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Unterhaltung unö �Dissen jzz*.

Ein Zeitgenosse des Lsrmenschen La der Llrheimat der Säugetiere. Es sind noch nicht ganz drei Jahr« vergangen, als die wissen« schaftkche Welt durch die Nachricht überrascht wurde, eine amen- tonische Expedition habe in der Wiiste Gobi Dinosauriereier gesunden. Bis dahin hatte man an der Möglichkeit gezweifelt, dah Dinosaurier Eier gelegt haben könnten. Es war der grossen amerikanischen Jnnerasienexpedition der Jahre 1922. 1923 und 1925 beschieden, hier Klarheit zu schaffen. Professor chcnry F. Osborn vom Amerikanischen Naturgeschichtlichen Museum hatte schon vor 25 Iahren die Der- mutung aufgestellt, dass Asien der Mutterschoss der Erde, die Ur« Heimat der Säugetiere und damit des Menschen sei. Die hochliegenden Wüsten der Mongolei prangten dereinst in üppigem Grün; es wimmelte dort von Tieren, den Ahne» der Säugetiere und den Vor- fahren der ältesten Kriechtiere. Die Fruchtbarkeit Innerasiens wäh- rend der chauptzeit der Säugetiere und besonders während des oberen Oligozäns, wo Rielennashörner das Land durchschweisten, machte es zu dem behaglichsten und anziehendsten Wohnsitz auf der Erde. Es war«in richtiger Garten Eden. Die Geologen der ameri- tonischen Expedition haben nachgewiesen, dass diese günstigen Bedin- gungen für ein mannigfaltiges Tierleben in Jnnerasien von unge- Heuer langer Dauer waren, wie wir sie uns nicht einmal ausdenken können- Noch den bereits gemachten Entdeckungen kann es nicht mehr sroglsch sein, daß Innerasien der Schauplatz der Entwicklung nicht nur der Landsäugeticre, sondern auch der riesigen Landkriech- tiere der Erde gewesen ist. Die aufs vorzüglichste oorberestete amerikanische Expedition. geführt von Roy Ehapman Andrews,' konnte während der drei Jahre, die sie in der äußeren Mongolei , hauptsächlich in dem Gebiet des Altolgebirges, mit Forschungen und Grabungen vollbracht hat, eine schier unübersehbare Fülle wissenschastlichen Materials zutage fördern. In Versteinerungen wurden das erste Titanotherium in Asien , die erste Kreide und der erste Dinosaurier entdeckt, der nörd- lich de» fjimalaja in Asien ausgegraben worden ist, weiter das Valucksitherium und andere Uniashörner, Amblqpoden, Landdrachen verschiedenster Arten und Gattungen, die ältesten bisher bekannten Säugetiere, ein Urhirsch und schliesslich Spuren des Urmenschen selbst. Das ist gewiss eine überraschend reiche Beute, und man wird es begrüssen, daß der Bericht d«r amerikanischen Gelehrten nunmehr auch in deutscher Ausgabe erschienen ist.A us der Fährte des Urmenschen� nennt sich das van Roy Ehapman Andrews vor- f atzte und soeben bei F. A. Brockhaus in Leipzig erschienene Werk. Professor O-born hat«inen besonderen Abschnitt über die Riesen- tier« aus der Zeit vor drei Millionen Jahre» beigesteuert, worin er aufschlußreiche Mitteilungen über das Baluchitherium macht, jenes Riesennashorns, das wahrscheinlich ein Lebensgenosse unserer ältesten Ahnen zu der Zeit war, wo sie selbständig auszutreten und sich in aufrechter oder halbaufrechter 5ialtung herumznbeweqen begannen. Der Name Baluchitherium bedeutet daswilde Tier Belutschistans". 1911 entdeckt« Cooper an der Westgrenzs Indiens, in Belutschistän. die ersten versteinerten Knochen dieses Riesennashorns. Die ameri- konisch« Innerasienexpedition stieß zuerst auf Reste dieses außer- oidenitichen Tieres bei Irendobasu ü, der Südostmongolei: sie fand dort nur die Fussknochen und ander« Teile des Skeletts. Den zweiten und wichtigsten Fund des Schädels machte sie nordöstlich von Altai bei Loh. im Becken des Zagan Nor. Nach der ersten Schätzung der Gelehrten betrug die Schulterhöhe des Tieres zwischen 3,30 und 3,60 Meter, also 30 Zentimeter mehr als bei den höchsten lebenden Elefanten Afrikas , den größten heutigen Dierfüßlern. Die anfäng- lich« Schätzung liegt jedoch, wie sich herausgestellt hat.