Boian Der Fall Glater.
Die Frage der Staatszugehörigkeit.
Wie wir erfahren, hat das deutsche Generalfon fulat in Glasgow im September d. 3. ein neu er fchienenes Buch„ Die Wahrheit über den Fall Slater" mit einem Bericht an das Reichsinnenministerium eingesandt. Nach diesem Bericht hat Slater seinerzeit Deutschland verfaffen, um sich der Wehrpflicht zu entziehen. Er hat durch mehr als zehnjährigen Aufenthalt im Auslande, ohne sich in eine Konsulatsmatritel eintragen zu lassen, die Staatsangehörigkeit verloren und sich in verschiedenen Ländern, nämlich Belgien , Frankreich und Großbritannien aufgehalten. Da Slater gegenwärtig nicht Reichsdeutscher ist, bedürfte es eines Antrages von seiner Seite, wieder in den Deutschen Reichsverband aufgenommen zu werden, bevor die deutsche Botschaft in London ihn als Reichsdeutschen anzuerkennen und dadurch möglicherweise seine Freilassung zu erlangen vermöchte. Slater müßte also durch einen folchen Antrag sein Einverständnis zu einem solchen Borgehen aussprechen.
Diese Mitteilung von zuständiger Seite beweistt, daß man sich im Auswärtigen Amt mit dem Fall Slater bereits befaßt hat. Dazu möchten wir noch bemerken, daß im Laufe der Jahrzehnte Hunderttausende von Deutschen , auch von Nichtjuden, aus dem gleichen Beweggrunde wie Slater Deutschland verließen. Viele von diesen Auswanderern, denen der„ Königsrod" nicht behagte, gelten heute als„ Auslandsdeutsche" und treiben lebhafte Propaganda für Monarchie und Schwarzweißrot, ohne daß ihnen bisher die Gunst der deutschen Auslandsbehörden entzogen wurde.
Bir fassen die Mitteilung der zuständigen Stellen, daß 3 nächst ein Antrag Slaters auf Wiedererwerbung der deut schen Staatsangehörigkeit vorliegen müßte, che das Auswärtige Amt oder die deutsche Botschaft in London eingreifen können, als eine Anregung nach dieser Richtung hin auf und begrüßen diese Stellungnahme. Auf der anderen Seite müssen wir darauf Hinweisen, daß Anträge auf Erwerb der deutschen Staatsangehörig reit gewöhnlich erst nach einundeinhalb Jahren zur Erledigung gelangen. Das hierzu nötige Berfahren ist unglaublich lang wierig und umständlich. Es kann dabei sogar der Einspruch eines Landes genügen, um den Antrag zu Fall zu bringen oder feine
geldhaffen worden, der der englischen Reglerung im Jalle von 1 Ariegen und Aufffänden ermöglicht, politische, an Indien gewährte Konzeffionen militärisch auszugleichen.
Ein zweiter indischer Ausschuß gefordert.
Condon, 10. November.
Die scharfen Gegenfäße in der englischen und indischen Auf faffung über die Art der Ernennung und Befugnisse der britischen Berfaffungstommiffion haben den in London weilenden indischen Bertreter Ranga Syer zu einem Bermittlungsvorschlag veranlaßt. Er ferdert, daß ein gemeinsames Komitee der zentralen gefeßgebenden Stellen in Indien dieselbe Stellung wie die britische parlamentarische Kommission erhalten foll.
Die englischen Liberalen haben in einer Bersammlung beschlossen, im großen und ganzen die Tätigkeit der parlamentarischen Kommission zu unterstützen. Die englische Arbeiterpartei bedauert, daß die Art der Ernennung in Indien große Unzufrieden heit hervorgerufen habe. Die Arbeiterpartei wolle alles daran feßen, um die Arbeiten der Kommission so zu gestalten, daß eine Mitbetätigung ber 3nder möglich fei.
