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Chamberlain wird getadelt,

Die Arbeiterpartei drängt auf die Schiedspflicht.

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Condon, 17. November.

Im Oberhaus fragie Barmoor, as die Regierung bereit fet, dem deutschen   Borbild zu folgen und ble Fakultativklausel des Internationalen Gerichtshofes im Haag anzunehmen. Es gäbe Mei nungsverfchiedenheiten unter den Dominions liber die Faful tatisflausel; doch habe Kanada   seit 1924 deutlich die Ansicht zu ertennen gegeben, daß es diefer Klaufel nicht ungünstig gegenüber stche.

Cord Cushendunt( früher Ronald McNeill) antwortete für die Regierung: Gr fel fein lauer Anhänger des Bölferbundes. Wenn man bebente, baß die Sachverständigen erklären, daß der legte Strieg bedeutungslos fein mürbe, verglichen mit den Schreden des nächsten Krieges, so tonne man sich nicht vorstellen, daß irgendein menschliches Wesen nicht überzeugt fet von der über­wältigenden Notwendigkeit, daß alles getan merben müsse, um eine Wiederholung dieser Ratastrophe in der Zukunft unmöglich zu machen. Bei weitem bie beste Hoffmmg auf Erreichung dieses Zieles lei ter 201terbun b. Daher besteht überhaupt fein Unterschieb zwischen feinen eigenen Grundfäßen und denen Bar ntoors in der Frage des Bölferbundes. Das furchtbare Risiko des Genfer   Protokolls werde jedoch von der gegenwärtigen Regierung nicht angenommen. Die Reichskonferens fei übereingefommen, feinen Stitt in Richtung der Schiedspflicht zu tun, ohne neue Beratungen zwischen den Dominions und der Regierung in London  . Der Borsalag, eher einen Krieg zu verhindern, als Sanktio nen nachher in Straft treten zu lassen, sei ein unendlich 5 fierer Plan, um sich dem Frieden zu nähern.

Cecil greift das Stabinett scharf an.

Rabine

Bord Cecil kam auf fein Ausscheiden aus bem Sabineit nach Der Flattentonferens zu sprechen und führte erbauliche Einzelheiten über die Berhandlungen in der brüstungstonferenz an. Zum Beispiel in der Frage der Flottenbeschränkung sei er ange­miefen worten, sich jeder Beschränkung der Zahl der Mann­fdaften zu widersehen mit der Begründung, daß die Stärke einer Flotte von Schiffen abhänge und nicht von Mannschaften. Es sei darauf hingewiesen worden, daß Marinemannschaften dauernd in Landkämpfen eingelegt worden feien, daß die Deutschen  eine Marinebivision in den Schüßengräben gehabt hätten, und daß eine solche Braris leidt ausgedehnt werden könnte. Nach umfang reicher Storrefponbenz ief ihm mitgeteilt worden, daß er dem Grund fah der Beschränkung von Mannschaften in der Flotte zustimmen tomme, daß dialer jebo nicht auf Dedoffiziere Anwendung finden dürfe. Für diesen seltsamen Beschluß fet ihm fein Grund angegeben warden. Er habe die Wirkung gehabt, daß die Fran 30fen veranlaßt wurden, ihre 3uftimang zu einer Beschränkung, ber Zahl der Unteroffiziere zu Lande zurüdzuziehen,

eine sehr ernste Beränderung. Tatsächlich hätten die Bertreter der Admiralität ihre Gleichgültigkeit, wenn nicht gar Feindseligkeit gegenüber den Berhandlungen forum verhüllt. Er behaupte auch nicht einen Augenblid, baß dieses bie Haliung des Rabinetts als Ganzes fei. Er jei aber nicht in der Lage geweien, das Rabinett non der Wichtigkeit zu überzeugen, eine stärkere Haltung gegenüber

ten technischen Ratgebern einzunehmen.