«her unter als über der Wirklichkeit. Das Baluchitherium hatte sicher eine Schulter- höhe von 4 Metern, und wenn es nach Aesung langte, dürfte sein Kops 5 bis 5H Meter über dem Boden geschwebt haben. Das läßt sich gut mit der chöhe einer grossen Girafse vergleichen, wenn sie die obersten Blätter der afrikanischen Mimose abweidet. Die Giraffe reckt sich bis zu über 5 Meter auf, nach gewissen Beobachtern sogar bis zu 6 Metern. Il>r Kopf ist klein und zart, während der Hals

Eine Mütze Kirschen. Von Austin Speer. Das ist eine Iugendgeschichte. Ei« beginnt mit dem Tag, an dem ich meinen Bater verlor, dessen Kraitthett unser kleines Vermögen ausgezehrt hatte. Ich war jung damals, zu jung, um die Schwer« des Verlustes richtig begveijen zu können. Dennoch verstand ich. dass sich etwas Trauriges ereignet hatte, denn ich sah. wie man die Möbel jortschafste. und hörte, wie Mutter erregt« Auseinandersetzungen mit Leuten hatte, die dies oder jenes kaufen, aber nur wenig dafür bezahlen wollten. Bisher war es uns gut gegangen, nun ging es uns nicht mehr so gut. Mein« Erzieherin, dos gut« Fräulein Rene«, nohin Abschied von mir und kam nicht wieder. Mutter stand selbst am cherd und kochte: denn wir waren jetzt arme Leute. Eines Tages jagt« Mutter zu mir:Peterl. paß auf! Du bist ja schon gescheit und wirst verstehen können, was ich dir sage. Ich habe mir von dem Geld, dos uns noch gbslieben ist, ein kleines Geschäft gekauft und muß nun den ganzen Tag verdienen. Du kannst nicht bei mir bleiben. Aber ich will dich in eine Erziehungsanstalt geben, zu geistlichen Herren, weißt du. wo du es gut haben wirst/ O ja. ich war gleich dabei, zu den geistlichen Herren zu gehen. Wenn viele Knaben dort sind, geh« ich hin." Und Mutter sogt«: Ja, es sind viele Knaben dort, die werden deine Kameraden sein/ Di« Erziehungsanstalt war eigentlich ein Privatwoisenhaus und lag Irgendwo draußen im Wiener Wald. Hinter dem mächtigen Braunsteingebäude stand der Hochforst, dunkel und voll geheimnis­voller Rätsel, davor lag ein heller Garten an sanften Hängen hinge- breitet, von den Fenstern des Klassenzimmers tonnte man über viele .Kirschbäume zu den Bergen in blauer Ferne hinsehen und ein' Bild löndlich-elegischen Friedens genießen. Das sollte mei« neue Heimat sein. Es waren viele Knaben dort, die mich neckten und nnt mir großen Spaß hatten, weil ich«in Neuer war und ihre Gewohn- heilen nicht kannte. Zuckerl, der Hausdiener, nahm mich in Schutz und tröstete mich. Zuckerl war ein armer, verwachsener Bursche, der aus Mitleid hier geduldet wurde und für seine Arbeit Essen und Schlafstelle erhielt. Er hotte ein Waldhorn, mit dem«r manchen Sommerabend auf einem kleinen Hügel saß und für ssch allein die schönsten Stücke blies. Wenn wir im Schiasiaal in unseren Betten logen, tonnten wir es hören. Meine Kameraden wuhte» all« Stück« zu nennen, denn sie hatten ihn darum befragt. Und mein Bett- vachbar flüsterte:Horch, jetzt bläst er»Die Post im Walde" und jetzt I

