Einzelbild herunterladen
 

Nr. 52844. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Den politischen Glauben verloren...?"

Das Rätsel um den Gelbstmord der Drei in Köpenick.

fratie erst viel später in der verzerrten Darstellung ihrer eigenen Partei gesehen. Sie waren der kommuni­ stischen Bewegung treu ergeben, es verging wohl kein Abend, an dem sie nicht für ihre Sache tätig waren. Wenn also ihr freige­wählter Tod nur so zu erklären ist, wie man es von den Angehörigen hört: daß sie ihren politischen Glauben verloren" haben, so fann es nur der Glaube an den Kommunismus gewesen sein. Die Weltrevolution, von deren baldigem Kommen sie wohl geträumt haben werden, ist nicht gefommen; in Rußland triumphiert nicht der Sozialismus, sondern unter der angeblichen proletarischen Diktatur wächst ein neuer Rapitalismus heran. Den Tag, an dem die deutschen Kommunisten das zehn jährige Jubiläum der bolfchemistischen Revolu tion feierten, wählten die drei Freunde zu ihrer eigenen Todesfeier

Die Grünauer Straße in Röpenid, in der diese| fannten die Sozialdemokratie nicht. Sie haben die Sozialbemo Tragödie sich ereignet hat, ist eine jener eintönigen Kleinstadtstraßen, mie man sie in den älteren Vororten Berlins noch vielfach findet. An der Ecke die Kneipe, hier und da ein kleiner Kramladen oder ein Barbiergeschäft. Im vierten Stod der Nummer 29 wohnt seit 20 Jahren Familie a ad. Die eine Hälfte der Etage wird vom Boden eingenommen, in die andere Hälfte teilt sich die Mutter mit den Familien der verheirateten Kinder. Albert Haad, 25 Jahre alt, mit der Tochter eines Arbeiters verlobt, hat zusammen mit der Mutter ein Zimmer inne. Eine ansehnliche Büchersammlung steht man, vor allem russische Literatur, Gorfi, Dostojewski , neuere Dichtungen. Haad ist in der fommunistischen Bewegung eifrig tätig, er leitet die Bildungsarbeit des Bezirks, erst jüngst hatte er ein Theaterstück geschrieben, das bei einer Parteiveranstaltung reichen Beifall fand. Tagsüber ist er in der russischen Handels­vertretung beschäftigt, neben der Parteiarbeit übt er eine rege Tätigkeit in der öffentlichen Wohlfahrtspflege aus. Dazu nimmt er noch russischen Unterricht. Also einer von jenen bildungshungrigen Proletariern, die den Stolz ihrer Klasse bilden. Die Eltern von Billy Buthe sind einfache Arbeiter, anscheinend parteilos. Die Mutter erzählt, daß sie mit ihrem Sohn oft Auseinandersetzungen gehabt hat, weil er nicht an Gott glauben wollte. Auch der Bruder ist Kommunist, die Schwestern sind ohne politische Interessen. Vor furzem hatte Buthe eine Bernehmung auf der Polizei, weil er an einem Zusammenstoß mit der Gendarmerie beteiligt gewesen sein foll. Es erscheint ausgeschlossen, daß dieser Zwischenfall der Anlaß zu dem Freitod der drei Menschen gewesen ist. Die Eltern, die offenbar mit der Polizei nichts zu tun haben wollen, beteuern, daß fie fich um die politische Betätigung ihres toten Sohnes nie ge­fümmert hätten. Der dritte unter den Opfern der Tragödie, Richard Miethling, 21 Jahre alt, ist der Sohn eines fleinen Maurermeisters. In der Wohnung der Eltern, in der Flemming­straße, herrscht gutbürgerliches Milieu. Die Angehörigen waren stets gegen den tommunistischen Umgang des Jungen, oft kam es darüber zu Borhaltungen. Miethling war Konstruktions­zeichner bei Borsig. Er wird als sehr begabt geschildert, für die Kommunistische Partei fertigte er Zeichnungen und Blafate an. Die Eltern wollten ihn studieren lassen, offenbar um ihn dem bürger­lichen Leben zurüdzugewinnen. Das ist jetzt vorbei.