Der Rampf um die Kreuzer.

leber die Dreimatetonferenz über die Steabrüftung erflärte Cecil, in Genf   fei zutage petreten, baß feine vorherige Erörterung zwischen den Mächten stattgefunden hatte, so daß jebe Gruppe von Sachverständigen mit ihren eigenen Blänen ange­formen fei. Soviel er miffe, sei die erste Mitteilung, die man

barte Gleichheit der Schlachtfchiffe. Der Erste Bord der Admiralität und feine Ratgeber in Genf   jahen feinen wichtigen Grund, den amerikanischen   Standpunkt in dieser Frage nicht anzunehmen. Leider hat diese Entscheidung, obgleidh bie britische Delegation tats fächlich ausdrückliche telegraphische Ermächtigung vom Kabinett er halten hatte, ihr zuzuftimmen, einigen der Kabinettstoflegen große Besorgnis verursacht. Diese Richtung habe schließlich bie Oberhand erhalten. Benn man fich darauf feftlege, bann gebe es feine Hoffnung auf eine weitere Bereinbarung mit den Bereinigten Staaten über Flottenrüstungen. Die Regierung habe den Fehlschlag diefer lebenswichtigen Berhandlungen verursacht. Er bedrohe die ganze Sache der Rüftungsverminderung durch internationale Ber einberung. Wenn sich England nicht mit den Bereinigten Staaten über eine Frage von geringerer Bedeutung in Flottenrüftungen einigen fann, welche Aussicht besteht dann für eine Bereinbarung mit einer Anzahl von Mächten über weit erwideftere Fragen?

Lewald entlaffen.igod

Er wird in Zukunft Sportverhandlungen führen.

Der Reichspräsident hai   ten bisherigen Verhandlungsführer für die Handelsvertragsverhandlungen mit Polen  , Staatssekretär a. D. Lewald, entlassen. Er spricht ihm in seinem Schreiben be­fouderen Dank für seine ernsten Bemühungen und die Hoffnung aus, daß feine Arbeitskraft, die er fünftig mehr als bisher der Förderung des deutschen   Sportes widmen" wolle, dem Reiche noch lange erhalten bleiben möge.

nen let sealn

Die Handelsvertragsverhandlungen können jetzt beginnen. Der polnische Ministerialbirettor Jadowiti trifft heute in Berüin ein, um die deutsch  - polnischen Handelsvertragsverhandlungen zu beginnen. Die ersten Besprechungen finden mit dem Reichs. außenminister persönlich statt. Der deutsche Gesandte in Barschau, Rauscher, ist ebenfalls in Berlin   eingetroffen.

these

Kyffhäuserbund und Reichsfarben. Gin bemerkenswerter Appell an die Staatstreue. In yffhäuser", dem Zentralorgan der deutschen  Kriegervereine, veröffentlicht der erste Borsitzende dieses Berbandes, General a. D. v. Horn, einen Artikel über die Flaggenfrage, in dem es u. a. heißt:

linjer bisheriger Beg der strengen Unparteilichkeit, den wir richtig erwiesen. Wir müssen unseren alten Farben treu bleiben, unter unseren Bundesfarben gegangen find, hat sich bewährt und als um unsere hohen Aufgaben lösen zu tönnen. Alle unsere Versamm: fungen müffen unter diesem Beichen stehen. Aber mit der Ehrung der Bergangenheit allein ist es nicht abgetan. Wir müssen die Auf gaben der Gegenwart verstehen, um an der Zukunft bauen zu können. Wir müssen uns flar barüber sein, daß alle die­jenigen, die sich zum Staate befennen, die gewillt sind, am Staate und im Staate mitzumirten und das mollen wir, weil mir

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es für notwendig halten auch verpflichtet sind, die Staatsautorität zu stühen. Darum muß auch die heutige Reichsflagge, folange fie belteht, als solde gewürdigt werden, mag dies auch hohe Anforde rungen an Herz und Gemüt der alten Krieger stellen. Bird in Einzelfällen Wert darauf gelegt, die Vertreter der Behörden bei unseren Festen zu fehen, und befommi dadurch die Veranstaltung einen offiziellen Charakter, fo müssen wir unfere politische Neutralität äußerlich noch dadurch befunden, daß wir neben unseren Bundes­farben auch die Reichsflagge in der verlangten Form zeigen."

Der Auffag ist ein erfreuliches Zeichen dafür, daß sich allmählich auch in den rechtsgerichteten Berbänden die Er

auf englischer Seite von dan anierikanischen Borschlägen erhielt bam. fenntnis für die Staatsnotwendigkeit durchsetzt.

von den englischen Borschlägen auf amerikanischer Seite, erfolgt, als fie auf einer öffentlichen Sigung der Konferenz verfündet murden. Das Nächste, mas flar murde, war, daß die Amerikaner große Bedeutung bem beimahen, was sie Parität" nannten, das ist Gleichheit der Nebenkampfschiffe, wie die in Washington   verein

Konzert Rundschau.

