Schwarzrotgold ftehrn. Schmarzretgofl» brachte in» We Jlepu. Mit, die Freiheit, die Krast und Freude des Ganze» am Baterwnd«. Nicht beschinrpsen wir die ehemalige Reichsflagge, sondern wenden uns gegen ihre Herabwürdigung zur Parteifahn«.— Lang- anhaltender Beifall folgte den Ausführungen.
Schwere Beschuldigung gegen einen Schupo. Der Polizeipräsident greift sofort ein. Aus einer Polizeiwache in Berlin -Oft meldet man eine schlimm« Mißhandlungsoffäre. Gegen einen dort tätigen Schupo. beamtsn wird die Beschuldigung erhoben, dah er einen von ihm zur Wache geführten Arbeiter in den Wochräumen schwer geohr» s e i g t habe. Der Mißhandelte soll infolge der Schläge eine be> trächtliche Minderung seiner Hörfähigkeit erlitten haben, so daß eine Trommelsellbeschädigung angenommen wird. Der Polizei- Präsident hat, sobald ihm dies« Beschuldigungen bekannt wurden, sofort eine eingehende Untersuchung des Voifalle» angeordnet. Sie ist noch nicht abgeschlossen, doch scheint— so berichtet jetzt au» dem Polizeipräsidium eine Korrespondenz— bereits festzustehen, daß der Beamte sich tatsächlich vergangen hat., Der Polizeipräsident hat daraufhin oeranlaßt, daß der Beamte keinen Dienst mehr t u n d a r f und daß die Akten unverzüglich der Staatsanwalt- s ch a f t übergeben werden. Zinna v. Bischofshausen u. Co. Die Anträge des Staatsanwalts. Die Beweisanfnahme im Prozeß Bischofshausen u. Co. ist gestern mit dem Gutachten des psychiatrischen und Büchersach- verständigen abgeschlossen worden. Der Büchersachveiständig« stellte fest: 1 300 000 M. Passiva— im Aktivum vielle cht ein Nominal- wert von 100V M. Der psychiatrische Sachverständige, Professor Dr. Strauch, erklärte, der Angeklagte sei ein aufgebrauch- tes Mitglied eines alten Adelgeschlechtes, ein seiner ganzen Konstitut'on nach etwas minderwertiger Mensch, der sich dem Willen des ihm überlegenen Angeklagten Künzel unter- geordnet habe. „Aber,' meinte der Vorsitzende,„er wird sich wohl der Straf- barkeit bewußt gewesen sein, als er Effekten in Depot nahm und sie am nächsten Taze losschlug.' Wer sollte daran zweifeln'? Herr v. Bischofshausen wird sich wohl auch der Unrechtmäßi gleit mancher seiner anderen Handlungen bewußt gewesen sein. Z. B. als er dem Grafen Poll! er vorschlug, ein aus den Namen der Firma v Bischofshausen u. Co. ausgestelltes Akzept, das, wie Bischofshausen ihm selbst sagte, wenig wert sei, seine Unterschrift zu setzen und es der Kreissparkasse vorzulegen. Gros Pollier hatte nämlich der Firma 30 000 M. zum Ankauf von Budapester Stadtscheinen gegeben, die in Wirklichkeit nicht gekaust wurden. In einem anderen Falle war es gar ein N e> chs b a n k r a t. den das Bankunternehmen hinein- zulegen oerstand: man helle ihm einen Gewinn von 100 bis 200 P r o z. versprochen. Besonders amüsant gestaltete sich die An- gelegenheit des Landrats v. Wutenau. Einmal war dieser Herr bereits auf die frühere F rma Künzel hineingefallen. Die Firma v. Bifchvfshausen schütte ihm ein Angebot und er gab den Auftrag. Wertpapiere zu kauften. Als er erfuhr, daß Künzel dahintersteckt und die Verträge lösen wollte, war die Firma natürlich nicht dafür zu haben. Ueberhaupt, ihre Sache oerstand sie vortrefflich. S'e a r. b e i t ete in allergrößtem Maß st ab e. Durch den Adressenverlag Thesmar verschaffte sie sich z. B. 1000 Adressen von katholischen Geistlichem aus dem Lande und oersandte ihnen optimistische Börsenberichte. Berlar jemand von den Kunden die Differenz bei dem Börsentermmgeschäst, so oellangt« die Firma von ihm Zahlung der Prämie, gewann der Kunde die Prämie, so