sprichwörtlich lang und schlank ist. Der Hals des Baluchstheriums i war verhältnismäßig ebenso lang wie der des Pferdes:«r erreichte ganz und gar nicht die langgestreckten Ausmasse des Girassenhalses. Sein Kopf war riesig gross und schwer: zwei große Hauer an seinem Ende dürften dem Tier als Angriffs- und Derteidigungswaffe gedient haben sowie als Mittel, hohe Baumzweige herunterzuholen, deren Blätter es abfressen wollte. Das Merkwürdigste an dem Schädel des Baluchitheriums ist, dass es im eigentlichen Sinn des Wortes kein Nashorn ist. Die Schädcldecke ist ein völlig kahler, glatter, schöngewölbter Knochen mit sehr langen dünnen Nasenbeinen ohne irgendwelche Unebeicheit, wo ein Horn sitzen könnte. Das Fehlen der 5)örncr, die bei denweissen" undschwarzen" afrikanischen Nashörnern und bei dem cinhörnigen indischen Nashorn die einzigen Schutzwaffen sind, wird reichlich durch zwei sehr mächtige Hauer ausgeglichen. Di« Entdeckung des Schädels des- Baluchitheriums ist von weit- tragender Bedeutung für die allgemeine Entwicklungslehre. Sie berührt mittelbar sogar die Frage der Abstemmung des Menschen. Der Schädel des Baluchitheriums ist zunächst ein neues treffende- Beispiel für eine von äusseren Einflüssen ungeheinmte Entwicklung Sie wurde nicht durch Feinde bestimmt, die kräftiger oder schlauer waren als das Baluchitherium. vielmehr etile dieses rasch dem Gipfel- punkt einer einmal eingeschlagenen Richtung zu. Eine solche Tier- grupp« in günstiger Umgebung nimmt immer wie eine Gruppe Menschen iu günstiger Umgebung und Kultur mit überraschender Schnelligkeit an Zahl zu und ebenfalls an Grösse, wenn dies ein Vorteil und kein Nachteil ist. Für das Baluchitherium nun war die Größe ein entschiedener Vorteil. Es konnte alle seine Lebensgcnossen abwehren oder verscheuchen, konnte Seiten und Kronen von Bäumen abweiden, die andere Laubsresser nicht zu erreichen vermochten. Diese neue Futterquelle war so gut wie unbeschränkt. Rechnet man nur die Höhe, so ist das Baluchitherium sicher das größte Landsäuge­tier, das je gelebt hat, abgesehen höchstens von einigen besonders stattliche« Vertretern der Elefantenfarnilie. Das Baluchitherium erschien zu einem verhältnismässig frühen Zeitpunkt der Erdgeschichte. in der Hauptzeit der Säugetiere, im Oligozan. Wir wissen nicht. wie lange seine Herrschaft dauerte. Ein Vergleich mit anderen Riesenlriech- und-säugetieren, die von Zeit zu Zeit auf der Erde ausgetaucht sind, macht es wahrscheinlich, dass gerode seine Grösse, die ihm zeitweilig von Nutzen war, schliesslich die Ursache seiner Aus- rottung wurde. Im allgemeinen sterben die Tiere mit gesteigerter Sonderentwicklung wie das Baluchitherium aus, während die ein­facheren und ursprünglich gebliebenen Tiere sie überleben und bann ihrerseits die jeinergegliederten Formen des folgenden erdgcschicht- lichen Zeitraums werden. Was nun die Bedeutung des Baluchitheriums für unsere Suche nach dem Urmenschen betrifst," so schließt Osborn,machen die Eni- deckung des Schädels und die sich daraus ergebenden Schlussfolge. rungsn auf die Natur des Landes, desDaches der Welt", während dieses Zeitraums die Vermutung wahrscheinlich, dass auch die Urahnen des Menschen in derselben Gegend gefunden werden dürften Sind wir doch jetzt überzeugt, dass sich unsere ältesten Vorfahren von dein Stamm der Menschenoffen in, Oligozan abgezweigt haben, in demselben Zeitraum, da das Baluchitherium gedieh. Dies« Ahnen haben nicht in einem dichtbewaldeten Land gelebt, sondern auf teil» weise freiem Feld, wo der Gang auf den Hintergliedmahen günstiger ist als der auf ollen Vieren wie bei Vierfüßlern, günstiger auch als ein Hangeln von Baum zu Baum wie bei Baumtieren. Osborn ist überzeugt, daß eine der überraschendsten Entdeckungen, die m der Geschichte der Wissenschaft erfolgen wird, der Fund eines ausrechK gehenden Stammvaters des Menschen mit verhältnismässig grossen» Gehirn mitten in der Hauptzeit der Säugetiere sein wird.

