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Moskau   für Westarp. Neide gegen die Sozialdemokratie? In feiner Rede auf der Festsitzung der Sowjetregierung cm Sonntag hat Stalin   als die Hauptparole in der aus- wärtigen Politik den Kampf gegen die internatio- nale Sozialdemokratie ausgegeben. Ebenso erläßt die kommunistische Internationale ein Manifest, das sich fast ausschließlich gegen die Sozialistische Arbeiter- internationale rickitet. Der Scbwindel der drohenden Kriegsgefahr läßt sich offenbar nicht länger aufrechterhalten. flicht Churchill  , nicht Chamberlain ist der Feind der Feind i't die Labour Party. Nicht der deutsche Bürgerblock ist der Feind der Feind ist die Sozialdemokratische Partei Deutsch- lands. Nicht der italienische   Faschismus ist der Feind der Feind ist die von Mussolisti niedergetrampelte sozialistische Arbeiterbewegung Italiens  . Nicht Poincar6, nicht Marin ist der Feind der Feind ist die Sozialistische Partei Frank- reichs. Nicht Seipel ist der Feind der Feind ist Otto Bauer  und Karl Nenner. Und so weiter. Ob man etwa in Moskau   glaubt, mit dieser Parole von dem Kampf im eigenen Lager abzulenken? Oder befürchtet man die Rückwirkung der immer stärkeren Annäherung Sowjetrußlands an die kapitalistische Welt stehe zuletzt die angekündigte Beteiliatmg der Rüsten an der Abrüstungs- fonf£rem des Völkerbundes auf die bisherigen kommuni- stischm Mitläufern? Oder glaubt man gar. die wenigen ausländischen Sozialisten, die sich daben breitschlagen lasten, mit den Rußlanddelegationen nach Moskau   zu fahren, leichter für d'e Sache des Bolschewismus zu gewinnen, wenn man ibre bisherige Partei beschimpft und sie als Hauptfeind der Arb-rklaffe hinstellt? Gleichviel, aus welchen Beweggründen die Moskauer  . Strategen ihre neueste Parole ausgegeben haben, wir stehen nicht an. zu erklären, daß diese Kampfansage für uns manchen Borteil enthält: wir werden, wenigstens in nächster Zeit und bis zur nächsten Parolenausgabe, die u n e h r- lichsn Einheitsfrontangebote los fein, die nur zum Zwecke der Verwirrung erfolgen. Auch werden wir in dankenswerter Weife am Vorabend der großen Wahlkämpfe daran erinnert, daß es a u ch l i n k s einen Gegner gibt, einen fanatischen Feind, dem wir den Teil unserer Aufmerksamkeit schenken müssen/der ihm gebührt. Vor allem stellen wir fest: an demselben Sonntag, an dem von Moskau   aus die Parole: Kamvf gegen die Sozial- i�emokrotie ausgegeben wurde, bat der Führer des deutschen  Bürgerblocks. Graf Westarp, feine bereits mehrfach prokla- mierte Wahlparole feierlich erneuert. Es ist dieselbe Barole wie in Moskau  : Kampf gegen die Sooia ld e mo k r a t i e l Wenn in einem Kriegs zwei Ssaaten gegen denselben Staat kämpfen, dann nennt man sie Bundesqenos- s e rt. Mög-n es in diesem Falle Westarp und Thälmann  noch so laut bestreiten, sie sind Bundesgenossen. Sie baben beide dieselbe Kamvfparole ausgegeben. Die deutsche   Reak- twn erstrebt die Schwächung der Sozialdemokratie mit allen Mitteln, um die Herrschaft des Büraerblocks zu verewigen. Westarp rechnet dabei b s w u ß t auf die kommunistische Hilfe. lind kann man unter so klaren Umständen überhaupt noch behaupten, daß die Kommunisten dem Bürgerblock diese Hilfe nur.unbewußt leisten? Nein, sie wissen genau, was sie tun. sie müssen es wissen, denn s o vepng-'�st kchU man gar nicht fem. daß man auf kommunistischer Seite den Zweck und. die Folge dieser Kampfparole gegen die Sozial- dem�'mtie nicht kaviert. Wir nehmen diestn Kampf auf mit dem Ziel, daß bis zu den nächsten Wahlen alle denkfähigsn Arbeiter, die bisher noch zu den Kommunisten dielten, erkennen mögen, daß jede Stimme für die Kommuni st en eine Stimme für Westarp bedeutet.
