Sonntag
6. November 1927
Unterhaltung und Wissen
Derunbekannte Legionärerzählt
Bon Walter Anatole Persich.
fallen. Mein Nebenmann schweigt, aber wir sind Brüder geworden in jener Nacht unter dem herrlichen Himmel Afrifas. Bir miarschieren. Ich weiß feinen Namen nicht, fann diefe franzöfifchen Borte noch immer nicht richtig behalten, aber wir sind Brüder.
Jeden Abend, wenn die lodernden Zeichen vom ,, Grab des unbefannten Soldaten" weit zu sehen sind in der lebensluftigsten Stadt der Welt, wenn die richtige Pariser Boulevardatmosphäre die Bummler hervorlockt, wenn es beginnt, vor den offenen Cafés ein wenig fühl zu werden und die Damen fich fester in den Sommerpelz wideln, die Herren den Gabardinemantel zuknöpfen, wenn überall aus den Restaurants und Bars hervor die russischen Musitanten, die fiebrigen Zigeuner Tonwellen in die Wellen des Auto- und Tramlärms fchleudern, dann fam der unbekannte Legionär eine halbe Stunde zu den Müttern und Witwen, zu den Kindern und Greifen vor dem großen Denkmal des Todes. Er ging zwischen zwei Krüden , das Käppi saß etwas schief in den Nacken gerüdt, so mußte sein strohblondes Haar hervorquellen, strähnig und von jenem Blond, das man wohl nur noch in Friesland und Holstein sieht. Seine starrblickenden grauen Augen wurden goldgesprenkelt im Widerschein des zuckenden Feuers von den Türmen des Monuments. Und jeder, deffen Blid auf das amputierte, hängende Bein des Mannes im Rnd der Legio. näre fiel, gab eine Münze oder einen Schein; nie hielt der Soldat die Rappe in der Hand nie fchien er die Absicht zum Betteln zu haben. Aber man gab ihm vom Ueberfluß, man mühte fich, unauffällig feine Hand an der Krüde zu finden. Er ftand und starrte, und es ist pft geschehen, daß eine Münze auf das Pflaster flirrte, es ist geschehen, daß man fich felbft büdte, um zweimal ein Gefchent zu geben, das auch beim zweitenmal feinen Dank erhielt
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An jenem Tage hatte ich auf der Bost eine für meine Begriffe große Geldsendung aus Deutschland gefunden. Mein Weg führte wie immer um diefe Stunde hier vorüber, und die Silhouette des Käppis, der Krücken, des halben Beines zeichnete fich gegen die Dämmerung des riesigen Steindenfmals gleich einer Bision des Krieges und der Leiden ab. Schließlich stand ich neben dem Manne, nahm aus dem Bündel der Geldscheine zwei oder drei hervor, schob fie behutsam in die verfrallte Hand am Krüdenbügel und wollte schon fie behutsam in die verkrallte Hand am Krückenbügel und wollte schon mieder beiseite treten.
Ich kann euch nicht fagen, mas eigentlich diese Augen zu erzählen hatten, die plötzlich ihren Blick in die meinen hineinhahrten: es war in ihnen Hah, piel, viel bitterster und machtloser Haß, es war in ihnen eine Trauer, eine feltfame, meltfremde Trauer. Richt um einen Menschen, sondern eher eine Trauer um eine Sache, schien mir. Um etwas, das mit der eigenen Person des Legionärs eigentlich gar nichts zu tun hatte. Jedenfalls war es dieser seltsame Eindruck, der mich stammeln ließ
Sche- ich glaube, Sie sind ein Deutscher, Kamerab? Und wenn ich mich auch irre: wollen Sie mein bescheidenes Abendbrot
mit mir teilen?"