Vllhelm Hauff, der Prophet.Monsieur Off", wie ihn die Franzofen nannten, war. so lesen wir in der neuesten Nummer der .Literarischen Welt", gegen Ende des Jahres l826 vergnügt von seiner französischen Reise zurückgekehrt und dazu auserfehen worden. das Touffest feine» Neffen Wilhelm Kleiber, am 13. Januar 1827 durch ci« Rede zu verschönen. Die Verwandten durften mit gutem

So leb' denn wohl, es war' so schön gewesen../ Cs war sehr schön, aber auch sehr traurig, wenn er so in der Abenddämmerung blies und ich mußte oftmals still in meinen Polster weinen. Denn um mich war«ine neue Welt, die ich nicht sogleich verstehen konnte. Was mir im Ansang ehrwürdig erschienen war. gehüllt in den linden Weihrauch stiller Frömmigkeit,«ntlarvte sich vor meinen entsetzten Augen als ein Ricsennetz der Heuchelei, in das alles rings umher«ingesponnen war. Wein« Eltern waren meine Freunde gewesen. Sie hatten mich zur Wahrheit erzogen und meine Jugend in mir nicht unterdrückt. Hier aber galt ich als schwarzes Schaf, well ich meine Natur über Nacht nicht wechseln und nicht lügen und schmeicheln tonnt«. Aber es wahrte nicht lange. Mein Verstand begann sich zu regen, ich tat. wie ich die anderen tun sah, und wurde nun wie sie. Und mein« Mutter erhielt die Auskunft, daß ich in Sitte , Fleiß und Begabung zu loben sei. Ich hatte bald einen Freund gefunden, der Adam hieß. Adam lebte schon mehrere Jahre in der Anstalt. Er hatte fuchsrotes Haar, Sommersprossen und schielte ein wenig. Niemand tonnte ihn darum leiden, auch die ehrwürdigen Brüder nicht. Auf sich selbst angewiesen. war er aus sich selbst klug und verschlagen geworden. Einmal, als er ein paar Tag« iin Krankenzimmer gelegen hatte und dann wieder zum Unterricht erschien, mochte der Bruder Prafekt mit der Faust eine Trompete vor dem Mund:Traraaa! Der Adam ist wieder da!" Und die ganz« Klasse blies das Feuerwehrsignol, well er doch rotes Haar hatte. In der Pause kam Adam zu mir.»Hast du auch geblasen?" Nein/ sagte ich,wie kannst du das denken?" Ich habe es gewußt, daß du nicht geblosen hast. Du glaubst noch an die christliche Nächstenliebe." Ich erschrak darüber, wie er das sagte. Seine Nase wurde ganz spitz und seine Augen schielten»och mehr als sonst. Er kroch förmlich in sich hinein und hinten wuchs ihm ein Buckel. Ein andermal standen wir beim Fenster des Klassengonges und klebten Blumen in mein Herbarium ein.Ich will dir zeigen, wie dumm sie sind," sagte Adam unvermittelt, als hätten wir schon eine Weile darüber gesprochen..Komm!" Da hingen Lehrbildcr in Dreifarbendruck, von einem Schulbücherverlog herausgegeben:Ger- manisches Dorf",Mittelalierliche Stadt",Der Glockenguß ",Rudols der Stifter besichtigt den Bau der Stephanskirche" und andere mehr. Adam blieb vor dem Bilde:Das Forum romanum zur Zeit des Augustus" stehen.So," sagte er,..bitte, jetzt wirst du sehen, wie , dumm sie sind. Schau' nur gut hin." Ich sah das Forum mit seinen I Tempeln und Palästen, belebt von Menschen Männern, Frauen

Recht von dem ehemaligen Blaubeurener Seminaristen und Predigt- amtskondidatcn eine erbauliche Ansprache erwarten, werden aper die Köpfe bedenklich geschüttelt haben, als sie die wirkliche Darbietung vernahmen. Er dotierte die Rede nämlich 75 Jahre voraus, auf den 13. Januar 1907. Daß Hauff im Verlauf dieser amüsanten Rede von derzweiten sranzösischen Revolution" und ihren Auswirkungen auf Deutschland phantasiert, und einen Krieg der vereinigten Staaten von Europa gegen den Kaiser von Nordamerika für das Jahr 1847 verkündet, ist an sich schon interessant, wird es aber in höchstem Masse, wenn er auf die Kampsmittel des.Krieges eines Weltteils gegen den andern" zu sprechen kommt. Dieser Passus der von Hans Hoffmonn uns erfreulicherweise vollständig