Die frattzösifchs Lmke für Verständigung Ein Jnedenciaufruf im �Oeuvre".- Ein deutschnationales Wahlmanifest imEcho de Paris". Paris  , 7. November. DasOeuvre" erläßt am Montag einen energischen A u f r"f zugunsten der deutsch  - französischen Wer st ä n d i g u n g. Dabei scheut es sich nicht, seinen Landsleuten sehr grobe Wahrheiten zu sagen. Selbst die schlimmste Nieder log-, erklärt das Blatt, könne nicht ausreichen, um ein Volk von KO Millionen disziplinierter Arbeiter endgültig am Boden zu halten. Es liege im Interesse der beiden Nachbarvölker, eine enge Zu- sammenarbeit zunächst auf wirtschaftlichem und industriellem und dann auch auf politischem Gebiet herzustellen. Frankreich   müsse daran denken, daß es jetzt friedliche Mittel gebe, mit denen man ein Volk cbenso furchtbar schlagen könne wie bisher Mit kriegerischen Mitteln. Frankreich   dürfe die starken demokratischen Kräfte in Deutschland   nicht unkerschähen, denn es könne heut« nicht bestritten werden, daß Deutschland   ent- schlössen den Weg des Friedens, der internationalen Ver- ständ'gung und des Völkerbundes beschritten habe. Frankreich   dürfe und könne es sich nicht weiter leisten, gegenüber Deutschland  eine Politik der Erniedrigung zu treiben. Wie wenig mit Zwang gegen Deutschland   ausgerichtet werden könne, weist das Blatt besonders am Beispiel des Anschlusses an Oesterreich   nach. Sicherlich könnten die Alluerten. so erklärt es, einen politischen Anschluß verbieten, aber sie könnten nicht verhindern, das; Oesterreich   und Deutschland   sich durch seine Post, durch die Eisenbahn, durch seine Zollpolitst, Sozialpolitik und intellektuelle Zusammenarbeit so eng zusammenschlössen. daß sie praktisch genau so vereint seien wie zwei Schweizer  Kantone. DasE ch o d e Paris- gibt dafür ein vollkommen« n t- gegengesetztes Bild von der Zukunft der deutsch  -franzö- fischen Verständigung, das augenscheinlich nur zu dem Zweck inner- politischer Wohlpropoganha hergestellt wurde. Das Blatt erklärt, daß das französische   Lmkskartell mit der Verkündigung seiner Ab- ficht zur R h e i n l a n d r ä u m u n g sich gegenüber Deutschland   in eine schlimme Lage gebracht habe. Das Linkskartell kann sicher sein, daß es von Deutschland   hereingelegt werde. Man dürfe sich in Frankreich   nicht vorstellen, daß die Reichstagowahlen in Deutschland   nach links ausfallen würden.(?) Deutschland   sei mit der Nechtsregierimg sehr zufrieden(?), denn sein wirtschaftlicher Wohl- stand sei no<b nie so groß gewessn(!) wie jetzt, und vor allem werde Deutschland   das Elend unter den sozialdemokratischen Reichs- reoierungen nicht vergessen. Die französische   Linke köime sich dar- ruf gesaßt machen, daß Deutschland  , so bald es die Rheinlandräu- mung erreicht Hab«, sie mit wohlverdienten Fußtritten bedienen .werde.
Es werde Licht!
Nach den Wahlsiegen in Hamburg   und im ilntsrslbegebiet errang die SPD  . jetzt auch bei den Oldenburger   Kommunalwahlen große Erfolge.
Oer rote Laternenanzünder:«-Ein paar nette Lichterchen Hab ich dem Bürgertum schon in der Nordwestecke aufgesteckt. Bis zu den Neichstagswahlen wird es in ganz Deutschland   hell sein!"