Bon Klaus Pringeheim.

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I

politischen" Berbände ben Reichsfarbeit die fchuldige Achtung versagten, werden nun umiernen müssen. Sache der Republi­taner wird es sein, überall dafür zu sorgen, daß es nicht nur bei dem formalen Befenntnis zu dem neuen Staat und seiner Flagge bleibt.

Zentrumsdrohung an die Deutschnationalen.

Machen, 17. November.( Mtb.)

In einer großen öffentlichen Rundgebung der Zentrumspartei  bes Wahlkreises Köln  - Machen sprach Reichstagsabgeordneter von Guérard über die Haliung der Zentrumspartei   im letzten Jahre, mobei er u. a. erflärte: Wer in eine Regierung hineingehe, sei gebunden nicht nur an diese Richtlinien, sondern auch durch tat­fächliche Mitarbeit an der Republif. Wenn die schwarz­weißrote Fahne, die mir ehren, von den Rechtsparteien als Bartei fabne und als Symbol für den Wahlkampf mit dem versteckten Ziel einer Wiederaufrichtung der Monarchie entfaltet werde, dann jei das Ende der Roalition da. Zusammenfassend wies von Guérard dann noch darauf hin, daß das Zentrum bereit sei, die wahre Hüterin der Berfaffung zu fein, zufammenzumirten mit allen jenen, die auf dieser Grundlage mitarbeiten wollen. In dieser Be­ziehung betrachte er auch die Sozialdemokratische Partei  als durchaus regierungsfähig. Er sei nicht für oder gegen die Sozialdemokratie. Er habe lediglich die Ueberzeugung, baß in Deutschland   nicht mehr gegen die Arbeiter regiert werden könne.

Domelas Doppelgänger.

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Das Bild des Hohenzollernprinzen bleibt verboten. Befanntlich hat das Amtsgericht Charlottenburg   d. 3. entschieden, daß der Prinz Wilhelm v. Preußen feine Persön lihteit der Zeitgesigte fel. Der weise Richter mag recht gehabt haben, elmas Unzeitgemäßeres als einen Zollernsprößling dürfte im Augenblid wirklich nicht eriftieren. Der Malifverlag, der auf dem Rückumschlage seines Domela Buches das Bild des Brinzen Wilhelm v. Preußen gebracht hatte, gab sich mit biefer Entscheidung nicht zufrieden; er vertrat die Ansicht, daß auch die Bergangenheit ein Stück der Zeitgeschichte sei und daß somit auch Hohenzollernsprößlinge, die der Bergangenheit angehören, in gewissem Sinne immer noch als Persönlichkeiten der Zeitgeschichte u betrachten feien. Er legte deshalb gegen die Entscheidung des Amtsgerichts, der die Beschlagnahme der Umschläge und die Un­brauchbarmachung des Klischees verfügte, Berufung ein. Die Ver. Intereifen bes Malifverlages vertrat Rechtsanwalt Dr. Apfel, die handlung fand heute morgen vor dem Schöffengericht Charlotten burg unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Erice   statt. Die Interessen des Exprinzen Wilhelm v. Preußen Rechtsanwalt

Dr. Alsberg.

dung der ersten Instanz. Ist das wirklich fo, fragte er, daß Prinz Rechtsanwalt Dr. Apfel polemisierte gegen die Urieidsbegrün Wilhelm allein schon megen seiner Jugend in einem modernen Staate nicht eine Tätigkeit hätte entfallen tönnen, die ihn zu einer Bersönlichkeit aus dem Bereiche der Weltgeschichte hätte machen fönnen fiehe den sechsjährigen König von Rumänien. Oder ist es wirklich so, daß die Zugehörigteit des Prinzen zum Hohenzollern­geschlecht ihn zu einer Bersönlichkeit aus dem Bereiche der Zeit­gefchichte machen? Die Urteilsbegründung behauptet, daß man ihm nicht zumuten fönne, mit dem vorbestraften Harry Domela   zu­( ammen abgebildet zu werden. Würde der Prinz etwa dagegen pro­Gitel Friedrich abbilde, der in Moabit   megen Berschiebung testieren, baß man ihn gemeinsam mit seinem Oheim, dem Brinzen von Baluta ins Ausland verurteilt sei, von der sonstigen flandalösen Familiendhronit der Hohenzollern   ganz abgefehen.