überliefertenTaufrede" lautet wörtlich:Er(6. h. der Täufling) schiffte sich in der Preußischen, Russischen und Süddeutschen Armee in Hamburg ein In einer grossen Ebene Englands war die Musterung dieser ungeheuren Streitkräfte, die sich mit der Französischen, Spanischen und Englischen Armee auf 800 000 Combattanten belief. Da er große Fertigkeit in der Mathematik besaß, so wurde er als Unterlieutenant auf eine Fregatte commandiert, welche zu der Flotte gehörte, die unter dem Wasser gegen die Amerikaner agiren sollte. Er wohnte dem Tressen bei Boston bei und hatte dos Glück, eine amerikanische Dampf- Fregatte durch die wohlangebrachten Schüsse seiner Dampfkanonen unter dem Wasser in den Grund zu bohren. Er war auch unter den Freiwilligen, die sich auf drei Kähnen unter dem Wasser in den Hasen von Boston wagten und dort das Admiralsschiff des Usur- pators verbrannten. Nach der Erstürmung von Boston ließ er sich zu der Luft-Gondeln-Compagni« versetzen, welche damals, da die Kunst, in der Luft zu fechten, noch in der Wiege lag, für die gefähr- lichste, aber auch ruhmvollste gast. In der Höhe von Philadelphia wurde feine Gondel durch einen grösseren feindlichen Ballon ange- griffen, ging in Stücke, und die Mannschaft mußte sich durch ihre Fallschirme retten____"_

Unsere Haut kann essen! Erst in, letzten Jahrzehnt wurde man darauf aufmerksam, dass die 5)aut nicht lediglich als eine Schutzdeckc des Körpers gegen äussere Schädigungen, etwa wie«in gewebter Stoff, anzusehen ist, sondern daß ihr noch andere wichtige Funktionen zukommen. So darf unter anderem z. B.«ine Art innerer Sekretion der Haut, wie wir sie bei manchen anderen Drüsen des Körpers(Schilddrüse, Bauch- speicheldrllse, Geschlechtsdrüse) kennen gelernt und dte zur normalen Arbeit des Organismus unbedingt notwendig Ist, angenommen werden. Neuerdings hat nun die Wissenschaft ein weiteres Wunder der Haut entdeckt: es ist möglich, durch die Haut auch Nährstoffe dem menschlichen Körner einzuverleiben, kurzum: siekoini essen"! Wie dies geschieht, wurde jüngst auf deinStoffwechsel- kongress in Wien ", wie dieDeutsch « Aerztezeitung" berichtet, von Prüf. Steyskal(Wien ) mitgeteilt. Er hat eine eigen« Speise- karte für die Haut zusammengestellt, bestehend aus.50 Pro.z. Fett, 36 Proz. Kohlehydraten und 4,8 Proz. Eiweiß nebst Vitaminen, und diese Nährstoffe in dein PräparatD i n u t r o n t" vereinigt. Von diesem Mittel kann man mit Leichtigkeit 200 Gramm tägliche durch dreimalige, 15 bis 20 Minuten dauernde Einreibungen in die Haut. dem Körper und damit etwa 1350 Kalorien dem aLgemetnen Stass- Wechsel zuführen und kamr dies mehrere Wochen hindurch fortsetzet». Ausführliche Stosfwechfelversuche, die der Wiener Forscher an. stellte, erwiesen, daß die der Haut zuaeführten Nahrungsmittel wirk- lud im Körper verwertet und ihre Reste auf normalem Wege aus»*"" geschieden werden. Bei Erkrankungen de? Magcndarmkanals, die eine Nahrungs» aufnahm« durch den Wund oder durch Nährklystiere in den Darm nicht zulassen, sowie auch bei Erschöpfungszuständen(so wurde zum Beispiel ein gänzlich erschöpfter Hungerkünstler zum grossen Teil durch die.Hauteinreibung ernährt) kann also in Zukunft der ge- schwächte Körper durch Hauteinreibung von Nahrungsmitteln auf diesem Wege bei Kräften erhalten werden. Im übrige» ist die Hauternährung sogar der künstlichen Ernährung durch den Darm weit überlegen, da durch dieselbe eine grössere Kalorienzufuhr statt- findet und Reizzustände des Magens, die sehr häufige Begleiterschei» nungen bei der Darmernährung sind, wegfallen. Vielleicht werden auch Gesunde, denen die Kautätigkeit zuüe- schwerlich" und zuzeitraubend" ist, es vorziehen, sich von fetzt an ihre tägliche Nahrungeinreiben" zu lassen! Dr. R. K.

