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Unter diesen Umständen ist die Wirkung der Wahl auf die Liberalen, die ganz im Fahrwasser der Konservativen schwammen und in ihren Wahlparolen dort, wo sie über­haupt selbständig auftraten, von den Konservativen faum zu unterscheiden waren, im höchsten Maße interessant. Wie die Wahlkommentare der großen liberalen Blätter beweisen, schreiben sie ihre Niederlagen in weitem Maße geradezu diesem restlosen Einschwenken in die antifozialistische Ein­heitsfront zu und empfehlen, in 3utunft jenen Tropfen fommunalsozialistischen Deles, das sich in der kommunalen Braris so bewährt hat, auch offen einzugestehen. Sie stellen mit schöner Einstimmigkeit das Scheitern der Methode der bürgerlichen Einheitsfront, der völligen Verwischung tonservativer und liberaler Politik im in Sampf um die lokalen Barlamente fest und betonen die Notwendigkeit einer von Kraft und Unternehmungsluft ge­tragenen lokalen Verwaltung". Nichts kann den moralischen Sieg der Arbeiterpartei besser veranschaulichen als solche späte, zu späte Erkenntnis. Kein Zweifel: Die Nation ist des Konservativismus müde und wartet nur auf den Augenblick, Baldwin die Quittung für seine Regierungskunst zu überreichen.

1500 Mark vom Himmel gefallen!

Gedächtnisschwäche der OC- Leute.

befürchten, daß die Neigung, auf Geldstrafen gif ertenment, geschwä

werde.

Abg. Barth( Dnat.) kritisierte die Gewerkschaften, die sich recht engherzig gezeigt hätten. Die Sozialdemokraten wollten anscheinend überhaupt fein Strafrecht mehr.

Ministerialrat Schäfer teilt für Preußen mit, daß gerade wegen der Bedenken der Gewerkschaften die Abarbeitung einer Geldstrafe durch Arbeit nicht weiter erfolgt sei. Die Gewerkschaften fürchteten Ueberschreitung des Achtstundentages und die Berrichtung von Sonn tagsarbeit. In Breußen feien im Jahre 1926 von 248 000 verhäng ten Geldstrafen 178 000 bezahlt worden. Und nur an Stelle von 24 000 Geldstrafen sei Freiheitsstrafe getreten. Genosse Rosenfeld bedauert, daß

Die dunklen Angelegenheiten des völkischen Verteidi gers Rechtsanwalt Dr. Sack( nicht Sachs, wie im Morgenblatt zu lesen war) beschäftigten auch in der heutigen Bormittagsfizung den Femeausschuß des Landtages. Rechtsanwalt Sad hatte bekanntlich ausgesagt, daß ein schlichter Mann aus dem Kameradentreise" der Angeklagten ihn um die Berteidigung der noch nicht verteidigten Angeklagten Stein, Aschenkamp und Schirrmann ersucht und ihm aus Sammlungen der Kameraden das Geid überbracht hätte, das es Herrn Sad ermöglichte, den von ihm angenommenen Substituten, den Rechtsanwälten Bloch, Redkowski und Grünwald je 500 m., insgesamt also 1500 m. Verteidigerhonorar zu zahlen. mit einiger Mühe hatte der Ausschuß feſtgeſtellt, daß dieser schlichte gegeben würden. Es sei erstaunlich, daß die anderen Länder fich fo Mann" der bereits vom Rathenau  - Prozeß her bekannte mit angeklagte Fähnrich Meder war.

Dieser wurde mun heute vornommen. Er gibt zu, bei Rechts­anwalt Sad gewesen zu sein und ihn um die Verteidigung der Mit angeklagten ersucht zu haben. Aber von dem Gelde und feiner Herkunft will Herr Meder nicht das mindeste wissen. Er be­streitet auch ganz und gar, daß er etwa das Geld überbracht oder gesammelt habe, ebenso bestreitet er, daß in der bekannten völ= fischen Familie v. Kuhnheim   Geld für die Angeklagten

Zahlen immer nur für Preußen

wenig bei den Beratungen beteiligten. Es müsse sich ein Beg finden laffen, bei dem unter Berücksichtigung der berechtigten Wünsche der Gewerkschaften in bezug auf Achtstundentag und Sonntagsarbeit doch auch der richtige Grundgedanke verwirklicht werden könne, der in der Forderung stecke, Geldstrafe durch Arbeit abarbeiten zu lassen. Abg. Wunderlich( Bp.) erkannte an, daß die Geldstrafe in der Tak p.) erkannte an, daß sehr verschieden den Armen und Reichen drüde, Man soll die Sache beim Strafvollzugsgeseh zu regeln suchen. Ministerialrat Schäfer hebt noch hervor, daß die Gerichte vielleicht. Nichtzahlung einer Geldstrafe die Strafe erlassen würde.