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Dann eine Nacht, wir liegen wieder wach, wir sprechen in unserem Kauderwetsch von Wangeroog , von Deutschland , von der Normandie , seiner Heimat. Da knallt es von allen Enden, schon find die weißen Kerle im Lager, überall Panit, unsere eigenen Leute die zwei Schießen wild hinein, wenn sie nicht laufen wie die Hunde Kanonen hundert Meter vom Lager sind umgedreht und knallen wie wild zwischen das Häuschen Legionäre. Fast immer zu meit, aber das eine Geschütz wird gut bedient. Mein stiller Kamerad liegt neben alles. mir: Grüß mein Deutschland ... Frankreich . Beib" Ich halte das Gemehr grad vor mich, lade, schieße " Ich halte das Gemehr grad por mich, lade, schieße es ist ja doch egal. Dann weiß ich nichts. Alles ist rot, die Nacht ist rot, mein toter Freund ist rot, mein Leib ist rot.
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Ich spüre zuerst wieder Durst. Rundherum nichts, ich greife und Durst. Durst. fühle nur Tote. Oben der Nachthimmel. Durst. Dann erwache ich in einer Barade: die Ambulanz hat mich nach mei Tagen gefunden, als man die verlorene Kolonne fuchen ließ. Das Bein war fort, als ich erwachte. Ich kam durch, tros dieber, troß der mörderischen Luft Afrikas.
6nok
le 19:02
ADO INAD
Beilage
des Vorwärts
Und wurde erstmal bis Marseille geschafft, wo man mich schon mit einer gewissen Behutsamkeit behandelte und auf meinen Wunsch nach der endgültigen Heilung in den Zug nach Paris fette.
Der Staat hatte ein paar Krücken für den deutschen Legionär übrig, eine Rente will er mir auch zahlen, aber ich habe mir nicht einen Sous geholt. Warum? Man schenkt mir mehr, als ich gebrauchen fann, ich perfchente noch wieder davon an die hungrigen Kinder des Montmartre. Denn wo sonst sollte ein zerschundener Legionär wohl hausen?
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Und dann habe ich eine Mission: ich soll seine Frau grüßen! Riemand kann mir sagen, wer er war, seinen Namen habe ich ver= geffen, es sind zweitausend umgekommen, damals; wer non diesen ist er? Ich kann den stillen Kameraden nicht vergessen, wie er gebückt hinschlich unter der bruttigen Luft, wie er erzählte: für deutsche Gefangene mußte er auf die Festung, für sie wurde er begnadigt" zum Tode in der Legion. Er sagte:„ Grüße alles grüße Deutsch land und Frankreich , grüße mein Weib!" Er ist der unbekannte Soldat, und hier steht sein Denkmal. Hierher muß fie also einmal fommen und wenn sie einen zerschossenen Legionär sieht, wird fie fragen. Und ich fann fie grüßen...!"
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So erzählte mir der unbekannte Legionär, der täglich in Paris am Denkmal des imbekannten Soldaten steht
Die Parteizeitung.
Die Märzrevolution hat die deutsche Arbeiterpreffe geboren, und ein echtes Kind des Bölkerfrühlings non 1848 ist die Berliner Dieser ge Arbeiterzeitung„ Das BpIt" von Stephan Born . wandle Journalist und weitschauende Bolitifer war durch die Schule von Marg und Engels gegangen und strebte bewußt eine politische Klaffenorganisation des Proletariats an. Er schuf die Arbeiterverbrüberung" und als Sprachorgan diefer sozialen Klaffen vereinigung Die Verbrüderung". sprang sofort erzgepanzert als politisches Kampfblatt ins Leben. Die Die deutsche Arbeiterzeitung bürgerliche Zeitung dagegen hatte sich als Nachrichtenblatt eingeführt und nahm erst nach und nach den Charakter einer politischen Zeitung an. Der bürgerliche Zeitungsverleger war vor allem ein Geschäftsmann, dessen Unternehmen sich am bürgerlichen Wohlstand emporranfte und untrennbar mit dem Annoncenwesen verknüpft mar. Die bürgerliche Zeitung erhielt erst mit den großen politischen Freiheits- und nationalen Einheitsfämpfen des 19. Jahr hunderts eine bestimmte politische Farbe und entwickelte sich zum Gesinnungs" blatt.