und Kindern. Aber ich fand nichts besonderes dran. Adam lacht». Glaubst du, daß die alten Römer blaue Badehosen getrogen haben?" Blaue Badehosen?" Ich sah nochmals hin und merkt« es endlich. Mehrere der Figuren waren auf dem Bild« unbekleidet dar- gestellt, besonders die Kinder. Und denen hotte fromme Besorgnis mit Berliner Blau Badehosen angemalt. Es kam mir bodenlos dumm und gemein vor.Siehst du." flüsterte Adam,so machen sie es in allen». Sie malen überall Badehosen an und glauben, man merke es nicht." Ja, Adam hotte recht. Wie er feinen Kinderglauben hier ver» loren hatte, ging auch der meine dahin. Die Gesellschaft von Frömm­lern, Ignoranten und Päderasten, der ich zur sitttich-religiösen Er» ziehung ausgeliefert war. verdarb mich Tag für Tag mehr. tief, bis in den Grund meiner Seele hinein. Aber sie hat mich auch zum sehenden Menschen, zum Revolutionär gemocht. Daran trug eine Mütze voll Kirschen Schuld. Zu Beginn der 10-Uhr-Pause, wenn wir auf den Klassengang oder ins Freie hinaus spazieren geführt wurden, standen schon zwet Zöglinge mit einem Korbe da und jeder von uns durfte sich daraus «in Stück Brot nehmen. Wer nun trockenes Brot nicht«ssey wollt« und jeden Monat 6 Kranen außer dem Pensionspreis bezahlle, bekam zu seinen, Brot dieExtrakost". Im Winter war es«in Stück Butter oder Wurst, im Sommer Milch oder Obst. Ich besaß die 6 Kronen nicht. Wer hätte sie für mich erlegen sollen? Meine arme Mutter, die schwer genug den Pensionspreis aufbringen mußt«? Nein, ich Halle die 6 Kronen nicht, aber die Extratost hätte ich so gern« gehabt. Die es sich leisten konnten, bildeten sich daraus viel ein. Sie waren bessere Menschen und gingen immer mitsammen hinter uns anderen einher. Jeder hieb in sein« Wurst«in, Schadenfreude im Gesicht, und schmatzt« und sagte ein über das andercmal:Fein ist die Wurst! Fein ist d>e Wurst!" Das hätte ich noch ertragen. Als es aber Mai wurde und draußen die Bäume rot von Kirschen hingen von Kirschen, die Ich so gerne und die Reichen Tag für Tag eine Mütze voll davon bekamen und nach uns Armen mit den Kernen spuckten, da bin ich zum Revolutianär ge- worden. Der erste Zweifel an der Gerechtigkeit lvar der Keim zur Auflehnung. Plötzlich sah ich die Wett ganz anders als bisher, voll gewollter Ungleichheit, voll Hohn und Haß und Neid. Eins Mütze voll Kirschen hat mir die Augen geöffnet. Eine Kleinigkeit, nicht voahr? Kaum der Rede wert. Aber sie lehrt« mich die weisen Worte verstehen, die ein Pädagoge der Zopfzett an die Erzieher richtete: Eine Ohrfeige kann nützlich sein, aber sie darf nicht die Seele treffen!