Ann Die beleidigte Reichswehr. gesammelt worden sei. Der Urſprung des Geldes bleibt alſo rätjel mehr auf Greiheitsitrafe extennen müßten, menn im Falle der

Der Erbprinz als Stein des Anstoßzes. Die Reichswehr   flagt wieder einmal. Im Mai dieses Jahres ging eine Meldung durch die Blätter, wonach der Erbprinz Johann Leopold von Sachsen- Coburg Gotha in die Reichswehr  in Donaueschingen   eingestellt werden sollte, und zwar unter einem Pseudonym, weil der vor Monaten erfolgte Versuch, den Prin zen in das in Meiningen   stationierte Schwesterbataillon einzustellen, mißlungen sei. Diese Meldung wurde auch von unserem Barteiblatt in Singen, dem Bolts willen", gebracht; sie hatte ihre Quelle in einer Meldung des Berliner Tageblatts". Während aber das Reichswehrminifterium sich in Berlin   mit einer Berichtigung be gnügte, fühlte sich der Reichswehr  - Kommandeur in Donaueschingen  durch diese Notiz beleidigt und veranlaßte den Staatsanwalt, die Offizialtlage gegen den politischen Redakteur des Bolkswillen" zu erheben, die nächstens vor dem Schwurgericht zur Verhandlung

tommen wird.

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Worüber die Reichswehr   sich beleidigt fühlt, ist schwer erfind lich. Vielleicht darüber, daß, wie es in der betreffenden Notiz hieß, der Chef der Heeresleitung, General Hene, bon der fauberen Angelegenheit Wind betam und sich eine derartige Lösung auf das Entschiedenste ver bat"? Die Meldung richtete sich offensichtlich gegen den ehemaligen Herzog von Coburg und seinen Sohn, die die Einstellung in die Reichswehr   auf diese Art und Weise betrieben haben sollen. Diefer ,, Herzog" ist der berüchtigte Regimentstommandeur der Ehrhardtbrigade und der Stahlhelmer; fein reichswehr freudiger Sprößling ist ebenfalls Mitglied des Bundes Biting. Er bat als Bitingmann den durch den Wikingprozeß bekanntgewordenen Treueid auf die schwarzweißrote Kriegsfahne ge­schworen, und im Bunde selbst sich durch einen 2andfriedens= bruch prozeß, verbunden mit wüsten Ausschreitungen, Körper: vericgungen, Diebstählen usw. ausgezeichnet. Ais unfer Coburger  Barteibiatt seinerzeit eine ähnliche Nachricht über die Einstellungs vorgänge brachte, wagte der frühere Herzog feinerlei Berichtigungen. Aber der Reichswehrkommandeur Don Donaueschingen erhebt jezt 2inklage und stellt sich damit schüßend vor den angegriffenen Herzog. Begreift man das? Oder sollte neuerdings in der Reichswehr   auch nur der Gedanke an derartige Beziehungen zu monarchistischen Kreisen als Beleidigung empfunden werden? Dann allerdings wäre diefe Klage von geradezu epochemachender Bedeutung. Wir wollen

es einmal abwarten.

Der bisherige Botschaftsrat von Prittwitz und Gaffron ist nun mehr zum Botschafter in Washington   ernannt und bereits vom Reichspräsidenten   in dieser Eigenschaft empfangen worden.

haft, es ist anscheinend vom Himmel gefallen! Im übrigen macht der Zeuge Meder, der Mitglied der OC. und später des Wiring gewesen ist, den typischen Eindruck dieser Leute: Seine Angaben sind durch fortwährende Gedächtnisschwäche gestört. Was er nicht aussagen will, daran erinnert er sich nicht. So hat er selbst vergessen, was er erst vor zwei Tagen in der Zeitung über das Honorar gelesen hat! Seltsam, seltsam!