Wo ist der Schlüssel zu diesem Drama? Die Angehörigen

Diese grausame und sinnlose Selbstvernichtung junger Brole­tarierleben zählt zu den Ausnahmeerscheinungen. Es waren drei mertvolle Menschen, die das Dasein satt hatten, weil ihre Blüten­träume feine Reife versprachen. Wo aber gehen die vielen anderen hin, die den Glauben an die fommunistische Sache verlieren? Sie fehren vielfach der Arbeiterbewegung überhaupt den Rücken, fie werden zu Indifferenten". Hier muß die Arbeit der Sozialdemo tratie beginnen. Keine Verzweiflung am Leben, sondern Hingabe an das große Ziel des Sozialismus!

Die friminalpolizeiliche Untersuchung

hat bisher auch nur eine teilweise Klärung der Röpenider Tragödie gebracht. Kriminalkommissar Draeger begab fich im Laufe des gestrigen Nachmittags nach Köpenick und nahm nochmals eine Untersuchung des Zimmers, in dem die furchtbare Tat ausgeführt wurde, vor. Es war möglich, den swerverlegten Haad, der bei vollem Bewußtsein im Köpenider Krankenhaus liegt, turz zu vernehmen. Ueber die eigentlichen Gründe zu der Tat hüllte er sich noch in tiefstes Stillschweigen und machte nur über die Zusammenhänge des unheilvollen Nachmittags Angaben, die von einigem Wert sind. Demnach hatte ha ad seine Freunde Willy Buthe und Herbert Miethling am Nachmittag zu sich gebeten. Die jungen Leute, die fich feit längerer Zeit fannten und fich mit politischen und philofophischen Fragen beschäftigten Dantes und Tolstois Werte gehörten zu ihrer gelesensten Literatur, tamen im Laufe der Unterhaltung zu dem Ergebnis, daß das Dasein faum lebenswert fei. Diefem gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Haad richtete die Waffe zuerst gegen sich selbst. Dann ergriff Buthe die Pistole und als letzter jagte fich Miethling eine Rugel in die Schläfengegend. Saad dürfte, falls nicht ganz unvorhergesehene Komplita tionen eintreten sollten, nach Ansicht der behandelnden Aerzte mit dem Leben davontommen. Allerdings hat er die Seh fraft beider Augen eingebüßt. Die Kugel hat den Sehnern des rechten Auges zerstört und das linte Auge aus der Augenhöhle herausgedrüdt. Die Kugel trat an der linken Schläfen feite wieder heraus.