Diktatorenmarsch auf Wien  . Beschlüsse der Steiermärter Heimwehren. Graz.?. November. Das Ergebnis der gestern hier abgehaltenen Jührerlagung der heimwehren   und des Heimaischuhe» der Steiermark  , an der über 500 Vertreter aus der Steiermark   und der Leiier der gesamten heim- wehrbewegung Oesterreichs  , Dr. Sieidle-Znnsbruck, ieilnahmen, war der Zusammenschluß der heimwchren unter einheitlichem Kommando. Es wurde beschlossen,bei einer Wiederholung des Versuches, die Kätchmschast cder eine rote Diktatur auszurichten(!). wie im Zu« lgZ7. den Kamps mit den radikalsten Mitteln aufzunehmen und auch von einem Marsch nach Wien   und der V e- sreiung der Stadt aus den Händen landfremder Diktatoren nicht abzustehen._ Mexikos   Arbeiterstadt. Keine Gegenkandidaten gegen die Arbeiterschaft! Mexiko  -Eity, 7. November.(Eigenbericht.) In den bevorstehenden Wahlen für die Stadtverwaltung von Mexiko  -Csty wird aller Wahrscheinlichkeit nach Mexikos  Arbeiterpartei als einzige Bewerberin auf dem Wahl- selbe erscheinen. Bisher sind für die Wahlen, die Anfang Dezember stattsinden, noch keine Gegenparteien ausgetreten. Das ist wohl zu in größten Teil auf den Umstand zurückzuführen, daß die Arbeiter- Partei schon seit Jahren die Stadtverwaltung kontrolliert und in den Wahlen der letzten Jahre alle Gegenkandidaten vernichtend schlagen konnte. Außerdem ist es dieser sozialistischen   Stadt- Verwaltung gelungen, den von ihren Vorgängerinnen hinterlassenen städtischen Bankerott zu beheben und in kurzer Zeit die städtischen Finanzen gesund und unabhängig zu gestalten. Da? wird selbst im bürgerlichen Lager anerkannt.
Werbekundgebungen. Heute, Dienstag, den 8. November: 1. Abt.  : 19Va Uhr in den Musiker-Sälen. Kaiser-WUhelm- Straße 31. Redner: Erich Kuttner  , M. d. L. 37. und 38. Abt.  : 19� Uhr im Saal der Patzenhofer Brauerei, Landsberger Allee 2S. Filmvorführung:Der Kreuzzug des Weibes". Ansprache: Karl Litke  . Einlaß nur gegen Eintrittskarte. Parteimitglieder nur auf Mitgliedsbuch und soweit Platz vorhanden. Zehlendorf  : 20 Uhr im LokalLindenpark", Berliner Str., Ecke Gartenstr. Redner: Wilhelm Landa. Morgen. Mittwoch, de« S. November: Alarienfelde: 20 Uhr im Lokal Kallmann, Berliner   Str. 114. Redner: Dr. v. Ungern-Sternberg. *« Frauentverbeveranflattungen. Heute, Dienstag, den 8. November: AEG.-Trepkow: Film- und Vortragsveranstaltung nach- mittags 4 Uhr bei George, Clsenstraße Ecke Treptower Chaussee. Versammlung aller Arbeiterinnen und An- gestellten der ÄEG.-Trepiow. 1.Der Kreuzzug des Weibes." Ein packender Film zur Frage der Bevölke- rungspolitit. 2. Ansprache der Genossin Adele Schreiber  . s: Film- und Vortragsabend abends 8 Uhr im
Lindenverk, Garten- Ecke Berliner Straße. 1. Film Die We
Leber".
Morgen, Mittwoch, den f). November, 19� llhr: Buch* Film und Vortragsabend im Lokal Lange, Lindenhofstraße. 1.Der Kreuzzug des Weibes."* Ein packender Film zur Frage der Bevölkerungspolitik. 2. Ansprache der Genossin Minna Todenhogen.