Die englisch - indische Preffe unterstügt die Bläne der indischen Regierung. Die nationale Presse dagegen greift England außer ordentlich scharf an. England habe wiederum Indien betrogen.
Der Zündholztrust als Weltbankier. Es vermittelt Frankreich 300 Millionen Goldmart. Paris , 10. November.( Eigenbericht.)
In der Finanzfommiffion der Kammer ftellten die Sozialisten Fragen über die von dem schwedischen Zündholztrust vermittelte 75- millionen- Dollaranleihe. Die Sozialisten wünschten vor allem eine Auskunft über die Gegenleistungen, die Poincaré dem Zündholzfruft gewährt habe. Eine einwandfreie Auskunft auf diese Anfragen erfolgte nicht.
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Der schwedische Zündholztruft, der ein Weltmonopol aufbaut, hat den Rest der Frankreich zugesagten achtprozentigen MorganAnleihe ausgezahlt und selbst übernommen. Frankreich hatte das Geld nicht direkt bekommen fönnen, da amerikanische Banken so lange teine Anleihen gewähren, als die Schuldverpflichtungen Frank reichs gegenüber Amerita nicht geregelt sind. Für seine Vermittlung ist dem Zündholztrust der Bertrag für die Lieferung von Material und Maschinen für die französische Zündholzmonopolverwaltung verSlater helfen will, unabhängig von den Launen eines-be- längert worden. Das Schweigen Poincarés bestätigte die Vermutung liebigen Bureaukraten, dann müßte man schon von Reichs wegen der französischen Sozialisten. der französischen Sozialisten. schla sic on dafür sorgen, daß Slater durch ein abgetürztes Berfahren die deutsche Staatsbürgerschaft schnellstens wieder erhält.
Erfüllung auf weitere Jahre hinaus zu verhindern. Wenn man
England sichert sich das Rote Meer . Die südliche Eingangspforte in der Hand Londons .
Aden , Anfang November. Das englische Kriegsamt hat die Verwaltung der Garnison von den übernommen, die bisher in den Händen der anglo- indischen Militärverwaltung gelegen hat. Nach außen hin erscheint diefe Maßnahme harmlos; dabel ift fie aber für die Entwidlung der militärisch- politischen Beziehungen zwischen England und 3ndien von prinzipiller Bedeutung. In Erwartung der Tatsache, daß die politische Selbständigkeit Jndiens nur noch eine Frage der Zeit fei, fuchen sich die englischen Militärs den Besitz aller wichtigen firategischen Bunkie zu sichern, die für den Zugang nach Indien oder die Beherrschung Indiens wichtig find. Ihre Politit geht auf die Schaffung eines Zwitterzustandes, der bei der Neuregelung der Berwaltung des militärischen Schlüffels zum Rofen Meer bereits deutlich in Erscheinung trift. Die Zivilverwaltung von Aden bleibt unter der Aufsicht der indischen Regierung, doch gilt dieser Zustand nur für normale Berhältniffe. Er fann bei jeder Gelegenheit durch die Verhängung des Belagerungszustandes geändert werden, der den britischen Militärbehörden volle Handlungs. freiheit einräumt. Durch diese Zweiteilung ist ein Präzedenzfall
( Gtädtische Oper.)
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Stellen wir vor allem fest: dies Wert des Franzosen Claude Debuffy geht uns noch an. Ein Menschenalter eine Un endlichkeit nady heutigem Maßstab trennt uns, nicht nur zeitlich, von den Tagen seiner Entstehung. Dennoch, es geht uns nahe; und vielleicht gar näher als denen, die damals wie heute das Neue um seiner Neuheit willen priesen. Belleas und Melisande" tam ihnen entgegen als verblüffendes Produft jener Richtung, die von den anderen Künsten her mun reif mar, lezte Musifermode zu werden: der„ impressionistischen". Die impressionistische Mode also war da, fie faß sozusagen im Bublifum und harrte des Künstlers, der fie erfüllte. Irrtum, zu glauben, daß es den 3wang irgend einer Kunstrichtung gäbe- ohne Bublifum, das willig ist, sich ihm ohne Publikum, das willig ist, sich ihm zu unterwerfen. Das impressionistische Kunstwert will, wie es geschaffen wird, genossen werden: tennerisch, feinschmeckerisch, mit ästhetischem Behagen. Impressionismus ist und war, furz gesagt, die Kunst letter bürgerlicher Verfeinerung. Steine üble Sache vielleicht; doch eben eine Sache von damals. Doch eben nicht die unsere.
