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Journal", Letelices, und man spricht in den Bandelgängen der Kammer auch noch von zwei anderen Senatoren, die beide schon einmal Finanzminister gewesen sind.

Man möge mur nicht sagen, es sei unsinnig zu glauben, daß die Regierung Bethlen oder ihre Strohmänner Fälschungen zu Lasten des ungarischen Staates vornehmen würden. Wenn die patriotischen Bereine in Budapest   Gelb brauchen, dann

fälschen fle, wenn nöfig, auch das eigene Geld.

Aber die Sache ging offenbar nicht fo glatt, mie es fid) die Budapester Naivlinge vorgestellt hatten. Ganz wie bei den falschen

Bergassessor tretende Bevollmächtigte für Westfalen  , Berg affeffor Brandi, für den erhöhten Maiszoll gestimmt habe.

Wir nehmen davon gern Notiz. Der zentrumliche Zeitungs­verleger hat Recht, wenn er sich gegen die Behauptung wehrt, er Un fo hätte bie Kindernahrung verteuern helfen. deutlicher muß unterstrichen werden, daß sein Stellvertreter in der Bertretung der Arbeiterprovinz Westfalen, sich nicht gescheut hat, dem Schiele 3011 auf Kindernahrung zuzu ftimmen! Diefer Vertreter einer Bergarbeiterproving war ein Bergaffeffor!

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Frankreichs Petroleumwirtschaft.

Regierungsentwurf über die Einfuhrkontrolle. Paris  , 19. November.

Banknoten muß irgendwo ein Riß in die Kombination Die Rationalisierung der Verwaltung. Bildung und Berteilung von Reserven, bie bevorzugte Belieferung

getommen sein.

Dieferhalb wurde der Inquisitor Schweiniger nach Baris ge­sendet, und balb nach ihm auch der Chef der Erwachenden Magyaren", Tibor Edhardt. Ihre Aufgabe war ganz offen­fichtlich, das die ungarische Regierung oder ihre Freunde belastende material verschwinden zu lassen und allen Verdacht auf die simplen Blumenstein, Toobini und Falleis fallen zu laffen. Das ging um so leichter, weil Falleis tatsächlich ein attiver Kommunist ist und die mit ihm arbeitenden Brüber Toobini fich leicht zu Agenten Mostaus stempeln ließen. Damit die ganze Fälschungsaffäre den Sowjets in die Schuhe zu schieben, allen Berdacht von den wirklichen Rußnießern abzuwälzen, zeigt das nicht deutlich die Budapester   Marke?

Ungeflärt ist bisher nur, weshalb die ungarische Regierung gezwungen war, endlich die Anzeige bei der Pariser   Polizei zu erstatten. Waren etwa die Blumenstein und Konsorten, die gewiß von den Budapester Machenschaften Kenntnis hatten, au frech ge worden? Oder drohte von anderer Selte eine Anzeige und hielt man es für bejjer, ihr zuvorzufommen?

Jedenfalls wird die neueste Affäre eine Barnung fein für jedermann, sich in Irgendwelche Verbindung mit den Buda­pefter Gewalthabern einzulaffen. Das Regime Bethlen ist so bis ins Innerste angefault, daß es nur anzurühren schon verderblich ist. ( Ueber die neueste Fälscheraffäre, die den ruffifchen Ifcherwone betrifft, bringen wir weitere Einzelheiten auf der dritten Seite.)

Marg will weiter schweigen.

Ueber den Fall Trescow.

Wir haben vor einigen Tagen mitgeteilt, daß der Gutsnach bar des Reichsinnenministers, Herr v. Tresdow, in einem eingeschriebenen Brief an den Reichskanzler auf Grund des bekannten Gerichtsurteils verlangt hat, der Reichskanzler jolle öffentlich zurüdnehmen, weisen er öffentlich Herrn v. Tresckow   beschuldigt hat.

Auf diesen Brief ist bis legt eine Antwort nicht erteilt worden, und wie offigiös mitgeteilt wird, beabsichtigt Marg tach wie vor, erst bas Berufungsurteil abzuwarten, bevor er sich zu dieser Sache äußert.