Dienstag, 8. November 1927

Am 24. November feierte ein Mitglied des Lotterieklubs Norden" Geburtstag und spendierte für die etwa 30 bis 40 Mitglieder zwei Tonnen Bier. Als eines der Mitglieder, Beier, unter dem Ein­fluß des genossenen Alkohols mit dem Revolver herumzufuchteln begann, nahm der nicht weniger angetrunkene Borchardt ihm den Revolver ab und steckte ihn zu sich. Gegen 1 Uhr begab er sich nach Hause. Seine Frau war nicht da. Er hinterließ ihr einen Zettel, daß er ihr entgegengegangen sei und begab sich auf die Suche. Unter­megs traf er feinen Klubgenossen Hagemann, der ihm bereits früher einmal die Beziehungen seiner Frau zu Berndt hinterbracht hatte. Borchardt, den in diesem Augenblick wieder der Verdacht durchzuckie, fragte ihn, ob er ihm nicht etwas über diese Beziehungen fagen fönnte. Hagemann meinte, er würde bei seiner Braut darüber Ause funft einholen. Borchardt, der seine Frau nirgends antraf, begab sich aber in die Wohnung seines Freundes Berndt. Auf sein Klopfen erhielt er längere Zeit feinen Einlaß. Dann sah er den entfleideten Berndt vor sich. Auf dem Nachttisch entdeckte er die Ohr gehänge feiner Frau. Er warf sich auf Berndt. Sie tamen ins Ringen. Was weiter geschah, darüber, daß er Schreie gehört hat, er erinnert sich dunkel, daß Schüsse ge= erflärt der Angeflagte, teine Auskunft geben zu können. Er weiß, fallen find. Genaues wisse er nicht. Er entfinne sich auch nicht, daß er seine Freunde im Linienfeller aufgesucht und ihnen die Mit­teilung gemacht, daß er seine Frau erschossen habe. Er will es erst später erfahren haben. Ob ihm wirklich die Erinnerungbgefehlt habe, mag dahingestelt bleiben. Ueber die Einzelheiten der Vorgänge im Zimmer Berndts wird sowohl der Zeuge Berndt als auch eine Nachbarin erst heute ausführlich aussagen. Borchardt verbrachte Rechtsanwalt Fren in Berbindung, mit dem der Gattenmörder fich einen Tag bei einem seiner Klubgenossen; diese sezten sich mit am nächsten Tage ins Polizeipräsidium begab. Das Gericht versucht festzustellen, weshalb Borchardt fich nicht sofort der Polizei gestellt hat.

Der Todesschuß auf den Kutscher.

Der Prozeß gegen den Herzog von Ratibor. Ratibor , 7. November. Bor dem Erweiterten Schöffengericht in Ratibor begann die Berhandlung gegen den Herzog von Ratibor, der am 5. Februar auf der Jagd seinen Kutscher Hytret so schwer ange­schoffen hatte, daß er an Blutverlust starb. Die Versorgung der Hinterbliebenen ist noch nicht geregelt. Die bisherigen Verhandlungen geben teine Aufklärung, wie es zu dem unglücklichen Schuß habe tommen fönnen. Amtsgerichtsrat Sofol, der die ge­richtliche Inaugenscheinnahme vorgenommen hat, erklärte, er sei sehr erstaunt gewesen, daß der Kutscher auf dem vollkommen freien Wege angeschoffen werden fonnte. An dieser Stelle hätte kein Baum oder Strauch die Sicht gestört. Die Bersion, daß Hytrek im letzten Augen­blid zwischen die Büchse und die Sau gekommen sei, sei nicht haltbar, da der Herzog beim Schuß das Fernrohr benutzt habe und volles

drei nicht, Liebesangelegenheiten hält man für ausgeschlossen Geit weltschmerzlichem Empfinden folgte der spontane Entfchluß, Büchsenlicht herrschte. Der ganze Borfall sei ihm ein

etwa zwei Wochen waren die Freunde öfter zusammen als sonst. Als die Braut von Haad fich darüber beklagte, daß sie von ihm in der letzten Zeit so sehr vernachlässigt werde, entschuldigte er sich mit der vielen Parteiarbeit. Der Hunger war es nicht, die Liebe war es nicht. Wie Michael Kramer in Hauptmanns Stüd, so figen jezt die Mütter und die Väter an den Särgen ihrer Kinder und flagen, flagen an... aber wen? Als der Krieg ausbrach, waren die drei noch Kinder. Sie wußten non der Arbeiterbewegung nichts, fie

Gattenmordprozeß Borchardt.