Bas also bleibt, ziehen wir das Aesthetische ab, für uns übrig? Was bleibt von Maeterlincs Belleas Drama? Der Konflikt, den es behandelt, ist einer von denen, die immer wiederkehren, im Leben und in der Kunst. Zwei Menschen, nur für einander geschaffen; zwischen ihnen der unrechte Ehemann, an den die Frau geraten; und im Tod Vereinigung der Liebenden. Dies, in brei Morten, die Handlung; das ewige, ewig unerschöpfliche TristanThema. Hier wird es von der behutsamen Hand eines Dichters abgewandelt; ohne festen Umriß verflicht alles Geschehen im Halb tunfel geheimnisvoller Borahnungen, Gestalten und Dinge umgibt eine Welt des Märchenhaft- Unwirklichen.
Und den zart gedämpften Ton dieser Dichtung hat der Komponist Debuffy mit wunderbarer Einfühlsamteit tlingen gemacht. Es iſt, als hätte er das Innerste dieses Dichters erraten; oder als hätte der die verborgensten Kräfte des Musikers erschlossen. So danken mir dem Zusammenflang ber beiden Persönlichkeiten ein Wert voll. fommenster Stil und Besenseinheit. Die Mufit lebt, sie schöpft die Kraft lebendiger Wirkung aus dem Drama, mit dem sie zu einem Gangen verschmolzen ist. Und weil hier unmittelbar in Mufit umgesetzt ist, was ein Dichter auf seine Weise einem ewig. menschlichen Gegenstand abgewonnen hat, darum ist die Oper Belleas und Melisande" eine Angelegenheit, die uns wahrhaft angeht. Ein Wert, das uns nahe geht das hat die Neuaufführung der Städtischen Oper( und der Beifall, den sie ausgelöft) erwiesen. Tie Aufführung allerdings tut an dem Wert alles, was, am höchften Maßstab gemessen, zu tun möglich ist, Ja, was sie ihm gibt,
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Um was handelt es sich hier? De summacht festzustellen, bas es sich hier nicht um eine Meinungsäußerung des Algemeinen Deut schen Gewerkschaftsbundes, sondern um die eines freien Mitarbeiters, nämlich R. Fette, handelt. Das geht deutlich aus dem Auffah hervor, ebenso deutlich geht aber auch hervor, daß die phantasievolle Zahl von 240 Millionen Mark das rechnerische Ergebnis bei Anwendung der bisherigen Methode der Errechnung der Schuld der Angestelltenversicherung an die Invalidenversicherung wäre. mand, selbst Fette nicht, hat diese Zahl für Ernst genommen. Darin liegt bereits die erste Beugung der Wahrheit durch den DHV.