Begreift der Kanzler, der doch früher ein hoher preußischer Richter war, noch immer nicht, daß er mit jedem Tage weiteren 3ögerns fich tiefer ins llnre chi reitet?

Der Maismann aus Westfalen  .

Nicht Lenfing, fondern Brandi.

Wir haben die Namen der preußischen Propingner treter festgehalten, die nach dem offiziellen Bericht im Reichs rat für die Berteuerung des Kinderbreis durch Er höhung des Maiszolls im Gegensatz zu den übrigen preußischen Stimmen gestimmt haben.

Unter diesen Namen befand sich auch der des mestfälischen Brovinzialvertreters, des Berlegers Lambert Lensing   aus Dortmund  . Herr Lensing teilt uns nun mit, daß er an der Sizung des Reichsrats nicht teilgenommen, daß vielmehr der stellver

Vortrag von Präsident Dr. Drews.

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Handelsminister Botanowiti legte der Kammer einen Gesez entwurf vor, der die Petroleumeinfuhr in großen unter die Kontrolle des Staates stelfen soll. Mengen von über 500 Tonnen im Monat bebürfen zu ihrer Einfuhr einer besonderen Ermächti= gung des Ministerrates. Die Ermächtigung mird für Rohpetroleum auf höchstens 15 Jahre, für Nebenprodukte auf höchstens drei Jahre erteilt. Die Importeure übernehmen gewiffe Berpflichtungen, so tie öffentlicher Dienststellen, die Ausführung von Berträger im nationalen Intereffe. Alle diese Berpflichtungen laufen darauf hinaus, den Bedarf des Heeres und der Flotte auf eine gewisse Zeit hinaus sicherzustellen. Die Personen oder Gesellchaften, die bisher schon am Einfuhrhandel mit Petroleum   im großen beteiligt waren, haben rechtlichen Anspruch auf eine Menge, die mindestens den Höchstmaß des im laufenden Handel der legten fünf Jahre einge­führten Quantums gleidhtommt. Der Handelsminister fontrolliert die Durchführung dieser Bestimmungen. Seinen Beamten ist daher freier Zutritt zu den Niederlassungen der Importeure zu gewähren und fie fönnen die Borlegung der zur Kontrolle erforderlichen Schrift= ftücke fordern.

Die Betroleumfommission der Rammer führte die Untersuchung über die Möglichkeit eines Betroleummonopols mit der Ber­nehmung zahlreicher Persönlichkeiten aus der Petroleumindustrie und dem Handel fort. Der Gefeßentwurf der Regierung ist dazu bestimmt, die in der Kommission vorhandenen Neigungen, ein vollständiges Petroleummonopol einzuführen, zu befämpfen.

Nur ein verfchlechtertes Defterreich."

Mit dem Einheitsstaatsproblem ist die Frage einer durchgreifen­den Rationalisierung der Berwaltung eng verbunden. Im Rahmen der Rationalisierungsvorträge in der Handelshochschule sprach über dieses Thema der Präsident des preußischen Oberverwal tungsgerichts Dr. Drews, der zu durchgreifender Reformierung der Verwaltung aufforderte, che wir von außen dazu gezwungen werden. Früher spielte die Frage der Altersvertaltung die Hauptrolle, heute stehe die wirtschaftliche Seite der Verwaltung im Vordergrund. Einmal müsse eine den Bureaukratismus bejeitis gende Bureaureform einsehen. Wichtiger sei aber eine ratio­nale Durch organisation der Behörden. Bei der verfi­talen Ressortgliederung müsse als Prinzip die möglichste Ein­schränkung der Ministerien gefordert werden. Doppelarbeit entstünde aus dem Bestreben jedes Ressorts, durch möglichst großen Apparat und Suchen neuer Aufgaben seine Notwendigkeit zu beweisen. Kom petenzftreitigkeiten sind die unerquicklichen Folgen. Auch die hori. 3ontale Gliederung der einzelnen Instanzen in den Provinz, Kreis- und Ortsbehörden bedarf rationaler Durchorganisation. Grundfäßlich sei bie Selbstverwaltung zu festigen, die ba Der Faschismus beleidigt Südslawien  . neben Auftrags verwaltung des Staates ift. Idealstes Ziel einer rationellen Berwaltung sei zur Bermeidung von Rebeneinander, daß es für alle Dinge nur eine Instanz gäbe, die staatliche und Selbst­verwaltungsaufgaben der Provinz, des Kreises und Ortes übernimmt. Das bedeute große Entschlüsse. Würde man die Kommunalverbände vor diese Aufgabe stellen, so würden sie nach Drews Ueberzeugung von diesen gelöst werden. Ohne vernünftige Regelung des Berhält niffes von Reich und Ländern bleibt jedoch alle Reform auf halbem Bege stehen. Der Kern, um den es geht, ist: Wer ist eigentlich Souverän in Deutschland  ?" Mit aller Entschiedenheit betonte Drews: Das deutiche Bolt ist der einzige Souverän, den wir haben. Der Einheitsstaat fagt nichts gegen die Eigenart der deutschen   Stämme. Befter Beweis fei Preußen, das weder vorläufig zum Reichsland erklärt noch aufgelöst werden könne. Aber wenn im gleichen Augenblid, wo Breußen in selbständige Bezirke aufgelöft wird, das Reich alle Aufgaben für ganz Deutschland   in zentrale Verwaltung übernimmt, hat auch Breußen seine Aufgabe erfallt. Historische Reminiszenzen und damit verbundene Barteiintereffen find die Feinde diefes Gedankens. Darum, so schloß Drews seine mit äußerst starkem Beifall aufgenommenen Ausführungen, sei jeder ein Apostel für den Einheitsstaat.

