Nachwahlen in Mecklenburg . Reschluh des Landtags. Schwer!». II). November.) In d<r heutigen Rachmittagssitzung des Landtages für Mecklen- burg-Schwerin kam es zu einer stellenweif« stürmischen Debatte über den Antrag des Wa hlprüsungsausschusses, in den mecklenburgischen Ortschaften Sietow ,(Brambow und Reppelin die Landtagswahlen für ungültig zu erklären und Nachwahlen zu veranstalten. Diese Aussprache begegnete besonderem politischen Interesse, weil die Möglichkeit besteht, dasz im Falle einer Nachwahl es den Demo- k r a t e n gelingt, die ihnen fehlenden 12 Stimmen zur Entsendung eines zweiten Abgeordneten zu erholten. Mit dem Einzug eines weire-ren demokratischen Abgeordneten in den Landtag würde die gegenwärtige demokratisch-sozialistisch« Regie- r u n g über eine stabil« Mehrheit verfügen und nicht mehr wie bisher von den Kommunisten parlamentarisch abhängig sein. Während der sozialdemokratische Sprecher die Berechtigung der gegen die Wahlgültigkeit erhobenen Beschwerden mit Ausnahme der Ortschaft Reppelin unterstrich und sich im übrigen für den Antrag des Wahlprüfungsausschusses einsetzte, wurde von dem Führer der Deutschen Volkspartei , Abg. Professor Dr.(Biesecke, betont, daß der Wahlprüfungsousschuß mit seinem Antrag über seine Besugnisie weit hinausgegangen fei und sich in Widerspruch mit der mecklen- burgischen Verfassung setze. Der Landtag nahm schließlich mit den Stimmen der Regle- rungsparteien den Antrag des Wahlprüfungsausschusse» unter Aus- schluß der Ortschaft Reppelin an, sodaßinSietowundGram- bow Nachwahlen stattfinden werden.
Verkirchlichung der Gemeinschaftsschule Entscheidende Beratung im VildungsauSschuß. Bei der gestrigen Weiterberatung de» Reichsschulgesetzes im Bildungsausschuß trat man in die Beratung de» K 3 ein, der die Gemeinschaftsschule behandelt. Absatz 2 des 8 tz�beftimmt, daß die deutsche Volksschule ihre Aufgabe«auf r e l i g i ö s- s I t t- licher Grundlag« ohne Rücksicht auf die Besonderheiten ein- zelner Bekenntnisse und Weltanschauungen" erfüllen soll. Abg. Dr. L ö w e n st e i n fSoz.) erklärte, die Gemeinfchafts- schule dürfe k e i m« n religiösen Charakter bekommen, da dies nicht dem Sinne der Verfassung entspreche. Die Gemeinschasts- schule sei die allgemeine. Staatsschule, ohne konfessionelle Be- sonderheit. Abg. Schulz(Soz.) betont«, daß gerade in dieser Beziehung der verfassungswidrig« Charakter der Vorlage zum Ausdruck komme. Die Gemeinschaftsschule, wie man sie in Weimar schaffen wollte, sollt« keine weltliche Schule sein. Selbst die bayerische Regierung sei sich darüber klar gewesen. Wenn jetzt eine Gemein- schaftsschule mit religiösem Charakter geschaffen werden solle, so sei dazu eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. Dr. Runkel lD. Vp.) vertrat den Standpunkt, die Gemein- schasisschule könne nicht eine weltliche Schule sein, sondern müsse die christliche Simultanschule sein. Die Deutsch « Dolkspartei fordere daher die christlich« Gemeinschaftsschule und lehne die sozial- demokratische Schule ab, die eine weltliche Schule mit angehängtem Religionsunterricht sei. Abg. Rheinländer sZ.) trat ebenfalls für die christliche Gemeinschaftsschule ein, damit die Kinder der Gemeinschaftsschule „so viel wie möglich vom christlichen Geist bekommen". Weitcrberatung Freitag.
