aus der Werfftatt eines zu fleiden. Mühsams Gedicht an die Soldaten wirft in seiner Ber­Dürer oder Holbein hervorgegangen. Sauft, Soldaten! Daß das Blut heißer durch die Abern rinnt! Saufen macht zum Sterben Mut!" Motive alter Berberlieder flechten sich durch die Melodie. Aber nicht die Lüge des übermütigen Schlag zu, mein Junge". sondern die grimmige Berachtung des menschenmörderischen Helden­tums.

seinem

Der estländische Minister des Auswärtigen Dr. Atel ist von Posten, angeblich aus Befundheitsgründen, zurüd= getreten.

von jeder Strömung forttragen. So versuchte er jeder Berfönlid; feit und jeder Anschauung gerecht zu werden. Mit mohlorganisier­tem Temperament und humanistisch fundiertem Wissen verwaltete und bereicherte er das Feuilleton der Zeitung, zu der er gehörte. Bflichtarbeit, nur den Dienst des literarischen Tagesschriftstellers be Als er während der letzten Jahre, sehr spät erst und nach harter sorgte, blieb er ein nobler Anwalt dessen, was feinem weitichauen­den Blick und seinem disziplinierten Empfinden behagte. Er hat Richter der Dichtung, des Dramas und der Bühnenkünstler ist dahin­vielen genügt, er mollte niemandem schaden. Ein patriarchalischer

gegangen.

M. H.

recht eigenartige und doch absolut authentische Anekdote erzählt: Von Alfred klaar wird in journalistischen Kreisen eine

Wir Ungarn   tennen ihn als Komponisten der Ady- Lieder. Hier draußen beginnt man ihn von einer anderen Seite fennenzulernen. Er ist der Musikant der Revolution. Das Proletariat Wiens hat ihn schon ins Herz geschlossen. Jezt unterwirft sich ihm auch die schwerer zu gewinnende deutsche Arbeiterschaft. Wo immer sein ftruppiger Eberkopf über den Tasten auftaucht und unter seinen martigen Fin gern die Fortes auftofen, Pianos in Seufzern hinsterben, da horcht die Menge auf: das ist unser Mann! Sein Klang flingt aus dem Innern auf, aus den geheimsten Tiefen unserer eigenen Seele. Ein einhalb Stunden lang wühlt er all das auf, was in uns verborgen ist. Sehnsucht, Seufzer, Leid, Grimm und Hohn, geballte Fäuste und fampfbereite Entschlossenheit; all dies bannt Béla Reinik fraft feines Schöpferwillens in Lieder. Er bringt eine ganze Reihe deut­scher, französischer und chinefischer revolutionärer Dichter mit sich aufs Podium, und wie er sie nacheinander zu Wort kommen läßt, hört man immer die Stimmen zweier Schöpfer, zweier Künstler, die ganz eins geworden sind. Er ist all denen verwandt, die das Leben derer besingen, die zum Lichte streben. Man braucht nur einen Blick auf seine Hörerschaft zu merfen. daß er nur düstere Farben auf seiner Palette hat oder daß sein Ernit Feuilleton und da fiel bon weitem sein Blick auf einen Bürsten­

Bier, fünfhundert Arbeiter, Männer, Frauen und Mädchen ſizen dicht gedrängt auf den harten Holzbänken und lauschen in atemloser Stille wie in der Kirche. Olga Hajeggs angenehmer Sopran und Friz Lunzers voller Bariton sind erstklassiges Material. Färbung, Klang und Wärme ihrer Stimmen wirken um vieles eindringlicher und mahrer, sobald sie die Lieder von Reiniz fingen. Aus dem Flügel flingen magische Töne auf, in denen die Stimmen der beiden Sänger wie in überirdischem Glanz zu baden scheinen.

Um wie vieles ernster, breiter und vollkommener ist dieser Reinig geworden, seit er die biblischen, verliebten und von Todes= furcht erfüllten Gefänge des Ungarn   Ady vertont hat. Was er schreibt, ist die breite, tiefe Melodie des Mannes. Und breit und mächtig ist seine Brust, wenn er die großen Dichter der Erde an sein Herz drückt. Dieser mächtige, ftruppige, leidenschaftliche, bis zur Grobheit aufrichtige Mensch ist eitel Güte und Verstehen, Kraft und Zärtlichkeit. Nervig wie eine Männerfaust und zart mie ein ge hauchter Flötenton. Den Massengesang von Hunderttausenden bringt er genau jo zum Ausdruck wie den ersterbenden Hauch einer einzelnen franken Seele. Er schlägt zwischen sich und dem Dichter, zwischen Dichter und Bublifum musikalische Brücken. Niemand vermag die Urtraft Dehmels, Li- tai- pes blumenumranftes Leid, die Ironie Erich Mühsams und Klabunds Entschloffenheit so auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen mie Béla Reinik im Programm eines einzigen Abends.