Baldwin wird selber antworten. Ein neues Mißtrauensvotum der Arbeiterpartei.

Condon, 19. November.  ( Eigenbericht.)

Rom  , 18. Rovember.( Stefani.)

Das Berordnungsblatt der faschistischen Partei ver öffentlicht unter der lleberschrift Frankreich   und Südflawien folgende Erklärung: Das faschistische Italien   hat mit vollkommenfter Ruhe die Meldung von der Unterzeichnung eines Freundschafts­vertrages zwischen der franzöfifchen Republik und der Monarchie des Königs Alexander aufgenommen, der in Jugoslawien   über zehn verschiedene Wölfer herrscht, die nach Qualität und Quantität mit dem habsburgischen Mosait der Borkriegszeit verglichen werden fönnen und es sogar noch übertreffen. Es lohnt sich, daran zu erinnern, daß Jugoslawien an einer territorialen Ele­phantiasis" leidet, und daß es sich zusammensetzt aus Serben, Stroaten, Glowenen, Deutschen  , Ungarn  , Rumänen, Bulgaren  , Italienern, Türken Albaniern, Montenegrinern und Zigeunern. Der Bertrag wurde im März 1926 paraphiert. Zwanzig Monate später ist er mit vollem Namen und Bornamen unterzeichnet worden, wozu man den 11. November wählte, d. h. das Datum des interalliterten

Sieges, an dem wenigstens drei Biertel der heutigen Jugoslamen nicht teilgenommen haben, da fie im feinblichen Lager dienten. Der französisch- jugoslawische Bertrag wird in Paris   als eine Friedensafte, in Belgrad   als ein Rriegspatt betrachtet. Das serbische Bolk, das definiert worden ist als ein an Nerpen­anfällen leidendes Bo1f", macht sich die Illusion, eine nur in feiner Einbildung bestehende italienische Eintreifung durch brochen zu hohen, und hat fich fouten Freubentundgebmgen hin­Desterreich aus der Zeit der Habsburger  . Aus diesem Grunde blidt ihm das faschistische Italien   ruhig in die Augen,

Die englische Arbeiterpartei hat am Freitag das meife an Die englische Arbeiterpartei hat am Freitag das 3 meite angegeben. Sugaflappien ist nur ein revidiertes und verschlechtertes gefündigte misfrauensvofum im Unterhaus eingebracht. Baldwin hat fich daraufhin bereit erklärt, einen Tag für die Debatte freizugeben. Er will sich dabei persönlich gegen den Vorwurf verteidigen, jeine Pflicht gegenüber der Opposition verletzt zu haben, indem er Macdonald nicht persönlich antwortete. Die Abstimmung über das Mißtrauensvofum erfolgt voraussichtlich am Donnerstag.