Mussolini   erhalt die Tanger  -Rechnung. Frankreich   unterzeichnet den Bertrag mit Südslawien. Paris  , 7. November.  (Eigenbericht.) Der jugoslawische Außenminister Marinkowitsch wird in diesen Tagen in Paris   erwartet. Der Quai d'Orsay bestätigt, daß diese Reise in erster Linie der Unterzeichnung des bereits vor Jahr und Tag zu- standcgekommeneu Freundschaftsvertrages zwischen Paris  und Belgrad   dienen soll. Da die französische   Regierung diese Unterzeichnung mit Rückficht auf Italien  von Monat zu Monat immer wieder verzögert hat. wird man wohl kaum fehlgehen, den auffälligen Wechsel in der Haltung mit der in der vergangenen Woche von Italien   vor Tanger   veranstalteten Flotten- demonstration in Verbindung zu bringen. Man wich, der französischen   Politik die Anerkennung nicht ver-- sogen können, daß sie in den letzten Jahren das Menschenmögliche getan hat, um die durch die mannigfachen italienischen Provokationen zwischen Rom   und Paris   gefchasfeno Spannung aus der Welt zu schaffen. Das war zweifellos auch der Grund, warum Briand   den bereits zu Beginn des Jahres 1926 zustandegekommenen Vertrag mit Belgrad   bisher nicht in Kraft gesetzt hat. Offenbar hat man in Paris   befürchtet, daß Italien   darin eine Unterstützung Süd- slawiens in dem zwischen Belgrad   und Rom   bestehenden Konflikt wegen des Vertrages von Tirana   sehen würde. Wenn der Quai d'Orsay noch langem Zögern sich nunmehr entschlossen hat. aus seiner bisherigen Reserve herauszutreten, so kann das lediglich besagen, daß man in Paris   nicht länger gewillt ist, den italienischen Her- ausforderungen ruhig zuzusehen. Die am Donnerstag er- folgende Unterzeichnung des Vertrages ist infolgedessen nicht» anderes als die französische   Antwort auf die jüngste italienische Demon- stration. Sie ist dazu bestimmt, Herrn Wussolini klarzumachen, daß die beiden Länder, auf deren Kosten der italienische Imperialismus die Vsfriedigupg seiner Expansion sucht, die Provokationen satthaben und entschlossen sind, gegen den gemeinsamen Gegner im Ernstfall« zusammenzustehen. An hiesiger zuständiger Stelle wird dazu ebenso wie in Belgrad  auf das entschiedenste in Abrede gestellt, daß der Vertrag den Charakter eines militärischen Bündnisses habe. In diplo- matisthen Kreisen aber stößt diese Versicherung auf eine sicherlich nicht unbegründete Skepsis. Chamberlain ein zufriedener Storch. Wahlkampfangriffe Lloyd Georges. London  , 7. November.  (Eigenbericht.) Lloyd George   antwortete am Montag anläßlich eines von einem Londoner   Klub veranstalteten Essens in einer selbst für ihn ungewöhnlich temperamentvollen Weise auf Chamberlains jüngste außenpolitische Aeußerungen. Er wünsche nicht als«in Mann von Blut und Eisen in die Geschichte einzugehen. Die am Weltkrieg de- teiligten Nationen besäßen gegenwärtig zusammen 1 0 M i l l i 0 n e n S 0 l d a t e n, die im Kriegsfall nicht nur gut, sondern besser aus- gerüstet seien als im Jahre 1914. Die mechanische Kriegs- ausrüstung dieser Staaten sei besser, das heiße grauenhafter als damals und werde von Jahr zu Jahr furchterregender. Die Sieger st aaten hätten keinerlei Schritte unternommen, um ihr in Versailles   gegebenes Versprechen einzulösen, dem Beispiel Deutschlands   und Oesterreichs   zu folgen, die zur Abrüstung ge- zwungen worden seien. Kann Locarno   nicht über Locarno hinaus zur Schiedsgerichts- barkeit und Entwaffnung fortschreiten, so ist ein Krieg unser- weidlich. Ehambelain hat genug auf den Lorbeeren Locarnos geruht. Er gleicht einem Storch, der am Logo Maggiore auf einem Bein steht, übernatürlich gescheit dreinsieht und sehr befriedigt darüber zu sein scheint, daß er eine Forelle geschluckt habe. Cr möge seine Schwingen heben und seinen Flug zum Frieden antreten.
Abrüstung! Abrüstung? Argentinien   hat beschlossen, sein« K r i e g s f l 0 t l e auszubauen. Italien   erhielt bereits einen Austrag auf zwei Kreuzer zu je 64M Tonnen. Ferner werden drei leichte Kreuzer, sechs große Torpedoboot« und drei Unterseeboote gebaut werden.