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Für seine Kampfmethode ist jedoch weit fennzeichnender die Tatsache, daß bei der endgültigen Festsetzung der Schuld der Angeftelltenversicherung an die Invalidenversicherung die Bertreter An den des DH V. entscheidend mitgewirkt haben. entsprechenden Verhandlungen des Reichstags maren Herr Thiel vom DHB. als volfsparteilicher Reichstagsabgeordneter und Herr Diller vom DHB. als Bertreter des Direktoriums der Angestelltenversicherung beteiligt. Aus dem amtlichen Verhandlungsbericht ( Reichstagsdrucksache Nr. 3337) vom 6. April 1927 ergibt sich fol gendes: Die Berechtigung der Ansprüche der Invalidenversicherung an die Angestelltenversicherung begründete der Vertreter der Reichsregierung wie folgt:
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Ab 1. Januar 1923 wurden die Angestellten aus der Inva lidenversicherung herausgenommen; bei der Doppelversicherung haben gut dreiviertel der Angestellten zu der Invalidenversicherung gehört. Der Gefehgeber hat diese Beitragszahler der Reichsverficherungsanstalt überwiesen, hat aber die Laften aus den alten Renten für die Angestellten und ihre Hinterbliebenen bei der Invalidenversicherung belassen; die Arbeiter und ihre Unternehmer müssen aufkommen für die Invalidenrenten der Angestellten. Das hat der Gesetzgeber als eine Unbilligfeit empfunden und deshalb ausgesprochen, daß die Angestelltenversicherung hierfür aufzufom= men habe. Die Schuld wurde bisher nicht bezahlt.( Amtlicher Bericht Seite 10.)
Dieser Anspruch der Invalidenversicherung wurde von allen Reichstagsparteien anerkannt. So erklärte beispielsweise der Vertreter der Deutschnationalen Boltspartei:„ Ein Ausgleich müsse ge= schehen, und zwar nach Billigkeit und Gerechtigkeit." Von den
gegenwärtigen Regierungsparteien lag ein Antrag Nr. 965 vor, der im Artikel IV eine Entschädigung von 40 Millionen Marf an die Invalidenversicherung vorsah. Einer der Antragsteller war der vollsparfeiliche Abgeordnete Thiel vom Deutschnationalen Handlungsge
hilfenverband. Die an diesen Reichstagsverhandlungen beteiligten Vertreter der Invaliden- und Angestelltenversicherung einigten fich im Verlaufe der Auseinandersehungen auf 33 Millionen Mart Entschädigung, die die Angestelltenversicherung an die Invalidenversicherung zahlt. An dieser Bereinbarung war, wie bereits erwähnt, Herr Diller Dom Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband als Mitglied des Direktoriums der Angestelltenversicherung beteiligt.
Mit der Wahrheit auf dem Kriegsfuße. Das fand dann seinen Niederschlag im Artikel IV des Gesetzes vom
Verächtliche Kampfesmethoden des DHV .
Das von den im AfA- Bunde zusammengeschlossenen freien Angestelltenverbänden für die Wahl der Vertrauensmänner der Angestelltenversicherung aufgestellte Wahlprogramm zum Ausbau der Angestelltenversicherung ist einleuchtend und flar. Es findet die Zu ftimmung aller denfenden Angestellten. Diesen nachhaltigen Eindruck suchen die im Hauptausschuß zusammengeschlossenen Angeftelltenverbände( Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband, Gewertschaftsbund der Angestellten, Berband weiblicher Handels- und Bureauangestellten usw.) burch Berbreitung wahrheitswidriger Behauptungen über die Bestrebungen des AfA- Bundes zu zerstören. Das tollste an Berdrehungen leistet sich jedoch der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband in Flugschrif ten und Zeitungsartikeln. Bösartig verleumderisch ist es, wenn darin gesagt wird:
240 Millionen Mart, annähernd die Hälfte aller Rücklagen, sollten unserer Standesversicherung abgepreßt werden, um die finanziell schwache Invalidenversicherung zu fanieren, wenn es nach dem Willen der sozialistischen Arbeiter gegangen wäre. Das verlangt flipp und flar das Organ des freigewerkschaftlichen Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, die Gewerkschafts- Beitung", in ihrer Rr. 34/1926. Der AfA- Bund hat tein Wort gegen diesen Raubzug gefagt."