Der Sohn des Bankdirektors und die Prostituierte. Die Tragödie des Falles Borchardt scheint doch tiefer zu liegen, als man anfangs annehmen mußte. 3 wei verlorene Eri­stenzen: der Sohn eines Berliner Bankdirektors und die Tochter eines Hannoveraner Kleinbürgers finden sich im Dunkel des Berliner Nachtlebens. In beiden leben noch Vorstellungen jenes bürgerlichen Daseins, das sie einftmals im Schoße ihrer Familie führten; sie hoffen, gemeinsam den Weg dahin zurückzufinden. Daß dieser heruntergekommene Bankdirektorssohn, Syphilitiker, Kokainist und Alkoholiker, bei einem pollkommen zerrütteten Nervensystem schließ­lich auf die ungetreue Frau und Prostituierte den Revolver abschoß, ist weiter nicht verwunderlich.

33]

Zement.

Roman von Fjodor Gladkow . Borfihende.

1. Der fleine Knoten.

Bor dem Arbeitszimmer des Borsigenden des Exekutiv fomitees faß eine bärtige Ordonnanz in einer Feldbluse und grauer Müße, wie man fie während des imperialistischen Krieges getragen hatte. Wie ein Wolf schaute er unter der dichten Wolfswolle seiner Augenbrauen Gljeb an, die zotti gen Finger umflammerten in gewohnter Weise die Messing­flinke der Tür. So bewachte er jeden Tag von zehn bis fünf flinke der Tür. So bewachte er jeden Tag von zehn bis fünf den Eingang in das Arbeitszimmer, ohne seinen Stuhl zu verlassen, sogar in der Zeit, während der der Vorsitzende des Erefutivlomitees in geschäftlichen Angelegenheiten fortzu­fahren pflegte. Ob es nun Menschen mit Aktentaschen waren oder unbekannte Bittsteller, die mit schüchtern nach Vogelart vorgestrecktem Halse hereintamen fein Wolfsblick unter fein Wolfsblick unter der grauen Wolfswolle seiner Augenbrauen blieb immer der gleiche, und er blieb immer derselbe stumme, unzugängliche, düstere Wächter, und alle blieben still ergeben, sich in langen Reihen anstellend, oder wurden durch Bermittlung des Se fretärs des Erefutivkomitees früher vorgelassen.

-

Männer in Soldatenröcken, mit Aktentaschen und ohne Aktentaschen, mit Papieren und ohne Papiere, geduldig und böse, alle wußten fie: man fann in das Arbeitszimmer nicht über diesen wilden Mann mit dem Wolfsblick unter der Wolfswolle seiner Augenbrauen hinwegkommen.

-

Sein Vater hatte ihm schon im Alter von zehn Jahren das Sefttrinken beigebracht; in der legten Zeit vor seinem Tode geistes trant, starb dieser Vater am Gehirnschlag; am Gehirnschlag starb auch die Mutter, deren Bater Selbstmord beging. Bei einer der­artigen erblichen Belastung wird es begreiflich, daß der Lotterie­flub Norden", dessen Mitglieder nach der Aussage der Beugen von der Kriminalpolizei, zum großen Teil aus zuhältern und Vorbe­straften bestand, das Milieu wurde, in dem Borchardt sich wohl mit der unter Kontrolle stehenden E. statt. Als Trauzeuge fungierte fühlte. Im Jahre 1926 fand im Gefängnis seine Trauung monate später erschoß er seine Frau. Im September verließ er das Gefängnis. 3 mei Das Miß­trauen, das er gegen sie und seiner Freund Berndt gefaßt hatte bereits im Gefängnis erhielt er Nachricht von ihrer Untreue- hielt ihn trotz aller Ableugnungen der beiden in Gewalt. Die junge Frau flagte unter Tränen ihrer Freundin, daß der Mann ihr mißtraue.

Berndt.

-

als erster zur Tür? Wenn sie so geduldig warten, bis sie an die Reihe kommen, warum teilt dann auch er nicht ihr Los? Dort im Arbeitszimmer ist es ruhig. Die Tür ist fest und sicher geschlossen, und an der Tür ist ein Papierzettel mit Brot festgeklebt. Ohne Anmeldung Eintritt verboten." Unter diesem Bettel ein anderer: Der Vorsitzende des Ere tutivkomitees empfängt nur in streng sachlichen Angelegen heiten", und noch tiefer: Außerhalb der Reihenfolge wird in wichtigen Angelegenheiten nur durch Vermittlung des Sekretärs des Erefutivkomitees empfangen."