Rechtsanwalt Dr. Alsberg ist jedoch der Ansicht, daß der Bring Bilhelm nur abgebildet werden dürfe, wenn es sich um eine Darstellung gehandelt hätte, die fich in irgendeiner Beziehung zu Man sieht, daß die preußische Regierung felbft vollkommen feiner Tätigteit befunden hätte. Die Tendenz fei schließlich dochy im Recht war, als sie entgegen der Propaganda ber deutschlands  die, Persönlichkeiten und gemiffe Kreise, die in der Geschichte Deutsch  nationalen Richtlinienpolitiker bei allen amtlichen Ber- lands eine gewiffe Rolle gespielt haben, lächerlich zu machen. Das Gericht verwarf die Berufung des Malifverlages und anstaltungen das Hiffen der Reichsfarben verlangte. Die beließ es bei der Entscheidung des Vorderrichters. Die Begründung Kreise, die bisher unter Berufung auf die sogenannten ,, un- I des Urteilsspruchs schlicht fich inhaltlich dem ersten Entscheid an.

Sinfonie, in ihrer hinreißenden Melodif, rhythmischen Einprägsam teit, fchillernden Farbigkeit, wohl die wirtungsstärkste, die er ge­schaffen hat. Troßdem, Tschaikowsty steht zurzeit nicht hoch im Sturs, er leidet gemiffermaßen unter der Beliebtheit, deren er fich erfreut. Aber Furtmängler fehrt sich nicht an Kurswert und Modeparolen, er fühlt die musikalische Urvitalität, die in diefem auf seine Art großen größten russischen Sinjonifer stedt, und wie er fie fühlt, Elementen der Partitur, tie er im Kopf trägt, in fouveraner Frei Mit den heit schaltend, läßt er vom 3wang der eigenen Mufiterpersönlichkeit getrieben, ein Ganzes von überzeugender Geschlossenheit lebendig werden, und es erfüllt fich zugleich das zeitgeschichtliche Bild des spät romantischen- höchft fubjektiven Sinfoniedirigenten in höchfter

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Bollendung.

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Mit einem Mozart- Abend eröffnet Erich Rieiber die Reihe ber nun offiziell nach ihm, dem Dirigenten, umbenannten Sin. foniekonzerte der Berliner   Staatsoper; tie immerfekt fie fich in Kraft der nachschaffenden Gestaltung um. hin mitwirfende Staatsfapelle, deren Name ja sozusagen ein Pro gramm bedeutet, bleibt im Programm ungenannt. Mit einen Mozart- Abend, der sich im Lauf der Spielzeit zu einem Mozart Bytlus ausmachsen soll. Nach den Strapazen des Beethoven Winters  wird ein Jahr Mozart uns toppelt erfrischen meint Kleiber  , hem jener Bflicht, diefer Reigungsfache ist. Er irrt, und es hat seine guten Gründe, marum immer und überall in der deutschen   Konzert­welt, nicht mur gelegentlich des hundertfien Todestages, Beethoven­Abende peranstaltet wurden und werden und taum irgendwo Mozart  . Abende. Der Symphonifer hat nicht Beethovens Univerfalität und erschöpfend prägnante Endgültigkeit, und im weiten Bereich feiner Orchestralmusif ist nichts, das, wie die Neunzahl der Beethoven Sinjonien  , zu zyklischer Busammenfassung brängt. Nur besonders glückliche Umstände der Auswahl und der Ausführung könnten das Beginnen dieses Mozart- 3yklus rechtfertigen; dem ersten Abend blieben solche Umstände versagt. Den Anfang also macht, nicht allzu furzweilig, eine tonzertante Sinfonte für Solobläfer und Orchester. Ich habe", schrieb nach getaner Gelegenheitsarbeit der Komponist an feinen Bater, die Sinfonie machen müssen in größter Ell", und bies Wort scheint auch das Motto der Einstudierung gewesen zu sein. Sum Schluß wird, nachdem Ima Moodie, überraschend un­männlich in Ion und Auffassung, eins ber( fechs) Biolinkonzerte ge­Ipelt hat, die Jupiter- Sinfonie  , Glanzstüc des Programmes und der infonischen Weltliteratur, ein wenig fummarisch heruntermusiziert. Bom Dirigenten der Kleiber- Konzerte ist aber zu feinem und zu: ihrem Vorteil zu sagen, daß die anspruchsvolle Gefte, die den über ragenten Mufiter in ihm vortäuschen sollte. und vielen vorgetäuscht bat, nicht mehr, wie früher, peinlich zu spüren ist. Sein Auftreten nicht nur, auch sein Musizieren ist einfacher, natürlicher geworden, und der bescheidenere Eindrud, den er medt, entfäßt uns mit der Erwartung, daß er doch noch seinen Blaz im Berliner   Musitleben finden wird.