geht gewissermaßen noch über seinen Anspruch; Möglichkeiten der Partitur find hier erfüllt worden, die faum geahnt waren. Bruno Walter erlöst diese Partitur aus der blasierten Berschlafenheit, in die langjähriges Borurteil sie gebannt, er macht unter dem Kunstverstand, von dem sie zeugt, ihre Seele fiei, wedt ihre schlummernde Leidenschaft und das unwahrscheinliche geschieht, baß aus Impressionismus intensive Ausdrucksfunft ersteht. Doch daß aus Impressionismus intensive Ausdruckskunst ersteht. Doch ihren impressionistischen Kangreizen bleibt das Orchester, das für folche Aufgaben in Berlin bald ohne Konkurrenz sein wird, nichts schuldig; es gab da Momente von zauberhafter Bartheit. Den Klang des Orchesters fest Ludwig Rainer in Licht und Farbe um, die Bühne jetzt ihn im rührend- zärtlichen Sopran Lotte Schönes fort und im mild strahlenden, jugendlich schlanken Tenor Hans Fidessers. Und im idealen Zusammenflang von Musik und Bühne, harmonischen Zusammenarbeiten von Bult und Regie- Bruno Walter und Karlheinz Martin - spiegelt sich jene 3weieinigkeit Debussy- Maeterlinc vollkommen wie ihr Wert in biefer Wiedergabe. Klaus Bringsheim.
Es verfennt
75 Jahre find jetzt vergangen, daß eins jener Bücher erschien, die Weltgeschichte machen und daher unvergänglich sind. Geschichts. schreiber find fich darüber einig, daß die Erzählung„ Ontel Toms Hütte", das Wert der damals ganz unbekannten Harriet Beecher Stome , das im Herbst 1852 erschien, einen Hauptanteil an der Entstehung des amerikanischen Bürgerkrieges hatte, der zur Abschaffung der Sklaverei führte. Dies Buch, die klassische Schilderung der Verhältnisse in den Südstaaten zur Zeit der Negersflaverei, hat gewiß manches in zu grellen Farben gemalt, da es die Herzen der Menschen erschüttern und zum Mitleid für die Unglücklichen entflammen wollte, aber dies Buch als eine auf Sensation berechnete Schauer: geschi te abtun zu wollen, ist ein großes Unrecht. den Wert dieser Schrift, die gleich nach ihrem Erscheinen in Hunderttausenden van Exemplaren verkauft wurden, die seitdem in alle Stuttursprachen überfest, in dramatischer Form auf den Bühnen gespielt wurde und noch heute leidenschaftlich verschlungen wird. Die Geftalt des Onfel Tom, des guten Regers, ist die bekannteste Figur aus dem Leben der amerikanischen Schwarzen, ein fo lebendiger und überzeugender Charakter, wie ihn nur ein Künstler erfchaffen fonnte. In Harriet Beecher Stowe war der Drang nach Menschdarstellung stärker als der Trieb, zu lehren und zu beffern. Was man in ihrem Buch als Bredigerton" bezeichnet hat, das ist die befte Wiedergabe jener ftreng religiösen Umwelt, die damals bas Leben der amerikanischen Puritaner bestimmte und in der auch fie aufgewachsen war.
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Ela Denkmal für Jofeph Conrad. Dem aus Polen stammenden eng lischen Schriftsteller Jofeph Conrad, der jetzt auch bei uns eine immer größere Gemeinde gewinnt, ist in Bishopsbourne, mo er die letzten Jahre gelebt bat, ein Denkmal gemeibt morben, deffen Kosten Bewunderer ans allen Zeilen bet Belt aufgebracht haben.
8. April 1927.
So der wirkliche Sachverhalt, der ausreichend die verächtlichen Rampfesmethoden des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes beleuchtet.
Frankfurt a. M. breitet sich aus. Provinzialausschuß für Eingemeindung von Höchft und Griesheim .