Jum ,, Sultan von Maroffo" wurde gestern der dritte Sohn des verstorbenen Sultans Mulan Juffuf, Sidi Amada, proflamiert.

Noch einmal: Orpheus und Eurydike" diesjährigen Magdeburger   Boltsbühnentag feine erften Lorbeeren

Städtische Oper.

Es verbietet sich, auszusprechen, daß der Held der Oper ein untröstlicher Witwer ist verbietet sich darum, weil wir uns scheuen, in ein Wert wie dieses Begriffe unseres Alltags( jofern in unserer Alltagswelt Witwer untröstlich sind) zu tragen und von seinen Gestalten zu reden, als feien sie schlechthin unferesgleichen. Aber mas ist es denn, das bem in seiner Unsterblichkeit unnahbaren Kunstwert Unsterblichkeit verleiht, wenn nicht eben die Tatsache, daß das ewig und allgemein Menschliche, das darin abgewandelt mird, uns alle, jeben auf der Galerie und im Bartett, persönlich berührt? Das Wenschliche, als Einzelfall von Künstlerhand in jene Höhe gehoben, in der es dem Alltag weit entrüdt ist.

Ein anderes: es kommt darauf an, was das Theater aus dem Werk macht, das ihm anvertraut ist. Irrtum, für genügend zu halten, daß deffen Wiedergabe getreu und erschöpfend, daß sie fozusagen in allem richtig" fei. Wie schört gefungen werden foll, Don wie erlefenem Material die Stimmen der Sänger zu sein haben, steht nicht in der Partitur; und welchen Grad innerer Lebendigkeit ihre Berwirklichung einst erlangen wird, vermögen Buchstaben und Notenzeichen nicht anzuzeigen. Niveau läßt sich nicht vorschreiben, noch jene tief ins Wert sich verjentende Liebe des Nachschaffenden, die selbst Schöpferfraft ist.

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Der Sprech- und Bewegungschot der Bolfsbühne, der auf dem erntete, hatte zu einem Werbeabend ins Künstlerhaus ge­laden. Die Menge der Besucher zeigte, welch großes Interesse dem Wirken des Chors entgegengebracht wird. Und die Darbietungen rechtfertigten dieses Interesse. Der Obmann der Chormitglieder, der Sprechchorleiter Karl Bogt und Bera Storonel sprachen fluge Worte über die Aufgaben und Ziele dieser Gemeinschaft, die nicht Künstler erziehen, sondern eine neue volkstümliche Festkultur schaffen will. Berthe Trumpy   führte eine lebungsstunde des Bewegungschors vor und gab in einigen Roftproben einen Begriff von dem, was man bisher erreicht hat. Namentlich der hinreißende, von der Storonel komponierte und hier zum erstenmal öffentlich gezeigte Revolutionstang" fand jubelnden Beifall. Dichtungen von 3ech und Toller, durch Karl Vogt   einstudiert, befundeten die gänzende Sprechtechnik des Chors. Bie Vogt in seinem Schlußwort mitteilte, soll der Chor jezt vergrößert werden. Der Einladung zum Beitritt werden zweifellos viele folgen. Es wäre aber auch zu wünschen, daß unsere jungen Boeten mehr Intereffe für die Sache zeigten. Denn was vor allem nottut, find geeignete Terte, die in strengster, knappster, schlagkräftigster Form reine Gefühlsinhalte ge­ftalten und alles troden Berstandesmäßige ausschalten. Es liegen hier ganz neue und sehr lohnende Aufgaben vor. Also heran, ihr Musenföhne, stimmt die Lenern und helft dem meisterhaft geschulten Chor der Volksbühne! Der seinerseits euch helfen will, eure Schöpfungen volkstümlidy zu machen. J. S.

Felig Malden gestorben. Inmitten feines Schaffens für untere Arbeitermusif ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten durch einen plöglichen Tod dahingerajft worden: Felig Malden( Dr. Mandel­ftam) hat unserer Arbeitermusikbewegung wohl ein halbes Hundert wundervoller Chöre von deutschen   und ausländischen Bolksliedern geschenkt. Ueberall werden seine russischen Volksweisen He Uchla", An dem Strom der Mutter Wolga  " und andere gesungen. Seine Fassung von Wann wir schreiten Seir an Seit ist allgemein ver­breitet. Auch als feinsinniger Ueberfeger von zahlreichen aus ländischen Volksliedern hat der sprachgewandte Künstler Wertvolles geleistet. Sein Andenken wird stets in Ehren bleiben.

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21. G.

Um Gluds Orpheus" handelt es sich, und um den ,, Orpheus  " der Städtischen Oper. Daß diese Aufführung, deren Niveau unsern Opernalltag hoch überragt, das Menschliche, das tief, dach tief verborgen im Wert stedt, lebendig macht, erklärt ihren überwältigenden Erfolg, erklärt die überraschende Bublikums: wirtung seiner Oper, die nie eine Bublitumsoper gewesen ist doch es nun, hoffentlich, bleiben wird. Die Hauptrollen sind jetzt( aus Gründen des internen Betriebs) neu befeht. Unmöglich fonnte das, nach dem idealen Eindruck des ersten Abends, einen Gewinn bedeuten. Aber Rosette Andan als Orpheus und Berta Riurina als Eurydike   zwei Sängerinnen von hohem Rang fügen sich in das Gesamtbild, daß es kaum verändert scheint. Das Bild ist dasselbe geblieben; tein Anlas alfo, noch einmal davoit zu reden. Aber das ist ja das Grundübel unseres Theaterlebens, Die Bühnenkunft in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im baß alle öffentliche Aufmerksamkeit fich auf die Premiere fon- Rahmen der künstlerischen Veranstaltungen des Bezirksamts zentriert, und daß mit dem Reiz der Attualität das Interesse Charlottenburg   sprach im Schillersaal Dr. Johannes Günther erlifcht: das Intereffe des Bublifums für eine Rovität", die feine über die Entwicklung der Bühnenkunst seit Beginn des 19. Jahr­über die Entwicklung der Bühnenfunst seit Beginn des 19. Jahr mehr ist, sobald sie durch eine neue verdrängt morden und, hunderts. Der Stil der Beinarer Bühne, die unter französisch­allzuoft, auch das Interesse der Bühnenleitung, den Erfolg des flaffig'stischem Einfluß die große Bose und die eble Geste vom Reuen im Repertoire sich auswirken zu laffen: für den Alltag Schauspieler forderte, fand damals in Deutschland   fast allgemein haben wir ja, von alters her, genug eingespielte" Opern. Warum Aufnahme. Der Schauspieler sprach nicht mehr, sondern er defla­ift, nach zwei Wiederholungen, Berbis Falstaff" wieder ver- mierte. Das Theater hatte sich vom mittelalterlichen Gemeinschafts­jahmunden? Barum fehrt Gurnanthe" nicht wieder? Und theater zum Standestheater gemanbelt. Man forgte durch eine riadne"? Oder, obendrein durch die Orpheus" Senfation heute ſtrenge Glieberung des Zuschauerraums für eine vollständige geredezu aktuell, Glucks Iphigente"? Warum leben die Taten der Trennung der an Geld oder Rang verschiedenen Kreise. In diesen Städtischen Oper, die Schöpfungen Bruno Walters, nur in der ganz auf den äußeren Schein gestellten Theatern galt das Natür Erinnerung fortuith nicht auf der Pühne? Noch immer herrliche als roh und gemein. Der große tragische Stil, der ursprünglich ichen im Spielplan die abgefpleten Borstellungen ver. Aber nicht ei wirtlich fünstlerische Bereblung bes Theaters anstrebte, murbe am nsten portoire fehlt es, sondern an der Sorge( oder an der verflacht und völlig veräußerlicht und schließlich zu virtuosen Spiele­Hand), es zu gestalten. Klaus Bringsheim. reien von den Schauspielern mißbraucht. In Frankreich  , aber auch

Der preußische Staatsrat wird an Dienstag, dem 22. to pember, zu einem Tagungsabschmitt zusammentrefen, um neben fleineren Borlagen auch die Dortmunder   Eingemeindungsvorlage zu beraten. Für die Etatberatung mar her 29. November in Ausfidt genommen. Es ist aber vielleicht noch mit einer Hinausschiebung Siejes Termins zu reden. Jedenfalls aber soll der neue Etat ami 17. Dezember dem Landtage vorliegen.