schaft gespeist wurden. Die sozialdemokratische Zeitung wurde Barteieigentum. Als ausschließliche Parteizeifung stellen sich der Leipziger „ Borwärts" und vor allem der Züricher Sozialdemo frat" dar. Ihre politische Haltung wird durch Parteitagsbejdlüffe und Barteikonferenzen bestimmt. Aber nicht nur die Redaktion des " Sozialdemokrat" und seine Finanzierung unterliegt der Leitung der Bartei, nein, auch feine Berbreitung. Tausend von opferblatt über die deutschen Groß- und Fabrikstädte aus. freudigen Genossen streuen das ausnahmegeseglich verbotene Barteis
Das Ausnahmegefeß gegen die Sozialdemokratie fällt am 1. Oftober 1890, und nun schießt eine gewaltige fazialdemokratische Tagespreise empor. Das„ Berliner Boltsblatt" wird Zentralorgan der Partei unter dem von jo pielen politischen Siegen und Erfolgen gekrönten Namen„ Vorwärts. Die Sozialdemokratie wächst els Massenpartei tief in das Bolt hinein. Nicht nur ein fleiner Bruchteil leidenschaftlicher Nurpolitiker lieft nun die sozial.
Er nidte furz noch immer mortlos, seine Krüden schlugen neben mir rhythmisch auf das Pflaster, und beld saßen wir in einer Fast zur gleichen Stunde, als Stephan Born die Berliner jener italienischen Kneipen, die in Paris brennende Weine und Arbeiterschaft um seine Zeitung„ Das Boll" scharte, betrat die fcharfe Speisen fervieren und erheblich sympathischer find als in ihrer neue Rheinische Zeitung von Karl Marx und Friedrich Engels das politische Kampffeld. Im engeren Sinne des Wortes Beim Wein sah ich mein Gegenüber an féin Geficht verzag fich fein Geficht verzag fich ist die„ Neue Rheinische Zeitung " eigentlich nicht als sozialdemokracine ausschlaggebende Bedeutung für die sozialdemokratische Zeitung. zu einer Art Lächeln, das die Wirkung feiner Augen noch untertisches Parteiblatt anzusprechen. Die warme Hautfühlung, die heute ſtrich, und langsam, in der schweren Atzentuierung der Friesen, be gann er zu reden:
Heimat.
zwischen der organisierten sozialdemokratischen Arbeiterschaft und ihrer Zeitung besteht, ist selbstverständlich in den Tagen der bürgerDu hast vorhin gesagt, ich wäre ein Deutscher. Aber ich bin lichen Revolution des Jahres 1848 noch nicht vorhanden. Die das wohl eher einmal gemefen, ich habe jogar den ganzen Krieg in Arbeitermassen einer aufstrebenden Groß- oder Fabrikstadt mußten der Uniform unferes Landes gegen die Russen gefämpft. Und als ja erit politisch und wirtschaftlich zusammengeschweißt werden, bevor mein Landsmann millst du natürlich wissen, weshalb ich in der Uni- fie als fefte und gegliederte Körperschaft auf den Geist einer Zeitung form der Fremdenlegion jeden Tag am Grab des unbekannten Sol wirten fonnten. Gerade die innige Verbundenheit zwischen Zeitung daten stehe, meshalb ich nicht wieder als Krüppel in die Heimat ge- und Leserschaft charakterisiert ein modernes sozialdemokratisches fahren bin und mich da von meinen gefunden Bermandten gemütlich Biatt, und sie ist erst durch das Band jener vielseitigen Vereins- und bis zum Tode pflegen laffe. Ich werde dir die Geschichte erzählen Berbandsbildungen des Proletariats herzustellen, die zu einem augen allerdings ohne meinen Namen. Es hat auch feinen 3weck, danach zufälligen Kennzeichen unserer ganzen Kulturepoche geworden sind. forschen: hier und in der Legion war ich Wilhelm Müller . Hätte ich einen Bruder, würde ich ihm in Paris begegnen: ich wäre Wilhelm Müller , verstanden?