Wilhelm Furtwängler   befestigt den seinen mit jebem Jahr. Auch hier, im dritten philharmonischen Kon­zert: Mozari. Die Figaro" Ouvertüre bildet ben Auftakt zu dem felten gehörten C- Dur- Slavierkonzert, deffen Solopart unter Balter Stefetings, des Weisterpianisten Händen, unbeschreib lichen Klangzauber gewinnt. Auf Mozart   folgt in unmittelbarem Gegenlag ein ganz Feutiger: Ernst Lady mit seiner Komödie" für Orchester. Das ist ein virtuos gemachtes Stüd moderner Musit, mt einem tnappen Eriftenzminimum an thematischer Substanz ausge ftattet, ein bißfen leerlaufeng zum Teil, doch laufend in so faizin'e render Atemlosigkeit, über füdische Hindernisse der eigenwilligen Rathmit mit solchem Elan hinwegstürmend, und das wird von den Philharmonitern fo bravourös gespielt, baß der Erfolg, um sich zu enizünten, nicht des aufmunternben Hausschlüſſels bedurft hätte, mit dem nach schönem, altem Brauch die Opposition sich Luft machte. Hauptrummer wird Tschaikowskys, des viel Aufgeführten, Fünfte

Bejuch und Beifall bestätigen von neuem Daseinsrecht und not wendigkeit ber philharmonischen Konzerte. Aber der Anblick der fünftlich gefüllten Philharmonie beweist nicht das mindefte gegen die freunde zu Berlin  ", deren öffentliche Wirtfamteit sich in dem fundamentale Ueberflüffigkeit einer Gefellichait der Mujit Bersuch erschöpft, einen Ryklus wahrhaft überflüffiger Sinfonie. abende als wäre das Berliner   Mufilleben nicht übersättigt mit den Schein innerer Lebensfähigkeit zu groken Orchesterkonzerten leihen. Oder für wen konzertiert die Gesellschaft? Mitglied wird jeder, der ein Abonnement fauft; ihre Geschäftsstelle ist eine Ber ichlechter. Es kommt halt auf den Dirigenten an. Gewiß, Dr. H. liner Konzertdirektion. Also: Ronzerte wie andere; nur eben: Unger tut, was er fann, aber das ist nicht viel; er fann viel. Diel weniger als er tut. Doch alles Getue, mit dem er sich an der Spize der Philharmoniter in Szene feßt, täuscht nicht darüber, daß er vor technisch versagt; und was er da neulich mit Tichaifowitys pathetis der einfachsten Aufgabe etwa Begleitung einer Opernarie fcher Sinfonie getrieben. ihr an unfinnigen, gefchma flofen, plump aufgelegten Nuancen millfürlich zugefügt hat. das enthüllt Unberufen­Jurist und ungelernter Kanellmeister, am Dirigentenpult debutierte, heit unzweifelhaften Grades. Vor ein paar Jahren, als er, gelernter schien er eine Hoffnung; für die( nicht als Berein eingetragenen) Berliner   Musikfreunde bat er aufgehört, eine zu sein.

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Bor geladenen Gäften fonzertieren im Bach Saal, felbit Gäste in Berlin  , die Ischechischen Sänger" genauer der nevedy fbor Typografia, auf deutsch   der Männerchor der Prager Buchdruder. Ein Arbeiterchor, der an Genauiateit und Lonreinheit Erstaunliches Leistet und tant feinem Leiter Bros feffor 23. Aim auf hoher Stufe der chorischen Ruftur fteht. Am Makitab tes Smetana Chors freili, den wir fünaft fennengelernt, darf er nicht gemeten werden. Aber diese Tschechen haben als Boltsgut die tiefe Musikalität ihrer Raffe und dazu eine voltetüm lich- nationale Chorliteratur, an der die Besten des Landes ständin mitarbeiten. Es gibt faum ein Gebiet der Mi produktion. auf tem mir in Deutsland ärmer find als eben auf diefem: das wird zwei Tage später, in dem Programm des Konzerts offenbar, mit dem der Männermor Solidarität", unter Führung Mines Chormeisters Thilo, pelat, was er fann, und das ist denn aller Achtung wert. Dies geschieht am Bußtag, und der große Saal der Stadthalle ist von einer ansehnlichen Besucherschaft gefüllt. Un­möglich im übrigen, mit zwei Dhren den überreichen Mufiffegen

unter

aufzunehmen, der sich da in ein paar Abendstunden über Berlin  ergießt. Den größten Hörerkreis( und der Rundfunk verhundert­facht ihn) nimmt bas Große Schauspielhaus auf, mo ein Apparat von tausend Mitwirkenden für die Legende von der eiligen Elifabeth aufgeboten ist.( Erstes Oratorium pon Franz Liszt  ", nennt fie, unperitändlich, der Zettel der Funtunde 2.-G.) Bon imposanter Birkung das Ensemble der Chöre- Rittel mit gewohnter Ueberlegenheit zusammenhält. Und wunder­ihnen in großer Bahl Mitglieder des Boltschors die Bruno poll flingt, die Akustif des Hauses rühmend, der dunkle Sopran Delia Reinhardts durch den Riesenraum. Für die Unzu­tänglichkeit ihres Baritonpartners, Cornelius Bronsgeeft, trifft alle Schmere der Berantwortung den Leiter der Beranstaltung: Cornelius Bronsgeeft. Er hätte das voraussehen können. Freilich, die Berfiner Rundfunkhörer find an solche Belegungsmißgriffe ge­möhnt. Leider aber müssen ihnen die Fineffen der optischen Hör­Spielregie entgehen: zum Beispiel jener feinfomische Einfall, zum rojenrötlich anzuleuchten und gleichzeitig eine Woge von anonymem Rosenpunder( tes nur gejungenen Oratoriums) Chor und Orchester Rosenduft durch die Arena zu senden. Mit einem Wort: eine wohl­gelungene Bußtagsveranstaltung.

Und hoch mondan geht es zur selben Zeit im Admirals. hala st her. Hier gibt es ein Sensationsmonsterkonzert, die großen Nummern jagen fich, ein Star verbunfelt den anderen. Das Tenor Stunde vor halb fchon geleertem Gaal, enthalten und die stimm wunder Jan Riepura muß sich, in der vierundzwanzigsten liche und gejangliche Bollkommenheit der Lotte Lehmann   ist heute beinahe nur Rahmen: für Feodor Schaljapin. Es ist, in der Tat, ein Ereignis, ihn zu erleben. Aller Einwände des guten der phantastische Buchs diefes durchaus einmaligen Künstlers. Er Mustergesch mads, der Konzertsaalethit, der Stimmpädagogit, spottet ist ein Rieje: an Mitteln, doch vor allem auch an innerem Format, an Reichtum und Fülle der Persönlichkeit. Und ein Riesenpolt wird in ihm, durch ihn lebendig, wenn er dies Lieb der Wolgalhiffer der Konzertunternehmer, ein so großer Künstler, daß an diesem anstimmt, das er weltberühmt gemacht hat. Er ist, fagt sich schon Abend das Programm eine Mart fünfzia fostet: nur, weil drin steht, daß nicht einmal, was er fingt.

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Buhtagskonzert in der Musikhochschule. Man erlebte Sän­dels Dratorium Judas Maccabäus" in einer Aufführung von feltener Schönheit. Hochschulchor und Staatstapelle hatten sich zusammengefunden. Prof. Siegfried Ochs   stand am Dirigentenpult, ein weißhaariger Jüngling. Unter feiner tempera­menivollen Führung wurden die Linien des Werfes start und klar, dabei wundervoll nüanciert, nachgezogen. Ein Meisterwerf in musicalischen Aufbau wurde der Jubelchor, des Schlußteils, der, tlanglich auf das feinste abgestimmt, durch den Schmung seiner eblen Größe die Zuhörer zu stürmischem. spontanem Beifall hinriß. Ochs mußte fich schließlich zu einer Wiederholung der Nummer ent schließen. Unter ten Soliften fiel die erst in letter Stunde ein­gesprungene Altistin Baula Lindberg auf. Der tiefen Er­lebnistrait der Sängerin lieh eine große und biegfame, forajam fultivierte Stimme Ausdrud. Hervorragend gut war auch Bil­helm Guttmann von der Städtischen Oper, der die Baßpartie