Frankfurt a. M., 10. November.( Eigenbericht.) Im Auftrag des preußischen Innenministers beschäftigte sich der Provinzialausschuß der Provinz Hessen- Nassau am Mittwoch mit der Eingemeindung einer Reihe von Gemeinden und Städten in Frankfurt a. M. Es handelt sich dabei u. a. um Höchst a. M. und die Landgemeinde Griesheim . Die Einwohnerzahl Frankfurts würde dadurch um rund 73 000 auf 540 250 anwachsen. Der Provinzialausschuß vertrat einstimmig die Auffaffung, daß die Eingemeindung im Interesse der industriellen Entwidlung Frankfurts unter allen Umständen dem preußischen Innenminister empfohlen werden müßte. Ein Teil der für die Eingemeinbung in Frage kommenden Landkreise soll der Stadt Wies baden angegliedert werden. Dadurch würde Wiesbaden um rund 19 000 Einwohner auf 150 000 Einwohner steigen.
Bilanz der Sowjetdramatik.
Immer wieder mußte die Sowjetpresse in den letzten Jahren mit Bedauern feststellen, daß der dramatische Nachwuchs der russischen Bühne bedenklich versage, so daß die Aufstellung eines revolu tionären Spielplans mit unüberwindlichen Schwierigkeiten zu fämpfen habe. Es scheint mun, als hätten sich die Bühnenschriftsteller ber Sowjetunion einen energischen Rud in der von der herrschenden Partei gewünschten Richtung gegeben, und schon das Jahr 1928 wird zeigen, inwieweit dieser Rud vielleicht nur durch die aktuelle Nachfrage nach revolutionären Jubiläumsftüden bedingt war oder zugleich sich auch weiter auswirkend eine neue Entwicklungsphase
bedeutet.
Ein Blick auf die sowjetbramatische Ausbeute der Spielzeit 1926 bis 1927 genügt, um den Fortschritt zu erkennen, den die Produktion an Revolutionsstüden sowohl quantitativ als qualitativ in der laufenden Saison aufweist. Allein die staatlichen und staatlich unterstützten( akademischen) Bühnen bringen in der Saison 1927/28 rund 40 neue fommunistische Theaterstüce heraus. Während in der vergangenen Saison faum mehr als zwei Bühnenwerfe den strengen Anforderungen einer Sowjetideologie entsprachen, gehen diesmal in den Jubiläumstagen mindestens zehn bedeutendere Stücke über die Bühnen der Sowjetunton, die nicht nur in hohem Grade zeitgemäß, fondern auch als starte Befenntnisse einer proletarischen Weitanschauung anzusprechen sind. Die oben erwähnten zwei Renc lutionsstücke sind das vom Moskauer Gewerkschaftstheater gespielte Studentendrama" Konstantin Terechin"(" Rost") von Kirschon und Uspenski sowie Trenews„ Ljubow Jarowaja" der Bolltreffer des
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In qualitativer Hinsicht ist bemerkenswert, daß die Befruchtung der Sowjetbühne anfänglich gerade von den Mitläufern der Revofution ausging- einer Gruppe von jüngeren Erzählern, die auch in Deutschland befannt sind und deren Hauptschlager" für die Bühne nennen wie hergerichtet wurden. Es wären hier Namen zu Valentin Leonid Leonow, whewolod Iwanow, Ratajem, Jfaat Babel. Iwanows Panzerzug", Leonows Untilowst" und Babels Untergang find fünstlerisch ernst zu nehmende Bersuche, die Wege der Revolution zu begreifen und innerlich zu vertiefen, wobei Babel uns mit einer etwas primitiv zurechtgeftuzten Hegelschen Philosophie kommt, Iwanow das hohe Lied des Bauern anstimmt, und der Bauernsohn Leonow sich aus einem Dostojewstischen Mystizismus zum Tatmenschen durchzuringen bemüht.
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Als völlig geflärt stehen jetzt die Charakterbilder Aleres Tolstois und Konstantin Trenews da. A. Tolstoi hat das Gebiet dramatifierter politischer Zeitgemälde wie seine Verschwörung der Barin"(" Rasputin ")," sef" verlassen und sich der handfesten Sittentomödie zugewandt, in der er Bilder und Konflikte von fozialer Bedeutsamkeit aufzuroffen versteht. Das Herz des Arbeider: