Nr. 549 44. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts 20. Rovember 1927
en Sonntag,
Ausbeutung des Toten Meeres. äufig noch zweifelhaft ist, weil bie palästinensische Regierung aus dem Meere ausreichend gesichert ist. Die Ausnügung
Hauffe für Sodom und Gomorrha.
Obwohl dieses Schicksal der Toten Meer- Konzession vor noch Borbehalte verschiedener Art macht, steht das Tote Meer als Zukunftsfaktor für Palästina augenblicklich starf in Haifa , im November.( Eigenbericht.) Hausse. Fire Federn haben den Wert seiner Erträge bereits Hoffnungen sind zurzeit der wichtigste Produktions- genau auskalkuliert und auf 5000 Millionen Mart bewertet. gegenstand der palästinensischen Wirtschaft. Wie jedes in Im Zusammenhang damit wird bereits von einer Ummer den Anfängen stehende Kolonialland befindet sich Balästina tung aller Werte auf dem internationalen Kalimarkt genach dem Fehlschlagen verschiedener Experimente eifrig aufsprochen, da die phantastische Menge der im Toten Meer der Suche nach dem Mittel, das einer jüdischen. Massenein wanderung den Anreiz eines Landes von Milch und Honig geben soll. Entsprechend der von dem Tempo und den Di
und die Versorgung Palästinas durch die Salzgewinnung der Kalivorräte stößt ebenfalls auf erhebliche technische Schwierigkeiten. Selbst wenn die Verarbeitung des Rohprodukts an Ort und Stelle in Frage fäme, so muß ihre fommerzielle Ausnutzung an dem Fehlen jeder Berbindung zum Meere scheitern, die erst mit dem Aufwand großer finanzieller Mittel hergestellt werden muß. Das bisher einzig und allein feststellbare Plus für die palästinensische Wirtschaft wäre eine erhebliche Herabseßung der Düngemittelpreise, die allerdings auch nur eintreten würde, wenn sie die palästinensische Regierung als eine der Bedingungen für die Kon
menſionen hochtapitaliſtiſcher Entwicklung beeinflußten jüdi- Oeffentl. Versammlungen geffionserteilung fordert. Db unter diesen Borauslegungen
' chen Mentalität ist alles, was zur Entwicklung des gelobten Landes geschieht( und es geschieht tatsächlich manches), unzureichend und Stümperei, wenn sich nicht in furzer Zeit ein Goldregen über Palästina ergießt und aus ihm ein neues Kanada oder Australien natürlich ohne die Anfangsschwierigkeiten dieser Länder macht.
-
Die schon so oft enttäuschten Hoffnungen auf eine solche Butunftsentwicklung haben seit turzem neue Nahrung da durch erhalten, daß die Ausbeutung der Bodenschage des Toten Meeres in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint. Schon unter türfischer Herrschaft und während des Weltkrieges hat es Bemühungen in dieser Richtung gegeben. Seit der Besizergreifung Palästinas. durch England hat jedoch eine Art Wettrennen um die ToteMeer- Konzession eingefeßt. Die Zahl der Bewerber hat sich im Laufe der Zeit erheblich eingeschränkt. Augenblicklich ftehen nur noch vier Syndikate, ein amerikanisches, ein australisches, ein englisches und ein englisch - jüdisches zur Disfussion. Troßdem die Verhandlungen über die Konzession ſelbſt in tiefem Stillschweigen geführt werden, gilt es allgemein schon als sicher, daß das englisch - jüdische Konsortium die Zuteilung erhalten wird. An seiner Spige steht ein aus Sibirien stammender Ingenieur Nowomensty, der aber in Wirklichkeit der Vordermann der Firma Mond , Brunner u. Co. ist, hinter der wiederum der BritishChemical Trust steht. Diese Zusammenhänge erhellen aufs neue die engen Bindungen zwischen englisch - jüdischem Finanzkapital und der Erschließung Palästinas, die mit den fozialen Experimenten zu einer landwirtschaftlichen Siedlung Palästinas nicht das geringste zu tun haben, sondern voll fommen in der Richtung tendieren, Palästina in die vom Londoner Kapital ausgebeuteten Rolonial länder zu bringen. Das wirtschaftliche Ziel dieser Art von Aufbaupolitik besteht in nichts anderem als in Rolonial wirtschaft mit guten Dividenden.
Montag, den 21. November
um 19 Uhr im großen Saal des Stadttheaters Copenid, Friedrichstraße 6. Thema: Bürgerblod und Sozialdemokratie. Referent: Reichstagspräsident Paul Löbe . 16. Kreis Cöpenid der SPD .