Teufelsmaschine! Man muß sie zerschlagen, um sie zur Arbeit zu zwingen...

Gljeb ging ins Sekretariat. Dunstiges Getöse stand dort, und wieder dieselbe lange Reihe wartender Menschen. Die Stenotypistin fnattert Heuschreckenunsinn auf der Maschine und knallt mit den Registraturkästen. Mädchen sizen vor alten Tischen, über Papiere gebückt und nagen an schwarzem Rationsbrot. Man ist hier an dieses schweißige Durchein­ander gewöhnt feiner fümmert sich mehr darum. Wie immer schaut die Porzellanblondine in ihr Spiegelchen und richtet ihr Haar mit den Fingern.

-

dem Gesicht eines Jünglings nicht deswegen so lustig? Er Lacht der Sekretär Peplo mit seinen grauen Loden und sieht die grauen Gesichter an und lächelt breit. Er lächelt unaufhörlich, und seine Zähne find gleichmäßig wie aus Zucker, und mit spielenden Speichelblasen bedeckt.

Beplo fennt alle, er hört dem menschlichen Getöse ruhig zu. Alles weiß Sekretär Peplo, er raucht und beeilt sich nicht: alle Geschäfte haben ein Gesicht und alle haben sie teine Flügel

Und nur manchmal übertönt eine heisere, verwitterte Stimme bald in einer, bald in einer anderen Ecke diesen Die Remingtons trillerten ihre Metalltriller irgendwo Lärm der wie von Reisefieber besessenen Masse. in der Nähe, hinter den Türen, und eine heisere, verwitterte ,, Heraushauen sollte man euch alle, Ihr Fliegen­Stimme schrie laut: Schmach und Schande, Genossen! Der schnäpper.... Ohne Joch hat man hier die Arbeiter einge­Burcaufratismus und der Schlendrian haben uns aufgespannt, zum Teufel noch einmal... Man möchte Hörner fressen... Alle müßte man davonjagen, zum Teufel... auf seinem Schädel haben, um diese bureaukratische Schwei Zusammenschießen wie die Kaninchen. nerei zu durchstoßen... ich werde euch schon alle flein triegen... Ihr werdet die Arbeiterklasse nicht mehr lange quälen.

Gljeb trat an die Tür, er und die Ordonnanz sahen ein­ander schweigend an, der eine unter dem Helm, der andere unter der Wolfswolle feiner Augenbrauen hervor.

,, Nimm mal deine Hand meg. du Zottiger..." Die Menschen, die in langer Reihe anstanden, empörten fich gegen Bljeb; ift er denn besser als die anderen, triecht

Und diese Schreie verstummten, ohne Antwort zu er­halten, und Sekretär Beplo lächelte breit. Man war, wie es schien, an solche Standale gewöhnt: die Maschine ging wie auf Federn, und die Revolten und die Wut der Bürger waren