Köhlers Besoldungsvorlage. Oer Wohnungsgeldzofchvß der Ledigen.- Kiaderbeilage. Der Ausschuß für den R e i ch» h a u s h a l t führt« in der Sitzung vom Donnerstag die Beratung des Beomtenbesol- dungs�efetzes bei g 10 weiter.§ 10 will die ledigen, insbe- sondere die weiblichen Beamten bei der Gewährung des Woh- iiungsgeldzuschusses erheblich ungünstiger stellen, als die Verheirateten. Die Regierungsvorlage bestimmt nämlich, daß ledige Beamte den Wohnungsgeldzuschuß nach der nächstniedrigeren Tarif- tlasse erhalten sollen und daß an Stelle des Wohnungegeld- Zuschusses VII hierbei die um 40 Proz. gekürzten Sätze treten sollen. Der Reichsrat war dieser Vorschrift nicht beigetreten, son- dern verlangt ein« Regelung, nach der die ledigen Beamten den Woh- nungsgeldzujchuß stets nur zur Hälfte erhalten sollen. Der sozialdemokratisch« Antrag auf Streichung des ganzen Paragraphen wurde von den Genossen Steinkops und Bender, sowie der Genossin Schnch verteidigt, oerfiel aber ebenso wie die Fassung des Reichsrats der Ablehnung. Es gelangle lediglich ein Antrag der Regierungs- Parteien zur Annahme, der hinter die Worte„ledige Beamte" einfügt:„bis zum vollendeten 45. Lebensjahr" und der sestjetzt, daß diese einschränkende Bestimmung für Geistliche nicht gilt Auch die Frage der K i n d e r z u s ch l ä g e, die für jedes ehe- l i ch e Kind bis zum vollendeten 21. Lebensjahr nach der Regierungsvorlage auf monatlich 20 M. jestgeletzt werden soll, rief eine aus- gelehnte Debatte hervor. In deren Verlauf 18 Abänderung«- antrage einliefen. Genossin vohm-Schuch bat im Interesse der Kinder, diesen Kindcrzuschlag, der absolut unzulänglich sei, zu erhöhen. Die Bitte begegnete aber bei den Regierungsparteien tauben Ohren. Ein großer Teil der gestellten Abänderungeantroge bezog sich aus die Regelung der Verhältnisse der unehelichen Kinder, über die in der Vorlage bestimmt wird, daß sie den ehelichen Kindern gleich- stehen, wenn die Vaterschaft des Beamten festgestellt ist und er das Kind in seinen Hausstand aufgenommen hat oder wenn der volle Unterhalt von dem weiblichen Beamten als Mutter gewährt werden muß. Unter Ablehnung aller andere» Anträge wurde nur ein f v z i a l- de vi akratischer von dem Genossen Steivkops und der Genossin Schuch begründeter Antrag angenommen, der die Vorlage dahin erweitert, daß uneheliche Kinder den ehelichen auch dann gleichstehen sollen, wenn der Vater zwar das Kind nicht in seinen Hausstand auf- . genommen hat, aber auf andere Weise nachweislich für seinen vollen Unterhalt aufkommt. Beim§ 19, der die Nebenbezüge der Angehörigen der Reichswehr und Marine und des Waflerschiitzes, wie Kleiderbelhilfen usw. behandelt, wendet sich Genosse Stückle» gegen eine Bestimmung, nach der nunmehr auch den Generälen eine K I« i d e r b e i- Hilfe gegeben werden soll. Genosse Stücklen betont, daß eine Rot- wendigkeit in keiner Weise anerkannt werden könne, denn keines- falls sei die Kleiderobnutzung bei Generälen höher, als bei gleich- geft eilten Zivilbeamten, bei denen eine solche Beihilfe selbstverständlich nicht gegeben werde. Er wolle auch bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, daß das Wehrministerium aus eigener Entschließung den Osfizieren, die zu irgendwelchen Verhandlungen nach dem Ausland geschickt wurden, je 1200 M. gegeben Hab«, angeblich weil die Herren über Zivilkleidung nicht verfugten. Das Verlangen, den Generälen Kleiderbeihilfen zu geben, sei um so unver- ständlicher, als diese hohen Offiziere im Gehalt ganz erheblich herauf- gesetzt worden sind. Genosse Stücklen beantragte, dies« Zuoeendung für die Generäle zu streichen. Den Regierungspartelen waren diese Ausführungen sichtlich sehr unangenehm und sie setzten durch, daß die betreffende Bestimmung �»»achst zurückgestellt werde.
