Hier ist schon manche Verbesserung erreicht durch die Arbeit der Sozialdemokratie: Verkürzung der Arbeitszeit für Frauen, freier Sonnabendnachmittag, Ver- bot der Nachtarbeit für Frauen, Verbot der Frauenarbeit in gesundheitsschädlichen Betrieben. Die Säuglings st erb- l i ch k e i t ist zurückgegangen, wenn auch noch nicht befrie- digend. Auch das ist ein Erfolgder Sozialdemo- k r a t i e. Sie hat das öffentliche Gewisien geweckt, sie hat sich im Parlament für den Mutterschutz eingesetzt. Die körperliche und seelische Not der proletarischen Jugend, eine Begleiterscheinung der Frauenerwerbsarbeit. der Wohnungs- und Nahrungsnot, hat zu Sozialgesetzen zum Schutze der Jugend geführt, die von der Sozialdemokratie mit aller ihr von der Wählerschaft gegebenen Macht parla- mentarisch beeinflußt worden sind. Wir kennen die aus der Gegenwart herauswachsende Not der Jugend, wir wissen aber auch, daß ein neues Geschlecht, mit einem neuen Willen das soziale Leben zu formen und seine Fragen zu lösen, heranwächst. Es sind junge Männer und Frauen, die uns mit ihrem neuen Lebenswillen gegenüberstehen und von der Sozialdemokratie erwarten, daß sie gemeinsam mit dem jungen Proletariat die Forderungen an Staat und. Gesell- schaft stellt. Mehr Zeit für die Frauen! Nicht nur die Teilnahme der Frauen am Wirtschafts- leben stellt Männer und Frauen zugleich vor die Notwendig- keit des gemeinsamen Kampfes. Auch die Formen der Selbst- Hilfe müssen gemeinsam gesucht und angewendet werden. Der Kapitalismus hat die Familiengemeinschaft eingeschmolzen bis auf die tleinstmöglichste Zahl von Vater, Mutter und Kind. Er pfercht diese kleinste Famile in die schlecht ausge- stattete Wohnung, in der die Hausfrauen, aller technischen Hilfsmittel bar, in aller Enge und mit primitiven Hilfs- mittel» den Haushalt versehen müssen, während ihre glück- kicheren Schwestern durch die modernen technischen Hilfsmittel der Neuzeit sehr viele Arbeitserleichterungen haben. Hier haben wir auch Forderungen an Staat und Gemeinde zu stellen, wohl wissend, daß wir der Hausfrau Zeit und Er- sparnis an Kraft schaffen müssen, um ihr dabei zu helfen über ihr eigenes Leben, das Leben ihrer Geschlechtsgenossinnen, der Kinder, der sozialen Verhältnisse überhaupt nachdenken zu können. Sollte aber nicht aus diesem engen Familienkreis heraus unter der neuen Lebensanschauung die Idee der größeren. geistigen Kameradschaftlichkeit zwischen den männlichen und weiblichen proletarischen Kämpfern entstehen und wachsen? Wäre es nicht möglich, Ihr Parteigenosien und klaffen- bewußten Arbeiter, gemeinsam mit Euren Frauen darüber nachzudenken, wie man sich gemeinsam bemühen könnte, der Frau mchrZeitzumLesen undzum Versamm- lungsbesuch zu geben? Und was dem einzelnen in der Familie in jahrelangem Bemühen nicht gelungen ist, das wird doch oft genug durch ein freimütiges Wort eines Dritten in einer Versammlung gleichgesinnter Menschen erreicht! Erhebung aus seelischer Not durch den Sozialismus! Auch die Umwandlung der BevölkerungsschichtUng nach Geschlecht und Altersstufen stellt uns vor die sich daraus er- gebenden Probleme, die ein soziales Umdenken und Umlernen von uns allen verlangt. Den 32 Millionen weiblichen Per- fönen in Deutschland stehen 30 Millionen männliche Personen gegenüber. Der Frauenüberschuß von 2 230 000 Frauen aber verteilt sich nicht auf Kinder und ältere Leute, sondern hauptsächlich auf die Altersstufen von 20 bis 45 Jahren. Kommen bei normalem Willen zur Eheschließung in diesgr Altersstufen aber schon auf 1000 Männer 1160 Frauen, so verschärft sich das Mißverhältnis noch durch eine ungeheuer große, in den sozialen Verhältnissen begründete Ehelosigkeit reifer Menschen, eine Tatsache, die den Berufszwang für sehr viele Frauen ver- schärft. Alle diese Frauen, die durch ihre Einsamkeil und ihr seelisch unausgefüllles Dasein leiden, müssen einer um Lebenswerle kämpfenden Partei zuneigen! Es muß uns gelingen, all die politisch brachliegenden Frauenkräfte in die Gemeinschaft der Sozial- demokratie zu bringen, um sie ganz für den Sozialis- mus zu gewinnen. Ich sehe darin eine entscheidend wichtige Aufgabe dieser Werbewoche.
Friedrich Cberi als Lehrmeister. Ein neues Sbertbuch. Unter dem Titel„Kämpfe und Ziele" ist in» Corl-Reißner- Verlag, Dresden , ein neues Ebertbuch erschienen. Es enthält in einem Teil Bekenntnisse Eberts und Erinnerungen seiner Freunde, im Hauptteil die Reden, die Friedrich Ebert in den Iahren 1900 vis IMS in seiner Eigenschaft als Mitglied der Bremer B ü r g e r- f cfi a f t gehalten hat. Ebert war 29 Jahre alt, als er in die Bremer Bürgerschaft ge- wählt wurde. Er hatte als Arbeitervertreter einen schweren Stand in diesem beinahe noch ganz von den Bürgerlichen beherrschten Stadt- Parlament. Seine Stellung war damit von vornherein gegeben. Es war die einer fast hoffnungslosen Opposition. Es ist bezeichnend für den jungen Ebert, wenn er sich von dieser außerordentlich schwierigen Stellung weder oerwirren noch beeinflussen ließ. Wie wir es. später an ihm kennen, ging er auch hier gradlinig seinen Weg: Feint» jeder Demagogie und der rednerischen Phrase kam es ihin lediglich danruf an. sachliche Arbeit zu leisten und den Gegner— trotz seiner hoffnungslosen Isoliertheit— durch die Macht seiner Argumente zu zwingen, die Stadtpolitik mehr und mehr auf das Interesse der Arbeiter einzustellen. Es ist bezeichnend für ihn, wenn er ein- mal den Vorwurf, eine Rede zum Fenster hinaus gehalten zu haben, das andere Mal den Vorwurf, Utopisches zu fordern, mit der größten Empörung zurückwies. Nein, er, Friedrich Ebert , stehe mit beiden Füßen im Leben, er lege Wert darauf, als Realpolitiker anerkannt zu werden, er fordere nichts, was sich anderorts nicht schon als durchführbar erwiesen habe. Interessant ist es. das Arbeitsgebiet und die Art seiner Arbeit an Hand der vorliegende» Reden zu verfolgen. Finanzwesen und Sozialpolitik waren es vor allem,>nit denen er sich bejchästigte, aber auch der Kulturpolitik steht er nicht fern. Bei den Steuerdebatten tritt er für eine gerechte Berteilung der Steuern«in, wobei er sich nicht mit einer unfruchtbaren Kritik begnügt, sondern an Hand nüch- tcrner Zahlen und Tatsachen VerbesserungsvorschlSg« macht, von
Machtkampf um Die GPLl. greift gegen die Opposition ein.- verschicken?- Die Opp Moskau, Anfang November 1927.(OE.) Der Kamps zwischen Parteimehrheit und Parteiopposition ist auf der ganzen Linie entbrannt. Die„stahlharte" Parteidisziplin der Bolschewisten existiert nicht mehr. Auch die„gemeinsame stolze Erinnerung" an den Sieg vor zehn Iahren kann Mehrheit und Opposition nicht um das Parteibanner scharen. Diese„stolze Erinnerung" ist eine Fiktion: wäre Lenin heute am Leben, so hätte auch er am Iubiläumstage die Glückwünsche seiner Kampf- genossen nur mit gentischten Gefühlen entgegenehmen können. Bon der Möglichkeit einer Versöhnung ist nicht die Red«: es handelt sich nur noch darum, wieweit die Parteileitung gegen die Opposition vorgehen wird, ob sie sich auf Disziplinarstrafen beschränkt oder die Oppositionsführer nach dem hohen Norden, „zu den Eskimos", wandern läßt. Die Wahrscheinlichkeit der zweiten Lösung rückt immer näher. Es wird öffentlich bekannt, daß die GPU., die Nachfolgerin der Tscheka , selbstverständlich im Einverständnis mit dem Parteidiktator Stasin, in den Partei st reit offen ein- gegriffen hat: F i s ch e l e w, der Organisator und Leiter der Geheimdruckerei der Opposition in Moskau , „der tapfere Proletarier Fischelew", wie ihn seine Freund« nennen, und andere Oppositionelle wurden von den Agenten der GPU. kurzerhand verhaftet, und ihr Schicksal erweckt bei der Opposition begründet« Besorgnis.„Jedem Mitglied der Partei," heißt es in einer Erklärung der Opposition,„das die antikommu- nistische Politik des Zentralkomitees zu kritisieren wagt, droht Haussuchung und Verhaftung. Das Zentralkomitee hat die Partei der Kontrolle der GPU. ausgeliefert." Unverkennbar ist die Einstellung der Parteileitung zur Oppo- sition heute völlig anders als noch vor wenigen Wochen: heute betrachtet die Mehrheit die Parteirebellen nicht mehr als„Der- irrte", denen der Weg zu einer reumütigen Rückkehr offen steht und offen gehalten werden muß.„Die Opposition," schreibt die „Prawda",„ist ein« zweite Partei, die sich teils in der Partei selbst, teils außerhalb der alten Lenin -Partei gebildet hat." Die Opposition fühlt sich auch ganz offenkundig als«ine neue Partei, die alle Brücken zur alten Partei abgebrochen hat. Sie hat sich sogar einen besonderen Namen beigelegt— Bolschewisten-Leni nisten— und läßt unter dieser Firmierung in den Arbeiterzentr�n ein detailliert ausgearbeitetes Parteiprogramm umlaufen. Ihre Sprache gegen die Parteimehrheit ist an Schärfe kaum noch zu übertreffen. Das Wirtschaftsprogramm R y k o w s. des Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare, nennt S m i l g a, einer der führenden Wirtschostspolitiker der Opposition, .ein« bnreaukratische Sammlung inhaltsloser Phrasen". T r o tz k i bezeichnet dieses Programm seinerseits als die „Dämmerung des Kommunismus". Mit dem größten Nachdruck tritt die Opposition als Ver- fechterin der Rechte der„bedrückten Arbeiter- k l a s s e" im Sowjetstaat auf. Das Leningrader Manifest mit seinen Verheißungen an die Arbeiterschaft, vor allem in bszug auf die Einführung des Siebenstundentages, nennt sie „ein in der Geschichte der Partei beispielloses demagogisches und hochstaplerisches Dokument". ein„verantwortungsloses Spiel mit den Arbeitern". Da» Zentralkomitee wolle„das Schweigen der Arbeiterklasse erkaufen", um gegen diejenigen vorgehen zu können, die die Interessen der werk- tätigen Massen vertreten.„Die heutige Politik," erklärt I e w d o- k i m o w,„ist gegen die grundlegenden materiellen Interessen der
denen selbst die Gegner anerkennen müssen, daß sie nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen sind. Im Verlauf seiner fünfjährigen Tätigkeit setzt er sich unter anderem für den Ausbau der Arbeits - nachweise, für Erholungsurlaub, Ruhelohnberechtigung und Hinter- bliebenenoersorgung der städtischen Arbeiter, für Verbesserung des Wohnungsbaues, Einführung der LohnNausel bei Vergebung städtischer Arbeiten und Bekämpfung der Tuberkulose ein. Diese flüchtige Anführung seiner Vorschläge zeigt bereits, wie sehr es dem jungen Ebert darauf ankam, auf dem Posten, an den ihn das Ver- trauen seiner Genossen berufen hatte, für das Proletariat— und sei es auch noch so gering— auch positiv etwas her- auszuholen. Die Erfüllung des selbstgesteckten Zieles wurde ihm nicht leicht gemacht. Trat er das erstemal mit einer Forderung heraus, traf er auf kalte Ablehnung und überheblichen Spott. Aber mit der Zähig- heit, die auch den späteren Ebert auszeichnete, hielt er an der einmal gefaßten Forderung fest. Er unterließ keine Gelegenheit, um ackf die Notwendigkeit und Erfüllbarkeit hinzuweisen, sammelte Beweis- Material aus dem Reich, den Ländern und den einzelnen Kom- munen und gab nicht nach, bis sich die kompakte Ma- jorität der Bürgerschaft herbeiließ. Kommissionen zur weiteren Förderung der Angelegenheit einzusetzen. Das sollte ein Begräbnis dritter Klasse sein, für Ebert war es ein Anlaß mehr, nun erst recht mit ganzer Kraft für die Durchführung einzutreten. So ist der Friedrich Ebert , wie er in den Reden seiner Bremer Periode vor uns tritt, auch heute noch ein Lehrmeister für jeden, dem daran liegt, im Interesse des Proletariats als nützliche Arbeit zu leisten, und man darf dem Reißner-Derlog für seine wertvolle Publikation dankbar sein. Das Schulgesetz verfassungsändernd! Das Urteil eines bayerischen Staatsrechtslehrers. Der bekannte Münchener Staatsrechtslehrer Prof. Rothen- b ü ch e r äußerte sich vor der Münchener juristischen Studienyesell- schast über den Reichsschulgesetzentwurf der Bürgerblock-