Rätsel

Am gestrigen Montagnachmittag fand bei flarem schönem, teil­meise sogar sonnigem Wetter eine sehr interessante Verhand­lung in dem herbstlichen Walde, dem riesigen Rau­dener Tiergarten", statt. Das ganze Gericht, die Sachverstän­digen und die Förster, die am Vormittag bereits vernommen waren, begaben sich in Kraftwagen nach der etwa 25 Kilometer von Ratibor entfernten Unglücksstelle. Von der Chaussee aus an einer alten Mühle vorbei ging es fast eine halbe Stunde durch prachtvollen Hochwald, durch Fichten- und Eichenschläge, die durch hohe Draht= zäune das Hinberwechseln des Bildes in die größtenteils polni schen Reviere verhindern. In der Nähe der Unfallstelle, auf dem etwa vier Meter breiten Hauptweg, der Jagen 16 von der Ge= martung 15 trennt, wurde halt gemacht. Der Herzog mußte_den Stand einnehmen, den er damals innehatte. Auf der rechten Seite des Weges, 116 Meter nördlich in dem Hochwald, nahe dem vielge­nannten Jagdhausweg, der nach dem idyllischen Jagdschlößchen Brzimosko" führt, wurde ein junger Forstbeamter postiert, der den Belz, Lämmermüße und die dicen Filzstiefel des verstorbenen langsam in gebückter Stellung auf den Weg hinaus. An diefer Stelle Kutschers trug. Auf ein gegebenes Zeichen trat der Forstbeamte hängen die mächtigen Aefte und Zweige der großen Koniferen weit uber den Weg hinüber, so daß gestern, obwohl die legten Sonnen­strahlen noch schräg durch den Weg einzielen, ein dämmeriges Halb­dunkel herrschte. Mit bloßem Auge fah man nur eine dunkle un­bestimmte Masse. An dem Unglückstag soll die Beleuchtung noch trüber gewesen sein, denn es hing Schnee in der Luft und

"

das verläßlichste Del, mit der die Maschine immer wieder geölt wurde.

Schut, dampfend vor Schweiß, mit tränenden Augen, lief wie beseffen von einer Kanzlei in die andere und krümmte sich in wilder Wut.

Gljeb packte ihn an der Hand und zog seine Müße auf den Hinterkopf.

Schau lustiger drein, Schuf! Heule nicht wie ein Hund und schieße nicht mit den Armen."

-

Schufs Augen leckten trunken Gljebs Gestalt, sein Gesicht zuckte vor Freude, er hob die Hand und wurde plößlich still. ,, Ach Gljeb, liebster Genosse!... Wie mir das weh tut, zuschauen zu müssen, wie die Arbeiterklasse herumgeworfen wird... Ich werde ihnen feine Ruhe geben, solange ich auf dieser Welt so leide... Ich habe hier eigentlich nichts zu tun, meine Arbeit ist zu wühlen... Ich war im Volkswirt fchaftsrat- Schlamperei ich war im Boffsernährungsrat Schlamperei. Ueberall nur Schlamperei. Und hier ist auch verflucht noch mal Schlamperei Schlamperei... und so gehe ich herum und wühle, wie ein Maulwurf, und decke auf. ,, Bist ein Tölpel, Genosse Schut!... Arbeiten muß man- die Zunge ist eine schlechte Waffe

-

-

-

-

Ich?... Ich soll... Hol dich der Teufel... Ich werde fchon alle auf den richtigen Weg bringen. alle werde ich an die Wand drücken."

...

,, Man muß dir eine Arbeit geben, Schuf, denn sonst bleibt es nur beim Blindschießen... Ich werde dir schon ein Joch aussuchen, das für dich paßt, nimm's zur Kenntnis..."

,, Nein, Bruder Gljeb, lieber Genosse, sie werden mich schon tennenlernen hier... Ich werde ihnen schon das Jahr 18 in Erinnerung bringen.

Er hob die Faust drohend zur Dede und ging mit weichen Schritten hinaus. Gljeb arbeitete sich, ohne die Reihenfolge zu beachten, zum Sekretär Peplo durch, und hinter ihm schimpften alle und wurden wild und ungeduldig.

,, Genosse Sekretär, bitte melden Sie mich dem Vorsitzen­den des Eretutivkomitees..

Ich

Sekretär Peplo sah ihn mit seinem breiten Lächeln an. ,, Stellen Sie sich zuerst hier an und dann dort. ,, Genoffe Sekretär, hol der Teufel Ihre ganze Anstellerei! habe eine eilige und sehr wichtige Angelegenheit..." Erstaunt schüttelte Peplo seine Loden.

( Fortsetzung folgt.)