Ein Versuch, den Rechtsanwalt Sad sofort herbeizuzitieren, mar vergeblich. Der Ausschuß beschloß, Sad noch einmal zu laden und ihn dein Fähnrich Meder gegenüberzustellen.

Unsoziale Geldstrafen.

Sozialdemokratische Kritik im Strafrechtsausschus. Der Strafgeseßausschuß des Reichstags jette heute die Beratung über die Geldstrafe fort. Auf Anfrage des Genossen Rosenfeld   teilt Ministerialrat Schäfer für Preußen mit, daß im Jahre 1926 478 Geldstrafen sich zwischen einer Mark und 10 000 m. bewegten und daß 122 Geldstrafen auf eine höhere Geldstrafe als 10 000 m. lauteten.§ 38 des Entwurfs, nach welchem die Höhe der Gelbftrafe bei Gewinnsucht des Berurteilten in das Ermessen des Richters gestellt wird, wird angenommen.

3u§ 39 beantragt die sozialdemokratische Fraktion, daß im Falle der Nichteintreibbarkeit einer Geldstrafe auf eine Erfazfrei heitsstrafe verzichtet werden könne. Genosse Rosenbeld begründet den Antrag mit dem Hinweis darauf, daß eine Geldstrafe einen An­den Antrag mit dem Hinweis darauf, daß eine Geldstrafe einen An­gehörigen der besigenden Klaffe taum treffe, um so schwerer aber einen Angehörigen der unbemittelten Klasse. Deshalb bedeute es ein Unrecht gegenüber der Arbeiterschaft,

wenn bei der Geldstrafe der Besitzende nur ins Portemonnaie zu greifen brauche, ohne es weiter zu beeinträchtigen, ein Arbeiter aber ins Gefängnis müsse. Die Regierung habe doch bei der Beratung der Geldstrafe in Aussicht gestellt, die Möglichkeit zu schaffen, daß jemand, der eine Geldstrafe nicht zahlen tönne, sie durch Arbeit abarbeite. Barum merde das nicht auch jezt vorgeschlagen.

Ministerialrat Schäfer widerspricht dem sozialdemokratischen Antrag, indem er darauf hinweist, daß, wenn an die Stelle einer nicht beitreibbaren Geldstrafe auch nicht mehr Freiheitsstrafe tfeten sollte, von einem Strafen überhaupt nicht mehr die Rede sein tönne.

Ministerialdirektor Bumfe teilt mit, daß die früheren Bersuche, Geldstrafe durch Beschäftigung abarbeiten zu lassen, daran ge­scheitert seien, daß weder das Reichsarbeitsministerium noch die Gewerkschaften sich dafür ausgesprochen hätten. Gerade die lekteren haben eine unüberwindliche Abneigung gegen eine Art un­lauterer Konturrenz gegen die freie Arbeit gezeigt. Wenn nach dem sozialdemokratischen Antrag eine Strafe überhaupt nicht eintreten solle, wenn Geldstrafe nicht gezahlt werden könne, sei zu

Genoffe Rosenfeld erblickt in dieser Annahme eine schwere Her abjeßung der Richter und fragt, ob die Sozialdemokraten die Richter gegen den Vorwurf, daß sie lieber auf Freiheitsstrafe statt auf Geld strafe erkennen würden, wenn im Falle der Nichtbeitreibbarkeit der Straferlaß eintreten würde, in Schuß nehmen sollten.( Heiterkeit.) Ministerialrat Schäfer meinte, es liege doch menschlich nahe, daß die Richter auf Freiheitsstrafe erkennen, wenn Angeklagte fagen, fie fönnten nicht zahlen.

Genosse Landsberg   erklärte, daß mit den Gewerkschaften noch mals gesprochen werden müsse. Die Gründe für das ablehnende Berhalten der Gewerkschaften fämen ihm nicht geflärt vor, und er hoffe, fie noch zu einer anderen Stellungnahme bewegen zu können Der sozialdemokratische Antrag wird bis zum Strafvollzugsa geseh zurückgenommen und§ 39 angenommen.

Rentnerhilfe in Mecklenburg  .

Fürsorge gegen die Not des Winters.

Schwerin  , 5. Nopember.