�eichsregierung und Oaweskommissar. Die Veröffentlichung des Schriftwechsels. Die Reichsregierung hat den Brief deS Reparationä- agenten veröffentlicht. Zugleich hat sie ihre Antwort auf dessen Kritik der Oeffentlichkeit bekanntgegeben. In der dritte« Beilage dieser Ausgabe nehme« wir zu dem Schriftwechsel Stellung und gebe« de« Inhalt der beiden Schreibe« wieber.
den Sowjetstaat. . Soll man öle Trotzkisten„zu den Eskimos" »sition kündigt Taten an. Arbeiter gerichtet." Di« Sonhetregierung spare am Arbeitslohn, an der Fürsorge für schwangere Arbeiterinnen, an der Sozial- Versicherung und anderem mehr, sie schaffe in zahlreichen gesund- heitsschädlichen Produktionszweigen den Sechsstundentag ob und führ« an seiner Stelle Neun stundenarbeit ein.„Sie be- drücken die Arbeiterklasse,� rief Iewdokimow aus.„so sehr man eine Arbeiterklasse nur bedrücken kann! Sie streuen den Arbeitern Sand in. die Augen und glauben, die Arbeiterschaft hierdurch betrügen zu können!" Di« Opposition macht kein Hehl daraus, daß sie sich diesmal nicht auf Proteste und Reden beschränken will, sondern daß diesen Protesten und Reden Taten folgen werden. „Ich sage euch wieder und wieder," schmetterte Ieu<»okimow von der Tribüne herab,„daß ihr uns nicht werdet verhindern können, der Arbeiterklasse unser Programm klarzumachen� Hier seid ihr stark, in den Betrieben aber werden wir euch schlagen!" Bereits während der Tagung des Zentralerekutivkomitees in Leningrad kam es vor dem Taurischen Palais, wo die Sitzungen stattfanden, zu Ansammlungen von Oppositionsanhängern. Nunmehr will die Opposition während der Jubiläumsfeierlichkeiten offen auf die Straße gehen. Auf einer konspirativen Versammlung der Oppositionsführer in der Wohnung Iewdokimows ist beschlossen worden, während der Fest- tage ein« öffentliche Massendemonstration mit Plakaten zu ver- anstatt««.„Demonstriert mit Frauen, Kindern, Vätern! Auf die Straßen!", so lautet die Parole, Die Lokalisierung des Konflikts innerhalb der Partei ist nicht gelungen. Der Kampf um die Partei wird zum Machtkampf um den Staat. Russische Lubiläums-Amnestie. Gefährliche Ausnahmebestimmung. Moskau , 5. November. Der Regierungserlaß über die Amnestie ist veröffentlicht. Die zur Todesstrafe Verurteilten werden zu zehnjähriger Gefängnishaft begnadigt: ihr Eigentum wird eingezogen. Zu mehr als einjähriger Gejängnisstrafe Verurteilte werden freigelassen, wenn zwei Drittel der Strafe bereits verbüßt sind. Strafen unter sechs Monaten werden völlig erlassen. Zu weniger als einem Jahr verurteilte Werktätige und Rotarmisten werden ebenfalls sofort frei- gelassen. Alle von Gerichten oder Berwattungsorganen wegen gegenrevolutionärer Tätigkeit während des Bürger- krieg es bis.zum 1. Januar 1923 verurteilten Werktätigen werden freigelassen. Durch die staatliche politische Berwaltung(Tscheka ) Verurteilte werden nach Verbüßung von zwei Driltcln ihrer Straf« entlassen. Die Registrierung aller ehemaligen Offiziere und Militärbeamten der Weißen Armeen wird annulliert. Von der Amnestie sind ausgenommen aktive Mitglieder politischer Parteien, die den Sturz der Sowjelregierung anstreben. sowie wegen böswilliger Unterschlagung und Bestechung Verurteitte. Ferner wurden durch die Amnestie unbemittelten Bevölkerungs- schichten verschiedene gerichtlich oder administrativ verhängte Geld strafen erlassen. Di« im Druck hervorgehobene Ausnahmebestimmung kann bei nur einigem guten Willen gegen die massenhaft verurteilten Sozialdemokraten und anderen Sozialisten angewendet werden, die an die Stelle der schrankenlosen Diktatur einer einzigen Partei die Demo kratie gesetzt sehen wollen. Der Tag des zehnjährigen Bestehens der Sowjetmacht sollte sie doch sagen lassen: Ich fühle mich so sicher, daß ich abweichende Gesinnung nicht länger verfolgen will!
regierung dahin, daß dieses Gesetz einer ocrfossungsändern- den Mehrheit im Reichstag bedürfe, da es entgegen dem Wort- laut und der Entstehungsgeschichte der Verfassung, der Aufsassung des Reichsgerichts und der wissenschaftlichen Lehre nicht die Gemeine fchaftsschule zur Regel macht, sondern diese Schulort der Bekenntnis- schule und der bekenntnisfreien Schule gleichstellt. Der Entwurf begünstige die Auffassung der k a t h o l i s ch e n K i r ch e, der sich jetzt die meisten protestantischen Kirchenbehörden anschließen, wonach die Bekenntnisschule tatsächlich die Regel sein soll. In dieser Bekenntnis- schule würden nicht nur Lehrplan und Lehrbücher konfessionalisiert, sondern es würden die Vertreter der Kirche an der Schulverwaltung beteiligt. So würde, wenn auch in versteckter Weise, ein« Kon- fessionalisierung der Schulaufsicht möglich. Am Schlüsse seiner Ausführungen wies Rothenbücher darauf hin. wie sich der kirchliche Protestantismus in dieser FraAd i m Schlepptau des Katholizismus befinde. Er zitierte dabei die Acußerung eines hohen Würdenträgers der preußischen Landeskirche:„Der Protestantismus muß im Schatten des Katho- lizismus wieder groß werden."_
poehner im Heldenhain. Gr soll bei den Kriegsopfern begraben werden. München , 5. November. (Eigenbericht.) Eine Beleidigung der Toten des Weltkrieges will man sich in der mittelfränkischen Gemeinde Ipsheim mit der Leiche des Hitler - Putschisten und früheren Münchener'Polizeipräsidenten Poehner lessten. An dem Münchener Grab Poehners, der vor einigen Iahren be: einem Autounfall ums Leben kam, hatte dessen Frau die Wort« anbringen lassen:„Dem Vorbild treuester Pflicht- erfüllung. Das dankbare Vaterland." Diese Verherrlichung des Hochverrats auf einem der Allgemeinheit dienenden Friedhof war selbst dem Münchener Stadtrat zu viel; er forderte daher die Entfernung des Spruchs. Frau Poehner ging darauf nicht ein, und nachdem man ihr genug Zeit gelassen hatte, entschloß sie sich, die Leiche ihres Mannes noch Ipsheim , der Residenz des bekannten alldeutschen Verlegers Lehmann, zu überführen. Dort soll die Leiche zunächst im Rittersaal de» Schlosses Hoheneck auf- gebohrt und dann Im Heldenhain für die im Weltkrieg Gefallenen beigesetzt werden. Poehners ehemaliger Regimentskommandeur, ein Major a. D., will„als Vertreter des alten Heeres" die Leichenrede hatten. Man muß es den Ipsheimern lassen: sie haben ebenso wenig Geschmack wie Respekt vor ihren Kriegs- gefallenen. Der Heimwehrführer Dr. Rintelen erklärt, daß die Heimwehren nicht« von den italienischen Faschisten erholten und daß er lediglich zur Strafrechtskonferenz amtlich in Berlm gewesen sei; er habe da Rattonalsogiale nicht gesprochen.
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