wurde sie iyin nur in den seltensten Fällen ausgezahlt. Dagegen vorstand man es, ihn- stets- zu neuen Effektenkäufen zu oeranlassen. Selbst als es der Firma im September 1323 vollkommen klar war, daß nur«in Wunder sie über Wasser halten könnte, setzte sie trotz- dem die Versendung ihrer optimistischen Börsenberichte fort. Sie wind« auch nie müde, immer neue' Gelder zur Beteiligung an ihrem Unternehmen zu suchen. Ja. Graf L u ck n e r trug sich mit dem Gedanken, etwa 300 000 b i s 600 000 M. in das famose Unternehmen hineinzustecken. Auch mit dem bekannten S p r i t- W e b e r führte man Verhandlungen wegen emer Beteiligung in der Höhe von einer Millionen Mark. Die Unterbilanz der Firma hatte sich ober im Lause eines Jahres von 70 000 M, auf 1 300 000 M. erhöht. Künzel und Bischofshausen ließen also in ihre Taschen etwa 180 000 M, wandern. Bei solchen Praktiken der Firma war es we'ter nicht verwunder- lich. wenn der Staatsanwalt von seinem Standpunkt aus sich im Recht glaubte, als er für den Angeklagten Künzel vier Jahre Gefängnis und fünf Jahre Ehrverlust, für o. Bischofshausen zweieinhalb Jahre Gefängnis, iür den Angeklagten Lewi achtMonate und für Müller und Sasse je drei Monate beantragte. Für den letzteren stellte er dem Ger'cht anheim, die Gefängnisstrafe durch eine Geldstrafe zu ersetzen. Das Urteil ist heute in den späten Abendstunden zu er- warten._ Einbrecher Kirsch im Verhör. Das Loch in der Decke. Der entsprungene und wieder ergriffene GeS»schranteInbvech«r Kirsch wurde gestern von ein«n Beamten de» Sonderdezernats der Kriminalpolizei in Potsdam noch einmal verhört. Die Ein- bräche in die Stationstassen von Genthin und Crx- leben bestreitet er nach wie vor, den in Belzig kann er nicht leugnen. Wie er" sagt, hatten er und sein Freund e« hier zunächst auf die Kreiskasse abgesehen, nach dem Ergebnis ihrer Beobachtungen erschien ihnen dieser Einbruch jedoch zu schwer. Deshalb wandten sie sich der Storionskasje zu. Hier hätten sie auch die ganze Nacht Zeit gehabt, wenn nicht ein Zufall dazwischengekominen wäre. Ein Beamter hatte Frachtbriefe für einen Güterzug, der gerade abfahren sollte, vergessen. Der Stationsvorsteher lief schnell in das Gebäude, um sie zu holen, sah hierbei das Loch in der Decke und entdeckte so den Einbrach noch zeitig genug, um die Kasse vor Schaden zu bewahren. Di« beiden Einbrecher, die er selbst nicht loh, hörten Ihn und liefen davon. Was leine Flucht auf dem Transport betrisst. so behauptet Kirsch, daß er die Werkzeuge zum Durchsägen der Fesseln und zum?lufbrechen des Fußbodens in dem Zuge selbst.gefunden' habe. Das kann nur eine Ausrede sein. Bon der Strecke bei Paulinenaue will er in seiner Zuchthauskleidung nach Neu-Ruppin gelaufen sein. Dort habe er von einem Freund« außer drei Mark einen neuen Anzug erhalten, in dem er sich dann nach Berlin begab.
Dachstuhlbraud in Charlottenburg . Im Dachlswhl des Borderhauses Mommfenstraße IS zu Charlottenburg , in dem sich das Mommjen-Sanatorium de- findet, brach gestern gegen 15 Uhr Feuer au», da« sich sehr schnell ausbreitete. Die Feuerwehr, die mit drei Löschzügen anrückte, war über zwei Stunden mtt der Bekämpfung de» Brandes be- schäftigt. Ein großer Teil de, Dachstuhl«» siel den Flammen zum Opfer. Der Feuer- bzw, Wasserschaden ist er«>eblich. jedoch durch Bersicherang gedeckt. Nach den bisherigen Feststellimaen ist da» Ffner aus noch unbekannier Urjoche in der Waschküche enckionden. von wo ,e auf den DachsNihl übersprang.— Di, Löschaibeitcn wurden durch den starken Wind besonder» erschwere
Motorrad, Auto und Behörden.
Sind wir auch vorläufig noch weit davon entfernt, daß wie in Amerika jeder Arbeiter sein Automobil besitzen kann, so ist doch aber zweifellos das Kraftfahrzeug— Automobil wie Motorrad — heute bereits in weite Volkskreise vorgedrungen, denen es ein unentbehrliches Gebrauchsfahrzeug ist. Daß diese Leute durchweg allesamt Selbstfahrer sind, bedarf wohl kaum der Er- wähnung. Die Mehrzahl der Selbstsaheer besteht natürlich aus Laien und das Derhöltnis vom Laien zum Fachmann wird noch immer größer wenden. Teilweise hat die AutomobUindustrie dieser Taisache bereits Rechnung getragen und manches in der möglichst einfachen Ausgestaltung des Kraftwagens getan. Dennoch darf sie hier nicht stehenbleiben, sondern muß in noch weit größerem Maße bemüht bleiben, die Handhabung der Fahrzeuge und alles Drum und Dran so einfach wie möglich zu gestalten. Die Fahrerprüfungen. Unbedingt reformbedürftig sind vor ollen Dingen einmal di e Ausbildungs- und Prüfungsvorjchriften, die mehr oder weniger noch aus einer Zeit stammen, da das Automobil noch als ein Wunder bestaunt wurde Heute aber, nachdem man längst erkannt hat, daß es sich um ein G« b r a u ch s f a h rz e ug für unendlich viele Berufsarten handelt, sind diese Bestimmungen längst überlebt. Schon allein die Erlangung eines Führerscheins ist mit Scherereien, Unkosten und oft auch Schikanen oerknüvst, die viel« davon abhalten, sich ein Motorrad oder gar«inen Wagen anzu- schaffen. Wer sich ein kleines Motorfahrzeug anschafft, muß oft mit jeder Mark rechnen und di« vielen Nebenausgaben für alle möglichen Formalitäten fallen sehr empfindlich in die Wagschale. Wozu Beibringung von Geburtsurkunden, ärztlichem Attest und sonstiger Scherze? Bekanntlich kann nur der den Führerschein bekommen, der den Nachweis erbringt, daß er in einer behördlich konzessionierten Fahrschule Fahrunterricht genommen Hot. Diese höchst u n z e i t g«- mäße Bestimmung erstreckt sich sogar auf den Motorrad- führerschein! Der Besuch solcher Fahrschulen bedeutet weiter nichts, als eine empfindliche Geldausgobe. Man stell« sich nur fönendes, absolut nicht vereinzelt dastehende Beispiel vor. Ist es der Familie eines kleinen Mannes nach langem, langem Sporen gelungen, sich ein Kleinauto anzuschaffen, dessen Preis nur wenig über dem eines schweren Motorrads liegt, so ist der Wunsch durchaus begreiflich, daß mehrere Familienmitglieder fahren können wollen. Die Kosten für den Fahrunterricht verbieten ihnen aber das. Schließ- lich sollte sich die Behörde nicht dafür interessieren, wo der Betreffende Fahren gelernt hat, sondern vielmehr ob er fahren kann. Innerhalb von Verwandten, Freunden usw. haben viel« Gelegen- heil, fahren lernen zu können. Um den Führerschein zu erlangen, müssen sie aber der Dorschrift nach die Fahrschule besuchen. Das erscheint als ein« außerordentlich ungerechte Maß- nahm«. Leider steht die Behörde noch immer auf dem Standpunkt, auf die konzessionierten Fahrschulen nicht verzichten zu können. Dabei aber gibt es heut« noch Fahrschulen, di« z. B. auf Wegen den Fahrunterricht erteilen, die nur noch in ein Museum gehören. Allerdings fei hervorgehoben, daß es eine Reihe von Fahrschulen gibt, die mit modernstem Unierrichtsmaterial arbeiten. Die Art der Führerprüfungen gibt immer mehr Anlaß zu berechtigten Klagen. Man sollte erwarten, daß es den Prüfungskommissionen darauf an- kommen sollte, daß die Prüflinge die Steuerung des Fahr» zeuges sowie die Verkehrsbestimmungen be- herrschen. Dies genügt vollkommen für den velbstfahrer. Darüber hinaus wird aber der rein technW-theorctischen Prüfung
eine Bedeutung beigemessen, die durch nichts gerechtfertigt erscheint. Hierbei stellen die Prüfenden Fragen, die eigentlich nur den ausgesprochenen Fachmann angehen. Ost genug kommt es vor, daß die Prüflinz« durchfallen, weil sie die technische Prüfung nicht bestehen. Sie können sich dann erst wieder zu einem späteren Termin zur erneuten Prüfung melden. Gewiß ist es sehr schön, wenn der Fahrer auch in technischen Dingen Bescheid weiß: dies darf ober nicht Gegenstand einer Fahrprüfung fein. Hier hat unbedingt eine Wand- lung einzutreten, denn es darf nicht angehen, daß der Ausbreitung des Mctorfahrzeuges immer wieder völlig sinn- und zwecklose Hindernisse in den Weg gestellt werden. Don den automobilistischen Ver- bänden. Dereinen usw. sind bereits auf Aenderunq der Ausbildungs» und Prüfungsbestimmungen abzielende Eingaben gemacht worden. Es kann nur dringend gefordert werden, daß die verantwortlichen Behörden endlich daran gehen, mit all dem Unzeitgemäßen und Ueberlebten aufzuräumen. Die Verkehrsregelung. Di« Verkehrsregelung macht noch den zuständigen Behörden viel Kopfzerbrechen. Es dürft« hier demnächst mit Aenderungcn und Neuerungen zu rechnen sein, die sich au» dem bisherigen Ehaos ergeben haben. Hoffentlich wirken sich die Studienreisen, die maßgebend« Beamte nach Ländern, in denen das Kraftfohrzeug eine weit größere Verbreitung hat als bei uns, unternommen haben. zum Segen der Fußgänger und Kraftfahrer aus, zumal Innen- Ministerium und Polizeipräsidium immer wieder betonen, daß sie auch für die Wünsche des Kraftfahrers Verständnis haben. Dos Zu Fuß gehend« wie das fahrende Publikum Hot «in Recht aus größtmöglichste Sicherheit. Vieles ist allerdings noch nicht dazu angetan, di« notwendige Sicherheit zu gewährleisten. Es sei nur an die unbeleuchteten Schutz- inseln, die Stroßenbahneinbettungen, den Asphalt bei Nässe u. a. m. erinnert. Ein Kapitel für sich bilden di« ungesicherten Bahnübergänge. Sie haben schon viele Opfer gekostet, aber die Reichsbahn denkt gar nicht daran. Abhilf« zu schaffen. Sie besitzt gar noch die Stirn, bei solchen Unfällen Ueberlebende wegen Transportgefährdung vor den Kadi zu stellen. Die Beschaffenheit der Straßen läßt teilweise noch viel zu wünschen übrig, wenn auch anerkannt werden soll, daß man stellenweise die Straßen gut verbessert hat. Aber selbst bei neuhergerichteten Straßen wird der sogenannte Sommerweg sehr störend empfunden. Vor ollem ist dieser sehr unangenehm für die Radfahrer, die beim Ausweichen oft nur zu leicht auf ihn geroten und dabei zu Fall kommen. Sehr wichtig ist es auch, daß die Straßensperrungen nur so lange vorgenommen werben, als es der Bau unbedingt er- fordert. Es kommt aber häufig genug vor, daß die Straßen noch tagelang noch ihrer Fertigstellung einfach au» Nachlässigkeit gesperrt> bleiben. * Eine große Enttäuschung bringt die neue Kraftfcchrzeugsteuer» vorlag« all denjenigen, di« auf das Automobil als Gebrauchsfahrzeug angewiesen sind. Man ist sich in allen Kressen klar, daß diese Sleueraorlaze genau so unvollkommen ist als die bisherige jetzt noch in Kraft befind Ii che Besteuerung. Es muß alles getan werden, um den verantwortlichen Rcichsstellen klarzumachen, daß es ein« voll,- wirtschaftliche Notwendigkeit ist, gerade den kleineren Fahrzeugen eine geringere steuerliche Belastung aufzuerlegen. Di« Einräumung vieteljährlicher Teilzahlungen genügt nicht im Eni- fernteslen, vielmehr müssen die Steuersätze herabgesetzt werden.
Bankräuber in Argentinien ? Eine merkwürdige Selbstbezichtigvng. Ein angeblicher Bankraub in Argentinien beschäftigt äugen- blicklich die Berliner und die- amerikanische Kriminal- Polizei. Unter der Selbstbeschuldigung, an diesem Verbrechen bcteUigt gewesen zu sein, erschien in der Nacht zu Montag vergon- gener Woche aus dem Polizeipräsidium ein Mann, der angibt, Isaak Weißberger zu heißen und in dem jetzt polnischen Orte S t r y am 1. Dezember 1894 geboren zu sein. Er behauptet, daß er Kaufmann und auch setzt noch polnischer Staatsangehöriger sei. Wie der Mann erzählt, wurde er von einem gewissen Da vi- d o w i t s ch angestiftet, bei einem im August 1326 in San Martin i n Argentinien geplanten Bankraub« als„Schmiere- st eh er' mitzuwirken. Der Anschlag galt dem Gebäude der Banco d e la P r o v i nz ia d e Buenos Aires' in San Martin und wurde auch durchgeführt. Während der angebliche Weißberger draußen aufpaßte, drangen fünf Mann in das Bank- gebäude ein, hielten die Angestellten mit ihren Manche st er- b ü ch s e n in Schach und zwangen sie so, ruhig zuzusehen, dah 60 000 Pesos weggenommen wurden. So hatte Davidowitsch angeblich zunächst berichtet. Später erzählte er dem Aufpasser, der die Vorgänge selbst nicht gesehen hatte, es seien bei dem Ueberfall zwei Angestellte der Bank erschossen worden. Nach dieser Tat hielt sich Weißberger, der von dem Raube 4000 Pesos abbekam, immer nach seiner Darstellung, erst in P a y s a n d u ln Uruguay und dann in Santa Eatharina in Brasilien auf. Im September 1327 kam er mit einem französischen Passagier- Kämpfer von Rio de Janeiro nach Lissabon und von da über Frankreich und die Schweiz nach Deutschland . Etwa Mitte des Monats betrat er den deutschen Boden m Friedrichshofen am Boden- see. Bevor er nach Berlin kam, hielt er sich in Frankfurt a. M. und i» Stuttgart aus. Bon Davidowitsch will er in einer spanisch-deut- schen Zeitung gelesen haben, daß er des Raubes wegen verhaftet worden sei. Hier in Berlin hat sich Weißberger, wie er sagt, vor seiner Gestellung 14 Tage lang in verschiedenen Hotels oufgehallen. Es ist nun aber merkwürdig, daß er nicht ein einziges dieser Hotels dem Namen oder der Loge noch kennen will. Er sogt, daß er auf den Namen nie geachtet habe. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er sich in dieser Beziehung ausschweigt. weil er die Hotels ohne Be- gleichung der Rechnung heimlich verlassen hat. Auch sonst ist der Mann augenscheinlich bemüht, seine Person zu verschleiern. Was es mit diesem Manne, der gut aussteht und auch noch gut gekleidet geht, aber kein Gepäck besitzt, auf sich hat, was an dem angeblichen Raube in San Martin Wahres sst und was er sonst auf dem Kerb- holz haben mag, bedarf noch der Aufklärung. Mitteilungen, die das Dunkel um seine Person lichten können, nimmt Kriminalkommissar Werneburg im Zimmer 80 des Polizeiprässdiums entgegen. Weißberger wird einstweilen in Haft behalten. Er ist ein mittel- großer Mann mtt schwarzem, vorn hochgekämmtcm vollen Haar, dunkelbraunen Augen und schmalem glattrasierten Gesicht und trägt einen schwarzen Mantel mit Samtkrogen, ein«» braunkarierten An- zug und schwarze Schnürstiefel. Es scheint, daß er sich durch seine Selbstgestellung den Nachforschungen anderer Behörden entziehen will. Die>-e,pei1»-vereinIgung de» Berliner vokkrchor» veranstaltete am Sonntagabend«in Madrigalkonzert im Saal der Sing- okademie. Di« Anordnung und Durchführang des geschmrckooll ausgewählten Programm» bewies aufs neue das gründliche musikalisch« Können der �-copella-Bereinigung. da» der unermüdlichen Arbeit ihres D'rigenten Dr. Ernst Zander z» danken ist. Dos Konzert hatte sich die anspruchsvoll» Ausgab« gestellt,»inen Zlusschnitt au« der Blütezeit de» Madrigals darzubieten. Es führte die letder viel zu»venig zahlreich erschienenen Hörer zu dem Nürnberger Meister Han» Leo Häßler, dessen deutsch « E-genart. verbunden mit N rundlichem, am itallem schen Vorbild geschultrm musikalischem Können in dem frisch und lebendig dargebotenen»Ihr Musici' Au».
druck fand. Eine mcht leicht« Aufgab« fiel dem Sopran in den Kompositionen Luco. Marenzios, des musikalischen Dertreter» sinnlich schöner, süßer Melodik, zu. Zu den besten Leisküngen g» hörte das Madrigal des universalen niederländischen Me'ster» Orlando diLasso„Ich lieb« dich', dessen zart«, warme Innig. kelt vortiefflich zum Ausdruck kam. Interessant waren da» berühmte Madrigal Jakob Arcadelts„Der weihe, süß« Schwan ' und eine Komposition des Engländers John Bennet , die auch heute noch in England bekannt und beliebt und auf dem Programm der dortigen Madrigal-Dereiniaung zu finden ist. Die musikalischen Dar- bietungen wurien durch Rezilot onen Ludwig Hardt » unter- brachen. Der Künstler war in glänzender Stimmung und verstand es, dos Publikum gänzlich in seinen Bann zu ziehen. Er bot u. a. dos Märchen»Die Prinzessin und die Erbse', die Gesch'chte vom kleinen Hävelmann von Storm und di« köstliche plattdeutsche Er- Zählung vom„Swinegel', die stürmischen Beifall fanden. Ludwig Hardt ist ein gleich hervorragender Interpret humoristischer als auch ernster Dichlunqen. Die Darbietung der gewalt'gen revolutionären Dichtungen„Mahle, Mühle mahle' von Dehmel und der.Weber' von Heine waren ein Erlebnis.
Herbstkonzert des Friedrich-Hegar-ChoreS. Ganz im Zeichen stiller Trauer stand das Konzert des Friedrich, Hegar-Chores am Totensonntag im„Orpheum*, Hasenheide. M�riedrich Hegars„Totenvolk' leitete den Abend ein. Das schmerzliche apitel aus Schlossers Wellgeschichte von den wusenden erfrorener Soldaten, die im Januar 1713 im rauhen Crenzgebirg« auf dem Wege zur Heimat den Tod fanden. Es folgte dann ein Eello- Konzert von Tombella, sehr sein und zart im Ausdnick. Eello-Solis von Tschaikowsky und Grüßmacher, die mit ihren schonen, dunklen Akkorden eine richtig« Weihestimmung erzeugten. Sehr schön und innig sang der Chor„Am Heimweg' von Trunk,„Das Dorf' von Bartosch und noch viele andere volkstümlick?« Totenlieder. Mächtig brausten die�Töne ini daroufsolgenden Chorgesan�„Die beiden Särge' von Friedrich Hegor, dem Lied vom toten König Othmer und seinem Sänger. Und wie sich aus stiller Trauer langsam wieder die Sehnsucht noch dem Leben löst, so wurden auch die Gesänge nach und nach schmerzbesreiter und freudig, voll Zuversicht wurde Curtis- „Hoch empor' und der„Morgenzuruf' von Rahrbach, dem fein- sühligen Dirigenten der Veranstaltung, als Schlußgesang der sckönen Feier zum Vortrag gebrocht. Sehr stimmungsvoll klang auch ein Instrumentalquartett von Poppers„Requiem'. Die Musikal- Solisten des Abends, das Liebermann-Tri». die gutgeschiilten Chöre und nicht zuletzt der feinempfindende Dirigent, Studienrat Rohrbach, gaben dem stillen Trauertag einen schönen, würdigen Abschluß. Vermehrung der öffentlichen Fernsprecher. Die Reichspostverwaltung beabsichtigt, die Zahl der öffentlichen Fernsprechstellen in Deutschland erheblich zu vermehren. Die Ober- postdirektionen sind angewiesen worden, nicht nur aus Bahn- Höfen und tu Postämtern öffentliche Fernsprechstellen einzurichten, sondern auch mehr als bisher auf öffentlichen Straßen und Plätzen und in Zigarrengeschäften und Kaufläden, bei letzteren gegen Gewährung besonderer Doi teile. _ Die Stadtverordnetenversammlung hat Ihre nächste Sitzung am Donnerstag um 16?« Uhr. Wnd in ihr der Stadtverordnete Faltz le'ne in der borigen Sitzung so stürmisch unterbrochene Rede fortsetzen?.,
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• Das ideale VCitZ A bführ-Konfek}