-
Mittwoch, den 23. November
um 19 Uhr in der Schulaula des Realgymnasiums, Charlottenburg , Schillerstraße 26. Thema: Unser Weg zur Eroberung der Staatsmacht. Referent: Dr. Paul Levi , MdR. 57. Abteilung- Charlottenburg der SPD.
befindlichen Kalifalze Palästina in die Lage versehen soll, sich mindestens zum Beherrscher des asiatischen martes zu machen.
Außer Frage steht, daß das Tote Meer tatsächlich große Quantitäten wichtiger Mineralien enthält. Nach den Angaben des Berichtes der palästinensischen Regierung sind 2000 Millionen Tonnen Kaliumfalze, 950 Millionen Tonnen Magnesium Bromid, 22 Millionen Tonnen Magnesium Chlorid, 11 900 Millionen Tonnen Kochsalz vorhanden. Es ist durchaus möglich, daß diese Zahlen eher zu niedrig als zu hoch gegriffen sind. Daneben gibt es auch noch eine Reihe anderer Produkte, wie Asphalt, Gips und verschie dene mineralische Salze.
Die Ehrfurcht vor dem Vorhandensein dieser giganti schen Quantitäten verringert sich jedoch erheblich bei einer fritischen Betrachtung ihrer in dustriellen Verwendbarkeit. Nach dem Stande der heutigen Chemie bilden die verschiedenen Chloride nur unverwendbare Nebenprodukte. Die Rochsalzausbeute erDie Kochsalzausbeute er scheint ebenfalls unrentabel, weil sein Export unlohnend ist
eine Inangriffnahme der Erschließungsarbeiten lohnt, bleibt jedoch die große Frage, denn als Konkurrenz auf dem internationalen Kalimartt fönnte das Kali des Toten Meeres nur zu Preisen auftreten, die erheblich unter denen der deutschfranzösischen Konvention liegen.
Die Möglichkeit einer produktiven Ausnügung der Toten Meer- Schäße erweist sich unter diesen Umständen als sehr gering. Nach den letzten Nachrichten scheinen es die britischen Interessenten selbst nicht einmal sehr eilig zu haben. Der als Führer der Gruppe bezeich nete Sir Alfred Mond hat bereits nach. drücklich dementiert, daß der British Im perial Chemical Trust das Ausbeutungsrecht für das Tote Meer erhalten hat. Auch die Aeußerungen Nowomenstys flingen vorläufig sehr wenig zuversichtlich Das einzige, das aus den einander völlig widersprechenden Mitteilungen hervorgeht, ist, daß das engs lische Kapital im letzten Moment vor einer Entscheidung zurückschreckt, weil ihm das Geschäft nicht rentabel genug er fcheint, obwohl vor einigen Wochen noch Gerüchte über die Gründung einer Toten- Meer- Gesellschaft mit einem Kapital von 43 Millionen Pfund im Gange waren.
lung des Toten Meeres ist nichts weiter als ein typischer Das ganze Drum und Dran der Versuche zur Entwic Fall für die 3iellofigfeit und die Unsicherheit in den Methoden der kapitalistischen Kolonialwirtschaft. Ihre Vertreter spüren in diesem Fall deutlich das Schwanken ihrer Boraussetzungen und sind bei allem doch nicht start genug, auf die Hoffnungen möglicherweise vorhandener Profite zu verzichten. Sie werden deshalb nicht aufhören, Palästina die Fittion von ungeheuren Werten des Toten Meeres aufrechtzuerhalten, da vielleicht doch einmal ein günstiges Ronjuntturmoment eintreten fann, das die Ausbeutung des Toten Meeres zu einem profitablen Coup an den internatio= nalen Börsen macht.
1
dem Namen für ein riefiges Bildwerk des Altertums, fpricht mancher, ahnend, daß jener vielleicht eins der fieben Weltwunder gewefen. So groß war er, daß die Bavaria oder die Freiheitsftatue oder die Niederwald- Germania ihm höchftens bis ans Knie reichten.
J
Was der Koloß von Rhodos unter den Koloffal bildwerken der Welt bedeutet, das ist unfere
zu 5
unter den Qualitäts- Zigaretten. In ihr haben wir eine forgfältigft erprobte Mifchung aus beften türkischen mit ergänzenden mazedoni, fchen Tabaken verwirklicht. In unferer Gold, foliepackung ift diefe Zigarette vor jedwedem Austrocknungsprozeß behütet. Es ist felbftver, ftandlich, daß diefe Packung, die den fefteften Verschluß für den koffbaren Inhalt darftellt, zugleich in den Herftellungskoften fo erniedrigt wurde, daß alles Augenmerk der Güte des Tabaks zugewendet werden konnte.
and