Da ist Dehmels Erntelied: Mahie, Mühle, mahle!" Fünf furze, gedrängte Strophen. Terzinen, Miniaturen. Seinig haucht ihnen feinen Atem ein, und sie werden breit und schlagen an den Himmel. Monumental. Irgendwo dasselbe und doch etwas anderes: Listai pes Berse: Krieg in der Wüste Gobi  ." Dieses Lied ift Alien. Gelb. Und dabei schwarz von Nächten und Sturmwolfen. Da zwischen blißt der Säbel, von dem das Blut tropft. Hier gibt Reinig Monumentalität des Schauderns. ,, Es kommt das Entsezen!" hat er

polds Gedicht: Der Tod und die Mutter" ist erfüllt von auf Und wie weint seine Musik die Tränen der Mutter mit! Luit­rührerischem Leid. Auch das ist Kriegstod. Er hat der Mutter die Söhne entführt, nun will er's gut machen; und führt die Mutter zu den Söhnen. Die Klage der Garde." Schi- fings Aufschrei: Welche chinesische Dichter mit Tusche, mit dem Trauerschwarz tiefften Mutter hat noch einen Sohn? General!" Diese Berse hat der Schmerzes geschrieben. Bei Reinig: ein Schmerzplatat im Lied. und Luitpold; voll Kraft, Brutalität, ein Aufschreien, das aus dem Eine ganze Reihe von Gedichten von Clement, Pottier, Klabund  Herzen kommt und zum Herzen geht. Doch man muß nicht glauben,

trestlos ist. Ueber Reinig' Haupt schwebt immer ein Regenbogen. wäre er nur ernst, würde er seine Hörerschaft nicht derart fesseln. Aber Reinig glaubt an den Menschen, der durch ein Lied geändert und gebessert wird. Und er versteht es, die Menschen Satire hinweg auch zu erheitern, zu ermutigen und zu begeistern.

Alfred klaar   gestorben.

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über Ernst und

Profeffor Dr. Alfred Klaar, der Schriftsteller und Theaterkritiker der Boss. 8tg.", ift furz vor der Bollendung seines 79. Lebensjahres einer Lungenentzündung erlegen.

Jahrzehntelang hat Alfred Klaar   die Entwicklung des Berliner  Theaterlebens begutachtet und beurteilt. Er war aus Brag nach der Reichshauptstadt gekommen. An der Prager Universität lehrte der Germanist August Sauer  , der Grillparzer  , den vereinsamten Klassiker, mit aller Treue eines großen Philologen zur Unsterblich teit hinüberleitete. Alfred Klaar   nahm in der merkwürdigen Stadt, die das Deutschtum und das Tschechentum als stets fampfbereite und niemals zusammenflingende Kulturmächte beherbergte, an diefer Bilege des großösterreichischen, aus deutscher Klaffit inspirierten Genies teil. Doch er wollte nicht nur ein Literaturhiftoriter sein. Die lebendige Dichtung der Zeit zog ihn an, und da er lange lebte, da seine Bachfamkeit und Liebe bis in die legten Zeiten seines Daseins unvermindert blieben, begleitete er alles, mas produktiv und jung und arbeitsam war, mit Respett und Wohlwollen. Er hat Börnes Werte herausgegeben. Diese hitzige und streitbare Kri­tikernatur fesselte den freundlichen Mann, der auch einen anderen Berteidiger der Gewissensfreiheit, den Uriel Acosta  , den Helden des Gußkowschen Trauerfpiels, zum Gegenstand einer gelehrten und liberal beseelten Untersuchung gemacht hatte. Er selbst wollte nur Güte und pädagogische Harmonie ausstrahlen. So ließ er sich gern

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Klaar plöglich und, wie es hieß, so ernstlich, daß man, mit feinem Bor etwa zwei Jahren erkrankte der damals schon 77jährige Ableben rechnen mußte. Die benachrichtigte Feuilleton- Redaktion Klaar zu schreiben und seßen zu lassen. der Bossischen Zeitung" entschloß sich sofort einen Nachruf auf Wer aber nicht starb, Klaar. Er schritt durch die noch leeren Zimmer jeiner Kollegen vom ersten in der Redaktion erschien, war der erstaunlich rüstige Alfred sondern ganz munter bereits am nächsten Morgen als einer der

abzug mit der Ueberschrift: Alfred Klaart.

Der auf diese Weise bereits journalistisch Begrabene nahm num den Abzug an fich, ging in fein Zimmer, las feinen" Nachruf und fing an, verschiedene ungenaue Daten handschriftlich zu forrigieren. Die Setzerei. Da mun der Seßereifaktor Klaars Handschrift sofort Dann flingelte er den Boten und sandte die forrigierte Fahne in ertannte, lief er bestürzt in die Redaktion: war es ein Sput oder was sonst? Bald flärte sich der Tatbestand auf, und Klaar hatte die Lacher auf seiner Seite.

Eine Expedition nach neuen Blumen. Der englische Pflanzen­jäger, Kapitän Kingdon Ward  , unternimmt jetzt eine Expedition nach den Gebirgen von Assam, die 18 Monate dauern foll. Er will hier im Auftrag eines Synditats englischer Privatgärtner, an deffen Spize Lironel von Rothschild steht, nach neuen Pflanzen und seltenen Blumen suchen. Die Gebirge von Assam sind nach seinen Angaben der reichte gärtnerische Jagdgrund, den es in der Welt gibt, ein wahres Paradies für Blumen und überhaupt noch nicht erforscht. Kingdon Ward hat in den letzten 25 Jahren von feinen Weltreisen gegen 400 erstklassige Pflanzen mitgebracht, die sich alle in England vortrefflich eingebürgert haben, darunter einen himmelblauen Mohn und einen orangefarbenen Rhododendron aus Tibet  .

Die Sigfinische Madonna von Raffael, das große Schaustüd der Dresdener Gemäldegalerie, zeigt gefährliche Spuren von Raderungen und Abblätterungen der Farbschicht. lleber die Möglichkeit einer Reitan rierung follen zunächst Gutachten einiger Fachleute eingebolt merden. Babrfcheinlich wird die Beseitigung der Schäden mit elektrischen Plättelsen erfolgen.

Eine faschistische Fakultät für Pelitit. An der Universität von Perugia  wird von der italienischen Regierung eine faschistische Fatuität für politische Wissenschaft errichtet.