Mihi Euch
Mvoluiionäre Keilerei am Weddiug. Auch eine Feier des SowjetjubiläumÄ Die„ltzeddinger Opposition" halte gestern abend wieder einmal ihren„großen Tag". Es galt, die vor wochcnsrist eingeleitete Auseinauderfehung Roth Aischer— hecker» j» Ende jn führen. Die Pharus-Säle waren mit„echten" und„Unken" fiorn- rnuniflen überfüllt, doch hatten die„linken"»ich« nur die eeitung. sonder« auch offenkundig die INehrheil. In einer haßerfüllten Atmosphäre wurde zunächst die Diskussion sorkgeseh», in der Redner der Linken, auch aus der Provinz, gegen die Stolinisten in Rußland und vor allem in Deutschland fürchter. »che Anklagereden hielten, vor ollem wurde Pieck aus» Korn genommen und ihm alle seine Sünden oorgeholten. Die Vorwürfe der deutschen Trotzkisten gipfelten in der Anklage. daß die KPD . Zenlrale auf dem Marsche in das Lager der Sozialdemokrakle sich befind«. Run sollke Fritz Heckertim TIamev der Zentrale und gestützt auf einige Hunderl„orthodoxe" Kommunisten und rote Front- kämpf« sein Schlußwort halten. Saum war n aus dem Podium er- schienen, du Hagelten die Zwischenruse nur so. Cr war gerade im vegriff, den vorwurs de» ZNenschewismus aus die llitraliaken zurück- zuschleudern, als ein fürchlerliches Tohuwabohu im Saal eulstand. Man Härte etwa» von„beschlagnahmten Gummiknüppeln". Schimpsworle flogen durch die Lust, viergläser klirr ton und zerbrachen, Fäuste reckten sich, bis schließlich der Tumult in eine regelreckile Kellerei ansarkei«. die selbst Rath Zischer nicht zu bremsen vermochte. obwohl sie nur zu gern auch noch ein Schlußwork gehalten häkle. Skalinisien und Trohkisten. Scholemilea und Thälmannen schlugen mU Fäusten und Knüppeln auseinander ein, so daß die versamm- lung schließlich geschlossen wrrden muhle. Die Rempeleien setzlen sich nach Mitternacht ans d« Müll«- und der Seestroße fort. So trugen auch die Kommunisten beider Richtungen im hohen Norden vcrlin» dazu bei. durch ihr widerwärtiges und groteskes Verhalten unbewußt und indirekt für die Sozialdemokratie zu werben, der es nur zur Ehre gereichen kann, daß sie von dieser Gesellschaft ohne Unterschied der Richtung bekämpft und angepöbelt wird.____
„50er Lehrer am Kreuz." Sine„Berichtigung". Im August dieses Jahres veröffentlichten wir eine Zuschrift aus dem Osten des Reiches, die den tragischen Tod des Lehrers Rißmann behandelte. Darin war auch der katholische Pfarrer Domanski erwähnt. Von diesem erhalten wir jetzt, im November, ans dem Umwege über ein Rechtsanwaltsbureau in Köln folgende Berichtigung:. Zu dem den verstorbenen Lehr« Rißmann zu Blumen be- treffenden Artikel in Nr.?14 des„Vorwärts" vom 21. August 1927 bemerke ich: Es ist erstens unwahr, daß ich die Heirat des Lehrer» mit einer Protestantin verhindern wollte, vielmehr wahr, daß ich hierzu gar nicht in der Lage war, da die Trauung in Berlin stattfinden sollte. Es ist zweitens unwahr, daß ich„erreichte, daß sich die Ge- meinde gegen den Lehrer zur Wehr setzte", vielmehr wahr, daß weder ich dies herbeiführen wollte noch dies eingetreten ist, im Gegenteil, der Lehrer im besten Einvernehmen mit den Katho- liken stand. E» ist dritten» unwahr, daß die Kinder in passiver Resistenz ««harrten, vielmehr wahr, daß der Unterr-cht ohne Störung ver. lies und der Lehr« bei den Kindern sehr beliebt war. Es ist vierten, unwahr, daß der Lehrer in Glumen kein Esten bekam, vielmehr wahr, daß ein Katholik ihn beköstigte. Zakrzewo, den 31. Oktober 1927. Dr. D o m a n f k i. Pfarrer. Die Berichtigung entspricht den formalen Bestimmungen de» Pressegesetzes. Indessen stammte unsere Zuschrift au» so glaub- würdiger Quelle, daß die Berichtigung den Glauben an� unsere Dar» stellung nicht zu erschüttern vermag.
Richi einmal die Grabsteine respekllerk der Faschismus: er bat geboten, daß selbst die Ärabsteinausschrlsten m Südttrol italienisch sein müssen.,.,
die Krönt!