Das Lintskabinett in Mecklenburg- Schwerin hat sich entschloffent, die infolge der Teuerung bestehende Not aller hilfsbedürf tigen Kleinrentner und Sozialrentner zu findern Nach vorläufigem Ueberschlag wird für die erhöhte Hilfsmaßnahme, die für die Wintermonate durchzuführen ist, beabsichtigt, mittel über 100 000 Reichsmart monatlich zur Verfügung zu stellen, die aus dem Haushaltsplan des Ministeriums, Abteilung für soziale Politit, entnommen werden.

Gesandter Birk freigesprochen.

Kein russischer Spion.

Reval  , 5. November. Der Prozeß gegen den früheren estländischen Gesandten in Mostau, Birt, hat mit dem Freispruch des Gesandten ge endet. Er mar der Spionage zugunsten Somjetrußlands beschuldigt und hatte sich längere Zeit geweigert, aus Moskau   nach Repal zurückzukehren, als er seines Boftens enthoben war.

Reval  , 5. November.( TU)

Nach einer TU.- Meldung ist der eftländische Generalstab mit dem Urteil unzufrieden. Durch das freisprechende Urteil wird die russische GB 11. jch wer belastet. Es wird angenommen, daß der Leiter der GPU.   für die baltischen Staaten Luganowski und unter Umständen auch der russische Gesandte von ihrem Poften ab* berufen werden,

Neue Namen unterstreichen im wesentlichen mehr das Naza| man ihr Lachen glaubt. Der Kontakt mit dem Bublifum ist herge

Herbstausstellung der Akademie. renifeftimmte, Fromm- Gétiftefte eines aufſfommenden Realis ftellt, bobne baß er geſucht wird. Denn die Balucca ſcheint nur für

Bon Dr. Paul F. Schmidt.

Voraus ist leider wieder zu bemerken, daß die Anordnung der 700 Nummern( wovon 650 graphische Blätter, Aquarelle, Hand­zeichnungen) in der Akademie vom Teufel der Unordnung arrangiert zu sein scheint. Es ist ja allerhand, daß man die zwei großen Säle in der Mittelachje Käthe Rollwig überlassen hat. Damit ist aber auch jebe Drientierungsmöglichkeit erschöpft, und in zehn Sälen überfugeln sich Namen, Farben, Formen in totaler Zusammenhang losigkeit. Warum 150 Künstler nicht nach fachlichen Gesichtspunkten zusammen und gegenübergestellt werden können, warum der Kata­log alphabetisch und die Säle chaotisch angefüllt werden und die Nerven der Betrachter auf äußerste Weise gepeinigt werden müffen, das ist schlechthin unerfindlich.

Davon abgesehen, wird man eine große Anzahl vorzüglicher Arbeiten finden und ein hohes Niveau der gegenwärtigen Beichen und Aquarellkunst feststellen können. Sehr wesentlich trägt dazu die große, zwei Säle umfassende Kollektion von Beichnungen und graphischen Blättern von Käthe Kollwig bei, womit die Alta demie den 60. Geburtstag ihres hervorragenden Mitgliedes nach träglich, aber um so nachdrücklicher ehrt. Ven 1889 bis zur Gegen­mart reichen diese Werke, die in Tendenz wie Form gleich hoch stehen, deren Absicht niemals die künstlerische Berantwortung trübt, deren Gestaltung restlos mit der sozialen Gesinnung der edeln Frau sich deckt. Man wird nicht leicht wieder Gelegenheit haben, einen so umfassenden Ueberblick über ihr Lebenswert zu gewinnen. Die besten Dinge find in sicherem Befih; wieviele Brivatjammler neben den Supferstichkabinetten von Dresden   und Berlin   und der National galerie ihre Schäße hergeliehen haben, erfährt man aus dem Kata­To er es noch nicht wußte, muß erstaunen über die sich gleich­blewende Größe der bildenden Form, die vom ersten Selbstbildnis von 1889, von den Weberradierungen( 1895) bis zu den letzten Lithos und Plakaten standhält. Man möchte fast sagen, daß nur die technischen Mittel fich gewandelt, vereinfacht, monumentalisiert baben; was sich gleich geblieben ist, der Kern jeder großen Kunst, ist das Herz und die Phantasie der Künstlerin, die alles Können in den Dienst der Menschheit, der Armen und Unterdrückten stellt. Noch einen Meister der Graphik ehrt die Akademie durch Sondertollektion: Alfred Kubin  , zu feinem 50. Geburtstag. Fast alle ausgestellten Blätter find Federzeichnungen; eine aus gezeichnete Sammlung. Kubin ist ein Monomane; ein von Bisionen Befeffener. Dies ist ihm mit Säthe Kollwig gemeinsam: daß er feine Wahl bat, baß er leidet und feine Leiden veranschaulichen leine Wahl hat, daß er leidet und seine Leiden gestalten muß.

Es gibt dann noch einige Probleme gegenwärtiger Stunft in Deutschland  , bie fich angesichts der ausgebreiteten Handzeichnungen auftum. E. 2. Kirchner war vor dem Kriege einer unserer fiärfften und blutpollften Bildner: Die große Beit" hat ihn leider nölle gebrochen, und er hat sich bis heute noch nicht von seiner Krankheit erholt. Immerhin find seine Zeichnungen lebendiger und gegenwartsnäher als die betrüblichen Gemälde, die man vor einiger Beit bei Caffierer fah.

mus: Else Eisgräber, Paul Holz, Hengstenberg; freier und großzügiger: Rahel Szalit  , Ludwig Kath, H. E. Oberländer, Grunzieger. Als illustratives Talent ven hoher Begabung fällt Marie Braun auf; sie behauptet sich gut neben den Illustrationen, die man immer mit gleichem Ber­gnügen von dem ausgezeichneten Hans Meid  , von Slevogt  ( Faust II") und unserem prachvollen Heinrich 3ille fieht: ( Faust II") und unserem prachvollen Heinrich Bille sieht: solchen Blättern gegenüber hat man ein frohes Gefühl der Sicher­heit, daß deutsche Kunst unerschöpflich sei.

Bleibt das Rückgrat diefer Herbstausstellung, das Aquarell ( landschaftlicher Gattung), das nie enttäuscht, dessen Qualität sidy im Gegenteil von Jahr zu Jahr zu steigern scheint. Ph. Frand erschien nie so frei, dekorativ und naturwahr zugleich. Dazu rich Hübners fleinere Aquarelle, von einer faft legendären Bollkommenheit, die auch der Kunstmarkt bereits anertennt; . Röhrich is erlesene Landschaftsvisionen( manchen mögen fie den Höhepunkt bedeuten), B. Kraustopis intensive Farben­tunst voll naturhafter Phantasie, Mesec s zarte, an Romantiker erinnernde Lyrismen, und vor allem die bezaubernd versponnenen Aquarelle des alten Richard Sachs, so intim in ihrer De­taillierung wie frei und bedeutend in der Technit, find zum Schönsten zu rechnen. Von den Jüngeren müssen unbedingt Mar Unold, K. Tuch, Renfordt, Mar Neumann, mit bellen, fräftigen Benedig- Ansichten, Kamete, Gawell, 2. Kath, Elif. Hilbert, Chr. Beyer und Otto Heinrich   genannt

werden.

Unter den Bildhauern: Richard Scheibe   mit einem herr­lichen Knabenatt; und die phantasievoll aus dem Holz gewonnenen Formsynthesen von Joh. Schiffner.

Palucca.

Tanzabend im Bach- Saal.

Die vier größten Sterne der modernen Tanzbühne. erschienen diese Woche auf Berliner   Bodien. Yvonne Georgi   und Kreuzberg  , Dann die Wigman   und jeht die Palucca. Im Bach Saal. Drei Tage nach der Wigman  . Das erfordert neue Einstellung. Dort schwerste Brobleme zu fomplizierter Gestaltung geformt. Seelen­tiefen erschöpft. Hier Tanz, nichts als Tanz. Ein unbefümmertes Menschenfind, das im Tanz lebt. Sich ausgibt. Dessen natur­gemäße Stimmungsäußerungen tänzerisch sind. Während die Schöpfun­gen der Wigman   in thren legten Werten sich nur wenigen ent­schleiern, ist die Kunst der Palucca für alle da. Darin liegt der 3auber ihrer Tänze. Darin ihre Beliebtheit. Sobald sie auf der Bühne erscheint, hat sie alle Herzen gefangen. Das Bublikum steht fofort im Banne ihrer Kunst und ihrer Persönlichkeit. Und Kunst und Bersönlichkeit sind hier eins.

Sie tritt auf das Bodium. Scheint den Raum zu refognoszieren, indem sie mit Arm und Bein, mit Sprung und Schmung vorstößt, nach links und rechts, nach vorn und hinten. Und fie lacht, als freue sie sich, daß sie tanzen darf. Sie ist die einzige Tänzerin, der

fich zu fanzen. Beil sie tanzen muß. Es ist alles selbstverständlidy. Unerhörte technische Bravourſtüde erscheinen lebensnotwendig. Wenn man fröhlich ist, macht man eben einen ungeheuren Luftsprung mit zwei, dreifachen Entrechats., Benn man jubelt, wirft man die Beine ein Dugend mal fanfanierend gen Himmel, raft wirbelnd über die Bühne. Das sind feine akrobatischen Effettinaller. Es ist- so fcheint's nicht gemacht, angelernt, gewollt. Es ist der naturgemäße Ausdrud innerster Stimmung und überschäumender Kraft. Die Kunst des Schreitens, in der Laban, die Wigman  , die Feist Meister find, ist der Balucca fremd. Sie muß laufen, hüpfen, springen. Und in dieser Kunst tommt ihr feiner gleid). Aber sie versucht sich jetzt auch in beherrschter Bewegung. In schleichendem Gleiten, in fraft. vollen Spannungen( ,, Gehalten"). In ganz langsamem Niederfinken und Aufschweben( ,, Gebundene Ruhe"). Und während ihre Tänze sonst meist in ungeheurem Aplomb mit der Triumphatorgefte bes. Siegers schloffen, flingen sie jest zuweilen in wunderbar leichte, halb finnende, halb fragende Attituden aus. Aber ob beherrschte Span­nung oder jauchzender Sprung: immer gibt fie sich ganz. Immer lebt fie mit Seele und Körper ihren Lanz.

Und das Publikum erlebt ihn mit ihr. Und jubelt ihr zu. Und liebt fie. John Schitomsti.

Gorfi und Sowjetrußland. Die ruffische Bresse veröffentlicht die letzten Briefe Gorfis aus Sorrent   an seine Freunde. Gorki erklärt barin, die Sowjetregierung fönne ohne Zweifel vor Europa   auf ihre Förderung der Wissenschaften stolz sein. Gorki teilt seine Ab­ficht mit, einen Roman über das neue Rußland zu schreiben. Zu diesem Zwed halte er es für notwendig, persönlich die Fabriken und Dörfer Sowjetrußlands zu besuchen und den Aufbau des neuen Lebens von allen Seiten kennen zu lernen.

Transatlantische Sorgen. In den Bereinigten Staaten ist zurzeit eine Bewegung im Gange, die sich gegen die überkommenen Begriffe des Sonntagsanzuges und des Sonntags- Tafelge­schirrs wendet. In einer Anzahl großer Städte find Klubs ge­gründet worden, deren Mitglieder sich verpflichten, ihre besten An­züge auch Werktags zu tragen, und ebenso das beste Porzellan­geschirr an allen Tagen ohne Unterschied zu gebrauchen. Zur Be­gründung wird erflärt, es sei weder schicklich, am Tage des Herrn besonderen Lurus zu treiben, noch am Werktag sich der Familie und den Freunden in einer Aufmachung zu zeigen, die nicht das Beste ist, was man aufbringen kann.

Erstaufführungen der Woche. Mont. Th. i. d. Klosterfir.: Der ers Senator Mittw. Städtische Oper: Belleas und Melisande. Donnerst. Th. a. Nollendorfplat: Rasputin  , die Romanoms der Krieg und das Bolt, bas gegen fie aufstand. uitspielbane: immer nr. 13% Freit. Schillerth: 8eb bem. der lugt". Soonab. Th. am Schiffbauerdamm: Sieber bes

Ruhm 3".

Ueber Erleben und Beiftehen von Kunstwerten hält Mar Deri auf Einladung der Boltsbühne E. B. am 12., 20 Uhr, einen 2. Lichtbilder­vortragsabend im börjaal ber se unit gewerbefoule, Bring Albrecht Straße 7a. Einlaplarten 70 Pf.