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in England, zeigte sich dieser Rückgang der Bühnenfunst übrigens in gleichem Maße. Unter ten vielen uns aus dieser Zeit über­lieferten Namen von Schauspielern sind nur wenige, die uns wirf liche Künstler bezeichnen. Dr. Günther erwähnte als Bühnendar steller von Geschmad und können die Rachel, Ludwig Devrient   und Karl Seidelmann  . Der Vortrag wurde durch zahlreiche Licht­bilder erläutert. Dagegen wirften die dargestellten Szenen aus Racines Phädra", Immermanns Merlin" und Dumas Kean" so laienhaft, daß Dr. Günther seinen interessanten, von reichem Wissen dargebotenen Vortrag beffer nicht damit belastet hätte. 13. Frant Thieß liest. Der Dichterabend des Verbandes Deutscher   Erzähler im ehemaligen Herrenhaus war diesmal rant Thieß gewidmet. Es wäre zu diskutieren, ob Thieß wirklich ein Dichter" ist, wie Georg Engel   in seinen ein­führenden Worten ihn nannte. Es ist auch des Ruhmes wert, e'n guter Erzähler zu sein. Und das darf man Thieß unbestritten zuge­stehen. Thich hat den gelassenen, flaren, hellen Stil, der fernab von der Stadt wächst, der aus der Verbundenheit mit der Natur fich entfaltet, ausgeglichen und harmonisch wie fie. Schon um diesen beruhigenden Stils willen, der scheinbar aus sich heraus die tiefe Logif ber Dinge und des Gefchehens erfühlt, muß man den Erzähler hieß lieben. Aus seinem vielleicht innerlichsten und menschlichsten Roman Das Tor zur Welt" las er einen Abschnitt, der in der zärtlichen Schlichtheit des Ausbaus an die schönste Brosa Hermann Heffes erinnerte. Start, fraftvoll, aber immer ohne Haft gab er das Uretlebnis der Schöpfung in der Hochzeit des Fischers" aus dem Frauenraub". Zum Schluß hörte man aus dem Manuskript einer Novelle Angst und Erlösung" den Anfang und Schluß. Da aber Thieß den dazwischenliegenden Teil den Inhalt nach umriß, so stellte er das ganze Bert zur Diskussion. Man gewann den Ein­brud, taß Thieß hier machmal von seinem eigensten Wege abirrte. Die Handlung, die den Lebens- und Liebeskampf der alternden Frau gibt, fordert die strenge pinchologische Klarheit, die Thieß natürlich ist. Stait deffen läßt er sich gerade in diesem Wert ge­legentlich durch malerisch gesehene Impressionen zu artistischen Spielereien hinreißen. Bielleicht treten diese Momente bei der Lektüre des ganzen Werkes weniger hervor. Aber Thieß hätte diesen fünftlichen Aufputz an dem Gebäude seines Werks am besten ganz

vermieden.

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Les.

Eine Strindberg- Aufführung in Dresden  . Im Nachlaß Strindbergs hat sich ein historisches Schauspiel gefunden, betitelt Der legte Ritter". Sein Held ist Sten Sture  , schwedischer Reichsvermejer um die Zeit, da Luther   seine 95 Thefen an die Schloßkirche in Wittenberg   schlug. Sture, ein reiner Tor, halb Bayard, halb Don Quichote, geht zugrunde, meil er noch im 16. Jahrhundert an den ritterlichen Menschen glaubt. Er wird betrogen von Freund und Feind, die feine hochgemute" Gesinnung als findliche Schwäche deuten und schließlich recht behalten. Sture ist ein jüngerer Bruder Gößens von Berlichingen, jedoch ohne dessen Naturhaftigkeit und Straft. Man benft, bört man ihn reden, fieht man ihn handeln: Bu fchön, zu edel für dieje Belt!- und spürt bei seinem Uniergange nichts von tragischer Gr schütterung. Sechs Bilder hat das Stüd. In den ersten dreien scheint fich ein Drama vorzubereiten. Donn flauen Spannung und

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