OaS französifch-südslawische Bündnis. pari», 10. November.(Eigenbericht.) Der südslawische Außenminister Martnkowitsch hatte vor- mittags«ine zweistündige Unterredung mit Briand , die beim Früh- stück sortgesetz wurde. Wenn auch über den Inhalt der Aussprache strengstes Stillschweigen bewahrt wird, so zeigt doch schon die sehr lang« Dauer, daß sie nicht nur den Formalitäten der für Freitag nachmittag festgesetzten Unterzeichnung des Vertrages ge- goltsn haben kann. Die zum Teil recht scharf« Kritik, die der Vertrag nicht nur in Frankreich selbst, sondern auch im unbc - teiligten Ausland gefunden hat— von Italien und Bulgarien ganz zu schweigen—, legt die Vermutung nahe, daß die beiden Außen- minister den fest fast zwei Iahren in den diplomatischen Archiven ruhenden Vertrag einer gründlichen Revision auf sein« inter - nationalen Wirkungen unterzogen haben. Während die offiziöse Presse dem Abkommen jede politisch« Ve- deutung abspricht, machen die unabhängigen Blätter kein Hehl daraus, daß seine Unterzeichnung die wohlüberlegte Antwort Frankreichs auf die italienisch« Flottendemonstration vor Tanger darstelle. ,An Rom — schreibt die.Lnsormation"— hat man umso weniger Anlaß, sich über diesen Vertrag aufzuregen, als es ja nur an Mussolini gelegen hätte, ihm beizutreten. Da gleichzeirig der italienische Appetit auf Nizza , Sawoyen. Kor- sika und Tunis nicht minder groß zu sein scheint als der auf die sugoflawifch« Adriaküste, so wird man sich in Italien nicht wundern dürfen, wenn etwa diese Drohungen die beiden nächst- beteiligten Nationen veranlaßt haben, sich enger als bisher zu- sammenzuschließen. Die Italienische Politik, die offenbar den Glauben hat. auf dem Balkan das Erbe der Habsburger anzu- treten, muß es sich selbst zuschreiben, wenn die Dedrohten sich zu gemeinsamer Abwehr zusammenschließen." Die in deutschen Faschistenblättern begreiflicherweise vertretene These, daß der ftcnzösisch-südjlawische Vertrag sich in noch stärkerem Maße als gegen Italien gegen Deutschland richte, wird in den hiesigen politischen Kreisen auf das entschiedenste bestritten.
Aniibritischer Boykott. Gegen den Berfafsungsausschuß in Indien . Kalkutta , 10. November.(MTB.) Die Haltung der öffentlichen Meinung In Indien gegen die beabsichtigte Einsetzung eine» parlamentarischen Ausschusses zur Be- ratung der indischen Verfassungsfrage scheint sich zu v r r st e i f e n. Die nationalistische Presse übt heftige Kritik an dem Plan. Die Blätter geben Nachrichten aus allen Teilen Indiens wieder, in denen der Rat erteill wird, den Verfassungsausschuß zu bon- k ottieren.
„Mftmfiit." Erstaufführung in der piscator-Bühne.
Die Piscator-Bühne führte gestern das russische Raspu- tin-Stück auf. Es war ein großer Erfolg bei Getreuen und Neu- gierigen. Das eigentliche„Rasputin "-Drama läuft in die kommuni- stische Manifestation aus. Die Internationale und Lenins Ver- sprechen, die ganze Well zu beglücken, schließen da» Stück. Ob beides. Theater und trockenes Manifest, jemals einig werden können, da» soll untersucht werden. M. H.
Veremzeli seid Ihr nichts, vereint alles!
Abwehr des römischen Imperialismus.
Oer Wiederaufbau Nordfrankreichs. Die alte Bevölkerungszahl wieder erreicht. Paris , 10. November.(Eigenbericht.) In der Kammerdebotte über die befreiten Gebiet« teilte Bauten- minister Tardieu mit: 98 Proz. der Vortriegsbeoölkerung sind in die zerstörten Gebiete zurückgekehrt, 67 Proz. der landwirtschast- lichen und Wohngebäude und 88 Proz. der Industriebauten sind wieder hergestellt. Für Schäden an unbeweglichem Eigentum sind bisher 72 Milliarden Franken gezahlt worden. Kezahl! werden müssen noch 13 Milliarden.