Zuerst ging alles programmäßig, wie ihr es auch in Deutsch land wißt. Unjer Dampfer lag in Marseille , drei Mann von der Besatzung hatten Landurlaub, und ich gehe nicht mit den Kame raden denn ich bin ja was Befferes! Wenn du Marseille kennst, weißt du, daß dies die fürchterlichste Stadt auf den Kontinent ift.
Der Nährboden der sozialdemokratischen Preise ist eben die organi fierte Arbeiterschaft, und gerade in der Werbewoche der deutschen Sozialdemokratie muß allen tätigen Genossen der Gedanke lebendig vor Augen stehen, daß jeder neu ger wonnene organisierte Sozialdemokrat die ge stallende, umwälzende Kraft der sozialbemo ratischen 3eitung steigert.
demokratische Zeitung. Der sozialdemokratische Arbeiter gewinnt überdies das lebendigste Interesse an den großen Ereignissen der Kulturwest. Die Bolfsbühnenbewegung entsteht. Der Stunft, Theater- und Mujitreferent bürgert sich in der sozialdemokratischen Beitung ein. Die Beitungen legen fich einen wirtschaftlichen, jozialen und literarischen Leil zu. Und der Nachrichtendienst erhält Diese will heute den ganzen Menschen mit seinen vielseitigen politischen, fulturellen und sportlichen Bedürfnissen erobern. Und diesen Menschen faßte vor allem Bruno Schönland 1894 in der Leipziger Volkszeitung " ins Auge. Nach seiner vorbildlichen Zeitungsreform hat der Pulsschlag der Stunde in dem deutschen sozialdemokratischen Blatt zu leben, und alle großen Gebiete der Politik, Wirtschaft und Kultur muß es umspanner..
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Die sozialdemokratische Arbeiterschaft hat in ihrem welthistorischen Befreiungstampfe feine wirksamere Waffe als ihre Presse. Sie zu einer gewaltigen Kulturmacht zu gestalten, ist ihre drängende Aufgabe. Die deutsche fozialdemo fratische Presse hat planvoll in den Arbeitern die Kräfte zu einer höheren wirtschaftlichen, politischen und sozialen Kultur zu entwideln. diese Aufgabe kann sie nur dann lösen, wenn jeder Genosse es sich zur Pflicht macht, neue Kampfgenoffen zu merbe it und die sozialdemokratische Zeitung in die weitesten Beltstreife zu tragen.
Aber
Halb Europa und halb schon Algier . Atte Raffen stoßen und drängen und Engels vorbildlich gewesen: sie wirkte fich in den großen poli. Klaffenkampf auf dem Friedhof.
durcheinander, und die mit den meisten Lastern gilt am meisten. Ein Weib spricht mich an. Sie ist für Marseiller Ware schon beinahe schön, aber, was wichtiger ist, unbedingt sauber und mit gewiffer Anmut gefleidet. Ich gehe mit in ein Café, und da sinden wir eine ganze Reihe ihrer Freundinnen" und Freunde", die uns mit offenen Armen empfangen. Alkohol, Alkohol und nochmals. Alkohol. Und drei Tage später bin ich schon auf einem Dampfer als Legionär
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Bir tamen gerade zu jener Zeit rüber, als die neuen Aufstände lobten. Man drillte uns ein wenig, aber feft alle, mit Ausnahme der zwei Nordländer, blutjunge Kerls, wußten besser mit Waffen um zugehen als die Korporale. Bierzehn Tage später find wir auf dem Marsch zur Kampfzone. Ich marschiere neben einem fast alten Manne. Es geht immer vier Stunden vorwärts, eine halbe Stunde Rast, vier Stunden vorwärts, eine halbe Stunde Rast, bis zur Erfchöpfung. Dann Schlaf das heißt, wer in dieser Luft schlafen fann. Mit heiferen Rehlen singen die Kerle, aber sie werben mur durftiger. Die Feldflaschen find leer. Es geht vorwärts. Der Mann neben mir rebet fein Bort, marschiert, fingt nicht, marschiert, stolpert, marschiert, fällt einmal hin, ich reiße ihn wieder hoch, marschiert: ,, Merci, mon camerad." Nachts liegen wir nebeneinander. Ich fuche alles Französisch zusammen: Warum bist du hier?" ,, D, Kamerad, ich bin begnadigt, zur Legion. Sm Krieg gegen euch habe ich Gefangenenwache, die ersten Leute, die halbverwundet hinter die Front tommen. Ein Leutnant von den 3uaven, ein irrfinnig eitler mit Barfüm und Monocle, tommt ins Lager und haut den- Bermunbeten der Reihe nach mit der Reitpeitsche übers Geficht, grinst. Beim dritten Schlag bin ich neben ihm. Melde gehorsamst, Herr Leutnant, daß pom Kommandanten Order auf Schamung der Bleffierten!" Schiebt der Kerl mich beiseite, haut ben vierten- ich reiße noll But das Gemehr rum renne ihm das Bajonett in die Rippen. Festung. Bor vierzehn Tagen, als die Maroflaner uns immer größere Sorge machen und nirgends Legionäre zu finden find, bin ich begnadigt für Kolonialdienst, als streng perdächtig."
Wir schweigen. Am nächsten Tag marschieren. Die Sonne Marschieren. Kein Basser. Marschieren. Statt pier in einer Reihe find fast nirgends mehr als apei. Die anderen irgendwo in der Sonne. Berdurften. Oder werden von Streifen der Farbigen über
In einer Hinsicht ist die Neue Rheinische Zeitung " pon Marg tischen und sozialen Kämpfen ihrer Zeit vollfräftig aus. Sie ist durch und durch journalistisch, und der Tag mit seinen drängenden mit Forderungen spricht, nein dröhnt förmlich aus ihr.
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Es heißt:„ Vom Standpunkt des Grabhügels aus betrachtet, ift es gleich, ob arm oder reich.
Die deutsche Revolution geht in der Reichsverfaffungsfampagne des Jahres 1849 zugrunde. und erst Lassalle wird zum Erwecker Nur unter den Grabhügeln ist es gleich. Auf ihnen fezt einer neuen sozialdemokratischen Arbeiterpresse. Ihr erstes Organ fich in unverminderter Bloßstellung die ufurpatorische Geste des ist der von Hofstetten und Schweitzer gegründete" Sozialdemo( in morte) verächtlich herab. Noch am Grabe pflanzt er den HochBefihes fort. Proh sieht auch hier auf seinen schäbigen Bruder frat". Am 15. Dezember 1864 erscheint diefe Zeltung in Berlin , mut auf. Auch der Friedhof ist fe angelegt, daß die oberen Zehnund jie bezeichnet sich als das„ Organ des Algemeinen Deutschen tausend beffer dran sind: sie haben sich für Zeit und Ewigkeit fomArbeitervereins". Aus ihrem Programm leuchten drei große Brin- fortabler und repräsentativer gebettet. zipien auf: die Solidarität der Bölkerinteressen, der freie demokratische Einheitsstaat, die Beherrschung der Gesellschaft durch die Arbeit. Hinter der Zeitung steht geschlossen die politische Organic sation Ferdinand Lassalles. Diese sucht in zahlreichen Aufrufen, Korrespondenzen und Artikeln deutsche soziale und politische Geschichte zu formen. In ihrer ganzen Tätigkeit als aus gesprochene Parteizeitung wächst sie über die„ Neue Rheinische Zeitung " hinaus: jie stellt gleichsamt einen neuen Inpus einer politischen Zeitung dar: fie bemüht sich mit der politischen Massen bewegung der Arbeiterschaft prganisch zu verschmelzen.
Aber in einem sehr wesentlichen Bunfte erwies sie sich nicht ganz als Parteizeitung. Sie war von zwei Privatleuten geschaffen worden: von Hofstetten und Schweizer , und sie hing eng mit den vielfach besonderen Ideengängen beider Bolititer zusammen. Ein neuer Schritt mußte noch erfolgen, um die geschlossene Einheit zwischen der politisch organisierten Masse und ihrer Zeitung herzustellen. Der Einzelverleger war durch den Kollektivverleger, durch die Partei selbst zu ersetzen. Greifen wir zu dem nun folgenden Drgan der Laffalleaner, zum neuen Sozialdemptrat", fo fehen wir den Privatunternehmer durch die Partei selbst perdrängt. In der ersten Nummer des Neuen Sozialdemokrat vom 2. Juli 1871 steht ausdrücklich vermetti: Eigentum des Allgemei nen Deutschen Arbeitervereins.
Der Typus der reinen Barteizeitung wird namentlich streng von den„ Eisenachern", von der Richtung Bebel- Liebknecht ausgebildet. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands ", bie non diesen beiden großen Sozialisten geführt wurde, gründete zahlreiche Ge nossenschaftsdruckereien, die von den ersparten Groschen der Arbeiter
Der Weg zum Friedhof ist nicht, was er sein sollte: Flucht aus der Plutomanie in die unbedingte Gleichheit. Gleichgültig, ob man als Toter einzieht oder als Gast des Toten kommt man ist auch hier: Herr, Gott, Nabob oder Knecht, Verworfener, Bettler.
Gleitet der Tod über unsere Lippen, lassen die Schicksalsfurien endlich von ihrer Hay, ist man faum der ganzen Placerei entledigt, und( nach furzer Kondolenz) stellt sie die Frage: Begräbnis erster, dem Todesengel auf dem Fuße folgt die Beerdigungsgesellschaft, wie sie es eröffnete: unfere Mutter hat uns erster, zweiter oder zweiter oder dritter Klasse? Die Klassifizierung endet unser Leben, dritter Klasse oder sonst ärmlicher noch geboren. Die Jugendjahre verbrachten wir mit dem Aufsteigen von Schulklasse zu Schulklasse. Unsere Bergnügungs- und Pflichtreisen machten mir je nach dem Stande der Geldmittel in Baggonflaffen, in Ab- teilen", pon denen die erfte wohnlich, die dritte widerlich, aber ihr Breis Hoch lange nicht der Dürftigkeit einer gewiffen, ganz proletarisierten Menschenlaffe entsprechend ift, so daß man denn auch noch pielfach eine vierte Klaise einführte, beren Interieur fich nach dem Stile richtet, ben die Behausungen des Biebes haben. Bieh und vierte Menschenflaffe werden vollends in marchen Staaten im gleichen Wagen be: fördert.
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Die nächste Etappe, der Transport in die Ehe, die Trauung, ist gleichfalls abgestuft.
Rangtfaffen. Bir effen erftttajiig" oder„ miferabel"( Abkürzung Kurz, die Funktionen des Lebens sind ein Staatsdienst mit für comme les misérables"). Auch noch trivialere Bedürfnisse oder zweiter Klasse. Der britten entspricht hier Gottes Natur, Feld befriedigen wir je nachdem, wieviel mir gnwenden wollen, erster und Bald, fie find gratis. c
Und dann gehen mir ein in Gottes ewiges Reich. Wenn mir reich eingehen, macht man dem Leichenzug unterwegs tiefandächtige